Salzkammergut Trophy 2022 (B-Strecke)

"Die Hölle, das sind wir selbst" heißt es bei T.S. Eliot. Entsprechende Androhungen sind daher maximal eine Konfrontation mit sich selbst. Ich persönlich war schon in mehreren Höllen (in Rad-Begriffen gesprochen): es gab die (für diesen Blog namensgebende) Fahrt durch die Hölle des Nordens nach Roubaix, ich war im Ortsteil Hölle in Illmitz am Neusiedlersee und jetzt eben auch noch im Salzkammergut. Metaphorische Höllen gab es derweil mehrere: Situationen, in denen ich nicht mehr konnte oder wollte, in denen ich den Wind angebrüllt habe, wo ich das Rad wütend in die Wiese geworfen habe, vor Anstiegen kapitulieren oder körperliche Schmerzen überstehen musste. Um noch kurz bei pathetischen Sprichwörtern zu bleiben: viele dieser Erfahrungen machen einen stärker oder (hoffentlich) klüger, manches wird man beim nächsten Mal anders machen. Ich werde durch solche Erfahrungen meistens gelassener. "Die Hölle des einen ist das Paradies des anderen" könnte man abwandeln. Aber ich schweife ab... Jedenfalls rühmt sich auch die Salzkammergut-Trophy mit Hölle und Teufel - letzterer ist auch physisch anwesend, feuert und schreit die Teilnehmer*innen des Rennens an und motiviert auf diese Weise, die doch recht anspruchsvollen Strecken und Anstiege zu meistern.

Kommen wir lieber zu "meiner" Geschichte mit der Trophy. Meine Rad-Wurzeln liegen ja beim MTB, das Rennrad kam da erst weitaus später in mein Leben. Dementsprechend war die Trophy schon immer auf meiner To-Do-Liste recht weit oben drauf, allerdings gibt es da das alljährliche Termin-Dilemma, finden doch am Trophy-Wochenende immer auch andere Rennen statt (es gibt jedes Jahr 2-3 solche Wochenende, wo man sich für ein Event entscheiden muss...). Und da war es bis dato fast immer so, dass ich mich doch für die inoffiziellen Meisterschaften meines Vereins PBIKE entschieden habe, die im Rahmen der Wachauer Radtage ausgefahren werden. Dieses Jahr war mein Plan ja eigentlich, beim Three Peaks Bike Race an den Start zu gehen, daher habe ich für die Wachauer Radtage schon früh abgesagt. Dann war mein persönliches Three Peaks gestrichen und plötzlich war da ENDLICH Raum und Zeit für die Salzkammergut-Trophy! Die Freude war groß, die Vorfreude noch größer und der Leichtsinn ebenso, war ich doch gleich für die zweitlängste Strecke angemeldet, bei der 120 Kilometer und knapp 4.000 Höhenmeter zu absolvieren sind.

Rennrad vs. MTB?

Nun verbringe ich doch den größeren Teil meiner Zeit auf dem Rennrad oder auf dem Gravel-Bike (und Gravel im Osten Österreichs ist dem Rennradfahren dann doch ähnlich). Die Teilnahme an einem MTB-Rennen ist dann also doch zu einem gewissen Grad ein Eintauchen in eine andere Welt. Ja, alles hat zwei Räder, aber damit sind die Gemeinsamkeiten dann im Wesentlichen schon erledigt. Strecken, Fahrtechnik, Kraftentfaltung, Leistungsoutput, Abfahrten - das sind dan doch MTB-spezifische Dinge, die man sich idealerweise in der Vorbereitung noch aneignet. Meine persönliche Vorbereitung war etwas anders ausgestaltet - so wie ich die meistens meiner Events und Veranstaltungen tendenziell immer eine Spur zu leicht nehme. So waren es im Endeffekt ein paar Ausfahrten mit dem MTB in Osttirol, die zwar durchwegs anspruchsvoll waren, aber in Summe eben nicht ausreichen, um sich auf ein Format wie die Trophy vorzubereiten. Wobei das ziel von Anfang an war, durchzukommen und einmal einen Fuß in die Welt von MTB-Marathons zu setzen. Schließlich war es mir in den vergangenen Jahren schon immer wichtiger, etwas Neues auszuprobieren und anzuschauen, als mich irgendwo um 4 Plätze zu verbessern. Wohlgemerkt wäre das vermutlich auch nur eine Verbesserung von Rang 379 auf 375 - also eigentlich irrelevant, wenn es gleichzeitig unzählige andere Dinge gibt, die man ausprobieren kann.

Die Familie feuert an!

Und weil es bei mir in diesem Fall eben mehr ums Dabeisein als um die Platzierung geht, haben wir aus dem Trophy-Wochenende kurzerhand einen Familienurlaub gemacht. Die Gegend rund um das Rennen bietet so viele Möglichkeiten zur Erholung, Sehenswürdigkeiten und Ausflüge, dass es fast schon fahrlässig wäre, nur für das Rennen anzureisen. Ausgangspunkt für das gesamte Wochenende war die Hagan Lodge in Altaussee, wo man als Familie eine eigene kleine Hütte beziehen und sich seinen Urlaub individuell gestalten kann (und sich nicht sorgen muss, dass die eigenen schreienden Kinder die Urlaubenden im Nachbarzimmer aufwecken oder stören...) Die Hütten bzw. das Hüttendorf bieten außerdem die passende Infrastruktur für Radfahrende - sei es direkt (Stichwort Radwaschanlage) oder Indirekt (Sauna in der Hütte!).

Die Familie mitzuhaben, mögen manche als zweischneidiges Schwert ansehen. Ich finde es schön, rund um eine Event Zeit mit der Familie zu verbringen und das Ganze mit einem Urlaub verbinden zu können. Ist man auf die absolute Leistung aus, mag es vielleicht die optimale Vorbereitung auf ein Rennen beeinträchtigen, wenn man kurz davor noch Ausflüge macht oder in der Nacht nicht die absolute Ruhe genießen kann. Unser Ausflug nach Hallstatt war jedenfalls sehr schön, auch aufgrund der Tatsache, dass sich (hauptsächlich asiatische) Touristenmassen aufgrund von Corona-Auswirkungen noch nicht wieder in vollem Ausmaß über das Juwel am See gestürzt haben. Die kurze Fahrt mit der Zahnradbahn hinauf zum Salzberg hätten wir - im Nachhinein betrachtet - vielleicht doch machen sollen. Das hätte der Streckenkenntnis genützt, aber dazu gleich mehr...

169k-erprobte (und kindertaugliche) Ausflugstipps: Bootfahrten am Hallstätter See, Besichtigung von Hallstatt, Bootfahrten am Altausseer See, Spaziergang durch Altaussee oder eine längere Runde rund um den See, Fahrt auf den Loser mit grandiosem Ausblick auf den Dachstein und die rundumliegenden Berge.

Die Trophy

Die Salzkammergut-Trophy gilt als Institution und bezeichnet sich selbst als größten und härtesten MTB-Marathon - im Jahr 2022 immerhin schon in der 25. Auflage! Und über die Jahre sind Programm und Varianten stetig gewachsen: sieben unterschiedliche Strecken für das Mountainbike, ein Gravel-Bewerb, eine e-MTB-Schnitzeljagd und zahlreiche Kinder-Bewerbe lassen kaum Wünsche offen und eigentlich sollte jede*r etwas passendes für die eigene Leistungsstufe finden. Los geht es mit knapp 22 Kilometern und 600 Höhenmetern (auf der G-Strecke), die absolute Königs- und Königinnenklasse ist sicherlich die berüchtigte A-Strecke mit unfassbaren 213 Kilometern und über 7.000 Höhenmetern. Und um eines gleich vorwegzunehmen: Bei vielen Events fährt man mit und denkt sich, "Ach, die längere Strecke könnte ich mir schon noch irgendwie vorstellen". Bei der A-Strecke der Trophy hingegen, gelangt meine Vorstellungskraft und entfernteste Idee des Möglichen an Grenzen. Ich bin glaube ich ganz gut belastbar und auch im Kopf recht stark, hab schon lange Strecken absolviert und kann ab und zu auch meine Grenzen etwas ausreizen. Aber wie man mit dem MTB über derartige Distanzen fahren kann (und noch dazu in einer flotten Zeit, wie es die Guten der A-Strecke machen) ist mir schleierhaft und wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch für immer bleiben.

B-Strecke

Ich habe mich für die B-Strecke mit 121 Kilometern und 3.800 Höhenmetern entschieden - irgendwie schien mir das für mein Leistungsniveau passend (Spoiler: NOT!). Dabei habe ich natürlich gekonnt außer Acht gelassen, dass 1. MTB-Kilometer sich mitunter massiv von Rennrad-Kilometern unterscheiden, dass man 2. mit dem MTB entsprechend langsamer unterwegs ist als mit dem Renner und man 3. auch noch Fahrtechnik, Erschütterungen und alles andere zur Erschöpfung "miteinrechnen" muss.

Gleich nach dem Start geht es 900 Höhenmeter bergauf, in der Gruppe und mit anderen Fahrer*innen um einen herum, damit fällt es noch etwas leichter, die Meter vor sich hin zu kurbeln. "Meter" deshalb, weil es bei mir gut 40 Minuten gedauert hat, bis die 10 Kilometer-Marke des Rennens "durchbrochen" war - da spielt der Kopf schon zu Beginn des Rennens verrückt, wenn man beginnt, die Dauer dessen hochzurechnen, was noch alles kommt. Teil dieses ersten Anstiegs ist auch ein sehr technischer Part - ein schmaler Trail, versehen mit großen Steinen und Wurzeln. Generell eilt der Trophy ja eher der Ruf voraus, nicht zu den technisch allzu anspruchsvollen Rennen zu gehören. Es gibt auf der B-Strecke drei Abschnitt, auf denen man nicht auf Forststraßen oder auf ausgetretenen Wegen oder Radwegen unterwegs ist. Und vor diesen drei Abschnitten hatte ich etwas Sorge, habe ich doch zwar technische Grund-Skills aber für die richtigen Fähigkeiten und das notwendige Selbstvertrauen im Gelände bin ich dann doch zu wenig mit dem MTB unterwegs. In die Karten hat mir der Regen gespielt, der am Vor-Vor-Abend des Rennens zwei dieser drei Abschnitte in matschige, rutschige und - in den Augen der meisten Teilnehmenden - unfahrbare Passagen verwandelt hat. Ich konnte daher ruhigen Herzens mit allen anderen mein Rad durch diese Abschnitte schieben - an Fahren wäre da für mich nicht zu denken gewesen.

Der schmale und steinige Weg in der Anfahrt zur Ewigen Wand war auch feucht, allerdings auch für meine Verhältnisse fahrbar. Ich habe an solchen Stellen auch gar kein Problem, meine Langsam(er)kein anzuerkennen und jene vorbeizulassen, die in mir auf der Jagd nach einer guten Zeit ein fahrendes Hindernis sehen. Die Ewige Wand selbst ist so etwas wie das (touristische) Wahrzeichen der Trophy. Der Zusatz "touristisch" deshalb weil es auch noch ein leistungstechnisches Wahrzeichen gibt - den Salzberg! (Dorthin kommen wir gleich). Die Ewige Wand ist meines Wissens nur während der Trophy für Radfahrende geöffnet - man fährt durch den Felsen, am Rand des Felsens und genießt dabei - wenn man kurz einen Blick riskiert - ein tolles Panorama über Bad Goisern. Ist man schnell genug oder auf der A-Strecke unterwegs, wird man dort in der Regel auch vom Teufel höchstpersönlich angefeuert (und mit ihm fotografiert!) EDIT: Die Ewige Wand ist von Mai-Oktober befahrbar im Rahmen des Streckennetzes.

Bei Lauffen gelangt man wieder im Tal an, überquert die Traun und begibt sich dann auf den entspanntesten Teil der B-Strecken-Reise: rund 20 flache Kilometer bis nach Obertraun. Durch Bad Goisern, Untersee und Obersee, entlang des Hallstätter Sees, über die spektakuläre Hängebrücke, die über die tiefste Stelle des Sees gespannt ist, mit kurzen Stichen aber immer mit tollen Ausblicken. Idealerweise hat man in diesem Abschnitt ein paar Mitfahrende, die einem Windschatten spenden oder mit denen man sich an der Spitze abwechseln kann. Man sollte die flachen Meter nämlich dafür nützen, Kräfte für die kommenden Aufgaben zu sparen bzw. - umgekehrt formuliert - nicht allzu viel Körner zu verschießen, weil man die noch verzweifelt benötigen wird.

D-Day am Salzberg

Kurz vor Hallstatt wird es nämlich ernst. Man kann gerade noch erspähen, welchen Höhenunterschied die Zahnradbahn zurücklegen muss, um nach oben zu kommen - eine Aufgabe, die nun mit dem Rad zu absolvieren ist. Ein schmaler Weg verläuft im engen Zick-Zack hinauf - zuerst noch auf Asphalt, dann auf Schotter und Erde (mit ungemütlichen Stufen drinnen). Und genau hier beginnt mein fataler Strecken-NICHT-Besichtigungsfehler, war ich doch in der Annahme unterwegs, dass der Salzberg nach diesen steilen Kehren erledigt ist und es oben raus flacher wird. Dabei hätte ein kurzer (genauerer) Blick auf das Höhenprofil gereicht, um zu sehen, dass die eingangs beschworene "Hölle" dort erst beginnt. Der Weg baut sich vor einem auf und während man sich mit jedem Meter wünscht, der Gradient würde menschlicher werden, wird er in Wahrheit immer steiler. Für mich ist an dieser Stelle nicht mehr an Fahren zu denken, sogar das Schieben fällt schwer in einer Mischung aus heiß, durstig, steil und müde. Das Lächeln, das man mit den ebenfalls schiebenden Mitbewerbern austauscht, schwankt zwischen Verzweiflung, Mitleid und "Was soll das bitte sein?". Ich werde von der Seite nach einem Multitool gefragt und nütze diese Gelegenheit für eine dringend, dringend, dringend notwendig Pause (während derer übrigens die spätere A-Strecken-Siegerin Babsi Mayer an mir vorbeiFÄHRT) - meine Verneigung vor jedem und jeder, die oder der bei solchen Steigungen und mit bereits einigen Kilometern in den Beinen hier noch im Sattel sitzt und sich dieses Berg erarbeitet. Der Schädel brummt und die Gedanken schwirren und man bildet sich schon ein, dass der Höllenlärm aus Kuhglocken und Geschrei aus dem eigenen Kopf kommt, bis man eine der vielen Fanzonen erreicht, bei denen man frenetisch angefeuert, angeschrien und so den Berg hinaufgetragen wird. Und während man die letzten Kilometer schon einige Male an der Funktionsfähigkeit des Wahoo gezweifelt oder einen Fehler im GPX-File erwartet hat, deutet sich dann doch irgendwann ein leichter Knick in der Route an und damit das Ende des Salzbergs - so gut war meine Recherche dann doch wieder.

Die Pause ist von eher kurzer Dauer, fehlen doch noch über 1.000 Höhenmeter und bis zum höchsten Punkt des Rennens, der Rossalm, fehlt auch noch einiges. Mein "Rennen" ist spätestens nach diesem Salzberg-Erlebnis gelaufen, den Rest der Strecke möchte ich halbwegs würdevoll absolvieren - längst habe ich für mich erkannt, dass die B-Strecke eher ein "Ötztaler" ist als eine Afterwork-Ausfahrt. Der Weg zur Rossalm ist gespickt von Fluchen, Fast-Tränen und vielen Pausen. Und nachdem die vorherigen Stunden (wieder einmal) ein ernährungstechnisches Waterloo für mich waren, fällt es mir auch schwer, meine Energiereserven wieder aufzufüllen (wer den richtigen Zeitpunkt verschläft, erfängt sich davon nicht mehr richtig...). Am höchsten Punkt stehen Rettung und Streckenposten und feuern die Durchfahrenden an - immer beruhigend zu wissen, dass im Falle des Falles immer wer zur Stelle wäre. So wie das übrigens entlang der ganzen Strecke der Fall ist! Die Laben und Checkpoints sind durchwegs mit netten, emphatischen, engagierten und erfahrenen Menschen besetzt, alle hilfsbereit und nicht müde, den einen oder anderen aufmunternden Spruch mitzugeben! Die folgende Abfahrt ist flott - sehr flott. Und im Gegensatz zum Rennradfahren, wo man nach der Kuppe auch mal den einen oder anderen Meter entspannen und die Beine baumeln lassen kann, gilt es am MTB sofort wieder volle Konzentration zu erlangen und auf der Ideallinie die Abfahrt zu bestreiten. Wäre ich auf einer normalen Ausfahrt gewesen, hätte ich in dieser Abfahrt an mehreren Stellen gehalten und die Kamera gezückt - so toll war der Ausblick auf den Dachstein und die Gipfel der umliegenden Berge. Aber Rennen ist Rennen und die Kamera hab ich diesmal zuhause gelassen.

Schmalz am Brot statt in den Oberschenkeln

Nach der Abfahrt fährt man entlang der Gosauseen durch eine wunderbare Landschaft - auch hier sollte man eigentlich stehenbleiben und sich auf eine Bank setzen und den Ausblick genießen. Flott geht es ein Stück die Straße bergab, dort hat mir dann kurz der Trophy-Teufel ins Gesicht geschrien (ich hab zurückgeschrien!) und dann kam eines meiner kleinen Highlights - eine Labe mit Schmalzbrot. Und wie bei so vielen Gelegenheiten sind Laben und die dort erhältlichen "Speisen" nicht nur für den Körper wichtig, sondern auch für den Geist. Und diese zwei kleinen Stück Schmalzbrot (so wenig ich Schmalz im Alltag essen würde) haben mir tatsächlich neuen Schwung gegeben inmitten des tristen Geschmacks von Riegel und Gels. Die restlichen 400 Höhenmeter waren dann auch noch irgendwie eine überschaubare Aufgabe (irgendwann ist es dann scho egal...) und mit dem Höhenprofil kurz vor dem letzten Zacken hab ich dann tatsächlich auch noch ein paar Körner in meinen beinen gefunden, Gas gegeben und mich Richtung Ziel gearbeitet. Die letzten 10 (flachen) Kilometer waren dann zwar noch länger als gedacht und gewünscht aber irgendwann ist man dann tatsächlich im Ziel. Kein Feuerwerk, kein roter Teppich für einen Platz am letzten Ende des Felds, aber tiefe persönliche Erleichterung und Zufriedenheit, Abklatschen mit jenen, die die letzten Kilometer mit einem verbracht haben und ein wohlverdientes Getränk bei der Zielverpflegung.

Das Wunden lecken am Tag danach ist irgendwie anders als nach Rennrad-Rennen oder -Events - eher ein angenehmes "Leer-Sein" als Schmerzen und Weh. Einzig die Handgelenke werde ich noch längere Zeit spüren, da macht sich dann wohl doch bemerkbar, dass ich die Griffposition am MTB nicht oft genug innegehabt habe.

Mit dem Virus angesteckt?

Keine Sorge hier gehts nicht um COVID... Aber die Salzkammergut-Trophy mit ihren vielen Varianten, Strecken und Disziplinen hat großen Ansteckungsfaktor. Nächstes Jahr die gleiche Strecke schneller versuchen? Eine Stufe länger oder kürzer? Die Gravelstrecke ausprobieren? Man kippt hinein (im positiven Sinne!) und wird süchtig nach der Veranstaltung. Gemeinsam mit der tadellosen und freundlichen Organisation (Strecken, Beschilderung, Absicherung, Bewirtung) ist dann schon verständlich, warum so viele schnell zum Trophy-Wiederholungstäter oder zur Wiederholungstäterin werden. (Nur die A-Strecke werde ich immer nur beklatschen, nicht erFAHREN).

Equipment

Ein Wort noch zur Ausrüstung - auch weil ich mir da im Vorfeld aufgrund meiner fehlenden MTB-Erfahrung Gedanken gemacht habe:

Ich habe letztes Jahr mein Fully gegen ein klassisches Hardtail von BMC eingetauscht. Nachdem ich nicht der Trail-Hunter sondern eher der Forststraßen-Roller bin, reicht mir im Alltag ein Hardtail völlig aus. Außerdem gefällt mir die technische Einfachheit und Leichtigkeit. Und bei Rahmen modernen Schnitts und in meiner Größe ist die Sattelstütze so lang, dass diese ordentlich flexen kann und quasi Federweg erzeugt. Gemeinsam mit modernen breiten (Tubeless) Reifen kommt so schon ein schöner Komfort zusammen. Für die Trophy war das Hardtail dann auch völlig ausreichen.

Auch mit meinem Tubeless-Setup war ich sehr happy, obwohl ich den Reifendruck eher gegambelt als aus Erfahrungswerten destilliert habe. In den oben angesprochenen ruppigen Trail-Passagen mussten unzählige Fahrerinnen und Fahrer ihre Platten reparieren, während ich hier ohne Schaden oder Beeinträchtigungen darübergekommen bin.

Und nachdem ich Fotos vom Rennen gepostet habe, kamen einige Fragen, warum ich mit meinem Camelbak-Rucksack gefahren bin. Antwort: Das war eher eine Sicherheitsvariante. Die Temperaturen waren am Renntag höher als erwartet und ich wollte - nachdem ich in den vorangegangenen Wochen bei einigen Ausfahrten "trockengelaufen" bin, kein Risiko eingehen und ausreichend Flüssigkeit bei mir haben. Bei der Dichte der Laben und Verpflegungsstationen hätten zwei Flaschen am Bike auch ausgereicht aber der Rucksack hat mich nicht weiter gestört und mir etwas Sicherheit vermittelt.

2023?

B-Strecke aber etwas schneller und mit besserer Vorbereitung! ;)

Disclaimer

Die Teilnahme fand auf Einladung des Veranstalters statt - nachdem wir seit 5 Jahren darüber geredet haben :)

Die Fotos sind entweder selbst aufgenommen oder Copyright Sportograf.

Video - Gravelride mit Pbike (Gravelbikes, Crosser und MTB vereint)

Gemeinsam mit meinen Vereinskollegen von Pbike gehts auf einen 140 Kilometer langen Gravelride entlang des Marchfeldkanals zum Schloss Hof. Da bleibt genug Zeit, um auf die Besonderheiten von Gravelbikes, Crossern und Mountainbikes einzugehen, die Unterschiede zu suchen und technische Feinheiten zu besprechen. Am Ende muss man beim Radfahren immer treten und im Gelände ist das noch einmal anstrengender als auf der Straße, aber der Untersatz spielt dabei keine so große Rolle - das gemeinsame Abenteuer steht im Vordergrund. ;)

Salzkammergut Trophy "Individuell"

Ich bin es eigentlich schon leid, jeden Blogpost mit irgendeiner COVID-Feststellung beginnen zu müssen, aber vorerst kommen wir da leider nicht drumherum… Außerdem ich das wohl nichts gegen die sehr realen und teilweise großen Probleme, denen zahlreiche Veranstalter in diesem Jahr gegenüberstehen. Unzählige Alternativkonzepte sprießen aus dem Boden, damit Freunde des Radsports doch noch in den Genuss der einen oder anderen Veranstaltung kommen und dafür sollte man grundsätzlich jedem einzelnen Veranstalter sehr dankbar sein!

Und so wäre eben die Salzkammergut Trophy 2020 auf meinem Terminkalender gestanden, dick und fett eingetragen - meine Premiere bei einem waschechten Mountainbike-Rennen. Aber nichts da - kein großes Event, kein Gedränge an der Startlinie und keine explodierenden Oberschenkel schon am ersten Anstieg. Damit aber zumindest Letzteres trotzdem möglich ist, haben sich die Veranstalter der Trophy das wohl ausgeklügeltste und kompletteste Alternativprogramm überlegt. Seit einigen Monaten schon und noch bis Ende Oktober ist das Befahren aller sieben (!) Trophy-Strecken möglich und das noch dazu in den drei Kategorien MTB, E-MTB und Gravelbike. Macht insgesamt also 21 Varianten, in denen man sich in und rund um Bad Goisern austoben kann.

Die Startgebühr von 29 Euro beinhaltet eine Startnummer mit Chip, ein Startsackerl mit einigen Goodies, eine volle Beschilderung der Strecken sowie eine automatische Zeitnehmung auf ausgewählten Abschnitten. Mit dieser einen Startnummer kann man sämtliche Strecken in einer Wertungsklasse (MTB, E-MTB oder Gravel) befahren. Wer seine Zeiten verbessern möchte, kann natürlich auch mehrfach auf einer Strecke starten und so noch die letzten Sekunden rausholen. Einzig mehrere Strecken an einem Tag zu fahren funktioniert nicht, da sonst die Zeiten überschrieben werden.

Die Anmeldung erfolgt einfach und schnell online, die Abholung der Startnummern ist an zehn Stellen rund um Bad Goisern möglich - z.B. beim Toursimusbüro, das gleich neben der (virtuellen) Startlinie steht.

Meine Trophy individuell

Die sieben Strecken bieten für jeden Gusto etwas - unterschiedliche Distanzen, unterschiedliche Höhenmeter, verschiedene Kombinationen. Während sich die ganz Hartgesottenen auf die (dieses Jahr verkürzte) A-Strecke über 176 Kilometer und 5.904 Höhenmeter arbeiten, reicht mir als Einstieg die E-Strecke. Diese habe ich im Vorfeld auf Basis der angezeigten Profile und Karten für mich gewählt - mit 54 Kilometern und knapp 1.700 Höhenmetern genau das richtige für einen schönen Herbstausflug. Die Zeitnehmung passiert nur auf zwei definierten Abschnitten (=Anstiegen), damit fallen Aufregung und Gedränge am Start weg und es bleibt zwischendurch Zeit für Fotos, die eine oder andere Rast oder ein kurzes Innehalten, um den Ausblick zu genießen.

Meine Startnummer hole ich im “CafeLaden” in der Innenstadt von Goisern, danach geht es direkt zum Tourismusbüro, in dessen Innenhof der Transponder meiner Startnummer zum ersten Mal registriert und aktiviert wird. Auch so kann ein Rennen beginnen - ganz ruhig und entspannt. Aus dem Tourismusbüro höre ich noch eine freundliche Stimme, die mich nach meinem Befinden fragt und “ob ich mich eh auskenne, was zu tun ist”. Ich bejahe und rolle auf den Hauptplatz zur virtuellen Startlinie und gleich danach gemütlich hinaus aus Bad Goisern. Die ersten Kilometer führen auf Asphalt mit bereits recht knackigen Steigungsprozenten hinauf Richtung Herndl und Kogl. Für ein “Einrollen” ist es schon etwas zu anstrengend aber immerhin bleibt noch genug Luft, um die Ausblicke auf den Hallstätter See und den Dachsteingletscher zu genießen. Die herbstliche Berglandschaft präsentiert sich von seiner Zuckerseite und den Dachstein zu sehen, freut mich immer - egal ob von Schladming aus, oben in Gosau oder aber auch vom entfernteren Lichtenberg bei St. Georgen aus.

Die Streckenführung ist bestens beschrieben und obwohl ich ohne GPX-Track unterwegs bin, kommen am weiteren Verlauf nie Zweifel auf. An sämtlichen Gabelungen und Kreuzungen sind Schilder der Trophy aufgehängt, mit sämtlichen Informationen zu den unterschiedlichen Strecken und den nächsten Wegmarken. Man arbeitet sich von Checkpoint zu Checkpoint - je nach Strecke in unterschiedlicher Reihenfolge. Und zwischen einigen definierten Checkpoints wird die Zeit genommen - auf meiner E-Strecke ist es zwischen Checkpoint 9 und 10 nun zum ersten Mal soweit. Kein Trommelwirbel, kein Adrenalinrausch, aber man fährt halt etwas zügiger und verlegt die Trink- oder Pinkelpause hinter das Ende des Segments. Der Transponder in meiner Startnummer am Lenker kommuniziert lautlos mit den kleinen roten Boxen, die am Wegesrand befestigt sind. Es gibt keine akustische oder anders geartete Bestätigung über diesen Datenaustausch - man muss sich drauf verlassen, dass alles funktioniert. Bei manchen mag das ein ungutes Gefühl erzeugen, ob die Zeiten auch wirklich gemessen werden aber der Sendebereich ist vom Veranstalter so großzügig bemessen worden, dass eigentlich nichts schiefgehen kann.

Beim Checkpoint “Waldgraben” ist das erste Segment auf der Forststraße abgeschlossen und auf einer kurzen Abfahrt über einen Wurzeltrail werde ich zum ersten Mal sanft daran erinnert, dass meine Fahrtechnik zwar nicht die allerschlechteste sein dürfte, ich aber trotzdem die meiste Zeit auf der Straße unterwegs bin. Einen Sturz kann ich zwar verhindern aber in einer Senke “zaubert” es mich ganz schön.

Vorbei am JUFA Altaussee und dem danebenliegenden Skigebiet, vorbei an der Mautstelle der Loser Panoramastraße und vorbei an der touristisch gut erschlossenen Blaa-Alm geht es über anspruchsvolles und steiniges Gelände hinunter Richtung Rettenbachalm. Mit meinem gut gefederten BMC Fourstroke könnte ich es hier etwas laufen lassen, aber während ich bis jetzt eigentlich alleine unterwegs war, gesellen sich an diesem schönen Sonntag immer mehr und mehr Wanderer, Ausflügler und andere Radler*innen zu mir. An einem Rennwochenende würde die Strecke nur den Radler*innen gehören, an diesem regulären Wochenende teilt man sich die Wege eben mit anderen Leuten - ganz nach dem Fair Play-Gedanken, nach dem man ohnehin die ganze Zeit unterwegs sein sollte. Sofern man daran Freude findet, kann man sich an der Tatsache aufbauen, dass man fast als einziger mit einem konventionellen Rad (ohne Elektromotor) unterwegs ist. Und während das Gros der E-Biker adäquat ausgerüstet zu sein scheint, finden sich zwischendrinnen auch einige wenige jener Vertreter, die der E-Bike-Szene leider ihren manchmal etwas fahlen Beigeschmack verleihen. (Für eine Tour über Stock und Stein sollte man sich dann doch zumindest das geeignete E-Bike-Modell ausborgen. Ich glaube das betreffende Pärchen hatte auf dem folgenden Wurzeltrail keine allzu große Freude…).

Ab Kilometer 26 wartet der zweite gezeitete Abschnitt der E-Strecke und die 8 Kilometer Steigung mit knapp 10% durchschnittlicher Steigung fühlen sich schwerer an als gedacht. Das mag zum einen am King of the Lake liegen, den ich vom Vortag noch in den Beinen hatte, zum anderen fährt es sich mit dem MTB einfach anders - also schwerer :) .Die Hütteneckalm am höchsten Punkt der E-Strecke (auf 1.260 Metern) bietet sich da hervorragend für einen Zwischenstopp mit entsprechendem Re-Fueling an. Ein zünftiges Speck- oder Liptauerbrot war Energieriegeln schon immer haushoch überlegen!

Die Zeit zum Verdauen und Ausrasten bietet sich bei der darauffolgenden Abfahrt. Und man sollte sich auch noch einmal kurz ausruhen, wartet doch mit der “Ewigen" Wand” noch das absolute Highlight der Runde. Die Anfahrt über einen schmalen Weg mit groben Steinen und Wurzeln weckt noch einmal alle Sinne bevor es knapp zwischen blankem Fels und Absperrseil durch die Ewige Wand geht - ein Weg, der dem Berg wohl nur mit brachialer Gewalt abgetrotzt werden konnte. Noch ein letztes Mal kommen Bad Goisern, der Hallstätter See und der Dachstein in den Blick bevor es nach der Ewigen Wand durch den Wald hinunter Richtung Traun geht. Bei Lauffen gelangt man zurück ins Tal, entlang des Flusses bestreitet man die letzten flachen Kilometer bis ins Ziel in Bad Goisern.

Los, los, los!

Bis Ende Oktober ist noch das Befahren der Trophy-Strecken nach dem oben geschilderten Modus möglich und ein paar schöne Tage wird der Herbst schon noch für uns übrig haben.

Und weil sieben Strecken noch immer nicht genug sind, gibt es am 18. Oktober noch einen MTB-Marathon mit zwei neuen Strecken. Bei diesem wird - statt wie ursprünglich für Ende Mai in Kleinzell geplant - die MTB-Marathon Staatsmeisterschaft ausgetragen aber auch Hobby- und Amateurfahrer*innen können sich dort noch einmal an eine (echte) Startlinie stellen.

Alle Infos zur Salzkammergut Trophy Individuell gibt es auf der Homepage des Veranstalters und auch wenn noch nicht klar ist, was das Jahr 2021 bringen wird, der Termin für die Trophy 2021 ist schon in meinem Kalender vorgemerkt!

BMC Urs im Test

Nachdem ich im Sommer diesen Jahres philosophiert und endlich - für mich selbst und nach langem Überlegen - rausgefunden habe, was "Gravel" eigentlich bedeutet, welche Möglichkeiten damit verbunden sind und wohin die Reise gehen könnte, geht es nun um das Material an sich. Dass ich mit den Versuchen, meinen Crosser umzubauen gescheitert bin, lasse ich hinter mir. Vor mir liegen hingegen einige Ideen und Projekte, bei deren Realisierung ich mich gerne eines tatsächlichen Gravel-Bikes bedienen würde - wo nämlich weder Rennrad, Crosser noch MTB-Hardtail 100% hineinpassen. Die Rede ist von längeren Touren, Bikepacking und einem Vordringen in die Berge, ohne dabei größere Kompromisse eingehen zu müssen und gleichzeitig sowohl auf Asphalt als auch auf Schotter- und Waldwegen gleichsam gut vorwärts zu kommen.

Auf die Unterschiede zwischen den Radkategorien bin ich schon an anderer Stelle eingegangen, ebenso auf die Frage ob man unbedingt ein weiteres (spezifisches) Rad braucht (grundsätzlich Nein) oder ob man das nicht auch mit dem Crosser fahren könnte (grundsätzlich Ja). Belassen wir es dabei, dass Präferenzen und Vorlieben unterschiedlich sind, jede und jeder ohnehin für sich selbst entscheiden sollte, was sie oder er braucht und will. Am besten probiert man diese Dinge auch selbst aus, so wie ich das in Osttirol mit meinem Crossbike versucht habe und erst dort - im direkten Einsatz - draufgekommen bin, was ich "brauche" und welches Material dafür am besten geeignet ist.

Apropos selbst versuchen... Während meines Selbstversuchs im Sommer war das neue BMC Gravelbike gerade erst ein paar Wochen vorgestellt. Das Konzept war damals schon vielversprechend und ehrlicherweise hatte ich das Rad schon zu diesem Zeitpunkt ein bisschen in meinem Hinterkopf. Nun konnte ich „URS“ für einige Ausfahrten testen und dabei genau jene Punkte abklopfen, die ich auf meiner geistigen To-Do-Liste gespeichert hatte. Um das, was ich mir vorab zusammengesponnen hatte, zu verifizieren oder mich eines besseren belehren zu lassen.

URS

Urs ist zweifellos Schweizer, sein Name bezieht sich allerdings nicht auf den Bären (Ursus) sondern ist ein Buchstabenwort aus "Unrestricted" und damit der Verweis auf das "Anything goes" und die übergreifenden Disziplinen, die das Rad abdecken soll.

Was unterscheidet jetzt aber URS von den bisherigen - und von mir eher kritisch gesehenen - Gravelbikes, bei denen tendenziell nur breitere Reifen in einen bestehenden Rennradrahmen gehängt wurden?

Am wichtigsten ist wohl die spezielle Geometrie und diese spielt sich in erster Linie an der Front ab. Der Lenkwinkel ist sehr flach, um mehr Laufruhe und eine gute Basis im Gelände zu haben. Die dadurch entstehende Schwerfälligkeit in der Lenkung verhindert BMC durch einen kurzen Vorbau, der die entsprechende Reaktionsfähigkeit des Vorderrads sicherstellt. Im Großen und Ganzen kennt man das von modernen Mountainbike-Geometrien (nicht nur bei BMC), den eigentlichen Ursprung hat der Trend bei den Enduro-Bikes.

Der Rahmen ist eine Neu-Entwicklung und kein adaptierter Rennradrahmen. Die serienmäßig montierten 42mm WTB-Reifen belegen die enorme Reifenfreiheit. Wie auch einige andere Hersteller verbaut BMC ein Federungssystem am Hinterbau, um den Komfort im Sattel noch weiter zu erhöhen. Dabei kommt - wie auch schon bei den Teamelite MTB-Modellen von BMC - ein Elastomer-Element zum Einsatz, dass zwischen Sitzstreben und Sitzrohr unliebsame Schläge abfedern soll. Der Rahmen weist außerdem noch einige gravel- oder geländespezifische Merkmale auf, die das Leben einfacher und sicherer machen sollen: Protektoren für den Rahmen, zusätzliche Ösen und Schrauben für Taschen und Zubehör, eine Kabelführung in der Gabel für einen möglichen Nabendynamo und vieles mehr.

Je nach Ausstattungsvariante kommen noch weitere Goodies dazu: Carbon-Felgen fürs Gelände von DT-Swiss, offroad-spezifische Schaltgruppen, und und und. Ebenfalls abhängig von Modell und Ausstattung ist das Gewicht, das Topmodell fühlt sich mit seinen etwas über 8 Kilogramm beim ersten Mal Anheben erstaunlich leicht an, was natürlich auch der Performance während der Fahrt zugute kommt.

Die Varianten des URS

URS startet bei 2.999 Euro für das Modell "Four" und gipfelt mit 8.999 Euro bei URS "One".

Die Antriebe sind durchwegs als "1x" spezifiziert, je nach Gruppe bekommt man damit 11 oder 12 Gänge. Die Kompatibilität von Cross-, Rennrad und MTB-Gruppen ermöglicht es heutzutage ohne weiteres, einzelne Komponenten unterschiedlicher Gruppen zu kombinieren und dabei auch elektronische Schaltungen einzusetzen (beim URS One und Two). Bei der Übersetzung überrascht, dass nur das Topmodell eine größere Bandbreite bietet, 38x50 ermöglicht auch in steileren Gefilden noch eher ein Fortkommen als 40x42. Die Farben sind grundsätzlich Geschmackssache, gefallen - mir persönlich - aber in ihrer Schlichtheit sehr gut. Die Kontrastfarben an den Gabelholmen sorgen für etwas Abwechslung. Neben Rahmen und Gabel teilen sich auch alle Modelle die gleichen Reifen von WTB mit einer Breite von 42mm.

Meine Eindrücke - URS in Aktion!

Schon nach wenigen Metern merkt man, dass man sich nicht auf einem "verkleideten" Rennrad befindet. Nahe am Crosser aber dennoch anders in der Geometrie, der Straßenlage, Laufruhe und Charakteristik. Auch wenn man vermeintlich nicht geglaubt hat, dass zwischen Rennrad und Crosser noch Platz ist, der URS füllt hier definitiv eine Lücke. Und dass es sich dabei um keine rein marketing-kreierte Lücke handelt merkt man, wenn man mit URS ins Gelände abbiegt. Zugegebenermaßen sind es Feinheiten, aber je länger man im Sattel sitzt und je vielseitiger die Einsatzbereiche sind, umso mehr fallen diese Kleinigkeiten ins Gewicht.

Der Rahmen ist sehr steif und gibt gutes Feedback. Alleine schon der Blick auf den massiven Tretlagerbereich gibt Auskunft über Stabilität und Steifigkeit bei kurzen Antritten als auch bei längerem Krafteinsatz. Verwindungen sind vom Rahmen her keine zu spüren, die Direktheit endet hier (naturgemäß) eher bei den breiten Reifen.

Die Geometrie ist speziell - wie oben schon erwähnt, wird durch den flachen Lenkwinkel der Vorbau kürzer, dadurch wiederum das Oberrohr länger. Wer mit der Anschaffung eines URS liebäugelt, sollte daher aus meiner Sicht vorher den Händler aufsuchen und dort gemeinsam die Maße besprechen. Blindlings die gleiche Größe wie bei anderen Rädern zu nehmen, kann unter Umständen problematisch werden. Mit meinen 1,94 m Körpergröße und einem langen Oberkörper stellt die Wahl der richtigen Größe bei mir grundsätzlich und fast immer eine Herausforderung dar - ich sitze meistens zwischen den beiden Stühlen "Large" und "X-Large". Die Geschichte mit dem flachen Lenkwinkel kenne ich schon von meinem MTB, daher weiß ich halbwegs, wie ich die veränderten Werte in der Geometrie zu interpretieren habe und was diese für die Position auf dem Rad bedeuten. Das "XL" wäre mir in der Praxis oben etwas zu lang und damit würde ich gefühlt einiges an Wendigkeit verlieren, das "L" ist mir oben fast schon etwas zu kurz, dafür fühlt es sich wendig und agil an. (Zum Glück hat PBike einen schlauen Computer mit meinen Körperdaten, um mir bei der Größenwahl zu helfen!)

Um noch kurz beim Rahmen zu bleiben, dieser hat im Tretlagerbereich viel Bodenfreiheit und bietet damit entsprechend viel Spielraum, um über Dinge drüberzufahren oder sich zumindest nicht das Kettenblatt an Mauern, Steinen oder Wurzeln zu beleidigen.

Die Flaschenhalter im Rahmendreieck sind tief positioniert, damit entsteht viel Raum, der zum Beispiel für eine Rahmentasche genützt werden kann. Und - speaking of Bikepacking - URS macht natürlich auch eine hervorragende Figur im Adventure Modus, wenn man außerdem noch Sattel- und Lenkertasche dazumontiert. Zwei Gewinde im vorderen Bereich des Oberrohrs erlauben außerdem noch, dort eine kleine Zusatztasche mitzuführen. So kann der Mehrtagestrip kommen!

Damit eine Lenkertasche oder -Rolle zwischen den Drops Platz hat, werden von BMC Lenker mit "Flare" verbaut, bei denen also die Lenkerenden nach außen gebogen sind. Weiterer Benefit dieser Lösung ist eine bessere Kontrolle über das Rad in schnellen Offroad-Passagen. Lenker mit Flare sind allerdings auch Geschmackssache, so bin ich beispielsweise kein Fan davon und würde bei meinem URS einen konventionellen Lenker draufschrauben. Mich irritiert die Griffposition eher, als dass ich einen wirklichen Nutzen erkennen könnte. Außerdem bin ich bestimmte Griffpositionen vom Rennrad gewöhnt, die ich so auch auf einem URS beibehalten wollte. Und letztlich sind in Unterlenkerposition auch die Schalthebel nicht mehr so gut erreichbar, da diese ebenfalls entsprechend nach außen geneigt sind.

Ansonsten gibt es allerdings am Cockpit absolut nichts auszusetzen: volle Integration aller Leitungen und Kabel, ein aufgeräumtes Erscheinungsbild und die schöne Halterung für Wahoos, Gopros, Garmins und sonstiges Zubehör, die bei integrierten BMC-Vorbauten ohnehin immer dabei ist.

Auf den ersten Blick fällt natürlich das Federelement im Hinterbau auf. BMC hat schon einiges an Erfahrung mit dieser Technologie bei seinen Mountainbikes gesammelt. Es gibt keine offiziellen Angaben über den Federweg oder dergleichen, in der Praxis sieht man das Element jedoch in Bewegung und ein paar Millimeter weit wird da jedenfalls gearbeitet. Die tatsächlichen Federeigenschaften zu beurteilen ist aus meiner Sicht nicht wirklich möglich, da ein weitaus größerer Anteil des Komforts im Sattel aus der ewig langen Sattelstütze und den breiten Reifen kommt, wobei man bei letzteren ja zusätzlich auch noch kräftig am Luftdruck schrauben kann. Insgesamt federt der Hinterbau Schläge und Unebenheiten sehr gut ab, auch Roubaix-artige Kopfsteinpflaster-Passagen fühlen sich so etwas weniger schlimm an. Die Tatsache, dass dem Elastomer im Hinterbau keine Dämpfung gegenübersteht, bedeutet, dass es mitunter zu einem minimalen "Hoppeln" kommen kann, vor allem wenn man in einem leichten Gang unterwegs ist und recht dynamisch mit dem Körper mitarbeitet. Verdirbt nicht den Spaß und kommt auch nur in besonderen Konstellationen vor, Abhilfe kann ein anderes Elastomer-Element schaffen, diese sind nämlich in drei unterschiedlichen Härtegraden erhältlich.

Die WTB-Reifen weisen eine Breite von 42 Millimetern auf, während Crosser traditionell (und regelbedingt) meistens "nur" auf 33ern anrollen. Ich persönlich hätte nicht für möglich gehalten, welchen Unterschied diese zusätzlichen 9 Millimeter ausmachen, sowohl was Komfort als auch Grip angeht. Man kann den Luftdruck noch einmal etwas senken, hat damit in geradezu allen möglichen und unmöglichen Situationen ausreichend Haftung und kann auf diese Weise durch Sandfelder, über groben Schotter und alles andere pflügen, was sich einem in den Weg stellt. Aber auch der Speed auf Asphalt war für diese Reifenbreite eine positive Überraschung und bestärkt mich darin, das Rad als Allzweckgerät für alle Untergründe zu sehen. 

Einige Gravelbikes am Markt bieten die Möglichkeit, 650B-Laufräder zu montieren, um die Vielseitigkeit noch weiter zu erhöhen. Beim URS ist das nicht der Fall, allerdings sehe ich dafür eigentlich auch keinen wirklichen Grund. Auf etwas Unverständnis stößt bei mir, dass BMC zum einen das Schraubenmaß der Steckachsen von 5mm auf 6mm (Inbus) erhöht hat und gleichzeitig keinen Adapter bzw. Hebel zum Lösen der Schraube mehr beilegt. Für den Reifenwechsel während einer meiner Testfahrten war daher die Einkehr in ein Lagerhaus notwendig, um den entsprechenden Inbus auszuborgen, mein Multitool endet - wie viele andere übrigens auch! - bei einem 5er-Inbus. Bei der Gelegenheit - und hier bin ich tatsächlich zu 100% selbst schuld - möchte ich auch noch erwähnen, dass man auch die entsprechenden Schläuche für 42mm-Reifen mitführen sollte. Die Rückfahrt auf einem 28mm-Schlauch war wenig erbaulich... 

Die Schaltung an dem von mir getesteten Topmodell (SRAM XX Eagle AXS Schaltwerk hinten und Red ETAP AXS Schalthebel vorne) funktioniert im Gravel-Einsatz hervorragend. Die Schalthebel von SRAM bieten - im Gegensatz zu Shimano - eine weitaus größere Fläche, sodass man auch mit Handschuhen oder "in der Hitze des Gefechts" einfacher schalten kann. Die zur Verfügung stehenden zwölf Gänge bieten eine große Übersetzungsbandbreite, vor allem das 50er-Ritzel hinten dient entweder als Rettungsring oder als Ermöglicher hoch hinausführender Abenteuer. Wie bei allen 1x-Antrieben sind die Gangsprünge teilweise merklich groß, sodass man ab und zu in die Situation kommt, dass weder der höhere noch der niedrigere Gang so richtig passt. Wer hochalpine Ausflüge oder Reisen mit viel Gepäck im Sinn hat, kann vorne auf ein kleineres Kettenblatt wechseln, damit erhöht sich die Kletterfähigkeit weiter. Schade finde ich, dass nur das Topmodell ab Werk eine größere Übersetzung mitbringt, die höhere Flexibilität würde sicher auch den anderen Modellen zugute kommen.

Als Abschluss sei noch erwähnt, dass URS ein richtiger Eyecatcher ist! Das ist einerseits seiner speziellen Form geschuldet - jeder der genauer hinsieht und vielleicht das Federelement erspäht, erkennt das Spezielle und Ungewohnte an diesem Rad. Ein anderer Faktor ist, dass auf dem gesamten Rad nur ein einziger, zwei Zentimeter großer BMC-Schriftzug angebracht ist, nämlich vorne am Steuerrohr. Keine Logos, keine Schriftzüge und Sticker erzeugen Neugier und Interesse, außerdem bekommt das Rad dadurch ein elegantes und schlichtes Auftreten. Lob an BMC auch für das Selbstvertrauen, nicht das komplette Rad mit Aufschriften zuzukleistern. 

Fazit!

In meinen Augen und nach einigen Ausfahrten auf unterschiedlichem Terrain hat BMC hier tatsächlich etwas Neues geschaffen. URS füllt eine Lücke, die man in der Regel zwar erst finden muss, die in meinem persönlichen Radleben allerdings prominent aufklafft und bis jetzt weder durch Crosser, Rennrad oder Hardtail gefüllt werden konnte.

Auf losem und groben Schotter, auf Waldwegen und Fortstraßen spielt URS seine Stärken aus. Viel Grip kommt von den Reifen, der Komfort aus Federung und Sattelstütze verschont den Fahrer und die Fahrerin und die Geometrie lädt tatsächlich zum Spielen ein - diese Böschung hinauf, hier in den Graben hinunter, warum nicht da drüber... Spaß und Radfahren sind in meinen Augen untrennbar verbunden, mit diesem Rad erweitert man die potentiellen Freundenquellen.

Bei größeren Steinen, Wurzeln und Felsen merkt man die Grenzen des Rades, die Wege bleiben natürlich fahrbar aber man ist langsamer unterwegs als mit einem MTB, muss sich gut um die Linienwahl kümmern und die Muskulatur ermüdet schneller. Auf der Straße hingegen - und mit anderen Reifen sowieso - kann URS auch für einen flotte Rennradrunde herhalten.

Foto: Nora Freitag

Was also fahren mit dem URS? Am besten alles, gleichzeitg und abwechselnd, in einem Urlaub, wo man gerne ein Rad für alles mithaben möchte, auf der Langstrecke, mit Gepäck und Satteltaschen, auf dem Weg zum Nachtlager der Dreitages-Tour, auf Forststraßen und Waldwegen, in den Bergen, wo sanfte Schotterwege dominieren, beim Crossrennen, bei der Gruppenausfahrt am Wochenende auf der Straße. "Unrestricted" hat natürlich auch seine Grenzen aber URS lotet sie auf sympathische Weise aus.

Der Preis für URS ist ein beträchtlicher, 3.000 Euro für ein Rad sind viel Geld. Wer schon fünf Räder in seiner Wohnnug stehen hat, wird sich eventuell schwer tun, noch die richtige Nische zu finden. Wer allerdings nach einem Rad sucht, mit dem man im wesentlichen alles machen kann - und zwar alles konkurrenzfähig - der sollte sich URS näher ansehen. Mir haben die Tage mit URS (außer einem kaputten Schlauch) viel Freude bereitet und ich weiß jetzt, mit welchem Rad ich einige meiner Projekte 2020 in Angriff nehmen möchte ;)

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BMC
PBike

Dem Gravel-Trend auf der Spur

Im November werde ich 40 Jahre alt, das befähigt mich – neben einem kurzen Schauer des Älterwerdens - zu einigen spannenden Dingen. 1. Ich kann mich bei schlechten Leistungen zunehmend auf mein Alter ausreden. (Scherz, mach ich natürlich nicht – an meinen schlechten Leistungen sind immer noch Chemtrails und Freimaurer schuld). 2. Ich starte bei Wettbewerben in der ersten Masters-Klasse. Nicht, dass das platzierungstechnisch auch nur irgendeinen Vorteil mit sich bringen würde, aber aus der Allgemeinen Klasse „rausgewachsen“ zu sein, gibt einem manchmal ein Gefühl von altersbedingter Souveränität und Gelassenheit. Und 3. kann ich nun Geschichten mit „Damals…“ und „In meiner Jugend war das ja noch…“ beginnen. Die Gelegenheit zu Letzterem möchte ich heute auch gleich beim Schopf packen und brandaktuell über ein Erkenntnis des vergangenen Wochenendes berichten, das ich im Sattel meines (ehemaligen) Crossers in Osttirol und Kärnten verbracht habe.

Damals…

„In meiner Jugend“ also, bestand mein erster Rad-Kontakt darin, die Serien SLX-Bremsen an meinem Hardtail gegen die rote John Tomac-Sonderedition von Magura zu tauschen, die grünen Reifen (waren das Schwalbe-Modelle?) aufzuziehen, die damals so „in“ waren und mit meinen Freunden nach der Schule den Anninger bei Mödling rauf- und runterzufahren. Es war wohl 1996, das heißt es war gut 15 Jahre her, dass in Kalifornien die Herren Ritchey, Breeze und Fisher ihre damaligen Räder umfunktionierten, den Mount Tamalpais runterfuhren und damit – wohl eher unabsichtlich – eine Bewegung starteten, die in den folgenden Jahren ihren Lauf nahm, zum Boom wurde und Mitte der Neunziger Teenager wie mich dazu brachte, mit dem Rad ins Gelände zu fahren. Der alljährlich im Jänner erscheinende „Bike“-Katalog war die Bibel, aus der man sich die einzelnen Teile für sein oder ihr Traumbike zusammensuchte: Klein Attitude, GT Zaskar oder gar das - damals noch ganz arge - Trek OCLV (?) Full Suspension. Während diese Traum-Konfigurationen damals schon Summen erreichten, die auch heute noch als „stolz“ zu bezeichnen wären, war mein fahrbarer Untersatz ein eher profanes Merida Alu-Bike - Hardtail natürlich, von Federgabeln und dergleichen konnte ich damals nur träumen. Die Reifen hatten Dimensionen, die man heute eher am Crosser findet. Auf den Wald- und Forstwegen bedeutete das, sich die Fahrlinie suchen zu müssen, nicht – mir nichts, dir nichts – einfach über jede Unebenheit drüberradieren zu können, mit dem Körper zu arbeiten, aufmerksam zu sein. Es war eine recht puristische Form des Radfahrens, wenn man sich heutige Maßstäbe vergegenwärtigt.

Gute 20 Jahre später – heute! – schaut der Fahrradmarkt anders aus als damals – fragmentiert bis segmentiert, jedenfalls aber spezialisiert. Nahezu jede Nische ist besetzt, jede Entwicklung wird ausgereizt, ob sie das Zeug zum „Trend“ hat, sogenannte „Standards“ dienen allen möglichen Zwecken, aber sicher nicht jenem, etwas über Grenzen hinweg zu standardisieren. Recht präsent und das seit mittlerweile mehreren Jahren ist das Schlagwort „Gravel“. Was damit im Detail umschrieben ist, bleibt mitunter eher unklar. Fest steht, dass im Geburtsland dieses Trends – den USA – die Rennradfahrer den großen Highways ausweichen wollten und anstelle von pittoresken Land(es)straßen wie bei uns, in den Weiten Amerikas nur geschotterte Wirtschaftswege vorfanden, um dort ihrem Hobby zu fröhnen. Damit man trotzdem wie auf dem schnellen Rennrad unterwegs ist, wurde das Gravel-Rad aus der Taufe gehoben - Rennradgeometrie aber mit mehr Reifenfreiheit. In europäischen Gefilden rümpfte man die Nase und zeigte auf den Crosser, der vor allem im nördlicheren Europa immer schon ein guter Weg war, um quasi rennradartig durch den Winter zu kommen. Schaut man sich allerdings die Geometrie des Crossers an, stößt man (abhängig vom Modell natürlich!) auf Unterschiede: so hat der Crosser ein höher liegendes Tretlager und vor allem einen anderen Lenkwinkel und damit ein anderes Fahrverhalten – enge und eckige Crossrennen verlangen nun einmal mehr Wendigkeit als eine kilometerlange Schottergerade. Der Crosser-Markt der letzten Jahre ist in sich wiederum segmentiert, wobei man grob jene Modelle unterscheiden kann, die (aggressiv) für Cross-Rennen angelegt sind (Specialized Crux, Stevens Super Prestige) oder jene, die eine Art Zwitter zwischen Cross-Rennen und leichten Waldwegen aber auch Long-Distance-Commutern darstellen. Die (negativ formuliert) Unentschlossenheit oder aber (positiv formuliert) Vielseitigkeit dieses Teilbereichs wurde auch durch die unterschiedlichen Optionen deutlich, die diese Räder im Aufbau boten: Ösen für Gepäckträger, Schmutzfänger, 1-fach, 2-fach, mitunter sogar noch 3-fach-Option, unterschiedliche Laufradgrößen – man wollte sich bewusst alle Türen offen halten.

Crosser vs. Gravel

Ich habe meinen Crosser (ein Specialized Crux E1) Ende 2015 gekauft und es im Jahr darauf mit großem Enthusiasmus durch ein paar Cyclocross-Rennen bewegt - mit dabei war die letzte Austragung des Münchner Supercross-Rennens unter der Flagge von Rapha. Die Erfolge waren bescheiden, das Gewand sehr schnell sehr dreckig, der Spaß groß! Den Einsatzbereich dieses Rades aber auf die wenigen Cross-Rennen zu reduzieren, wäre schade gewesen. So war ich im Winter im Schnee, bei gutem und schlechtem Wetter in der Lobau unterwegs, auf Schotter-Radwegen und auf Wirtschaftswegen südlich von Wien. Alle diese Aufgaben bewältigte mein Crosser anstandslos. Nächster Schritt waren die Wege meiner Jugend - auf den Anninger, aufs Eiserne Tor aber auch in den Wienerwald, auf den Bisamberg – wohin mich Strava auch immer führt. Auf diesen Waldwegen und Trails stellte sich ein nostalgisches Gefühl ein – jenes, auf dem Mountainbike meiner Jugend unterwegs zu sein. Die Kraftübertragung aber auch die Spürbarkeit des Untergrunds waren sehr direkt, auch hier musste ich mir genaue Gedanken über die Fahrlinie machen, ohne Federung waren außerdem höhere Aufmerksamkeit und Sorge notwendig. Es machte großen Spaß, ich fühlte mich wie ein Purist, der einem alten Geheimnis auf der Spur ist, einer Erfahrung, wie sie heute nicht mehr bekannt ist. Ich sah mich zu Sätzen verleitet wie „Im Wienerwald kann man doch eh alles mit dem Crosser fahren“, „dafür braucht man kein MTB“ oder „das MTB hebt man sich besser für die richtigen Berge auf“. Dass ich diese Sätze jetzt, da ich auch wieder ein modernes Mountainbike mein Eigen nenne, lautstark und ohne Reue revidiere, liegt daran, dass es mit dem Crosser zwar Spaß gemacht hat, mit dem MTB ist es aber noch um ein Vielfaches lustiger. Und ich rede hier grundsätzlich nicht von Auswüchsen des MTB-Marktes mit >160mm Federweg, sondern von modernen Hardtails oder Fullys mit 100 oder 120mm Federweg. Diese sind gewichtsmäßig leicht und bis ins mittelschwere Gelände meiner Meinung nach die beste Wahl. Für Ausfahrten ins Gelände (im Sinne von Mountainbiken) nehme ich daher mein Mountainbike, der Crosser bleibt dafür in der Ecke stehen.

Parallel dazu sind aber neue Horizonte aufgetaucht – Abenteuer, Bikepacking, Langstreckenfahrten und –rennen. Man hörte Slogans wie „Anyroad“, „Allroad“, „go everywhere – fast“ und „no limits“. Die Industrie witterte einen neuen Trend und zog mit, nahm das neue und noch klein vor sich hin blühende Segment „Gravel“ und zeichnete eine Zukunft, in der man ohne ein Gravel-Touring-Bike nicht mehr existieren kann, im Gegenteil: aus dem Alltag erfolgreich ausbrechen kann, seine Grenzen überwinden und neue Abenteuer erleben wird. Alles reizvolle Ausblicke und ich selbst habe mich liebend gerne in diesen Träumen wiedergefunden und mache das auch heute noch - auch wenn es an der Umsetzung bis jetzt noch gescheitert ist. Teilnahmen an Transcontinental Races oder aber auch „einfache“ Overnighter hier in Österreich sind Dinge, die sich auf allen To-Do Listen gut machen! Gehen wir nochmal zum Anfang des Artikels zurück und damit auch zu den Anfängen des Mountainbikes. Den Fahrer und die Fahrerin von Zwängen zu befreien, die Möglichkeiten zu erweitern, fahren zu können, wo man will – egal auf welchem Gelände, das war das Ziel der Pioniere des Mountainbikes. Mit den ersten Hardtails der 90er-Jahre haben sie dieses Ziel einen Schritt weit erreicht. Die Entwicklung des Mountainbikes ist allerdings in eine Richtung abgebogen, die nicht mehr unbedingt diesem Freiheitsgedanken, sondern vielmehr der Ausarbeitung und Weiterentwicklung des Segments „MTB“ entsprochen hat. Den Freiheitsgedanken findet man heutzutage – auch nach Abzug des üblichen Marketing-Sprechs – viel eher im wachsenden Segment der Gravel- und Adventure-Bikes wieder. Unter diesem Gesichtspunkt ist mir der ganze Trend gleich wieder um ein großes Eck sympathischer, auch wenn es nach wie vor hauptsächlich nach Profit für die Radhersteller riecht. Aber auch hier hege ich eher einen pragmatischen Ansatz und vergönne jedem Hersteller den Erfolg beim Beackern des Marktes, der sich die entsprechenden Gedanken um Bedürfnisse und Wünsche der Nutzer*innen und Käufer*innen macht.

Wohin geht die Reise?

Ich habe – angesichts in mir geweckter Sehnsüchte – versucht, meinen Crosser so zu adaptieren, dass daraus ein Allzweck-Rad wird, mit dem ich jegliche Unternehmung – vom Alpencross bis zum vollwertigen Rennrad-Ersatz – in Angriff nehmen kann. Lange habe ich getüftelt, welche Laufräder die geeigneten wären, welche Übersetzung Sinn macht, habe Stunden auf die richtige Reifenwahl verbracht, Teile gekauft, Teile getauscht, Teile wieder verkauft und bin an proprietären Laufrad-Standards verzweifelt (Danke, Specialized, dass ihr genau bei meinem Modell ein Jahr lang einen neuartigen Standard ausprobiert habt). Wie schon erkennbar sein dürfte, war das Projekt „Rad-Umbau“ nicht sonderlich erfolgsträchtig. Nicht, dass ich jetzt mit dem Rad nicht fahren kann oder einen enormen Unterschied spüren würde, wen ich das Rad nicht „zweckmäßig“ einsetze, aber ein paar Dinge hätte ich gerne anders gehabt – in erster Linie etwas mehr „Drang nach vorne“ – und das sagt einer, der dem Drang nach vorne normalerweise nicht die oberste Priorität einräumt. Aber die komfortable Sitzposition des Crossers und der steile Lenkwinkel machen ihn im Vergleich zum Rennrad etwas unruhiger und „kürzer“, dementsprechend ist auch die Sitzposition etwas gedrungener.

Das alles kann ich aber erst behaupten und postulieren, seitdem ich mit dem Rad in Osttirol und Kärnten ein paar Runden gefahren bin, die den Einsatz eines Gravel-Rades – so wie ich ihn interpretiere – rechtfertigen. Es waren flotte Runden auf schlechtem Asphalt, auf grob geschotterten Waldwegen, auf weichen Forststraßen, durch trockene Bachbetten und Furten. Das Rennrad wäre hier vermutlich drübergekommen, unbedingt zumuten hätte ich es ihm nicht wollen. Das Mountainbike (der Argumentation von oben folgend: ein leichtes Hardtail) wäre gleichermaßen am falschen Ort gewesen, hier wären die Anforderungen wieder zu gering gewesen, wie mit „Kanonen auf Spatzen zu schießen“… Bei Runden über 100 Kilometer und mehr wäre das MTB auch nicht die richtige Wahl, wenn beispielsweise nur Abschnitte der Route über unbefestigte Wege führen. Und so hatte ich letzte Woche meinen ganz persönlichen Aha-Moment, meine Gravel-Epiphanie, wo ich zum ersten Mal einen (sinnvollen!) möglichen Einsatzzweck eines Gravel-Rades und gleichzeitig die Unzulänglichkeit meiner Umbauversuche erkannt habe.

Und jetzt?

Selbstverständlich soll nach wie vor jedem und jeder unbenommen sein, mit welchem Untersatz man welche Herausforderungen bestreiten will. Mein Geschwurbel soll weder zum Kauf eines Gravel-Bikes (und damit einer potentiell beziehungsgefährdenden „N+1“-Diskussion) anregen noch irgendjemandem vorschreiben, was gut und richtig wäre. Mir persönlich war aber wichtig, für mich selbst einmal Ordnung in meine Gedanken zu bringen, ein paar Dinge zu sortieren und in Relation zu setzen. Vielleicht wird mich ein Hersteller morgen schon mit einem neuen „Standard“ überraschen, der alle meine Gedanken wieder über den Haufen wirft, vielleicht war es aber auch der Startpunkt einer neuen Reise, wer weiß… J

PS: Ich habe leider keinen fotografischen Beweis meiner jugendlichen Ausflüge gefunden, daher darf ich mit einem feuchten Traum aus meiner Jugend schließen (und die tolle Juli Furtado ist auch auf dem Foto zu sehen):

Juli Furtado in den 90ern auf einem GT Zaskar! Quelle

Juli Furtado in den 90ern auf einem GT Zaskar! Quelle

Ein ereignisreiches Wochenende am Mondsee

Es waren einige Sprünge in den Mond-, Wolfgang- und Fuschlsee notwendig, um sich von den heißen Temperaturen und hitzigen Wettkämpfen am Rad zu erholen und abzukühlen. Das Wochenende rund um den Mondsee-Radmarathon hat schon lange vor dem Tag X große Vorfreude erzeugt – war doch die Ankündigung zu vernehmen, dass die Österreichischen Staatsmeisterschaften Straße im Rahmen der Marathonveranstaltung ausgetragen werden. Ich persönlich finde es ja immer großartig, wenn Spitzen- und Breitensport aufeinandertreffen, sich zwei Welten verbinden. Live mitanzusehen, was die Profis leisten, welche Zeiten auf der gleichen Strecke erreicht werden, hautnah dabei zu sein, ist toll und sollte aus meiner Sicht noch viel mehr forciert werden.

Für mich persönlich war – wie immer an dieser Stelle – die Entscheidung schwierig, ob ich Radfahren oder Fotografieren will. Ich habe Letzterem in den vergangenen Wochen oft den Vorzug gegeben, was mit ein Grund für meinen nicht ganz zufriedenstellenden Trainingszustand ist… Auch am Mondsee fiel die Entscheidung, in einer entspannten Form die ÖSTM mit der Kamera zu begleiten. Für den zeitgleich stattfindenden Marathon konnte ich glücklicherweise Martina von Mitzi & Friends – Österreichs größter Frauenradsportbewegung – gewinnen, sie hat sich für 169k über die 200 Kilometer lange Distanz gearbeitet. Und dank des reichhaltigen Rahmenprogramms des Mondsee-Marathons konnte ich doch noch ein Rad ins Auto einpacken und mich zu allem Überfluss in meinem ersten Mountainbike-Rennen versuchen.

Dieser Blogbeitrag besteht daher aus drei Teilen:

1. Meine Mondsee MTB-Challenge
2. Martinas 200k Mondsee-Radmarathon
3. Ein paar Fotos von den ÖSTM Straße der Elite

Meine Mondsee MTB Challenge

Über meine wiederentdeckte Liebe zum Mountainbike habe ich ja in den letzten Wochen schon ein wenig erzählt. In den Plan, mit dem MTB in erster Linie gemütliche Forststraßen-Touren zu unternehmen, passt ein Cross Country-Rennen an sich aber nicht wirklich hinein. Ich wollte jedoch das Wochenende rund um den Mondsee-Marathon nicht gänzlich ohne Rad verbringen und „ausprobieren kann man es ja einmal“ – so der Gedankengang. Spätestens seit meinem aufschlussreichen Gespräch mit Alban Lakata Anfang des Jahres sind mir einige wesentliche Unterschiede zwischen Mountainbikern und Rennradfahrern klarer. Training, Belastung, Leistungsentfaltung, Spitzenleistung, Renndauer – alles Dinge, die mir vorher nicht so bewusst waren, bei nähergehender Beschäftigung aber als logische Unterschiede aufpoppen. Mir war daher schon vorab klar, dass mein Leistungsprofil (flapsig formuliert: weit & langsam) eventuell nicht das optimale für ein kurzes und knackiges MTB-Rennen ist. Egal!

Die Füße gerade noch im wunderschön türkisen Fuschlsee baumeln lassen, einen Eiskaffee beim Mohrenwirt trinken und dann ab ins Auto nach Mondsee. Ich hab so meine Schwierigkeiten mit Rennen, die erst zu späterer Stunde – im Falle des MTB-Rennens um 16:00! – starten. „Zu lange“ ist der Tag vorher schon. Man unternimmt etwas, geht essen, liegt herum, wartet – in meinem Fall sind das meistens Dinge, die mich entweder müde oder – Thema Essen – schwerer und müde machen J

Die Startnummernausgabe lässt mich kurz zweifeln, ob ich es noch rechtzeitig vor dem Start schaffe, meine Startunterlagen zu besorgen und mich umzuziehen – die Schlange reicht aus dem Gemeindeamt Mondsee bis auf die Straße hinaus. Doch schnell zeigt sich, dass die Abfertigung hier im Eiltempo erfolgt, wie ein Blitz bin ich durch die Ausgabe geschleust und stehe wenige Minuten später wieder auf der Straße, Rennunterlagen in der Hand! Ich treffe Tini & Andy von geradeaus.at, das Team des Race Around Austria, viele andere bekannte Gesichter – es stellt sich im Nu wieder dieses Familiengefühl ein, über das ich mich jedes Mal wieder riesig freue und jedes dieser „Renn“-Wochenenden zu einem persönlichen Freudenfest macht. Ich mag die Leute, ich mag die Community, ich liebe diesen Sport!

Apropos Sport… Startnummer auf mein BMC Fourstroke, das noch nichts von seinem bevorstehenden Renneinsatz zu ahnen scheint. Obwohl, das Rad wird im Gegensatz zu mir nicht so leicht an seine Grenzen zu bringen sein. Das Starterfeld ist überschaubar, knapp 50 Teilnehmer*innen sind gemeldet. Viel Zeit zum Nachdenken bleibt nicht, ein letzter Schluck aus der Flasche kann die Unmengen von Schweiß nicht kompensieren, die angesichts der vorherrschenden 35 Grad aus jeder Pore tropfen. Nach dem Startschuss geht es gleich zu Sache, der Puls ist oben, das Laktat in den Beinen, mein Plan, es „gemütlich“ angehen zu lassen, löst sich unvermittelt in Luft auf.

Das 31,5 Kilometer lange Rennen wird auf einem Rundkurs in und um Mondsee ausgetragen. Aus dem Stadtzentrum geht es hinauf auf den Mondseeberg, auf asphaltierter Straße mit knackiger Steigung. Nach halber Strecke (und rund 2,5 Kilometern) ist der höchste Punkt erreicht, es geht abwärts auf einem Singletrail, Wurzeln, Steine, kleinere Stufen, enge Kurven. Ich suche mir ein Hinterrad, um in der ersten von sieben Runden die richtige Linie zu finden. Es geht steil bergab, dort wo man kaum noch lenken oder bremsen kann, steht in der Spitzkehre die Rettung bereit und schaut kritisch, wie sich die Teilnehmer*innen über diese anspruchsvollsten Meter der MTB-Strecke „wurschteln“. Zumindest fühlt es sich bei mir etwas nach „Wurschteln“ an, mir fehlt auf dem MTB sichtlich noch etwas Routine. 700 Meter nahezu flache Forststraße münden danach in eine steile asphaltierte Straße, die über ein paar selektive Kurven mit hohem Tempo wieder zu Start und Ziel hinunter führt.

Schon befindet man sich wieder im Anstieg auf den Mondseeberg. Die Sonne knallt auf die Straße, der Puls pocht auf der Stirn – „Wie oft ist diese Runde zu fahren?!“ Die ersten drei Runden sind eher qualvoll, vor allem der lange Anstieg auf der Straße zehrt an den Kräften. Fabian Costa, der Favorit und spätere Gewinner des Rennens, schießt mit einem Verfolger an seinem Hinterrad an mir vorbei. Ich freue mich kurz, dass sich mein Rennen gerade um eine Runde verkürzt hat, denke mir aber gleichzeitig, dass es nicht unbedingt sehr ruhmreich wäre, noch einmal überrundet zu werden – ginge sich bei noch vier zu fahrenden Runden ja aus…

Ich suche noch einmal nach ein paar Kraftreserven und siehe da, das Rennen beginnt plötzlich Spaß zu machen. Der Anstieg ist immer noch zäh aber der Downhill wird immer routinierter und gefühlt schneller – kurzzeitig fast auch schon wieder etwas zu schnell! Die Runde beginnt von Mal zu Mal gefühlt kürzer zu werden, 4,5 Kilometer sind ja tatsächlich eine überschaubare Distanz. Mit dem Wissen, das Rennen 1. bewältigen und 2. für sich auch kontrollieren zu können, vergehen die letzten Kilometer wie im Flug.

Im Ziel bin ich zufrieden, mein erstes MTB-Rennen absolviert zu haben, Rang 34 (von 42) kümmert mich eher weniger, es ist eher einer dieser klassischen Siege über sich selbst, eine kleine Belohnung für das Verlassen der Komfortzone. Fünf Minuten und zwei Flaschen Wasser später hat sich die Erkenntnis gefestigt, dass ich diese Geschichte „MTB-Rennen“ wohl weiterverfolgen werde - bzw. zuvor noch Mountainbiken als solches, Fahrtechnik und alles andere, was da so dazugehört. Einen schlechteren Rennradfahrer wird das aus mir wohl nicht machen… ;) Eine Stunde später baumeln meine Beine dann auch schon wieder im Fuschlsee!

Fotos: Mondsee Radmarathon

Martinas 200 Kilometer-Runde

„Fünf Seen Marathon und 2 Duschen“

Martin Granadia bzw. bekannt unter 169k.net verloste in der Mitzi and Friends Gruppe einen Startplatz. Warum nicht teilnehmen dachte ich mir, Kinder sind versorgt, weil am Ferienlager somit sorglos ein Wochenende frei fürs Radeln.

Rasch bekam ich den Code zum Anmelden. Jetzt kam die wichtigste Entscheidung: 140km oder 200km. Die Entscheidung war nicht leicht, für die 140 km war bereits Carmen - ebenfalls eine Mitzi and Friends-Kollegin - angemeldet oder die ultimative Herausforderung über 200 km? Ich bin vorher noch nie 200 km in einem Rennen gefahren - Hopp oder Dropp. Klick - angemeldet für die 200 km. Zuerst die Freude, dann die Zweifel. Zwei Wochen vor dem Rennen beobachtete ich die Teilnehmerliste. 26 Frauen angemeldet - 13 für U45, 13 für Ü45. War mein Vorhaben nicht doch zu waghalsig? Die Ergebnisliste vom letzten Jahr muss her. Schlechteste Frau 2018 in Ü45: 9 Std 13. Ok, denke ich mir, das schaffe ich auch.

Wenige Tage vor dem Start bekamen wir die Unterlagen. Ein eigener Damenblock zum Starten - wie cool. Nicht, dass ich was gegen Männer habe, aber wenn es um ein Rennen geht, haben Männer schon so ihren Tiger, den sie beim Start rauslassen und manche können dabei sehr rücksichtslos sein. Wir Frauen haben auch den Biss aber wir achten dann doch mehr aufeinander (so mein persönlicher Eindruck, gesammelt bei den Radrennen, die ich bis jetzt bestritten hatte).

Nur drei Labestationen auf dieser Rundfahrt, das wird mir wahrscheinlich zu wenig sein. Gut ausgerüstet mit Riegel und Gels begab ich mich am Sonntag kurz vor 6.30 zu meinem Startblock. Wie ich merkte viel zu spät, obwohl eh 15 Minuten davor. Was für ein Stress. „Damen vor!“, „Damen vor!“, schallte es aus dem Lautsprecher - aber wie?? Rad über die Absperrung, vorgehen, Rad wieder über die Absperrung, reinquetschen. Ok ich stehe im wohl richtigen Startblock, zumindest einige Frauen rundherum. Kurz vor 6.30 Startschuss für den ersten Block. Laut Ausschreibung folgt der für die Damen eine Minute später. Aber einige Frauen fahren los, einige sind wie ich zögerlich. Ok, dann fahren wir auch los. Rasch hat sich eine Damen-Gruppe gebildet, die Anschluss zu den Männern gefunden hat. Im schnellen Tempo mit Abwechseln in der Führung (auch wir Damen können Führungsarbeit machen) kamen wir zur Postalm. Schwupp, die Gruppe löste sich auf. Jetzt waren wir drei Damen, die gemeinsam den Berg eroberten. Teils quatschend, teils schweigend. Wir holten einige Männer ein, die dann meinten, wenn ihr reden könnt, dann gebt ihr noch nicht alles? Warum beim ersten Berg alles geben, waren doch erst 43 km gefahren. Die Logik haben wir nicht verstanden, aber gut, jede*r hat eine eigene Taktik. Oben angekommen, hieß es wieder bergab. Ich gestehe, dass ich ein kleiner Hasenfuß werde und jedes Jahr immer mehr Angst dazukommt.

Gut, die beiden anderen Damen hatte ich verloren aber dafür eine Gruppe Männer gefunden. Jetzt heißt es zusammenbleiben, wenn es geht. Rasch flitzten wir dahin, dazwischen immer wieder leichte Steigungen. Nur nicht abreißen. Alles alleine zu fahren ist sicherlich schrecklich. Die kleine Gruppe traf auf einen Mann in Gelb. Am Berg und auf den Hügeln hatten wir ihn unzählige Male überholt. Im Flachen ist er mit Gruppen wieder angerauscht. Wir waren nun zu viert. Da heißt es für alle zu arbeiten - nur der gelbe Mann nicht. Wenn er an der Reihe war, ist er sofort nach hinten abgefallen, hat es nie probiert, auch nur ein Stück vorne zu fahren. Bis es mir reichte. Es war heiß, die Mittagssonne kam jetzt so richtig raus. Der Fahrtwind war noch heißer und wir alle mussten kämpfen. Nachdem ich meine Führungsarbeit erledigt hatte, ließ ich mich abfallen auf Höhe des gelben Mannes. „Entweder machst du in der Führungsarbeit mit oder du schleichst dich aus der Gruppe“ kam es aus meinem Mund. Plötzlich bekam ich die Zustimmung der beiden anderen Herren. „Ja genau, so geht das nicht. Schau doch, die Frau macht genauso mit“ stimmten die anderen zu. Da kam doch wieder ein Hügel und – schwupp – war der Mann in Gelb kein Thema mehr.

Plötzlich mussten wir anhalten, da die Straße für die Damen gesperrt wurde, die die Staatsmeisterschaften bestritten. So ein Mist. Gute zehn Minuten mussten wir warten, immer mehr Gruppen kamen an. Jetzt waren wir eine riesige Gruppe. Weiter zu nächsten Labe. Jetzt war mein Wunsch nach einer Labe schon sehr groß. Nur noch wenig Wasser in den Flaschen und dieses kochte nahezu. Dann begann der Kampf am Tisch - schnell Wasser rein und los. Doch auch dieses Wasser war warm, keine Abkühlung - mir war nur noch heiß! Eine nächste gute Gruppe gefunden und es geht zum Attersee. Ah da kommen Erinnerungen auf - King of the Lake. Ich musste kurz schmunzeln, sehr schöne Erinnerungen.

Dann kam der Anstieg und ich verlor meine Gruppe. Lonely Girl ab diesem Zeitpunkt. Jetzt kamen zur Hitze noch Frust und Zweifel dazu. Plötzlich tauchte eine „Labe“ auf, aber es war keine offizielle. An einem Anstieg hatten sich Privatpersonen der armen Radfahrer*innen erbarmt und eine selbstgemachte Labe aufgebaut. Das Beste vom ganzen Rennen - kaltes Wasser und Dusche. Sie waren sehr erstaunt als ich sie bat, das Wasser über den ganzen Körper zu leeren. Ich war überhitzt wie schon lange nicht. Mein Kopf fühlte sich wie ein Druckkochtopf an, der kein Ventil hat, Kreislaufprobleme kamen hinzu. Aber mit der Dusche war mit einem Schlag alles weg. Das war die beste Labe.

Abgekühlt ging es wieder locker weiter, zum letzten Berg. Relativ bald kam ich zur letzten offiziellen Labe. Diese hatte endlich einen Schlauch, mit dem man sich nochmal richtig abkühlen konnte. So komme ich gut weiter. Bei der Abfahrt überholten mich die Elite Männer und ich bleib kurz am Straßenrand stehen. Wuuummmm und weg waren sie. Beeindruckend, so ein Rennen aus der nächsten Nähe zu beobachten, gleichzeitig auch Angst. Möchte von so einem Fahrer nicht erwischt werden. Mühsam kämpfte ich mich ins Ziel und freute mich auf den letzten zehn Kilometern über die männliche Begleitung. 9,8,7…… Endlich Ziel. 7 Stunden 40 die offizielle Zeit, laut Garmin 7 Stunden 23, da die Stehzeit ja abgezogen wurde. Geschafft!! Das Beste kam zum Schluss. Der gelbe Mann kam nach mir ins Ziel und hatte mich sicherlich aufgrund meiner Mitzi-Dress sofort gesehen. Er gratulierte mir und entschuldigte sich für sein Verhalten - das rechne ich ihm hoch an. Ich habe bei diesem Rennen jedenfalls meine Grenzen ausgetestet.

Fotos: Marathon Photos

ÖSTM Straße

Die Elite Damen waren auf der 140, die Herren auf der 200 Kilometer langen Strecke des Radmarathons unterwegs. Aufgrund von Straßensperren und wenigen Ausweich- und Abkürzungsmöglichkeiten war es nicht möglich, an mehreren Orten zu fotografieren – außer man ist mit dem Motorrad im Feld unterwegs. Ich konnte das Herrenfeld auf der Postalm abpassen – in einer der schönsten Kurven des Anstiegs -, und war beim Zieleinlauf in Mondsee in Position. Gratulation an Patrick Konrad, der für die kommenden 12 Monate mit Stolz das Nationalmeister-Trikot tragen wird!

Alpen Tour - Martins Nachlese

Im Vorfeld der Alpentour Trophy Anfang Juni wurde hier ja schon einiges berichtet - jetzt hat Martin, der sich für 169k ins anspruchsvolle Rennen gewagt hat, seine Erfahrungen und Eindrücke zusammengefasst. Viel Spaß beim Lesen!

Seit der letzten Etappe sind jetzt einige Tage und meine Bachelor Prüfung erfolgreich vergangen und ich werde versuchen die Tage der Alpentour hier Revue passieren zu lassen.

Tag 0, Mittwoch 05.06.2019, Die Anreise

Schon voller Vorfreude beginnt der Tag und ich packe mein Auto mit sämtlichem Zeug für das bevorstehende Etappenrennen. Seit Jahren nehme ich mir vor, mir endlich eine Packliste zu schreiben - Fakt ist, die gibt es noch immer nicht. So läuft das Packen jedes Mal gleich ab. Kasten auf, Koffer auf und alles Mögliche reinwerfen - Nervenkitzel beim Auspacken am Rennort inklusive.

Die Anreise verlief absolut problemlos. Auch der Check-In im vom Veranstalter zur Verfügung gestellten Hotel war flott erledigt. Kurz darauf rief auch schon mein Bekannter Philipp Wetzelberger an, der die Alpentour heuer bereits das fünfte Mal in Angriff nahm. Wir einigten uns auf einen Treffpunkt, um das Einfahren für die morgige erste Etappe gemeinsam zu erledigen.

Das besondere bei der Alpentour ist nicht nur der tägliche Start in Schladming, sondern auch der Schlussanstieg vom Gasthaus Landalm Richtung Planai mit Zielabfahrt durch den Zielhang des Bikeparks Planai. Dieser Abschnitt wird bei den ersten drei Etappen immer gleich befahren. Da liegt es natürlich nahe, diesen Abschnitt zu besichtigen. Bei strahlend blauem Himmel absolvierten wir die Schlussrunde und streuten ein paar Intervalle ein um die Beine für die erste Etappe in Schwung zu bringen. Nach gelungenen 90 Minuten am Bike ging es zurück ins Hotel und ab zur Startnummernabholung in der Tenne Planai. Bevor ich den Chip für die Zeitnehmung und die Startnummer montiere wird das Bike natürlich noch gereinigt und geschmiert. Da es am ersten Abend noch kein gemeinsames Abendessen im Kongress gibt, treffe ich mich mit der lieben Alina Reichert, einer der Damen Elite Starterinnen zum Pizzaessen im Ort. Nachdem der Magen für die erste Etappe gefüllt war gings noch schnell zum Riders Briefing. Hier mussten wir erfahren, dass die erste Etappe aufgrund der enormen Schneemassen des Winters um ein paar Höhenmeter gekürzt wird. Der höchste Punkt der Türlwand und der Rittisberg waren noch nicht passierbar. Macht nichts dachte ich mir, kommt mir als Medium Distanz-Fahrer eh entgegen. Dann gings aber rasch ins Bett, schließlich warteten 2500 hm verteilt auf 64 km.

Tag 1, Donnerstag, 06.06.2019, Etappe 1 Türlwand

Der Tag der ersten Etappe begann wie der letzte endete, mit blauem Himmel und hohen Temperaturen bereits in der Früh. Nach einem ausgezeichneten Frühstück rund drei Stunden vor dem Start, um meinem Magen ausreichend Zeit zur Verdauung zu genehmigen, ging es nach einem kurzen Aufwärmprogramm zum Start. Dieser war heuer Aufgrund der Bauarbeiten für die neue Planai-Seilbahn, anders als die Jahre zuvor, beim Kongress in Schladming. 20 Minuten vor 10:00 begann der Rennleiter die Elitefahrer für die Startaufstellung aufzurufen. Da ich nur einen Weltranglisten-Punkt hatte, befand ich mich am hinteren Ende des Elitefeldes.

Pünktlich um 10:00 viel der Startschuss. Da die ersten drei Kilometer neutralisiert hinter dem Auto des Rennleiters erfolgten, ging es am schmalen Ennstal-Radweg ganz schön hektisch zu. Doch sobald der Startschuss ein zweites Mal erklang, war die Neutralisierung aufgehoben und die Profis wie Daniel Geismayr und Alban Lakata drückten mächtig aufs Gas. Das Feld von rund 400 Startern zog sich dadurch ordentlich in die Länge und es wurde sofort etwas entspannter. Auf einem schmalen Waldweg ging es zunächst steiler und dann bald flowig über Wurzeln und Steine rauf in die Ramsau. Von dort ging es über den Winterwanderweg hinauf Richtung Türlwand. Anders als die Jahre zuvor mussten wir bereits ca. 100 hm unter der Türlwand hinüber Richtung Adlerlifte queren. Hier galt es, etliche Schneefelder und schwierige Wiesenschräghänge mit Geschick zu überwinden. Da lacht das Mountainbiker-Herz. Wieder in der Ramsau angekommen ging es über Langlaufloipen direkt ins Langlaufzentrum am Fuße des Kulms. Dort wartete zum Glück schon Sandra vom RC Sport Vollmann-Team mit einer vollen Flasche auf mich - Danke dafür! Jetzt ging es direkt neben der Sprungschanze in extrem steilen Serpentinen auf den Kulm hinauf. Daheim im Wienerwald frag ich mich oft, wozu ich das 50er Ritzel auf meiner Kassette brauche - jetzt weiß ich es.

Oben angekommen ging es zunächst flach in Richtung Vorberg, von dort dann über einen steilen und erdigen Singletrail hinunter nach Pichl zur zweiten TFZ. Von dort ging es ohne Verschnaufpause gleich wieder bergauf auf die Hochwurzen, hier mussten viele Fahrer dem hohen Anfangstempo und den heißen Temperaturen Tribut zollen und ich konnte noch etliche Fahrer überholen. Nach der Hochwurzen galt es nur mehr, den am Vortag besichtigten Schluss zu bewältigen. Das Besichtigen hat sich definitiv ausgezahlt, konnte ich doch bergab gleich eine der schnelleren Zeiten hinlegen. Müde aber glücklich erreiche ich nach 03:39 das Ziel auf dem 29. Platz in der Elite. Die Freude ist groß, schließlich bekommen bei einem Rennen der S1 Kategorie die ersten 34 Plätze Weltcuppunkte.

Nach dem Motto Maschine vor Fahrer kümmerte ich mich gleich im Planai-Zielraum um die Reinigung meines Bikes. Hier warten – vorbildlich - etliche Waschplätze auf die erschöpften Fahrer. Gegen eine kleine Gebühr wäre es auch möglich das Bike im Bikeshop abzugeben und am nächsten Tag das frisch servicierte Bike für die zweite Etappe in Empfang zu nehmen.

Danach ging es sofort ins Hotel und unter die Dusche. Der Vanille Recovery Shake tat dann auch richtig gut. Ehe es um 18:00 ins Kongress Zentrum zum gemeinsamen (vorzüglichen!) Abendessen ging, war noch etwas Zeit, die wunderschönen Landschaftsbilder der 1. Etappe Revue passieren zu lassen.

Das gemeinsame Abendessen mit 400 Gleichgesinnten und die täglichen Siegerehrungen inklusive der Überreichung der Leaderjerseys ist sicher ein Highlight der Alpentour. Hier sitzen Olympiasieger wie Sabine Spitz mit Hobbysportlern gemeinsam am Tisch und unterhalten sich über unser aller liebstes Hobby, das Radfahren.

Nach dem Essen gibt es noch die wichtigsten Infos für den nächsten Tag. Aufgrund der enormen Schneemassen konnte die Etappe über die Giglachseen nicht stattfinden. Stattdessen ging es über die Reiteralm. Vorbildlich gibt es immer schon am Vortag den GPS-Track auf der Alpentour-Homepage zum Download.

Strava

Tag 2, Freitag, 07.06.2019, Reiteralm

Tagwache um 07:00 - puhh die Beine haben sich auch schon mal frischer angefühlt. Der erste Weg am Frühstückbuffet führt mich deshalb gleich direkt zur Kaffeemaschine. Gut gestärkt ging es wieder pünktlich um 10:00 los - diesmal aufgrund der Ergebnisse des Vortages sogar etwas weiter vorne in der Startaufstellung. Es ging erneut hinauf in die Ramsau, diesmal aber ohne Umwege direkt runter nach Pichl und hinein in den langen Anstieg auf die Reiteralm. Die Beine fühlten sich grauenhaft an und der eine oder andere Krampf kündigte sich an. Hier kam das erste Mal meine Geheimwaffe, konzentriertes Essigwasser, erhältlich z.B. von Sponser Sportfood (Muscle Relax) zum Einsatz. Zwar waren meine Beine danach genauso müde wie zuvor, jedoch ging es krampffrei weiter. Noch unter dem Gipfel der Reiteralm querten wir hinüber zur Hochwurzen. Anders als am Vortag ging es diesmal bis auf den höchsten Punkt der Hochwurzen. Bereits am Beginn der Abfahrt schloss ich zur österreichischen Marathon-Staatsmeisterin Angelika Tazreiter auf. Gemeinsam ging es zurück nach Schladming. Angelika fuhr bergauf extrem stark und ich hatte schwer zu kämpfen, den Anschluss zu halten. Nach etwas über drei Stunden überquerte ich als 34. die Ziellinie, somit fiel ich auch im Gesamtklassement auf den 34. Platz zurück. Scheinbar haben sich die anderen besser von den Strapazen des Vortages erholt. Ziemlich erschöpft fiel die Bikewäsche heute noch dürftiger aus als gestern. Um die Beine bei der Regeneration zu unterstützen, rollte ich noch gemütlich den Ennstal-Radweg entlang und genoss das wunderbare Bergpanorama. Dabei fiel mir ein ungewohntes Geräusch von meinem Rad auf, bei der genaueren Betrachtung konnte ich erkennen, dass die Karbonstreben meines Sattels an zwei Stellen gebrochen waren. Zum Glück dürfte dieser Schaden erst gegen Ende aufgetreten sein und noch größeres Glück war, dass ich noch Ersatz mit hatte.

Die gemütlichen Abende im Kongress finden immer unter einem Motto statt, der Freitag war der Steiermark-Abend. Das Essen war schon wie am Vorabend hervorragend und ideal, um die leeren Speicher für die bevorstehenden Tage zu füllen. Außerdem wurden heute ein Dirndl und eine Lederhose verlost. ☺

Ähnlich wie am Tag zuvor waren die Siegerehrungen kurz vor 20:00 erledigt und ich machte mich auf ins Hotelzimmer, um mich für die dritte Etappe auszurasten.

Strava

Tag 3, Samstag, 08.06.2019, Hauser Kaibling

Überraschenderweise fiel mir das Aufstehen am dritten Tag wieder deutlich leichter als noch am Tag zuvor. Auch das Morgenritual vor dem Start um 10:00 ist schon gut einstudiert. Die heutige Etappe wird die einzige sein, die wie geplant durchgeführt werden kann. Der Start erfolgt wieder neutralisiert und es geht hinauf in die Ramsau Richtung Lodenwalker - eine Gegend, die ich gut aus dem Winter kenne. Der flowige Waldweg wird ringsum von wunderschönen Ausblicken auf Dachstein und Co. gesäumt. Vorbei am Fliegenpilz - einer kleinen Jausenstation - geht’s runter Richtung Haus im Ennstal. Die erste Labestation befindet sich direkt am Parkplatz der Seilbahn, super für alle Betreuer zu erreichen. Hier muss man den Veranstalter gleich loben, alle TFZ’s der Etappen sind schnell und unkompliziert mit dem Auto erreichbar, das ist nicht immer so. Und auch wenn man so wie für die zweite TFZ am Hauser Kaibling die Seilbahn benötigt, ist das kein Problem, da die Benutzung mit der Schladming/Dachstein-Gästekarte, die man in jeder Unterkunft bekommt, kostenlos ist.

Der gleichmäßige Anstieg auf den Hauser Kaibling, der zugleich der östlichste Punkt der Schladminger 4-Berge-Schischaukel ist, kommt mir sehr entgegen. Ich kann ohne Krämpfe und mit gutem Tempo der Bergwertung entgegenfahren. Oben am Hauser Kaibling geht es bei der Krumholzhütte durch die zweite TFZ und rauf auf den Gipfel. Nach dem Gipfel führt die Strecke über einen mit vielen Schneefeldern gesäumten Weg Richtung Planai. Ein weiterer Weg, den ich vom Skifahren kenne. Es ist schlichtweg genial, die ganzen bekannten Wege aus dem Winter auch mal auf dem Rad zu erleben. Dann ging es noch über steile, schmale Wurzeltrails weiter hinauf auf die Planai. Hier ist besonders die sehr gute Streckenmarkierung hervorzuheben. Selbst ich, bekannt als regelmäßiger „Falschfahrer“ hatte bei der Alpentour keinerlei Probleme, den richtigen Weg zu finden. Das Highlight der dritten Etappe war für mich die Abfahrt über den Flowtrail im Bikepark. Voll in meinem Element konnte ich so noch acht Plätze gutmachen und rollte mit einem Grinsen als 35. durchs Ziel. Im GC arbeitete ich mich an diesem Tag auf den 33. Rang vor. Da die heutige Etappe nur knapp drei Stunden dauerte, blieb mir länger Zeit zum Regenerieren vor dem Abendessen. Der letzte Abend war der Australien-Abend. Da die beiden Organisatoren der Alpentour Regina und Gerhard auch seit vielen Jahren die Crocodile-Trophy in Australien organisieren, gab es hier einen großartigen Bericht zu sehen. Unglaublich, welche Distanzen schon vor mehr als 20 Jahren mit abenteuerlichem Material bewältigt wurden. Als Highlight gab es für je eine Dame und einen Mann einen Startplatz für die Crocodile Trophy 2019 zu gewinnen.

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Tag 4, Sonntag, 09.06.2019, EZF Planai

Wie auch im letzten Jahr, fand das Bergzeitfahren auf die Planai in gestürzter Startreihenfolge statt. Sprich, der langsamste der Gesamtwertung startet als Erster und dann folgt alle 20 Sekunden ein weiterer Fahrer, bis schließlich der Gesamt-Führende als Letzter ins Rennen startet. Durch dieses Konzept kommen nahezu alle gleichzeitig im Ziel auf der Schafalm an und den Zuschauern wird ein tolles Spektakel geliefert. Es galt, knapp 1150 hm auf 9 km zu überwinden. Anders als die Jahre zuvor, musste der Uphill über den extrem steilen und teilweise gatschigen Flowtrail gefahren werden. Das Bergzeitfahren war extrem hart und trotz meines leichtesten Gangs von 34 zu 50 kam ich selten über 60 RPM hinaus. Ich verlor viel Zeit, konnte jedoch zum Glück meinen 33. Platz im GC halten. Völlig erschöpft erreichte ich das Ziel auf der Schafalm. Belohnt wurden alle Teilnehmer mit Traumwetter und dem wohl schönsten Ausblick auf den Dachstein und die umliegenden Berge.

Um rechtzeitig um 14:00 bei der abschließenden Pasta Party im Kongress zu erscheinen, machte ich mich bald auf den Rückweg runter ins Tal. Dort gab es dann eine große Auswahl an verschiedensten Nudelgerichten. Von Spaghetti über Fusilli bis hin zu Lasagne – „Pasta Party Deluxe“ quasi. Anschließend fand noch die finale Siegerehrung statt und die Top-Platzierten konnten sich ihr wohl verdientes Preisgeld abholen. Voller schöner Eindrücke trat ich erschöpft aber zufrieden die Heimreise an.

Strava

Fazit

Ich kann die Alpentour einfach jedem begeisterten Radfahrer ans Herz legen. Die perfekte Organisation, gepaart mit einer traumhaften Landschaft und gutem Essen gibt es in dieser Form wohl nicht oft. Vor allem das besondere an der Alpentour, der Etappenstart immer am gleichen Ort spart Geld, Zeit und Nerven. Nichtsdestotrotz gibt es jeden Tag tolle neue Wege zu erkunden. Auch habe ich mir vor meinem Start gedacht, dass die Abfahrten wohl eher schotter-lastig und wenig spannend werden, hier wurde ich allerdings eines Besseren belehrt - auch begeisterte Trail-Fahrer kommen bei der Alpentour voll auf ihre Kosten. Ich hoffe, ich kann nächstes Jahr wieder bei der Alpentour starten und die neuen Erfahrungen aus diesem Jahr nutzen. Übrigens, die Anmeldung für 2020 ist schon möglich. ;)

Bis bald auf den heimischen Trails und Liebe Grüße, Martin Rauscher

Disclaimer

Die Teilnahme erfolgte auf Einladung des Veranstalters, die Fotos wurden durch Sportograf aufgenommen.

Radfahren im Murtal

Die Autotür öffnet sich und vom Kindersitz ist ein Aufschrei zu hören - ein Aufschrei der Begeisterung, befinden sich doch in Sichtweite immerhin Kühe und Traktoren. Um die Unterhaltung des Nachwuchses muss man sich also während der kommenden Tage keine Sorgen mehr machen … Doch es wäre natürlich unfair den Attraktionen und der Schönheit des Murtals gegenüber, die Sache darauf zu reduzieren. 

Fangen wir von vorne an. Das Murtal kennt man in der Regel vom Durchfahren - wer mit dem Auto von Wien Richtung Süden oder Südwesten fährt, hat neben Südautobahn und Neumarkter Sattel auch die Option, durch das Murtal zu fahren. Dementsprechend prominent liegt die B97 im Tal und führt - wie so viele Autobahnen, Schnellstraßen und Umfahrungen heutzutage - an den wesentlichen Dingen vorbei. Moderne Verkehrsachsen sind dem französischen Philosophen Marc Augé zufolge „Nicht-Orte“ - hinter Lärmschutzwänden und auf Umfahrungen nimmt man nur noch anhand der Schilder und Verkehrszeichen wahr, welche Attraktionen sich neben den Straßen verbergen und fährt - in der Regel - einfach daran vorbei. Bevor ich zu weit abschweife … Ich bin froh, dass ich von der B97 abgefahren bin und fühle mich in meiner Theorie bestätigt, dass man ab und zu einfach mal von der Autobahn abfahren sollte und mit aufmerksamen Sinnen und geöffneten Augen neue Gegenden kennenlernen soll. Bewegt man sich erstmal etwas weg von den Hauptachsen und hin zu den Rändern und versteckten Ecken, offenbaren sich die wahren Schätze.

Den Kreischberg kennt man vor allem vom Wintersport, im Speziellen vom Snowboard. Auch ohne Schnee zeugen die angelegten Rampen und Halfpipes am Berghang davon, dass man einer der ersten Orte war, der entsprechende Infrastrukturen errichtet hat. 2015 fanden hier die Snowboard-Weltmeisterschaften statt, der Weltcup gastiert nach wie vor alljährlich am Kreischberg. Abseits dessen bietet das Schigebiet moderate Pisten und ein auf Familien ausgerichtetes Programm. Und Familien stehen auch im Vordergrund, wenn es darum geht, entsprechende Angebote in den Sommermonaten zu bieten. Was liegt näher, als vorhandene Kapazitäten und Infrastrukturen, die von der Wintersaison fraglos ausreichend vorhanden sind, auch im Sommer sinnvoll zu nützen. Viel erfinden braucht man dazu eigentlich auch nicht - die Berge, Flüsse, Täler und Dörfer des Murtals bieten vielfältige Möglichkeiten, Wandern und Radfahren sind am naheliegendsten.

Club Hotel am Kreischberg

Das Club Hotel am Kreischberg wurde vor wenigen Jahren neu übernommen, das ehemalige Appartement-Hotel wird sukzessive in ein Komplettangebot umgewandelt. Das Areal umfasst mittlerweile fünf Häuser, die - bis auf eines - alle mit Korridoren miteinander verbunden sind. Die Tafel vor dem Hotel sagt „Vier Sterne“, das Niveau - egal ob Einrichtung, Ausstattung oder Service - wird dieser Ansage jedenfalls gerecht. Infrastrukturen sind durchwegs vorhanden: Wellness-Bereich mit Infrarot, Dampfbad und Sauna, Indoor-Spielplatz, „Wuzzler“, Massageraum, Fitnessraum, Werkstatt, Ski- und Radräume und vieles mehr. Und wenn es nach dem Hoteldirektor geht, kommt da in den nächsten Monaten noch einiges dazu.

Meine Anwesenheit am Kreischberg hat nämlich mehrere Gründe. Natürlich geht es darum, die Region Murtal und die Freizeitangebote vor allem am Rad kennenzulernen. Die Verantwortlichen des Club Hotels haben aber auch ein brennendes Interesse daran, ihr Radangebot noch besser auf die Zielgruppe auszurichten. Und nachdem ich nun doch schon einige Destinationen mit dem Rad besuchen durfte, besteht mein kleiner bescheidener Beitrag darin, meine Erfahrungen mit dem Club Hotel zu teilen, Wünsche zu formulieren, die ich als Radfahrer an ein Hotel habe und einige Dinge auch gleich in der Praxis auszuprobieren.

Konkret manifestiert sich das zum Beispiel in dem Projekt „Rad-Servicestation“, das in den kommenden Monaten umgesetzt werden soll. Radfahrer sind - wenig überraschend - eine wesentliche Zielgruppe im Sommertourismus. Wer hier als Hotel oder Anbieter auf die Bedürfnisse der Radfahrenden eingeht, erarbeitet sich auf diese Weise einen Vorsprung. Es geht hier aber nicht um eiskaltes und wirtschaftliches Kalkül sondern vielmehr um ein ehrliches Bestreben, Radfahrenden einen umfassenden und entspannten Urlaub bieten zu können. 

Die geplante Rad-Station soll eine Unterbringungsmöglichkeit für Räder umfassen, wobei auch auf etwaige Sonderwünsche (Einzelaufbewahrung) und besonders heikle Räder Rücksicht genommen werden kann. Ein Service-Point stellt sicher, dass kleinere Reparaturen schnell und vor Ort erledigt werden können, geläufige Ersatzteile wie Schläuche sind dort lagernd verfügbar, auch eine kurze Radpflege oder -reinigung soll möglich sein. Touren und Tracks kann man beim Hoteldirektor selbst erfragen, der mit dem Mountainbike schon so gut wie jeden Meter des Murtals unter die Reifen genommen hat. Und wer erschöpft von der Tour zurück kommt, soll auch gleich die Möglichkeit bekommen, sich selbst aufzutanken (im angeschlossenen Restaurant) oder gleich den Weg in den Wellness-Bereich anzutreten.

Wenn wir schon bei der Verpflegung sind - neben den Einrichtungen des Hotels selbst, bieten zahlreiche Restaurants in und um die Gemeinde Sankt Georgen am Kreischberg Gelegenheit zur Einkehr. Typisch steirisch ist man mit einem Backhendlsalat in „Ottl´s Wirtshaus“ bedient, das Kreischberg-Eck bietet Hausmannskost, wie man sie nach einem aktivitätsreichen Tag vertragen kann. Wer hingegen Gusto auf eine Forelle aus der benachbarten Mur hat, der findet im Restaurant Schafferwirt in Kaindorf seine Erfüllung.

Ausflüge & Aktivitäten

Bevor wir zum Radfahren und den möglichen Touren in der Umgebung des Kreischbergs kommen, kurz noch etwas zu Murau, der nächsten größeren Stadt, die rund sechs Kilometer entfernt Richtung Osten liegt. Auch hier stoßen wir auf das schon oben erwähnte Phänomen, dass man auf der Bundesstraße an der Stadt vorbeifährt und einem in der Regel das charmante Ortszentrum entgeht. Das Murtal ist - wenn man die letzten Jahrzehnte betrachtet - jedenfalls mit Fragen der Abwanderung, dem Älterwerden der Bevölkerung und der überschaubaren Anzahl an qualifizierten Arbeitsplätzen konfrontiert. Aufmerksame Beobachter wissen, wie sich das strukturell und irgendwann später auch optisch und stimmungsmäßig auswirken kann.

Die Brauerei Murauer scheint prominent im Stadtbild auf, wer gerne Bier trinkt, kann sich einer der zahlreichen bier-bezogenen Veranstaltungen hingeben. Die Altstadt ist pittoresk, die alte Bausubstanz ist durchwegs recht gut erhalten und lässt erahnen, wie es hier zu früheren Zeiten ausgesehen hat. Über Murau thront das Schloss Liechtenstein - wer sich für Geschichte interessiert, findet hier interessante Anekdoten und Intrigen und mit Anna Neumann eine äußerst spannende Persönlichkeit, die drei Ehemänner überlebte und so in den Besitz des Schlosses gelangte. Den Gegensatz zum Schlossberg stellt die Mur-Promenade dar, bei der sich die „Rückseite“ der Stadt erleben lässt und wo auch noch die Urgewalt jenes Flusses erkennbar ist, der Stadt und Tal ihren Namen gegeben hat.

Wer mit Familie unterwegs ist, kennt die permanente Suche nach Unterhaltungsmöglichkeiten für den Nachwuchs. Ist dieser aus dem Alter draußen, wo Traktoren und Weiderind noch für Begeisterungsstürme ausreichen, bietet das Murtal dennoch zahlreiche Optionen:

Holzmuseum St. Ruprecht

Das Murtal steht samt und sonders unter dem Motto „Holz“. Allseits ist die Auseinandersetzung mit dem Naturmaterial erkennbar - egal ob Brücken, Häuser oder Denkmäler. Optisch macht das einiges her und gelingt mit „Holz“ weitaus besser, als das bei anderen Regionen mit anderen Themen der Fall ist. Häuser scheinen in einer ähnlichen Fassadengestaltung auf, Holzbrücken über die Mur sind stolze Beweise handwerklicher Baukunst und das Holzmuseum in Sankt Ruprecht bietet einen Überblick über diese Gesamtheit an Maßnahmen und einen Einblick in die handwerklichen Geheimnisse, die das Murtal zur vermeintlichen Heimat des „Holzes“ gemacht haben. Am Weg zum Club Hotel am Kreischberg überquert man übrigens die derzeit größte freitragende Holzbrücke Europas.

Dampfzug Murtalbahn

Die Steiermärkischen Landesbahnen betreiben eine Schmalspurbahn durch das Murtal - von Tamsweg bis Unzmarkt. Diese ist im tagtäglichen Einsatz mit regulärem Wagenmaterial, wer für einen Ausflug mit dem Zug allerdings etwas Besonderes haben will, wählt den „Dampfbummelzug“.

Günstner Wasserfall

Der Günstner Wasserfall ist zwar schon „ein Tal weiter“, taugt aber trotzdem als gutes Ausflugsziel vom Kreischberg oder von Murau aus. Mit 65 Metern Fallhöhe ist es der höchste Wasserfall der Steiermark. Und wem das noch nicht beeindruckend genug ist: Es gibt unten beim Wasserfall einen Streichelzoo! ;) Und wenn wir schon dabei sind: Direkt beim Kreischberg bietet ein wunderschöner Golfplatz die Möglichkeit, ein paar Bälle zu schlagen (sind Golfspieler unter den 169k-Lesern??) - und auch hier: gleich hinter dem Golfplatz gibt es einen Streichelzoo. Urlaub gerettet!

Gäste Card

Wer sich übrigens Attraktion für Attraktion durch die Region arbeiten will, ist mit der Murtal Gäste-Card sehr gut bedient, erhält man damit doch Rabatte bei so gut wie allen Ausflugszielen und -einrichtungen der Region.

Auf dem Rad

Am Ende des Tages bin ich aber doch hauptsächlich zum Radfahren gekommen - um die Möglichkeiten der Region kennenzulernen, die ausgeschilderten Routen auszuprobieren, eventuell auch neue Routen zu finden. Die Frage vor dem Aufenthalt am Kreischberg war: „Welches Rad soll ich mitnehmen?“ Am liebsten hätte ich ja Mountainbike, Rennrad und Kinderanhänger mitgenommen, alleine der Platz im Auto ist limitiert. Ich habe daher das Mountainbike eingepackt, meine zuhause gebastelten Rennradrouten auf einen späteren Zeitpunkt verschoben und für den Familienausflug auf dem Murradweg lassen sich vor Ort hervorragend Räder ausborgen.

Murradweg

Der Murradweg ist allgegenwärtig, zieht er sich doch durch die gesamte Region, wirkt wie ein verbindendes Element. Die Mur entspringt in der Nähe von Tamsweg - also rund 40 Kilometer vor Murau - und fließt bis nach Slowenien. Die ganze Länge des Flusses ist mit dem Rad erfahrbar und offenbart eine Vielzahl an Landschaften und Regionen, die alle ihren eigenen Charakter mitbringen. Ideal wäre daher eigentlich, die gut 400 Kilometer des Murradwegs am Stück zu fahren, um das komplette Erlebnis der „Tour de Mur“ zu haben. Wer es lieber etappenweise angehen möchte - zum Beispiel mit der Familie -, der ist besser bedient, einen Ausgangspunkt entlang des Radwegs zu wählen und von diesem aus Teile des Murradwegs zu befahren.

Tour 1: Mur Radweg Murau

Vom Startpunkt am Kreischberg/Sankt Georgen am Kreischberg führt der Radweg vom Bahnhof weg durch den Ort Richtung Osten. Man durchfährt den Golfplatz auf Nebenstraßen, rechts und links wird abgeschlagen, gechipt und geputtet - vor tieffliegenden Golfbällen muss man sich dennoch nicht fürchten. Der Radweg führt weiter entlang der Bahnstrecke und ist auf der gesamten Länge asphaltiert. Man quert die Bahn einige Male, durchfährt Wiesen und kleinere Ansiedelungen und nähert sich langsam Murau. Zwischen den Bergen kommt das Schloss Liechtenstein in Murau in den Blick, man überquert noch ein letztes Mal die Mur und fährt - auf einer abgetrennten Fahrbahn - neben der Bundesstraße Richtung Ortszentrum. Die Einfahrt nach Murau muss man schließlich nicht lange suchen, der Radweg führt direkt ins Zentrum und kommt - für den Versorgungsnotfall - auch direkt am Murauer Brauhaus vorbei.

15,5 Kilometer, 150 Höhenmeter, GPX-File

Tour 2: Mur Radweg Stadl an der Mur

Start ist wiederum in Sankt Georgen am Kreischberg, diesmal geht es Richtung Westen - gegen den Strom quasi. Die ersten Kilometer des Radwegs sind noch asphaltiert und verlaufen flach neben der Mur. Ein kurzer Anstieg der Herzfrequenz stellt sich ein, wenn die Staustufe der Murkraftwerke überwunden werden will, hier sind auf kurzer Strecke einige steile Höhenmeter zu überwinden. Danach quert man die Murtalbahn und fährt ab diesem Zeitpunkt am Waldrand entlang. Hier wird der Radweg wellig, man fährt auf mehr oder weniger feinem Schotter, taucht mitunter für einige hundert Meter tief in den Wald ein. Ein gewisses Grundmaß an Fahrtechnik kann hier nicht schaden, je nachdem mit welchem Rad man unterwegs ist, kann der Schotter stellenweise schon etwas tückisch werden. 

Das Tal wird enger, die Berge am Horizont höher, die Ausblicke schöner und schöner. Man fährt gefühlt tiefer in die Landschaft hinein, entfernt sich von der Zivilisation, ist mehr alleine und bei sich selbst. Das ist definitiv die Genießerseite des Radwegs. Man passiert Sankt Ruprecht oder wechselt kurz auf die andere Seite der Mur, um das dort liegende Holzmuseum zu besuchen. Ziel der Runde ist Stadl an der Mur, von dort geht es wieder zurück zum Kreischberg. 

Normalerweise sind Routen zu bevorzugen, die nicht auf der gleichen Strecke wieder zurückführen, manchmal offenbaren sich beim Zurückfahren aber auch ganz andere Ein- und Ausblicke als bei der Hinfahrt. Wer fit genug ist oder etwas weiter fahren möchte, kann über Stadl an der Mur hinaus weiter Richtung Tamsweg fahren, dort warten noch einige Kilometer Radweg darauf, erfahren zu werden - diese allerdings nochmal etwas anspruchsvoller.

21,1 Kilometer, 250 Höhenmeter, GPX-File

Tour 3: Hauserersee

Direkt am Fuße des Kreischbergs startet die Tour zum Hauserersee, eine der offiziellen Radrouten der Region. Entlang des Lorenzer Bachs fährt man die ersten Kilometer auf Asphalt leicht ansteigend durch lichten Wald, dort wo dieser dichter wird endet auch der feste Straßenbelag und das Mountainbike beginnt, Sinn zu machen. Der Weg wird steiler und steiler, der Radcomputer zeigt zwischenzeitlich >20% an, die kleinsten Gänge werden bemüht. Wie auch bei anderen Routen offenbart sich hier ein Spezifikum, das erst auf den zweiten Blick seine volle Tragweite zeigt: man sieht oft recht weit nach vorne, wohin der Weg führt und wie steil dieser ansteigt. Wer beispielsweise müde Beine hat oder mit der Steigung nicht allzu glücklich ist, kann etwas zermürbt werden, wenn sichtbar ist, was einem die nächsten hunderten Meter bevorsteht. 

Die Route steigt weiter an und wird etwas wilder, bis bei einem Schranken plötzlich die offizielle Radroute endet - leider vor dem namensgebenden Hauserersee. An dieser Stelle ist anzumerken, dass sich das Netz der offiziellen Radstrecken auch im Murtal erst im Aufbau befindet, einige der bestehenden Routen oft eher wie ein Feigenblatt wirken. Auch hier geht es um Haftungs- und Eigentumsfragen der entsprechenden Grundstücke und Forststraßen - der Tourismusverband ist sich der Thematik bewusst, Besserung laut aller Beteiligten in Aussicht.

14,5 Kilometer, 560 Höhenmeter, GPX-File

Tour 4: Allgau

Der Murradweg bzw. das Holzmuseum in St. Ruprecht bildet den Startpunkt für den Stich hinauf nach Allgau. Vorab ist die Grundsatzentscheidung zu treffen, Straße hinauf und Waldweg hinunter oder umgekehrt? Ich habe mir das im Vorfeld nicht gut genug angeschaut und bin die Asphaltstraße hinaufgefahren. Die Steigung auf den rund fünf Kilometern Anstieg ist knackig, unter 10 Steigungsprozent ist man selten unterwegs. Die Landschaft ist lieblich, Kühe rechts und links der Straße sind stetige Begleiter - Autos oder dergleichen sucht man hier vergeblich. Die Route endet auf einer Anhöhe, im Hintergrund tun sich die Gipfel der rund 1.300 Meter hohen Bergkette auf, die das Murtal vom nächsten trennen. 

Leider gibt es keine Passage, die eine Überquerung mit dem Rad ermöglicht und aus der kleinen Runde eine größere Rundfahrt machen würde. Während die Straße sich in Kurven und Serpentinen am Hang nach oben gearbeitet hat, geht es auf dem Schotterweg nahezu in Falllinie nach unten. Man fährt ohne Aussicht in der Senke des Taleinschnitts, das Tempo ist hoch - der Untergrund legt den Einsatz eines vollgefederten Rads nahe, wenn man es hier laufen lassen will. Bergauf stelle ich es mir hier um einiges schwieriger vor. Nach einer kurzen aber sehr kurzweiligen Abfahrt landet man wieder entlang der Bundesstraße und damit auch gleichzeitig wieder auf dem Murradweg.

7,8 Kilometer, 310 Höhenmeter, GPX-File

Tour 5: Stolzalpe

Nicht unbedingt ein Mountainbike benötigt man für die Runde zur Stolzalpe. Von Murau geht es zuerst neben der B96 entlang des Rantenbachs Richtung Norden, bald zweigt der Begleitweg neben der Straße ab und verläuft in einen gesonderten Radweg, der sich durch den nahen Wald windet. Rund 10 Kilometer spult man auf diese Weise ab, bis man bei Rottenmann rechts abbiegt und die ersten Schilder Richtung Sölkpass deuten. Bevor jedoch Zweifel an dem Vorhaben aufkommen können - der Sölkpass ist wohl ein eigenes Kaliber -, biegt man gleich noch einmal rechts ab und findet sich auf einer einsamen schmalen Straße nach Rinegg.

Der asphaltierte Weg steigt stetig an, man durchfährt wunderschöne Nadelwälder, passiert einzelne Häuser, erreicht schließlich ein Hochplateau. Man befindet sich auf rund 1.100 bis 1.200 Metern Seehöhe, es warten noch drei kleine aber knackige Anstiege, bevor man sich mit einem atemberaubenden Panorama wieder Murau annähert. Man erreicht die Stolzalpe, einen mittlerweile mit Murau zusammengelegten Ortsteil, der vor allem durch seine Heilstätte hoch am Berg Bekanntheit erlangt hat. Und an genau dieser Stelle offenbart sich auch die beste Aussicht - Richtung Nordwesten durch das Tal des Rantenbachs und in das Murtal bis zum Kreischberg, hier zahlt es sich aus, eine kurze Pause einzulegen. Hinunter geht es auf der Straße vom Krankenhaus direkt nach Murau, von wo aus man mit dem Rad oder dem Zug den weiteren Heimweg antreten kann. Die Strecke ist zwar durchgehend asphaltiert, wie so oft deutet aber spätestens das Schild „Ende der Ausbaustrecke“ darauf hin, dass man mit breiteren Reifen eventuell besser bedient ist.

24,6 Kilometer, 560 Höhenmeter, GPX-File

Rennradtouren

Ich habe auf meinem Computer noch einige Touren für mein Rennrad vorbereitet gehabt. Mit der Turracher Höhe, dem Sölkpass und der Nockalmstraße sind in unmittelbarer Nähe des Murtals einige große Namen vertreten. Diese in Angriff zu nehmen, bedarf vorab einiger Planung, geht es doch in recht hohe Gefilde. Inwiefern sich mit diesen Tourenzielen noch gute Runden (im Sinne von „nicht auf der gleichen Strecke zurückfahren“) umsetzen lassen, weiß ich nicht genau. Die Möglichkeiten, wieder in die richtigen Täler zurückzukommen, sind begrenzt - im Zweifelsfall würde ich hier die gleiche Strecke wieder zurückfahren. 

Ein anderes anfängliches Bedenken lässt sich hingegen recht einfach zerstreuen. Die teilweise doch recht stark befahrenen Bundesstraßen lassen sich insofern ganz gut vermeiden, als viele davon begleitende Radweg aufweisen, die man ohne weiteres auch mit dem Rennrad benützen kann.

Disclaimer

Der Aufenthalt im Club Hotel am Kreischberg fand auf Einladung des Hotels statt.

Alpen Tour 2019 - Martin Rauscher

Vor wenigen Wochen habe ich hier die Alpen Tour vorgestellt, ein anspruchsvolles Mountainbike-Etappenrennen in und um Schladming. Ich habe zwar in der Zwischenzeit mein Mountainbike bekommen und bin - neben dem Rennrad - auch fleissig mit den dicken Stollenreifen unterwegs, aber ein derartiges Unterfangen wie die Alpen Tour traue ich mir noch nicht zu. Wie schon angekündigt, springt der junge und talentierte Martin Rauscher ein und wirft sich für 169k in die vier schwierigen Etappen.

Um Martin besser kennenzulernen, gleichzeitig aber auch die Motive, Herausforderungen für ein Etappenrennen und die Vorbereitung auf ebendieses zu erläutern, habe ich Martin vorab ein paar Fragen gestellt:

Foto: Alpen Tour

Foto: Alpen Tour

Stell dich bitte kurz vor, was waren deine bisherigen Erfolge auf dem Rad?

Begonnen hat alles 2015 im Maturajahr an der HTL, anstatt zu lernen hab ich das Mountainbiken für mich entdeckt. Die Matura hab ich trotzdem geschafft und seitdem nehme ich auch regelmäßig an Mountainbike-Rennen teil. 2017 hab ich mir dann auch erstmalig eine Sportklasse-Lizenz gelöst und wurde Vize-Staatsmeister im XCO. Seitdem konnte ich mehrere Stockerlplätze bei österreichischen MTB-Marathons einfahren - zuletzt den zweiten Gesamtrang beim “Bike the Bugles” in Krumbach.

Wo siehst du deine Stärken auf dem Rad? Welcher Fahrertyp bist du und welche Wettbewerbe liegen dir?

Meine Stärken liegen ganz klar bei den kurzen Anstiegen und ich kann recht schnell starten, also nicht so wirklich die Anforderungen, die ein Etappenrennen mit sich bringt. Bedingt durch mein Gewicht und meine Größe bin ich auch froh, wenn die Anstiege nicht allzu steil sind.

Bist du schon einmal ein Etappenrennen vom Format der Alpen Tour gefahren? Wo siehst du die Herausforderungen eines derartigen Formats?

Ich bin noch kein Etappenrennen gefahren und auch erst selten längere Rennen. Meistens starte ich bei Marathons mit 30-45 km und 1000-1600 hm. Deshalb sehe ich die Alpentour mit Ihren langen Etappen als großartige Herausforderung.

Wie hast du dich auf das Rennen vorbereitet? Hast du irgendetwas speziell trainiert?

Da mein Hauptaugenmerkt nicht auf der Alpentour sondern auf der Centurion MTB Challenge und der Top Six liegt, hab ich mein Training nicht extra an die Alpen Tour angepasst. Da ich aber das Wochenende vor der Alpen Tour rennfrei habe, werde ich mich durch Tapering entsprechend auf die Alpen Tour vorbereiten.

Was bedeutet es für dich, vier Tage am Stück Rennen zu fahren - wie regenerierst du am besten?

An sich wäre eine Etappe aufgrund ihrer Länge schon etwas besonderes für mich. Doch gerade das Rennfahren an vier aufeinanderfolgenden Tagen macht den Reiz der Alpen Tour für mich aus.

Um möglichst schnell und gut zu regenerieren, werde ich auf ausreichend Schlaf und die großzügige Zufuhr von Kohlenhydraten und Eiweiß achten.

Was nimmst du dir vor für das Rennen - was sind deine Ziele?

In erster Linie durchfahren und verletzungsfrei bleiben. Natürlich wäre der ein oder andere Punkt auch ganz nett. Jedoch mach ich mir da bei der üblicherweise sehr starken Besetzung der Alpen Tour keine allzu große Hoffnung.

Du kennst die Gegend rund um Schladming recht gut. Was sagst du zur Strecke insgesamt?

Das stimmt, ich habe schon etliche Wochen in Schladming und vor allem in der Ramsau verbracht, jedoch fast immer im Winter. Jedoch kenne ich die meisten Streckenteile auch im Sommer. Landschaftlich ist die Alpen Tour ein absoluter Traum. Auch dass der Start immer in Schladming stattfindet und man sich dadurch einiges an Zeit und Stress erspart ist etwas Besonderes an der Alpen Tour.

Wo liegen für dich die Schlüsselstellen des Kurses?

Vor etwa fünf Jahren - also noch in der Zeit, in der ich recht wenig auf dem Rad unterwegs war - bin ich einmal rauf zu den Giglachseen gefahren. Der steile Anstieg, der erst ab der Ursprungalm beginnt, ist mir bis jetzt in Erinnerung geblieben. Ich denke dieser Anstieg wird in Verbindung mit der Belastung des Vortages verdammt hart werden.

Welches Rad fährst du bei der Alpentour und warum?

Ich werde wie bei nahezu allen Rennen der Saison auf mein Cube AMS 100 SLT Fully setzten. Ich besitze zwar auch ein ca. 1 kg leichteres Hardtail jedoch spielt dieser Gewichtsunterschied bei meinem Gewicht von 77 kg keine so große Rolle. Gerade bei einem Etappenrennen ist es wichtig, die Ermüdung möglichst hinauszuzögern - da ist das Fully eine deutliche Erleichterung. Durch das Fox Factory Fahrwerk, das über ein sehr gutes Remote Lockout System verfügt, verschenkt man an den Anstiegen auch keine unnötige Kraft.

Was bedeutet es für dich, mit den Profis des MTB-Sports Seite an Seite an der Startlinie zu stehen?

Das ist immer wieder etwas Besonderes. Man merkt doch recht schnell, wie groß der Unterschied von einem flotten Amateur zu den richtigen Profis ist. Auch wenn man die Profis auf den Etappen nach kurzer Zeit aus den Augen verliert, so kann man doch das Flair eines solchen Rennens aufsaugen.

Danke Martin und Viel Erfolg und Spaß beim Rennen!

“Falscher” Untersatz, aber dieses Foto von Martin hab ich noch auf meinem Computer gefunden - denkwürdige Sonnenaufgangsfahrt aufs Hocheck!

Martin wird während der Alpen Tour auf den Social Media Kanälen von 169k seine Erfahrungen aus dem Rennen teilen, danach gibt es hier einen Blogpost über die Erlebnisse zu lesen.

Alpen Tour Schladming 2019

Wer in den letzten Wochen meinen Instagram-Account verfolgt hat, konnte unter anderem bemerken, dass sich das Mountainbike langsam aber sehr nachhaltig wieder einen Platz in meinem Herzen erkämpft hat. Unsere gemeinsame Geschichte hat viele Gesichter: In meiner Jugend war das Mountainbike im Süden Wiens mein erster Kontakt mit dem sportlich(er)en Radfahren, außerdem war es nach einer längeren Schaffenspause mein Wiedereinstieg vor nunmehr sieben Jahren - noch bevor ich meinen ersten Pedaltritt mit einem Rennrad unternommen habe. Der Crosser hat in vielen Situationen - vor allem im Wienerwald - ein Mountainbike gut ersetzt, weshalb mein altes 26-Zoll Canyon im Keller der Schwiegereltern in Lienz ein Schattendasein fristen musste. Und Stichwort Lienz - bzw. auch ein Besuch in Schladming: dort hab ich erkennen müssen, dass das was ich im Wienerwald praktiziert habe, nichts mit „richtigem“ Mountainbikes zu tun hat. Ich Schladming bin ich ob der steilen Forststraßen verzweifelt, die gemeinhin leichteste MTB-Tour rund um Lienz brachte mich hingegen knapp ans Limit. Aber Dinge fliegen einem nunmal nicht zu und eine kleine Portion Ehrgeiz habe ich dann doch in mir. Und das Naturerlebnis beim Mountainbiken, die Möglichkeiten der Routenwahl, die Herausforderungen der hohen Berge und Alpen und das Techniktraining sind Aspekte, die sich in meinem Gehirn festgebrannt haben, sich über die letzten Monate sukzessive wieder in den Vordergrund gearbeitet haben und mich das Internet sowohl nach neuen MTB-Modellen als auch nach entsprechenden Veranstaltungen und Rennen durchforsten haben lassen.

Zum Thema Rad muss ich mich einstweilen noch kurz gedulden. Das bei den BMC/PBIKE-Testtagen ausprobierte BMC Fourstroke wurde prompt bestellt, aufgrund großer Begehrlichkeiten und dementsprechender Lieferengpässe findet es aber erst dieser Tage den Weg zu mir. Dazu wird es noch viel an Material und Berichten geben, sobald ich das Ding unter meinem Hintern habe - versprochen! Bei den Veranstaltungen gestaltet sich dies einfacher - ein Blick auf die einschlägigen Radsportseiten offenbart einen bunten und großen Strauß an Möglichkeiten - von kurzen Hobbyrennen über Marathon-Serien bis hin zur Königsklasse der Mountainbike-Etappenrennen. Prominentester österreichischer Vertreter dieser Kategorie ist die Alpen-Tour in und rund um Schladming, die als viertägiges Etappenrennen nun bereits in die 21. Austragung geht. Also Kontakt mit dem Veranstalter aufnehmen, Möglichkeiten abklären, Anforderungen an sich selbst kurz überfliegen… Nun schrecke ich grundsätzlich nicht vor Herausforderungen zurück, aber ich bin auch Realist. Und mit einem derzeit noch nicht allzu berauschenden Trainingszustand und dem noch nicht wiedererweckten Mountainbike-Fahrkönnen möchte ich nicht sehenden Auges in mein Verderben laufen. Glücklicherweise gibt es da aber Leute, die weitaus fitter und auch um ein Vielfaches talentierter am Rad sind - beispielsweise den großartigen Martin Rauscher, seines Zeichen Vize-Staatsmeister im Cross Country 2017. Er wird demnach von 6.-9. Juni an der diesjährigen Alpen-Tour teilnehmen und hier auf 169k darüber berichten, er wird - im Gegensatz zu mir - noch den Atem und die Energie haben, seine Erlebnisse von der Veranstaltung in Worte zu fassen!

Eine genaue Vorstellung von Martin, seinen Plänen und seiner Herangehensweise für das Rennen wird es in den nächsten Tagen geben, an dieser Stelle möchte ich aber zuerst das Rennen vorstellen, das in seiner Konzeption in Österreich recht einzigartig ist.

Alpen-Tour als Etappenrennen

Egal ob auf dem Rennrad oder dem Mountainbike - Etappenrennen stellen so etwas wie den Gipfel möglicher Veranstaltungsformate dar. In keinem anderen Modus fühlt man sich mehr wie ein Pro, ist mehr im Alltag eines Rennfahrers verhaftet. Einfach aufs Radeln konzentrieren, jeden Tag aufs Neue. Während viele Veranstaltungen größere Distanzen zurücklegen und dabei Transfers von Gepäck, Material und Betreuern notwendig werden, setzt die Alpen-Tour auf einen zentralen Ausgangsort - Schladming. Während der Ort sich selbst eher als Metropole des Skisports bezeichnet, muss sich die Region am Fuße des Dachsteins natürlich auch im Sommer nicht verstecken - im Gegenteil. Mit meiner nicht sehr ausgeprägten Ski-Affinität und meiner absolut stark ausgeprägten Aversion gegen Apres Ski und Ähnliches habe ich Schladming im Winter bis jetzt eher gemieden. Mit dem Rennrad hab ich daher eher im Frühling und Sommer die Ecken rund um Schladming, Radstadt, Bad Mitterndorf und Gröbming unsicher gemacht, dabei zahllose wunderschöne Kilo- und vor allem auch Höhenmeter abgespult und das Bergpanorama in mich aufgesaugt. Dass die Berge rundherum eine großartige Einladung zum Mountainbikes darstellen, war mir dabei immer klar - alleine die Umsetzung dieser Ideen wurde bis dato auf die lange Bank geschoben.

Zurück zur Alpen-Tour! Schladming dient an vier Tagen als Start und Ziel für unterschiedlich schwere Etappen. Die Möglichkeiten rund um die Stadt sind dabei mannigfaltig. Planai, Hochwurzen, Haus im Ennstal - all jene Namen, die man aus dem Skisport kennt, eigenen sich natürlich hervorragend als Mountainbike-Strecken. Auf der anderen Seite des Tals - unter dem Dachstein - prangt Ramsau. Auch hier ist man nicht nur im Winter Mekka für Langlaufsportler aus aller Welt sondern eben im Sommer auch perfekt geeignete Spielwiese für Mountainbiker. Dass an derartig sportaffinen Orten entsprechende Infrastrukturen (sowohl für Sport als auch für Nächtigung) vorhanden sind, spielt Veranstaltungen wie der Alpen-Tour natürlich zusätzlich in die Hände.

Herausforderungen

Ein Blick auf die Etappen der Alpen-Tour deutet darauf hin, dass man tendenziell eher in halbwegs guter Form sein sollte, um die Herausforderungen des Events bewältigen zu können. Etappen mit einer Länge von 70 Kilometern bei gleichzeitig 3.100 Höhenmetern verlangen den Fahrer*innen schon einiges ab. Dabei geht es nicht - wie bei anderen Veranstaltungen - hauptsächlich auf gemütlichen Forststraßen zur Sache sondern auch in anspruchsvollerem Gelände. Außerdem - und das spricht grundsätzlich für Formate wie dieses (anderes Beispiel ist hier die Transalp) - muss man sich nicht über die leider mittlerweile allgegenwärtigen Einschränkungen bei der Wegewahl kümmern. So führen Teile der Etappen über Streckenabschnitte, die ansonsten im Privatbesitz sind und nur für derartige Veranstaltungen geöffnet werden, ansonsten also legal nicht zu befahren wären.

Etappe 1

Es startet gleich mit einem Kracher! Von Schladming geht es über den „Lodenwalker“ - eine der schönsten Ecken zwischen Schladming und Ramsau - Richtung Langlaufzentrum hinauf. Diese ersten Höhenmeter dienen allerdings nur zum Aufwärmen, geht es doch gleich danach hinauf Richtung Dachstein. Der Berg als solches ist natürlich nicht im klassischen Sinne befahrbar, aber hinauf bis zur Station der Gletscherbergbahn kommt man, in diesem Fall der Türlwandhütte. Ich erinnere mich noch heute mit gemischten Gefühlen an den Anstieg mit dem Rennrad über die asphaltierte Straße hinauf zum Fuße des Dachsteins, zweistellige Prozente sind hier die Regel, nicht die Ausnahme. Mit dem Mountainbike ist man natürlich auf alternativen Pfaden unterwegs, einfacher wird es dadurch aber nicht unbedingt. Bei der Türlwandhütte angekommen bleibt keine Zeit für die Schönheiten des Dachsteinmassivs, wer dennoch einen kurzen Blick nach oben riskiert, wird mit einem imposanten Anblick belohnt - schließlich braucht ja jeder Anstieg seinen Gipfelsieg und irgendeine Art von Belohnung!

Über den Rittisberg geht es wieder hinunter nach Ramsau zum Langlaufzentrum, dann nach Pichl ins Ennstal bevor man über einen letzten Anstieg wieder das Zentrum von Schladming erreicht. Start und Ziel ist standesgemäß auch dort, wo im Winter zehntausende Fans den Skiläufern beim berühmten Nachtslalom zujubeln. Ganz so viele Fans werden es bei der Alpen-Tour wohl nicht sein, aber das Wissen, die erste der vier Etappen erfolgreich beendet zu haben, wird auch mit weniger Fans entsprechend wertgeschätzt werden.

Am Abend heißt es - wir befinden uns ja immerhin in einem Etappenrennen - ausruhen, regenerieren und Speicher wieder auffüllen. Die allabendliche Zusammenkunft im Zelt des Veranstalters bietet die Möglichkeit, dies in schöner Gesellschaft zu tun - Erlebnisberichte vom gerade zu Ende gehenden Tag mischen sich dort mit Ausblicken auf den nächsten.

Etappe 2

Und auch der zweite Tag hat es in sich - wer am ersten schon zu sehr an den Reserven geknabbert hat, wird dies spätestens an diesem Tag spüren. Vom Start - wiederum im Zieleinlauf des Slaloms am Fuße der Planai - geht es direkt auf die Hochwurzen, mehr als 1.000 Höhenmeter am Stück müssen dabei bewältigt werden. Bleibt die Hoffnung, dass das Frühstück nährstoffreich und kräftigend war… Nach einer kurzen Abfahrt zum Parkplatz der Talstation der Hochwurzen-Lifte geht es hinein Richtung Ursprungalm. Die Forststraße zieht sich zuerst sanft ansteigend Richtung Wald, wird dann steiler und steiler bis man bei der Ursprungalm ankommt. Wer an dieser Stelle glaubt, es sei vollbracht, der irrt leider. Ich erinnere mich an meine Ausfahrt zurück, bei der ich auf den letzten Metern vor der Ursprungalm kurz geglaubt habe, der Anstieg sei damit erledigt. Ich musste damals feststellen, dass es dort erst richtig los geht, mit Steigungsprozenten, die ich vorher noch nicht allzu oft live gesehen hatte. OK, ich war damals nicht wirklich in Form, es lag Schnee und war kalt, aber das kurze Stück nach der Urpsrungalm ist mir in Erinnerung geblieben und eines Tages werde ich dorthin zurückkehren, und dann…!

Dabei ist das, was danach kommt, eines der Highlights der Gegend und des Rennens. Die Giglachseen bilden den höchsten Punkt dieser Etappe auf einer Seehöhe knapp über 2.000 Metern. Danach geht es flott durch ein sehr spezielles Gebiet von Wiesen und Almen, die ansonsten nicht so mir nichts dir nichts befahren werden können. Wegen derartigen Möglichkeiten lohnt es sich, bei solchen Veranstaltungen dabei zu sein. Hinunter und vorbei geht es am Gasthaus Landalm in Untertal - der Apfelstrudel dort ist sehr empfehlenswert, allerdings sollte man an dieser Stelle nicht deshalb stehenbleiben, ist die Etappe doch gleich zu Ende!

61 Kilometer mit 2.800 Höhenmetern werden am Abend nach dieser Etappe auf dem Tacho stehen und die Schenkel werden sich wohl dementsprechend anfühlen. Aber mittlerweile wird man sich etwas an die tägliche Routine, den Ablauf und die Belastung gewöhnt haben und es sind ja auch schon wieder 50 Prozent des Etappenrennens geschafft.

Etappe 3

Der dritte Abschnitt ist geringfügig entspannter, bietet dieser doch auf den ersten 25 Kilometern „nur“ ein stetiges Auf und Ab aber keine längeren und kräftezehrenden Anstiege. Erst bei Kilometer 25 startet die Kletterei aufs Neue, der Hauser Kaibling will erklommen werden - die „King und Queen of the Mountain“-Wertung befindet sich auf 1.840 Metern Seehöhe, auch hier sind am Weg dorthin gut 1.000 Meter Höhendifferenz am Stück zu überwinden.

Etappe 4

Die Aufgabe am vierten Tag klingt überschaubar: hinauf auf die Planai. Als Abschluss des Vier-Tage-Rennens steht traditionellerweise ein Einzelzeitfahren auf den Schladminger Hausberg auf dem Programm. Auf 14 Kilometern Länge sind rund 1.300 Höhenmeter zu bewältigen (die Steigungsprozente sind daher verhältnismäßig moderat), gestartet wird einzeln. Ganz ohne Konkurrenten, Gruppen oder irgendeine Ablenkung kann man hier am letzten Tag noch einmal tief in sich selbst blicken und mit sich selbst ausmachen, wie die letzten Tage und Kilometer zu bewerten und einzuordnen sind. Wer Ambitionen hat, kann hier versuchen, noch ein paar Plätze im Gesamtklassement gutzumachen - Genießer können auf den letzten Metern die Veranstaltung Revue passieren lassen und den Blick ab und zu auch über das tolle steirische Bergpanorama schweifen lassen.

Starterfeld

Mit 198 Kilometer und 9.400 Höhenmeter in vier Tagen klingt es jetzt nicht gerade so, als benötige man noch zusätzliches „Salz in der Suppe“… Ein Blick auf das Starterfeld offenbart jedoch noch einen zusätzlichen Reiz, der der Alpen-Tour innewohnt. Vom Hobby-Rennfahrer bis zum Elitefahrer und nationalen (oder internationalen) Champion ist hier alles am Start. Daniel Gaismayr, Alban Lakata, Barbara Mayer - die Namen lesen sich wie das Who is Who des Mountainbikesports. Mit diesen Namen kann man sich bei der Alpen-Tour direkt messen - egal ob direkt auf der Strecke oder nach der Etappe auf den Ergebnislisten. Aus meiner Sicht sind derartige Zusammentreffen zwischen Profis und „Normalos“ ja immer von besonderem Reiz. Was man daraus macht, hängt natürlich immer von einem selbst ab, aber zu sehen, welche Leistungen Profis erbringen und diese mit den eigenen in Relation zu setzen, ist immer eine spannende Angelegenheit. Ganz abgesehen davon, wie oft hat man denn die Möglichkeit, mit den österreichischen Profis am Abend zu plaudern und sich auszutauschen?

Sieger 2018 Markus Kaufmann (Foto: Alpen Tour)

Alleine oder im Zweierteam

Elitefahrerinnen müssen alleine starten, Amateur*innen und Hobbyfahrerinnenn steht hingegen frei, alleine oder im Zweierteam zu starten. Dabei wird - wie beim Cape Epic oder der Crocodile Trophy - gemeinsam gefahren, man sitzt quasi zu zweit in diesem Boot, macht alles gemeinsam - im Guten wie im Schlechten.

Infos

Wer also eine Challenge sucht, anspruchsvolle MTB-Strecken unter die Stollenreifen nehmen will und sich knapp eine Woche in der wunderbaren Bergwelt der Steiermark rund um den Dachstein gönnen möchte, dem sei die Alpen-Tour ans Herz gelegt. Nähere Infos zu Rennen, Anmeldung und dem Drumherum gibt es hier: https://alpen-tour.at

Für 169k wird wie schon erwähnt Martin Rauscher an den Start gehen. Er ist öfter in der Gegend rund um den Dachstein und kennt die meisten Ecken - dementsprechend bin ich auf seine Meinung zu den einzelnen Etappen und natürlich sein Abschneiden im Juni gespannt. Seine Vorstellung gibt es hier in wenigen Tagen zu lesen, die Berichterstattung vom Rennen natürlich währenddessen und in längerer Form kurz danach!

Vor dem Start (Foto: Sportograf)

Was bringt 2017?

Ein paar Vorsätze, Pläne & Projekte...

2016 war gut - global gesehen naja, aber mit meinem Rad- und Sportjahr bin ich jedenfalls zufrieden. Vorsätze für das nächste Jahr zu machen widerstrebt mir irgendwie - mir gefällt dieses "Du musst ..." nicht - wenn ich auf etwas Lust habe, dann mach ich es sowieso. Und sportlich gesehen fallen mir gerade keine "Du sollst nicht mehr ..." ein, also kann ich diesen Teil auch aussparen. Bleiben daher einige Vorhaben, Pläne und "Projekte", die ich für das kommende Jahr auf der Landkarte habe - und die ich gerne mit euch teilen möchte. Vielleicht findet der eine oder die andere etwas Inspirierendes oder schließt sich mir bei ausgewählten Vorhaben an... ;)

The year in numbers

Laut Strava bin ich im Jahr 2016 in knapp 356 Stunden 9.113,5 Kilometer gefahren. Dies ist nichts gegen die Kilometerleistungen von einigen Freunden, allerdings bedeutet mir diese Zahl nicht allzu viel. Natürlich ist eine gewisse Anzahl notwendig, um eine solide Ausdauerbasis zu bekommen, auf der anderen Seite sagt die Zahl an sich nichts über Inhalt, Qualität und Freude aus. Viel wichtiger sind mir daher die Erinnerungen und Erlebnisse, die ich mit einzelnen Ausfahrten verbinde.

Als Anhaltspunkt werd ich mir allerdings doch wieder ein Jahresziel vorgeben - so wie letztes Jahr 8.000 Kilometer. Es ist eine gute Richtschnur in Strava den Fortschrittsbalken wachsen zu sehen. Mehr aber auch nicht - abgeliefert wird im Endeffekt ausschließlich auf der Straße, nicht im Strava Zahlendschungel!

Meine persönliche Heatmap des Jahres 2016 (Strava)

Meine persönliche Heatmap des Jahres 2016 (Strava)

Rennen

Radmarathons, Rennen und Großveranstaltungen sind so eine Sache... "Zu teuer" sagen viele, "zu gefährlich" meinen andere, und mein "Un"Ehrgeiz macht das Ganze auch nicht besser. Nichtsdestotrotz mag ich die Atmosphäre derartiger Veranstaltungen, den Kontakt zu den anderen Sportlern, das gemeinsame Erlebnis. Außerdem fördert das Rennfeeling auch bei mir bisher unentdeckte Leistungswerte zutage. Man quält sich einfach mehr, wenn man in einem Rennen steckt!

Der Terminkalender ist prall gefüllt - ich verwende zur Planung gerne die Seite radmarathon.at, dort finden sich so gut wie alle Termine des Jahres inkl. Links und Veranstaltungsdetails. Theoretisch könnte man jedes Wochenende an einer Startlinie stehen, tatsächlich werde ich mir für 2017 wieder 3-4 Veranstaltungen aussuchen.

Fixstarter ist wiederum der VeloRun in Baden im Mai, der nach der erfolgreichen Premiere letztes Jahr, mit einer neuen Strecke größer, anspruchsvoller und spannender wird. Außerdem komme ich ursprünglich aus der Ecke und auf den Hausstrecken und vor der Haustüre ein Radrennen zu fahren, ist eigentlich Pflicht!

Foto: Reinhard Hauer

Foto: Reinhard Hauer

Ebenfalls auf der Terminliste steht die Dolomitenradrundfahrt Anfang Juni. Tolles Event und eine großartige Strecke - ob ich mich durchringen kann, dieses Jahr die lange Strecke zu fahren, weiß ich noch nicht. Der SuperGiroDolomiti reizt mich jedenfalls um ein Vielfaches mehr als beispielsweise ein Ötztaler - und von den Streckendaten sind die beiden ohnehin auf Augenhöhe.

Vor zwei Wochen bin ich zufällig auf die Marmotte GranFondo Serie gestoßen - normalerweise in den Pyrenäen und den italienischen/französischen Alpen beheimatet. In dieser Rennserie wird 2017 erstmals ein Granfondo Hochkönig veranstaltet. Meine Erinnerungen an den Dientener Sattel bestehen aus viel Schnee und einem steckengebliebenen Auto - es wird daher Zeit, neue Erinnerungen zu schaffen. Dieses Event werde ich mir jedenfalls genauer ansehen.

Brevet

Ebenso gerne wie große Rennen habe ich - spätestens seit dem Ferlach-Brevet im August 2016 - Rennen gegen mich selbst. Gegen den inneren Schweinehund, gegen den eigenen Kopf und die eigenen Beine. Für 2017 jedenfalls und fix eingeplant ist daher wieder eine größere Tour durch Österreich - hier bin ich absolut dem Reiz der Langstreckenfahrt erlegen. Ob es wieder Ferlach wird (beispielsweise über Slowenien), Lienz (das wären über 450 Kilometer am Stück), Schladming (wie ich es im Juni schon einmal geplant hatte) oder Salzburg? Die Varianten sind unendlich, hier werde ich mich an einem ruhigen Wochenende vor die Landkarte setzen, und meinen Finger über diverse Routen wandern lassen. Da freu ich mich jetzt schon drauf!

Bikepacking

Noch einen Schritt weiter würde Bikepacking gehen - inklusive Gepäck, Übernachtung (im Freien?) usw. Ich habe auf Facebook gefühlt tausend Videos gesehen und gespeichert über Menschen, die vornehmlich mit dem Crosser oder dem Mountainbike tagelang durch Wüsten, Steppen, Wälder, über Berge, durch Sümpfe, vorbei an wilden Tieren und mitten durch die Wildnis fahren. Charakterbildend auf der einen Seite, ein einmaliges Erlebnis auf der anderen. Bevor ich allerdings mit dem Rad Richtung Mongolei aufbreche, würde ich das gerne einmal in etwas kleinerem Rahmen ausprobieren. Hier bieten sich Dinge wie der South Tyrol Trail an, den man als "Rennen" individuell fahren kann, oder man fährt einfach mal den Drauradweg von der Quelle in Toblach bis nach Slowenien. Auch dazu muss ich mir noch ein paar Gedanken machen! :)

Giro d´Italia

Keine Gedanken machen muss ich mir zum Giro d´Italia 2017. Nein, ich werde nicht mitfahren! Aber am 25. und 26. Mai kommt der Giro-Tross nach Südtirol - mit einer Ankunft im Grödner Tal und einem Start am nächsten Tag in Innichen. Nachdem ich noch nie eines der "großen" Radrennen live gesehen habe, ist das für mich ein Fixtermin. (Der 25. und 26.5. sind noch dazu an einem Wochenende!). Vielleicht lässt sich das Ganze auch mit einer schönen Dolomitenrunde verbinden.

Großglockner

Irgendwann in diesem Zeitraum (ca. Mitte Mai) wird üblicherweise auch die Großglockner Hochalpenstraße wieder freigegeben. Idealerweise möchte ich den Giro-Ausflug mit einer Glockner-Runde verbinden - eventuell von Lienz aus. Ich träume davon, zwischen Schnee-Wänden und mit dem Ausblick auf die schneebedeckten Berge auf den Glockner raufzukurbeln. Sollte das nichts werden, steht der Glockner trotzdem auf dem Programm - zu einem anderen Zeitpunkt im Jahr 2017 - vielleicht auch bei einer der beiden Veranstaltungen Glocknerkönig bzw. Glockner Bike Challenge.

Bahn

Bahnradfahren macht einen Riesen-Spaß - schnell im Kreis fahren, bis einem schwindlig wird... Meine Bahn-Trainingslizenz ist beantragt, damit bin ich bis Ende 2017 Fixstarter im Dusika-Stadion. Die tollen Trainingsrennen des "Wiener Bahnorama" werde ich mir vorerst noch durch die Linse meiner Kamera ansehen. Irgendwie fühle ich mich noch nicht so weit, ein Bahnrennen zu bestreiten.

Cyclocross

Den Crosser möchte ich auch 2017 stark in mein Radleben integrieren. Zu viel Spaß macht es ab und zu den Crosser zu nehmen und irgendwo am Weg einfach von der Straße abzubiegen - auf einen Feldweg, auf einen Schotter- oder Waldweg.

Jedenfalls wieder am Programm steht außerdem das Rapha Supercross in München - ein gut organisiertes und großes Event. (Und ja, auch der Rapha Sample Sale ist einen Besuch wert...). Von den vier Cross-Rennen auf der Donauinsel konnte ich leider nur an einem teilnehmen, hier nehme ich mir für 2017 auf jeden Fall mehr vor!

Mountainbike

Und wenn wir schon im Gelände sind: Gerade erst hab ich über mein Hadern mit dem Mountainbike berichtet... Im Sommer werde ich in Lienz einige der Hausberge in Angriff nehmen - mit dem Mountainbike! Dann wird sich zeigen, ob wir eine gemeinsame Zukunft haben oder nicht :) Auf die landschaftlichen Erlebnisse freu ich mich allerdings jetzt schon!

Fotos

Wie schon im abgelaufenen Jahr werde ich versuchen, meine Erlebnisse zu dokumentieren. Für mich selbst und für alle, die gerne "mitschauen" möchten. In diesem Zusammenhang hab ich auch einige Ideen im Kopf, wie sich die Foto-Geschichte weiterentwicklen könnte, aber dazu ein andermal mehr... Noch irgendwie lösen, muss ich das Dilemma, dass ich oft gerne gleichzeitig fotografieren UND radfahren würde - bei vielen Events beispielsweise. Sich hier für eines der beiden Dinge entscheiden zu müssen, fällt oft schwer.

Laufen

Neben dem Radsport möchte ich im kommenden Jahr auch meine Laufkilometer etwas aufbessern . Die Grundlage vom Laufen hilft der Radform massiv, außerdem ist die Abwechslung ja das Salz in der Suppe. Und auch der eine oder andere Laufbewerb steht 2017 wieder am Programm. Mittlerweile schon traditionellerweise werde ich mit Kollegen eine Firmenstaffel beim Vienna City Marathon stellen und wie letztes Jahr den Halbmarathon absolvieren. Außerdem möchte ich mein (nicht zufriedenstellendes) Ergebnis vom letzten Wings for Life-Run ausmerzen. Ob ich wieder beim Wachau Halbmarathon im September starte, werde ich je nach Form und Lust im Sommer entscheiden. Mit besonderem Interesse werde ich mir die Crosslauf-Serie jetzt im Jänner und Febraur im Wiener Prater ansehen und - wenn es sich ausgeht - auch mitlaufen. Crosslauf ist wie Cyclocross beim Radfahren - das ist auf jeden Fall spannend! (Infos zur Crosslauf-Serie findet ihr auf der Runinc-Homepage).

Wachau Marathon 2015

Wachau Marathon 2015

In guter Gesellschaft!

Auch 2017 freu ich mich darauf, in guter Gesellschaft und mit netten und glücklichen Menschen meine Hobbies ausüben zu können! Egal ob Radsporttreff, VICC, Mitzi oder Keine Gnade für die Wade - die Radsport-Community in und um Wien wächst und gedeiht und es ist großartig, ein Teil davon sein zu können!

Das Mountainbike-Dilemma

Finden wir noch einmal zueinander? ;)

Von Gainfarn aufs Eiserne Tor (Wolfsgeistrunde)

Von Gainfarn aufs Eiserne Tor (Wolfsgeistrunde)

Es ist jetzt unglaubliche (und erschreckende) zwanzig Jahre her, dass ich mit meinem ersten Mountainbike auf dem Anninger und dem Eisernen Tor (südlich von Wien) unterwegs war. Mountainbiken war damals gerade die neue Geschichte! John Tomac und Tinker Juarez gewannen die Rennen, ich hab mir mit dem "Bike-Workshop" jedes Frühjahr meine Traumräder Teil für Teil zusammengebaut, mein Merida-Hardtail hatte grüne Reifen und rote Bremsen (so weit ich mich erinnern kann, war das damals cool) und ich hatte meine ersten Konfrontationen mit Förstern im Wienerwald. Zu dieser Zeit war Mountainbiken die spannendste Sportart - Bewegung an der frischen Luft, Action und etwas Draufgängerisches :) Ich bin mir zumindest sehr cool und verwegen vorgekommen, wie wir nach der Ausfahrt dreckverschmiert durch die Innenstadt gerollt sind...

Von meinen jugendlichen Radausflügen gibt es leider keine Fotos - daher ersatzweise hier zwei Bilder vom jungen und talentierten Martin R. (beides am Eisernen Tor)

Von meinen jugendlichen Radausflügen gibt es leider keine Fotos - daher ersatzweise hier zwei Bilder vom jungen und talentierten Martin R. (beides am Eisernen Tor)

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Canyon Roadlite 7.0 - mein erstes Rennrad - treuer und verlässlicher Begleiter über mehrere Jahre

Canyon Roadlite 7.0 - mein erstes Rennrad - treuer und verlässlicher Begleiter über mehrere Jahre

Rennräder haben mich damals nicht interessiert, von Cyclocross hatte ich noch nie etwas gehört und wenn ich versuche, mich an den Bahnradsport zu erinnern, poppt der Name Roland Königshofer auf (und sein Kollege vor ihm auf dem Motorrad) - aber das wars dann auch schon wieder.

Nun bin ich ja erst vor vier oder fünf Jahren wieder auf den Radsport gekommen. Und naheliegenderweise hab ich mir zuerst einmal ein Mountainbike zugelegt - Schuster bleib bei deinen Leisten. Der alte Rhythmus und die Freude waren schnell wieder da. Der einzig merkbare Unterschied war ein gewachsener Respekt vor hohen Geschwindigkeiten und technisch schwierigen Abfahrten.

Irgendwie bin ich dann aber plötzlich beim Rennrad gelandet. An die ausschlaggebenden Beweggründe oder die Reihenfolge der Ereignisse kann ich mich nicht mehr im Detail erinnern. 2013 stand jedenfalls ein Rennrad im meinem Wohnzimmer und seit diesem Zeitpunkt bin ich diesem Gerät vollends verfallen. Von Anfang an hat mich die Effizienz der Fortbewegung fasziniert, die Schlank- und Einfachheit des Rads an sich, die Geschwindigkeit, mit der man Kilometer um Kilometer abspult. Umgekehrt hatte es das Mountainbike ab diesem Zeitpunkt schwer - das vermeintlich etwas pummelige, behäbige und breite Rad stand immer öfter unbenützt in der Ecke.

"Millenniumrunde" zwischen Mauerbach und Steinriegl

"Millenniumrunde" zwischen Mauerbach und Steinriegl

Bisamberg - mit dem Crosser super fahrbar

Bisamberg - mit dem Crosser super fahrbar

Vom Rennrad aus ging meine radsportliche Evolution auf schmäleren Reifen weiter. 2015: Infektion mit dem Cross-Virus und die Erkenntnis, dass 95% aller Wege mit dem Crosser bewältigt werden können. Wasser auf die Mühlen meiner immer wiederkehrenden Adventure-Gedanken (Stichwort #goexplore). Ebenfalls im Jahr 2015 hab ich bei einem Besuch von Freunden in Schladming mein Mountainbike mitgenommen, um die Steine und Wurzeln im Ennstal unter die Räder zu nehmen - mit unerwarteten Erkenntnissen.

Schladming - Rohrmoos/Untertal

Schladming - Rohrmoos/Untertal

Eine Erleuchtung

Es war auf der Runde zum Giglachsee, wo ich zuerst glücklich war, mit meinen MTB-Fähigkeiten und der vorhandenen Kondition relativ souverän von Alm zu Alm zu fahren - knappe 1.000 Höhenmeter am Stück. Etwas, was im Großraum Wien undenkbar ist - da geht es immer wieder auf und ab. Der Anstieg von der Ursprungalm wurde dann allerdings zu meinem persönlichen mountainbikerischen Armageddon. Tatsächliche 30%+ Steigung (gefühlt mindestens 60%) zwangen mich innerhalb weniger Augenblick in die Knie. Niedergeschlagen wurde ich in diesem Moment allerdings nicht von der Tatsache, dass ich da schlicht nicht rauffahren konnte, sondern eher von der Erkenntnis, dass das, was ich jahrelang als Mountainbiken praktiziert hatte, im Endeffekt nichts mit "richtigem" Mountainbiken zu tun gehabt hat. Natürlich kann man jetzt vielfältig argumentierten - ich wäre nicht auf den richtigen Wegen gefahren, hätte es nicht richtig gemacht, hätte mich mehr bemühen müssen... egal - the damage was done. Für mich war ab diesem Zeitpunkt klar: Rennrad an erster Stelle, Crosser reicht für die Forststraßen (im Wienerwald eher Forstautobahnen). Und das Mountainbike?

Auf dem Weg zum Giglachsee - Frustpause nach einem Kilometer mit bis zu 30% Steigung

Auf dem Weg zum Giglachsee - Frustpause nach einem Kilometer mit bis zu 30% Steigung

Als kleiner Exkurs muss hier erwähnt werden, dass ich mein Mountainbike zu einem Zeitpunkt gekauft habe, als 29-Zoll-Räder gerade auf dem Absprung waren. Ich war mir damals nicht sicher, ob das etwas für mich ist, und hab mich für ein altbewährtes 26-Zoll-MTB entschieden. Im Nachhinein betrachtet, wäre hier ein Twentyniner wohl die bessere Wahl gewesen. Auch wollte ich damals ein Full Suspension Bike haben (also mit Federung vorne und hinten) - wohl auch um die Starrgabel auf meinem Mountainbike aus Jugendzeiten zu kompensieren. Wiederum in der Nachschau hätte ich mich vermutlich für ein Hardtail entschieden (mit einer Federgabel vorne natürlich aber ohne Federung hinten). Aber das alles soll hier nicht als Ausrede gelten. :)

Rennradfahren in Osttirol - wunderschön und belohnend, aber auch steil!

Rennradfahren in Osttirol - wunderschön und belohnend, aber auch steil!

An dieser Stelle übersiedeln wir kurz ins wunderschöne Osttirol. Mit dem Rennrad war ich schon öfters da - nicht zuletzt auch bei der Dolomitenradrundfahrt letztes Jahr. Osttirol besteht aus wenig Tal und vielen vielen vielen Bergen. Dementsprechend herausfordernd gestaltet sich Rennradfahren in Osttirol - umso geeigneter müsste dann ja eigentlich das Mountainbike sein. Routen sind schnell gefunden - hier gibt es sowohl offiziell als auch inoffiziell - zahlreiche gute Quellen im Internet.

Gesagt - getan

Lange bin ich nicht mehr auf meinem Mountainbike gesessen. Geschwindigkeiten, Zeitgefühl und Distanzen sind auf das Rennrad geeicht. Dementsprechend werden 30 Kilometer schnell mal unterschätzt. Am Programm steht die Lienzer Hütte - nominell eine der leichtesten Routen. Schnee liegt in diesem Jahr so gut wie keiner, die Wege sollten samt und sonders frei und befahrbar sein. Hinein in den Berg kommt die Erkenntnis - da geht ja gar nichts weiter! Auf dem von meinen Routenexperten als flach bezeichneten Forstweg kurble ich mit 5 km/h durch die Landschaft. Eine tolle Landschaft wohl, jede Kurve bietet ein großartiges Panorama und einen potentiellen Fotostop, aber eigentlich möchte ich ja halbwegs flott auf diesen Berg rauf. Irgendwie frustriert es mich, dass ich nicht wirklich vorankomme. Es fällt mir schwer, mich von meinem Rennradschema zu lösen, will nicht einsehen, warum ich für zehn Kilometer zwei Stunden brauchen soll...

Lienz - Debanttal

Lienz - Debanttal

Genug genörgelt... Ich werde im Sommer noch einen Versuch starten. Wenn das Wetter besser ist, die Straßen wirklich bis auf den letzten Fleck befahrbar, die Temperaturen menschenfreundlicher sind. Das Rad ist definitiv keine Ausrede - dafür wie stiefmütterlich ich das Canyon Nerve zeitweise behandelt habe, leistet es mir hervorragende Dienste. Vielleicht versuche ich mein Glück auch einmal mit einem Twentyniner oder mit einer anderen Übersetzung - wobei eine Einfach-Übersetzung für mich noch undenkbar scheint - zu dringend brauche ich die kleinen Gänge :)

Mountainbiken - wir haben unsere Differenzen, aber ich gebe dich noch nicht auf! Wir sehen uns wieder!

Lienz - Debanttal

Lienz - Debanttal

Lienzer Talboden zwischen Tristach und Amlach

Lienzer Talboden zwischen Tristach und Amlach

Selbsthilfegruppe Radaufbewahrung

Ein Balanceakt zwischen Flohmarkt und Beziehungskrise.

Es ist ein Drama mit den ganzen Rädern, Reifen, Laufrädern, Lenkern, Pedalen, Cleats, tausenden Schrauben, Abdeckkapperln, Zügen, Hüllen, Ritzeln, Ketten, Flaschenhaltern, Bremsbelägen und den Tonnen von Werkzeug.

Ich besitze 1, 2, 3, 4, 5, 6 Räder. Jedes davon ist (natürlich) unbedingt notwendig und hat seine Existenzberechtigung. Ich habe außerdem einen - trotz halbwegs regelmäßiger Sortiererei - unüberschaubaren Haufen an Radteilen, wobei ich bei manchen Einzelstücken nicht mehr genau sagen kann, ob das einmal an ein Rad geschraubt war oder vielleicht doch dazu dienen soll, einen IKEA-Kasten an der Wand zu befestigen. Fakt ist, alles das braucht Platz - Platz, den ich in einer durchnschnittlichen Wiener Wohnung nicht habe.

Gehen wir es der Reihe nach durch:

  • Mein Standard-Rennrad ist allzeit bereit für eine Ausfahrt und hat Zuflucht im Vorzimmer gesucht - immer in der Nähe der Wohnungstür, jederzeit zur Stelle und schnell bereit.
  • Der Crosser steht gleich daneben - im Winter auch immer zur Stelle, wenn es nass, dreckig und kalt ist. Wie sich vor allem "nass und dreckig" nach der Rückkehr in der Wohnung manifestieren, darauf kommen wir vielleicht noch ein andermal.
  • Ein weiteres Rennrad ("Ein Klassiker aus den 90ern") darf den blauen Trainerreifen tragen, als Insignie für zahlreiche Stunden auf der Rolle mit Zwift und Trainerroad. Aufgrund der Spezifität der Aufgabe ist dieses Rad im Abstellraum zuhause - gemeinsam mit der Rolle.
  • In meiner Jugend - quasi als radsportlicher Erstkontakt - und in den letzten jahren vor Anschaffung des Crossers, bin ich im Gelände mit dem Mountainbike gefahren. Irgendwie bin ich der Illusion erlegen, man würde am Anninger und am Eisernen Tor "mountainbiken". Ok, man kann natürlich darüber diskutieren und es werden sich auf beiden genannten Hügeln Strecken finden, die des Mountainbikens würdig sind, aber nachdem ich viele davon unter die Crosser-Reifen genommen hatte, war der Entschluss gefasst, das Mountainbike seiner eigentlichen Bestimmung zuzuführen. Der neue Wohnort des treuen Mountainbikes ist seitdem Lienz in Osttirol - praktisch, wenn man dort ein weiteres Zuhause hat. In den Lienzer Dolomiten wird das Mountainbike ab dem nächsten Frühjar beweisen müssen, dass es für größere Herausforderungen als die Schotterpisten des Wienerwalds erbaut wurde. Allerdings bezogen auf das eingangs erwähnte Platzproblem: In diesem Fall perfekt, ein Rad weniger in der Wohnung!
  • Vor zwei Wochen ist schließlich ein Bahnrad in meinem Fuhrpark aufgetaucht. Mit dem Gedanken, das Rad in den Hallen des Dusika-Stadions zurückzulassen, konnte ich mich bis jetzt nicht anfreunden. Sicher hätte das einen enormen praktischen Nutzen (Tasche packen und nach der Arbeit ins Stadion) und auch ein Rad weniger in der Wohnung, allerdings bin ich mir noch nicht 100%-ig sicher, was das Dusika in Bezug auf "Schwund" angeht. Aber wahrscheinlich wird es mir irgendwann zu blöd werden, das Rad jedes Mal mit nach Hause zu nehmen und spätestens dann wird es mit den 100 anderen (baugleichen Fujis) freudig von der Decke baumeln! Allerdings spätestens mit der Sommerpause im Dusika wird auch das Bahnrad einen sicheren und ruhigen Platz benötigen.
  • Nummer 6 ist mein verehrtes Select, feinste Wiener Mechanikerkunst aus den 70er-Jahren, erprobt auf den rauen Pfaden des Weinviertels im Rahmen der großartigen "In Velo Veritas". Aufgrund eines Speichenbruchs und meinem Unwillen, den darüberliegenden Schlauchreifen runterzulösen, steht der grüne Flitzer derzeit eher als Dekorationsobjekt herum - und zwar in meinem Büro! Was für ein eleganter Weg, einerseits Platz in der Wohnung zu schaffen und andererseits den ganzen Bürotag lang auf ein schönes Rad starren zu können...

Bleiben vier Räder, die tatsächlich in der Wohnung stehen. Es gibt ja einige coole Wege, die Räder entsprechend zu verstauen, nur in der Praxis? Es handelt sich um eine Altbauwohnung, "hängen" ist also grundsätzlich eher problematisch, wenn das Mauerwerk schon nicht willig ist, einen Bilderrahmen bei sich zu behalten. Halbe "Häng"-Lösungen mit Verankerungen an der Wand, Haken und Ösen, Seilen zum Hochzeihen an die Decke oder Ähnliches fallen auch flach. Abgesehen davon: weiße Wand - dreckiges Rad? weiße Wand - dreckiges Rad??? Clug gibts noch - meiner Meinung nach eine großartige Geschichte - supereinfache und saubere Lösung, allerdings auch den Launen des Mauerwerks ausgesetzt. Zwei Clug-Halterungen hab ich mir schon gekauft - einmal fürs Rennrad und einmal für den Crosser. Ein sanfter Klopfer auf die gewünschte Montagestelle und eine entsprechend hohle Antwort haben mich allerdings vorerst dazu veranlasst, das Ganze zu einem "Projekt für später mal" zu machen.

Jetzt stehen sie halt einfach so in der Gegend herum - und oft genug im Weg. Staubsauger holen - Rad im Weg, Kasten aufmachen - Rad im Weg, das andere Rad verwenden wollen - Rad im Weg, putzen - Rad im Weg!

Vermeintlich konstruktive Vorschläge wie "Radständer vor der Tür", "Innenhof" oder "Kellerabteil" überhöre ich gekonnt und mit stoischer Gelassenheit.

Sieht also so aus als müsste ich mit meinen Rädern weiterhin in leicht anarchischer Wohnungsgemeinschaft leben. Auf der anderen Seite auch irgendwie schön, wenn man seine liebsten Gerätschaften immer im Blick hat. Solange es nicht überhandnimmt... :)

Ich frage mich, wie meine Nachbarn das machen. Schließlich höre und sehe ich sie auch regelmäßig Stockwerk für Stockwerk mit Rad in der Hand Richtung Haustür stacksen...