Was bringt 2017?

Ein paar Vorsätze, Pläne & Projekte...

2016 war gut - global gesehen naja, aber mit meinem Rad- und Sportjahr bin ich jedenfalls zufrieden. Vorsätze für das nächste Jahr zu machen widerstrebt mir irgendwie - mir gefällt dieses "Du musst ..." nicht - wenn ich auf etwas Lust habe, dann mach ich es sowieso. Und sportlich gesehen fallen mir gerade keine "Du sollst nicht mehr ..." ein, also kann ich diesen Teil auch aussparen. Bleiben daher einige Vorhaben, Pläne und "Projekte", die ich für das kommende Jahr auf der Landkarte habe - und die ich gerne mit euch teilen möchte. Vielleicht findet der eine oder die andere etwas Inspirierendes oder schließt sich mir bei ausgewählten Vorhaben an... ;)

The year in numbers

Laut Strava bin ich im Jahr 2016 in knapp 356 Stunden 9.113,5 Kilometer gefahren. Dies ist nichts gegen die Kilometerleistungen von einigen Freunden, allerdings bedeutet mir diese Zahl nicht allzu viel. Natürlich ist eine gewisse Anzahl notwendig, um eine solide Ausdauerbasis zu bekommen, auf der anderen Seite sagt die Zahl an sich nichts über Inhalt, Qualität und Freude aus. Viel wichtiger sind mir daher die Erinnerungen und Erlebnisse, die ich mit einzelnen Ausfahrten verbinde.

Als Anhaltspunkt werd ich mir allerdings doch wieder ein Jahresziel vorgeben - so wie letztes Jahr 8.000 Kilometer. Es ist eine gute Richtschnur in Strava den Fortschrittsbalken wachsen zu sehen. Mehr aber auch nicht - abgeliefert wird im Endeffekt ausschließlich auf der Straße, nicht im Strava Zahlendschungel!

Meine persönliche Heatmap des Jahres 2016 (Strava)

Meine persönliche Heatmap des Jahres 2016 (Strava)

Rennen

Radmarathons, Rennen und Großveranstaltungen sind so eine Sache... "Zu teuer" sagen viele, "zu gefährlich" meinen andere, und mein "Un"Ehrgeiz macht das Ganze auch nicht besser. Nichtsdestotrotz mag ich die Atmosphäre derartiger Veranstaltungen, den Kontakt zu den anderen Sportlern, das gemeinsame Erlebnis. Außerdem fördert das Rennfeeling auch bei mir bisher unentdeckte Leistungswerte zutage. Man quält sich einfach mehr, wenn man in einem Rennen steckt!

Der Terminkalender ist prall gefüllt - ich verwende zur Planung gerne die Seite radmarathon.at, dort finden sich so gut wie alle Termine des Jahres inkl. Links und Veranstaltungsdetails. Theoretisch könnte man jedes Wochenende an einer Startlinie stehen, tatsächlich werde ich mir für 2017 wieder 3-4 Veranstaltungen aussuchen.

Fixstarter ist wiederum der VeloRun in Baden im Mai, der nach der erfolgreichen Premiere letztes Jahr, mit einer neuen Strecke größer, anspruchsvoller und spannender wird. Außerdem komme ich ursprünglich aus der Ecke und auf den Hausstrecken und vor der Haustüre ein Radrennen zu fahren, ist eigentlich Pflicht!

Foto: Reinhard Hauer

Foto: Reinhard Hauer

Ebenfalls auf der Terminliste steht die Dolomitenradrundfahrt Anfang Juni. Tolles Event und eine großartige Strecke - ob ich mich durchringen kann, dieses Jahr die lange Strecke zu fahren, weiß ich noch nicht. Der SuperGiroDolomiti reizt mich jedenfalls um ein Vielfaches mehr als beispielsweise ein Ötztaler - und von den Streckendaten sind die beiden ohnehin auf Augenhöhe.

Vor zwei Wochen bin ich zufällig auf die Marmotte GranFondo Serie gestoßen - normalerweise in den Pyrenäen und den italienischen/französischen Alpen beheimatet. In dieser Rennserie wird 2017 erstmals ein Granfondo Hochkönig veranstaltet. Meine Erinnerungen an den Dientener Sattel bestehen aus viel Schnee und einem steckengebliebenen Auto - es wird daher Zeit, neue Erinnerungen zu schaffen. Dieses Event werde ich mir jedenfalls genauer ansehen.

Brevet

Ebenso gerne wie große Rennen habe ich - spätestens seit dem Ferlach-Brevet im August 2016 - Rennen gegen mich selbst. Gegen den inneren Schweinehund, gegen den eigenen Kopf und die eigenen Beine. Für 2017 jedenfalls und fix eingeplant ist daher wieder eine größere Tour durch Österreich - hier bin ich absolut dem Reiz der Langstreckenfahrt erlegen. Ob es wieder Ferlach wird (beispielsweise über Slowenien), Lienz (das wären über 450 Kilometer am Stück), Schladming (wie ich es im Juni schon einmal geplant hatte) oder Salzburg? Die Varianten sind unendlich, hier werde ich mich an einem ruhigen Wochenende vor die Landkarte setzen, und meinen Finger über diverse Routen wandern lassen. Da freu ich mich jetzt schon drauf!

Bikepacking

Noch einen Schritt weiter würde Bikepacking gehen - inklusive Gepäck, Übernachtung (im Freien?) usw. Ich habe auf Facebook gefühlt tausend Videos gesehen und gespeichert über Menschen, die vornehmlich mit dem Crosser oder dem Mountainbike tagelang durch Wüsten, Steppen, Wälder, über Berge, durch Sümpfe, vorbei an wilden Tieren und mitten durch die Wildnis fahren. Charakterbildend auf der einen Seite, ein einmaliges Erlebnis auf der anderen. Bevor ich allerdings mit dem Rad Richtung Mongolei aufbreche, würde ich das gerne einmal in etwas kleinerem Rahmen ausprobieren. Hier bieten sich Dinge wie der South Tyrol Trail an, den man als "Rennen" individuell fahren kann, oder man fährt einfach mal den Drauradweg von der Quelle in Toblach bis nach Slowenien. Auch dazu muss ich mir noch ein paar Gedanken machen! :)

Giro d´Italia

Keine Gedanken machen muss ich mir zum Giro d´Italia 2017. Nein, ich werde nicht mitfahren! Aber am 25. und 26. Mai kommt der Giro-Tross nach Südtirol - mit einer Ankunft im Grödner Tal und einem Start am nächsten Tag in Innichen. Nachdem ich noch nie eines der "großen" Radrennen live gesehen habe, ist das für mich ein Fixtermin. (Der 25. und 26.5. sind noch dazu an einem Wochenende!). Vielleicht lässt sich das Ganze auch mit einer schönen Dolomitenrunde verbinden.

Großglockner

Irgendwann in diesem Zeitraum (ca. Mitte Mai) wird üblicherweise auch die Großglockner Hochalpenstraße wieder freigegeben. Idealerweise möchte ich den Giro-Ausflug mit einer Glockner-Runde verbinden - eventuell von Lienz aus. Ich träume davon, zwischen Schnee-Wänden und mit dem Ausblick auf die schneebedeckten Berge auf den Glockner raufzukurbeln. Sollte das nichts werden, steht der Glockner trotzdem auf dem Programm - zu einem anderen Zeitpunkt im Jahr 2017 - vielleicht auch bei einer der beiden Veranstaltungen Glocknerkönig bzw. Glockner Bike Challenge.

Bahn

Bahnradfahren macht einen Riesen-Spaß - schnell im Kreis fahren, bis einem schwindlig wird... Meine Bahn-Trainingslizenz ist beantragt, damit bin ich bis Ende 2017 Fixstarter im Dusika-Stadion. Die tollen Trainingsrennen des "Wiener Bahnorama" werde ich mir vorerst noch durch die Linse meiner Kamera ansehen. Irgendwie fühle ich mich noch nicht so weit, ein Bahnrennen zu bestreiten.

Cyclocross

Den Crosser möchte ich auch 2017 stark in mein Radleben integrieren. Zu viel Spaß macht es ab und zu den Crosser zu nehmen und irgendwo am Weg einfach von der Straße abzubiegen - auf einen Feldweg, auf einen Schotter- oder Waldweg.

Jedenfalls wieder am Programm steht außerdem das Rapha Supercross in München - ein gut organisiertes und großes Event. (Und ja, auch der Rapha Sample Sale ist einen Besuch wert...). Von den vier Cross-Rennen auf der Donauinsel konnte ich leider nur an einem teilnehmen, hier nehme ich mir für 2017 auf jeden Fall mehr vor!

Mountainbike

Und wenn wir schon im Gelände sind: Gerade erst hab ich über mein Hadern mit dem Mountainbike berichtet... Im Sommer werde ich in Lienz einige der Hausberge in Angriff nehmen - mit dem Mountainbike! Dann wird sich zeigen, ob wir eine gemeinsame Zukunft haben oder nicht :) Auf die landschaftlichen Erlebnisse freu ich mich allerdings jetzt schon!

Fotos

Wie schon im abgelaufenen Jahr werde ich versuchen, meine Erlebnisse zu dokumentieren. Für mich selbst und für alle, die gerne "mitschauen" möchten. In diesem Zusammenhang hab ich auch einige Ideen im Kopf, wie sich die Foto-Geschichte weiterentwicklen könnte, aber dazu ein andermal mehr... Noch irgendwie lösen, muss ich das Dilemma, dass ich oft gerne gleichzeitig fotografieren UND radfahren würde - bei vielen Events beispielsweise. Sich hier für eines der beiden Dinge entscheiden zu müssen, fällt oft schwer.

Laufen

Neben dem Radsport möchte ich im kommenden Jahr auch meine Laufkilometer etwas aufbessern . Die Grundlage vom Laufen hilft der Radform massiv, außerdem ist die Abwechslung ja das Salz in der Suppe. Und auch der eine oder andere Laufbewerb steht 2017 wieder am Programm. Mittlerweile schon traditionellerweise werde ich mit Kollegen eine Firmenstaffel beim Vienna City Marathon stellen und wie letztes Jahr den Halbmarathon absolvieren. Außerdem möchte ich mein (nicht zufriedenstellendes) Ergebnis vom letzten Wings for Life-Run ausmerzen. Ob ich wieder beim Wachau Halbmarathon im September starte, werde ich je nach Form und Lust im Sommer entscheiden. Mit besonderem Interesse werde ich mir die Crosslauf-Serie jetzt im Jänner und Febraur im Wiener Prater ansehen und - wenn es sich ausgeht - auch mitlaufen. Crosslauf ist wie Cyclocross beim Radfahren - das ist auf jeden Fall spannend! (Infos zur Crosslauf-Serie findet ihr auf der Runinc-Homepage).

Wachau Marathon 2015

Wachau Marathon 2015

In guter Gesellschaft!

Auch 2017 freu ich mich darauf, in guter Gesellschaft und mit netten und glücklichen Menschen meine Hobbies ausüben zu können! Egal ob Radsporttreff, VICC, Mitzi oder Keine Gnade für die Wade - die Radsport-Community in und um Wien wächst und gedeiht und es ist großartig, ein Teil davon sein zu können!

Jahresrückblick 2016

Das Unvermeidliche... ;) - mein Jahresrückblick!

Gehen wir chronologisch vor!

In das Jahr 2016 bin ich in kurzen Ärmeln gestartet. Zum ersten Mal bin ich über Neujahr in den Süden geflogen, genauer Lanzarote. Was als Besuch von lieben Freunden geplant war, ist schnell zu einem (kleinen) Trainingslager ausgewachsen. What a way to start the year...! Den Post zum Lanzarote-Aufenthalt und Fotos davon findet ihr hier.

Das Frühjahr hindurch konnte ich mit Zwift meine Motivation halbwegs hoch halten. Die kurzweilige Unterhaltung während man auf der Rolle seine Kilometer runterstrampelt, hat mitgeholfen, eine gute Grundlage für das Jahr aufzubauen. Zwift ist zu einem fixen Bestandteil meiner "Trainingsroutine" geworden - nicht mehr nur im Winter. Und mittlerweile gibts davon die iOS-Version, da ist der Einsatz noch flexibler möglich.

Im Februar hab ich außerdem den ersten Leistungstest meines Lebens gemacht. Zwift war dafür mit ein Grund - nachdem dort alles wattbasiert abläuft wollte ich einmal wissen, wo ich mich da einzuordnen habe. Von einem Freund wurde mir die junge Firma SPOWI empfohlen, die ich an dieser Stelle auch gerne weiterempfehlen kann - nette Menschen, die sich gut auskennen! Ich war froh, aus den Leistungsdaten zu lesen, dass mein unkoordiniertes "Ich mach was ich will" im Grunde das beste Training für mich ist - und so kann ich ohne Bedenken weiterhin das machen, was mir Spaß macht!

Mitte März - Specialized Test-Tage im Wienerwald. Mein Canyon Roadlite hat mir bis dato ausgezeichnete und treue Dienste erwiesen, ich fühle mich aber nach etwas Neuem. Auf der Suche nach geeigneten Marken und Modellen aus unterschiedlichen Preisklassen, nütze ich die Möglichkeit und teste das Specialized Tarmac und Venge VIAS. Mein erster Kontakt mit Rädern die 8.000 respektive 11.000 Euro kosten verläuft ernüchternd - irgendwie hätte ich mir da eine Art von "Sensation" als Fahrgefühl vorgestellt. Stattdessen wabern am Tarmac 120mm Bremsscheiben vor sich hin und schleifen nach kurzem Gebrauch für die folgenden zwei Minuten. Das Venge hingegen mag zwar aerodynamisch designed sein, Bremswirkung dürfte aber auf der Agenda der Entwickler nicht allzu weit oben gestanden sein. Schwamm drüber, mittlerweile ist eine neue Generation Räder da, die Entwicklung ist ja nicht aufzuhalten. Ich werde gern wieder zu Testzwecken auf einen solchen "Technologieträger" aufsteigen, aber nach diesem Erlebnis fühle ich mich in meiner Meinung bestätigt, dass weniger manchmal doch mehr ist.

Ende März einer von vielen Lienz-Besuchen. Wer die Chance hat, im Winter die Pustertaler Höhenstaße zu befahren, der nutze sie. Bei aller Anstrengung habe ich selten so schöne Ausblicke, Momente und Eindrücke erlebt.

Anfang April findet der Vienna City Marathon statt, traditionell gehe ich dort mit Arbeitskollegen als Firmenstaffel an den Start. Bis dahin hatte ich mich immer vor dem ersten Staffelteil (16,1 km) gesträubt, dieses Jahr hab ich diesen gerne übernommen und noch den Halbmarathon dazu fertiggemacht. Meine Bestzeit hab ich dabei auf 1h:57m verbessern können, für mich ein zufriedenstellendes Ergebnis - aber durchaus noch ausbaufähig :)

N+1! Das neue Rad ist da - ein Canyon Ultimate! Und es ist großartig! Mehr dazu bald in einem eigenen Blogpost!

Den Wings for Life-Run am 8. Mai überspringe ich lieber. Zu heiß, nicht fit, nicht trainiert, im Starterfeld hinten... nach 16,5 Kilometer überholt mich schon das Catcher Car. Ändert allerdings nichts daran, dass es eine großartige Veranstaltung ist (sowohl bezogen auf den Zweck als auch Organisation, usw.)

15. Mai - erste Ausgabe des VeloRun in Baden. Ein tolles und spannendes Konzept für eine neue Veranstaltung, bei der quasi gleichzeitig ein Radrennen, eine gemütlichere Rad"fahrt", ein 10k-Lauf und ein Halbmarathon stattfinden. Das Ganze gelingt außerordentlich gut und verspricht für das nächste Jahr eine tolle neue Auflage. 9. Platz in der AK - zufrieden auf jeden Fall aber da geht noch was! Leider ist am gleichen Tag auch der Leithabergmarathon sowie der Gran Fondo Vienna - Schade, dass man sich nicht teilen kann...

Foto: Reinhard Hauer

Foto: Reinhard Hauer

Mitte Juni dann die Dolomitenradrundfahrt - ich bin also zurück in Lienz. Erstes Mal bei dieser Veranstaltung, ich beginne mit der "kleinen" Runde (115km/1800hm) - die ausgewachsene Variante namens "Super Giro Dolomiti" hebe ich mir einstweilen noch auf. Gute Entscheidung, wird 2016 doch kurzerhand der Monte Zoncolan als Ersatzroute festgelegt. Ich fahre ein gut eingeteiltes Rennen, ohne die letzten Reserven anzutasten und werde 57. in meiner Altersklasse. Zu sehen, dass am Schluss noch genug Energie da war, stimmt mich optimistisch für künftige Herausforderungen!

Foto: Sportograf

Foto: Sportograf

Am 21. Juni veranstalten wir im Radsporttreff die "Sonnwend-Ausfahrt" und unglaubliche Menschenmassen stehen mit uns am Start. Bei über 50 Radlerinnen verlieren wir kurz den Überblick, um dann in mehreren Gruppen Richtung Sonnenuntergang zu fahren. Eine denkwürdige Ausfahrt, an die ich noch heute sehr gerne zurückdenke - so viele nette und fröhliche Gesichter!

Foto: Alexander Löffelmann

Foto: Alexander Löffelmann

In der gleichen Woche noch ein kollektiver Abschied vom Hocheck - einem Trainingsberg im Süden von Wien, der nach vielen Jahren des Trainings leider nicht mehr öffentlich zugänglich ist. Wiederum treffen sich über 50 Radlerinnen - großartig!

Juli ist Urlaubszeit und es wird naturgemäß ruhiger! Ein kurzer Kärnten-Aufenthalt und ein großartiger Guide vor Ort garantieren aber tolle Kilometer auf dem Rad. Der Gegend rund um Ferlach werde ich auch noch einen eigenen Post widmen!

Und gleich nochmal Ferlach... Mitte August vollziehe ich glücklich mein Jahresprojekt. Ein privates Brevet über 340 Kilometer von Baden nach Ferlach in knapp 14 Stunden Fahrzeit. Hier könnt ihr meine Erlebnisse nachlesen - was die Langstrecke angeht, bin ich auf jeden Fall auf den Geschmack gekommen! Da wird es 2017 sicher wieder etwas geben! :)

Im Sinne der Diversifikation und um meinen Oberkörper nicht vollends degenerieren zu lassen, absolviere ich ab Anfang Oktober einen Schwimmkurs bei Flowsports. Meine Erfahrungen dazu lest ihr hier! Große Empfehlung für alle, die neben dem Radfahren noch komplementäre Bewegung brauchen!

Ende Oktober springe ich schließlich in ein anderes kaltes Wasser. Rapha Supercross in München - mein erstes Cyclocross-Rennen. Die Strecke wurde umgestaltet und schwerer gemacht, da jetzt auch der Deutschland-Cup im Rahmen der Veranstaltung ausgefahren wird. Ich erlebe neue Grenzbereiche - in Bezug auf Maximalpuls, Leidensfähigkeit und Reifenhaftung - bin aber glücklich, diese Erfahrung zu machen. Ich komme zwar nicht ins Finale, habe aber grundsätzlich Blut geleckt und freu mich darauf, ab und zu an Cyclocross-Rennen teilzunehmen. Meine Paradedisziplin wird es allerdings eher nicht werden.

Ende November schließlich noch einmal N+1 und eine Bahnlizenz nebst Zutrittskarte zum Dusika-Stadion. Bahnradfahren empfinde ich als tolle Trainingsmöglichkeit für den Winter - als Ergänzung zu dem, was bereits vorhanden ist. Man trainiert anders, vieles wirkt spielerischer, ein Sprint hier, ein Rundengewinn da, in der Gruppe rollen dort. Macht riesigen Spaß und die Bahnorama-Veranstaltungen führen eindrucksvoll vor Augen, wohin diese Reise noch gehen könnte!

15.JPG

In diesem Sinne freue ich mich auf das nächste Jahr und alle Herausforderungen, Challenges und Bekanntschaften, die da am Weg warten!

 

Race against the Sun

Jahresrückblicke everywhere...

Ich bin gerade dabei, einige Punkte für meinen persönlichen (Rad-)Jahresrückblick zusammenzuschreiben. Gegen Jahresende schaut man ja immer wieder einmal gerne auf das vergangene Jahr zurück und lässt Revue passieren, was alles passiert ist, wie Dinge abgelaufen sind, was man im nächsten Jahr anders machen könnte.

Wie gesagt, der Rückblick auf mein Radjahr 2016 folgt noch - dann, wenns etwas ruhiger wird, der Weihnachtsstress vorbei ist und man bis Silvester einmal schön durchschnaufen kann. Aber von einem Highlight möchte ich euch vorab schon erzählen, meinem persönlichen "Race against the Sun" diesen Sommer. Zum Einen hat es sich einen eigenen Post verdient, zum Anderen haben mich direkt danach einige von euch gebeten, etwas detaillierter über dieses Abenteuer zu berichten.

Wie ihr ja bereits wisst, bin ich auf der Suche nach Projekten und Abenteuern, bei denen neben dem Sportlichen auch etwas Entdeckung, Abenteuer und - völlig unesoterisch gemeint - Selbsterkenntnis enthalten sind. Früher oder später landet man damit zwangsläufig bei Langstrecken-Projekten. Diese vereinen das oben Gesagte: man ist oft auf weitgehend unbekannten Wegen unterwegs, das Ziel ist weit entfernt, man lässt die gewohnte Gegend und Landschaft hinter sich, man versucht etwas, das man zuvor noch nie getan hat, lotet dabei auch seine Grenzen aus.

Das Projekt

Letztes Jahr bin ich in zwei Tagen zu Freunden nach Schladming gefahren. Am ersten Tag von Baden nach Mariazell, über die Kalte Kuchl und das Gscheid über gute 120 Kilometer. Das Gepäck bestehend aus einer Zahnbürste und einer Regenjacke (abgesehen von den Standards Geldbörse, Schlauch, Werkzeug, usw.). Am zweiten Tag über 175 Kilometer von Mariazell nach Schladming - wunderschön durchs Gesäuse und das Ennstal. Auch drei Stunden im mehr oder weniger starken Regen haben damals nicht an den epischen Grundpfeilern dieser Unternehmung rütteln können... Diese 175 Kilometer waren bis zum Sommer 2016 auch die längste Distanz, die ich bis zu diesem Zeitpunkt unter die Räder genommen hatte.

Im Winter dann neue Inspirationen (Race around Austria, Transcontinental Race), neue Destinationen (Kärnten) und neues Material (Canyon, Apidura-Taschen). Das Ganze dann noch garniert mit einem knackigen Motto ("Race against the Sun" - das haben schon meine drei Lieblings-Verrückten von Top Gear so gemacht) und fertig war das neue Projekt!

Die Route

Baden - Ferlach! Je nach Route zwischen 300 und 350 Kilometern, je nach Eskalationsstufe viele bis ganz ganz viele Höhenmeter, knappe 14,5 Stunden Zeit zwischen Sonnenauf- und -untergang. Ich könnte ja Stunden mit dem Routenplanungstool von Strava verbringen, Wegpunkte setzen, Straßen anklicken und dabei zusehen, wie die Kilometerzahl wächst... Richtung Kärnten bieten sich einige mögliche Routen an, die meisten Teilabschnitte ergeben sich allerdings relativ schnell quasi von selbst. Baden - Wr. Neustadt ist klar. Über den Semmering auch, der Wechsel wäre ein zu großer Umweg. Mürztal weiter bis Bruck an der Mur, dann die Entscheidung, die schnell gefällt ist: Neumarkter Sattel - zu viel Verkehr auf der Bundesstraße, daher wirds das Murtal runter nach Graz. Dann eine pittoreske Route durchs steirische Hügelland Richtung Deutschlandsberg. Die Soboth wäre reizvoll aber liegt mir zu weit im Süden, bleibt noch die Weinebene (dass diese nicht "eben" ist, dazu kommen wir noch!). Wolfsberg, Griffen, Völkermarkt ist dann halbwegs die Direttissima - ich gehe davon aus, dass ich zu diesem Zeitpunkt keine große Lust auf Umwege und landschaftliche Schönheiten haben werde. Die Strava-Route ist schnell angelegt, eine Marschtabelle im Excel ebenso - rund zwanzig Wegpunkte in vernünftigen Abständen, ausdrucken und aufs Oberrohr kleben.

Die Ausrüstung

Mein Canyon Ultimate CF SLX muss als Allzweckwaffe auch für derartige Einsätze herhalten, die Sitzposition ist - auch dank Bikefittings - derart gut, dass mir 14 Stunden im Sattel keine große Angst einjagen. Meine Rapha/Apidura-Satteltasche stopfe ich mit etwas Ersatzgewand, Lichtern, Riegeln & Gels voll. Allzu viel möchte ich nicht mitnehmen, mein eigentliches Gepäck wurde freundlicherweise schon einige Tage davor zum Zielort überstellt.

Lichttechnisch setze ich auf mein Lupine Rotlicht und meine Lupine Neo, die haben mich bis dato nie im Stich gelassen und sollten für die wenige Fahrzeit im Dunkeln auf jeden Fall ausreichen. Tunnels sind keine geplant auf meiner Strecke - diese hab ich bei derartigen Unternehmungen schon oft übersehen und bin plötzlich ohne Licht in der finsteren Röhre gestanden.

Etwas mehr Kopfzerbrechen hat mir die Stromversorgung bereitet. Nicht die Di2 - obwohl ich diese sicherheitshalber auch noch einmal aufgeladen habe vor der Abfahrt. Vielmehr der doch recht üppige Stromverbrauch des Garmin Edge 1000, wenn man ihn - so wie ich - immer in der Kartenansicht benützt und gleichzeitig noch allerlei Sensoren gekoppelt sind. In der Satteltasche mit dabei ist daher auch ein kleine Powerbank und ein langes USB-Kabel.

Ernährungstechnisch gehe ich keine Experimente ein: Powerbars (Sweet & Salty, damit der Magen nicht in der gleichen Sekunde verklebt), Peeroton Gels mit Cola-Geschmack (darauf ist mein Körper in Notfällen mittlerweile programmiert) und Honigwaffeln (bei einer Paris-Roubaix-Labe zum ersten Mal gegessen und seitdem Fixstarter).

Los Gehts!

Start um 5:30 in Baden während die Sonne sich als leichtes Schimmern am östlichen Horizont abzuzeichnen beginnt. Die ersten Kilometer sind schnell geschafft, hier bin ich auf bekannten Straßen unterwegs. Bad Vöslau, Kottingbrunn, Wöllersdorf. Eine Baustelle mit Belagsarbeiten bei Steinabrückl lässt mich kurz nervös werden, gibt es doch zwischen und neben den Maschinen kein Durchkommen und ich bin schon nach 20 Kilometern hinter meiner Marschtabelle zurück - aber keine Panik, über einen kleinen Feldweg komme ich zurück auf meine Route. Bad Fischau bis Neunkirchen, entlang der Fischauer Vorberge und der Hohen Wand - gleichzeitig geht die Sonne auf und mit ihr steigt die Stimmung. Die Autos werden etwas mehr, Zeit, in die Arbeit zu fahren - nicht für mich heute! Neunkirchen - Gloggnitz im Morgenverkehr, aber immer noch so wenige Autos auf der Straße, dass ich nicht aus meiner morgendlichen Trance gerissen werde.

Rauf auf den Semmering über die alte Bundesstraße! An einigen Stellen merkt man noch die frühere Bedeutung dieser Straße - bevor es die Semmering-Schnellstraße gab. Völlig überdimensionierte Straßenquerschnitte, Raststationen, die schon vor Jahren zugesperrt haben, LKW-Parkplätze ohne jegliche Nutzung - all das zeigt, wie es hier vor vielen Jahren zugegangen ist. Ich kann mich noch erinnern, dass wir in meiner Kundheit auf der Bundesstraße in Urlaub gefahren sind. Unter der Brücke von Schottwien hindurch, hier überschneiden sich neu und alt - die an sich sehr schöne und malerische Gegend wird von der Autobahn zerschnitten und auch ein gewisses Grunddröhnen ist zu vernehmen. Das Nachdenken über die Vergangenheit lässt mich die zehn-prozentige Steigung vergessen, in der ich gerade stecke. Die Straße nach Maria Schutz hinauf und weiter Richtung Semmering hat es in ein paar Kurven in sich, insgesamt ist die Steigung aber sehr moderat und man kann gemütlich hinaufstrampeln. Vorbei am Klosterwirt in Maria Schutz (beste Krapfen!!!), unter der S6 hindurch und rauf durch die letzte Kehre nach Semmering City. Wer einige der schönsten Straßen Niederösterreichs erleben möchte, der biege hier rechts ab Richtung Adlitzgräben und Breitenstein.

Drei Stunden im Sattel - 70 Kilometer geschafft. Die nächsten 15 Kilometer gehts bergab Richtung Mürzzuschlag, vorbei an Skigebieten & Industriestätten, zwischen Eisenbahn & Schnellstraße. In Mürzzuschlag verlasse ich gleichsam bekanntes Territorium, ab jetzt ist alles neu (naja, vieles zumnidest). An das Mürztal hab ich schlechte Erinnerungen. Ich wollte einmal von Hohentauern (bei Trieben) mit dem Rad nach Hause fahren, bin aber im Mürztal an Verkehr, Eintönigkeit und damals auch Wetter verzweifelt und bei Kindberg ins Auto gestiegen. Diesmal jedoch - in die andere Richtung und bei besserem Wetter - ist alles kein Problem. Zwar mit etwas mehr Verkehr aber trotzdem entspannt geht es Richtung Kapfenberg. Bei einer Tankstelle lege ich eine erste längere Rast ein, Garmin anstecken, Donut aus dem Tankstellenshop verschlingen, Wasser nachfüllen. War ich bis jetzt noch etwas verloren in der morgendlichen Schlaftrunkenheit und außerdem bisher auf bekannten Wegen unterwegs, so wird mir im Gespräch mit dem Tankstellenbesitzer zum ersten Mal klar, was da noch auf mich zukommt. Er wünscht mir "Alles Gute!"

Die Durchfahrten von Kapfenberg und Bruck an der Mur sollte man - als grundsätzlich lebensbejahender Mensch und im Interesse seiner eigenen Gesundheit - möglichst rasch hinter sich bringen! In Bruck an der Mur stehen fünf Stunden und 124 Kilometer auf dem Tacho - Zeit für eine Grundsatzentscheidung. Zug oder Weiterfahren - Bruck an der Mur hab ich mir als Exit-Point zurechtgelegt, hier gibt es Zugverbindungen in alle Richtungen für den Fall der Fälle. Der Körper sagt "Alles in Ordnung", einzig das Wetter rund um Deutschlandsberg schaut nicht so prickelnd aus, aber mal weiter nach Plan!

Bruck an der Mur - Graz kenne ich eigentlich nur vom Zugfahren. Ich fahre gerne Zug und bin ein geduldiger Beim-Fenster-Raus-Schauer. In letzter Zeit ertappe ich mich oft dabei, mir vorzustellen, auf den Wegen vor dem Zugfenster mit dem Rad zu fahren - potentielle Radrouten überall! Heute ist es also soweit. Den Radweg auf der Strecke erspare ich mir, versuche mein Glück auf der Bundesstraße und werde positiv überrascht - feinster Asphalt und kein einziges Auto! Vorbei an alten Tunnelgalerien, Staustufen in der Mur und duch alte Industriestädte (Pernegg, Mixnitz, Frohnleiten, Peggau, Gratkorn).

Bevor es jedoch nach Graz hineingeht, biege ich nach Westen ab - von hier an bin ich wirklich in unbekannten Gegenden unterwegs. Ich entferne mich von den vielbefahrenen Straßen, die Landschaft wird hügeliger, lieblicher - 6,5 Stunden Fahrzeit, 165 Kilometer. Es geht auf kleinen Straßen in Orte mit klingenden Namen wie Sankt Oswald ob Plankenwarth, Sankt Bartholomä, Hitzendorf, Mooskirchen, Zirknitz und Lemsitz. Nach einer Fahrzeit von acht Stunden durchbreche ich kurz vor Stainz die 200-Kilometer-Marke. Mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht mache ich kurz Rast, muss aber im gleichen Augenblick erkennen, dass rund um mich herum schwarze Wolken aufgezogen sind. In meiner Fahrtrichtung erkenne ich starken Regen und Blitze - nicht unbedingt das ideale Wetter, bevor es in die Berge geht. Ich schlucke hinunter (Essen wie auch Bedenken) und trete weiter in die Pedale - es regnet! Ich fahre am Rand einer heftigen Gewitterfront entlang, zwischen Stainz und Deutschlandsberg bekomme ich einiges an Regen ab aber die eigentliche Front dürfte genau in diesem Moment an mir vorbeiziehen - könnte sich mit Glück ausgehen.

8,5 Stunden, 217 Kilometer - Zeit für ein großes "Obi-Leitung", eine Melange und ein großes Stück Apfelstrudel im Zentrum von Deutschlandsberg. Vor mir türmt sich die wolkenverhangene Koralpe auf, gleich wird sich zeigen, ob es gescheit war, sich nach 200 Kilometern Strecke einen Ansteig mit 1200 Höhenmetern auf die Route zu legen. Raus aus der Stadt, einbiegen in die Bergstraße - "STOP! Bauarbeiten auf der Weinebene - kein Durchkommen - Umleitung über eine Straße 30 Kilometer weiter südlich". Scherz, oder? Ich befrage Anrainer, halte Autos auf, die aus der Richtung kommen, aber keiner kann mir mit Sicherheit sagen, ob ich mit dem Rad über die Weinebene komme - kurzer emotionaler Ausnahmezustand! Ich fahre einfach drauf los. Was jetzt kommt sind 20 Kilometer Anstieg mit 1200 Höhenmetern bei einer durchschnittlichen Steigung von 6%. Mühsam und langsam plage ich mich über die ersten steilen Abschnitte hoch Richtung Wolken - keine Menschen, keine Autos - zumindest regnet es nicht mehr. Die Zeit vergeht langsam, die Kilometer ziehen sich in die Länge. Im Wiegetritt beginnt meine vollgepackte Satteltasche hin- und herzuschwingen - einer der wenigen konstruktionsbedingten Nachteile dieser Taschen. Ich passiere drei Baustellen-Schilder - alle sagen mir in unterschiedlicher Dringlichkeit, dass ich auf dieser Straße nicht durchkommen werde! 17 Kilometer in den Anstieg hinein höre ich in der Ferne die ersten Geräusche von Baumaschinen, jetzt wirds also ernst. 1,5 Kilometer bis zur höchsten Stelle (gleichzeitig die Landesgrenze zwischen der Steiermark und Kärnten) und ich stehe vor verdutzten Arbeitern und Baumaschinen, auf der Straße vor mir dampft der Asphalt, der gerade aufgetragen wurde. Die Bauarbeiter erklären mir, dass ich zwar auf dem bereits harten Asphalt fahren könnte, aber aufgrund der Hitze innerhalb von wenigen Metern meine Schläuche platzen würden. In diesem Moment nicht zu Späßen bereit, frage ich nach irgendeiner Möglichkeit nach oben zu kommen. Ich darf mein Rad neben der Fahrbahn nach oben schieben, dort ginge es dann wieder - gesagt, getan, eh schon egal! Alles besser als wieder zurück zu müssen. Einen guten Kilometer Wanderung und viel Nervenkitzel später, bin ich am höchsten Punkt meiner Reise angekommen - auf 1.666 Meter. War der Aufsteig eine einzige Qual, warten jetzt auf mich 20 Kilometer feinste Abfahrt - ohne Autos, die Straße ist ja eigentlich gesperrt. Halleluja - off we go!

Wolfsberg, Tankstelle, Rast, 260 Kilometer, 12 Stunden im Sattel. Sonne und Wärme sind irgendwo in der Steiermark zurückgeblieben, irgendwie sieht es schon nach spätem Nachmittag und Dämmerung aus, also spute ich mich besser. Es geht flott dahin, einige Kilometer Richtung Süden, dann folgt auf meiner Marschtabelle ein rotes Feld. So habe ich mir die "Bergwertungen" gekennzeichnet. Lust hab ich da keine mehr drauf, aber da muss ich jetzt wohl durch. Der Griffener Berg hat 6% Steigung auf knapp vier Kilomtern Länge, was an sich keine allzu große Herausforderung darstellt, aber ich werde langsam aber doch müde. Also nochmal runter aufs kleine Blatt und geduldig raufkurbeln. Gottseidank ist hier wiederum fast gar kein Verkehr, alles findet auf der benachbarten Südautobahn statt, die ich einige Male kreuze.

Entlang der Autobahn Richtung Völkermarkt, eine Strecke für Zeitfahrer - kilometerlang geradeaus und ein minimales Gefälle. Auch ich versuche hier Tempo zu machen, es wird eher knapp mit dem Tageslicht - und es ist ja auch ein Rennen gegen die Sonne. Kilometer 300 in Völkermarkt - fühlt sich irgendwie unwirklich an. Eigentlich bin ich schon seit ein paar Stunden in einem trance-ähnlichen Zustand, mechanisches Treten - ob es anstrengend ist oder nicht, merkt man nicht mehr so unmittelbar.

Ich erreiche Straßen, auf denen ich mit dem Rad schon einmal unterwegs war. St. Kanzian am Klopeinersee, Stein im Jauntal, Gallizien... Im Glauben, gleich da zu sein gebe ich noch einmal Gas. Das "gleich da" sind zwar noch knapp 30 Kilometer, aber über diese Tatsache sehe ich gekommt hinweg - und bezahle prompt dafür. Entlang der Drau treffe ich auf den Mann mit dem Hammer - genauer gesagt: mehrere Männer mit vielen, sehr großen Hämmern! Nichts geht mehr, 20 km/h im Wiegetritt und dann kurz Rollen, wo ist das Ziel?! Schweren Herzens und mittlerweile in der Dämmerung bleibe ich zehn Kilometer vor dem Ziel noch einmal stehen, um kurz zu rasten und die Tanks noch einmal aufzufüllen! Da war ich doch etwas zu optimistisch...

15 Stunden im Sattel, Durchfahrt Ortseingang Ferlach, eine Last fällt ab. Nach 339 Kilometern steige ich von meinem Rad, die Sonne ist schon längst untergegangen, das Rennen gegen die Sonne hab ich verloren.

I lost, but I won

Ich hab es also nicht geschafft, vor Sonnenuntergang in Ferlach anzukommen. Aber ich habe es geschafft, meine Grenzen etwas auszuloten, mich zu überwinden, etwas Neues auszuprobieren und eine Strecke mit dem Rad zurückzulegen, die ich mir vor wenigen Jahren nie vorstellen hätte können.

War das wirklich notwendig? Nein, natürlich nicht! Werde ich das wiederholen? Ja, natürlich! Ich habe schon nach wenigen Tagen begonnen, neue Pläne zu schmieden. Und ich bin am nächsten Tag noch nach Lienz weitergefahren (ich musst zu einer Geburtstagsfeier dorthin...).

Würde ich etwas anders machen?

Leistungstechnisch hat alles gepasst - ich habe meine Durchgangszeiten mit einem Schnitt von 25 km/h kalkuliert und diesen letztendlich auch durchgezogen. Es war an keiner Stelle übermäßig anstrengend, sodass ich meinen Schnitt nicht hätte durchhalten können (die Weinebene mal ausgenommen). Routentechnisch habe ich einiges gelernt - je mehr man sich im Vorfeld mit der Route befasst, umso besser. Bundesstraßen sind nicht Bundesstraßen, umgekehrt gibt es auch Landesstraßen, die verkehrstechnisch der Horror sein können. Die Ernährung werde ich beim nächsten Mal noch konsequenter planen und durchziehen - so ein Hungerast kurz vor dem Ziel ist jedenfalls vermeidbar.

Auf der - wiederum nicht esoterisch gemeinten - psychologischen Ebene, war es jedenfalls eine unglaublich intensive Erfahrung, die ich jeder und jedem nur ans Herz legen kann. Es geht nicht darum, sich zu quälen, sondern sich ein Stück weit zu "erfahren", auf den eigenen Körper zu hören und diesen kennenzulernen.

Ich habe innerhalb von einem Tag unzählige Regionen unseres Landes durchmessen - jede auf ihre Weise einzigartig, habe Menschen und Tiere gesehen, unterschiedliche Wetterlagen durchlebt, so viele Dinge gerochen und gespürt.

Es ist unglaublich, wieviele Eindrücke zwischen Sonnenauf- und -untergang passen, was man an einem Tag alles erleben kann - dem "longest day"!

Hier könnt ihr euch die Aktivität auf Strava ansehen.