Alban Lakata im Interview

169k hat Alban Lakata in Lienz zum Interview getroffen, es gibt ja auch viel zu besprechen: ein neues Team, Trainingsmethoden, Strava als Social Network für Sportler, Unterschiede zwischen Mountainbikern und Radrennfahrern und Osttirol!

Titelfoto: Team Bulls (Sebastian Stiphout)

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Für die breite Öffentlichkeit mitunter überraschend hast du vor wenigen Tagen bekanntgegeben, dass du im nächsten Jahr für das Team Bulls am Start stehen wirst und nicht mehr für Canyon-Topeak. Wie ist es genau dazu gekommen?

Schon bei den Vertragsverhandlungen für 2018 wurde mir nur ein Ein-Jahres-Vertrag angeboten, angeblich weil Topeak das Sponsoring nur für ein Jahr fix weitermachen wollte und auch die anderen Sponsoren nur für diesen Zeitraum zusagen wollten. So ist es mir weitergegeben worden, das musste ich so akzeptieren, war aber für mich schon irgendwie ein Wink, dass das vielleicht in der Form nichts mehr wird und das Ende des Teams naht.

Die anderen Fahrer haben auch alle nur einen Ein-Jahres-Vertrag bekommen?

Bei den anderen Fahrern hat es ganz das Gleiche gespielt, ja. Ich hab mir nach den Vertragsverhandlungen lange den Kopf darüber zerbrochen, wie es weitergeht. Ich habe auch versucht, die Zuständigen beim Team noch einmal umzustimmen oder mit Alternativen zu kommen, die die Zukunft für mich etwas sicherer machen - aber auch diese Varianten sind fehlgeschlagen bzw. wurden nicht angehört. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war mir ganz klar, dass das wohl nicht weitergehen wird - gleichzeitig aber überhaupt nicht nachvollziehbar, weil alles gut läuft, die Marke läuft gut, das Team funktioniert gut, die Erfolge waren da (zu diesem Zeitpunkt noch mit dem WM-Titel). Außer vielleicht das Durchschnittsalter der Fahrer, aber da hätte man ein paar Junge dazu nehmen können, gemeinsam mit den Arrivierten weiterfahren bis man da einen Wandel herbeiführt.

Es war sicher nicht einfach, in dieser Saison mit diesen Gedanken Rennen zu fahren?

Im Endeffekt war das Thema das ganze Jahr im Hinterkopf und hat sehr stark dazu beigetragen, dass ich nicht 100% meiner Leistung abrufen konnte. Im September nach der Marathon-WM hat man uns dann gesagt, dass es definitiv nicht weitergehen wird. Vielleicht war der Wunsch von Canyon da, beim Teamsponsoring einzusparen, Canyon ist ja bei einigen Teams sehr engagiert - und da waren wir die ersten, bei denen die Verträge ausgelaufen sind. Jeder von uns hat geglaubt, dass es weitergeht - es wurde ja auch viel investiert: Fahrzeuge, Designänderungen, Klamotten. Von Außen war jeder erstmal überrascht, wir haben aber mit unseren Informationen schon gemutmaßt, dass es aus ist und konnten uns schon ab Saisonmitte ein bisschen umschauen.

Vor wenigen Wochen wurde bekannt, das Sky als Sponsor aus dem Radrennsport aussteigt - nach fast zehn Jahren und auf den ersten Blick weiß auch keiner warum - und da waren auch die sportlichen Erfolge vorhanden. Vielleicht steigt man als Sponsor aus, wenn man quasi alles erreicht hat? Canyon hat zwei Straßenteams, die Räder verkaufen sich von selbst…

Canyon sponsort neben Straße und Triathlon auch noch einige Teams im Offroad-Bereich wie eben uns, aber auch Cyclocross, Enduro und Downhill. Mittlerweile geht es ja nicht nur ums Material sondern da müssen auch Millionen zusätzlich reingesteckt werden. Wie auch beim Downhillteam, dass kostet schon ordentlich!

Wegen dem Materialeinsatz?

Trucks, Material und die Fahrergehälter sind richtig hoch im Downhill - das wissen oft nur Insider. Jeder denkt sich, Downhill ist so eine Randsportart aber die verdienen da richtig Kohle. Da können wir im Cross Country-Marathon nicht mithalten, vielleicht gerade einmal ein Nino Schurter, der ist ja der Topverdiener im Ausdauerbereich.

Zählt Downhill auch mehr wegen der „Red Bull“-Welt?

Das weniger, aber die kriegen da einfach richtig gute Werksverträge. Teilweise natürlich weil das Ganze auch oft im Fernsehen ist, wie auch teilweise bei den Cross Country-Rennen, das gibt einfach einen größeren Werbewert und erleichtert die Sponsorensuche. Im Cross Country-Bereich ist es derzeit aber auch eher schwierig - die Teams sprießen nicht aus dem Boden, es ist schon eher ein zähes Geschäft. Dabei ist der Marathon noch „gesegnet“, weil die Masse der Leute dahinter steht, die Kunden.

Jetzt also Team Bulls mit Karl Platt - vom Konkurrenten zum Freund quasi?

Eigentlich ist das schon ein spannende Geschichte, dass zwei, die den Marathonsport geprägt haben (ich bei Eintagesrennen, er bei Etappenrennen) so zusammengefunden haben. Wir waren Konkurrenten und auch da schon eher richtige Rivalen, weil jeder so ein bisschen die Rolle des Marathonfahrers verkörpert. Er ist ein Vieltrainierer (viele Kilometer, viele Stunden), ich trainiere wattgesteuert mit Intervallen, das hat er lange nicht gemacht. Darin sehe ich aber auch einen großen Vorteil unserer Fusion, wir können beide von unserem Erfahrungsschatz lernen. Ich kann viel von seinen Cape Epic-Erfahrungen profitierten, da hat er den Schlüssel zum Erfolg. Das ist das erste große Ziel für uns, das Cape Epic - sein Ziel ist der sechste Sieg, damit wäre er alleinstehend erfolgreichster Teilnehmer (Christoph Sauser hat derzeit auch fünf Siege). Ich bin 39 und er 40, wir sind sicher nicht die jüngsten aber mit der Motivation und mit dem Kopf voll bei der Sache. Wir motivieren und jetzt gegenseitig.

Karl Platt und Alban Lakata (Foto: Team Bulls)

Ihr ergänzt euch ganz gut oder? Besser unterschiedliche Stärken, als jeder macht und kann genau das gleiche.

Mein bisheriger Teamkollege war vom Fahrertyp anders als ich - Schnellstarter und eher auf den kürzeren Strecken gut. Karl und ich sind Typen, die eher längere Rennen bevorzugen, hinten raus schneller werden, den längeren Atem haben - da harmonieren wir richtig gut. Es ist fast hollywoodreif, dass da zwei zusammenfinden, die sonst immer Konkurrenten waren, Wissen und Know How richtig zurückgehalten haben. Jetzt können wir beide von unserem Wissen profitieren.

Hat es da diesen einen Moment gegeben, wo einer auf den anderen zugegangen ist?

Ja, bei einem Rennen in Kolumbien waren wir im gleichen Hotel untergebracht und hatten das gleiche Rahmenprogramm - da hat man Zeit zum Quatschen. Da hab ich ihm erzählt, dass es das Team nicht mehr gibt, da war auch er baff wie alle anderen. Und er hat begonnen nachzudenken, wie er da unterstützen kann. Ein Monat später kam die Frage, ob ich mir vorstellen kann mit ihm zu fahren. Wir haben dann beide intensiver darüber nachgedacht und sind zu dem Schluss gekommen, dass das richtig gut funktionieren kann, weil wir vom Fahrertyp gleich sind, ähnlich viel Erfahrung haben und auch von unserem Umfeld her recht gefestigt sind - uns wirft nichts so schnell aus der Bahn. Und das sind Faktoren, die dann auch im Rennen entscheidend sind. Und dass wir beide uns gegenseitig helfen können, etwas zu erreichen, was wir alleine noch nicht geschafft haben.

Für dich ist das das Cape Epic?

Genau, für mich das Cape Epic, für ihn eine Medaille bei einer WM. Ich möchte ihm helfen, das zu erreichen - ich stehe ja schon etwas in der Schuld, weil er mich ins Team gebracht hat und das ist schon ein geniales Paket bei Bulls, das wäre woanders nicht möglich. Ich versuche mit Infos über Material und Training etwas zurückzugeben - Nehmen und Geben ist in so einer Partnerschaft sehr wichtig. So weit ich ihn jetzt kennengelernt habe, war meine Einschätzung als Konkurrent ganz anders. Interessanter Punkt ist auch, dass man als Konkurrent immer sieht, wo einer angreifbar ist. Das kann ich ihm jetzt sagen und umgekehrt geht das auch. Er hat mir auch schon ganz klar gesagt, welche Fehler ich mache, z.B. bei Etappenrennen.

Ich habe gelesen, dass du auch überlegt hast, ein eigenes Team zu gründen, auch im Hinblick auf eine mögliche Nachwuchsförderung?

Ja, wobei das war einer der kürzesten Gedanken aber das kam aus der Not heraus. Mit einem relativ kleinen Team - und ich hätte jedenfalls einen jungen Fahrer dazugenommen und einen erfahrenen Teamkollegen für die Etappenrennen - wäre das aber trotzdem viel Arbeit gewesen und ich hätte mich nicht mehr zu 100% auf den Rennsport konzentrieren können. Das war dann auch der Entscheidungsgrund, warum ich das recht schnell verworfen hab und eher geschaut habe, dass ich ein Team mit guten Strukturen finde.

Du möchtest schon noch ein paar volle Saisonen fahren? Es wäre doch auch eine Variante gewesen, dass Cape Epic irgendwie noch zu gewinnen und dann die Karriere auslaufen zu lassen?

Pensionierung ist definitiv noch kein Thema. Ich sehe, dass eine Leistungsentwicklung über die Jahre gegeben ist. Ich trainiere mit Watt und in der Leistungsdiagnostik ist erkennbar, dass noch Potential da ist. Und ich weiß auch, wieviel der Kopf mitspielt und allein von dem her könnte ich noch relativ lange fahren. Ich fühle mich noch nicht verbraucht.

Dein neuer Vertrag läuft zwei Jahre und hat eine Option auf ein drittes?

Genau, die Dauer war mir ganz wichtig. Ich möchte idealerweise nächstes Jahr schon das dritte Jahr fix machen. Schauen wir mal, wie es nach dem Cape Epic ausschaut, ob alle zufrieden sind. Aber alleine der Wille zum dritten Optionsjahr ist für mich ein Signal, dass sie mit mir zusammenarbeiten wollen. Als Grundgedanke war wichtig, dass jetzt nicht für zwei Jahre ein Fahrer für Karl Platt ins Team kommt und dann schmeissen sie mich raus. Schon beim Erstgespräch war ganz klar die Frage, was ich danach machen will. Ich hab gesagt, am liebsten möchte ich schon noch 3-5 Jahre Rennfahrer sein, solange ich halt vorne mitfahren kann. Alter ist irgendwie so eine Sache, ich fühle mich jetzt nicht so, dass ich nur noch hinten nachfahre, sonst würde ich es schon lassen. Wichtig ist, dass man Veränderungen akzeptiert und neue Reize setzt, dass man einfach nicht stagniert.

Alban Lakata im Trikot von Team Bulls (Foto: Team Bulls)

Abgesehen von Rennen als Zweierteam: welchen Wert hat das Team in deinem Radlerleben, auch im Vergleich zum Rennradsport? Könntest du deine Leistungen auch „alleine“ erbringen?

Das Team ist nicht so wichtig wie auf der Straße, du bist von deinen Teamkollegen im Rennengeschehen nicht so abhängig bzw. ist es nicht notwendig, teamstrategisch zu fahren.

Marathon fährt man alleine.

Ja, den fährst du mehr oder weniger alleine - von Anfang bis Ende am Limit. Das ist anders als auf der Straße. Klar gibt es Situationen in einem Rennen, wo du vielleicht profitierst, wenn du in einer Gruppe oder im Team zusammenarbeitest, aber viel wichtiger sind die Supporter drumherum - Masseure, Mechaniker, Teammanager.

Wie ist die technische Umstellung von Canyon auf Bulls? Ist dir egal, worauf du sitzt oder macht es für dich einen tatsächlichen Unterschied?

Ehrlicherweise hab ich mir zu Beginn schon kurz gedacht, dass Bulls zuerst einmal ein kleiner Rückschritt sein könnte. Canyon war sehr professionell was Marketing und Werbung angeht, wobei das ja grundsätzlich nichts über das Produkt aussagt. Bei Bulls steht ein Riesenkonzern dahinter, der große Umsätze macht und sehr gesunde Finanzen hat - Bulls ist da eigentlich nur eine kleine Sparte vom Ganzen. Bei meinen ersten Fahrten - egal ob mit dem Fully oder dem Rennrad war kein Riesenunterschied zu erkennen, obwohl ich ein echter Materialfreak bin in dieser Hinsicht. Optisch natürlich ein Unterschied, aber ein Rad ist ein Rad - um es banal auszudrücken. Bei einem Rad sprechen wir ja immer auch vom Gesamtpaket, bestimmte Sponsoren wie Fox und Shimano bleiben gleich, die Reifen ändern sich von Maxxis auf Schwalbe - wenn das Gewicht des Rahmens um einen Tick schlechter ist, ist der Reifen vielleicht einen Tick besser, das Gesamtpaket verschlechtert sich da auf keinen Fall. Karl hat schon bewiesen, dass es möglich ist, mit dem Rad Rennen zu gewinnen. Auch Urs Huber hat letztes Jahr 14 oder 15 Rennen gewonnen. Mitunter sehe ich es auch als meine Aufgabe, zu helfen, das Rad weiterzuentwickeln.

Bei neuen Rädern ist das Niveau insgesamt schon sehr hoch.

Genau. Image ist halt noch so eine Sache, aber das ist bei Bulls jetzt nicht so das Riesenthema - die sind sehr gut bei E-Bikes und im Low Budget-Bereich, das ist ihnen auch sehr wichtig.

Das ist ja auch der Massenmarkt, da wo die Umsätze herkommen.

Richtig, der Highend-Bereich ist gar nicht so sehr im Fokus. Was für die Fahrer fast etwas schade ist, weil die Verkaufszahlen eines High End-Rads ja auch die Werbewirksamkeit eines Fahrers oder des Teams widerspiegeln. Aber das kann man auch anders sehen - bei Canyon hat es soweit geführt, dass es anscheinend gar kein Team mehr braucht, um das Rad zu verkaufen. Wir haben sicher die Jahre zuvor gut gearbeitet, Leistungen erbracht, und Werbung gemacht, damit sich das Produkt gut verkauft. Jetzt wird davon eine Weile profitiert.

Was sind deine Ziele für 2019 (abseits des Cape Epic)?

Worldcup gibt es ja in dem Sinn keinen im Marathon und die bestehende Marathon-Serie hat nicht allzu viel Stellenwert für mich. Wichtig sind mir die Titel, das ist auch wieder etwas für das Team. Wenn man sich mein neues Trikot anschaut, dann ist das mehr oder weniger blank, die Weltmeisterstreifen kommen noch auf den Ärmel. Mein Ziel ist es, wie ein junger Fahrer, nach und nach meine Streifen und Abzeichen an meinem neuen Teamtrikot zu erarbeiten. Klares Ziel ist auch der WM-Titel mit dem neuen Team und unter der neuen Marke, das wäre schon etwas besonderes. Auch die Österreichischen Meisterschaften sind mittlerweile eine große Herausforderung, das Niveau in Österreich ist extrem hoch. Daniel Geismayr ist letztes Jahr Vize-Weltmeister WM geworden - das zeigt schon, was wir für ein Niveau haben, da stehen noch andere auf der Liste aber es reicht schon einer, um nicht Meister zu werden. Ich habe schon ein paar Mal gesagt ich fange jetzt wieder bei Null an - das ist so natürlich nicht ganz wahr. Ich muss mich jetzt nicht zwingend beweisen aber ich möchte es! Und zeigen, was mit dem Rad, dem Team und dem Umfeld alles möglich ist. Mit dem Alter kommt auch eine Reife und damit andere Ziele - andere als ein jüngerer Fahrer, vielleicht so etwas wie eine höhere Stufe der Selbstverwirklichung.

Zum Straßenradsport - du warst 16. bei den Österreichischen Staatsmeisterschaften und einer der besten Österreicher beim Ötztaler Pro - da warst du bis zum Jaufenpass in einer guten Gruppe.

Am Jaufenpass hat sich dann die entscheidende Gruppe abgesetzt, leider ohne mich. Ich hatte da einen Hänger mit Unterzuckerung - schlecht gewirtschaftet, denn ich habe einmal meine Flasche nicht bekommen und in der fremden Flasche war ein Getränk mit Süßstoff. Man muss wissen, dass wir Mountainbiker sehr abhängig von Kohlenhydraten sind - Straßenfahrer funktionieren anders, die haben einen anderen Motor, die trainieren das auch. Bei Straßenrennfahrern ist die letzte Stunde wichtig, bei uns die Erste. Ich habe aus dem Rennen gelernt, nicht zu viel von vorne zufahren. Am Anfang bin ich viel vorne gefahren, aufs Kühtai hoch, viel im Wind - aus der Unerfahrenheit heraus. Der Ötztaler hat mich jedenfalls nicht glücklich gemacht vom Ergebnis her, auch weil ich gemeint habe, dass mir das Rennen vom Profil und den Anforderungen her liegen sollte. Ich möchte auch unbedingt nochmal starten, ob beim Pro Ötztaler oder beim normalen ist egal. Der normale kommt mir mehr entgegen, weil man da eher wie bei einen MTB-Marathon fährt - jeden Berg gleich schnell, vielleicht in einer kleinen Gruppe aber gleichmäßig an der Schwelle. Bei den Profis stellen die großen Teams halt ein paar Fahrer ab, einer von Bora ist den ganzen Brenner hoch vorne im Wind gefahren, um die Lücke zur Spitze zu schließen, das hätte ich mir nie gedacht. Der ist dann aber auch ins Auto eingestiegen und hat gesagt „Für mich ist der Job jetzt erledigt“. Ich hab daweil in der Gruppe überlegt, ob man sich da nicht irgendwie einbringen und unterstützen soll…

Das heißt, das entspricht nicht so wirklich deiner Philosophie?

Nicht wirklich. Ich hab dann schon gemerkt, dass meine MTB-Kollegen Geismayr und Pernsteiner - die zwei, die regelmäßig auch Straßenrennen fahren - sich da entsprechend zurückgehalten haben und beide sind dann gut gefahren. So ein Ergebnis hätte ich mir erwartet - dass ich gewinne war unrealistisch aber Top Ten hätte ich erwartet und da war ich halt weit davon entfernt.

Und die Österreichischen Meisterschaften Straße?

Bei der Straßenmeisterschaft habe ich taktische Fehler gemacht und auch zu wenig in die Vorbereitung investiert bzw. investieren können - da hat am Ende die Spritzigkeit gefehlt und für die Spitzen hab ich zu wenig draufgehabt. Das Zeitfahren war dafür ganz passabel.

Das heißt, Straßenrennen werden ein „Hobby“ für dich bleiben? Und Zeitfahren interessiert dich mehr?

Rennen wie der Ötztaler oder der Super Giro Dolomiti interessieren mich schon sehr, weil sie absolut meinem Fahrerprofil entsprechen und du auch nicht unbedingt abhängig bist von einem Team. Richtig professionelle Straßenrennen… klar hätte mich eine Straßen-WM in Innsbruck interessiert, zum einen in Tirol und die Strecke würde mir auch liegen…

Wo du halt alleine auf dich gestellt bist, ist das Zeitfahren,. Wenn man sich da mal ein Monat oder so darauf konzentriert, dann kann man da leistungsmäßig schon etwas abrufen. Materialmäßig hatte ich dieses Jahr zwar ein gutes Rad aber die Einstellung war suboptimal. Ich hatte gehofft, viel mit meiner Leistung und Stärke wettmachen zu können und hab auch einiges wettgemacht - aber eben nicht alles. Auch die Fahrtechnik war ein großer Punkt, ich hab knapp eine Minute in der Abfahrt liegenlassen, es war nass und regnerisch und ich hab einfach auch nicht alles riskiert. Brändle ist damals Zweiter geworden, wir sind in einer ähnlichen Gewichtsklasse und meine Wattwerte waren leicht höher als seine - das zeigt schon, dass ich da etwas weiter vorne hätte sein müssen, wenn alles gepasst hätte.

Wie gehts mit dem Zeitfahren weiter? Planst du das fix ein, entscheidest du spontan bzw. lässt deine Saisonplanung das überhaupt zu?

Das hängt davon ab, welche Freiheiten ich haben werde, ob ich mir mal drei oder vier Wochen rausnehmen kann um dafür zu trainieren. Mir schwebt auch so etwas wie der Stundenweltrekord als Projekt vor - nur um mal zu schauen, wo ich da liege. Mein aktueller Coach kennt sich da ganz gut aus und könnte mir sicher einige Tipps geben, um mit überschaubarem Aufwand ein ganz gutes Ergebnis zu erzielen. Heuer hab ich aber mal den Teamwechsel zu verdauen und dann werden wir schauen, welche Ausflüge in die anderen Sphären sich da noch vereinbaren lassen.

Wie schaut es z.B. mit dem King of the Lake aus?

Den habe ich definitiv am Schirm, zuletzt war das zeitlich schwierig, da war gleichzeitig die WM. Aber wenn es sich ausgeht, solche Sachen würden mich immer wieder mal interessieren - warum nicht!

Reizt dich die Langstrecke? Die Projekte von Christoph Strasser? Das Race Around Austria?

Vor zwei Jahren hätte ich gesagt „Sicher nicht - den „Blödsinn“ mach ich nicht“. Aber ich seh schon auch wieder einen Reiz in dem Ganzen, ich würde das nicht mehr komplett ausschließen. Das sind auch die Aspekte des Ausdauersports, wo das Alter nicht so negativ reinspielt.

Wer deine Aktivitäten verfolgt, weiß, dass du sehr aktiv auf Strava bist. War es jemals ein Thema, dass du bestimmte Daten nicht auf Strava veröffentlichst?

Ja das war Thema - wenn du einen Coach hast und viel leistungsgesteuert trainierst, dann ist es natürlich nicht ganz fair, wenn man da zu viel preisgibt. Ich versuche natürlich schon, ein transparenter Athlet zu sein und die Menschen sollen sehen, was notwendig ist, um vorne mitzufahren und was ein Profi wirklich macht. Es nützt keinem etwas, wenn ich auf Strava nur die Fahrten und ein paar Bilder hochlade und alles andere verheimliche - da gehört viel mehr dazu und die Menschen schätzen das auch.

Hast du irgendwelche negativen Erfahrungen gemacht? Wie sieht das Feedback der Follower aus?

Was ich schon gemerkt habe ist, dass man teilweise „ausspioniert“ wird. Viele Trainer schauen genau hin, die Sportler selbst schauen und gehen dann zu ihrem Trainer und sagen, sie wollen das auch so und so machen. Nach dem durchwachsenen Jahr 2018 ist die Aufmerksamkeit etwas weniger geworden, man merkt es an den Followerzahlen. Als ich 2017 Weltmeister geworden bin, ist alles regelrecht explodiert. Jetzt mit dem Teamwechsel bin ich offenbar wieder etwas interessanter geworden, das gibt einem schon ein gewisses Feedback. Ich selbst folge nicht vielen - ich habe mir ein paar herausgepickt, die interessant sind in meinem Bereich, wo ich vielleicht auch noch etwas lernen kann. Ich nütze Strava als wahres Social Media für den Radsportler, weil Leute sich da normalerweise schon für die Materie interessieren - egal ob Material oder Training. Leute kommen auf mich zu und sagen „Ich folge dir auf Strava“ - das zeigt mir, dass sie nicht nur an Canyon oder Bulls oder sonst irgendwas interessiert sind, sondern an mir und meinem Beruf. Das gibt mir das Feedback, dass ich da etwas richtig mache.

Spannend an deinem Strava-Profil finde ich den Mix aus Sportarten (Rad, Fitness, Rolle, Skitouren) - das ist für mich ein Mehrwert und eine gute Veranschaulichung, was notwendig ist im Training.

Vier Stunden Skitouren sind für mich weniger anstrengend als vier Stunden Rolle, weil es kurzweiliger ist. Viele Sportler gehen jetzt Skitouren, alle die die Möglichkeiten haben oder in den Alpen wohnen. Ich mache das schon seit ich Radsport betreibe, einfach weil es bei uns in Osttirol einfach nicht anders geht und natürlich weil es ein super Ausgleichstraining ist. Das könnte ich ja theoretisch auf Strava auch verstecken - ich verheimlich auch nicht dass ich Intervalle bei den Skitouren gehe. Ich erkläre es jetzt nicht mehr so ausführlich wie früher - wenn ich schreibe „4x10min VO2Max“ und dann noch „30-30er Intervalle“ dann fragen die Leute nach und dann geht das mehr und mehr ins Detail. Ich schreibe dann eher „VO2Max Intervalle“ oder „Harte Einheit auf der Rolle“ und das passt auch. Mir haben Leute schon Auswertungen über mich selbst geschickt, das weiß nicht einmal ich so detailliert, meine aktuelle Schwelle oder den FTP-Wert.

Alban Lakata auf Strava

Osttirol präsentiert sich als sportliche Raddestination - was bekommst du davon mit?

Es tut sich sehr viel in Lienz und in ganz Osttirol, zum Beispiel auch mit dem Bikepark am Hochstein, der weiter wächst.

Dort gibt es ja auch den Lakata-Trail.

Genau, den bin ich ich ja damals mit Peter Sagan bei der Eröffnung heruntergefahren. Das Team von Bora-Hansgrohe ist regelmäßig auf Trainingslager in Lienz, da könnte ich auch mitfahren - das ist schon ein eigenes Flair, wenn so eine große Mannschaft da auf Höhentrainingslager ist und die Gegebenheiten nutzt. Die Leute schauen auf Lienz und Osttirol - da kann man Radfahren, da gibt es die Infrastrukturen - insgesamt eine sehr gute Initiative.

Und für dein sportliches Mountainbiken?

Die Trainingsausfahrten mit großen Mannschaften sind gut, Hermann Pernsteiner war letztes Jahr für ein paar große gemeinsame Runden hier - es macht Riesenspaß, mit solchen Leuten zu trainieren. Der Bikepark kommt mir da sehr zu gute, weil ich da meine Skills trainieren kann.

Das heißt, den nützt du regelmäßig?

Ja, gerne und oft, wenn es sich ausgeht. Aber auch sonst - wir haben viele Radwege, sodass man nicht nur auf den Hauptstraßen unterwegs sein muss.

Du bist aber auch recht viel auf den Bundesstraßen unterwegs?

Ich fahre gerne die Kreuzbergrunde und die Lesachtalrunde. Es sind flüssige Schleifen, man kann teilweise die Radwege benützen, schöne vier Stunden lang. Wichtig ist, dass es Runden sind und man nicht einen Radweg rauf und runter fährt. Auf halbem Weg in Hermagor hab ich mein Stamm-Café für einen Cappuccino, bevor ich weiterfahre.

Du fährst also nicht mit dem Kopf unten am Lenker sondern schaust auch mal in die Landschaft?

Teils, teils - bei so einer Runde gibt es z.B. Strava-Segmente, die baut man ein und dann hat man während der Fahrt immer wieder kleine Herausforderungen.

KOMs (King of the Mountain-Wertungen) sind schon ein Ansporn für dich?

Ja sicher - z.B. der KOM am Gailberg gehört nicht mehr mir, der wurde bei der Dolomitenradrundfahrt unterboten. Der Kreuzberg ist extrem umkämpft, den hab ich mir kürzlich zurückgeholt. Im Gailtal gibt es ein langes flaches Segment, das ich immer wieder einmal in Angriff nehme.

Also Strava als Motivation?

Das ist ein wesentlicher Pluspunkt von Strava - die Motivation, die man daraus zieht. Man schaut, was die anderen fahren, dann kann ich halt auch einmal 4-5 Stunden in der Kälte trainieren. Mit den KOMs sehe ich aber auch, wo ich an mir arbeiten kann. Ich fahre jetzt nicht in der Welt herum, um KOMs zu sammeln, aber wenn auf einer größeren Runde z.B. der Monte Zoncolan dabei ist, dann versuche ich schon, mir den zu schnappen. Der Zoncolan von Ovaro ist seit dem Giro relativ schwierig mit der Zeit vom Froome - obwohl der hat das gar nicht hochgeladen…

Wie oft bekommst du ein Email, dass du einen KOM verloren hast?

E-Mail nicht, weil die Funktion ausgeschaltet ist, aber Benachrichtigungen schon regelmäßig, viele kommen aber auch mit dem Auto oder E-Bikes zustande. Falls ein KOM mir ehrlich abhanden kommt, dann kann das schon motivieren, beim nächsten Mal in diesem Segment etwas mehr Gas zu geben.

Auch weil du recht viel alleine unterwegs bist?

Definitiv. Und auch für den sportlichen Ehrgeiz, um andere Leute wieder zu motivieren etwas zu tun. Den KOM am Kreuzberg hab ich mir zuletzt zurückgeholt, dann hoffe ich, dass da der nächste kommt und die Zeit wieder verbessert. Man lernt nicht nur wie man schneller fährt, sondern auch auf die Gegebenheiten Rücksicht zu nehmen. Man wird ein feinfühliger Fahrer, schaut wie sich der Wind verhält - über die tageszeitabhängigen Windverhältnisse auf der Rückseite des Iselsberg weiß ich mittlerweile sehr viel. Das sind so Spielereien, aber die machen das Ganze spannend und interessant. Und es geht ja im Endeffekt darum, dass es nicht fad wird.

Gutes Stichwort für ein Schlussplädoyer: trotz allem Ehrgeiz und Wettkampf gehst du gerne Radfahren und es macht dir Spaß? Es gibt ja immer wieder Interviews mit Profis oder Fahrern, die sagen, dass sie in ihrer Freizeit kein Rad angreifen würden…

Die meisten haben eine romantische Vorstellung vom Leben eines Radprofis, aber ich kann sagen, es ist mit Sicherheit nicht immer romanisch. Es macht mir schon zu 90% Spaß. Ich trainiere gerne strukturiert aber eben manchmal auch ins Blaue hinein. Spaß ist dabei ein wichtiger Motivationsfaktor - wenn man den nicht mehr hat, im Training und auch im Rennen, dann ist es bald vorbei. Ich fahre liebend gern Rennen und ich trainiere auch extrem gern. Für beides musst du Spaß daran haben, da spielt dann auch das Alter keine Rolle. Wenn du dich zum Training motivieren kannst, dann wird die Leistung nicht so schnell abfallen.

Alban, Vielen Dank für die Zeit und das Interview - Alles Gute für die kommende Saison im neuen Team Bulls.

Alban Lakata auf Facebook, Instagram, Strava und sein Steckbrief des Team Bulls:

Kärcher OC3

Wir alle haben ein großartiges Hobby. Um dieses auch entsprechend ausüben zu können, sind wir glücklicherweise mit geduldigen, verständnisvollen und liebevollen Partner*innen gesegnet. Sie ertragen es, dass wir Stunden im Sattel verbringen, uns zu den unmöglichsten Zeiten aufs Rad schwingen, den gemeinsamen Urlaub zum Radfahren zweckentfremden oder aber einen guten Teil des Haushaltseinkommens für Radsachen verprassen. Aber so groß Liebe und Verständnis auch sein mögen, ab und zu gelangen wir an Grenzen. Eine dieser (glücklicherweise wenigen) roten Linien habe ich zuletzt - recht tollpatschig noch dazu - überschritten...

Am Land zu wohnen, hat Vor- und Nachteile, gleiches gilt für den urbanen Raum. Wer ein Haus bzw. einen Garten oder Innenhof sein eigen nennt, kann dort gemütlich und in Ruhe seine Räder reinigen, wenn es einmal etwas schmutziger zur Sache gegangen ist. Als ich noch im Speckgürtel Wiens gewohnt habe, war es ein leichtes, den Gartenschlauch anzuwerfen und gröberen Dreck von meinen Rädern abzuwaschen. Mit Innenhof waren auch die Abstellmöglichkeiten für das Rad variantenreicher. So kam es dann auch durchaus vor, dass das Rad ungeputzt im Hof stehenbleibt, während man sich selbst ruhig den persönlichen Post-Ausfahrt-Ritualen widmet.

In einer durchschnittlichen (Wiener) Wohnung muss man umdenken. Zwar gibt es meistens einen Innenhof, doch der gemeine Wiener Innenhof ist dieses Ausdrucks meistens nicht würdig - er wird beherrscht von aufgesprungenen Waschbetonplatten, stinkenden Mülltonnen, einer (meist kurz vor dem Tod stehenden) Platane und der obligatorischen Teppichklopf-Stange, die vor 35 Jahren zum letzten Mal in Verwendung war. In der Wohnung andererseits ist meistens wenig Platz - das Rad in der Badewanne zu waschen, erfordert einerseits ein hohes Maß an Verständnis bei den anderen Haushaltmitgliedern, andererseits muss danach auch fast jedes Mal das komplette Bad geputzt werden.

Wie also in einer solchen Situation verfahren? Ohne - wie ich bei meiner oben erwähnten "Grenzüberschreitung" - mit dem Crosser voll mit Schnee, Eis, Schotter und Dreck ins Vorzimmer zu kommen, das Rad hochzuheben um etwas unterzustellen, dabei mit dem Rad an mehreren Wänden anzukommen und diese dadurch auch gleich komplett zu versauen, den Parkettboden vollzutropfen und mehrere weitere kosmetische Makel hinzuzufügen. Noch heute sehe ich jeden Tag den sanften Streifen an der Mauer, der mich daran erinnert hat, mir für die Reinigung meiner Räder eine sinnvolle Alternative zu überlegen. Und dann war da plötzlich eine Möglichkeit namens  Kärcher OC3.

Kärcher OC3

Kärcher ist erst recht spät auf den Zug der kompakten und mobilen Hochdruckreiniger aufgesprungen. Der Aqua2Go ist schon längere Zeit auf dem Markt, Gerüchte über ein Modell von Kärcher gab es allerdings schon länger. Dass es sich hier um keinen Hochdruckreiniger im herkömmlichen Sinn handelt, muss von Anfang an klar sein. Aber die Aussicht auf eine mobile, kraftvolle und praktische Lösung für die flotte Radreinigung unterwegs oder eben, wenn es dafür keine andere Möglichkeit gibt, hat gereicht, um mein Interesse zu wecken. Die Lösung für all meine (Reinigungs-)Probleme?

Anschaffung

Die größte Hürde ist aus meiner Sicht der Blick auf den Preis. Heben wir uns das daher gar nicht erst für den Schluss auf, steigen wir gleich mit der vollen Brutalität ein: 159,99 Euro! Legt man noch 20 Euro drauf bekommt man wahlweise die "Adventure", "Pet" oder "Bike" Box - bei denen ist ein kleines Aufbewahrungsmodul gefüllt mit für den jeweiligen Einsatzzweck spezifischen Extras dabei. Bürsten, Tücher, Reinigungsmittel, etc.

Ich verstehe jeden, der an dieser Stelle denkt, "das ist zuviel für einen kleinen Reiniger" und sich aus diesem Artikel ausklinkt - auch wenn ich persönlich das sehr schade finden würde ;) . Es ist schwierig, wenn man einen beinharten Kosten-Nutzen-Vergleich machen möchte. Die Kosten für eine Reinigung des Rads in der Badewanne sind schwer zu beziffern, der Euro, den man sich für die Tankstelle nach der Ausfahrt mitnimmt, ist auch nicht wirklich zu vergleichen. Außerdem geht es - bei mir zumindest - auch sehr stark um Komfort. Ich möchte nicht - gerade im Winter - noch zur Tankstelle fahren und das Rad abspritzen. Genausowenig möchte ich jedesmal 20 Minuten lang die Badewanne putzen und die Wohnung volltropfen. Soll heißen, dass es im Endeffekt wohl sehr individuelle Gründe sein werden, ob sich die Anschaffung eines derartigen Geräts um einen derartigen Preis lohnt. Zu diesem Thema also nicht mehr an dieser Stelle.

Technik

Der Kärcher kommt in zwei Teilen daher: der gelbe Block beinhaltet Pumpe und Aggregat und ist damit so etwas wie das Herzstück des Reinigers. Darauf aufgesetzt wird der Wassertank mit einer Kapazität von vier Litern. Besitzt man eine der oben genannten "Spezial-Boxen" hat man noch einen weiteren kleinen Kubus zur Aufbewahrung von Kleinzeugs, den man praktischerweise an die anderen beiden unten dran klemmen kann.

Die Technik ist im Grunde watscheneinfach. Der Reiniger hat einen Stecker zum Aufladen des Akkus, einen Knopf zum Ein- und Ausschalten und einen Schlauch, an dem die Düse montiert ist. Die Düse wiederum hat am Griff einen Hebel, mit dem der Wasserstrahl aktiviert wird. Das war dann auch schon alles, was man zur Bedienung des Kärcher wissen muss. Auch die Bedienungsanleitung sagt dazu nicht mehr - da diese Informationen in allen Sprachen der Welt vermittelt werden, hat sie trotzdem an die 100 Seiten...

Wie oben schon erwähnt hat der Wassertank ein Fassungsvermögen von vier Litern, der Akku hält bei voller Ladung für rund 15 Minuten. Eine volle Aufladung des Akkus dauert wiederum drei Stunden. 

Anwendung

Grundsätzlich hat jede*r wahrscheinlich ein eigenes und individuelles Prozedere, wie das Rad am schnellsten sauber wird. Ich beschreibe in der Folge kurz meines und wie der Kärcher da ins Konzept passt.

Man nehme ein dreckiges Rad - einen Crosser mit Matsch oder Schnee, einen Renner mit Salz und Schmutz, egal. Den Kärcher einschalten, dann ertönt ein dumpfes Dröhnen von der eingebauten Pumpe und die Reinigung kann losgehen. An dieser Stelle kommt es drauf an, was vorne an den Schlauch angesteckt ist - ohne Aufsatz kommt ein lauer Strahl ohne jeglichen Druck aus dem Schlauch, mit dem gelben Aufsatz kommt der zusätzliche Druck, den es braucht, um auch hartnäckigeren Schmutz zu entfernen oder aber man geht mit der aufsteckbaren Bürste dem Dreck direkt an den Kragen.

In meiner Reihenfolge geht es zuerst darum, das Rad zu befeuchten. Dazu reicht entweder der Strahl ohne Aufsatz oder aber mit dem gelben Aufsatz und entsprechendem Druck. Der Strahl ist dabei an keiner Stelle so hart, dass ich ihn nicht direkt auf das Rad und auch auf die Lager des Antriebs oder der Räder richten würde. Wie schon eingangs erwähnt - es steht zwar Kärcher drauf, mit den bekannten Hochdruckreinigern hat das aber nichts zu tun.

Auf das befeuchtete Rad kommt bei mir traditionell der rosa Muc-Off Bike Cleaner. Ich liebe dieses Mittelchen, seit ich damit zum ersten Mal ein Rad gereinigt habe. Das nasse Rad wird damit großzügig eingesprüht, danach lässt man das Ganze ein paar Minuten eintrocknen. In dieser Zeit wird sämtlicher Dreck am Rad gelöst, auch gemeiner und anhaftender Schmutz zum Beispiel am Antrieb.

Hat sich der gröbste Dreck gelöst - für mich ist der richtige Zeitpunkt daran erkennbar, dass sich der beim Aufsprühen entstandene Schaum weitgehend aufgelöst hat - dann geht es ans erneute Abspritzen. Hier macht jetzt der laue gartenschlauchähnliche Strahl ohne Aufsatz keinen Sinn mehr. Mit dem gelben Aufsatz und etwas Druck sprüht man das gesamte Rad ab und ohne viel Mühe und Aufwand ist das Rad in kürzester Zeit blitzblank.

An kritischen Stellen ist mitunter etwas Nachhilfe notwendig - an der Unterseite des Unterrohrs sammelt sich regelmäßig hartnäckiger Schmutz, über den man meistens kurz drüberwischen muss. Kettenstreben, die mit Kettenöl und anderen Residuen voll sind, wollen auch extra behandelt werden. Mehr Nachwischen ist allerdings nicht notwendig.

Der ausgiebigen Widmung mit der Radreinigung steht dann jedoch das doch recht knappe Fassungsvermögens des Wassertanks im Weg. Ohne jetzt sonderlich sparsam zu werken, war der Tank doch deutlich vor Ende der Reinigung leer. Nachdem ich das Ganze in meinem Innenhof durchgeführt habe, war ein Nachfüllen in der Wohnung schnell erledigt. Ideal wäre jedoch trotzdem, wenn sich eine komplette Reinigung mit einem Wassertank ausgehen würde. Das sollte aber möglich sein, wenn man halbwegs sparsam arbeitet und den einen oder anderen Arbeitsschritt noch optimiert.

Die im Bike-Set enthaltenen Accessoires habe ich übrigens nicht verwendet. Dazu gefällt mir mein derzeitiger Putz-Ablauf zu gut. Die Bürste wird beispielsweise im Tretlagerbereich sicher gut funktionieren, allerdings ist die Verwendung der Bürste mit einem höheren Wasserverbrauch verbunden und dadurch ist der Tank wieder schneller leer.

Die Akkulaufzeit ist hingegen überhaupt kein Problem. Die angeschriebenen 15 Minuten Laufzeit werden dabei jedenfalls erreicht. Im Idealfall und wenn man zügig arbeitet, gehen sich damit schon zwei Räder aus.

Fazit

Ist der OC3 teuer? Ja! Ist er zu teuer? Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Wenn kein Wasser- oder Stromanschluss in der Nähe ist, wenn man unterwegs ist oder wenn man - aus welchen Gründen auch immer - keine andere Möglichkeit hat, sein Rad zu reinigen, dann zahlt sich der Kärcher OC3 aus. Für mich ist der Einsatzzweck logisch und passt gut in meinen Rad-Alltag. Für die schnelle Reinigung des Rades, um die Wohnung nicht vollzusauen - als Ersatz für das Putzen in der Badewanne und danach das Putzen der Badewanne selbst - eventuell auch unterwegs im Kofferraum des Autos mitgeführt.

Die Leistung des Geräts entspricht meinen Erwartungen, die Bedienung ist das was man "watscheneinfach" nennt. Der Wassertank ist für meine verschwenderische Putztechnik etwas zu klein dimensioniert, auf der anderen Seite wären aber mit einem größeren Tank die Transportfähigkeit und Mobilität des Geräts eingeschränkt.

Die Zusatzpakete (egal ob Adventure, Pet oder Bike) stellen aus meiner Sicht keinen Mehrwert dar - ich finde mit den Grundfunktionen des Geräts sehr gut das Auslangen. Einzig wenn man für die Reinigung einiges an Kleinzeug mit sich herumschleppt, dann kann sich die Investition von 20 Euro extra lohnen, damit man den zusätzlichen (anklippbaren) Stauraum dazubekommt.

Infos zum OC3 auf der Homepage des Herstellers.

Bewusst ausgeklammert sind in diesem Test zwei Punkte. Die Belastbarkeit von Rädern bzw. deren Komponenten in Bezug auf Wasserstrahlen und Reiniger mit höherem Druck klammere ich hier bewusst aus, weil der OC3 einen Druck wie ein stärkerer Gartenschlauch aufweist und daher aus meiner Sicht mit keinerlei Beeinträchtigung zu rechnen ist. Zweitens ist beim Putzen des Rads jedenfalls darauf zu achten, in welcher Form das verschmutzte Wasser und etwaige Rückstände wieder in den Wasserkreislauf zurückgeführt werden - dazu gibt es unterschiedliche Vorgaben und rechtliche Rahmenbedingungen.

Kufsteinerland Radmarathon

Schon nach wenigen Metern kenne ich das Geschmacksspektrum der Tiroler Bundes- und Landesstraßen, direkt serviert und in mein Gesicht geliefert vom Hinterreifen meines Vordermanns. Meine Socken und Schuhe bilden eine kiloschwere nasse Einheit. Doch damit ist es schon genug des Beschwerens - außerdem: selbst schuld, hätte ich doch Überschuhe mitgebracht...

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Look Gran Fondo Marmotte Hochkönig

Ein Erlebnisbericht; "Chronologie des Grauens" wäre dann doch etwas zu dick aufgetragen...

Rund um den Jahreswechsel bin ich vor dem Computer gesessen, habe über das abgelaufene Jahr sinniert und neue Pläne geschmiedet. Dabei bin ich über das Look Marmotte Hochkönig gestolpert, mit der Premierenaustragung im Jahr 2017 - die anderen Rennen der Marmotte-Serie in den französischen Alpen und den Pyrenäen haben mittlerweile Kultstatus und werden von teilnehmenden Massen geradezu überrannt.

Vorspulen zum 16. Juni. Ich trete aus dem Hotel Alpenrose im Zentrum von Mühlbach am Hochkönig, die Wolken sind für einen kurzen Moment nicht mehr tiefschwarz, der Asphalt ist vom letzten Regenguss gerade wieder aufgetrocknet. Am Plan steht eine kurze - wie der Profi sagt - "Reconnaissance" oder wie der Profi unter den Profis sagt "Recon", also ein kurzes Kennenlernen der Strecke, bevor es richtig zur Sache geht. Ich rolle also gemütlich auf der Hauptstraße, vorbei am Startbereich des Gran Fondo und direkt in den Anstieg zum Dientner Sattel. Schnell wird mir klar, was da morgen auf die Rennteilnehmer zukommt... Rund 2.500 Meter nach dem Start meines kurzen Rendevouz mit der Strecke stehen 12% Steigung auf meinem Wahoo. Ernsthaft?? Ich sehe ein paar Tropfen auf meinem Display, stelle fest, dass rund um mich herum die Wolken wieder auf Weltuntergang umgeschaltet haben und drehe erleichtert mitten im Anstieg wieder um. Kurz die Bremsen loslassen und mit 80 km/h den Berg runter, zurück nach Mühlbach - das reicht fürs Erste.

Nochmal einen Schritt zurück... im Frühjahr war für mich bald klar, dass ich beim Look Marmotte Hochkönig mitfahre. Anfang Mai dann noch das zusätzliche Ziel 2017 - Ötztaler! Während ich jedoch seit der Ötzi-Anmeldung ein Damokles-Schwert des Trainings und der Vorbereitung über mir schweben spüre, war das beim Marmotte Hochkönig irgendwie nicht der Fall - warum weiß ich nicht so genau. Ich habe über das Rennen gebloggt, hab mit vielen Leuten darüber gesprochen, hab das Gewinnspiel für die Startplätze gemacht - mich also vielfältig damit beschäftigt. Offenbar habe ich dabei allerdings aus den Augen verloren, dass ich auch selbst am Start stehen werde und 170km und 3.400 Höhenmeter abspulen werde. Nicht so viele wie beim Ötztaler aber auch nicht gerade wenig... Aber reicht ja, wenn man das 12 Stunden vor dem Start des Rennens realisiert... ;)

17. Juni 2017, 7:30 Start! Rund 400 Teilnehmer haben sich zur ersten Austragung des Look Gran Fondo Marmotte Hochkönig eingefunden. Man spricht in erster Linie holländisch - offenbar war die Anziehungskraft der Marke "Marmotte" für die "Stammklientel" sehr anziehend. Leider sind nicht allzu viele Österreicher am Start - ich führe das auf den üppig bestückten Rennkalender in (Ost-)Österreich zurück und vielleicht auch auf die Tatsache, dass man sich ja gerne mal anschaut, "wie das denn beim ersten Mal so läuft" und erst einsteigt, wenn eine Veranstaltung etwas etablierter ist.

Was nach dem Startschuss folgt, ist der leiseste und langsamste Start eines Rennens, den ich je erlebt habe - 550 Höhenmetern auf den ersten sechs Kilometern. Die Kolonne wälzt sich hinauf auf den Dientner Sattel, der mit seinen 1.370 Metern Höhe nominell eigentlich kein Schwergewicht darstellt. Einige bleiben stehen, einer fällt um, weil er beim Losfahren nicht in die Pedale kommt, Pulsuhren piepsen! Knappe 30 Minuten dauert diese erste Probe, knapp 300 Watt stehen am Tacho - neuer FTP-Wert, danke!

Schnelle Abfahrt hinunter nach Dienten, bevor es gleich in den nächsten Anstieg geht, den Filzensattel. Diesmal nur 200 Höhenmeter auf zwei Kilometern, allerdings muss jetzt eine Gruppe her, denn danach geht es für knapp 100 Kilometer flacher dahin - alleine kämpft man dort auf verlorenem Posten. Mit Ach und Krach hole ich am Ende des zweiten Anstiegs drei Niederländer ein, die in der Folge recht motiviert erscheinen, die größere Gruppe vor uns einholen zu wollen. Wir einigen uns relativ schnell auf eine konstruktive Zusammenarbeit, was folgt, ist der erste wirklich funktionierende belgische Kreisel meiner Radsportkarriere (mit drei Niederländern wohlgemerkt).

Durch Saalfelden und Lofer geht es nach Tirol, das Tempo ist hoch, seit wir die Gruppe vor uns eingeholt haben. Auf den Bundesstraßen ist genug Platz, einziger Wermutstropfen ist der doch recht dichte Verkehr. Die Bundesstraßen im Salzburger Land als auch in Tirol sind nun mal die verkehrlichen Hauptachsen. Diese für mehrere Stunden abzusperren wäre vermutlich im Rahmen einer derartigen Veranstaltung nicht möglich bzw. würde das Rennen sonst nicht stattfinden.

Die 200 Höhenmeter des Griesen"passes" werden weggedrückt, jetzt den Anschluss zur Gruppe zu verlieren wäre fatal! Das Gleiche hab ich mir ja auch schon gedacht, als wir samt und sonders an der ersten Labe vorbeigerauscht sind. (Ob das intelligent war, dazu kommen wir noch...). An Hochfilzen vorbei, zurück nach Saalfelden, noch immer bei hohem Durchschnittstempo - ich hänge eher schon hinten an der Gruppe dran, wie das die Typen da vorne im Wind machen, ist mir schleierhaft.

Bei der zweiten Labe (bei KM 107) schwenkt zu meiner großen Freude und Beruhigung die gesamte Gruppe zur Seite. Die Laben sind so organisiert, dass man absteigt, sich verpflegt, nachfüllt und dann weiterfährt - im Gegensatz zu Verpflegungsständen, wo Getränke in die Straße hinausgehalten werden. Für mich ist die Verpflegung hier essentiell, sowohl Flaschen als auch die mitgebrachten Riegel und Gels waren längst verbraucht.

Mit einer etwas kleiner gewordenen Gruppe rollen wir weiter durch Zell am See und auf der Bundesstraße Richtung Taxenbach. Plötzlich geht es allerdings recht unvermittelt rechts von der Bundesstraße ab, ich sehe gerade noch aus dem Augenwinkel ein Schild des Veranstalters mit den Daten des Anstiegs, erkenne aber nicht, wie lange und wie steil die Geschichte werden wird. Embach heißt das gute Stück, 8% auf knapp drei Kilometern, genug für mich, um den Anschluss zu meiner Gruppe zu verlieren. Hier spüre ich jetzt auch recht deutlich, dass meine Speicher und Beine leer sind. Dazu kommt die Sonne, die jetzt recht unmittelbar herunterknallt, im Vergleich zu den 8 Grad am Start fühlen sich diese 25 Grad jetzt an wie in der Sauna.

KM 140 - Ein Blick auf die Höhenmeter offenbart das Ausmaß des Dramas. 30 Kilometer noch bis ins Ziel und es fehlen noch 1.800 Höhenmeter auf die angegebenen 3.400. Ich kämpfe mich den Dientenbach entlang hinauf nach Dienten zur dritten und letzten Labe. Langsam aber mit gleichmäßigem Tritt, Hirn möglichst abschalten. Bei der Labe nehme ich "Einmal Alles", die 10 Minuten Pause sind gut investiert.

Was danach folgt ist der Dientner Sattel - noch einmal! Diesmal von der anderen Seite und nicht so schlimm wie bei der Hinfahrt. Danke dem Sportograf-Kollegen auf der Kuppe des Sattels für die Möglichkeit, mir kurz Rotz, Schweiß und Tränen aus dem Gesicht zu wischen, bevor er abdrückt. Es folgt eine extrem schnelle Abfahrt hinunter nach Mühlbach, an meinem Hotel an der Hauptstraße vorbei (ich hab mehr als einmal überlegt, dort einfach stehenzubleiben und mich ins Hotelbett zu legen...) und noch ein Stück weiter zur Abzweigung zum Arthurhaus.

Ein Markenzeichen der Marmotte-Rennen und ein tatsächliches Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Veranstaltungen ist die Bergankunft. Spannend, so etwas beim Giro oder der Tour anzusehen, aber selber beim einem Rennen? Es geht also rauf zum Arthurhaus, 7,6 Kilometer, 654 Höhenmeter, 8% durschnittliche Steigung laut Strava. Was folgt, ist eine der längsten Stunden meines Lebens. Meine Gefühlsregungen, Gedanken, Flüche, Tränen und meinen Ärger möchte ich nicht im Detail schildern... Der letzte Kilometer mit einer Steigung von 12% war eine der härtesten Angelegenheiten ever. Und genau dort Kindergruppen zum Anfeuern hinzustellen, ist natürlich auch fies, da MUSS man ja weiterkämpfen. Der Zehnjährige, der mir die Faust hingehalten hat, mit dem Befehl "Ghettofaust!", hat mich aber zumindest über 100 Meter hinweggetragen.

Über die Ziellinie vor dem Arthurhaus auf knapp 1.500 Metern Höhe. Zufrieden, aber sehr sehr erschöpft. Für die letzten 30 Kilometer als Einzelkämpfer habe ich knapp zwei Stunden gebraucht, hinauf zum Arturhaus genau eine. Die Tanks leer, zu wenig und zu spät gegessen, aber glücklich, mich durchgewurschtelt zu haben!

Oben im Zielbereich treffe ich nach und nach auf meine lieben Mitstreiter Sebastién, Markus, Elisabeth, Nora und Siggi. Alle haben tolle Leistungen erbracht: Elisabeth gewinnt ihre Altersklasse und wird Gesamtzweite, Markus und Sebastién werden Dritter bzw. Vierter in ihren Altersklassen (Gesamt 14. bzw. 20.) - Wahnsinns-Ergebnisse! Und sie sind damit auch für die UCI Gran Fondo Weltmeisterschaft im August in Albi (Frankreich) qualifiziert!

Zum Abschluss noch ein paar Eckdaten:
173 km // 3.140 Höhemeter (laut Wahoo)
Normalized Power 234 Watt, Training Stress Score 476,6 :)
Temparatur von 8 Grad in der Früh bis zu 30 Grad zu Mittag
Zeit im Sattel 6:51 h

Strava: GF Marmotte Hochkönig

Dachsteinrunde

Mit 160 Kilometern und knapp 2.000 Höhenmetern ist eine Dachsteinumrundung mit dem Rennrad - rein nominell - jetzt nicht das Härteste und Außergewöhnlichste, was es gibt. Dennoch ist die Umrundung eines der bedeutendsten österreichischen Gebirgsstöcke etwas Besonderes. Vor allem bei Mountainbikern ist die ein- bis dreitägige Umrundung beliebt - auf Wegen, die teilweise auch bei der legendären Salzkammergut-Trophy unter die Stollenreifen genommen werden. Und auch Wanderer treiben sich - absolut zu recht - sehr gerne in der Dachsteinregion umher, findet man doch Wanderwege en masse und Ausblicke zum Niederknien wohin man auch schaut!

Object of Desire - Der Dachstein

Für mich besteht der Reiz dieser Runde vor allem im Erleben und Erfahren von derart unterschiedlichen Landschaften, Eindrücken und Aussichten. Man durchmisst drei unterschiedliche Bundesländer (und bemerkt das irgendwie auch!), durchquert unterschiedliche Vegetationen, überwindet Pässe, erforscht entlegene Gegenden und - zumindest für mich etwas Besonderes - man "schafft etwas". Am Ende der Runde wieder am Startpunkt anzukommen ist ein befriedigendes Gefühl wenn man daran denkt, was man zwischen Start- und Endpunkt alles erlebt hat.

Neben meinen Erfahrungen, gespickt mit zahlreichen Fotos, möchte ich euch eine kurze Streckenbeschreibung zusammenstellen, aber lest selbst (und dann FAHRT selbst!)...

Richtungsweisend...

Ich bin alle Streckenabschnitte dieser Runde auch schon in die andere Richtung abgefahren - nicht im Rahmen einer einzigen Dachsteinumrundung sondern als Teil anderer Touren. Außerdem hab ich einige - mehr oder weniger versteckte - Winkel der Region kennenlernen dürfen, die ich euch gerne vorstellen möchte. Die Dachsteinrunde kann man im Endeffekt sehr individuell gestalten - mit Abkürzungen, Umleitungen, Erweiterungen, Extraportionen und Highlights.

Schladming - Stein an der Enns

Das an sich schöne Ennstal hat ein großes Problem - und das nennt sich "B320". Man hört es, wenn man am Abend am Berghang am Balkon sitzt - man sieht es die Landschaft durchschneiden - man riecht es manchmal auch. Als Radfahrer sieht man sich spätestens mit der Bundesstraße B320 konfrontiert, wenn man im Talboden des Ennstals halbwegs flott vorankommen möchte. Ich war mit dem Rad jetzt schon oft im Ennstal unterwegs. Es gibt kleine Wirtschaftswege mit teilweise ungewissem Ende, es gibt den an sich gut ausgebauten Ennstalradweg R7, der allerdings immer wieder auch Wald-, Erd- und Schotterpassagen bereithält, es gibt stellenweise eine "alte Bundesstraße" und eben die B320. Bei jedem meiner Versuche hab ich mich bisher allerdings mindestens einmal verfahren (trotz Strava und Routenplanung), bin im Wald gelandet, musste Umwege fahren, stellenweise umkehren oder bin auf der unseligen B320 im doch recht schonungslosen (Schwer-)Verkehr gelandet. So habe ich auch dieses Mal einige Kilometer auf der B320 zurückgelegt - irgendwann werd ich ihn finden - DEN Weg durchs Ennstal. Die Variante über Stein bedeutet für die Dachsteinrunde übrigens einen kleinen Umweg und eine zusätzliche Steigung - die Direttissima würde über Gröbming führen - richtig geraten: auf und neben der B320.

Das Ennstal Richtung Haus im Ennstal - rechts der Talboden, links würde es über Birnberg Richtung Ramsau gehen

Stein an der Enns - St. Martin am Grimming

In Stein an der Enns angekommen - hier gehts rechts Richtung Sölkpass hinauf, der allerdings im Winter zumeist unpassierbar ist - biegen wir nach links ab, haben fürs Erste mal genug vom Ennstal. Wir vorher schon gesagt, um die B320 zu vermeiden, nehmen wir einen kleinen Umweg in Kauf - der zahlt sich aber jedenfalls aus! Von Stein aus klettern wir hinauf auf den Mitterberg - kein Verkehr, kleine Straßen und ein großartiger Ausblick auf die umliegenden Berge!

Kurzer aber knackiger Anstieg nach Ratting

Blick Richtung Süden, irgendwo da hinten ist der Sölkpass

15 Minuten vorher noch auf der B320, jetzt plötzlich alleine (aber noch immer im Ennstal)

Von Ratting gehts fließend bergab Richtung Tipschern, dem östlichsten Punkt der Runde und gleichzeitig unsere letzte Station im Ennstal. Die Route dreht Richtung Norden, das Panorama bestimmen der prägnante Grimming im Osten sowie der Stoderzinken im Westen. Auf Zweiteren gibts eine recht brutale Stichstraße hinauf, die lassen wir aber mal links liegen - wir haben ja noch einen weiten Weg vor uns!

Grimming voraus

Pass Stein

Von Tipschern im Ennstal nach Bad Mitterndorf im steirischen Salzkammergut führt die Landesstraße L729 - auch bekannt als Pass-Stein-Straße. Im Jahr 2003 hat ein Felssturz große Teile der Straße zerstört, die Sperre, die danach verhängt wurde besteht bis heute - und das nicht nur für KFZ sondern auch für Wanderer und eben auch Radfahrer. Die Steinschlaggefahr ist nach wie vor gegeben und auch sichtbar, die letzten 10 instandhaltungsfreien Jahre haben auch dazu beigetragen, dass die ehemalige Landesstraße nur noch in Teilen vorhanden ist. Dennoch lassen sich Radler und Wanderer nicht von den flächendeckenden Verbotstafeln und Schranken abhalten. Der landschaftliche Reiz und die Schönheit, der idyllische Salzastausee, das Fjord-artige, die Verlassenheit und das Abenteuerliche überwiegen bei weitem!

Geschwindigkeitsrekorde werden mit dem Rad dort keine gebrochen, materialschonendes Dahinrollen auf Schotter, Stein und Holz mischt sich mit Staunen und zahlreichen Fotostopps!

Steiler Stich von Tipschern hinauf Richtung Pass Stein

Die Straße wird schlechter, einmal noch der Blick auf den Grimming

Kurz vor dem Schranken samt Fahr- und Gehverbot der letzte Blick Richtung Süden, bevor es in die Schluchten des Pass Stein geht

Zwei unbeleuchtete aber kurze Tunnel werden durchfahren - Untergrund ungewiss

Das Foto kann die Dimensionen und vor allem die Stimmung nicht wiedergeben...

Als ob Schotter und Stein noch nicht genug werden, kommen auch noch Holzarbeiten dazu...

Das andere Ende des Pass Stein - die Schlucht übergibt einen an das steirische Salzkammergut

Blick zurück auf den Grimming - diesmal schon von der anderen Seite

Bad Mitterndorf - Bad Aussee

Auch hier gibts eine Bundesstraße - die B145 -, die aufgrund des Verkehrsaufkommens eher zu meiden ist. In diesem Fall ist das allerdings vollkommen unkompliziert, führt doch gleich daneben schön wellig eine parallele Straße dahin. Zeit, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen, man merkt, dass man in einer anderen Region gelandet ist.

Von Kainisch moderat hinauf Richtung Gschlössl

Zwischen Kainisch und Bad Aussee bietet sich als Alternative zur B145 die Strecke über die "Alte Salzstraße" bei Gschlössl an. Nach einem kurzen Anstieg nach Kainisch rollt man hinunter Richtung Aussee und kann dabei im Norden das tolle Bergpanorama rund um den Grundlsee und den Altauseer See genießen.

Blick Richtung Norden - rechts der Grundlsee, links der Altausseer See mit Loser

Bad Aussee bietet sich wiederum für eine kleine Stärkungspause an :)

Koppenpass

Wer "Koppenpass" liest und dabei ein mulmiges Gefühl oder gar leichte Angstzustände bekommt, ist die Strecke vermutlich schon einmal in die Gegenrichtung gefahren. Von Obertraun Richtung Aussee ist der Koppenpass ein kurzer aber berüchtigter Anstieg mit einer maximalen Steigung von 23 Prozent auf einer Länge von rund 600 Metern. In die andere Richtung schaut das Ganze um einiges gemütlicher aus. Nach der Ausfahrt aus Bad Aussee baut sich vor einem zwar eine gemein ausschauende Rampe auf, die allerdings relativ schnell und schmerzlos überwunden wird. Nach diesen wenigen Höhenmetern rollt man - wiederum durch eine neue Landschaft! - durch den Wald Richtung Hallstätter See. Der Verkehr in diesem Abschnitt ist minimal, man ist alleine mit sich und der tollen Landschaft!

Direkt nach dem Ortsschild von Bad Aussee geht´s gleich kurz zur Sache!

Koppenpass auf 690m Seehöhe

Wer sich herausfordern möchte, fährt den Koppenpass von Obertraun hinauf!

Den Koppenpass bergab heißt es "Lenker und Bremsgriffe festhalten" ehe man unten durch Obertraun rollt. Materialseilbahnen und Bergwerke zeugen von der Bedeutung dieser Region, am Ufer des Hallstätter Sees angekommen rollt man schon auf das nächste Highlight zu!

Hallstatt

Am Radweg neben der Bundesstraße rollt man gemütlich am Hallstätter See entlang bis ins Zentrum von Hallstatt. Während Autos mittels Tunnel-Umfahrung aus der Stadt verbannt wurden, fährt man mit dem Rad gemütlich durchs Ortszentrum. Wobei "fahren" relativ ist...

Bekanntermaßen wurde ja irgendwo in China eine relativ originalgetreue Kopie Hallstatts hingeklotzt, beim Durchfahren der Stadt könnte man allerdings auch meinen, sich im Fernen Osten aufzuhalten - angesichts asiatischer Touristenmassen. Wer in Eile ist oder schwache Nerven hat, sollte vielleicht einen anderen Weg durch Hallstatt suchen, ansonsten rollt man mit einem Lächeln und manchmal einem leichten Kopfschütteln durch die Heerscharen an Selfie-Sticks.

Hallstatt - Gosau

Nach der Durchfahrt von Hallstatt gehts noch ein paar Kilometer am Hallstätter See entlang Richtung Gosauzwang - ein Blick zurück auf den Hallstätter See ermöglicht noch einmal ein ruhiges Durchatmen. Danach biegt die Straße links hinauf Richtung Gosau. Von der Dachsteinrunde ist jetzt die Hälfte geschafft, die nächsten Kilometer führen durchwegs bergauf.

Der Blick zurück über den Hallstätter See - von dort hinten links sind wir gekommen

Die Straße nach Gosau windet sich als Klamm mit sehr moderater Steigung hinauf. Der Verkehr ist überschaubar, die Umgebung etwas erdrückend und einengend. Dafür öffnet sich nach einigen Kilometern wieder die Landschaft und man befindet sich in Gosau quasi auf der Rückseite des Dachsteins, der sich auch prominent vor einem ausbreitet. Ein kurzer Foto- und Verpflegungsstop ist hier durchaus angebracht.

Gosau - die "Rückseite" des Dachsteins

In Gosau bietet sich die Möglichkeit, einen kleinen Stich zu den Gosau-Seen zu fahren. Bei mir ist sich das bisher leider nicht ausgegangen, steht aber aufgrund der Schönheit der Landschaft weit oben auf meiner To-Do-Liste.

Pass Gschütt

Wie schon bei der Ausfahrt aus Aussee stellt sich auch nach der Ortstafel von Gosau unmittelbar die Straße auf - diesmal zum Pass Gschütt. Das Schild sagt 13 Prozent auf 2,5 Kilometern, Strava bestätigt das im Groben. Die Straße ist drei Spuren breit, dadurch entsteht der Eindruck zu Stehen während man im ersten Gang den Berg raufwackelt. Dafür ist es aber nach diesen 2,5 Kilometern auch schon wieder vorbei und ab dort geht´s nur noch flach und bergab dahin bis Abtenau - und das Ganze mit dem Bergpanorama des Salzburger Landes. Mit dem Pass Gschütt auf 969m Seehöhe hat man nämlich die Grenze von Oberösterreich nach Salzburg überquert. Landesschild benötigt man dafür keines, eine Grußbotschaft für Marcel Hirscher muss reichen...

Direkt nach der Ausfahrt aus Gosau geht´s weiter mit dem Höhenmetersammeln!

Dreispurig mit 13% Steigung - fühlt sich endgültig an wie Stehen

Passhöhe auf 969 Metern, Danke Marcel!

Pass Gschütt, flott bergab, die Salzburger Berge voraus

Pass Gschütt, flott bergab, die Salzburger Berge voraus

Die Abfahrt vom Pass Gschütt mündet in einen kurzen Anstieg hinauf Richtung Abtenau, unsere Route dreht Richtung Süden. Das Pass Gschütt von Abtenau Richtung Gosau ist dem Streckenprofil entsprechend flacher aber bedeutend länger - je nachdem welche Chrakteristik man bevorzugt... Für unsere Route gibts an dieser Stelle eine mögliche kurze Abkürzung - mit der kleinen Straße "Leitenhaus" entlang der Lammer kann man sich den Ansteig Richtung Abtenau ersparen.

Abtenau - Eben im Pongau

Vor Abtenau biegt die Strecke ab Richtung Süden durch das Lammertal. Damit man nicht vergisst, was man hier eigentlich macht, baut sich am Horizont wieder der Dachstein vor uns auf - diesmal mit seiner eher zerklüfteten und teilweise dramatischen Westseite. Durch das Lammertal vorbei an Annaberg und Lungötz führt uns die Straße durch den Tennengau. Die Straße ist stellenweise nicht allzu gut beschaffen, außerdem ist teilweise der Verkehr recht dicht. Industriebetriebe und die Holzindustrie induzieren zusätzlichen LKW-Verkehr. Die Straße verläuft realtiv unscheinbar und - im Vergleich zum davor Gesehenen - eher unspektakulär durch Wälder, Schluchten und kleine Ortschaften. Außerdem gewinnt man immer noch an Höhe und erreicht in St. Martin am Tennengebirge den höchsten Punkt der Runde. Noch immer unterhalb der 1.000-Meter-Marke, wobei man den höchsten Punkt wahrscheinlich woanders auf der Runde vermutet hätte.

Großartiges Dachstein-Panorama bei der Fahrt Richtung Lammertal (Abtenau im Rücken)

Zwischen Annaberg, Lungötz und St. Martin am Tennengebirge

Die luxuriöse Tankstelle in St. Martin am Tennengebirge bietet außerdem noch ein Möglichkeit für eine letzte Versorgung und Rast - die Tankstellen sind in dieser Gegend mitunter eher rar und "Nah & Frisch"-Filialen pflegen hier noch traditionelle Mittagspausen - also verpflegen, wann immer es möglich ist!

Über einen kurzen Anstieg kommt man am Ende des Lammertals nach Eben im Pongau. Hier kann man sich grundlegend entscheiden, ob man über Filzmoos und Ramsau zurück nach Schladming möchte, oder eher den Talboden bzw. das Ennstal bevorzugt. Ab hier gibt es einige Varianten mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden - die Filzmoos-Ramsau-Variante ist eine der anspruchsvolleren.

Durch Eben geht´s über die Bundesstraße durch den Ort oder über meine präferierte Variante entlang der Eisenbahn und auf dem Radweg neben der Bundesstraße.

Rechts hinter der Bahn befindet sich das Ortszentrum von Eben im Pongau - gerade voraus in der Ferne die Tauern mit Obertauern

Eben - Schladming

Von hier geht´s "nur" noch zurück nach Schladming. Wie schon gesagt, es gibt zahlriche Möglichkeiten, nach Schladming zurück zu kommen. Von Eben nach Radstadt ist die "Alte Römerstraße" zu empfehlen, damit erspart man sich einerseits den Verkehr auf der Bundesstraße, andererseits bekommt man dafür einen großartigen Ausblick.

Die "Alte Römerstraße" von Eben nach Radstadt: links im Hintergrund der Dachstein, links im Tal führt die B320 zurück nach Schladming, rechts daneben im Tal der R7-Ennstalradweg, über den "Hügel" in der Mitte führt die Straße nach Forstau, rechts geht´s Richtung Obertauern hinauf.

Im Fall dieser konkreten Runde habe ich den - meistens vorhandenen! - Westwind ausgenützt, und mich auf der an sich ungeliebten Bundesstraße 320 mit 45 km/h nach Hause tragen lassen. Der Radweg R7 ist in diesem Bereich nicht wirklich für Rennräder geeignet und führt teilweise durch tatsächliche Waldstücke auf gänzlich unbefestigten Wegen. Die Straße über Forstau ist auf diesem Abschnitt ein Zuckerl, das man mitnehmen kann aber nicht muss. Man vermeidet die Bundesstraße, bezahlt dies jedoch mit durchschnittlich 8% Steigung auf 3,4 Kilometern. Your choice.

Der schwierige Anstieg von Radstadt nach Forstau - wie immer den Dachstein im Blick

Spätestens in Gleiming bzw. Pichl kommen alle Wege ohnehin wieder zusammen. Von dort bietet sich der Radweg für die restlichen Kilometer an. Ruhig fährt man im Talboden dahin, die wenigen nicht befestigten Passagen tun dem Rennrad in keiner Weise weh.

Der Ennsradweg R7 bei Pichl

Auch der Ennsradweg R7 - fester Schotter, der auch geeignet ist für Rennräder

Wieder in Schladming angekommen, kann man seinen Erfolg genießen und sich daran machen, die gewonnenen Eindrücke zu verarbeiten - und es waren viele tolle Eindrücke!

Und wer so wie ich gerne dem Schladminger Trubel entgeht und lieber am Berg in Rohrmoos wohnt, darf auch noch einige Höhenmeter mehr abspulen - aber was tut man nicht alles für eine tolle Aussicht...!

Hier die Strava-Route, hier das Relive-Video!

Kreis geschlossen, zurück am Startpunkt, Beine hochlagern!

Das Mountainbike-Dilemma

Finden wir noch einmal zueinander? ;)

Von Gainfarn aufs Eiserne Tor (Wolfsgeistrunde)

Von Gainfarn aufs Eiserne Tor (Wolfsgeistrunde)

Es ist jetzt unglaubliche (und erschreckende) zwanzig Jahre her, dass ich mit meinem ersten Mountainbike auf dem Anninger und dem Eisernen Tor (südlich von Wien) unterwegs war. Mountainbiken war damals gerade die neue Geschichte! John Tomac und Tinker Juarez gewannen die Rennen, ich hab mir mit dem "Bike-Workshop" jedes Frühjahr meine Traumräder Teil für Teil zusammengebaut, mein Merida-Hardtail hatte grüne Reifen und rote Bremsen (so weit ich mich erinnern kann, war das damals cool) und ich hatte meine ersten Konfrontationen mit Förstern im Wienerwald. Zu dieser Zeit war Mountainbiken die spannendste Sportart - Bewegung an der frischen Luft, Action und etwas Draufgängerisches :) Ich bin mir zumindest sehr cool und verwegen vorgekommen, wie wir nach der Ausfahrt dreckverschmiert durch die Innenstadt gerollt sind...

Von meinen jugendlichen Radausflügen gibt es leider keine Fotos - daher ersatzweise hier zwei Bilder vom jungen und talentierten Martin R. (beides am Eisernen Tor)

Von meinen jugendlichen Radausflügen gibt es leider keine Fotos - daher ersatzweise hier zwei Bilder vom jungen und talentierten Martin R. (beides am Eisernen Tor)

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Canyon Roadlite 7.0 - mein erstes Rennrad - treuer und verlässlicher Begleiter über mehrere Jahre

Canyon Roadlite 7.0 - mein erstes Rennrad - treuer und verlässlicher Begleiter über mehrere Jahre

Rennräder haben mich damals nicht interessiert, von Cyclocross hatte ich noch nie etwas gehört und wenn ich versuche, mich an den Bahnradsport zu erinnern, poppt der Name Roland Königshofer auf (und sein Kollege vor ihm auf dem Motorrad) - aber das wars dann auch schon wieder.

Nun bin ich ja erst vor vier oder fünf Jahren wieder auf den Radsport gekommen. Und naheliegenderweise hab ich mir zuerst einmal ein Mountainbike zugelegt - Schuster bleib bei deinen Leisten. Der alte Rhythmus und die Freude waren schnell wieder da. Der einzig merkbare Unterschied war ein gewachsener Respekt vor hohen Geschwindigkeiten und technisch schwierigen Abfahrten.

Irgendwie bin ich dann aber plötzlich beim Rennrad gelandet. An die ausschlaggebenden Beweggründe oder die Reihenfolge der Ereignisse kann ich mich nicht mehr im Detail erinnern. 2013 stand jedenfalls ein Rennrad im meinem Wohnzimmer und seit diesem Zeitpunkt bin ich diesem Gerät vollends verfallen. Von Anfang an hat mich die Effizienz der Fortbewegung fasziniert, die Schlank- und Einfachheit des Rads an sich, die Geschwindigkeit, mit der man Kilometer um Kilometer abspult. Umgekehrt hatte es das Mountainbike ab diesem Zeitpunkt schwer - das vermeintlich etwas pummelige, behäbige und breite Rad stand immer öfter unbenützt in der Ecke.

"Millenniumrunde" zwischen Mauerbach und Steinriegl

"Millenniumrunde" zwischen Mauerbach und Steinriegl

Bisamberg - mit dem Crosser super fahrbar

Bisamberg - mit dem Crosser super fahrbar

Vom Rennrad aus ging meine radsportliche Evolution auf schmäleren Reifen weiter. 2015: Infektion mit dem Cross-Virus und die Erkenntnis, dass 95% aller Wege mit dem Crosser bewältigt werden können. Wasser auf die Mühlen meiner immer wiederkehrenden Adventure-Gedanken (Stichwort #goexplore). Ebenfalls im Jahr 2015 hab ich bei einem Besuch von Freunden in Schladming mein Mountainbike mitgenommen, um die Steine und Wurzeln im Ennstal unter die Räder zu nehmen - mit unerwarteten Erkenntnissen.

Schladming - Rohrmoos/Untertal

Schladming - Rohrmoos/Untertal

Eine Erleuchtung

Es war auf der Runde zum Giglachsee, wo ich zuerst glücklich war, mit meinen MTB-Fähigkeiten und der vorhandenen Kondition relativ souverän von Alm zu Alm zu fahren - knappe 1.000 Höhenmeter am Stück. Etwas, was im Großraum Wien undenkbar ist - da geht es immer wieder auf und ab. Der Anstieg von der Ursprungalm wurde dann allerdings zu meinem persönlichen mountainbikerischen Armageddon. Tatsächliche 30%+ Steigung (gefühlt mindestens 60%) zwangen mich innerhalb weniger Augenblick in die Knie. Niedergeschlagen wurde ich in diesem Moment allerdings nicht von der Tatsache, dass ich da schlicht nicht rauffahren konnte, sondern eher von der Erkenntnis, dass das, was ich jahrelang als Mountainbiken praktiziert hatte, im Endeffekt nichts mit "richtigem" Mountainbiken zu tun gehabt hat. Natürlich kann man jetzt vielfältig argumentierten - ich wäre nicht auf den richtigen Wegen gefahren, hätte es nicht richtig gemacht, hätte mich mehr bemühen müssen... egal - the damage was done. Für mich war ab diesem Zeitpunkt klar: Rennrad an erster Stelle, Crosser reicht für die Forststraßen (im Wienerwald eher Forstautobahnen). Und das Mountainbike?

Auf dem Weg zum Giglachsee - Frustpause nach einem Kilometer mit bis zu 30% Steigung

Auf dem Weg zum Giglachsee - Frustpause nach einem Kilometer mit bis zu 30% Steigung

Als kleiner Exkurs muss hier erwähnt werden, dass ich mein Mountainbike zu einem Zeitpunkt gekauft habe, als 29-Zoll-Räder gerade auf dem Absprung waren. Ich war mir damals nicht sicher, ob das etwas für mich ist, und hab mich für ein altbewährtes 26-Zoll-MTB entschieden. Im Nachhinein betrachtet, wäre hier ein Twentyniner wohl die bessere Wahl gewesen. Auch wollte ich damals ein Full Suspension Bike haben (also mit Federung vorne und hinten) - wohl auch um die Starrgabel auf meinem Mountainbike aus Jugendzeiten zu kompensieren. Wiederum in der Nachschau hätte ich mich vermutlich für ein Hardtail entschieden (mit einer Federgabel vorne natürlich aber ohne Federung hinten). Aber das alles soll hier nicht als Ausrede gelten. :)

Rennradfahren in Osttirol - wunderschön und belohnend, aber auch steil!

Rennradfahren in Osttirol - wunderschön und belohnend, aber auch steil!

An dieser Stelle übersiedeln wir kurz ins wunderschöne Osttirol. Mit dem Rennrad war ich schon öfters da - nicht zuletzt auch bei der Dolomitenradrundfahrt letztes Jahr. Osttirol besteht aus wenig Tal und vielen vielen vielen Bergen. Dementsprechend herausfordernd gestaltet sich Rennradfahren in Osttirol - umso geeigneter müsste dann ja eigentlich das Mountainbike sein. Routen sind schnell gefunden - hier gibt es sowohl offiziell als auch inoffiziell - zahlreiche gute Quellen im Internet.

Gesagt - getan

Lange bin ich nicht mehr auf meinem Mountainbike gesessen. Geschwindigkeiten, Zeitgefühl und Distanzen sind auf das Rennrad geeicht. Dementsprechend werden 30 Kilometer schnell mal unterschätzt. Am Programm steht die Lienzer Hütte - nominell eine der leichtesten Routen. Schnee liegt in diesem Jahr so gut wie keiner, die Wege sollten samt und sonders frei und befahrbar sein. Hinein in den Berg kommt die Erkenntnis - da geht ja gar nichts weiter! Auf dem von meinen Routenexperten als flach bezeichneten Forstweg kurble ich mit 5 km/h durch die Landschaft. Eine tolle Landschaft wohl, jede Kurve bietet ein großartiges Panorama und einen potentiellen Fotostop, aber eigentlich möchte ich ja halbwegs flott auf diesen Berg rauf. Irgendwie frustriert es mich, dass ich nicht wirklich vorankomme. Es fällt mir schwer, mich von meinem Rennradschema zu lösen, will nicht einsehen, warum ich für zehn Kilometer zwei Stunden brauchen soll...

Lienz - Debanttal

Lienz - Debanttal

Genug genörgelt... Ich werde im Sommer noch einen Versuch starten. Wenn das Wetter besser ist, die Straßen wirklich bis auf den letzten Fleck befahrbar, die Temperaturen menschenfreundlicher sind. Das Rad ist definitiv keine Ausrede - dafür wie stiefmütterlich ich das Canyon Nerve zeitweise behandelt habe, leistet es mir hervorragende Dienste. Vielleicht versuche ich mein Glück auch einmal mit einem Twentyniner oder mit einer anderen Übersetzung - wobei eine Einfach-Übersetzung für mich noch undenkbar scheint - zu dringend brauche ich die kleinen Gänge :)

Mountainbiken - wir haben unsere Differenzen, aber ich gebe dich noch nicht auf! Wir sehen uns wieder!

Lienz - Debanttal

Lienz - Debanttal

Lienzer Talboden zwischen Tristach und Amlach

Lienzer Talboden zwischen Tristach und Amlach

Jahresrückblick 2016

Das Unvermeidliche... ;) - mein Jahresrückblick!

Gehen wir chronologisch vor!

In das Jahr 2016 bin ich in kurzen Ärmeln gestartet. Zum ersten Mal bin ich über Neujahr in den Süden geflogen, genauer Lanzarote. Was als Besuch von lieben Freunden geplant war, ist schnell zu einem (kleinen) Trainingslager ausgewachsen. What a way to start the year...! Den Post zum Lanzarote-Aufenthalt und Fotos davon findet ihr hier.

Das Frühjahr hindurch konnte ich mit Zwift meine Motivation halbwegs hoch halten. Die kurzweilige Unterhaltung während man auf der Rolle seine Kilometer runterstrampelt, hat mitgeholfen, eine gute Grundlage für das Jahr aufzubauen. Zwift ist zu einem fixen Bestandteil meiner "Trainingsroutine" geworden - nicht mehr nur im Winter. Und mittlerweile gibts davon die iOS-Version, da ist der Einsatz noch flexibler möglich.

Im Februar hab ich außerdem den ersten Leistungstest meines Lebens gemacht. Zwift war dafür mit ein Grund - nachdem dort alles wattbasiert abläuft wollte ich einmal wissen, wo ich mich da einzuordnen habe. Von einem Freund wurde mir die junge Firma SPOWI empfohlen, die ich an dieser Stelle auch gerne weiterempfehlen kann - nette Menschen, die sich gut auskennen! Ich war froh, aus den Leistungsdaten zu lesen, dass mein unkoordiniertes "Ich mach was ich will" im Grunde das beste Training für mich ist - und so kann ich ohne Bedenken weiterhin das machen, was mir Spaß macht!

Mitte März - Specialized Test-Tage im Wienerwald. Mein Canyon Roadlite hat mir bis dato ausgezeichnete und treue Dienste erwiesen, ich fühle mich aber nach etwas Neuem. Auf der Suche nach geeigneten Marken und Modellen aus unterschiedlichen Preisklassen, nütze ich die Möglichkeit und teste das Specialized Tarmac und Venge VIAS. Mein erster Kontakt mit Rädern die 8.000 respektive 11.000 Euro kosten verläuft ernüchternd - irgendwie hätte ich mir da eine Art von "Sensation" als Fahrgefühl vorgestellt. Stattdessen wabern am Tarmac 120mm Bremsscheiben vor sich hin und schleifen nach kurzem Gebrauch für die folgenden zwei Minuten. Das Venge hingegen mag zwar aerodynamisch designed sein, Bremswirkung dürfte aber auf der Agenda der Entwickler nicht allzu weit oben gestanden sein. Schwamm drüber, mittlerweile ist eine neue Generation Räder da, die Entwicklung ist ja nicht aufzuhalten. Ich werde gern wieder zu Testzwecken auf einen solchen "Technologieträger" aufsteigen, aber nach diesem Erlebnis fühle ich mich in meiner Meinung bestätigt, dass weniger manchmal doch mehr ist.

Ende März einer von vielen Lienz-Besuchen. Wer die Chance hat, im Winter die Pustertaler Höhenstaße zu befahren, der nutze sie. Bei aller Anstrengung habe ich selten so schöne Ausblicke, Momente und Eindrücke erlebt.

Anfang April findet der Vienna City Marathon statt, traditionell gehe ich dort mit Arbeitskollegen als Firmenstaffel an den Start. Bis dahin hatte ich mich immer vor dem ersten Staffelteil (16,1 km) gesträubt, dieses Jahr hab ich diesen gerne übernommen und noch den Halbmarathon dazu fertiggemacht. Meine Bestzeit hab ich dabei auf 1h:57m verbessern können, für mich ein zufriedenstellendes Ergebnis - aber durchaus noch ausbaufähig :)

N+1! Das neue Rad ist da - ein Canyon Ultimate! Und es ist großartig! Mehr dazu bald in einem eigenen Blogpost!

Den Wings for Life-Run am 8. Mai überspringe ich lieber. Zu heiß, nicht fit, nicht trainiert, im Starterfeld hinten... nach 16,5 Kilometer überholt mich schon das Catcher Car. Ändert allerdings nichts daran, dass es eine großartige Veranstaltung ist (sowohl bezogen auf den Zweck als auch Organisation, usw.)

15. Mai - erste Ausgabe des VeloRun in Baden. Ein tolles und spannendes Konzept für eine neue Veranstaltung, bei der quasi gleichzeitig ein Radrennen, eine gemütlichere Rad"fahrt", ein 10k-Lauf und ein Halbmarathon stattfinden. Das Ganze gelingt außerordentlich gut und verspricht für das nächste Jahr eine tolle neue Auflage. 9. Platz in der AK - zufrieden auf jeden Fall aber da geht noch was! Leider ist am gleichen Tag auch der Leithabergmarathon sowie der Gran Fondo Vienna - Schade, dass man sich nicht teilen kann...

Foto: Reinhard Hauer

Foto: Reinhard Hauer

Mitte Juni dann die Dolomitenradrundfahrt - ich bin also zurück in Lienz. Erstes Mal bei dieser Veranstaltung, ich beginne mit der "kleinen" Runde (115km/1800hm) - die ausgewachsene Variante namens "Super Giro Dolomiti" hebe ich mir einstweilen noch auf. Gute Entscheidung, wird 2016 doch kurzerhand der Monte Zoncolan als Ersatzroute festgelegt. Ich fahre ein gut eingeteiltes Rennen, ohne die letzten Reserven anzutasten und werde 57. in meiner Altersklasse. Zu sehen, dass am Schluss noch genug Energie da war, stimmt mich optimistisch für künftige Herausforderungen!

Foto: Sportograf

Foto: Sportograf

Am 21. Juni veranstalten wir im Radsporttreff die "Sonnwend-Ausfahrt" und unglaubliche Menschenmassen stehen mit uns am Start. Bei über 50 Radlerinnen verlieren wir kurz den Überblick, um dann in mehreren Gruppen Richtung Sonnenuntergang zu fahren. Eine denkwürdige Ausfahrt, an die ich noch heute sehr gerne zurückdenke - so viele nette und fröhliche Gesichter!

Foto: Alexander Löffelmann

Foto: Alexander Löffelmann

In der gleichen Woche noch ein kollektiver Abschied vom Hocheck - einem Trainingsberg im Süden von Wien, der nach vielen Jahren des Trainings leider nicht mehr öffentlich zugänglich ist. Wiederum treffen sich über 50 Radlerinnen - großartig!

Juli ist Urlaubszeit und es wird naturgemäß ruhiger! Ein kurzer Kärnten-Aufenthalt und ein großartiger Guide vor Ort garantieren aber tolle Kilometer auf dem Rad. Der Gegend rund um Ferlach werde ich auch noch einen eigenen Post widmen!

Und gleich nochmal Ferlach... Mitte August vollziehe ich glücklich mein Jahresprojekt. Ein privates Brevet über 340 Kilometer von Baden nach Ferlach in knapp 14 Stunden Fahrzeit. Hier könnt ihr meine Erlebnisse nachlesen - was die Langstrecke angeht, bin ich auf jeden Fall auf den Geschmack gekommen! Da wird es 2017 sicher wieder etwas geben! :)

Im Sinne der Diversifikation und um meinen Oberkörper nicht vollends degenerieren zu lassen, absolviere ich ab Anfang Oktober einen Schwimmkurs bei Flowsports. Meine Erfahrungen dazu lest ihr hier! Große Empfehlung für alle, die neben dem Radfahren noch komplementäre Bewegung brauchen!

Ende Oktober springe ich schließlich in ein anderes kaltes Wasser. Rapha Supercross in München - mein erstes Cyclocross-Rennen. Die Strecke wurde umgestaltet und schwerer gemacht, da jetzt auch der Deutschland-Cup im Rahmen der Veranstaltung ausgefahren wird. Ich erlebe neue Grenzbereiche - in Bezug auf Maximalpuls, Leidensfähigkeit und Reifenhaftung - bin aber glücklich, diese Erfahrung zu machen. Ich komme zwar nicht ins Finale, habe aber grundsätzlich Blut geleckt und freu mich darauf, ab und zu an Cyclocross-Rennen teilzunehmen. Meine Paradedisziplin wird es allerdings eher nicht werden.

Ende November schließlich noch einmal N+1 und eine Bahnlizenz nebst Zutrittskarte zum Dusika-Stadion. Bahnradfahren empfinde ich als tolle Trainingsmöglichkeit für den Winter - als Ergänzung zu dem, was bereits vorhanden ist. Man trainiert anders, vieles wirkt spielerischer, ein Sprint hier, ein Rundengewinn da, in der Gruppe rollen dort. Macht riesigen Spaß und die Bahnorama-Veranstaltungen führen eindrucksvoll vor Augen, wohin diese Reise noch gehen könnte!

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In diesem Sinne freue ich mich auf das nächste Jahr und alle Herausforderungen, Challenges und Bekanntschaften, die da am Weg warten!

 

2016 - Die Yeahs!

Meine zehn liebsten Teile des Jahres 2016 a.k.a. ein potentieller Last-Minute-Geschenkeguide!

1. Rapha Pro Team Softshell Baselayer

Das Schnäppchen des Jahres - kostet das gute Stück regulär doch saftige 110 Euro, habe ich das Teil beim Rapha Sample Sale im Rahmen des Müncher Supercross billigst erworben (30 Euro waren es dann glaub ich). Optimist, der ich einer bin, hab ich das Ding blind gekauft, also ohne vor Ort einmal hinein zu schlüpfen. Die Anprobe im Hotel nachgeholt, musste ich erst einmal ordentlich kämpfen! Damit, dass gute Stück an meinen Körper, über meinen Kopf, an meinem Oberkörper hinunterzubekommen. Erstes Fazit: Mit der Ankleide ist der erste Teil des Trainings schon mal erledigt - Erschöpfung stellt sich ein. Zweites Fazit: Ich bin kein Taucher oder Triathlet und kenne daher das Gefühl nicht, in einem Neoprenanzug zu stecken, aber so ähnlich muss es sich anfühlen. Hm... Seltsam.

Nach der ersten Testfahrt bei Nebel, Sprühregen und ca. fünf Grad wird allerdings schnell klar: Was für ein geniales Teil! Hält unglaublich warm, bleibt halbwegs trocken und fühlt sich auch gar nicht mehr so schlimm an, wie während und kurz nach dem Anziehen! Als Baselayer mit einem Langarmtrikot drüber - perfekt. Als erster Baselayer mit Merino Longsleeve und Wintertrikot drüber - perfekt auch bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Noch kälter? Noch nicht ausprobiert, aber ich bin optimistisch. Und mit dem Zwiebelschalen-Prinzip kommt oben drüber halt noch ein Außen-Layer dazu. Selten so ein geniales Kleidungsstück gesehen - und das, nachdem unser Kennenlernen zuerst etwas holprig verlaufen ist...

Zugegebenermaßen: Der reguläre (!) Preis ist für einen Baselayer relativ jenseitig, aber Rapha hat mindestens zweimal im Jahr Aktionswochen und Rabattaktionen - da muss man nur relativ schnell zuschlagen. Die aktuelle Version hat außerdem - im Gegensatz zu meiner Ausführung - einen Reißverschluss am Hals, das heißt ein Teil der Anzieh-Action ist entsprechend entschärft.

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2. Elite Flaschenhalter Cannibal

Relativ banales Teil so ein Flaschenhalter... Oder doch nicht? Immerhin greift man während einer Ausfahrt oft genug zur Flasche, das Handling eines Falschenhalters (Geht die Flasche einfach rein und raus? Hält sie ausreichend gut? Wie lange muss ich die Hand vom Lenker nehmen?) merkt man meistens erst, wenn man ein schlechtes Exemplar ans Rad geschraubt hat. Während ich mit den Canyon Falschenhaltern sehr zufrieden war - diese haben mit Unterstützung von etwas Zusatzmaterial meine Flaschen sogar auf den Pavés zwischen Paris und Roubaix sicher festgehalten - so waren meine letzten Modelle von Tacx eher ein Reinfall. Zu starr und hart war das Material, das Einfädeln der Flasche in den Halter war eine Qual und dann musste man nochmal kräftig nach unten drücken, damit die Flasche auch fest verstaut war.

In diesem Jahr habe ich mir neue Flaschenhalter von Elite zugelegt, mit elastischem Mittelteil, sodaß sich der Halter dehnt, wenn man eine Trinkflasche verstaut aber gleichzeitig fest genug, um sie entsprechend zu fixieren. Einfaches Teil, das genauso funktioniert, wie man es sich vorstellt. Durchschnittliches Gewicht, aber wir spielen ja sowieso nicht in der Liga, in der einzelne Gramm am Flaschenhalter zählen... Jetzt muss ich nicht mehr an meine Flaschenhalter denken während ich auf dem Rad sitze - Job done! :) Kaufempfehlung!

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3. Ricoh GR II

Kein Radteil aber für mich essentieller Bestandteil jeder Ausfahrt! Warum ich diese Kamera derart ins Herz geschlossen habe und einige Ergebnisse, könnt ihr - hier - in einem der vergangenen Beträge lesen.

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4. Natural Power Iso Fit Sport (Mango)

Noch eine vermeintliche Kleinigkeit... Ohne den regelmäßigen Griff zur Trinkflasche kommen wir nicht weit - umso wichtiger, was in der Flasche drinnen ist! Ich hab schon einige Sachen ausprobiert, über die Jahre habe ich für unterschiedliche Aggregatzustände (Gels, Riegel, Getränke) meine Favoriten gefunden. Powerbar Riegel, Gels von Peeroton und eben - meine Neuentdeckung im Jahr 2016 - den isotonischen Drink von Natural Power.

Natural Power ist eine österreichische Firma mit Sitz in Leonding und produziert eine Vielzahl von Produkten für unterschiedlichste Sportarten. Für uns Radler und Ausdauersportler gibts die üblichen Verdächtigen - darunter eben der "Iso Fit Sport Hypotonic-Carbo-Drink" - was auch immer das genau heißt. Viel wichtiger ist, er schmeckt gut! Nach Mango! Und zwar nach richtiger Mango und nicht nach billigem Konzentrat oder Geschmacksstoffen. Wird zwar nicht viel anderes drinnen sein als ebenjene Geschmacksstoffe - aber geben wir uns doch einmal der Illusion hin :) Außerdem: handliche Dose, Portionier-Löffel in der Box und mit 11,90 Euro auch preislich OK.

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Schnellstmöglicher Bezug in Wien bei Runinc!

5. Bikefitting

"Power is nothing without control" sagt die Werbung oder etwas anders formuliert: Man muss die Kraft erst einmal auf den Boden bringen. In unserem Fall heißt das vor allem auch, dass die Sitzposition passen muss, dass der Fuß nicht zu abgewinkelt ist, nicht zu gestreckt ist, dass wir nicht zu weit vorne oder hinten sitzen, dass die Cleats an der richtigen Stelle montiert sind und dass der Tritt schön rund ist.

Der eine oder andere hat Schmerzen beim Radeln - im Knie, im Rücken oder im Nacken. Mögliche Ursachen sind eine falsche Sitzpostition oder suboptimale Einstellungen im Bereich der Pedale. Ich selbst spüre ja beispielsweise sofort im Knie, wenn meine Cleats nicht richtig positioniert sind. Schmerzen sind ein klares Signal, ein Bikefitting machen zu lassen!

Andere haben keine Schmerzen und bringen zufriedenstellende Leistungen. Aber auch hier heißen Schmerzfreiheit und gute Wattzahlen nicht zwangsläufig, dass alles optimal eingestellt ist. Eine gut ausgemessene Position kann in so einem Fall noch ein paar zusätzliche Watt aus dem System kitzeln - wer einen Wattmesser besitzt, kann sich das Schwarz auf Weiß anschauen!

Deshalb, ab mit euch zum Bikefitting. Jeder, der für sein Rad mehrere Tausend Euro auf den Tisch legt, sollte auch noch genug in der Tasche haben, um sich das Ganze auch gescheit auf den Körper schneidern zu lassen. Wir alle haben schon für sinnlosere Sachen weitaus mehr Geld ausgegeben... ;)

Bikefitting gibt es in allen Kategorien und Preisklassen. Persönlich sehr gute Erfahrung habe ich mit dem Bikefitting beim Roadbiker in der Praterstraße, alternativ weiß ich, dass Posh Cycling und Veletage Bikefittings anbieten!

6. TrainerRoad

Zwift, Zwift, Zwift, Zwift überall! Während alle - inklusive meinereiner - laut über Zwift reden, Screenshots posten, über technische Raffinessen und über virtuelle Bergtrikots diskutieren, gibt es noch einen zweiten Fixstarter: Trainerroad - der "unlustige" Bruder von Zwift. Technisch geht es um das Gleiche: Smart Trainer, verbunden mit einer Software, die den Trainer entsprechend der Belastungsvorgabe steuert und uns auf diesem Weg die Schweißperlen auf die Stirn treibt. Im Gegensatz zu Zwift gibt es hier allerdings keine bunte Spielwelt, keinen fetzigen Avatar am Bildschirm und keine Horden von anderen Usern.

Der Bildschirm ist schwarz, einige wenige Zahlen und Balken signalisieren "Schneller", "Mehr" oder "Halte durch". Trainerroad besteht aus einer Vielzahl an (wissenschaftlich fundierten) Trainingsprogrammen, Wattzahlen sind das einzige, was hier zählt! Einfahren - Intervall - Ausrasten - Intervall - Rasten - Intervalle - Ausfahren. Je nach Trainingsprogramm enthalten einige Sessions zusätzlich Videos oder Anweisungen eines virtuellen Trainers.

Alleinstellungsmerkmal - und damit hebt sich Trainerroad auch von den Trainingsmöglichkeiten in Zwift ab - sind die wahrhaft riesige Auswahl an Trainingssessions, die für jeden Geschmack, jede Intensität und jede Dauer etwas bietet. Das Ganze findet sich eingebettet in ein riesiges System von Trainingsplänen - unter anderem für Triathlon, Cyclocross, Marathons oder Bergsprints.

Wer es also lieber nüchtern und pragmatisch hat, keinen Wert auf virtuelle Bespaßung legt und Training und Leistungssteigerung in den Mittelpunkt stellt, dem sei Trainerroad wärmstens empfohlen!

Wer so wie ich unentschlossen ist, kann auch beides gleichzeitig machen, dem "Drill Instructor" aus Trainerroad die Kontrolle über den Smart Trainer überlassen und gleichzeitig durch die virtuelle Welt von Zwift rollen - zwei Ant+-Sticks oder diversen Ant+/Bluetooth-Kombinationen sei dank!

Mehr Infos zu Trainerroad hier, meinen Blogpost zu Zwift hier!

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7. Weleda Cold Cream

Auch im Winter fahren wir draußen! Egal, wie viele Schichten man anzieht, irgendwo kommt es immer kalt rein. Reißverschlüsse? Zumachen! Hals? Buff oder Halstuch! Ohren? Winterkappe oder Haube! Zehen? Schwieriges Thema - aber Wollsocken, Winterschuhe und Überschuhe helfen meistens auch über längere Touren hinweg. Gesicht? Brille und eventuell Mundschutz gehen ja noch, aber ein Teil des Gesichts wird immer unbedeckt sein. Und genau dafür gibt es Cold Creams.

Wer bei Kosmetika Wert auf hochwertige Inhaltsstoffe und Produkte legt, findet bei Weleda seinen Meister. Die ColdCream auf Bienenwachs-Basis pflegt, schützt und riecht angenehm nach Mandelöl. Aufs Gesicht auftragen und auch der fieseste Fahrtwind ist nur noch halb so schlimm.

Nicht ganz billig - knapp 10 Euro für eine kleine Tube - aber sehr wirkungsvoll und viel braucht man davon nicht, um einen Schutz vor der Kälte zu erlangen. Und auch wer im Winter ohnehin trockene(re) Haut hat, schmiert euch ein!

Produktinfos hier, zu kaufen bei Bipa und dm!

8. Freitag Blair & Serena

Ich bin ein Satteltaschenverweigerer! Ich sehe zwar absolut den Nutzen von Satteltaschen ein, die Praktikabilität und den Stauraum, aber ich mag sie nicht - das Aussehen und das Geklappere. Ich mag allerdings auch keine vollgestopften Triktotaschen... Egal. Ich versuche daher, mit leichtem Gepäck zu reisen, habe von allen mitgeführten Dingen eine möglichst kompakte Version mit und organisiere meine Trikottaschen bestmöglich.

Für Kleinteiliges und Wertsachen habe ich in diesem Jahr zwei sehr feine Exemplare von Freitag gefunden. Hersteller derartiger Taschen gibt es unzählige, auch Rapha und andere Bekleidungsmarken haben kleine Cases im Sortiment. Die Kaufentscheidung hängt daher von Vorlieben, Markentreue und Gefallen ab - und natürlich Praktikabilität - sofern eine Tasche mit einem Fach besondere Eigenschaften besitzen muss...

Widerstandsfähig und mit einem Zipp, der auch mit größeren Handschuhen zu öffnen ist - das sind meine Anforderungen! Schaut euch mal die Modelle an, es gibt unterschiedliche Größen, jedes Modell ist ein Unikat - und einen Teil einer zerschnittenen LKW-Plane mitzuführen ist gleichzeitig ein Fanal gegen den Schwerlastverkehr! (Naja, nein, nicht wirklich, aber Recycling ist cool!)

Hier der Link zum Freitag-Online-Store oder schaut in der Neubaugasse im Shop vorbei.

9. Lizard Skins Lenkerband

Mein Verschleiß an Lenkerbändern 2016 war beträchtlich. Ein kleiner Ausrutscher auf Schotter im Frühjahr, ein planmäßiger Austausch am Zweitrad kurz danach, ein schlecht gewickeltes Band beim Kauf des Crossers, ein Sturz mit ebenjenem im Herbst - vier Lenkerbänder später bin ich nunmehr bei Lizard Skins zu Hause.

In unterschiedlichen Stärken und in verschiedenen Farben erhältlich, ist das Band genau die richtig Mischung aus griffig, langlebig, rutschfest, dämpfend und schön! Leicht zu wickeln außerdem - wie oft habe ich beim Wickeln schon geflucht wie ein Kutscher!

Nothing more to say! Mein Favorit!

Link zum Produkt hier! Offline erhältlich bei Roadbiker!

10. Shimano Di2

Okay, okay! Das hier ist kein "kleines" Weihnachtsgeschenk! Dennoch, in der Liste meiner besten Produkte 2016 darf die elektronische Schaltung von Shimano "Di2" nicht fehlen. Anfangs war ich mir nicht ganz sicher, ob das wirklich notwendig ist. Hokus Pokus vs. Old-School. Ich repariere gerne und selber, daher war auch die Bereitschaft am Anfang eher gering, mir diesen Bauteil und die Herrschaft darüber aus der Hand nehmen zu lassen. Aber nach der ersten Fahrt sind ohnehin alle Zweifel verflogen.

Ich werde über die Dura-Ace Di2 noch einen eigenen Artikel schreiben, spätestens zum Ein-Jährigen meines Canyon. Aber nur soviel: Jeder Schaltvorgang sitzt, nichts ruckelt, nichts rattert, nichts schleift. Die Gangwechsel sind extrem präzise und gehen unglaublich schnell von der Hand - ein Fingertippen genügt! Anfühlen tut sich das Ganze eher nach Mausklicken... Die Akkus halten mindestens die versprochenen 3.000 Kilometer, an die Steckdose habe ich das Rad immer nur aus vorauseilendem Gehorsam gehängt, nie weil es die Statuslampe des Akkus mir befohlen hätte (lächerliche drei Mal bis jetzt!)

Aber wie gesagt, dazu ein andermal mehr! Infos hier auf der Shimano-Seite.

Ich bin schon gespannt, was das nächste Jahr an Technik, Gadgets und Teilen bringen wird!

Race against the Sun

Jahresrückblicke everywhere...

Ich bin gerade dabei, einige Punkte für meinen persönlichen (Rad-)Jahresrückblick zusammenzuschreiben. Gegen Jahresende schaut man ja immer wieder einmal gerne auf das vergangene Jahr zurück und lässt Revue passieren, was alles passiert ist, wie Dinge abgelaufen sind, was man im nächsten Jahr anders machen könnte.

Wie gesagt, der Rückblick auf mein Radjahr 2016 folgt noch - dann, wenns etwas ruhiger wird, der Weihnachtsstress vorbei ist und man bis Silvester einmal schön durchschnaufen kann. Aber von einem Highlight möchte ich euch vorab schon erzählen, meinem persönlichen "Race against the Sun" diesen Sommer. Zum Einen hat es sich einen eigenen Post verdient, zum Anderen haben mich direkt danach einige von euch gebeten, etwas detaillierter über dieses Abenteuer zu berichten.

Wie ihr ja bereits wisst, bin ich auf der Suche nach Projekten und Abenteuern, bei denen neben dem Sportlichen auch etwas Entdeckung, Abenteuer und - völlig unesoterisch gemeint - Selbsterkenntnis enthalten sind. Früher oder später landet man damit zwangsläufig bei Langstrecken-Projekten. Diese vereinen das oben Gesagte: man ist oft auf weitgehend unbekannten Wegen unterwegs, das Ziel ist weit entfernt, man lässt die gewohnte Gegend und Landschaft hinter sich, man versucht etwas, das man zuvor noch nie getan hat, lotet dabei auch seine Grenzen aus.

Das Projekt

Letztes Jahr bin ich in zwei Tagen zu Freunden nach Schladming gefahren. Am ersten Tag von Baden nach Mariazell, über die Kalte Kuchl und das Gscheid über gute 120 Kilometer. Das Gepäck bestehend aus einer Zahnbürste und einer Regenjacke (abgesehen von den Standards Geldbörse, Schlauch, Werkzeug, usw.). Am zweiten Tag über 175 Kilometer von Mariazell nach Schladming - wunderschön durchs Gesäuse und das Ennstal. Auch drei Stunden im mehr oder weniger starken Regen haben damals nicht an den epischen Grundpfeilern dieser Unternehmung rütteln können... Diese 175 Kilometer waren bis zum Sommer 2016 auch die längste Distanz, die ich bis zu diesem Zeitpunkt unter die Räder genommen hatte.

Im Winter dann neue Inspirationen (Race around Austria, Transcontinental Race), neue Destinationen (Kärnten) und neues Material (Canyon, Apidura-Taschen). Das Ganze dann noch garniert mit einem knackigen Motto ("Race against the Sun" - das haben schon meine drei Lieblings-Verrückten von Top Gear so gemacht) und fertig war das neue Projekt!

Die Route

Baden - Ferlach! Je nach Route zwischen 300 und 350 Kilometern, je nach Eskalationsstufe viele bis ganz ganz viele Höhenmeter, knappe 14,5 Stunden Zeit zwischen Sonnenauf- und -untergang. Ich könnte ja Stunden mit dem Routenplanungstool von Strava verbringen, Wegpunkte setzen, Straßen anklicken und dabei zusehen, wie die Kilometerzahl wächst... Richtung Kärnten bieten sich einige mögliche Routen an, die meisten Teilabschnitte ergeben sich allerdings relativ schnell quasi von selbst. Baden - Wr. Neustadt ist klar. Über den Semmering auch, der Wechsel wäre ein zu großer Umweg. Mürztal weiter bis Bruck an der Mur, dann die Entscheidung, die schnell gefällt ist: Neumarkter Sattel - zu viel Verkehr auf der Bundesstraße, daher wirds das Murtal runter nach Graz. Dann eine pittoreske Route durchs steirische Hügelland Richtung Deutschlandsberg. Die Soboth wäre reizvoll aber liegt mir zu weit im Süden, bleibt noch die Weinebene (dass diese nicht "eben" ist, dazu kommen wir noch!). Wolfsberg, Griffen, Völkermarkt ist dann halbwegs die Direttissima - ich gehe davon aus, dass ich zu diesem Zeitpunkt keine große Lust auf Umwege und landschaftliche Schönheiten haben werde. Die Strava-Route ist schnell angelegt, eine Marschtabelle im Excel ebenso - rund zwanzig Wegpunkte in vernünftigen Abständen, ausdrucken und aufs Oberrohr kleben.

Die Ausrüstung

Mein Canyon Ultimate CF SLX muss als Allzweckwaffe auch für derartige Einsätze herhalten, die Sitzposition ist - auch dank Bikefittings - derart gut, dass mir 14 Stunden im Sattel keine große Angst einjagen. Meine Rapha/Apidura-Satteltasche stopfe ich mit etwas Ersatzgewand, Lichtern, Riegeln & Gels voll. Allzu viel möchte ich nicht mitnehmen, mein eigentliches Gepäck wurde freundlicherweise schon einige Tage davor zum Zielort überstellt.

Lichttechnisch setze ich auf mein Lupine Rotlicht und meine Lupine Neo, die haben mich bis dato nie im Stich gelassen und sollten für die wenige Fahrzeit im Dunkeln auf jeden Fall ausreichen. Tunnels sind keine geplant auf meiner Strecke - diese hab ich bei derartigen Unternehmungen schon oft übersehen und bin plötzlich ohne Licht in der finsteren Röhre gestanden.

Etwas mehr Kopfzerbrechen hat mir die Stromversorgung bereitet. Nicht die Di2 - obwohl ich diese sicherheitshalber auch noch einmal aufgeladen habe vor der Abfahrt. Vielmehr der doch recht üppige Stromverbrauch des Garmin Edge 1000, wenn man ihn - so wie ich - immer in der Kartenansicht benützt und gleichzeitig noch allerlei Sensoren gekoppelt sind. In der Satteltasche mit dabei ist daher auch ein kleine Powerbank und ein langes USB-Kabel.

Ernährungstechnisch gehe ich keine Experimente ein: Powerbars (Sweet & Salty, damit der Magen nicht in der gleichen Sekunde verklebt), Peeroton Gels mit Cola-Geschmack (darauf ist mein Körper in Notfällen mittlerweile programmiert) und Honigwaffeln (bei einer Paris-Roubaix-Labe zum ersten Mal gegessen und seitdem Fixstarter).

Los Gehts!

Start um 5:30 in Baden während die Sonne sich als leichtes Schimmern am östlichen Horizont abzuzeichnen beginnt. Die ersten Kilometer sind schnell geschafft, hier bin ich auf bekannten Straßen unterwegs. Bad Vöslau, Kottingbrunn, Wöllersdorf. Eine Baustelle mit Belagsarbeiten bei Steinabrückl lässt mich kurz nervös werden, gibt es doch zwischen und neben den Maschinen kein Durchkommen und ich bin schon nach 20 Kilometern hinter meiner Marschtabelle zurück - aber keine Panik, über einen kleinen Feldweg komme ich zurück auf meine Route. Bad Fischau bis Neunkirchen, entlang der Fischauer Vorberge und der Hohen Wand - gleichzeitig geht die Sonne auf und mit ihr steigt die Stimmung. Die Autos werden etwas mehr, Zeit, in die Arbeit zu fahren - nicht für mich heute! Neunkirchen - Gloggnitz im Morgenverkehr, aber immer noch so wenige Autos auf der Straße, dass ich nicht aus meiner morgendlichen Trance gerissen werde.

Rauf auf den Semmering über die alte Bundesstraße! An einigen Stellen merkt man noch die frühere Bedeutung dieser Straße - bevor es die Semmering-Schnellstraße gab. Völlig überdimensionierte Straßenquerschnitte, Raststationen, die schon vor Jahren zugesperrt haben, LKW-Parkplätze ohne jegliche Nutzung - all das zeigt, wie es hier vor vielen Jahren zugegangen ist. Ich kann mich noch erinnern, dass wir in meiner Kundheit auf der Bundesstraße in Urlaub gefahren sind. Unter der Brücke von Schottwien hindurch, hier überschneiden sich neu und alt - die an sich sehr schöne und malerische Gegend wird von der Autobahn zerschnitten und auch ein gewisses Grunddröhnen ist zu vernehmen. Das Nachdenken über die Vergangenheit lässt mich die zehn-prozentige Steigung vergessen, in der ich gerade stecke. Die Straße nach Maria Schutz hinauf und weiter Richtung Semmering hat es in ein paar Kurven in sich, insgesamt ist die Steigung aber sehr moderat und man kann gemütlich hinaufstrampeln. Vorbei am Klosterwirt in Maria Schutz (beste Krapfen!!!), unter der S6 hindurch und rauf durch die letzte Kehre nach Semmering City. Wer einige der schönsten Straßen Niederösterreichs erleben möchte, der biege hier rechts ab Richtung Adlitzgräben und Breitenstein.

Drei Stunden im Sattel - 70 Kilometer geschafft. Die nächsten 15 Kilometer gehts bergab Richtung Mürzzuschlag, vorbei an Skigebieten & Industriestätten, zwischen Eisenbahn & Schnellstraße. In Mürzzuschlag verlasse ich gleichsam bekanntes Territorium, ab jetzt ist alles neu (naja, vieles zumnidest). An das Mürztal hab ich schlechte Erinnerungen. Ich wollte einmal von Hohentauern (bei Trieben) mit dem Rad nach Hause fahren, bin aber im Mürztal an Verkehr, Eintönigkeit und damals auch Wetter verzweifelt und bei Kindberg ins Auto gestiegen. Diesmal jedoch - in die andere Richtung und bei besserem Wetter - ist alles kein Problem. Zwar mit etwas mehr Verkehr aber trotzdem entspannt geht es Richtung Kapfenberg. Bei einer Tankstelle lege ich eine erste längere Rast ein, Garmin anstecken, Donut aus dem Tankstellenshop verschlingen, Wasser nachfüllen. War ich bis jetzt noch etwas verloren in der morgendlichen Schlaftrunkenheit und außerdem bisher auf bekannten Wegen unterwegs, so wird mir im Gespräch mit dem Tankstellenbesitzer zum ersten Mal klar, was da noch auf mich zukommt. Er wünscht mir "Alles Gute!"

Die Durchfahrten von Kapfenberg und Bruck an der Mur sollte man - als grundsätzlich lebensbejahender Mensch und im Interesse seiner eigenen Gesundheit - möglichst rasch hinter sich bringen! In Bruck an der Mur stehen fünf Stunden und 124 Kilometer auf dem Tacho - Zeit für eine Grundsatzentscheidung. Zug oder Weiterfahren - Bruck an der Mur hab ich mir als Exit-Point zurechtgelegt, hier gibt es Zugverbindungen in alle Richtungen für den Fall der Fälle. Der Körper sagt "Alles in Ordnung", einzig das Wetter rund um Deutschlandsberg schaut nicht so prickelnd aus, aber mal weiter nach Plan!

Bruck an der Mur - Graz kenne ich eigentlich nur vom Zugfahren. Ich fahre gerne Zug und bin ein geduldiger Beim-Fenster-Raus-Schauer. In letzter Zeit ertappe ich mich oft dabei, mir vorzustellen, auf den Wegen vor dem Zugfenster mit dem Rad zu fahren - potentielle Radrouten überall! Heute ist es also soweit. Den Radweg auf der Strecke erspare ich mir, versuche mein Glück auf der Bundesstraße und werde positiv überrascht - feinster Asphalt und kein einziges Auto! Vorbei an alten Tunnelgalerien, Staustufen in der Mur und duch alte Industriestädte (Pernegg, Mixnitz, Frohnleiten, Peggau, Gratkorn).

Bevor es jedoch nach Graz hineingeht, biege ich nach Westen ab - von hier an bin ich wirklich in unbekannten Gegenden unterwegs. Ich entferne mich von den vielbefahrenen Straßen, die Landschaft wird hügeliger, lieblicher - 6,5 Stunden Fahrzeit, 165 Kilometer. Es geht auf kleinen Straßen in Orte mit klingenden Namen wie Sankt Oswald ob Plankenwarth, Sankt Bartholomä, Hitzendorf, Mooskirchen, Zirknitz und Lemsitz. Nach einer Fahrzeit von acht Stunden durchbreche ich kurz vor Stainz die 200-Kilometer-Marke. Mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht mache ich kurz Rast, muss aber im gleichen Augenblick erkennen, dass rund um mich herum schwarze Wolken aufgezogen sind. In meiner Fahrtrichtung erkenne ich starken Regen und Blitze - nicht unbedingt das ideale Wetter, bevor es in die Berge geht. Ich schlucke hinunter (Essen wie auch Bedenken) und trete weiter in die Pedale - es regnet! Ich fahre am Rand einer heftigen Gewitterfront entlang, zwischen Stainz und Deutschlandsberg bekomme ich einiges an Regen ab aber die eigentliche Front dürfte genau in diesem Moment an mir vorbeiziehen - könnte sich mit Glück ausgehen.

8,5 Stunden, 217 Kilometer - Zeit für ein großes "Obi-Leitung", eine Melange und ein großes Stück Apfelstrudel im Zentrum von Deutschlandsberg. Vor mir türmt sich die wolkenverhangene Koralpe auf, gleich wird sich zeigen, ob es gescheit war, sich nach 200 Kilometern Strecke einen Ansteig mit 1200 Höhenmetern auf die Route zu legen. Raus aus der Stadt, einbiegen in die Bergstraße - "STOP! Bauarbeiten auf der Weinebene - kein Durchkommen - Umleitung über eine Straße 30 Kilometer weiter südlich". Scherz, oder? Ich befrage Anrainer, halte Autos auf, die aus der Richtung kommen, aber keiner kann mir mit Sicherheit sagen, ob ich mit dem Rad über die Weinebene komme - kurzer emotionaler Ausnahmezustand! Ich fahre einfach drauf los. Was jetzt kommt sind 20 Kilometer Anstieg mit 1200 Höhenmetern bei einer durchschnittlichen Steigung von 6%. Mühsam und langsam plage ich mich über die ersten steilen Abschnitte hoch Richtung Wolken - keine Menschen, keine Autos - zumindest regnet es nicht mehr. Die Zeit vergeht langsam, die Kilometer ziehen sich in die Länge. Im Wiegetritt beginnt meine vollgepackte Satteltasche hin- und herzuschwingen - einer der wenigen konstruktionsbedingten Nachteile dieser Taschen. Ich passiere drei Baustellen-Schilder - alle sagen mir in unterschiedlicher Dringlichkeit, dass ich auf dieser Straße nicht durchkommen werde! 17 Kilometer in den Anstieg hinein höre ich in der Ferne die ersten Geräusche von Baumaschinen, jetzt wirds also ernst. 1,5 Kilometer bis zur höchsten Stelle (gleichzeitig die Landesgrenze zwischen der Steiermark und Kärnten) und ich stehe vor verdutzten Arbeitern und Baumaschinen, auf der Straße vor mir dampft der Asphalt, der gerade aufgetragen wurde. Die Bauarbeiter erklären mir, dass ich zwar auf dem bereits harten Asphalt fahren könnte, aber aufgrund der Hitze innerhalb von wenigen Metern meine Schläuche platzen würden. In diesem Moment nicht zu Späßen bereit, frage ich nach irgendeiner Möglichkeit nach oben zu kommen. Ich darf mein Rad neben der Fahrbahn nach oben schieben, dort ginge es dann wieder - gesagt, getan, eh schon egal! Alles besser als wieder zurück zu müssen. Einen guten Kilometer Wanderung und viel Nervenkitzel später, bin ich am höchsten Punkt meiner Reise angekommen - auf 1.666 Meter. War der Aufsteig eine einzige Qual, warten jetzt auf mich 20 Kilometer feinste Abfahrt - ohne Autos, die Straße ist ja eigentlich gesperrt. Halleluja - off we go!

Wolfsberg, Tankstelle, Rast, 260 Kilometer, 12 Stunden im Sattel. Sonne und Wärme sind irgendwo in der Steiermark zurückgeblieben, irgendwie sieht es schon nach spätem Nachmittag und Dämmerung aus, also spute ich mich besser. Es geht flott dahin, einige Kilometer Richtung Süden, dann folgt auf meiner Marschtabelle ein rotes Feld. So habe ich mir die "Bergwertungen" gekennzeichnet. Lust hab ich da keine mehr drauf, aber da muss ich jetzt wohl durch. Der Griffener Berg hat 6% Steigung auf knapp vier Kilomtern Länge, was an sich keine allzu große Herausforderung darstellt, aber ich werde langsam aber doch müde. Also nochmal runter aufs kleine Blatt und geduldig raufkurbeln. Gottseidank ist hier wiederum fast gar kein Verkehr, alles findet auf der benachbarten Südautobahn statt, die ich einige Male kreuze.

Entlang der Autobahn Richtung Völkermarkt, eine Strecke für Zeitfahrer - kilometerlang geradeaus und ein minimales Gefälle. Auch ich versuche hier Tempo zu machen, es wird eher knapp mit dem Tageslicht - und es ist ja auch ein Rennen gegen die Sonne. Kilometer 300 in Völkermarkt - fühlt sich irgendwie unwirklich an. Eigentlich bin ich schon seit ein paar Stunden in einem trance-ähnlichen Zustand, mechanisches Treten - ob es anstrengend ist oder nicht, merkt man nicht mehr so unmittelbar.

Ich erreiche Straßen, auf denen ich mit dem Rad schon einmal unterwegs war. St. Kanzian am Klopeinersee, Stein im Jauntal, Gallizien... Im Glauben, gleich da zu sein gebe ich noch einmal Gas. Das "gleich da" sind zwar noch knapp 30 Kilometer, aber über diese Tatsache sehe ich gekommt hinweg - und bezahle prompt dafür. Entlang der Drau treffe ich auf den Mann mit dem Hammer - genauer gesagt: mehrere Männer mit vielen, sehr großen Hämmern! Nichts geht mehr, 20 km/h im Wiegetritt und dann kurz Rollen, wo ist das Ziel?! Schweren Herzens und mittlerweile in der Dämmerung bleibe ich zehn Kilometer vor dem Ziel noch einmal stehen, um kurz zu rasten und die Tanks noch einmal aufzufüllen! Da war ich doch etwas zu optimistisch...

15 Stunden im Sattel, Durchfahrt Ortseingang Ferlach, eine Last fällt ab. Nach 339 Kilometern steige ich von meinem Rad, die Sonne ist schon längst untergegangen, das Rennen gegen die Sonne hab ich verloren.

I lost, but I won

Ich hab es also nicht geschafft, vor Sonnenuntergang in Ferlach anzukommen. Aber ich habe es geschafft, meine Grenzen etwas auszuloten, mich zu überwinden, etwas Neues auszuprobieren und eine Strecke mit dem Rad zurückzulegen, die ich mir vor wenigen Jahren nie vorstellen hätte können.

War das wirklich notwendig? Nein, natürlich nicht! Werde ich das wiederholen? Ja, natürlich! Ich habe schon nach wenigen Tagen begonnen, neue Pläne zu schmieden. Und ich bin am nächsten Tag noch nach Lienz weitergefahren (ich musst zu einer Geburtstagsfeier dorthin...).

Würde ich etwas anders machen?

Leistungstechnisch hat alles gepasst - ich habe meine Durchgangszeiten mit einem Schnitt von 25 km/h kalkuliert und diesen letztendlich auch durchgezogen. Es war an keiner Stelle übermäßig anstrengend, sodass ich meinen Schnitt nicht hätte durchhalten können (die Weinebene mal ausgenommen). Routentechnisch habe ich einiges gelernt - je mehr man sich im Vorfeld mit der Route befasst, umso besser. Bundesstraßen sind nicht Bundesstraßen, umgekehrt gibt es auch Landesstraßen, die verkehrstechnisch der Horror sein können. Die Ernährung werde ich beim nächsten Mal noch konsequenter planen und durchziehen - so ein Hungerast kurz vor dem Ziel ist jedenfalls vermeidbar.

Auf der - wiederum nicht esoterisch gemeinten - psychologischen Ebene, war es jedenfalls eine unglaublich intensive Erfahrung, die ich jeder und jedem nur ans Herz legen kann. Es geht nicht darum, sich zu quälen, sondern sich ein Stück weit zu "erfahren", auf den eigenen Körper zu hören und diesen kennenzulernen.

Ich habe innerhalb von einem Tag unzählige Regionen unseres Landes durchmessen - jede auf ihre Weise einzigartig, habe Menschen und Tiere gesehen, unterschiedliche Wetterlagen durchlebt, so viele Dinge gerochen und gespürt.

Es ist unglaublich, wieviele Eindrücke zwischen Sonnenauf- und -untergang passen, was man an einem Tag alles erleben kann - dem "longest day"!

Hier könnt ihr euch die Aktivität auf Strava ansehen.