Salzkammergut Trophy 2022 (B-Strecke)

"Die Hölle, das sind wir selbst" heißt es bei T.S. Eliot. Entsprechende Androhungen sind daher maximal eine Konfrontation mit sich selbst. Ich persönlich war schon in mehreren Höllen (in Rad-Begriffen gesprochen): es gab die (für diesen Blog namensgebende) Fahrt durch die Hölle des Nordens nach Roubaix, ich war im Ortsteil Hölle in Illmitz am Neusiedlersee und jetzt eben auch noch im Salzkammergut. Metaphorische Höllen gab es derweil mehrere: Situationen, in denen ich nicht mehr konnte oder wollte, in denen ich den Wind angebrüllt habe, wo ich das Rad wütend in die Wiese geworfen habe, vor Anstiegen kapitulieren oder körperliche Schmerzen überstehen musste. Um noch kurz bei pathetischen Sprichwörtern zu bleiben: viele dieser Erfahrungen machen einen stärker oder (hoffentlich) klüger, manches wird man beim nächsten Mal anders machen. Ich werde durch solche Erfahrungen meistens gelassener. "Die Hölle des einen ist das Paradies des anderen" könnte man abwandeln. Aber ich schweife ab... Jedenfalls rühmt sich auch die Salzkammergut-Trophy mit Hölle und Teufel - letzterer ist auch physisch anwesend, feuert und schreit die Teilnehmer*innen des Rennens an und motiviert auf diese Weise, die doch recht anspruchsvollen Strecken und Anstiege zu meistern.

Kommen wir lieber zu "meiner" Geschichte mit der Trophy. Meine Rad-Wurzeln liegen ja beim MTB, das Rennrad kam da erst weitaus später in mein Leben. Dementsprechend war die Trophy schon immer auf meiner To-Do-Liste recht weit oben drauf, allerdings gibt es da das alljährliche Termin-Dilemma, finden doch am Trophy-Wochenende immer auch andere Rennen statt (es gibt jedes Jahr 2-3 solche Wochenende, wo man sich für ein Event entscheiden muss...). Und da war es bis dato fast immer so, dass ich mich doch für die inoffiziellen Meisterschaften meines Vereins PBIKE entschieden habe, die im Rahmen der Wachauer Radtage ausgefahren werden. Dieses Jahr war mein Plan ja eigentlich, beim Three Peaks Bike Race an den Start zu gehen, daher habe ich für die Wachauer Radtage schon früh abgesagt. Dann war mein persönliches Three Peaks gestrichen und plötzlich war da ENDLICH Raum und Zeit für die Salzkammergut-Trophy! Die Freude war groß, die Vorfreude noch größer und der Leichtsinn ebenso, war ich doch gleich für die zweitlängste Strecke angemeldet, bei der 120 Kilometer und knapp 4.000 Höhenmeter zu absolvieren sind.

Rennrad vs. MTB?

Nun verbringe ich doch den größeren Teil meiner Zeit auf dem Rennrad oder auf dem Gravel-Bike (und Gravel im Osten Österreichs ist dem Rennradfahren dann doch ähnlich). Die Teilnahme an einem MTB-Rennen ist dann also doch zu einem gewissen Grad ein Eintauchen in eine andere Welt. Ja, alles hat zwei Räder, aber damit sind die Gemeinsamkeiten dann im Wesentlichen schon erledigt. Strecken, Fahrtechnik, Kraftentfaltung, Leistungsoutput, Abfahrten - das sind dan doch MTB-spezifische Dinge, die man sich idealerweise in der Vorbereitung noch aneignet. Meine persönliche Vorbereitung war etwas anders ausgestaltet - so wie ich die meistens meiner Events und Veranstaltungen tendenziell immer eine Spur zu leicht nehme. So waren es im Endeffekt ein paar Ausfahrten mit dem MTB in Osttirol, die zwar durchwegs anspruchsvoll waren, aber in Summe eben nicht ausreichen, um sich auf ein Format wie die Trophy vorzubereiten. Wobei das ziel von Anfang an war, durchzukommen und einmal einen Fuß in die Welt von MTB-Marathons zu setzen. Schließlich war es mir in den vergangenen Jahren schon immer wichtiger, etwas Neues auszuprobieren und anzuschauen, als mich irgendwo um 4 Plätze zu verbessern. Wohlgemerkt wäre das vermutlich auch nur eine Verbesserung von Rang 379 auf 375 - also eigentlich irrelevant, wenn es gleichzeitig unzählige andere Dinge gibt, die man ausprobieren kann.

Die Familie feuert an!

Und weil es bei mir in diesem Fall eben mehr ums Dabeisein als um die Platzierung geht, haben wir aus dem Trophy-Wochenende kurzerhand einen Familienurlaub gemacht. Die Gegend rund um das Rennen bietet so viele Möglichkeiten zur Erholung, Sehenswürdigkeiten und Ausflüge, dass es fast schon fahrlässig wäre, nur für das Rennen anzureisen. Ausgangspunkt für das gesamte Wochenende war die Hagan Lodge in Altaussee, wo man als Familie eine eigene kleine Hütte beziehen und sich seinen Urlaub individuell gestalten kann (und sich nicht sorgen muss, dass die eigenen schreienden Kinder die Urlaubenden im Nachbarzimmer aufwecken oder stören...) Die Hütten bzw. das Hüttendorf bieten außerdem die passende Infrastruktur für Radfahrende - sei es direkt (Stichwort Radwaschanlage) oder Indirekt (Sauna in der Hütte!).

Die Familie mitzuhaben, mögen manche als zweischneidiges Schwert ansehen. Ich finde es schön, rund um eine Event Zeit mit der Familie zu verbringen und das Ganze mit einem Urlaub verbinden zu können. Ist man auf die absolute Leistung aus, mag es vielleicht die optimale Vorbereitung auf ein Rennen beeinträchtigen, wenn man kurz davor noch Ausflüge macht oder in der Nacht nicht die absolute Ruhe genießen kann. Unser Ausflug nach Hallstatt war jedenfalls sehr schön, auch aufgrund der Tatsache, dass sich (hauptsächlich asiatische) Touristenmassen aufgrund von Corona-Auswirkungen noch nicht wieder in vollem Ausmaß über das Juwel am See gestürzt haben. Die kurze Fahrt mit der Zahnradbahn hinauf zum Salzberg hätten wir - im Nachhinein betrachtet - vielleicht doch machen sollen. Das hätte der Streckenkenntnis genützt, aber dazu gleich mehr...

169k-erprobte (und kindertaugliche) Ausflugstipps: Bootfahrten am Hallstätter See, Besichtigung von Hallstatt, Bootfahrten am Altausseer See, Spaziergang durch Altaussee oder eine längere Runde rund um den See, Fahrt auf den Loser mit grandiosem Ausblick auf den Dachstein und die rundumliegenden Berge.

Die Trophy

Die Salzkammergut-Trophy gilt als Institution und bezeichnet sich selbst als größten und härtesten MTB-Marathon - im Jahr 2022 immerhin schon in der 25. Auflage! Und über die Jahre sind Programm und Varianten stetig gewachsen: sieben unterschiedliche Strecken für das Mountainbike, ein Gravel-Bewerb, eine e-MTB-Schnitzeljagd und zahlreiche Kinder-Bewerbe lassen kaum Wünsche offen und eigentlich sollte jede*r etwas passendes für die eigene Leistungsstufe finden. Los geht es mit knapp 22 Kilometern und 600 Höhenmetern (auf der G-Strecke), die absolute Königs- und Königinnenklasse ist sicherlich die berüchtigte A-Strecke mit unfassbaren 213 Kilometern und über 7.000 Höhenmetern. Und um eines gleich vorwegzunehmen: Bei vielen Events fährt man mit und denkt sich, "Ach, die längere Strecke könnte ich mir schon noch irgendwie vorstellen". Bei der A-Strecke der Trophy hingegen, gelangt meine Vorstellungskraft und entfernteste Idee des Möglichen an Grenzen. Ich bin glaube ich ganz gut belastbar und auch im Kopf recht stark, hab schon lange Strecken absolviert und kann ab und zu auch meine Grenzen etwas ausreizen. Aber wie man mit dem MTB über derartige Distanzen fahren kann (und noch dazu in einer flotten Zeit, wie es die Guten der A-Strecke machen) ist mir schleierhaft und wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch für immer bleiben.

B-Strecke

Ich habe mich für die B-Strecke mit 121 Kilometern und 3.800 Höhenmetern entschieden - irgendwie schien mir das für mein Leistungsniveau passend (Spoiler: NOT!). Dabei habe ich natürlich gekonnt außer Acht gelassen, dass 1. MTB-Kilometer sich mitunter massiv von Rennrad-Kilometern unterscheiden, dass man 2. mit dem MTB entsprechend langsamer unterwegs ist als mit dem Renner und man 3. auch noch Fahrtechnik, Erschütterungen und alles andere zur Erschöpfung "miteinrechnen" muss.

Gleich nach dem Start geht es 900 Höhenmeter bergauf, in der Gruppe und mit anderen Fahrer*innen um einen herum, damit fällt es noch etwas leichter, die Meter vor sich hin zu kurbeln. "Meter" deshalb, weil es bei mir gut 40 Minuten gedauert hat, bis die 10 Kilometer-Marke des Rennens "durchbrochen" war - da spielt der Kopf schon zu Beginn des Rennens verrückt, wenn man beginnt, die Dauer dessen hochzurechnen, was noch alles kommt. Teil dieses ersten Anstiegs ist auch ein sehr technischer Part - ein schmaler Trail, versehen mit großen Steinen und Wurzeln. Generell eilt der Trophy ja eher der Ruf voraus, nicht zu den technisch allzu anspruchsvollen Rennen zu gehören. Es gibt auf der B-Strecke drei Abschnitt, auf denen man nicht auf Forststraßen oder auf ausgetretenen Wegen oder Radwegen unterwegs ist. Und vor diesen drei Abschnitten hatte ich etwas Sorge, habe ich doch zwar technische Grund-Skills aber für die richtigen Fähigkeiten und das notwendige Selbstvertrauen im Gelände bin ich dann doch zu wenig mit dem MTB unterwegs. In die Karten hat mir der Regen gespielt, der am Vor-Vor-Abend des Rennens zwei dieser drei Abschnitte in matschige, rutschige und - in den Augen der meisten Teilnehmenden - unfahrbare Passagen verwandelt hat. Ich konnte daher ruhigen Herzens mit allen anderen mein Rad durch diese Abschnitte schieben - an Fahren wäre da für mich nicht zu denken gewesen.

Der schmale und steinige Weg in der Anfahrt zur Ewigen Wand war auch feucht, allerdings auch für meine Verhältnisse fahrbar. Ich habe an solchen Stellen auch gar kein Problem, meine Langsam(er)kein anzuerkennen und jene vorbeizulassen, die in mir auf der Jagd nach einer guten Zeit ein fahrendes Hindernis sehen. Die Ewige Wand selbst ist so etwas wie das (touristische) Wahrzeichen der Trophy. Der Zusatz "touristisch" deshalb weil es auch noch ein leistungstechnisches Wahrzeichen gibt - den Salzberg! (Dorthin kommen wir gleich). Die Ewige Wand ist meines Wissens nur während der Trophy für Radfahrende geöffnet - man fährt durch den Felsen, am Rand des Felsens und genießt dabei - wenn man kurz einen Blick riskiert - ein tolles Panorama über Bad Goisern. Ist man schnell genug oder auf der A-Strecke unterwegs, wird man dort in der Regel auch vom Teufel höchstpersönlich angefeuert (und mit ihm fotografiert!) EDIT: Die Ewige Wand ist von Mai-Oktober befahrbar im Rahmen des Streckennetzes.

Bei Lauffen gelangt man wieder im Tal an, überquert die Traun und begibt sich dann auf den entspanntesten Teil der B-Strecken-Reise: rund 20 flache Kilometer bis nach Obertraun. Durch Bad Goisern, Untersee und Obersee, entlang des Hallstätter Sees, über die spektakuläre Hängebrücke, die über die tiefste Stelle des Sees gespannt ist, mit kurzen Stichen aber immer mit tollen Ausblicken. Idealerweise hat man in diesem Abschnitt ein paar Mitfahrende, die einem Windschatten spenden oder mit denen man sich an der Spitze abwechseln kann. Man sollte die flachen Meter nämlich dafür nützen, Kräfte für die kommenden Aufgaben zu sparen bzw. - umgekehrt formuliert - nicht allzu viel Körner zu verschießen, weil man die noch verzweifelt benötigen wird.

D-Day am Salzberg

Kurz vor Hallstatt wird es nämlich ernst. Man kann gerade noch erspähen, welchen Höhenunterschied die Zahnradbahn zurücklegen muss, um nach oben zu kommen - eine Aufgabe, die nun mit dem Rad zu absolvieren ist. Ein schmaler Weg verläuft im engen Zick-Zack hinauf - zuerst noch auf Asphalt, dann auf Schotter und Erde (mit ungemütlichen Stufen drinnen). Und genau hier beginnt mein fataler Strecken-NICHT-Besichtigungsfehler, war ich doch in der Annahme unterwegs, dass der Salzberg nach diesen steilen Kehren erledigt ist und es oben raus flacher wird. Dabei hätte ein kurzer (genauerer) Blick auf das Höhenprofil gereicht, um zu sehen, dass die eingangs beschworene "Hölle" dort erst beginnt. Der Weg baut sich vor einem auf und während man sich mit jedem Meter wünscht, der Gradient würde menschlicher werden, wird er in Wahrheit immer steiler. Für mich ist an dieser Stelle nicht mehr an Fahren zu denken, sogar das Schieben fällt schwer in einer Mischung aus heiß, durstig, steil und müde. Das Lächeln, das man mit den ebenfalls schiebenden Mitbewerbern austauscht, schwankt zwischen Verzweiflung, Mitleid und "Was soll das bitte sein?". Ich werde von der Seite nach einem Multitool gefragt und nütze diese Gelegenheit für eine dringend, dringend, dringend notwendig Pause (während derer übrigens die spätere A-Strecken-Siegerin Babsi Mayer an mir vorbeiFÄHRT) - meine Verneigung vor jedem und jeder, die oder der bei solchen Steigungen und mit bereits einigen Kilometern in den Beinen hier noch im Sattel sitzt und sich dieses Berg erarbeitet. Der Schädel brummt und die Gedanken schwirren und man bildet sich schon ein, dass der Höllenlärm aus Kuhglocken und Geschrei aus dem eigenen Kopf kommt, bis man eine der vielen Fanzonen erreicht, bei denen man frenetisch angefeuert, angeschrien und so den Berg hinaufgetragen wird. Und während man die letzten Kilometer schon einige Male an der Funktionsfähigkeit des Wahoo gezweifelt oder einen Fehler im GPX-File erwartet hat, deutet sich dann doch irgendwann ein leichter Knick in der Route an und damit das Ende des Salzbergs - so gut war meine Recherche dann doch wieder.

Die Pause ist von eher kurzer Dauer, fehlen doch noch über 1.000 Höhenmeter und bis zum höchsten Punkt des Rennens, der Rossalm, fehlt auch noch einiges. Mein "Rennen" ist spätestens nach diesem Salzberg-Erlebnis gelaufen, den Rest der Strecke möchte ich halbwegs würdevoll absolvieren - längst habe ich für mich erkannt, dass die B-Strecke eher ein "Ötztaler" ist als eine Afterwork-Ausfahrt. Der Weg zur Rossalm ist gespickt von Fluchen, Fast-Tränen und vielen Pausen. Und nachdem die vorherigen Stunden (wieder einmal) ein ernährungstechnisches Waterloo für mich waren, fällt es mir auch schwer, meine Energiereserven wieder aufzufüllen (wer den richtigen Zeitpunkt verschläft, erfängt sich davon nicht mehr richtig...). Am höchsten Punkt stehen Rettung und Streckenposten und feuern die Durchfahrenden an - immer beruhigend zu wissen, dass im Falle des Falles immer wer zur Stelle wäre. So wie das übrigens entlang der ganzen Strecke der Fall ist! Die Laben und Checkpoints sind durchwegs mit netten, emphatischen, engagierten und erfahrenen Menschen besetzt, alle hilfsbereit und nicht müde, den einen oder anderen aufmunternden Spruch mitzugeben! Die folgende Abfahrt ist flott - sehr flott. Und im Gegensatz zum Rennradfahren, wo man nach der Kuppe auch mal den einen oder anderen Meter entspannen und die Beine baumeln lassen kann, gilt es am MTB sofort wieder volle Konzentration zu erlangen und auf der Ideallinie die Abfahrt zu bestreiten. Wäre ich auf einer normalen Ausfahrt gewesen, hätte ich in dieser Abfahrt an mehreren Stellen gehalten und die Kamera gezückt - so toll war der Ausblick auf den Dachstein und die Gipfel der umliegenden Berge. Aber Rennen ist Rennen und die Kamera hab ich diesmal zuhause gelassen.

Schmalz am Brot statt in den Oberschenkeln

Nach der Abfahrt fährt man entlang der Gosauseen durch eine wunderbare Landschaft - auch hier sollte man eigentlich stehenbleiben und sich auf eine Bank setzen und den Ausblick genießen. Flott geht es ein Stück die Straße bergab, dort hat mir dann kurz der Trophy-Teufel ins Gesicht geschrien (ich hab zurückgeschrien!) und dann kam eines meiner kleinen Highlights - eine Labe mit Schmalzbrot. Und wie bei so vielen Gelegenheiten sind Laben und die dort erhältlichen "Speisen" nicht nur für den Körper wichtig, sondern auch für den Geist. Und diese zwei kleinen Stück Schmalzbrot (so wenig ich Schmalz im Alltag essen würde) haben mir tatsächlich neuen Schwung gegeben inmitten des tristen Geschmacks von Riegel und Gels. Die restlichen 400 Höhenmeter waren dann auch noch irgendwie eine überschaubare Aufgabe (irgendwann ist es dann scho egal...) und mit dem Höhenprofil kurz vor dem letzten Zacken hab ich dann tatsächlich auch noch ein paar Körner in meinen beinen gefunden, Gas gegeben und mich Richtung Ziel gearbeitet. Die letzten 10 (flachen) Kilometer waren dann zwar noch länger als gedacht und gewünscht aber irgendwann ist man dann tatsächlich im Ziel. Kein Feuerwerk, kein roter Teppich für einen Platz am letzten Ende des Felds, aber tiefe persönliche Erleichterung und Zufriedenheit, Abklatschen mit jenen, die die letzten Kilometer mit einem verbracht haben und ein wohlverdientes Getränk bei der Zielverpflegung.

Das Wunden lecken am Tag danach ist irgendwie anders als nach Rennrad-Rennen oder -Events - eher ein angenehmes "Leer-Sein" als Schmerzen und Weh. Einzig die Handgelenke werde ich noch längere Zeit spüren, da macht sich dann wohl doch bemerkbar, dass ich die Griffposition am MTB nicht oft genug innegehabt habe.

Mit dem Virus angesteckt?

Keine Sorge hier gehts nicht um COVID... Aber die Salzkammergut-Trophy mit ihren vielen Varianten, Strecken und Disziplinen hat großen Ansteckungsfaktor. Nächstes Jahr die gleiche Strecke schneller versuchen? Eine Stufe länger oder kürzer? Die Gravelstrecke ausprobieren? Man kippt hinein (im positiven Sinne!) und wird süchtig nach der Veranstaltung. Gemeinsam mit der tadellosen und freundlichen Organisation (Strecken, Beschilderung, Absicherung, Bewirtung) ist dann schon verständlich, warum so viele schnell zum Trophy-Wiederholungstäter oder zur Wiederholungstäterin werden. (Nur die A-Strecke werde ich immer nur beklatschen, nicht erFAHREN).

Equipment

Ein Wort noch zur Ausrüstung - auch weil ich mir da im Vorfeld aufgrund meiner fehlenden MTB-Erfahrung Gedanken gemacht habe:

Ich habe letztes Jahr mein Fully gegen ein klassisches Hardtail von BMC eingetauscht. Nachdem ich nicht der Trail-Hunter sondern eher der Forststraßen-Roller bin, reicht mir im Alltag ein Hardtail völlig aus. Außerdem gefällt mir die technische Einfachheit und Leichtigkeit. Und bei Rahmen modernen Schnitts und in meiner Größe ist die Sattelstütze so lang, dass diese ordentlich flexen kann und quasi Federweg erzeugt. Gemeinsam mit modernen breiten (Tubeless) Reifen kommt so schon ein schöner Komfort zusammen. Für die Trophy war das Hardtail dann auch völlig ausreichen.

Auch mit meinem Tubeless-Setup war ich sehr happy, obwohl ich den Reifendruck eher gegambelt als aus Erfahrungswerten destilliert habe. In den oben angesprochenen ruppigen Trail-Passagen mussten unzählige Fahrerinnen und Fahrer ihre Platten reparieren, während ich hier ohne Schaden oder Beeinträchtigungen darübergekommen bin.

Und nachdem ich Fotos vom Rennen gepostet habe, kamen einige Fragen, warum ich mit meinem Camelbak-Rucksack gefahren bin. Antwort: Das war eher eine Sicherheitsvariante. Die Temperaturen waren am Renntag höher als erwartet und ich wollte - nachdem ich in den vorangegangenen Wochen bei einigen Ausfahrten "trockengelaufen" bin, kein Risiko eingehen und ausreichend Flüssigkeit bei mir haben. Bei der Dichte der Laben und Verpflegungsstationen hätten zwei Flaschen am Bike auch ausgereicht aber der Rucksack hat mich nicht weiter gestört und mir etwas Sicherheit vermittelt.

2023?

B-Strecke aber etwas schneller und mit besserer Vorbereitung! ;)

Disclaimer

Die Teilnahme fand auf Einladung des Veranstalters statt - nachdem wir seit 5 Jahren darüber geredet haben :)

Die Fotos sind entweder selbst aufgenommen oder Copyright Sportograf.

Salzkammergut Trophy "Individuell"

Ich bin es eigentlich schon leid, jeden Blogpost mit irgendeiner COVID-Feststellung beginnen zu müssen, aber vorerst kommen wir da leider nicht drumherum… Außerdem ich das wohl nichts gegen die sehr realen und teilweise großen Probleme, denen zahlreiche Veranstalter in diesem Jahr gegenüberstehen. Unzählige Alternativkonzepte sprießen aus dem Boden, damit Freunde des Radsports doch noch in den Genuss der einen oder anderen Veranstaltung kommen und dafür sollte man grundsätzlich jedem einzelnen Veranstalter sehr dankbar sein!

Und so wäre eben die Salzkammergut Trophy 2020 auf meinem Terminkalender gestanden, dick und fett eingetragen - meine Premiere bei einem waschechten Mountainbike-Rennen. Aber nichts da - kein großes Event, kein Gedränge an der Startlinie und keine explodierenden Oberschenkel schon am ersten Anstieg. Damit aber zumindest Letzteres trotzdem möglich ist, haben sich die Veranstalter der Trophy das wohl ausgeklügeltste und kompletteste Alternativprogramm überlegt. Seit einigen Monaten schon und noch bis Ende Oktober ist das Befahren aller sieben (!) Trophy-Strecken möglich und das noch dazu in den drei Kategorien MTB, E-MTB und Gravelbike. Macht insgesamt also 21 Varianten, in denen man sich in und rund um Bad Goisern austoben kann.

Die Startgebühr von 29 Euro beinhaltet eine Startnummer mit Chip, ein Startsackerl mit einigen Goodies, eine volle Beschilderung der Strecken sowie eine automatische Zeitnehmung auf ausgewählten Abschnitten. Mit dieser einen Startnummer kann man sämtliche Strecken in einer Wertungsklasse (MTB, E-MTB oder Gravel) befahren. Wer seine Zeiten verbessern möchte, kann natürlich auch mehrfach auf einer Strecke starten und so noch die letzten Sekunden rausholen. Einzig mehrere Strecken an einem Tag zu fahren funktioniert nicht, da sonst die Zeiten überschrieben werden.

Die Anmeldung erfolgt einfach und schnell online, die Abholung der Startnummern ist an zehn Stellen rund um Bad Goisern möglich - z.B. beim Toursimusbüro, das gleich neben der (virtuellen) Startlinie steht.

Meine Trophy individuell

Die sieben Strecken bieten für jeden Gusto etwas - unterschiedliche Distanzen, unterschiedliche Höhenmeter, verschiedene Kombinationen. Während sich die ganz Hartgesottenen auf die (dieses Jahr verkürzte) A-Strecke über 176 Kilometer und 5.904 Höhenmeter arbeiten, reicht mir als Einstieg die E-Strecke. Diese habe ich im Vorfeld auf Basis der angezeigten Profile und Karten für mich gewählt - mit 54 Kilometern und knapp 1.700 Höhenmetern genau das richtige für einen schönen Herbstausflug. Die Zeitnehmung passiert nur auf zwei definierten Abschnitten (=Anstiegen), damit fallen Aufregung und Gedränge am Start weg und es bleibt zwischendurch Zeit für Fotos, die eine oder andere Rast oder ein kurzes Innehalten, um den Ausblick zu genießen.

Meine Startnummer hole ich im “CafeLaden” in der Innenstadt von Goisern, danach geht es direkt zum Tourismusbüro, in dessen Innenhof der Transponder meiner Startnummer zum ersten Mal registriert und aktiviert wird. Auch so kann ein Rennen beginnen - ganz ruhig und entspannt. Aus dem Tourismusbüro höre ich noch eine freundliche Stimme, die mich nach meinem Befinden fragt und “ob ich mich eh auskenne, was zu tun ist”. Ich bejahe und rolle auf den Hauptplatz zur virtuellen Startlinie und gleich danach gemütlich hinaus aus Bad Goisern. Die ersten Kilometer führen auf Asphalt mit bereits recht knackigen Steigungsprozenten hinauf Richtung Herndl und Kogl. Für ein “Einrollen” ist es schon etwas zu anstrengend aber immerhin bleibt noch genug Luft, um die Ausblicke auf den Hallstätter See und den Dachsteingletscher zu genießen. Die herbstliche Berglandschaft präsentiert sich von seiner Zuckerseite und den Dachstein zu sehen, freut mich immer - egal ob von Schladming aus, oben in Gosau oder aber auch vom entfernteren Lichtenberg bei St. Georgen aus.

Die Streckenführung ist bestens beschrieben und obwohl ich ohne GPX-Track unterwegs bin, kommen am weiteren Verlauf nie Zweifel auf. An sämtlichen Gabelungen und Kreuzungen sind Schilder der Trophy aufgehängt, mit sämtlichen Informationen zu den unterschiedlichen Strecken und den nächsten Wegmarken. Man arbeitet sich von Checkpoint zu Checkpoint - je nach Strecke in unterschiedlicher Reihenfolge. Und zwischen einigen definierten Checkpoints wird die Zeit genommen - auf meiner E-Strecke ist es zwischen Checkpoint 9 und 10 nun zum ersten Mal soweit. Kein Trommelwirbel, kein Adrenalinrausch, aber man fährt halt etwas zügiger und verlegt die Trink- oder Pinkelpause hinter das Ende des Segments. Der Transponder in meiner Startnummer am Lenker kommuniziert lautlos mit den kleinen roten Boxen, die am Wegesrand befestigt sind. Es gibt keine akustische oder anders geartete Bestätigung über diesen Datenaustausch - man muss sich drauf verlassen, dass alles funktioniert. Bei manchen mag das ein ungutes Gefühl erzeugen, ob die Zeiten auch wirklich gemessen werden aber der Sendebereich ist vom Veranstalter so großzügig bemessen worden, dass eigentlich nichts schiefgehen kann.

Beim Checkpoint “Waldgraben” ist das erste Segment auf der Forststraße abgeschlossen und auf einer kurzen Abfahrt über einen Wurzeltrail werde ich zum ersten Mal sanft daran erinnert, dass meine Fahrtechnik zwar nicht die allerschlechteste sein dürfte, ich aber trotzdem die meiste Zeit auf der Straße unterwegs bin. Einen Sturz kann ich zwar verhindern aber in einer Senke “zaubert” es mich ganz schön.

Vorbei am JUFA Altaussee und dem danebenliegenden Skigebiet, vorbei an der Mautstelle der Loser Panoramastraße und vorbei an der touristisch gut erschlossenen Blaa-Alm geht es über anspruchsvolles und steiniges Gelände hinunter Richtung Rettenbachalm. Mit meinem gut gefederten BMC Fourstroke könnte ich es hier etwas laufen lassen, aber während ich bis jetzt eigentlich alleine unterwegs war, gesellen sich an diesem schönen Sonntag immer mehr und mehr Wanderer, Ausflügler und andere Radler*innen zu mir. An einem Rennwochenende würde die Strecke nur den Radler*innen gehören, an diesem regulären Wochenende teilt man sich die Wege eben mit anderen Leuten - ganz nach dem Fair Play-Gedanken, nach dem man ohnehin die ganze Zeit unterwegs sein sollte. Sofern man daran Freude findet, kann man sich an der Tatsache aufbauen, dass man fast als einziger mit einem konventionellen Rad (ohne Elektromotor) unterwegs ist. Und während das Gros der E-Biker adäquat ausgerüstet zu sein scheint, finden sich zwischendrinnen auch einige wenige jener Vertreter, die der E-Bike-Szene leider ihren manchmal etwas fahlen Beigeschmack verleihen. (Für eine Tour über Stock und Stein sollte man sich dann doch zumindest das geeignete E-Bike-Modell ausborgen. Ich glaube das betreffende Pärchen hatte auf dem folgenden Wurzeltrail keine allzu große Freude…).

Ab Kilometer 26 wartet der zweite gezeitete Abschnitt der E-Strecke und die 8 Kilometer Steigung mit knapp 10% durchschnittlicher Steigung fühlen sich schwerer an als gedacht. Das mag zum einen am King of the Lake liegen, den ich vom Vortag noch in den Beinen hatte, zum anderen fährt es sich mit dem MTB einfach anders - also schwerer :) .Die Hütteneckalm am höchsten Punkt der E-Strecke (auf 1.260 Metern) bietet sich da hervorragend für einen Zwischenstopp mit entsprechendem Re-Fueling an. Ein zünftiges Speck- oder Liptauerbrot war Energieriegeln schon immer haushoch überlegen!

Die Zeit zum Verdauen und Ausrasten bietet sich bei der darauffolgenden Abfahrt. Und man sollte sich auch noch einmal kurz ausruhen, wartet doch mit der “Ewigen" Wand” noch das absolute Highlight der Runde. Die Anfahrt über einen schmalen Weg mit groben Steinen und Wurzeln weckt noch einmal alle Sinne bevor es knapp zwischen blankem Fels und Absperrseil durch die Ewige Wand geht - ein Weg, der dem Berg wohl nur mit brachialer Gewalt abgetrotzt werden konnte. Noch ein letztes Mal kommen Bad Goisern, der Hallstätter See und der Dachstein in den Blick bevor es nach der Ewigen Wand durch den Wald hinunter Richtung Traun geht. Bei Lauffen gelangt man zurück ins Tal, entlang des Flusses bestreitet man die letzten flachen Kilometer bis ins Ziel in Bad Goisern.

Los, los, los!

Bis Ende Oktober ist noch das Befahren der Trophy-Strecken nach dem oben geschilderten Modus möglich und ein paar schöne Tage wird der Herbst schon noch für uns übrig haben.

Und weil sieben Strecken noch immer nicht genug sind, gibt es am 18. Oktober noch einen MTB-Marathon mit zwei neuen Strecken. Bei diesem wird - statt wie ursprünglich für Ende Mai in Kleinzell geplant - die MTB-Marathon Staatsmeisterschaft ausgetragen aber auch Hobby- und Amateurfahrer*innen können sich dort noch einmal an eine (echte) Startlinie stellen.

Alle Infos zur Salzkammergut Trophy Individuell gibt es auf der Homepage des Veranstalters und auch wenn noch nicht klar ist, was das Jahr 2021 bringen wird, der Termin für die Trophy 2021 ist schon in meinem Kalender vorgemerkt!

King of the Lake 2019

Wie soll ich diesen Blogpost über den King of the Lake 2019 beginnen, wo ich doch schon im vergangenen Jahr alle verfügbaren Superlative gebraucht habe… Daher hier die Kurzfassung für alle, die sich nicht durch die Details meines Blogposts wühlen möchten:

Der King of the Lake ist eine der tollsten Veranstaltungen, die ich mir nur vorstellen kann - (gesperrte) Strecke, Organisation, Menschen, Landschaft und alles Drumherum sind perfekt. Wer noch nicht dabei war oder nicht verstehen kann, warum jeder so von der Veranstaltung schwärmt, der oder die stelle sich unbedingt einmal an die Startlinie! Punkt.

Du möchtest doch noch mehr lesen? Na gut, starten wir von vorne :)

Es ist mein dritter King of the Lake, wobei King werde ich auch dieses Jahr nicht werden. Ich habe große Konkurrenz: neben meiner Wenigkeit stehen auch noch mein Trainingsrückstand, mein launischer unterer Rücken und mein Schlafmangel am Start - es wird ein hartes Match. Um kein Risiko einzugehen, habe ich materiell noch einmal aufgerüstet. Nach meiner grandios gescheiterten Premiere am Zeitfahrer im Jahr 2017 und einer - wie ich meine ganz soliden - Fahrt mit dem Rennrad 2018, steht 2019 wieder ein Zeitfahrer in meinem Hotelzimmer im Litzlberger Keller. Die neue BMC Time Machine Disc schreit “schnell” und “schnittig” und es wird wohl ein langer Weg werden, bis der Pilot ebenjener Maschine auch nur ansatzweise die selbe Dynamik versprühen wird - aber egal. Bekanntermaßen macht es (zumindest mir) mehr Spaß auf schönem Material und wo wenn nicht hier am wunderschönen Attersee beim größten Einzelzeitfahren Europas.

Am Attersee

An den Attersee finde ich schon blind, verbringe ich doch mittlerweile schon mehrere Tage oder fast Wochen meines Radjahres hier in der Gegend. Mondsee-Radmarathon, die Staatsmeisterschaften 2019, das Race Around Austria, der Mohrenwirt in Fuschl - es ist hier eine besondere Ecke entstanden mit engagierten Menschen, die auf eine unaufgeregte aber zielstrebige Art und Weise den Rad(breiten)sport in Österreich vorantreiben. So wie auch ganz Oberösterreich mittlerweile eine tolle Vorreiterrolle eingenommen hat - nicht zuletzt die vielen oberösterreichischen Profis oder jene Fahrerinnen und Fahrer, die sich anschicken, solche zu werden, zeugen davon, dass es sich um einen guten Boden handelt.

Über den King of the Lake selbst wurde schon viel gesagt und geschrieben. Es ist die größte Veranstaltung ihrer Art in Europa - das Konzept geht nächstes Jahr in seine zehnte Ausgabe, was man am Weg dorthin geschafft und erlebt hat, können Worte wohl schwer beschreiben. Knapp 1.300 Starterinnen und Starter haben sich im Frühjahr 2019 um die Startplätze bemüht, innerhalb von wenigen Stunden waren diese dann auch schon wieder vergeben. Die gesperrte Bundesstraße rund um den See ist so etwas wie das Aushängeschild der Veranstaltung und OK-Chef Erwin Mayer muss jedes Jahr einen großen Teil seiner Energie darauf verwenden, dass dies auch so bleibt. Und das ist ihm unendlich hoch anzurechnen, sind doch die Interessen der Bevölkerung mannigfaltig und ein Radrennen ist halt trotzdem in der Wahrnehmung vieler immer noch “nur ein Radrennen” und unter diesen Rahmenbedingungen an einem Samstag für gut sechs Stunden die einzige Straße rund um den See komplett zu sperren, ist eine entsprechende Leistung. Polizei und Feuerwehr helfen tatkräftig mit, die Gemeinden tragen das Event ebenso und haben über die Jahre auch dessen Nutzen erkannt.

Warm-Up

Der Freitag ist traditionell der Anreise und einem geselligen “Warm Up” am Abend gewidmet. 2019 bietet sich dafür eine neue Möglichkeit - auch im weiteren Sinne des Radsports -, hat doch die Mutter von Bora-Profi Lukas Pöstlberger ein altes Wirtshaus in Schörfling übernommen. So mischt sich lokale Wirtshauskultur mit deftigem Essen, dass sich ein World Tour-Profi am Tag vor dem Rennen wohl nicht in derartigen Mengen gönnen würde. Aber wenn man schon mal hier ist… Neben dem Organisationskomitee, Vertretern der Gemeinden und einigen Journalisten sitzen auch Marcus Baranski - der letztes Jahr noch mit seinem “Doper stinken. Alle. Immer”-T-Shirt einen großen Auftritt auf dem Podest neben Georg Preidler hatte - und Nora alias “Unicorn Cycling” am Tisch, die sich auf dem Rennrad auf die Umrundung des Sees begeben wird.

System-Check

Nach einem derartig “carbo-geloaded” mediokren Schlaf steht Samstag Vormittag die obligatorische Testfahrt auf dem Programm. Systemcheck des Rads, kurzes In-Erinnerung-Rufen der mühsamen Stellen des Kurses auf der Westseite des Attersees. Während es ja auf der “Hinfahrt” auf der Ostseite (im Uhrzeigersinn) recht flach und entsprechend flott dahingeht, stellen sich ab der Südspitze nach und nach mehr oder weniger fiese kurze Rampen in den Weg. Schließlich wollen zwischen Start und Ziel rund 250 Höhenmeter gesammelt werden. Die entsprechenden Stellen vorab zu kennen, hilft ungemein beim Einteilen der Kräfte.

Ein weiterer Punkt, der den KOTL nämlich so besonders macht - zumindest bei jenen, die sich leistungstechnisch auch annähernd in diesen Sphären bewegen können - ist die Tatsache, dass eine Fahrzeit von etwas mehr als einer Stunde bedeutet, hier an seiner individuellen Leistungsschwelle unterwegs zu sein, den berühmten FTP-Wert also unter Realbedingungen einer Bewährungsprobe auszusetzen. Dementsprechend groß ist die Häufung von Leistungsmessern, um den Output messen und entsprechend steuern zu können.

Nicht allerdings an meinem Rad, dafür war die Zeit vor dem KOTL leider etwas zu kurz und die Lieferzeiten meines Wunsch-Powermeters etwas zu hoch. Alles in allem bin ich wiederum nur solala vorbereitet. Auf dem Zeitfahrer bin ich rund fünf Mal gesessen, nachdem dieser aber bei Pbike auf mich gefittet wurde, passt zumindest die Sitzposition. Als Ziel für die Umrundung nehme ich mir grob 1:15h vor, im Glauben, dass ich meine Rennrad-Zeit von 1:20 recht locker unterbieten sollte, wenn ich es schaffe, am TT in Aero-Position durchzufahren. Die großspurige Formulierung traue ich mir hier nur zu, weil ich dieses Ziel später nicht erreichen werde, aber dazu gleich mehr.

Die vormittägliche Testfahrt endet mit Gregor Mühlberger, der auf dem Rückweg zum Hotel plötzlich neben mir fährt. Und so geht es mir immer am Attersee: Irgendwie kennt man jeden, diesen hat man schon mal gesehen, mit dem anderen ist man in Wien schon mal eine Runde gefahren, du bist die von Strava - Das King of the Lake-Wochenende ist ein Familienfest mit der ganzen Radsportsippe - umso besser, dass das Festzelt im Zielbereich ausreichend dimensioniert ist.

Auch schon traditionell vertreibe ich mir meine Zeit bis zu meinem Start (dieses Jahr um 16:13) mit dem Ansehen der Starts der Rad-Bundesliga, den Vierer-Teams und den ersten Solo-Startern. Am Rückweg zu meinem Hotel kann ich noch ein paar Fotos schießen - auch hier der eine oder andere Aha-Moment, wenn man in den Vierer-Teams bekannte Gesichter entdeckt. Umziehen, Fertigmachen, zum Start rollen. Die verbliebenen Minuten widme ich einem Besuch beim “Fahrerlager” des VICC-Vienna International Cycling Club, der mit knapp 30 Mitgliedern am Start steht.

Und los!

5, 4, 3, 2, 1 - und es geht runter von der Startrampe. Gleich nach dem Start geht es kurz bergauf, aber lieber mal etwas langsamer machen - die erste Hälfte sollte man grundsätzlich eher ruhiger angehen lassen. Ich beschließe - angesichts fehlender Leistungsdaten und unsicheren Leistungsniveaus - nach Gefühl zu fahren und es nicht zu übertreiben. Diesen Gedanken in meinem Gehirn fertigformuliert, taucht auch schon an meiner linken Seite ein Auto auf, Fotografin Tana Hell beugt sich aus dem Fenster und drückt ab. Und bevor ich es noch merke, trete ich plötzlich stärker in die Pedale, gebe Gas, überhole Fahrer - mache also alles, was ich nicht tun wollte… Alles für das Foto! :)

Foto: Tana Hell

Als das Auto (endlich) weiterfährt, schalte ich erstmal einen Gang zurück. Wir sind auf Höhe Weißenbach am Attersee - das bedeutet, dass die ersten Höhenmeter auf dem Programm stehen. Ich matche mich mit dem Starter vor mir - immer wieder taucht seine Startnummer 1012 und sein gelbes Trikot auf. Bergauf überholt er mich, in der Ebene rolle ich wieder an ihm vorbei - immer mit dem notwendigen Abstand natürlich. Er ist wohlgemerkt auf dem Rennrad unterwegs, aber das kümmert mich nicht. Die Mischung aus Rennrad und Zeitfahrer, alt und jung und stark und stärker ist erfrischend und sorgt für Abwechslung.

In Unterach ist mit einem kurzen Stich hinauf zur Umfahrungsstraße der Wendepunkt im Süden erreicht, die darauffolgende Abfahrt bietet eine kurze Erholungspause bevor die Namen folgen, die ich mir in Gedanken notiert habe: Parschallen, Nußdorf und Buchberg. Dort geht es steiler und länger bergauf, als man “kurz einmal drüber drücken” könnte. Der Wind, der klassischerweise auf der zweiten Hälfte eine Rolle spielt, ist auch dieses Jahr wieder Begleiter (von vorne), aber die befürchteten Böen sind ausgeblieben.

Endspurt

Es ist immer ungefähr bei Kilometer 37 oder 38, wo das Rennen etwas “lang” wird. Man ist schon einige Zeit unterwegs, die Tanks werden langsam leer, die Strecke lang. An dieser Stelle muss man beißen, es sind nur fünf Kilometer, die man überstehen muss - der Knackpunkt ist der kurze Stich in Buchberg. Dort hat sich die Race Around Austria-Fanzone breitgemacht - die Stimmung ist gut, die Anfeuerungen helfen dabei, die kurzen 13% zu übertauchen. Und dann geht es - wie schon in den Jahren zuvor - plötzlich schnell! Das Gelände ist kupiert, es rollt kräftig dahin, über kurze Wellen rollt man mit Schwung und gut 50 km/h. Und dann purzeln die Anzeigetafeln mit den verbleibenden Kilometern nur noch so - 4, 3, 2. Eine kleine Prüfung steht noch auf dem Programm, die letzte Rampe zum Hotel Attersee, danach ist es aber wirklich vorbei. Vollgas hinunter nach Seewalchen, wohltemperiert durch die 90-Grad-Kurve, über die Agerbrücke und 300 Meter in Richtung Ziellinie. Im Nachhinein verfliegen die letzten Kilometer geradezu.

Dann ist es auch schon wieder vorbei. Am Wahoo die Fahrt beenden, Luft holen, bevor man es merkt, wird einem der Zeitnehmungschip abgeknipst. Die Wahrscheinlichkeit, dass man auf den ersten Metern aus dem Zielkanal ein bekanntes Gesicht trifft, ist sehr groß - aufmunternde, interessierte oder euphorische Worte inklusive. Auf meinem Radcomputer steht am Ende 1:16:57 und damit mehr, als ich mir erhofft hatte. Die 1:15 zu erreichen, war - ohne großartig darüber nachzudenken oder die Notwendigkeiten dafür genau zu analysieren - doch nicht so einfach, wie ich mir das vielleicht vorgestellt hätte. Andererseits muss ich mir ja für das nächste Jahr noch etwas Verbesserungspotential erhalten.

Zeit für Ärger oder Gram bleibt ohnehin keiner - zu schön ist der Attersee, zu spannend das Eventformat, zu gesellig der Abend im Festzelt. Objektiv betrachtet bewundere ich einerseits jede und jeden, die/der sich auf den Weg um den See macht und sich auf diese Weise misst. Andererseits werden von den schnellen Fahrerinnen und Fahrern gewaltige Leistungen abgeliefert, die Zeiten unter 1:00 werden immer mehr und die Zeiten sind schlichtweg beeindruckend!

So nehme ich mir mein Ziel von 1:15 mit ins Jahr 2020, hoffe auf wiederholtes Kaiserwetter, nette Gesellschaft und ein weiteres großartiges Wochenende am Attersee - King of the Lake werde ich zwar wieder nicht werden, aber genauso viel King oder Queen wie jeder, der sich auf den Weg macht!

Strava

Fotos (wenn nicht selbst aufgenommen oder gekennzeichnet): Sportograf

Foto: Tana Hell

Die Teilnahme am Rennen erfolgte auf Einladung des Veranstalters.

Ein ereignisreiches Wochenende am Mondsee

Es waren einige Sprünge in den Mond-, Wolfgang- und Fuschlsee notwendig, um sich von den heißen Temperaturen und hitzigen Wettkämpfen am Rad zu erholen und abzukühlen. Das Wochenende rund um den Mondsee-Radmarathon hat schon lange vor dem Tag X große Vorfreude erzeugt – war doch die Ankündigung zu vernehmen, dass die Österreichischen Staatsmeisterschaften Straße im Rahmen der Marathonveranstaltung ausgetragen werden. Ich persönlich finde es ja immer großartig, wenn Spitzen- und Breitensport aufeinandertreffen, sich zwei Welten verbinden. Live mitanzusehen, was die Profis leisten, welche Zeiten auf der gleichen Strecke erreicht werden, hautnah dabei zu sein, ist toll und sollte aus meiner Sicht noch viel mehr forciert werden.

Für mich persönlich war – wie immer an dieser Stelle – die Entscheidung schwierig, ob ich Radfahren oder Fotografieren will. Ich habe Letzterem in den vergangenen Wochen oft den Vorzug gegeben, was mit ein Grund für meinen nicht ganz zufriedenstellenden Trainingszustand ist… Auch am Mondsee fiel die Entscheidung, in einer entspannten Form die ÖSTM mit der Kamera zu begleiten. Für den zeitgleich stattfindenden Marathon konnte ich glücklicherweise Martina von Mitzi & Friends – Österreichs größter Frauenradsportbewegung – gewinnen, sie hat sich für 169k über die 200 Kilometer lange Distanz gearbeitet. Und dank des reichhaltigen Rahmenprogramms des Mondsee-Marathons konnte ich doch noch ein Rad ins Auto einpacken und mich zu allem Überfluss in meinem ersten Mountainbike-Rennen versuchen.

Dieser Blogbeitrag besteht daher aus drei Teilen:

1. Meine Mondsee MTB-Challenge
2. Martinas 200k Mondsee-Radmarathon
3. Ein paar Fotos von den ÖSTM Straße der Elite

Meine Mondsee MTB Challenge

Über meine wiederentdeckte Liebe zum Mountainbike habe ich ja in den letzten Wochen schon ein wenig erzählt. In den Plan, mit dem MTB in erster Linie gemütliche Forststraßen-Touren zu unternehmen, passt ein Cross Country-Rennen an sich aber nicht wirklich hinein. Ich wollte jedoch das Wochenende rund um den Mondsee-Marathon nicht gänzlich ohne Rad verbringen und „ausprobieren kann man es ja einmal“ – so der Gedankengang. Spätestens seit meinem aufschlussreichen Gespräch mit Alban Lakata Anfang des Jahres sind mir einige wesentliche Unterschiede zwischen Mountainbikern und Rennradfahrern klarer. Training, Belastung, Leistungsentfaltung, Spitzenleistung, Renndauer – alles Dinge, die mir vorher nicht so bewusst waren, bei nähergehender Beschäftigung aber als logische Unterschiede aufpoppen. Mir war daher schon vorab klar, dass mein Leistungsprofil (flapsig formuliert: weit & langsam) eventuell nicht das optimale für ein kurzes und knackiges MTB-Rennen ist. Egal!

Die Füße gerade noch im wunderschön türkisen Fuschlsee baumeln lassen, einen Eiskaffee beim Mohrenwirt trinken und dann ab ins Auto nach Mondsee. Ich hab so meine Schwierigkeiten mit Rennen, die erst zu späterer Stunde – im Falle des MTB-Rennens um 16:00! – starten. „Zu lange“ ist der Tag vorher schon. Man unternimmt etwas, geht essen, liegt herum, wartet – in meinem Fall sind das meistens Dinge, die mich entweder müde oder – Thema Essen – schwerer und müde machen J

Die Startnummernausgabe lässt mich kurz zweifeln, ob ich es noch rechtzeitig vor dem Start schaffe, meine Startunterlagen zu besorgen und mich umzuziehen – die Schlange reicht aus dem Gemeindeamt Mondsee bis auf die Straße hinaus. Doch schnell zeigt sich, dass die Abfertigung hier im Eiltempo erfolgt, wie ein Blitz bin ich durch die Ausgabe geschleust und stehe wenige Minuten später wieder auf der Straße, Rennunterlagen in der Hand! Ich treffe Tini & Andy von geradeaus.at, das Team des Race Around Austria, viele andere bekannte Gesichter – es stellt sich im Nu wieder dieses Familiengefühl ein, über das ich mich jedes Mal wieder riesig freue und jedes dieser „Renn“-Wochenenden zu einem persönlichen Freudenfest macht. Ich mag die Leute, ich mag die Community, ich liebe diesen Sport!

Apropos Sport… Startnummer auf mein BMC Fourstroke, das noch nichts von seinem bevorstehenden Renneinsatz zu ahnen scheint. Obwohl, das Rad wird im Gegensatz zu mir nicht so leicht an seine Grenzen zu bringen sein. Das Starterfeld ist überschaubar, knapp 50 Teilnehmer*innen sind gemeldet. Viel Zeit zum Nachdenken bleibt nicht, ein letzter Schluck aus der Flasche kann die Unmengen von Schweiß nicht kompensieren, die angesichts der vorherrschenden 35 Grad aus jeder Pore tropfen. Nach dem Startschuss geht es gleich zu Sache, der Puls ist oben, das Laktat in den Beinen, mein Plan, es „gemütlich“ angehen zu lassen, löst sich unvermittelt in Luft auf.

Das 31,5 Kilometer lange Rennen wird auf einem Rundkurs in und um Mondsee ausgetragen. Aus dem Stadtzentrum geht es hinauf auf den Mondseeberg, auf asphaltierter Straße mit knackiger Steigung. Nach halber Strecke (und rund 2,5 Kilometern) ist der höchste Punkt erreicht, es geht abwärts auf einem Singletrail, Wurzeln, Steine, kleinere Stufen, enge Kurven. Ich suche mir ein Hinterrad, um in der ersten von sieben Runden die richtige Linie zu finden. Es geht steil bergab, dort wo man kaum noch lenken oder bremsen kann, steht in der Spitzkehre die Rettung bereit und schaut kritisch, wie sich die Teilnehmer*innen über diese anspruchsvollsten Meter der MTB-Strecke „wurschteln“. Zumindest fühlt es sich bei mir etwas nach „Wurschteln“ an, mir fehlt auf dem MTB sichtlich noch etwas Routine. 700 Meter nahezu flache Forststraße münden danach in eine steile asphaltierte Straße, die über ein paar selektive Kurven mit hohem Tempo wieder zu Start und Ziel hinunter führt.

Schon befindet man sich wieder im Anstieg auf den Mondseeberg. Die Sonne knallt auf die Straße, der Puls pocht auf der Stirn – „Wie oft ist diese Runde zu fahren?!“ Die ersten drei Runden sind eher qualvoll, vor allem der lange Anstieg auf der Straße zehrt an den Kräften. Fabian Costa, der Favorit und spätere Gewinner des Rennens, schießt mit einem Verfolger an seinem Hinterrad an mir vorbei. Ich freue mich kurz, dass sich mein Rennen gerade um eine Runde verkürzt hat, denke mir aber gleichzeitig, dass es nicht unbedingt sehr ruhmreich wäre, noch einmal überrundet zu werden – ginge sich bei noch vier zu fahrenden Runden ja aus…

Ich suche noch einmal nach ein paar Kraftreserven und siehe da, das Rennen beginnt plötzlich Spaß zu machen. Der Anstieg ist immer noch zäh aber der Downhill wird immer routinierter und gefühlt schneller – kurzzeitig fast auch schon wieder etwas zu schnell! Die Runde beginnt von Mal zu Mal gefühlt kürzer zu werden, 4,5 Kilometer sind ja tatsächlich eine überschaubare Distanz. Mit dem Wissen, das Rennen 1. bewältigen und 2. für sich auch kontrollieren zu können, vergehen die letzten Kilometer wie im Flug.

Im Ziel bin ich zufrieden, mein erstes MTB-Rennen absolviert zu haben, Rang 34 (von 42) kümmert mich eher weniger, es ist eher einer dieser klassischen Siege über sich selbst, eine kleine Belohnung für das Verlassen der Komfortzone. Fünf Minuten und zwei Flaschen Wasser später hat sich die Erkenntnis gefestigt, dass ich diese Geschichte „MTB-Rennen“ wohl weiterverfolgen werde - bzw. zuvor noch Mountainbiken als solches, Fahrtechnik und alles andere, was da so dazugehört. Einen schlechteren Rennradfahrer wird das aus mir wohl nicht machen… ;) Eine Stunde später baumeln meine Beine dann auch schon wieder im Fuschlsee!

Fotos: Mondsee Radmarathon

Martinas 200 Kilometer-Runde

„Fünf Seen Marathon und 2 Duschen“

Martin Granadia bzw. bekannt unter 169k.net verloste in der Mitzi and Friends Gruppe einen Startplatz. Warum nicht teilnehmen dachte ich mir, Kinder sind versorgt, weil am Ferienlager somit sorglos ein Wochenende frei fürs Radeln.

Rasch bekam ich den Code zum Anmelden. Jetzt kam die wichtigste Entscheidung: 140km oder 200km. Die Entscheidung war nicht leicht, für die 140 km war bereits Carmen - ebenfalls eine Mitzi and Friends-Kollegin - angemeldet oder die ultimative Herausforderung über 200 km? Ich bin vorher noch nie 200 km in einem Rennen gefahren - Hopp oder Dropp. Klick - angemeldet für die 200 km. Zuerst die Freude, dann die Zweifel. Zwei Wochen vor dem Rennen beobachtete ich die Teilnehmerliste. 26 Frauen angemeldet - 13 für U45, 13 für Ü45. War mein Vorhaben nicht doch zu waghalsig? Die Ergebnisliste vom letzten Jahr muss her. Schlechteste Frau 2018 in Ü45: 9 Std 13. Ok, denke ich mir, das schaffe ich auch.

Wenige Tage vor dem Start bekamen wir die Unterlagen. Ein eigener Damenblock zum Starten - wie cool. Nicht, dass ich was gegen Männer habe, aber wenn es um ein Rennen geht, haben Männer schon so ihren Tiger, den sie beim Start rauslassen und manche können dabei sehr rücksichtslos sein. Wir Frauen haben auch den Biss aber wir achten dann doch mehr aufeinander (so mein persönlicher Eindruck, gesammelt bei den Radrennen, die ich bis jetzt bestritten hatte).

Nur drei Labestationen auf dieser Rundfahrt, das wird mir wahrscheinlich zu wenig sein. Gut ausgerüstet mit Riegel und Gels begab ich mich am Sonntag kurz vor 6.30 zu meinem Startblock. Wie ich merkte viel zu spät, obwohl eh 15 Minuten davor. Was für ein Stress. „Damen vor!“, „Damen vor!“, schallte es aus dem Lautsprecher - aber wie?? Rad über die Absperrung, vorgehen, Rad wieder über die Absperrung, reinquetschen. Ok ich stehe im wohl richtigen Startblock, zumindest einige Frauen rundherum. Kurz vor 6.30 Startschuss für den ersten Block. Laut Ausschreibung folgt der für die Damen eine Minute später. Aber einige Frauen fahren los, einige sind wie ich zögerlich. Ok, dann fahren wir auch los. Rasch hat sich eine Damen-Gruppe gebildet, die Anschluss zu den Männern gefunden hat. Im schnellen Tempo mit Abwechseln in der Führung (auch wir Damen können Führungsarbeit machen) kamen wir zur Postalm. Schwupp, die Gruppe löste sich auf. Jetzt waren wir drei Damen, die gemeinsam den Berg eroberten. Teils quatschend, teils schweigend. Wir holten einige Männer ein, die dann meinten, wenn ihr reden könnt, dann gebt ihr noch nicht alles? Warum beim ersten Berg alles geben, waren doch erst 43 km gefahren. Die Logik haben wir nicht verstanden, aber gut, jede*r hat eine eigene Taktik. Oben angekommen, hieß es wieder bergab. Ich gestehe, dass ich ein kleiner Hasenfuß werde und jedes Jahr immer mehr Angst dazukommt.

Gut, die beiden anderen Damen hatte ich verloren aber dafür eine Gruppe Männer gefunden. Jetzt heißt es zusammenbleiben, wenn es geht. Rasch flitzten wir dahin, dazwischen immer wieder leichte Steigungen. Nur nicht abreißen. Alles alleine zu fahren ist sicherlich schrecklich. Die kleine Gruppe traf auf einen Mann in Gelb. Am Berg und auf den Hügeln hatten wir ihn unzählige Male überholt. Im Flachen ist er mit Gruppen wieder angerauscht. Wir waren nun zu viert. Da heißt es für alle zu arbeiten - nur der gelbe Mann nicht. Wenn er an der Reihe war, ist er sofort nach hinten abgefallen, hat es nie probiert, auch nur ein Stück vorne zu fahren. Bis es mir reichte. Es war heiß, die Mittagssonne kam jetzt so richtig raus. Der Fahrtwind war noch heißer und wir alle mussten kämpfen. Nachdem ich meine Führungsarbeit erledigt hatte, ließ ich mich abfallen auf Höhe des gelben Mannes. „Entweder machst du in der Führungsarbeit mit oder du schleichst dich aus der Gruppe“ kam es aus meinem Mund. Plötzlich bekam ich die Zustimmung der beiden anderen Herren. „Ja genau, so geht das nicht. Schau doch, die Frau macht genauso mit“ stimmten die anderen zu. Da kam doch wieder ein Hügel und – schwupp – war der Mann in Gelb kein Thema mehr.

Plötzlich mussten wir anhalten, da die Straße für die Damen gesperrt wurde, die die Staatsmeisterschaften bestritten. So ein Mist. Gute zehn Minuten mussten wir warten, immer mehr Gruppen kamen an. Jetzt waren wir eine riesige Gruppe. Weiter zu nächsten Labe. Jetzt war mein Wunsch nach einer Labe schon sehr groß. Nur noch wenig Wasser in den Flaschen und dieses kochte nahezu. Dann begann der Kampf am Tisch - schnell Wasser rein und los. Doch auch dieses Wasser war warm, keine Abkühlung - mir war nur noch heiß! Eine nächste gute Gruppe gefunden und es geht zum Attersee. Ah da kommen Erinnerungen auf - King of the Lake. Ich musste kurz schmunzeln, sehr schöne Erinnerungen.

Dann kam der Anstieg und ich verlor meine Gruppe. Lonely Girl ab diesem Zeitpunkt. Jetzt kamen zur Hitze noch Frust und Zweifel dazu. Plötzlich tauchte eine „Labe“ auf, aber es war keine offizielle. An einem Anstieg hatten sich Privatpersonen der armen Radfahrer*innen erbarmt und eine selbstgemachte Labe aufgebaut. Das Beste vom ganzen Rennen - kaltes Wasser und Dusche. Sie waren sehr erstaunt als ich sie bat, das Wasser über den ganzen Körper zu leeren. Ich war überhitzt wie schon lange nicht. Mein Kopf fühlte sich wie ein Druckkochtopf an, der kein Ventil hat, Kreislaufprobleme kamen hinzu. Aber mit der Dusche war mit einem Schlag alles weg. Das war die beste Labe.

Abgekühlt ging es wieder locker weiter, zum letzten Berg. Relativ bald kam ich zur letzten offiziellen Labe. Diese hatte endlich einen Schlauch, mit dem man sich nochmal richtig abkühlen konnte. So komme ich gut weiter. Bei der Abfahrt überholten mich die Elite Männer und ich bleib kurz am Straßenrand stehen. Wuuummmm und weg waren sie. Beeindruckend, so ein Rennen aus der nächsten Nähe zu beobachten, gleichzeitig auch Angst. Möchte von so einem Fahrer nicht erwischt werden. Mühsam kämpfte ich mich ins Ziel und freute mich auf den letzten zehn Kilometern über die männliche Begleitung. 9,8,7…… Endlich Ziel. 7 Stunden 40 die offizielle Zeit, laut Garmin 7 Stunden 23, da die Stehzeit ja abgezogen wurde. Geschafft!! Das Beste kam zum Schluss. Der gelbe Mann kam nach mir ins Ziel und hatte mich sicherlich aufgrund meiner Mitzi-Dress sofort gesehen. Er gratulierte mir und entschuldigte sich für sein Verhalten - das rechne ich ihm hoch an. Ich habe bei diesem Rennen jedenfalls meine Grenzen ausgetestet.

Fotos: Marathon Photos

ÖSTM Straße

Die Elite Damen waren auf der 140, die Herren auf der 200 Kilometer langen Strecke des Radmarathons unterwegs. Aufgrund von Straßensperren und wenigen Ausweich- und Abkürzungsmöglichkeiten war es nicht möglich, an mehreren Orten zu fotografieren – außer man ist mit dem Motorrad im Feld unterwegs. Ich konnte das Herrenfeld auf der Postalm abpassen – in einer der schönsten Kurven des Anstiegs -, und war beim Zieleinlauf in Mondsee in Position. Gratulation an Patrick Konrad, der für die kommenden 12 Monate mit Stolz das Nationalmeister-Trikot tragen wird!

Dachsteinrunde

Mit 160 Kilometern und knapp 2.000 Höhenmetern ist eine Dachsteinumrundung mit dem Rennrad - rein nominell - jetzt nicht das Härteste und Außergewöhnlichste, was es gibt. Dennoch ist die Umrundung eines der bedeutendsten österreichischen Gebirgsstöcke etwas Besonderes. Vor allem bei Mountainbikern ist die ein- bis dreitägige Umrundung beliebt - auf Wegen, die teilweise auch bei der legendären Salzkammergut-Trophy unter die Stollenreifen genommen werden. Und auch Wanderer treiben sich - absolut zu recht - sehr gerne in der Dachsteinregion umher, findet man doch Wanderwege en masse und Ausblicke zum Niederknien wohin man auch schaut!

Object of Desire - Der Dachstein

Für mich besteht der Reiz dieser Runde vor allem im Erleben und Erfahren von derart unterschiedlichen Landschaften, Eindrücken und Aussichten. Man durchmisst drei unterschiedliche Bundesländer (und bemerkt das irgendwie auch!), durchquert unterschiedliche Vegetationen, überwindet Pässe, erforscht entlegene Gegenden und - zumindest für mich etwas Besonderes - man "schafft etwas". Am Ende der Runde wieder am Startpunkt anzukommen ist ein befriedigendes Gefühl wenn man daran denkt, was man zwischen Start- und Endpunkt alles erlebt hat.

Neben meinen Erfahrungen, gespickt mit zahlreichen Fotos, möchte ich euch eine kurze Streckenbeschreibung zusammenstellen, aber lest selbst (und dann FAHRT selbst!)...

Richtungsweisend...

Ich bin alle Streckenabschnitte dieser Runde auch schon in die andere Richtung abgefahren - nicht im Rahmen einer einzigen Dachsteinumrundung sondern als Teil anderer Touren. Außerdem hab ich einige - mehr oder weniger versteckte - Winkel der Region kennenlernen dürfen, die ich euch gerne vorstellen möchte. Die Dachsteinrunde kann man im Endeffekt sehr individuell gestalten - mit Abkürzungen, Umleitungen, Erweiterungen, Extraportionen und Highlights.

Schladming - Stein an der Enns

Das an sich schöne Ennstal hat ein großes Problem - und das nennt sich "B320". Man hört es, wenn man am Abend am Berghang am Balkon sitzt - man sieht es die Landschaft durchschneiden - man riecht es manchmal auch. Als Radfahrer sieht man sich spätestens mit der Bundesstraße B320 konfrontiert, wenn man im Talboden des Ennstals halbwegs flott vorankommen möchte. Ich war mit dem Rad jetzt schon oft im Ennstal unterwegs. Es gibt kleine Wirtschaftswege mit teilweise ungewissem Ende, es gibt den an sich gut ausgebauten Ennstalradweg R7, der allerdings immer wieder auch Wald-, Erd- und Schotterpassagen bereithält, es gibt stellenweise eine "alte Bundesstraße" und eben die B320. Bei jedem meiner Versuche hab ich mich bisher allerdings mindestens einmal verfahren (trotz Strava und Routenplanung), bin im Wald gelandet, musste Umwege fahren, stellenweise umkehren oder bin auf der unseligen B320 im doch recht schonungslosen (Schwer-)Verkehr gelandet. So habe ich auch dieses Mal einige Kilometer auf der B320 zurückgelegt - irgendwann werd ich ihn finden - DEN Weg durchs Ennstal. Die Variante über Stein bedeutet für die Dachsteinrunde übrigens einen kleinen Umweg und eine zusätzliche Steigung - die Direttissima würde über Gröbming führen - richtig geraten: auf und neben der B320.

Das Ennstal Richtung Haus im Ennstal - rechts der Talboden, links würde es über Birnberg Richtung Ramsau gehen

Stein an der Enns - St. Martin am Grimming

In Stein an der Enns angekommen - hier gehts rechts Richtung Sölkpass hinauf, der allerdings im Winter zumeist unpassierbar ist - biegen wir nach links ab, haben fürs Erste mal genug vom Ennstal. Wir vorher schon gesagt, um die B320 zu vermeiden, nehmen wir einen kleinen Umweg in Kauf - der zahlt sich aber jedenfalls aus! Von Stein aus klettern wir hinauf auf den Mitterberg - kein Verkehr, kleine Straßen und ein großartiger Ausblick auf die umliegenden Berge!

Kurzer aber knackiger Anstieg nach Ratting

Blick Richtung Süden, irgendwo da hinten ist der Sölkpass

15 Minuten vorher noch auf der B320, jetzt plötzlich alleine (aber noch immer im Ennstal)

Von Ratting gehts fließend bergab Richtung Tipschern, dem östlichsten Punkt der Runde und gleichzeitig unsere letzte Station im Ennstal. Die Route dreht Richtung Norden, das Panorama bestimmen der prägnante Grimming im Osten sowie der Stoderzinken im Westen. Auf Zweiteren gibts eine recht brutale Stichstraße hinauf, die lassen wir aber mal links liegen - wir haben ja noch einen weiten Weg vor uns!

Grimming voraus

Pass Stein

Von Tipschern im Ennstal nach Bad Mitterndorf im steirischen Salzkammergut führt die Landesstraße L729 - auch bekannt als Pass-Stein-Straße. Im Jahr 2003 hat ein Felssturz große Teile der Straße zerstört, die Sperre, die danach verhängt wurde besteht bis heute - und das nicht nur für KFZ sondern auch für Wanderer und eben auch Radfahrer. Die Steinschlaggefahr ist nach wie vor gegeben und auch sichtbar, die letzten 10 instandhaltungsfreien Jahre haben auch dazu beigetragen, dass die ehemalige Landesstraße nur noch in Teilen vorhanden ist. Dennoch lassen sich Radler und Wanderer nicht von den flächendeckenden Verbotstafeln und Schranken abhalten. Der landschaftliche Reiz und die Schönheit, der idyllische Salzastausee, das Fjord-artige, die Verlassenheit und das Abenteuerliche überwiegen bei weitem!

Geschwindigkeitsrekorde werden mit dem Rad dort keine gebrochen, materialschonendes Dahinrollen auf Schotter, Stein und Holz mischt sich mit Staunen und zahlreichen Fotostopps!

Steiler Stich von Tipschern hinauf Richtung Pass Stein

Die Straße wird schlechter, einmal noch der Blick auf den Grimming

Kurz vor dem Schranken samt Fahr- und Gehverbot der letzte Blick Richtung Süden, bevor es in die Schluchten des Pass Stein geht

Zwei unbeleuchtete aber kurze Tunnel werden durchfahren - Untergrund ungewiss

Das Foto kann die Dimensionen und vor allem die Stimmung nicht wiedergeben...

Als ob Schotter und Stein noch nicht genug werden, kommen auch noch Holzarbeiten dazu...

Das andere Ende des Pass Stein - die Schlucht übergibt einen an das steirische Salzkammergut

Blick zurück auf den Grimming - diesmal schon von der anderen Seite

Bad Mitterndorf - Bad Aussee

Auch hier gibts eine Bundesstraße - die B145 -, die aufgrund des Verkehrsaufkommens eher zu meiden ist. In diesem Fall ist das allerdings vollkommen unkompliziert, führt doch gleich daneben schön wellig eine parallele Straße dahin. Zeit, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen, man merkt, dass man in einer anderen Region gelandet ist.

Von Kainisch moderat hinauf Richtung Gschlössl

Zwischen Kainisch und Bad Aussee bietet sich als Alternative zur B145 die Strecke über die "Alte Salzstraße" bei Gschlössl an. Nach einem kurzen Anstieg nach Kainisch rollt man hinunter Richtung Aussee und kann dabei im Norden das tolle Bergpanorama rund um den Grundlsee und den Altauseer See genießen.

Blick Richtung Norden - rechts der Grundlsee, links der Altausseer See mit Loser

Bad Aussee bietet sich wiederum für eine kleine Stärkungspause an :)

Koppenpass

Wer "Koppenpass" liest und dabei ein mulmiges Gefühl oder gar leichte Angstzustände bekommt, ist die Strecke vermutlich schon einmal in die Gegenrichtung gefahren. Von Obertraun Richtung Aussee ist der Koppenpass ein kurzer aber berüchtigter Anstieg mit einer maximalen Steigung von 23 Prozent auf einer Länge von rund 600 Metern. In die andere Richtung schaut das Ganze um einiges gemütlicher aus. Nach der Ausfahrt aus Bad Aussee baut sich vor einem zwar eine gemein ausschauende Rampe auf, die allerdings relativ schnell und schmerzlos überwunden wird. Nach diesen wenigen Höhenmetern rollt man - wiederum durch eine neue Landschaft! - durch den Wald Richtung Hallstätter See. Der Verkehr in diesem Abschnitt ist minimal, man ist alleine mit sich und der tollen Landschaft!

Direkt nach dem Ortsschild von Bad Aussee geht´s gleich kurz zur Sache!

Koppenpass auf 690m Seehöhe

Wer sich herausfordern möchte, fährt den Koppenpass von Obertraun hinauf!

Den Koppenpass bergab heißt es "Lenker und Bremsgriffe festhalten" ehe man unten durch Obertraun rollt. Materialseilbahnen und Bergwerke zeugen von der Bedeutung dieser Region, am Ufer des Hallstätter Sees angekommen rollt man schon auf das nächste Highlight zu!

Hallstatt

Am Radweg neben der Bundesstraße rollt man gemütlich am Hallstätter See entlang bis ins Zentrum von Hallstatt. Während Autos mittels Tunnel-Umfahrung aus der Stadt verbannt wurden, fährt man mit dem Rad gemütlich durchs Ortszentrum. Wobei "fahren" relativ ist...

Bekanntermaßen wurde ja irgendwo in China eine relativ originalgetreue Kopie Hallstatts hingeklotzt, beim Durchfahren der Stadt könnte man allerdings auch meinen, sich im Fernen Osten aufzuhalten - angesichts asiatischer Touristenmassen. Wer in Eile ist oder schwache Nerven hat, sollte vielleicht einen anderen Weg durch Hallstatt suchen, ansonsten rollt man mit einem Lächeln und manchmal einem leichten Kopfschütteln durch die Heerscharen an Selfie-Sticks.

Hallstatt - Gosau

Nach der Durchfahrt von Hallstatt gehts noch ein paar Kilometer am Hallstätter See entlang Richtung Gosauzwang - ein Blick zurück auf den Hallstätter See ermöglicht noch einmal ein ruhiges Durchatmen. Danach biegt die Straße links hinauf Richtung Gosau. Von der Dachsteinrunde ist jetzt die Hälfte geschafft, die nächsten Kilometer führen durchwegs bergauf.

Der Blick zurück über den Hallstätter See - von dort hinten links sind wir gekommen

Die Straße nach Gosau windet sich als Klamm mit sehr moderater Steigung hinauf. Der Verkehr ist überschaubar, die Umgebung etwas erdrückend und einengend. Dafür öffnet sich nach einigen Kilometern wieder die Landschaft und man befindet sich in Gosau quasi auf der Rückseite des Dachsteins, der sich auch prominent vor einem ausbreitet. Ein kurzer Foto- und Verpflegungsstop ist hier durchaus angebracht.

Gosau - die "Rückseite" des Dachsteins

In Gosau bietet sich die Möglichkeit, einen kleinen Stich zu den Gosau-Seen zu fahren. Bei mir ist sich das bisher leider nicht ausgegangen, steht aber aufgrund der Schönheit der Landschaft weit oben auf meiner To-Do-Liste.

Pass Gschütt

Wie schon bei der Ausfahrt aus Aussee stellt sich auch nach der Ortstafel von Gosau unmittelbar die Straße auf - diesmal zum Pass Gschütt. Das Schild sagt 13 Prozent auf 2,5 Kilometern, Strava bestätigt das im Groben. Die Straße ist drei Spuren breit, dadurch entsteht der Eindruck zu Stehen während man im ersten Gang den Berg raufwackelt. Dafür ist es aber nach diesen 2,5 Kilometern auch schon wieder vorbei und ab dort geht´s nur noch flach und bergab dahin bis Abtenau - und das Ganze mit dem Bergpanorama des Salzburger Landes. Mit dem Pass Gschütt auf 969m Seehöhe hat man nämlich die Grenze von Oberösterreich nach Salzburg überquert. Landesschild benötigt man dafür keines, eine Grußbotschaft für Marcel Hirscher muss reichen...

Direkt nach der Ausfahrt aus Gosau geht´s weiter mit dem Höhenmetersammeln!

Dreispurig mit 13% Steigung - fühlt sich endgültig an wie Stehen

Passhöhe auf 969 Metern, Danke Marcel!

Pass Gschütt, flott bergab, die Salzburger Berge voraus

Pass Gschütt, flott bergab, die Salzburger Berge voraus

Die Abfahrt vom Pass Gschütt mündet in einen kurzen Anstieg hinauf Richtung Abtenau, unsere Route dreht Richtung Süden. Das Pass Gschütt von Abtenau Richtung Gosau ist dem Streckenprofil entsprechend flacher aber bedeutend länger - je nachdem welche Chrakteristik man bevorzugt... Für unsere Route gibts an dieser Stelle eine mögliche kurze Abkürzung - mit der kleinen Straße "Leitenhaus" entlang der Lammer kann man sich den Ansteig Richtung Abtenau ersparen.

Abtenau - Eben im Pongau

Vor Abtenau biegt die Strecke ab Richtung Süden durch das Lammertal. Damit man nicht vergisst, was man hier eigentlich macht, baut sich am Horizont wieder der Dachstein vor uns auf - diesmal mit seiner eher zerklüfteten und teilweise dramatischen Westseite. Durch das Lammertal vorbei an Annaberg und Lungötz führt uns die Straße durch den Tennengau. Die Straße ist stellenweise nicht allzu gut beschaffen, außerdem ist teilweise der Verkehr recht dicht. Industriebetriebe und die Holzindustrie induzieren zusätzlichen LKW-Verkehr. Die Straße verläuft realtiv unscheinbar und - im Vergleich zum davor Gesehenen - eher unspektakulär durch Wälder, Schluchten und kleine Ortschaften. Außerdem gewinnt man immer noch an Höhe und erreicht in St. Martin am Tennengebirge den höchsten Punkt der Runde. Noch immer unterhalb der 1.000-Meter-Marke, wobei man den höchsten Punkt wahrscheinlich woanders auf der Runde vermutet hätte.

Großartiges Dachstein-Panorama bei der Fahrt Richtung Lammertal (Abtenau im Rücken)

Zwischen Annaberg, Lungötz und St. Martin am Tennengebirge

Die luxuriöse Tankstelle in St. Martin am Tennengebirge bietet außerdem noch ein Möglichkeit für eine letzte Versorgung und Rast - die Tankstellen sind in dieser Gegend mitunter eher rar und "Nah & Frisch"-Filialen pflegen hier noch traditionelle Mittagspausen - also verpflegen, wann immer es möglich ist!

Über einen kurzen Anstieg kommt man am Ende des Lammertals nach Eben im Pongau. Hier kann man sich grundlegend entscheiden, ob man über Filzmoos und Ramsau zurück nach Schladming möchte, oder eher den Talboden bzw. das Ennstal bevorzugt. Ab hier gibt es einige Varianten mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden - die Filzmoos-Ramsau-Variante ist eine der anspruchsvolleren.

Durch Eben geht´s über die Bundesstraße durch den Ort oder über meine präferierte Variante entlang der Eisenbahn und auf dem Radweg neben der Bundesstraße.

Rechts hinter der Bahn befindet sich das Ortszentrum von Eben im Pongau - gerade voraus in der Ferne die Tauern mit Obertauern

Eben - Schladming

Von hier geht´s "nur" noch zurück nach Schladming. Wie schon gesagt, es gibt zahlriche Möglichkeiten, nach Schladming zurück zu kommen. Von Eben nach Radstadt ist die "Alte Römerstraße" zu empfehlen, damit erspart man sich einerseits den Verkehr auf der Bundesstraße, andererseits bekommt man dafür einen großartigen Ausblick.

Die "Alte Römerstraße" von Eben nach Radstadt: links im Hintergrund der Dachstein, links im Tal führt die B320 zurück nach Schladming, rechts daneben im Tal der R7-Ennstalradweg, über den "Hügel" in der Mitte führt die Straße nach Forstau, rechts geht´s Richtung Obertauern hinauf.

Im Fall dieser konkreten Runde habe ich den - meistens vorhandenen! - Westwind ausgenützt, und mich auf der an sich ungeliebten Bundesstraße 320 mit 45 km/h nach Hause tragen lassen. Der Radweg R7 ist in diesem Bereich nicht wirklich für Rennräder geeignet und führt teilweise durch tatsächliche Waldstücke auf gänzlich unbefestigten Wegen. Die Straße über Forstau ist auf diesem Abschnitt ein Zuckerl, das man mitnehmen kann aber nicht muss. Man vermeidet die Bundesstraße, bezahlt dies jedoch mit durchschnittlich 8% Steigung auf 3,4 Kilometern. Your choice.

Der schwierige Anstieg von Radstadt nach Forstau - wie immer den Dachstein im Blick

Spätestens in Gleiming bzw. Pichl kommen alle Wege ohnehin wieder zusammen. Von dort bietet sich der Radweg für die restlichen Kilometer an. Ruhig fährt man im Talboden dahin, die wenigen nicht befestigten Passagen tun dem Rennrad in keiner Weise weh.

Der Ennsradweg R7 bei Pichl

Auch der Ennsradweg R7 - fester Schotter, der auch geeignet ist für Rennräder

Wieder in Schladming angekommen, kann man seinen Erfolg genießen und sich daran machen, die gewonnenen Eindrücke zu verarbeiten - und es waren viele tolle Eindrücke!

Und wer so wie ich gerne dem Schladminger Trubel entgeht und lieber am Berg in Rohrmoos wohnt, darf auch noch einige Höhenmeter mehr abspulen - aber was tut man nicht alles für eine tolle Aussicht...!

Hier die Strava-Route, hier das Relive-Video!

Kreis geschlossen, zurück am Startpunkt, Beine hochlagern!