Salzkammergut Trophy 2022 (B-Strecke)

"Die Hölle, das sind wir selbst" heißt es bei T.S. Eliot. Entsprechende Androhungen sind daher maximal eine Konfrontation mit sich selbst. Ich persönlich war schon in mehreren Höllen (in Rad-Begriffen gesprochen): es gab die (für diesen Blog namensgebende) Fahrt durch die Hölle des Nordens nach Roubaix, ich war im Ortsteil Hölle in Illmitz am Neusiedlersee und jetzt eben auch noch im Salzkammergut. Metaphorische Höllen gab es derweil mehrere: Situationen, in denen ich nicht mehr konnte oder wollte, in denen ich den Wind angebrüllt habe, wo ich das Rad wütend in die Wiese geworfen habe, vor Anstiegen kapitulieren oder körperliche Schmerzen überstehen musste. Um noch kurz bei pathetischen Sprichwörtern zu bleiben: viele dieser Erfahrungen machen einen stärker oder (hoffentlich) klüger, manches wird man beim nächsten Mal anders machen. Ich werde durch solche Erfahrungen meistens gelassener. "Die Hölle des einen ist das Paradies des anderen" könnte man abwandeln. Aber ich schweife ab... Jedenfalls rühmt sich auch die Salzkammergut-Trophy mit Hölle und Teufel - letzterer ist auch physisch anwesend, feuert und schreit die Teilnehmer*innen des Rennens an und motiviert auf diese Weise, die doch recht anspruchsvollen Strecken und Anstiege zu meistern.

Kommen wir lieber zu "meiner" Geschichte mit der Trophy. Meine Rad-Wurzeln liegen ja beim MTB, das Rennrad kam da erst weitaus später in mein Leben. Dementsprechend war die Trophy schon immer auf meiner To-Do-Liste recht weit oben drauf, allerdings gibt es da das alljährliche Termin-Dilemma, finden doch am Trophy-Wochenende immer auch andere Rennen statt (es gibt jedes Jahr 2-3 solche Wochenende, wo man sich für ein Event entscheiden muss...). Und da war es bis dato fast immer so, dass ich mich doch für die inoffiziellen Meisterschaften meines Vereins PBIKE entschieden habe, die im Rahmen der Wachauer Radtage ausgefahren werden. Dieses Jahr war mein Plan ja eigentlich, beim Three Peaks Bike Race an den Start zu gehen, daher habe ich für die Wachauer Radtage schon früh abgesagt. Dann war mein persönliches Three Peaks gestrichen und plötzlich war da ENDLICH Raum und Zeit für die Salzkammergut-Trophy! Die Freude war groß, die Vorfreude noch größer und der Leichtsinn ebenso, war ich doch gleich für die zweitlängste Strecke angemeldet, bei der 120 Kilometer und knapp 4.000 Höhenmeter zu absolvieren sind.

Rennrad vs. MTB?

Nun verbringe ich doch den größeren Teil meiner Zeit auf dem Rennrad oder auf dem Gravel-Bike (und Gravel im Osten Österreichs ist dem Rennradfahren dann doch ähnlich). Die Teilnahme an einem MTB-Rennen ist dann also doch zu einem gewissen Grad ein Eintauchen in eine andere Welt. Ja, alles hat zwei Räder, aber damit sind die Gemeinsamkeiten dann im Wesentlichen schon erledigt. Strecken, Fahrtechnik, Kraftentfaltung, Leistungsoutput, Abfahrten - das sind dan doch MTB-spezifische Dinge, die man sich idealerweise in der Vorbereitung noch aneignet. Meine persönliche Vorbereitung war etwas anders ausgestaltet - so wie ich die meistens meiner Events und Veranstaltungen tendenziell immer eine Spur zu leicht nehme. So waren es im Endeffekt ein paar Ausfahrten mit dem MTB in Osttirol, die zwar durchwegs anspruchsvoll waren, aber in Summe eben nicht ausreichen, um sich auf ein Format wie die Trophy vorzubereiten. Wobei das ziel von Anfang an war, durchzukommen und einmal einen Fuß in die Welt von MTB-Marathons zu setzen. Schließlich war es mir in den vergangenen Jahren schon immer wichtiger, etwas Neues auszuprobieren und anzuschauen, als mich irgendwo um 4 Plätze zu verbessern. Wohlgemerkt wäre das vermutlich auch nur eine Verbesserung von Rang 379 auf 375 - also eigentlich irrelevant, wenn es gleichzeitig unzählige andere Dinge gibt, die man ausprobieren kann.

Die Familie feuert an!

Und weil es bei mir in diesem Fall eben mehr ums Dabeisein als um die Platzierung geht, haben wir aus dem Trophy-Wochenende kurzerhand einen Familienurlaub gemacht. Die Gegend rund um das Rennen bietet so viele Möglichkeiten zur Erholung, Sehenswürdigkeiten und Ausflüge, dass es fast schon fahrlässig wäre, nur für das Rennen anzureisen. Ausgangspunkt für das gesamte Wochenende war die Hagan Lodge in Altaussee, wo man als Familie eine eigene kleine Hütte beziehen und sich seinen Urlaub individuell gestalten kann (und sich nicht sorgen muss, dass die eigenen schreienden Kinder die Urlaubenden im Nachbarzimmer aufwecken oder stören...) Die Hütten bzw. das Hüttendorf bieten außerdem die passende Infrastruktur für Radfahrende - sei es direkt (Stichwort Radwaschanlage) oder Indirekt (Sauna in der Hütte!).

Die Familie mitzuhaben, mögen manche als zweischneidiges Schwert ansehen. Ich finde es schön, rund um eine Event Zeit mit der Familie zu verbringen und das Ganze mit einem Urlaub verbinden zu können. Ist man auf die absolute Leistung aus, mag es vielleicht die optimale Vorbereitung auf ein Rennen beeinträchtigen, wenn man kurz davor noch Ausflüge macht oder in der Nacht nicht die absolute Ruhe genießen kann. Unser Ausflug nach Hallstatt war jedenfalls sehr schön, auch aufgrund der Tatsache, dass sich (hauptsächlich asiatische) Touristenmassen aufgrund von Corona-Auswirkungen noch nicht wieder in vollem Ausmaß über das Juwel am See gestürzt haben. Die kurze Fahrt mit der Zahnradbahn hinauf zum Salzberg hätten wir - im Nachhinein betrachtet - vielleicht doch machen sollen. Das hätte der Streckenkenntnis genützt, aber dazu gleich mehr...

169k-erprobte (und kindertaugliche) Ausflugstipps: Bootfahrten am Hallstätter See, Besichtigung von Hallstatt, Bootfahrten am Altausseer See, Spaziergang durch Altaussee oder eine längere Runde rund um den See, Fahrt auf den Loser mit grandiosem Ausblick auf den Dachstein und die rundumliegenden Berge.

Die Trophy

Die Salzkammergut-Trophy gilt als Institution und bezeichnet sich selbst als größten und härtesten MTB-Marathon - im Jahr 2022 immerhin schon in der 25. Auflage! Und über die Jahre sind Programm und Varianten stetig gewachsen: sieben unterschiedliche Strecken für das Mountainbike, ein Gravel-Bewerb, eine e-MTB-Schnitzeljagd und zahlreiche Kinder-Bewerbe lassen kaum Wünsche offen und eigentlich sollte jede*r etwas passendes für die eigene Leistungsstufe finden. Los geht es mit knapp 22 Kilometern und 600 Höhenmetern (auf der G-Strecke), die absolute Königs- und Königinnenklasse ist sicherlich die berüchtigte A-Strecke mit unfassbaren 213 Kilometern und über 7.000 Höhenmetern. Und um eines gleich vorwegzunehmen: Bei vielen Events fährt man mit und denkt sich, "Ach, die längere Strecke könnte ich mir schon noch irgendwie vorstellen". Bei der A-Strecke der Trophy hingegen, gelangt meine Vorstellungskraft und entfernteste Idee des Möglichen an Grenzen. Ich bin glaube ich ganz gut belastbar und auch im Kopf recht stark, hab schon lange Strecken absolviert und kann ab und zu auch meine Grenzen etwas ausreizen. Aber wie man mit dem MTB über derartige Distanzen fahren kann (und noch dazu in einer flotten Zeit, wie es die Guten der A-Strecke machen) ist mir schleierhaft und wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch für immer bleiben.

B-Strecke

Ich habe mich für die B-Strecke mit 121 Kilometern und 3.800 Höhenmetern entschieden - irgendwie schien mir das für mein Leistungsniveau passend (Spoiler: NOT!). Dabei habe ich natürlich gekonnt außer Acht gelassen, dass 1. MTB-Kilometer sich mitunter massiv von Rennrad-Kilometern unterscheiden, dass man 2. mit dem MTB entsprechend langsamer unterwegs ist als mit dem Renner und man 3. auch noch Fahrtechnik, Erschütterungen und alles andere zur Erschöpfung "miteinrechnen" muss.

Gleich nach dem Start geht es 900 Höhenmeter bergauf, in der Gruppe und mit anderen Fahrer*innen um einen herum, damit fällt es noch etwas leichter, die Meter vor sich hin zu kurbeln. "Meter" deshalb, weil es bei mir gut 40 Minuten gedauert hat, bis die 10 Kilometer-Marke des Rennens "durchbrochen" war - da spielt der Kopf schon zu Beginn des Rennens verrückt, wenn man beginnt, die Dauer dessen hochzurechnen, was noch alles kommt. Teil dieses ersten Anstiegs ist auch ein sehr technischer Part - ein schmaler Trail, versehen mit großen Steinen und Wurzeln. Generell eilt der Trophy ja eher der Ruf voraus, nicht zu den technisch allzu anspruchsvollen Rennen zu gehören. Es gibt auf der B-Strecke drei Abschnitt, auf denen man nicht auf Forststraßen oder auf ausgetretenen Wegen oder Radwegen unterwegs ist. Und vor diesen drei Abschnitten hatte ich etwas Sorge, habe ich doch zwar technische Grund-Skills aber für die richtigen Fähigkeiten und das notwendige Selbstvertrauen im Gelände bin ich dann doch zu wenig mit dem MTB unterwegs. In die Karten hat mir der Regen gespielt, der am Vor-Vor-Abend des Rennens zwei dieser drei Abschnitte in matschige, rutschige und - in den Augen der meisten Teilnehmenden - unfahrbare Passagen verwandelt hat. Ich konnte daher ruhigen Herzens mit allen anderen mein Rad durch diese Abschnitte schieben - an Fahren wäre da für mich nicht zu denken gewesen.

Der schmale und steinige Weg in der Anfahrt zur Ewigen Wand war auch feucht, allerdings auch für meine Verhältnisse fahrbar. Ich habe an solchen Stellen auch gar kein Problem, meine Langsam(er)kein anzuerkennen und jene vorbeizulassen, die in mir auf der Jagd nach einer guten Zeit ein fahrendes Hindernis sehen. Die Ewige Wand selbst ist so etwas wie das (touristische) Wahrzeichen der Trophy. Der Zusatz "touristisch" deshalb weil es auch noch ein leistungstechnisches Wahrzeichen gibt - den Salzberg! (Dorthin kommen wir gleich). Die Ewige Wand ist meines Wissens nur während der Trophy für Radfahrende geöffnet - man fährt durch den Felsen, am Rand des Felsens und genießt dabei - wenn man kurz einen Blick riskiert - ein tolles Panorama über Bad Goisern. Ist man schnell genug oder auf der A-Strecke unterwegs, wird man dort in der Regel auch vom Teufel höchstpersönlich angefeuert (und mit ihm fotografiert!) EDIT: Die Ewige Wand ist von Mai-Oktober befahrbar im Rahmen des Streckennetzes.

Bei Lauffen gelangt man wieder im Tal an, überquert die Traun und begibt sich dann auf den entspanntesten Teil der B-Strecken-Reise: rund 20 flache Kilometer bis nach Obertraun. Durch Bad Goisern, Untersee und Obersee, entlang des Hallstätter Sees, über die spektakuläre Hängebrücke, die über die tiefste Stelle des Sees gespannt ist, mit kurzen Stichen aber immer mit tollen Ausblicken. Idealerweise hat man in diesem Abschnitt ein paar Mitfahrende, die einem Windschatten spenden oder mit denen man sich an der Spitze abwechseln kann. Man sollte die flachen Meter nämlich dafür nützen, Kräfte für die kommenden Aufgaben zu sparen bzw. - umgekehrt formuliert - nicht allzu viel Körner zu verschießen, weil man die noch verzweifelt benötigen wird.

D-Day am Salzberg

Kurz vor Hallstatt wird es nämlich ernst. Man kann gerade noch erspähen, welchen Höhenunterschied die Zahnradbahn zurücklegen muss, um nach oben zu kommen - eine Aufgabe, die nun mit dem Rad zu absolvieren ist. Ein schmaler Weg verläuft im engen Zick-Zack hinauf - zuerst noch auf Asphalt, dann auf Schotter und Erde (mit ungemütlichen Stufen drinnen). Und genau hier beginnt mein fataler Strecken-NICHT-Besichtigungsfehler, war ich doch in der Annahme unterwegs, dass der Salzberg nach diesen steilen Kehren erledigt ist und es oben raus flacher wird. Dabei hätte ein kurzer (genauerer) Blick auf das Höhenprofil gereicht, um zu sehen, dass die eingangs beschworene "Hölle" dort erst beginnt. Der Weg baut sich vor einem auf und während man sich mit jedem Meter wünscht, der Gradient würde menschlicher werden, wird er in Wahrheit immer steiler. Für mich ist an dieser Stelle nicht mehr an Fahren zu denken, sogar das Schieben fällt schwer in einer Mischung aus heiß, durstig, steil und müde. Das Lächeln, das man mit den ebenfalls schiebenden Mitbewerbern austauscht, schwankt zwischen Verzweiflung, Mitleid und "Was soll das bitte sein?". Ich werde von der Seite nach einem Multitool gefragt und nütze diese Gelegenheit für eine dringend, dringend, dringend notwendig Pause (während derer übrigens die spätere A-Strecken-Siegerin Babsi Mayer an mir vorbeiFÄHRT) - meine Verneigung vor jedem und jeder, die oder der bei solchen Steigungen und mit bereits einigen Kilometern in den Beinen hier noch im Sattel sitzt und sich dieses Berg erarbeitet. Der Schädel brummt und die Gedanken schwirren und man bildet sich schon ein, dass der Höllenlärm aus Kuhglocken und Geschrei aus dem eigenen Kopf kommt, bis man eine der vielen Fanzonen erreicht, bei denen man frenetisch angefeuert, angeschrien und so den Berg hinaufgetragen wird. Und während man die letzten Kilometer schon einige Male an der Funktionsfähigkeit des Wahoo gezweifelt oder einen Fehler im GPX-File erwartet hat, deutet sich dann doch irgendwann ein leichter Knick in der Route an und damit das Ende des Salzbergs - so gut war meine Recherche dann doch wieder.

Die Pause ist von eher kurzer Dauer, fehlen doch noch über 1.000 Höhenmeter und bis zum höchsten Punkt des Rennens, der Rossalm, fehlt auch noch einiges. Mein "Rennen" ist spätestens nach diesem Salzberg-Erlebnis gelaufen, den Rest der Strecke möchte ich halbwegs würdevoll absolvieren - längst habe ich für mich erkannt, dass die B-Strecke eher ein "Ötztaler" ist als eine Afterwork-Ausfahrt. Der Weg zur Rossalm ist gespickt von Fluchen, Fast-Tränen und vielen Pausen. Und nachdem die vorherigen Stunden (wieder einmal) ein ernährungstechnisches Waterloo für mich waren, fällt es mir auch schwer, meine Energiereserven wieder aufzufüllen (wer den richtigen Zeitpunkt verschläft, erfängt sich davon nicht mehr richtig...). Am höchsten Punkt stehen Rettung und Streckenposten und feuern die Durchfahrenden an - immer beruhigend zu wissen, dass im Falle des Falles immer wer zur Stelle wäre. So wie das übrigens entlang der ganzen Strecke der Fall ist! Die Laben und Checkpoints sind durchwegs mit netten, emphatischen, engagierten und erfahrenen Menschen besetzt, alle hilfsbereit und nicht müde, den einen oder anderen aufmunternden Spruch mitzugeben! Die folgende Abfahrt ist flott - sehr flott. Und im Gegensatz zum Rennradfahren, wo man nach der Kuppe auch mal den einen oder anderen Meter entspannen und die Beine baumeln lassen kann, gilt es am MTB sofort wieder volle Konzentration zu erlangen und auf der Ideallinie die Abfahrt zu bestreiten. Wäre ich auf einer normalen Ausfahrt gewesen, hätte ich in dieser Abfahrt an mehreren Stellen gehalten und die Kamera gezückt - so toll war der Ausblick auf den Dachstein und die Gipfel der umliegenden Berge. Aber Rennen ist Rennen und die Kamera hab ich diesmal zuhause gelassen.

Schmalz am Brot statt in den Oberschenkeln

Nach der Abfahrt fährt man entlang der Gosauseen durch eine wunderbare Landschaft - auch hier sollte man eigentlich stehenbleiben und sich auf eine Bank setzen und den Ausblick genießen. Flott geht es ein Stück die Straße bergab, dort hat mir dann kurz der Trophy-Teufel ins Gesicht geschrien (ich hab zurückgeschrien!) und dann kam eines meiner kleinen Highlights - eine Labe mit Schmalzbrot. Und wie bei so vielen Gelegenheiten sind Laben und die dort erhältlichen "Speisen" nicht nur für den Körper wichtig, sondern auch für den Geist. Und diese zwei kleinen Stück Schmalzbrot (so wenig ich Schmalz im Alltag essen würde) haben mir tatsächlich neuen Schwung gegeben inmitten des tristen Geschmacks von Riegel und Gels. Die restlichen 400 Höhenmeter waren dann auch noch irgendwie eine überschaubare Aufgabe (irgendwann ist es dann scho egal...) und mit dem Höhenprofil kurz vor dem letzten Zacken hab ich dann tatsächlich auch noch ein paar Körner in meinen beinen gefunden, Gas gegeben und mich Richtung Ziel gearbeitet. Die letzten 10 (flachen) Kilometer waren dann zwar noch länger als gedacht und gewünscht aber irgendwann ist man dann tatsächlich im Ziel. Kein Feuerwerk, kein roter Teppich für einen Platz am letzten Ende des Felds, aber tiefe persönliche Erleichterung und Zufriedenheit, Abklatschen mit jenen, die die letzten Kilometer mit einem verbracht haben und ein wohlverdientes Getränk bei der Zielverpflegung.

Das Wunden lecken am Tag danach ist irgendwie anders als nach Rennrad-Rennen oder -Events - eher ein angenehmes "Leer-Sein" als Schmerzen und Weh. Einzig die Handgelenke werde ich noch längere Zeit spüren, da macht sich dann wohl doch bemerkbar, dass ich die Griffposition am MTB nicht oft genug innegehabt habe.

Mit dem Virus angesteckt?

Keine Sorge hier gehts nicht um COVID... Aber die Salzkammergut-Trophy mit ihren vielen Varianten, Strecken und Disziplinen hat großen Ansteckungsfaktor. Nächstes Jahr die gleiche Strecke schneller versuchen? Eine Stufe länger oder kürzer? Die Gravelstrecke ausprobieren? Man kippt hinein (im positiven Sinne!) und wird süchtig nach der Veranstaltung. Gemeinsam mit der tadellosen und freundlichen Organisation (Strecken, Beschilderung, Absicherung, Bewirtung) ist dann schon verständlich, warum so viele schnell zum Trophy-Wiederholungstäter oder zur Wiederholungstäterin werden. (Nur die A-Strecke werde ich immer nur beklatschen, nicht erFAHREN).

Equipment

Ein Wort noch zur Ausrüstung - auch weil ich mir da im Vorfeld aufgrund meiner fehlenden MTB-Erfahrung Gedanken gemacht habe:

Ich habe letztes Jahr mein Fully gegen ein klassisches Hardtail von BMC eingetauscht. Nachdem ich nicht der Trail-Hunter sondern eher der Forststraßen-Roller bin, reicht mir im Alltag ein Hardtail völlig aus. Außerdem gefällt mir die technische Einfachheit und Leichtigkeit. Und bei Rahmen modernen Schnitts und in meiner Größe ist die Sattelstütze so lang, dass diese ordentlich flexen kann und quasi Federweg erzeugt. Gemeinsam mit modernen breiten (Tubeless) Reifen kommt so schon ein schöner Komfort zusammen. Für die Trophy war das Hardtail dann auch völlig ausreichen.

Auch mit meinem Tubeless-Setup war ich sehr happy, obwohl ich den Reifendruck eher gegambelt als aus Erfahrungswerten destilliert habe. In den oben angesprochenen ruppigen Trail-Passagen mussten unzählige Fahrerinnen und Fahrer ihre Platten reparieren, während ich hier ohne Schaden oder Beeinträchtigungen darübergekommen bin.

Und nachdem ich Fotos vom Rennen gepostet habe, kamen einige Fragen, warum ich mit meinem Camelbak-Rucksack gefahren bin. Antwort: Das war eher eine Sicherheitsvariante. Die Temperaturen waren am Renntag höher als erwartet und ich wollte - nachdem ich in den vorangegangenen Wochen bei einigen Ausfahrten "trockengelaufen" bin, kein Risiko eingehen und ausreichend Flüssigkeit bei mir haben. Bei der Dichte der Laben und Verpflegungsstationen hätten zwei Flaschen am Bike auch ausgereicht aber der Rucksack hat mich nicht weiter gestört und mir etwas Sicherheit vermittelt.

2023?

B-Strecke aber etwas schneller und mit besserer Vorbereitung! ;)

Disclaimer

Die Teilnahme fand auf Einladung des Veranstalters statt - nachdem wir seit 5 Jahren darüber geredet haben :)

Die Fotos sind entweder selbst aufgenommen oder Copyright Sportograf.

Mühlviertler Alm mit dem Rennrad (im Gästehaus Weitblick)

Rainer ist ein Typ, der Dinge einfach macht! Sympathisch und offen geht er an Themen heran, aber auch mit der notwendigen Hartnäckigkeit und Ausdauer. In einer Region, die über Jahrzehnte an der Peripherie der Zentren gelegen ist und erst durch ein Zusammenwachsen von Menschen, Regionen und Identitäten näher ans Zentrum gerückt wurde, ist ein gewisses Durchhaltevermögen auch notwendig.

Wir befinden uns in der Region „Mühlviertler Alm“, einem Zusammenschluss an acht Gemeinden im Bezirk Freistadt zu einer gemeinsamen Tourismusregion. Und Rainer ist neben seinem Brotberuf und diversen Vereinsfunktionen noch umtriebiger Unternehmer und leidenschaftlicher Radfahrer. Um die Vorzüge seiner Heimat einem breiteren Publikum bekanntzumachen, hat er mit anderen Unternehmern der Region ein Paket aus Mountainbike- und Rennradtouren geknüpft und bringt dabei sein Know-How aus der Region ein. Und als Tüpfelchen auf dem „i“ hat Rainer das Gästehaus Weitblick in Sankt Leonhard geschaffen, eine Unterkunft, die Radfahrenden einen idealen Ausgangspunkt für Touren in die Region bietet. Und damit sind wir – mit einigen Umwegen – am Startpunkt dieser Geschichte: Ich durfte Rainer nämlich in St. Leonhard im Gästehaus Weitblick besuchen und drei seiner Touren abfahren – in einer Region, die für mich neu war, in einer Landschaft, die unberührt und pur ist und in einem Terrain, in dem man keine Angst vor reichlich Höhenmetern haben sollte.

Die Mühlviertler Alm & Sankt Leonhard

Natur, Natur, Natur! Davon gibt es zwischen Freistadt, tschechischer Grenze und niederösterreichischem Waldviertel ausreichend. Die Charakteristik der Region bietet einiges – bergig und hügelig, Almen, Hochplateaus, Moore, Wälder und Gräben, die Flüsse über tausende Jahre in die Landschaft gegraben haben. Sankt Leonhard liegt auf einer Kuppe und bildet so etwas wie die zentrale Aussichtsplattform über die Region Mühlviertler Alm. Nach Osten – Richtung Niederösterreich und Waldviertel – verdichtet sich die Natur weiter zu einem Fast-Urwald, Richtung Süden wird es etwas welliger, bis man sich im Bezirk Perg langsam der Abrisskante des Mühlviertels und dem beginnenden Donauraum nähert.

Abschalten fällt hier sehr leicht, man ist schnell bei sich und absolut ungestört. Wanderer (unter anderem auf dem Johannes- oder auch dem Jakobsweg), Wintersportler und Familien wissen das schon länger zu schätzen. Aber auch Radfahrende sollen in den Genuss der unberührten Natur und der Ruhe kommen. Für Mountainbiker gibt es bereits zahlreiche Angebote, aber auch Rennradlerinnen und Rennradlern bietet sich ein breites Spektrum an Herausforderungen. Im Osten schneidet sich die Aist mit dem gleichnamige Tal wie eine Schneise durch die Landschaft und bildet somit einen natürlichen Trenner, während rund um Freistadt die Landschaft etwas aufgeht. Und wer Richtung Norden und ehemaligen Eisernen Vorhang eine landschaftliche Zuspitzung im Sinne einer natürlichen Barriere zum Nachbarland vermutet, wird von einer sich öffnende Landschaft und wunderbar welligen Hochebenen überrascht.

Straßen & Wege, Charakteristik

Die Straßen selbst sind eher auf der schmalen Seite, dem wenigen Verkehr „geschuldet“ – wobei, das nehmen wir Radfahrenden natürlich sehr gerne zur Kenntnis. Autos und andere Verkehrsteilnehmer*innen trifft man in sehr überschaubaren Dosen, generell wird eher Rücksicht genommen. Klimatisch kann es im rauen Norden schon etwas extremer zugehen – das äußert sich dann auf unterschiedliche Art und Weise. Wo Schnee und Eis im Winter die Straßen beherrschen, kann es schon zum einen oder anderen Frostaufbruch kommen und Risse in der Fahrbahn sind nichts ungewöhnliches. Angesichts dessen befinden sich die Straßen in der Region allerdings in einem sehr guten Zustand, das Frühjahr nützt man, um Schäden zu reparieren. Apropos Auswintern: Je nach Jahreszeit ist auf den ausgebrachten Rollsplitt zu achten, der dem Radfahren natürlich nur bedingt zuträglich ist. Mitte/Ende April hat sich dieses Problem allerdings zumeist erledigt. Wie in Oberösterreich üblich – zumindest kenne ich persönlich es nur aus Oberösterreich in diesem Ausmaß – wird de facto jeder Hof, jede Siedlung und jeder Weiler von einem asphaltierten Güterweg erschlossen. Die Variationen und Kombinationsmöglichkeiten potenzieren sich damit und man kann sich in 99% der Fälle darauf verlassen, auf einer befestigten Straße seine Runden ziehen zu können. Dementsprechend macht ein Gravel-Bike in einer derartigen Region verhältnismäßig wenig Sinn – wer ins Gelände möchte, nimmt dann gleich das Mountainbike.

Wer mit dem Rad hier her kommt, sollte sich allerdings einer Tatsache bewusst sein: Es geht hier entweder bergauf oder bergab – flache Strecken sucht man hier mehr oder weniger vergeblich. Die Steigungen und Höhenmeter haben allerdings einen eigenen Charakter. Der Gradient bewegt sich häufig zwischen 2 und 6 Prozent, lassen sich also recht gut „wegdrücken“. Außerdem sind Anstiege meist eher kurz. Eurosport-Kommentatoren würden dazu „Rollerberge“ sagen. Man muss also keine (leichtgewichtige) Bergziege sein, um hier reüssieren zu können, vielmehr sammelt man oft eher unbemerkt Höhenmeter und wundert sich nach Ende der Tour, wo die 1.500 Höhenmeter genau herkommen. Natürlich muss einem auch das irgendwie liegen – wer lange und steile Anstiege gewöhnt ist, könnte auch mit so einer Charakteristik ein Problem bekommen, Radler*innen aus dem Osten Österreichs sollten solche Höhenmeter aber eigentlich liegen. Steiler und etwas knackiger werden die Anstiege im Süden der Mühlviertler Alm (beispielsweise bei Blasenstein – siehe Tour unten), wo etwas giftigere Stiche warten.

Zusammenfassend eignen sich die Straßen der Mühlviertler Alm hervorragend fürs Rennrad – die Variationsmöglichkeiten sind groß, der Verkehr gering und man hat seine angenehme Ruhe. Höhenmeter sammelt man reichlich, dementsprechend ist es jedenfalls vorteilhaft eine gewisse Fitness mit ins Mühlviertel zu bringen. Und je nachdem wie lange man unterwegs sein möchte, ist auch auf ausreichende Verpflegung zu achten, da nicht jede Ortschaft über die entsprechende Infrastruktur verfügt bzw. nicht an jeder größeren Straße eine Tankstelle auf Kundschaft wartet.

Jedenfalls meiden sollte man die Bundesstraßen B38 (Verkehrsachse Freistadt – Sandl – Karlstift – Richtung Groß-Gerungs) und die B125, die von Freistadt Richtung Linz führt – angesichts der Vielzahl an Wegen sollte das allerdings kein schwerwiegendes Problem darstellen.

„Tour de Alm“ & offizielle Routen

Wie bereits erwähnt haben Rainer und andere Herbergsbetriebe der Region ein Netzwerk an Routen entwickelt und zusammengestellt, das eine gute Auswahl für jedwede Leistungsstufe und Präferenz erlaubt. Von der 40 Kilometer-Runde bis zur Tour über 160 Kilometer ist alles dabei, auch verlängern oder verkürzen ist angesichts der vielen Querverbindungen und Wege kein Problem. Die Übersicht mit den Routen liegt in den beteiligten Betrieben auf, beim Gästehaus Weitblick von Rainer erhält man die Tracks auch gerne als GPX-Files, die man schnell auf seine Computer laden kann. Am oberen Ende der Skala befindet sich die „Tour de Alm“. In der Mountainbike-Version gibt es diese schon seit längerer Zeit, mit 188 Kilometern und 5.410 Höhenmetern als Mehrtagestour konzipiert und auf beschilderten Strecken zu befahren. Die Rennradversion der Tour de Alm wartet mit 182 Kilometern und 3.976 Höhenmetern auf, stellt also für eine Tagestour ein ordentliches Pensum dar. Dafür durchquert man dabei einmal das gesamte Gebiet der Mühlviertler Alm (inkl. einem kleinen Exkurs nach Niederösterreich) und bekommt auch das gesamte landschaftliche und kulturhistorische Spektrum der Region zu spüren (inkl. Land und Leute, Architektur und natürlich Natur!). Die Rennradtour ist im Gegensatz zur MTB-Tour (noch) nicht beschildert, aber auch hier gibt es die entsprechenden GPX-Files.

Gästehaus Weitblick

Dem Gästehaus war ein etwas holpriger Start beschieden, fiel die Eröffnung doch zeitlich mit der COVID-Krise zusammen. Doch trotz widriger Umstände und dank Rainers Leidenschaft konnte das Projekt einen erfolgreichen Start hinlegen. Sechs Zimmer bieten eine geräumige und komfortable Unterkunft, Haus und Einrichtung wurden von regionalen Betrieben gefertigt bzw. eingebaut – die Regionalität findet man übrigens in vielen Details wieder (in der ganzen Region, nicht nur im Gästehaus). Für Radlerinnen und Radler gibt es einen absperrbaren Raum, um den fahrbaren Untersatz zu verstauen, GPX-Files gibt’s (im Idealfall) vom Chef persönlich an der Rezeption, Werkzeug zum Schrauben oder für den Notfall liegt im Radraum, Schläuche im Fall eines Platten gibt es beim Automat vor der Türe, abgerundet wird das Ganze auch noch durch einen Wäscheservice. Es handelt sich um ein Gästehaus ohne Restaurant, vor den Zimmern bietet ein voll ausgestatteter Aufenthaltsraum aber Küche, Kühlschrank, Weinschrank und Pizzaofen – man wird also weder verhungern noch verdursten. Fürs Frühstück erhält man Jetons, die im Cafe gegenüber einlösbar sind – funktioniert einwandfrei, und vom Tisch des Kaffeehauses hat man übrigens einen wunderbaren Ausblick in die Region! In Summe merkt man die Freude der Betreiber, Menschen und im speziellen Radfahrende in die Region und ins Gästehaus zu locken, gleichzeitig herrscht ein angenehmer Pragmatismus vor – man hat es nicht notwendig, mit allerlei Firlefanz aufzuwarten sondern konzentriert sich aufs Wesentliche.

Mein Zimmer - circa 1,5 Minuten, nachdem ich angekommen bin…

Touren

Aus einer Auswahl von elf Touren konnte ich während meines dreitägigen Aufenthalts die „Tanner Moor-Runde“, die „Liebenau-Runde“ und die Tour nach St. Thomas am Blasenstein testen und während etwas Beschreibung natürlich nie schaden kann, sollen doch in erster Linie die Bilder und die tolle Landschaft für sich sprechen!

„Tanner Moor“

Die Runde durchs Tanner Moor ist so etwas wie die Standard-Runde, die jede Besucherin und jeder Besucher auf dem Rennrad als erste Empfehlung bekommt. Bietet sie doch auf 66 Kilometern eine kompakte und komprimierte Zusammenfassung der Vorzüge der Region und deren Vielfältigkeit. Wellig und durch Wälder geht es zuerst hinauf nach Kaltenberg, durch Unterweißenbach und dann wellig durch das Tanner Moor. Dieses bietet eine einzigartige und eigene Landschaft als Hochebene, durchzogen von kleinen Seen und Lacken mit spezifischer Vegetation – Moore sind da ganz etwas eigenes und eigentlich mit wenig anderen Landschaften vergleichbar – muss man selbst gesehen haben. In Liebenau hat man den höchsten Punkt der Tour erreicht und auch gleichzeitig einen der Dorfbrunnen, an dem man seine Flaschen gut auffüllen kann (liegt etwas versteckt neben der Straße). Zwischen Maxldorf und Schöneben tun sich spannende (Hoch-)Ebenen auf, die einen weiten Ausblick Richtung Süden und etwas Befreiung von der vermeintlichen Enge des Waldes bieten. Noch ein kleiner Anstieg nach Harrachstal und es geht bergab zurück Richtung St. Leonhard zum Gästehaus. Wie schon erwähnt liegt dieses mit einer herrlichen Fernsicht oben in Sankt Leonhard, man hat daher bei jedem Heimkommen noch ein paar Höhenmeter zurückzulegen, bevor man im Gästehaus die Füße hochlagern kann.

„Liebenau-Runde“

Die Liebenau-Runde führt vom Gästehaus und St. Leonhard aus auf einer anderen Route nach Liebenau, als das die Tanner Moor-Runde macht und bietet dabei leicht abgeänderte Perspektiven auf das, was man am Vortag gesehen hat – ein Straße weiter rechts oder links und die Dinge werden in ein anderes Licht gerückt (oder so manche Abfahrt oder Steigung). Nach Schöneben biegt man rechts auf ein Netz von kleinen Güterwegen, auf denen man großartig und ruhig vor sich hin pedalieren kann, bis man in Sandl wieder auf Zeichen von Zivilsation stößt. Und die können durchaus einen kleinen Schock hervorrufen, mündet man doch aus der angenehmen Ruhe des Waldes für wenige Meter (es sind wirklich nur 200 Meter) auf die bereits oben erwähnte Bundesstraße B38. Auf dieser donnert der Schwerverkehr zwischen tschechischer Grenze und dem Waldviertel (und weiter Richtung Zwettl) und man fühlt sich wie aus seiner Trance gerissen und kann kurz nicht verstehen, woher der Lärm und der Verkehr kommen. Ein Nahversorger lädt zum Auffüllen der Vorräte auf, bevor man schnell wieder auf die Güterwege flüchtet und mit ein paar Metern Abstand zur Bundesstraße auch gleich wieder seinen Frieden findet.

Vorbei an einem kleinen Skigebiet steigt man noch ein paar Meter an und erwartet sich insgeheim eine landschaftliche Kulmination zur ehemaligen dichten Grenze hin, allerdings geht kurz vor Windhaag die Landhscaft auf, alles wird weit, die Berge werden zu Hügeln und Wellen und die Region zeigt eines ihrer anderen Gesichter. Dementsprechend entspannter radelt es sich nun entlang der Staatsgrenze bis kurz vor Wullowitz (bekannt aus Grenzwartezeiten früherer Fernseh- und Radionachrichten) bevor die Route nach Süden schwenkt und über Rainbach Richtung Freistadt führt. Hier befindet man sich übrigens kurz auf bzw. neben der Challenge-Strecke des Race Around Austria – bei meiner Challenge war es allerdings tiefste Nacht und es war wenig von der umliegenden Landschaft zu erkennen. Wer in die Zwickmühle eines Defekts kommen sollte oder aber einfach bei einem Kaffee mit einem mehrfachen, erfolgreichen Starter bei der Österreich Rundfahrt plaudern möchte, kehrt bei Martin Fischerlehner (Radsport Fischerlehner) in Freistadt ein – die paar Meter Umweg zahlen sich aus.

Von Freistadt geht es über Lasberg (den Radweg neben der Landesstraße nutzen!) und Sankt Oswald wieder „hinein“ in die Mühlviertler Alm – man merkt den landschaftlichen Wechsel von der offenen Gegend rund um Freistadt hinein ins „Verschlossenere“. Die Straßen sind hier teilweise in etwas mäßigerem Zustand und je nach Tageszeit kann auch der Verkehr etwas zunehmen, es bleibt aber alles in erträglichem Maß. Über eine flowige Abfahrt und den (unvermeidlichen) letzten kleinen Aufstieg nach St. Leonhard gelangt man wieder zu Gästehaus.

„St. Thomas am Blasenstein“

Führten die ersten beiden Touren Richtung Norden, eröffnen sich im Süden neue Aspekte und Perspektiven. Nach einer langen und flotten Abfahrt vom Leonharder Berg ordnet man sich entlang der Waldaist ein und kommt in den Genuss einiger tatsächlich nahezu flacher Meter, bevor man links wegbiegt und über welliges Terrain nach Bad Zell gelangt. Bad Zell ist als Kur- und Wallfahrtsort bekannt, man sollte jedenfalls von der durchgehenden Hauptstraße abbiegen und über den Dorfplatz rollen, der von historischen Bürgerhäusern eingefasst ist. Wenig später quert man zum ersten Mal die Naarn – neben der Aist der zweite wichtige Flusslauf der Region –, klettert über einen anspruchsvollen Anstieg nach Rechberg und über einen weiteren kleinen (und steilen) Güterweg nach St. Thomas am Blasenstein. Neben der wechselvollen Geschichte des Ortes sticht natürlich die Pfarrkirche in prominenter Lage hervor – wer Zeit und Lust hat, kann sich dort den „luftg´selchten Pfarrer“ anschauen, eine Mumie die Mitte des 19. Jahrhunderts zum ersten mal erwähnt wurde und allerlei Anlass zu Mythen und Legenden bietet. Bei klarer Sicht kann man auch einen Blick auf den Ötscher und das Alpenvorland erhaschen.

Auf einer gut ausgebauten Straße geht es schnell bergab und flach bis kurz vor Mühltal, wo man rechts über einen steilen „Schupfer“ (kann man auch umfahren) und Pierbach ins Naarntal kommt und ab jetzt auf einem kleinen Güterweg entlang der Naarn radelt. Die Naarn biegt zwar irgendwann einmal nach rechts ab, man wird aber kurz darauf mit einem neuen Anblick belohnt – jenem auf die Burgruine Ruttenstein, die hoch über dem Weg thront. Der Weg um den Kogel, auf dem die Burg steht, steigt mehr und mehr an und nach einem letzten Blick zurück auf die Ruine erlangt die Straße wieder jene Charakteristik, die wir von der Mühlviertler Alm kennen. Waldstücke wechseln sich mit offenen Hochebenen ab, über Mötlas, Unterweißenbach und Pieberbach geht es wellig wieder zurück zum Startpunkt in St. Leonhard beim Gästehaus Weitblick.

Alle Infos zu den Routen auf meinem Komoot-Profil, alle Infos zum Gästehau Weitblick hier: https://www.gaestehaus-weitblick.at/

King of the Lake 2020

Dass ich hier am Attersee um 15:26 auf der Startrampe stehe - übrigens fast auf die Minute die gleiche Startzeit wie beim Race Around Austria ein Monat früher - ist im Jahr 2020 nichts Selbstverständliches. Und dass die Atterbiker unter der Leitung von OK-Chef Erwin Mayer alles erdenklich Mögliche in die Wege geleitet haben, um den großartigen King of the Lake nicht zum Corona-Opfer werden zu lassen, ist ihnen sehr, sehr hoch anzurechnen. Angesichts steigender Infektionszahlen und strengerer Maßnahmen war es doch eine Zitterpartie für den Veranstalter, der neben Festzelt, großen Siegerehrungen und Ziellabe auch Dinge wie die große Videowall im Zielbereich zum Opfer gefallen sind.

Dabei kommt dem King of the Lake sein ureigenstes Konzept zugute, das ihn auch weltweit so einmalig macht - das Einzelzeitfahren, mit Betonung auf ein coronafreundliches “Einzel”! Alleine schon die Abstandsregeln beim Überholen und das strikte Windschattenverbot implizieren einen infektionsmindernden Mindestabstand zwischen den Teilnehmenden.

Außer der gestaffelten Abholung der Startunterlagen, den strengen Zutrittskontrollen zum Startbereich und dem fehlenden Sich-gegenseitig-vor-dem-Start-wahnsinnig-machen ist alles beim Alten. Der See ist noch immer wunderschön, das Wetter - jetzt schon ein fast bedrohliche Strähne lang - schön, die Straße um den See für den Verkehr gesperrt. Und auch der Reiz der 47,2 Kilometer langen Strecke, den eigenen FTP-Wert auf seinen Realitätsgehalt zu überprüfen ist noch immer da. Fast 1.400 Starterinnen und Starter sind auf der Nennliste angeführt, erstmals dabei ist zum zehnjährigen Jubiläum des “KOTL” eine Kategorie für 10er-Staffeln.

Reduziert aufs Maximum

Es ist der KOTL an sich schon eine reduzierte Sache - im Sinne des einsamen Kampfes, der klaren Aufgabenstellung und der Tatsache, dass es nicht wirklich Ausreden und Ausflüchte gibt. Unter dem Corona-Regime ist das Konzept noch einmal gestraffter. Man geht zum Start, kämpft sich um den See, schnappt nach der Ziellinie kurz nach Atem und fährt wieder vom Start-/Zielbereich weg. Das mag einsam und unromantisch klingen, ist es aber in keinster Weise, vielmehr spiegelt es ganz gut den Kampf gegen sich selbst wider, den man beim KOTL zu führen hat.

Man trifft sich danach ohnehin mit seinen Freunden, Kollegen oder Partnern, spricht über das Geschehene, vergleicht die Leistungen und denkt darüber nach, was man vielleicht noch anders hätte machen können. Gut, im Festzelt ginge das in größerer Runde, zwangloser und feucht-fröhlicher. Aber aus meiner Sicht ist es absolut verkraftbar, in diesem Jahr auf das Zelt zu verzichten, wenn das heißen würde, dass es den KOTL sonst gar nicht geben würde.

Das Rennen

Die bekanntermaßen flachere und einfachere erste Hälfte der Strecke lädt zum Über-Pacen ein. Man fühlt sich noch frisch, der Wind unterstützt zumeist etwas und man fühlt sich an, als würde man die Welt niederreißen. Nach 20 Kilometern ist man am Südende des Sees angelangt und die kleinen Hügel beginnen, zuerst harmlos und zum Drüberrollen, dann mit der Umfahrung Unterach der erste “richtige” Anstieg. Spätestens hier bekommt man dann zum ersten Mal eine Indikation, wie der Körper an diesem Tag wirklich tickt. Und es befällt einen die erste Ahnung, dass die restlichen 20 Kilometer wohl nicht die angenehmsten des Tages werden dürften. Direkt am Ufer fährt man den See entlang, der Wind kommt nun von schräg vorne - die Straße ändert ständig die Richtung, der Wind ebenso.

In Parschallen wartet die aus meiner Sicht schwerste Prüfung des gesamten Kurses, die zuerst noch schmierend ansteigende Straße endet in einem kurzen Stich hinauf in den Ort. Für mich ist das jedes Jahr der größte Rhythmusbrecher und so etwas wie der Anfang vom Ende. Zell, Nussdorf, Altenberg, Attersee und Unterbuchberg vollstrecken dann eigentlich nur noch, was zuvor schon begonnen hat. Es sind keine langen Anstiege sondern vielmehr kleinste und kleine Rampen, schmierende Abschnitte, die hier sukzessive und nachhaltig alles aus den Beinen ziehen, was da eventuell noch vorhanden wäre.

Und während ich auf den ersten 30 Kilometern des Rennens gefühlt noch ganz gut dabei war, sinken meine Wattzahlen und meine Durchschnittsgeschwindigkeit mit beeindruckender Konsequenz und Schnelligkeit nach unten. Das langsame Sterben manifestiert sich auch an den immer zahlreicheren Fahrerinnen und Fahrern, die an mir vorbeirauschen - wer hier noch fest aufs Pedal drückt, hat entweder sehr gut trainiert oder sich das Ganze auch um einiges besser eingeteilt. Oder beides.

In Buchberg wartet noch der berüchtigte Stich mit 13%, der zwar nominell abschreckt, wenn man aber mit einem gewissen Tempo dorthinkommt, kann man sich mit einigen festen Tritten recht souverän über den Hügel retten. Danach ist man gefühlt schon fast im Ziel, muss nur noch beim Hotel Attersee bei der Einfahrt nach Seewalchen Fassung bewahren und danach ins Ziel hinunterrollen. Die gut verteilt stehenden Zuschauer*innen sorgen dafür, dass man auf den letzten Metern noch einmal in den Oberschenkeln nach ein paar Watt sucht und dann ist es auch schon wieder vorbei.

Wunden lecken?

1:17:39 sind 40 Sekunden langsamer als meine Zeit von 2019. Letztes Jahr hatte ich weniger Jahreskilometer in den Beinen, war generell etwas schlechter drauf und hatte auch mehr Probleme mit der Position am Zeitfahrer. Insofern bin ich mit meiner 2020er-Zeit nur bedingt zufrieden oder hätte mir eigentlich eine Verbesserung erwartet. Ausreden hätte ich genug bzw. hab ich mir die schon haufenweise während der letzten Kilometer des Rennens zurechtgelegt: Zu viele Ausdauer-Kilometer fürs Race Around Austria trainiert, stressige zwei Wochen vor dem Rennen gehabt, zu wenig gegessen vor dem Start und natürlich immer der Wind (diesmal nicht - wie gewohnt - recht gerade aus dem Norden sondern seltsam schräg und etwas drehend).

Aber eigentlich brauche ich gar keine Ausrede. Ich bin sehr froh, dass der King of the Lake 2020 überhaupt stattgefunden hat und schätze das Engagement und das Durchhaltevermögen des Veranstalters sehr, sehr hoch! Ob es für mich am Ende der 455. Platz ist oder der 369. oder der 214. ist nebensächlich. Ich möchte - wie immer - mit mir selbst zufrieden sein und wenn man weiß, was man (theoretisch) noch besser machen könnte, kann man auch leichter damit umgehen. Ob man die Lust und Energie hat, diese theoretischen Potentiale auch zu heben, ist Geschmackssache.

Diejenigen, die sich mit solchen profanen Fragen nicht auseinandersetzen (müssen), waren auch dieses Jahr wieder schnell und sehr schnell unterwegs. Kurz vor Renn-Ende sah es schon danach aus, als würden alle Kings und Queens des Vorjahres ihre Kronen behalten dürfen, bis ganz am Ende dann mit Tobias Häckl ein neues Gesicht ganz oben stehen durfte.

2021?

Wie es mit Corona weitergeht, wissen wir alle noch nicht. Dass ich bei einem King of the Lake 2021 wieder am Start stehen möchte, weiß ich jedoch mit absoluter Sicherheit! Und jetzt wo die Race Around Austria Challenge von meiner Bucket List gestrichen ist, entsteht plötzlich Raum für etwas Neues - vielleicht ein paar mehr Stunden auf dem Zeitfahrer und etwas zielgerichtetes Training auf die Stundenbelastung? Wer weiß… ;)

Disclaimer

Die Teilnahme erfolgte auf Einladung des Veranstalters.

Fotos: Eigene und Sportograf

Die Fotos, die ich vor und nach meinem Rennen gemacht habe, sind auf der Facebook-Seite von 169k in einem Album gesammelt!

Race Around Austria Challenge Unsupported

01:30 Uhr ist keine gute Zeit für wohlüberlegte Entscheidungen - vor allem wenn man schon seit zehn Stunden im Sattel sitzt, noch 330 Kilometer bis zur Ziellinie fehlen und man in einem Wartehäuschen einer Busstation liegt und darauf wartet, dass sich der Kreislauf erfängt... Doch wie ist es soweit gekommen??

# Prolog

Nach drei Jahren des Fotografierens beim Race Around Austria war 2020 das Jahr der Teilnahme - irgendwann kommt man einfach nicht mehr aus. Und die neue Kategorie "Unsupported" war genau der richtige letzte Anreiz für eine Teilnahme - kein Team, das man organisieren muss, kein Auto, das man mieten muss, keine Verpflichtungen anderen gegenüber.

Ich weiß nicht genau, ob man meine Vorbereitung auch so nennen kann. Ich habe versucht, zwischen Corona, Homeoffice und Familie möglichst viel Zeit im Sattel zu verbringen. Das war in meinen Augen wichtiger und sinnvoller als ein strukturierter Trainingsplan, der wohl nicht so gut mit meiner (zwangsläufig) spontanen Zeitplanung funktioniert hätte. Bis zum RAA sind es dann doch rund 6.000 Kilometer geworden - ein Wert, der mich grundsätzlich recht optimistisch auf den August zugehen hat lassen. Zwei Dinge konnte ich nicht wie geplant oder gewünscht umsetzen: Ich wollte mehr lange Ausfahrten machen, um mich und meinen Körper an längere Belastungen zu gewöhnen - geworden ist es dann nur eine richtig lange Ausfahrt, der 300er nach Mariazell. Ebenfalls nicht ausprobieren konnte ich längere Nachtfahrten - sowohl als Test für meine Lampen und deren Akkus als auch für mich in psychologischer Hinsicht.

Ausreichend (oder wahrscheinlich zu viel) habe ich in Gedanken über mein Equipment investiert. Das Streckenstudium auf diversen Karten hat mir viel Spaß gemacht und war fast so gut wie eine echte Probefahrt (auch wenn man natürlich kein richtiges Gefühl für die Route bekommt...). Auch in Detailfragen wie Akkulaufzeiten, Kalorienbilanzen, Taschenvolumen und Pack-Varianten hab ich mich mit großer Freude vertieft, einiges vermutlich schon "zer-dacht" und da und dort über das Ziel hinausgeschossen.

Am Ende kommt das Event dann schnell näher und näher und so richtig bereit wird man nie sein... Die Ungeduld, endlich losfahren zu können und nicht mehr an dieses oder jenes denken zu müssen hat die letzten zwei Wochen vor dem Rennen überwogen. Dass ich die ersten beiden Tage der RAA-Woche noch die anderen Teilnehmer fotografieren konnte, war als Ablenkung durchaus willkommen und hilfreich. Mit Nora und ihrem Team und Michael, der wie ich in der Unsupported-Kategorie am Start stand, konnte man sich außerdem noch vortrefflich die Stunden vor dem Rennen schön gestalten. Die Stimmung war zwischen Vorfreude und Begeisterung bis hin zum gegenseitigen "Anstacheln" wie es früher in der Schule vor wichtigen Schularbeiten üblich war.

# I: St. Georgen - Schärding

Um 15:28 am Mittwoch sind alle diese Gedanken und Unsicherheiten wie verflogen. Moderator und Freund Oliver schickt mich mit motivierenden Worten die Startrampe hinunter und schon nach den ersten Metern durch St. Georgen ist man plötzlich ganz alleine, tritt beständig in die Pedale und es ist schlicht und ergreifend nicht greifbar, was da nun vor einem liegt. 560 Kilometer und 6000+ Höhenmeter sind eine Kategorie, die so einfach nicht fassbar ist, wenn man zuvor noch nie solche Distanzen zurückgelegt hat. 300 sind mittlerweile eine Kategorie, an der sich viele abgearbeitet haben. Aber sind 560 nun so wie 300 nur etwas länger? Kommt man in einen Flowzustand und die Kilometer verfliegen nur so? Oder sind 560 einfach fast doppelt so viel wie 300 und es wird einfach eine einzige große Quälerei?

Die ersten 100 Kilometer des Rennen führen durch das relativ flache Innviertel, das Terrain liegt mir - dennoch bin ich etwas überrascht, dass beim ersten Stop bei einer Tankstelle bei Suben ein 30er-Schnitt auf meinem Tacho aufscheint. Verbunden mit den heißen Temperaturen des späten Nachmittags dräut mir, dass das eventuell ein zu schneller und zu ressourcenraubender Start ins Rennen war.

# II: Sauwald (Schärding - Passau)

Aus Schärding klettert man kurz über eine 16%-Rampe die Stadt hinaus, nach 100 Kilometern des Drückens im Sitzen sind die ersten Höhenmeter fast eine Erleichterung. Es ist ca. 19:30 und ich radle in einen wunderbaren Sonnenuntergang, die Felder rechts und links von mir scheinen golden und es wirkt wie eine schöne, lange Ausfahrt, die gemütlich in den Abend hineinführt. Kurz vor Schardenberg treffe ich auf Sylvia aus dem Wiener Verein Mitzi and Friends, die mit Familie am Straßenrand steht und alle Fahrerinnen und Fahrer anfeuert - das gibt Kraft und wird nur der erste von vielen Momenten sein, in dem man Energie aus großartigen Anfeuerungen erhält. Die Abfahrt Richtung Passau - hinunter zur Donau - fließt dahin und flott bin ich bei Kilometer 130 angelangt.

# III: Passau - Niederranna

Es folgen 30 Kilometer entlang der Donau, die Szenerie - obwohl landschaftlich sehr ansprechend - wird eintöniger: links Donau, rechts Wald. Die Sonne zeichnet sich mittlerweile nur noch als dunkelroter Streifen am Horizont hinter mir ab, ansonsten senkt sich jetzt die Nacht über mich. Seit 20:00 gelten die Nachtregeln des Rennens, das bedeutet, dass vorne und hinten am Rad die Lichter eingeschaltet sein müssen. Und während die Fahrer mit Betreuerfahrzeug im Scheinwerferlicht desselben unterwegs sind, müssen die Lampen der Unsupported-Fahrer*innen so stark sein, dass sie ein gefahrloses Vorankommen auch in der finstersten Nacht ermöglichen (entsprechende Akkukapazitäten inklusive).

Um 21:00 erreiche ich die Donaubrücke bei Niederranna, die das Ende der flachen Kilometer markiert und den Beginn des berühmt-berüchtigten Mühlviertels. "Ende" ist auch ein Stichwort, das mein Körper sich denkt. Als Familienvater habe ich mich in den letzten zwei Jahren an eher frühes Schlafengehen gewöhnt, dementsprechend zeigt mein Körper recht wenig Bereitschaft, weiterhin vollen Betrieb zu ermöglichen.

# IV: Mühlviertel (Niederranna - Ulrichsberg)

Müde und mit einem von den hohen Temperaturen zu Beginn des Rennens ermatteten Kreislauf kurble ich die erste größere Steigung des Rennens hinauf - rund vier Kilometer direkt von der Donau hinauf in ein Dorf namens "Dorf". Oben angekommen brauche ich erst einmal eine Pause, irgendwie hat die Akklimatisierung an Nacht und frischere Temperaturen noch nicht funktioniert. Ich setze mich zu einer Busstation, entspanne meinen Rücken, trinke ein Ensure und beobachte die Challenge-Fahrer*innen, die in der Deckung ihrer Betreuerfahrzeuge an mir vorbeirollen. Ich habe übrigens zu keinem Zeitpunkt - auch später im Rennen - nie den Eindruck, "überholt" zu werden wenn jemand an mir vorbeifährt. Vielmehr ist es ein Miteinander, ein gemeinsames Bewältigen dieser Prüfung, man sitzt auf gewisse Art und Weise im gleichen Boot.

Die Landschaft des Mühlviertels und dessen Schönheit kenne ich von früher - jetzt ist alles was ich sehe, der Lichtkegel meiner Lupine Piko und weiter als 10-20 Meter reicht der auf höchster Stufe auch nicht. Aus der Finsternis rechts und links von mir tönt jedoch immer wieder spontanes Klatschen oder Johlen. Und dann sind da noch die Fan-Zonen: Von der Stimmung in Julbach hat man schon vor dem Start gehört, dass jedoch in so gut wie jedem Ort auf dem Weg dahin auch schon Menschen auf den Straßen stehen und alles und jeden anfeuern, was dort vorbeikommt, darauf war ich keinesfalls vorbereitet. Anfeuerungen, Musik, Klatschen, Rattern, Jugendliche, die über hunderte Meter mitlaufen - das alles verleiht einem vielleicht keine Superkräfte aber es hilft enorm, die schwierigen Stunden in der Nacht leichter absolvieren zu können. Wie soll man stehenbleiben oder schlappmachen, wenn alle 500 Meter jemand steht, der sich für einen die Seele aus dem Leib brüllt...

Nach harten 35 Kilometern ständigen Auf und Abs (ständig!), ist Ulrichsberg erreicht, die erste Timestation des Rennens und mit knapp 200 Kilometern ist zumindest schon ein gutes Drittel absolviert.

# V: Ulrichsberg - Vorderweißenbach

Die Strecke von Ulrichsberg bis Vorderweißenbach bin ich - etwas abgeändert und großteils in die andere Richtung - schon einmal gefahren aber mitten in der Nacht bringt einem die vermeintliche Streckenkenntnis nicht wirklich viel. Und haben die Fans im Mühlviertel noch für Zerstreuung und Kurzweil gesorgt, ist man nun endgültig alleine mit dem Geräusch der Wildwarnvorrichtungen an den seitlichen Fahrbahnbegrenzern, die einen mit einem freundlichen Piepsen begrüßen, sobald der Lichtstrahl auf die Sensoren fällt. Seit Beginn des Mühlviertels hat sich mein Kreislauf nicht wirklich erfangen und dass ich um diese Zeit sonst üblicherweise sanft vor mich hin schlummere, macht die Situation nicht besser. Die Essensaufnahme wird zunehmend schwieriger - ein Thema, auf das ich besonderen Wert legen wollte, weiß ich doch von mir selbst, dass hier meine größte Achillesferse liegt. Meinen Mix aus Riegeln, Gels und Ensure-Flüssignahrung habe ich auf nur noch Ensure reduziert, beim Gedanken an einen der süßen Riegel wird mir schlecht. Unterbrochen durch einige kleinere Pausen von zwei bis drei Minuten arbeite ich mich bis Haslach vor, kurble noch stetig den Anstieg nach St. Stefan und Afiesl hinauf, nur um auf der darauffolgenden Abfahrt zu merken, dass ich wohl doch eine etwas längere Pause einlegen sollte. Der Körper ist im Notbetrieb, es ist kalt geworden und statt im untersten Bereich weiterzutreten möchte ich meinem Körper die Möglichkeit bieten, sich zu erholen. In einem geräumigen Bushäuschen irgendwo bei Vorderweißenbach drehe ich meine Lampen ab, knülle mein Gilet zu einem Polster zusammen und stelle mir einen Timer auf 20 Minuten ein. Ich schlafe tatsächlich in der Sekunde ein und erst der Ton des Telefons weckt mich wieder auf. Ich stelle noch einen Timer - diesmal 15 Minuten -, doch die warte ich nicht mehr zur Gänze ab. Schlafen geht nicht mehr, ich zittere ob der Kälte und merke, dass ein längerer Stop an dieser Stelle keine positiven Effekte mehr bringen würde.

# VI: Vorderweißenbach - Freistadt

Die ersten Meter nach der Pause sind etwas beschwerlich, der Körper ist abgekühlt und das grundsätzliche Gefühl, dass ich jetzt gerade in einem kuscheligen Bett besser aufgehoben wäre, ist nicht verflogen. Die folgenden 25 Kilometer sind für mich mit die schwersten des Rennens - es ist stockfinstere Nacht, andere Teams sind weit und breit nicht zu sehen und die Topographie hat sich zwar etwas gemäßigt, auf und ab geht es trotzdem noch die ganze Zeit. Die einzige Ablenkung bietet ein Unsupported-Kollege, dessen Licht auszugehen droht und das er - mangels USB-Kabel - nicht nachladen kann. Nach einem beruhigenden Blick auf den Ladestand meines Test-Garmin 1030 Plus verschenke ich mein USB-Kabel und setze meine Fahrt fort. Ich habe in den den letzten Stunden in Gedanken immer wieder einmal kurz nach potentiellen Ausreden gesucht, erfundene Defekten und Probleme durchgespielt - ohne Konsequenzen. Aber dass jemand tatsächlich ohne Licht im Mühlviertel strandet und mit der Weiterfahrt auf das Ende der Nachtphase um 06:30 warten muss, das möchte ich dann doch verhindern.

In Rainbach im Mühlkreis erwachen die Sinne dann wieder - zwangsläufig. Wer hätte gedacht, dass tschechische Sattelschlepper, die einem auf Autobahnausweichrouten ansonsten eher versuchen, das Leben zu nehmen, in diesem Fall eher für das notwendige Zurückkehren ins Leben sorgen...

In Freistadt treffe ich auf Nora und ihr Team, ein großartiger Lichtblick in dieser düsteren Nacht! Sie haben mich während meiner Ruhepause im Bushäuschen überholt. Ich geselle mich dazu, mache eine kurze Pause und schnorre Wasser von ihren Begleitern. Meine nächtliche Krise ist - hier in Freistadt um 04:00 Uhr früh durchstanden!

# VII: Freistadt - Enns

Die folgenden 40 Kilometer geht es tendenziell bergab, soviel habe ich mir vom Höhenprofil gemerkt. Und auch die Worte von Erwin Mayer - dem Organisator des King of the Lake - hallen in meinen Ohren: er meinte, bis Freistadt muss man überleben, danach fährt man sinngemäß nur noch heim. Ab Pregarten spielt sich am Horizont ein leichter Anflug von Dämmerung ab, das Ende der Nacht ist damit absehbar und diese große Prüfung damit vor ihrem Ende. Beginnender Pendlerverkehr Richtung Enns zeugt vom baldigen Beginn der 06:00 Uhr Frühschicht, meine Schicht dauert an dieser Stelle bereits zwölf Stunden, in denen ich allerdings auch die Hälfte der Distanz der RAA Challenge zurückgelegt habe. Der Blick auf die Zahlen am Display des Radcomputers ist damit gar nicht so schlecht und im Wesentlichen ganz zufriedenstellend, wenn es denn in dieser Manier so weitergeht.

Bei Mauthausen wird die Donau gequert, starker Frühverkehr mit hohem LKW-Anteil setzt ein. Bei einer JET-Tankstelle ist es Zeit für etwas Festes zwischen den Zähnen. Auch wenn ein Speck-Käse-Mayonaise-Baguette nicht wirklich im Sinne der Leistungsentfaltung ist, die Seele dankt es in hohem Maße.

# VIII: Enns - Steyr

Von Enns bis Steyr ist man kurz in Niederösterreich unterwegs - übrigens nicht der einzige Ausflug in ein Nachbarbundesland bei der Race Around Austria Challenge (zu Beginn ist man kurz in Salzburg unterwegs, der Fuß des Hengstpasses liegt in der Steiermark). Knapp 40 Kilometer geht es in den ersten Morgenstunden zwischen goldenen Feldern hindurch und über kleine Wege und Straßen Richtung Voralpen. Die Licht-Stimmung ist ähnlich wie rund um Schärding rund 12 Stunden zuvor und ich lasse kurz die Gedanken schweifen, was in dieser Zeitspanne alles passiert ist. Immer wieder ertappe ich mich, wie ich in Gedanken die fehlenden Kilometer durchgehe, darüber nachdenke, was noch alles kommt, noch alles fehlt und wie "mühsam" das alles werden würde. Diese Gedanken gilt es sofort und in der Sekunde beiseite zu schieben. Es zählt immer nur der nächste Stop, das nächste Zwischenziel, das ich mir auf meinem Aufkleber auf meinem Vorbau notiert habe, die nächste Tankstelle oder der nächste Brunnen. Reicht schon, dass mein Körper und meine Beine nie wieder so richtig aus dem Not-Modus zurückgekehrt sind. Da muss zumindest der Kopf noch weiterhin einwandfrei funktionieren!

In Steyr ist Kilometer 340 erreicht, bei der Firma Hrinkow Bikes ist das sogenannte Depot situiert. Der Veranstalter des RAA hat - hauptsächlich aus Sicherheitsgründen - eine Möglichkeit vorgesehen, Vorräte, Gewand oder was auch immer man benötigt, in einer Box in Steyr zu hinterlegen. Puristen mögen an dieser Stelle einwenden, dass das Ganze dann nicht mehr unsupported ist. Auf der einen Seite haben sie damit recht, auf der anderen Seite ist es aber auch egal, weil gleiche Möglichkeit für alle und für die erste Austragung eines derartigen Rennens ist eine Rückfallebene sicher kein Fehler. In Steyr stehend ist mir das in diesem Moment aber ohnehin gleichgültig! Ich fasse aus meiner Box neue Ensure-Flaschen, die mich bis ins Ziel ausreichend versorgen sollen, Riegel und Gels greife ich erst gar nicht mehr an. Frische Flaschen ersetzen die klebrigen, schmutzigen, benützten. Ein Blick auf die Boxen, die außer meiner noch im Depot auf ihre Abholung warten, zeigt mir, dass ich platzierungstechnisch wohl nicht mehr allzu viel herausholen kann. Aber das war von Anfang an nicht der Plan also wird auch dieser Gedanke wieder verworfen.

# IX: Steyr - Hengstpass

Über die folgenden 60 Kilometer durch das Ennstal möchte ich am liebsten gar nicht allzu viel schreiben! Es würde mich entweder traurig oder aggressiv machen... Irgendwie hatte ich diesen Abschnitt in meiner Rennplanung entweder nicht genau genau angeschaut (auf der Karte und im Höhenprofil) oder ich habe mich massiv verschätzt. Gerechnet habe ich mit einer zwar mühsamen aber annehmbaren Anfahrt auf das Gesäuse, die mit ein paar wenigen Steigungsprozenten dahinschmiert. Tatsächlich geht es dort in einem durch bergauf und bergab, kleinere Hügel, größere Hügel, lange Geraden, kleinere Hügel, größere Hügel. Uhrzeitbedingt war der Verkehr recht stark und auch die mittlerweile aufgegangene Sonne sorgte wieder für höhere Temperaturen. Geholfen haben mir die Challenge-Teams, die rund um mich - einmal vor mir, einmal hinter mir - unterwegs waren. Geholfen haben sie mir sowohl physisch - durch Wasser in meine leeren Flaschen -, als auch psychisch, durch deren Anwesenheit. Martin und Ariane "kenne" ich etwas besser von Instagram und Strava, hier ist es ungemein hilfreich, wenn jemand in der Nähe ist. Nicht, dass sie mir großartig helfen könnten aber es ist schon ein gutes Gefühl, dass da noch jemand unterwegs ist, der vielleicht in einer ähnlichen Situation ist wie man selbst.

# X: Hengstpass - Micheldorf

Altenmarkt markiert das Ende des Ennstals und das Tor zur nächsten Prüfung. Der Hengstpass ist nominell keine allzu große Herausforderung, einzig die Länge von mehr als 20 Kilometern schreckt ab. Die Steigung ist zu Beginn sehr moderat und zieht erst im oberen Teil an, dann ist es aber auch schon wieder vorbei. Problem an der Sache ist eher, dass man an dieser Stelle bereits 400 Kilometer in den Beinen hat. Wie Nora in ihrem Blogbeitrag ganz richtig angemerkt hat, sind die schnellen Fahrer*innen hier unterwegs, wenn es gemütliche Nacht- oder Morgentemperaturen hat. Ist man - so wie ich - dort kurz vor Mittag, dann steht dort schon einmal die Luft bei lauschigen 30 Grad. Aber auch da waren wieder Challenge-Fahrer in meiner Nähe, die mir das Gefühl geben konnten, nicht alleine in diesem Boot zu sitzen.

Am Hengstpass angekommen gibt es die Möglichkeit für eine kurze Pause und das Auffüllen der Flaschen. Ensure reinhauen und weiter gehts! Die Abfahrt nach Windischgarsten ist schön aber zu kurz, als dass man sich hier großartig erholen könnte. Wie die Auffahrt zum Hengstpass ist auch die Abfahrt nicht mit großen Steigungsprozenten gesegnet, insofern rollt man nicht allzu lange gemütlich dahin sondern muss recht bald wieder kräftig in die Pedale treten.

Apropos kräftig in die Pedale treten: War bei der Anfahrt zum Hengstpass nach Süden noch ein lästiger Gegenwind zu spüren, so hätte man für den Abschnitt vom Hengstpass weg (Richtung Norden!) dann wohl Rückenwind erwarten können. Aber weit gefehlt, auch die 35 Kilometer Richtung Kirchdorf an der Krems kam der Wind von vorne und bremste die letzten Anflüge von Leistungsentfaltung nachhaltig. Bei der Tankstelle in St. Pankraz hatte ich schon vor dem Rennen eine Rast eingeplant, Tankstellen nahe Autobahnabfahrten sind nicht nur 24 Stunden geöffnet sondern bieten auch ein gutes Sortiment. Ein Coca Cola und ein Croissant später sieht die Welt fast immer etwas besser aus - so hangelt man sich von Kilometer zu Kilometer, Station zu Station. Den Rest der Strecke kenne ich vom Fotografieren der Challenge recht gut - ob das nun ein Vorteil oder Nachteil ist, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht restlos geklärt.

# XI: Ziehberg - Hochlecken

"Noch 100 Kilometer!" war der Gedanke beim Blick auf den Garmin, die Übersetzung ("Bei deinem Schnitt bist du also noch gute vier Stunden unterwegs") galt es wiederum schnell zu verbannen. Der Ziehberg war einfacher zu fahren als befürchtet, beim Fotografieren und Befahren mit dem Auto hat sich dieser tatsächlich schwieriger "angefühlt". Einzig die 38 Grad, die der Garmin anzeigte, ließen mich kurz an dem Vorhaben zweifeln. Aber schwarze Wolken am Horizont waren schon zu diesem Zeitpunkt ein recht deutlicher Indikator dafür, dass zumindest das Hitzeproblem alsbald gelöst sein sollte.

Ein Salzstangerl in einer Bäckerei in Scharnstein sorgte für etwas zu Kauen und eine kleine Portion Salz, die Abfahrt nach Gmunden für etwas Abwechslung und das nahende Donnergrollen für etwas Aufregung. Aus Gmunden hinaus zieht sich der Anstieg Richtung Hochlecken recht mühsam dahin, jedoch wünscht man sich, dass es lang so schmierig weitergegangen wäre, wenn man vor der kurzen 13%-Rampe steht, die es am Weg zum Attersee noch zu überwinden gilt. Einsetzender Regen sorgte für Abkühlung, Bedingungen an die ich mich bei vielen Ausfahrten in den letzten Wochen und Monaten gewöhnen konnte. Nora wollte beispielsweise gar nicht mehr mit mir fahren gehen, weil es bei mir immer zu regnen beginnt...

Heimweh setzte dann auch noch meine internen Sicherheitsregularien außer Kraft und so konnte ich es auf regennasser Fahrbahn hinunter zum Attersee noch einmal richtig krachen lassen. ;)

# XII: Attersee - St. Georgen

In Steinbach am Attersee geht es auf die Uferstraße und plötzlich taucht vor mir ein Unsupported-Kollege auf, den ich in den vergangenen Stunden schon mehrmals in unterschiedlichen Situationen getroffen habe. Wir plaudern kurz nebeneinander fahrend - er ist zweimal gestürzt, hat auch mehrere Krisen durchlebt. Es klingt blöd, aber es beruhigt, dass es anderen auch nicht viel besser geht als mir. Der Sieger der Unsupported Kategorie ist übrigens seit fast sieben Stunden im Ziel - er hatte also "nur" eine längere Ausfahrt, während wir hier in den Genuss einer bewusstseinserweiternden, tageüberdauernden, lebensverändernden Erfahrung kommen.

Es ist dies die Strecke des großartigen King of the Lake, das bedeutet, dass man hier eigentlich nicht gemütlich fahren kann, sondern irgendwie draufdrücken "muss". Der kurze Anstieg in Unterach, dann Richtung Mondsee, noch ein kleiner Schupfer - hier bin ich wenige Wochen zuvor erst bei meiner Österreich-Tour gefahren, bekanntes Terrain also. Bei der Abzweigung in Innerschwand sehe ich mich quasi schon im Ziel. Und wie als Strafe ziehen mir die letzten Meter bergauf hier noch einmal alles aus den Beinen, was da noch irgendwo im letzten Winkel versteckt war. Erst bei Kilometer 556 - also nach dem letzten Anstieg bei Oberwang - ist das Rennen tatsächlich in trockenen Tüchern. Naja, "trocken" nicht, denn es regnet mittlerweile wieder aber die letzten Meter bis zur Ortstafel von Sankt Georgen geht es bergab und das Heimweh mobilisiert noch einmal ein paar Körner. Meine "Zieldurchfahrt" bei der Ortstafel absolviere ich alleine, eigentlich wird man hier abgeholt und eskortiert. Aber auch mein Tracker war müde und hat eine Pause eingelegt, daher war auch die RAA-Crew überrascht, als ich plötzlich vor ihnen gestanden bin. Mit einem breiten Lächeln im Gesicht werde ich dann von drei Motorrädern über die Hauptstraße St. Georgens Richtung Ziel geleitet, Menschen klatschen und feuern an - egal wie schnell oder langsam man war, ob man vorne ist oder hinten, Erster oder Letzter. Die Ankunft auf der Bühne - auf der ich 26,5 Stunden früher losgestartet bin - rührt mich sehr, in drei Jahren Race Around Austria ist doch eine große Zugehörigkeit zu diesem Event und den großartigen Menschen dahinter entstanden!

# Epilog

Duschen, ins Bett legen und 13 Stunden später wieder aufwachen - das ist direkt nach meinem Zieleinlauf passiert. Schmerzen in Händen/Handgelenken und dem Allerwertesten, die mich die letzten Stunden des Rennens plagten, waren am nächsten Tag im Wesentlichen wieder verflogen. Geblieben ist ein tiefsitzender subtiler Schmerz im Nacken und Rücken, der einfach durch die lange Position am Rad zustandekommen ist. Nie zuvor hatte ich auf einer Ausfahrt Schmerzen in den Fußsohlen, beim RAA allerdings schon nach wenigen Stunden - den Grund kenne ich bis heute nicht, meine linke Sohle hat sich allerdings knapp eine Woche lange etwas bamstig angefühlt. Oft heißt es "Schmerzen vergehen, der Ruhm bleibt" oder so ähnlich... Das stimmt natürlich, auch wenn der "Ruhm" ein grundsätzlich überschaubarer ist. Die Wertigkeit einer Aufgabe wie der Race Around Austria Challenge legt man grundsätzlich selbst fest. Ich mache mir wenig aus Trophäen oder Urkunden, mir ist wichtiger, dass ich mit mir selbst zufrieden bin und mich in die Spiegel schauen kann. Und das kann ich auf jeden Fall.

Mein Körper ist recht bald in einen Modus gegangen, in dem er eine beständige Leistung erbringen kann. Dass diese beständige Leistung im Endeffekt recht niedrig war und viel niedriger als das, was ich unter "normalen" Umständen zu leisten vermag, ist eine andere Geschichte. Ernährung wird immer ein Thema sein, an dem ich arbeiten kann, die Geschichte mit dem "Arbeiten in der Nacht" könnte man im Vorfeld sicher auch besser trainieren. Sehr zufrieden bin ich mit meiner mentalen Leistung und darin liegt wohl auch einer der Schlüssel zu derartigen Vorhaben. Nicht das Handtuch zu werfen, wenn Dinge schwierig werden, wenn etwas weh tut, wenn die Aussichten nicht rosig sind und die Herausforderung fraglos eine große ist, das habe ich glücklicherweise geschafft. Es ist wohl dieses Zusammenspiel von Geist und Körper - gute Leistungen wird man nur erbringen können, wenn beides passt. Je besser man trainiert ist, desto besser der Output des Körpers (und wenn es nur der Notmodus ist) - je stärker der Kopf, desto "einfacher" wird die Herausforderung bewältigt. Mein Respekt vor den Sportler*innen, die die Challenge, die 1.500 Kilometer oder die Extreme-Distanz über 2.200 Kilometer absolvieren, ist durch meine eigene Teilnahme noch einmal enorm angewachsen. Mir war vorher schon klar, dass hier unglaubliche Leistungen erbracht werden, aber auch meine kühnsten Vorstellungen waren noch recht weit von der Wahrheit entfernt. Das alles hilft mir dabei, gute Fotos von den Sportler*innen zu machen - was ich übrigens im nächsten Jahr beim Race Around Austria wieder machen werde... ;)

Strava

Fotos: Race Around Austria, Elisa Haumesser, Reinhard Eisenbauer, Wolfgang Haidinger

Race Around Austria - Challenge "Unsupported"

(Autor: Race Around Austria)

Oftmalig wurde der Wunsch vieler Athleten an uns herangetragen, das Race Around Austria auch “unsupported”, also ohne Betreuer und Begleitfahrzeug zu absolvieren. Schon alleine aufgrund von Sicherheitsbedenken haben wir bisher immer davon Abstand genommen, ein Rennen mit einer Länge zwischen 560 und 2.200 Kilometer ohne Betreuer auszutragen. Richtig ernsthaft befasst haben wir uns mit diesem Thema dann zu Jahresbeginn 2019, zumal die Rennen in Europa vermehrt auch eine derartige Kategorie anbieten. In Italien ist dies schon länger der Fall, auch die Tortour in der Schweiz ermöglicht eine unbegleitete Teilnahme an der Challenge seit geraumer Zeit.

Für uns als Veranstalter war klar, dass wir eine solche Kategorie nur dann andenken, wenn wir Sicherheitsbedenken auf ein absolutes Minimum reduzieren können. Dazu zählt einerseits die Ausrüstung, andererseits aber auch ein sinnvoller Modus und eine 100%ige Sicherheit hinsichtlich technischer Voraussetzungen. Wir führten einerseits zu diesem Thema Gespräche mit unserem GPS-Partner Perfect Tracking und überlegten uns gemeinsam mit dem Amt der OÖ Landesregierung, ob eine Durchführung rechtlich möglich und genehmigungsfähig ist, denn das RAA ist ein Rennen und daher auch mit zahlreichen Auflagen genehmigungspflichtig. Gleichzeitig klärten wir mit der Landespolizeidirektion ab, welche Ausrüstung am Rad erforderlich sein muss und holten hier eine Stellungnahme ein. Vor allem die Nachtfahrt in entlegenem Gebiet ohne notwendige Infrastruktur und Versorgungsmöglichkeit zwischen 19:00 Uhr und 07:00 Uhr stellt nicht nur Organisation, sondern auch Teilnehmer vor eine Herausforderung. Natürlich benötigt es dazu auch ein Sicherheitskonzept: Was tun, wenn es einen Tag lang stark regnet und die Temperaturen stark fallen? Auch hier ist man als Veranstalter gefordert, egal ob ein Teilnehmer mit oder ohne Begleitfahrzeug unterwegs ist.

Zur „Pro“-Entscheidung haben uns mehrere Aspekte bewogen:

• GPS-Tracker für 30h am Rad: Von unserem GPS-Dienstleister gibt es ausfallsichere, autarke und gleichzeitig leichte GPS-Geräte, die am Rad fixiert werden können und mit akzeptablem Gewicht (ähnlich eines Mobiltelefons) idente Sendeleistungen und Sendeintervalle wie unsere herkömmlichen Tracker besitzen. Im Falle eines wirklichen Ausfalls können wir auf Standortapps zurückgreifen. Das Mitführen eines Smartphones mit Powerbanks ist unbedingt erforderlich.

• Ein praktikabler Startmodus: Die Challenge Unsupported wird vor der eigentlichen RAA Challenge, und zwar um 15:00 Uhr gestartet. Sollte es also zu Notfällen auf der Strecke kommen, kann man damit rechnen, dass auch in entlegenen Gebieten jemand vor Ort ist und ein gewisser „Betrieb“ herrscht.

• Nicht zuletzt sind mittlerweile die Licht- und Navigationsgeräte technisch weit ausgereift.

• Ein Depot bei Halbzeit des Rennens: Schon bei der Planung wurde uns klar, dass das Credo „Eine Tankstelle hat in Österreich zwischen 06:00 Uhr und 22:00 Uhr offen“ nicht unbedingt Gültigkeit hat. Viele Tankstellen wurden auf Automatentankstellen umgestellt, die meisten schließen an unserer Strecke bereits um 19:00 Uhr. Spätestens nach unserer Testfahrt sind wir uns sicher, dass die Möglichkeit, bei Start und Ziel eine Kiste befüllen zu können, die dann bei der Firma Hrinkow Bikes in Steyr hinterlegt werden kann, eine wichtige – auch sicherheitstechnische – Komponente mitten in der Nacht ist, vor allem dann, wenn das Wetter nicht mitspielt. Das Depot ist auch für die Rennleitung wichtig: Während beim Rennen mit Begleitfahrzeug die Crew jederzeit entscheiden kann, ob der Teilnehmer die Fahrt fortsetzen kann, ist dies beim Unsupported-Rennen nicht der Fall. Alleine deshalb ist zumindest ein Checkpoint gerade zu dieser Uhrzeit notwendig.

Nicht zuletzt wollten wir die Challenge Unsupported auch testen, deshalb haben wir vergangenes Wochenende (12/13. Oktober) unseren Moderator Oliver auf die Strecke geschickt. Begleitet wurde er von einem Media Car, das aber nicht in die Fahrt eingriff und keine Betreuungsaufgaben übernahm.

Trotz Oktober hatten wir für die Testfahrt unnatürlich schönes und trockenes Wetter. Klar ist, dass ein Unsupported-Rennen gerade bei Regen extrem werden kann. Die Temperaturen waren auch in der zweiten Nachthälfte noch erträglich und nur knapp unter dem zweistelligen Bereich. Kein Regen, kein Nebel, im Gegenteil: Am Morgen wehte kräftiger Südföhn, der vor allem vom Hengstpass bis Kirchdorf unser Versuchskaninchen ordentlich beschleunigte. Das waren zugegebenen Normbedingungen, mit denen man beim Rennen selbst nicht unbedingt rechnen kann.

Trotzdem konnten wir für unsere ersten Unsupported-Teilnehmer einiges mitnehmen:

Bekleidung

Das Depot in Steyr eignet sich für das Hinterlegen von Bekleidung (mit Ausnahme bei Regenwetter) kaum, höchstens als Backup. Generell muss die Bekleidung für das Rennen wohl sehr kurzfristig gewählt werden, nachdem man aber im August wohl damit rechnen kann, dass man sich um 20:30 Uhr für die Nacht, und um 08:00 für den Tag an- und umziehen muss, ist alles an Bekleidung am Rad mitzuführen. Zuviel Risiko würden wir nicht eingehen, aber ob Regen oder nicht, darauf kann man sich mit einer guten Vorschau sicher einstellen.

Verpflegung

Wie oben schon erwähnt ist die Servicedichte auf der Strecke sehr eingeschränkt, auch am Tag. Hier heißt es vorausplanen und ein gutes Konzept zurechtlegen. Gesehen haben wir, dass jeder Supermarktbesuch wirklich viel Zeit kostet. Hier kommt wieder unser Depot ins Spiel, das so ausgelegt wurde, dass man sich mitten in der Nacht, genau bei Halbzeit die Taschen wieder gut füllen kann und mit der entsprechenden Ernährung möglicherweise sogar bis zu 200km weit kommt. Schwierig könnte allerdings auch die Suche nach Trinkwasser werden. Die Brunnendichte ist keine hohe, die meisten Ortsbrunnen sind mit „Kein Trinkwasser“ versehen. Ein Tipp sind mitunter Friedhöfe, hier gibt es oft eine Füllmöglichkeit. Auch hier heißt es: Gut planen, denn oftmalig kommt man gar nicht in Ortszentren, sondern fährt auf Umfahrungen, abseits von Geschäften.

Taschen

Sehr bewährt hat sich die große Satteltasche und die Tasche am Oberrohr.

Beleuchtung und Strom

Vorgeschrieben sind zwei Garnituren Licht. Je heller desto besser, vor allem beim Rücklicht. Mit der Strecke am Computer gab es kaum Navigationsprobleme, wenn man sich die Strecke zudem gut einprägt, erwischt man auch intuitiv schnell die richtige Abzweigung. Ohne ordentliche Powerbank geht sich die Navigation am Computer allerdings nicht aus. Auf das Routebook als Backup wurde kaum zurückgegriffen, viel mehr wurde es dafür genutzt, sich hinsichtlich Kilometer zu orientieren. Eventuell schadet hier eine eigene Marschtabelle am Oberrohr nicht.

Sichtbarkeit

Auch hier gibt es die klassischen RAA-Regeln und zusätzlich notwendige Ausrüstung (permanente Warnweste, auch am Tag). Mit unserem Media-Car haben wir aber gesehen, dass man gerade auf den Beinen, an den Rohren und am Helm (!) nie genug gute Reflektoren haben kann. Kein Autofahrer rechnet um 03:00 Uhr mit einem Radfahrer, zusätzliche Leuchtaufkleber schaden daher nie. Bei Warnwesten ist darauf zu achten, dass diese mit zahlreichen Reflektoren versehen ist. Ein gelber Anstrich alleine ist in der Nacht nicht sichtbar, hier zählt alleine die Reflektorfläche. Nachträglich würden wir sicher auf einen Warngurt zurückgreifen, der z.B. auf Amazon gut erhältlich ist, weniger Wind-Angriffsfläche hat und besser reflektiert als der bekannte Warnlatz, den man auf den Bildern sieht. Zudem ist er stufenlos einstellbar und je nach Bekleidung (Hitze mit 30°C oder mit einer Jacke) gut zu tragen.

Okt. 12 2019 DSCF6057.jpg

Dass das neue Format eine durchaus interessante Kategorie werden wird, davon sind wir nach unserer Testfahrt jedenfalls überzeugt. Nicht als Konkurrenz zur klassischen Challenge, vielmehr als Ergänzung und Möglichkeit, mit weniger technischem Aufwand beim Race Around Austria dabei zu sein. Mit einem klaren Fokus auf den Finishergedanken. Wir freuen uns auf 2020!

Daten und Fakten

CHALLENGE UNSUPPORTED
Modus: Einzelstart ohne Windschatten, ohne aktive Hilfe von außen, 1 Depot bei KM 330
Start: Mittwoch, 12. August 2020 (voraussichtlich 15:00-16:00 Uhr) im Minutentakt
Ort: St. Georgen im Attergau
Länge: 563km
Karenzzeit: 29 Stunden (1 Stunde mehr als bei der klassischen Challenge)
Erforderlicher Schnitt: 19,41 km/h
Kontingent: Max. 50 Solostarter
Anmeldestart: 15. Februar 2020, 09:00 Uhr

Infos: www.racearoundaustria.at

King of the Lake 2019

Wie soll ich diesen Blogpost über den King of the Lake 2019 beginnen, wo ich doch schon im vergangenen Jahr alle verfügbaren Superlative gebraucht habe… Daher hier die Kurzfassung für alle, die sich nicht durch die Details meines Blogposts wühlen möchten:

Der King of the Lake ist eine der tollsten Veranstaltungen, die ich mir nur vorstellen kann - (gesperrte) Strecke, Organisation, Menschen, Landschaft und alles Drumherum sind perfekt. Wer noch nicht dabei war oder nicht verstehen kann, warum jeder so von der Veranstaltung schwärmt, der oder die stelle sich unbedingt einmal an die Startlinie! Punkt.

Du möchtest doch noch mehr lesen? Na gut, starten wir von vorne :)

Es ist mein dritter King of the Lake, wobei King werde ich auch dieses Jahr nicht werden. Ich habe große Konkurrenz: neben meiner Wenigkeit stehen auch noch mein Trainingsrückstand, mein launischer unterer Rücken und mein Schlafmangel am Start - es wird ein hartes Match. Um kein Risiko einzugehen, habe ich materiell noch einmal aufgerüstet. Nach meiner grandios gescheiterten Premiere am Zeitfahrer im Jahr 2017 und einer - wie ich meine ganz soliden - Fahrt mit dem Rennrad 2018, steht 2019 wieder ein Zeitfahrer in meinem Hotelzimmer im Litzlberger Keller. Die neue BMC Time Machine Disc schreit “schnell” und “schnittig” und es wird wohl ein langer Weg werden, bis der Pilot ebenjener Maschine auch nur ansatzweise die selbe Dynamik versprühen wird - aber egal. Bekanntermaßen macht es (zumindest mir) mehr Spaß auf schönem Material und wo wenn nicht hier am wunderschönen Attersee beim größten Einzelzeitfahren Europas.

Am Attersee

An den Attersee finde ich schon blind, verbringe ich doch mittlerweile schon mehrere Tage oder fast Wochen meines Radjahres hier in der Gegend. Mondsee-Radmarathon, die Staatsmeisterschaften 2019, das Race Around Austria, der Mohrenwirt in Fuschl - es ist hier eine besondere Ecke entstanden mit engagierten Menschen, die auf eine unaufgeregte aber zielstrebige Art und Weise den Rad(breiten)sport in Österreich vorantreiben. So wie auch ganz Oberösterreich mittlerweile eine tolle Vorreiterrolle eingenommen hat - nicht zuletzt die vielen oberösterreichischen Profis oder jene Fahrerinnen und Fahrer, die sich anschicken, solche zu werden, zeugen davon, dass es sich um einen guten Boden handelt.

Über den King of the Lake selbst wurde schon viel gesagt und geschrieben. Es ist die größte Veranstaltung ihrer Art in Europa - das Konzept geht nächstes Jahr in seine zehnte Ausgabe, was man am Weg dorthin geschafft und erlebt hat, können Worte wohl schwer beschreiben. Knapp 1.300 Starterinnen und Starter haben sich im Frühjahr 2019 um die Startplätze bemüht, innerhalb von wenigen Stunden waren diese dann auch schon wieder vergeben. Die gesperrte Bundesstraße rund um den See ist so etwas wie das Aushängeschild der Veranstaltung und OK-Chef Erwin Mayer muss jedes Jahr einen großen Teil seiner Energie darauf verwenden, dass dies auch so bleibt. Und das ist ihm unendlich hoch anzurechnen, sind doch die Interessen der Bevölkerung mannigfaltig und ein Radrennen ist halt trotzdem in der Wahrnehmung vieler immer noch “nur ein Radrennen” und unter diesen Rahmenbedingungen an einem Samstag für gut sechs Stunden die einzige Straße rund um den See komplett zu sperren, ist eine entsprechende Leistung. Polizei und Feuerwehr helfen tatkräftig mit, die Gemeinden tragen das Event ebenso und haben über die Jahre auch dessen Nutzen erkannt.

Warm-Up

Der Freitag ist traditionell der Anreise und einem geselligen “Warm Up” am Abend gewidmet. 2019 bietet sich dafür eine neue Möglichkeit - auch im weiteren Sinne des Radsports -, hat doch die Mutter von Bora-Profi Lukas Pöstlberger ein altes Wirtshaus in Schörfling übernommen. So mischt sich lokale Wirtshauskultur mit deftigem Essen, dass sich ein World Tour-Profi am Tag vor dem Rennen wohl nicht in derartigen Mengen gönnen würde. Aber wenn man schon mal hier ist… Neben dem Organisationskomitee, Vertretern der Gemeinden und einigen Journalisten sitzen auch Marcus Baranski - der letztes Jahr noch mit seinem “Doper stinken. Alle. Immer”-T-Shirt einen großen Auftritt auf dem Podest neben Georg Preidler hatte - und Nora alias “Unicorn Cycling” am Tisch, die sich auf dem Rennrad auf die Umrundung des Sees begeben wird.

System-Check

Nach einem derartig “carbo-geloaded” mediokren Schlaf steht Samstag Vormittag die obligatorische Testfahrt auf dem Programm. Systemcheck des Rads, kurzes In-Erinnerung-Rufen der mühsamen Stellen des Kurses auf der Westseite des Attersees. Während es ja auf der “Hinfahrt” auf der Ostseite (im Uhrzeigersinn) recht flach und entsprechend flott dahingeht, stellen sich ab der Südspitze nach und nach mehr oder weniger fiese kurze Rampen in den Weg. Schließlich wollen zwischen Start und Ziel rund 250 Höhenmeter gesammelt werden. Die entsprechenden Stellen vorab zu kennen, hilft ungemein beim Einteilen der Kräfte.

Ein weiterer Punkt, der den KOTL nämlich so besonders macht - zumindest bei jenen, die sich leistungstechnisch auch annähernd in diesen Sphären bewegen können - ist die Tatsache, dass eine Fahrzeit von etwas mehr als einer Stunde bedeutet, hier an seiner individuellen Leistungsschwelle unterwegs zu sein, den berühmten FTP-Wert also unter Realbedingungen einer Bewährungsprobe auszusetzen. Dementsprechend groß ist die Häufung von Leistungsmessern, um den Output messen und entsprechend steuern zu können.

Nicht allerdings an meinem Rad, dafür war die Zeit vor dem KOTL leider etwas zu kurz und die Lieferzeiten meines Wunsch-Powermeters etwas zu hoch. Alles in allem bin ich wiederum nur solala vorbereitet. Auf dem Zeitfahrer bin ich rund fünf Mal gesessen, nachdem dieser aber bei Pbike auf mich gefittet wurde, passt zumindest die Sitzposition. Als Ziel für die Umrundung nehme ich mir grob 1:15h vor, im Glauben, dass ich meine Rennrad-Zeit von 1:20 recht locker unterbieten sollte, wenn ich es schaffe, am TT in Aero-Position durchzufahren. Die großspurige Formulierung traue ich mir hier nur zu, weil ich dieses Ziel später nicht erreichen werde, aber dazu gleich mehr.

Die vormittägliche Testfahrt endet mit Gregor Mühlberger, der auf dem Rückweg zum Hotel plötzlich neben mir fährt. Und so geht es mir immer am Attersee: Irgendwie kennt man jeden, diesen hat man schon mal gesehen, mit dem anderen ist man in Wien schon mal eine Runde gefahren, du bist die von Strava - Das King of the Lake-Wochenende ist ein Familienfest mit der ganzen Radsportsippe - umso besser, dass das Festzelt im Zielbereich ausreichend dimensioniert ist.

Auch schon traditionell vertreibe ich mir meine Zeit bis zu meinem Start (dieses Jahr um 16:13) mit dem Ansehen der Starts der Rad-Bundesliga, den Vierer-Teams und den ersten Solo-Startern. Am Rückweg zu meinem Hotel kann ich noch ein paar Fotos schießen - auch hier der eine oder andere Aha-Moment, wenn man in den Vierer-Teams bekannte Gesichter entdeckt. Umziehen, Fertigmachen, zum Start rollen. Die verbliebenen Minuten widme ich einem Besuch beim “Fahrerlager” des VICC-Vienna International Cycling Club, der mit knapp 30 Mitgliedern am Start steht.

Und los!

5, 4, 3, 2, 1 - und es geht runter von der Startrampe. Gleich nach dem Start geht es kurz bergauf, aber lieber mal etwas langsamer machen - die erste Hälfte sollte man grundsätzlich eher ruhiger angehen lassen. Ich beschließe - angesichts fehlender Leistungsdaten und unsicheren Leistungsniveaus - nach Gefühl zu fahren und es nicht zu übertreiben. Diesen Gedanken in meinem Gehirn fertigformuliert, taucht auch schon an meiner linken Seite ein Auto auf, Fotografin Tana Hell beugt sich aus dem Fenster und drückt ab. Und bevor ich es noch merke, trete ich plötzlich stärker in die Pedale, gebe Gas, überhole Fahrer - mache also alles, was ich nicht tun wollte… Alles für das Foto! :)

Foto: Tana Hell

Als das Auto (endlich) weiterfährt, schalte ich erstmal einen Gang zurück. Wir sind auf Höhe Weißenbach am Attersee - das bedeutet, dass die ersten Höhenmeter auf dem Programm stehen. Ich matche mich mit dem Starter vor mir - immer wieder taucht seine Startnummer 1012 und sein gelbes Trikot auf. Bergauf überholt er mich, in der Ebene rolle ich wieder an ihm vorbei - immer mit dem notwendigen Abstand natürlich. Er ist wohlgemerkt auf dem Rennrad unterwegs, aber das kümmert mich nicht. Die Mischung aus Rennrad und Zeitfahrer, alt und jung und stark und stärker ist erfrischend und sorgt für Abwechslung.

In Unterach ist mit einem kurzen Stich hinauf zur Umfahrungsstraße der Wendepunkt im Süden erreicht, die darauffolgende Abfahrt bietet eine kurze Erholungspause bevor die Namen folgen, die ich mir in Gedanken notiert habe: Parschallen, Nußdorf und Buchberg. Dort geht es steiler und länger bergauf, als man “kurz einmal drüber drücken” könnte. Der Wind, der klassischerweise auf der zweiten Hälfte eine Rolle spielt, ist auch dieses Jahr wieder Begleiter (von vorne), aber die befürchteten Böen sind ausgeblieben.

Endspurt

Es ist immer ungefähr bei Kilometer 37 oder 38, wo das Rennen etwas “lang” wird. Man ist schon einige Zeit unterwegs, die Tanks werden langsam leer, die Strecke lang. An dieser Stelle muss man beißen, es sind nur fünf Kilometer, die man überstehen muss - der Knackpunkt ist der kurze Stich in Buchberg. Dort hat sich die Race Around Austria-Fanzone breitgemacht - die Stimmung ist gut, die Anfeuerungen helfen dabei, die kurzen 13% zu übertauchen. Und dann geht es - wie schon in den Jahren zuvor - plötzlich schnell! Das Gelände ist kupiert, es rollt kräftig dahin, über kurze Wellen rollt man mit Schwung und gut 50 km/h. Und dann purzeln die Anzeigetafeln mit den verbleibenden Kilometern nur noch so - 4, 3, 2. Eine kleine Prüfung steht noch auf dem Programm, die letzte Rampe zum Hotel Attersee, danach ist es aber wirklich vorbei. Vollgas hinunter nach Seewalchen, wohltemperiert durch die 90-Grad-Kurve, über die Agerbrücke und 300 Meter in Richtung Ziellinie. Im Nachhinein verfliegen die letzten Kilometer geradezu.

Dann ist es auch schon wieder vorbei. Am Wahoo die Fahrt beenden, Luft holen, bevor man es merkt, wird einem der Zeitnehmungschip abgeknipst. Die Wahrscheinlichkeit, dass man auf den ersten Metern aus dem Zielkanal ein bekanntes Gesicht trifft, ist sehr groß - aufmunternde, interessierte oder euphorische Worte inklusive. Auf meinem Radcomputer steht am Ende 1:16:57 und damit mehr, als ich mir erhofft hatte. Die 1:15 zu erreichen, war - ohne großartig darüber nachzudenken oder die Notwendigkeiten dafür genau zu analysieren - doch nicht so einfach, wie ich mir das vielleicht vorgestellt hätte. Andererseits muss ich mir ja für das nächste Jahr noch etwas Verbesserungspotential erhalten.

Zeit für Ärger oder Gram bleibt ohnehin keiner - zu schön ist der Attersee, zu spannend das Eventformat, zu gesellig der Abend im Festzelt. Objektiv betrachtet bewundere ich einerseits jede und jeden, die/der sich auf den Weg um den See macht und sich auf diese Weise misst. Andererseits werden von den schnellen Fahrerinnen und Fahrern gewaltige Leistungen abgeliefert, die Zeiten unter 1:00 werden immer mehr und die Zeiten sind schlichtweg beeindruckend!

So nehme ich mir mein Ziel von 1:15 mit ins Jahr 2020, hoffe auf wiederholtes Kaiserwetter, nette Gesellschaft und ein weiteres großartiges Wochenende am Attersee - King of the Lake werde ich zwar wieder nicht werden, aber genauso viel King oder Queen wie jeder, der sich auf den Weg macht!

Strava

Fotos (wenn nicht selbst aufgenommen oder gekennzeichnet): Sportograf

Foto: Tana Hell

Die Teilnahme am Rennen erfolgte auf Einladung des Veranstalters.

Race Around Austria 2019

Es war die 11. Ausgabe des Race Around Austria und meine dritte. Nachdem ich 2017 und 2018 - mit meinen Kameras ausgestattet – durch die Lande gerast bin, mit der Livetracking-Seite auf dem Telefon geöffnet, immer Ausschau haltend nach den Fahrerinnen und Fahrern, idealerweise auch noch an einer fototechnisch günstigen Stelle, hätte 2019 mein erstes Mal im Sattel werden sollen. Schon bei meinem Erstkontakt mit dem RAA bin ich dem Reiz des „Weitradlfoarns“ (wie Christoph Strasser es so schön nennt) erlegen und wollte seitdem immer selber in die Pedale treten. Die Strapazen, Anstrengungen und Entbehrungen, die man auch als Fotograf beim RAA mitbekommt und an vielen Gesichtern leicht ablesen kann vermengen sich zu einem Amalgam, das wohl nur leibhaftig „erfahren“ werden kann, so wie auch der Jubel und die Freudenmomente jener, die mitten durch das Attergauer Marktfest nach langer Fahrt wieder zurück zur Start- und Zielbühne rollen. Die Leistungen der Finisher*innen kann man bewundern, man kann sich mit ihnen freuen – was es aber wirklich bedeutet, nach 560, 1.500 oder gar 2.200 Kilometern wieder am Startort anzukommen, bleibt nur jenen vorbehalten, die sich tatsächlich auf die Reise machen.

Genau das wollte ich machen, erfahren und spüren. Allerdings war meine Vorbereitung, die ich in klassischer 169k-Manier etwas zu sehr auf die leichte Schulter genommen hatte, von Beginn an zu wenig ambitioniert, meine Konsequenz nicht ausgeprägt genug, die zeitlichen Ressourcen nicht ausreichend. Beim Super Giro Dolomiti im Juni dann der Weckruf, dass mit der bisherigen „Vorbereitung“ wohl kein Rennen zu gewinnen sein wird – der Rücken tat nach wenigen Stunden weh, die Beine waren schwer. Ohne Gram musste ich anerkennen, dass im Vorfeld für eine Herausforderung wie die Race Around Austria Challenge mehr Anstrengung und Training stehen muss, als ich mir bis dahin vorgestellt hatte. Zusätzlich fiel mir noch ein Satz aus Christoph Strassers Buch ein, der sinngemäß aussagt, dass viele Leute ihre (vermeintliche) mentale Stärke als Ausrede verwenden, um über körperliche Defizite (zu wenig Training, zu wenig KM, …) hinwegzutäuschen. Ein Umstand, mit dem man sich im Endeffekt keinen Gefallen tut. Während der Österreich Rundfahrt im Juli konnte ich Christoph noch einmal persönlich zu diesem Satz befragen und sein kurzes Nicken hat bei mir innerlich einen kleinen Schalter umgelegt, mit dem ich meine Pläne für die Challenge 2019 mehr oder weniger ad acta gelegt habe. Diese kleine „Bestätigung“ von außen habe ich offenbar gebraucht, um Sicherheit über meine bereits länger gewälzten Gedanken zu gewinnen. (Nicht falsch verstehen! Christoph hat mir das RAA nicht ausgeredet und ich habe auch keinen externen „Schuldigen“ gesucht oder gebraucht, aber mit jemandem darüber zu reden, war jedenfalls sehr hilfreich.) Und so packe ich Anfang August meine Koffer und Taschen und fahre statt auf Trainingsrunden lieber noch mit der Familie auf Urlaub, statt Ausdauernahrung ist Reiseproviant im Gepäck, die Tasche mit den Rad-Ersatzteilen weicht dem Fotorucksack – und das ist gut so. Es ist die Rolle, die ich bereits seit zwei Jahren kenne, in der ich mich wohlfühle und die mir beim Race Around Austria bis jetzt schon immer tolle Momente gebracht hat - #wecreateemotion eben.

12. August und die ersten Starterinnen und Starter rollen von der Rampe im Zentrum von Sankt Georgen. An den Eckdaten des Rennens hat sich nichts Grundlegendes geändert: Die Race Around Austria Challenge führt über eine Distanz von 560 Kilometern einmal rund um Oberösterreich und stellt so etwas wie den Einstieg ins Ultracycling dar, benötigt man für diese Strecke doch ungefähr 24 Stunden. Die beiden größeren Runden spannen hingegen den Bogen weiter – auf 2.200 Kilometern umrundet man Österreich in seiner vollen Pracht, auf der etwas kürzeren 1.500 Kilometer-Runde „erspart“ man sich den (angeblich etwas bergigen) Westteil der Strecke über Gerlos, Kühtai, Silvretta, Hochtannberg und Fernpass. An den Startzeiten und –blöcken hat das OK-Team des Rennens etwas geschraubt, sodass alle Teilnehmer möglichst rund um das Marktfest in Sankt Georgen von Samstag auf Sonntag ankommen. Es ist dieses Marktfest, das neben einigen anderen Aspekten, die Einzigartigkeit dieses Rennens ausmacht und stellvertretend für die tolle Stimmung steht, die den Fahrerinnen und Fahrer dabei hilft, die scheinbar unglaubliche Zahl an Kilometern abzuspulen. Während beim größten und wichtigsten Ultracycling-Rennen der Welt, dem Race Across America – außer den eigenen Betreuern und ein paar wahrlich eingefleischten Fans so gut wie niemand bei Start und Ziel vorzufinden ist, tragen die ganze Gemeinde Sankt Georgen, das Umland, das Bundesland und auch einige Stationen entlang der weiten Strecke rund um Österreich das Rennen voll und ganz mit, unterstützen die Organisation und helfen auf diese Weise mit, das Rennen für alle Beteiligten zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen. Man merkt meine Liebe zu diesem Rennen, und dabei bin ich es noch nicht einmal gefahren… ;)

An dieser Stelle möchte ich auch schon aufhören zu schwadronieren und lieber die Bilder der diesjährigen Austragung des Race Around Austria sprechen lassen!

Am Start

Unterwegs auf der Strecke

Im Ziel

King of the Lake 2018

Ich bin auf dem Weg zu einem Familientreffen. Es ist Samstag Abend und ich parke mein Auto bei der Marina in Schörfling, um meine Startunterlagen für den 8. King of the Lake abzuholen. Quer über die Straße entdecke ich den ersten Teil meiner “Familie” - Michael Nussbaumer, seines Zeichens Organisator des großartigen Race Around Austria und seine Mediencrew. Erst vor einem Monat hab ich mein Zelt ein paar Kilometer weiter in Sankt Georgen im Attergau aufgeschlagen gehabt, um die Radler*innen auf ihrer Langstrecke rund um (Ober)Österreich zu begleiten. Zehn Minuten später habe ich mein Starterpaket in der Hand und Erwin Mayer - Mastermind des King of the Lake - gesellt sich zu uns. Er ist frohen Mutes - gutes Wetter, gefüllte Teilnehmerlisten und zufriedene Mitarbeiter sind Dinge, die einen Rennorganisator glücklich machen.

Zur Familie gesellen sich “Freunde” - egal ob beim gemeinsamen Abendessen am Freitag oder am Renntag. Alle sind sie gekommen, um selbst eine Runde um den Attersee zu drehen oder jene anzufeuern, die sich anschicken, es zu tun. Die Gesellschaft ist eine illustre, die tägliche Facebook-Timeline materialisiert sich zu realen Personen, die sich alle rund um den Start-Zielbereich des “KOTL” drängen. Egal ob Radbundesliga, Profis, Vereine aus ganz Österreich, Vorjahressieger, Vertriebspartner, Medienmenschen, Blogger, Fotografen, Freunde und Nachbarn aus Wien, Hersteller, Sponsoren - wenn nicht Familientreffen dann zumindest Klassentreffen. Würde nicht in wenigen Minuten ein Rennen stattfinden, das Kommen hätte sich trotzdem ausgezahlt. Ein entspannter Nachmittag am schönen Attersee…

Die Idylle trügt allerdings, es liegt etwas in der Luft - Adrenalin, Laktat, Schmerzen. Immerhin gilt es Queen und King of the Lake zu eruieren. Dazu sind die bereits bekannten rund 47 Kilometer um den Attersee zurückzulegen. 47 Kilometer sind viel für ein Zeitfahren - üblicherweise bewegen sich die klassischen Zeitfahrdistanzen bei rund 20-30 Kilometer. Ein paar Höhenmeter kommen auch noch dazu - perfide versteckt in einigen kurzen aber nerven- und kräftezehrenden Anstiegen auf der Westseite des Sees. Die Strecke ist gesperrt - rund sechs Stunden sind die Anrainer des Sees (mehr oder weniger) bereit, “ihre” Straße den Radfahrer*innen zu überlassen. Feuerwehren, Polizei und freiwillige Helfer stellen sicher, dass sich trotz Beschilderung und Infos keine Autos auf die Strecke verirren.

Die Sperre ist eines - wenn nicht DAS - Alleinstellungsmerkmal des King of the Lake, nirgendwo anders in Europa (und vermutlich auch weltweit) gibt es etwas Vergleichbares. Die 1.275 Teilnehmer - und die vielen hundert mehr, die nur mehr einen Wartelistenplatz ergattert haben - danken es dem Veranstalter mit Treue und positiver Rückmeldung. Die Tatsache, dass die Startplätze im Einzel in diesem Jahr innerhalb von wenigen Tagen restlos ausverkauft waren, machen weitere Kommentare dazu überflüssig - bei den Teams waren die Startplätze ähnlich schnell vergriffen.

Was macht den KOTL außerdem noch besonders? Die Landschaft Österreichs hat traditionell einen hohen Stellenwert in allen meinen Blogbeiträgen und besonders die Gegend rund um den Attersee hat es mir angetan - hier also ein Rennen zu veranstalten, trifft genau meinen Nerv und ich denke es geht auch vielen anderen so. Auch wenn man während des Rennens vermutlich keine allzu große Muße hat, sich an der Landschaft zu erfreuen, sie ist da! - spätestens am Abend beim gemeinsamen Feiern wird der Blick über die Marina Richtung See wandern, man wird kurz den Trubel rund um sich herum ausblenden und erkennen, was für einen schönen Fleck man hier vorfindet. Kleiner Tipp für das Rennen übrigens: Solange der See rechts ist, stimmt die Richtung!

Und noch ein Aspekt spielt dem KOTL in die Hände. Unromantisch wie wir leider immer alle mehr werden, dreht sich auch im Training oft alles nur noch um Wattwerte, Leistungszahlen und Abkürzungen von FTP über NP bis CP. Der King of the Lake bietet mit seiner Strecke die Möglichkeit, diese manchmal eher theoretischen Werte in die Realität zu übertragen. Die FTP (Functional Threshold Power) ist jener Wert, den man über die Dauer von einer Stunde erbringen kann - zur Bestimmung dieses Werts fährt man aber nie eine Stunde, der Wert von bspw. 20 Minuten wird meistens hochgerechnet, um die FTP zu ermitteln. Am Attersee bietet der Rundkurs nun eine potentielle Fahrzeit von - je nach Ambition - 1:00 bis 1:20. Eine gute Gelegenheit also, Leistungswerte der “hour of power” auf ihren Realitätswert zu prüfen und die eigene Leistung “in echt” auszureizen. Auf die ehrlichste und gleichzeitig schonungsloseste Art und Weise - alleine im Wind!

Der Renntag startet mit der Rad-Bundesliga und deren Mannschaftszeitfahren. Letztes Jahr als Premiere eingeführt, bieten die Bundesligateams einen zusätzliche Anreiz für alle Zuschauer, eine weitere Vergleichsmöglichkeit mit den Profis und auch die Fahrer selbst werden wohl froh sein, ein derartiges Rennen in ihrem Kalender zu haben. War letztes Jahr noch die Mannschaft von Hrinkow vorne, konnten 2018 die Fahrer von Felbermayr-Wels das Rennen für sich entscheiden. Für die bevorstehende Weltmeisterschaft in Tirol eine perfekte Vorbereitung und Generalprobe, gibt es doch bei der WM zum letzten Mal den Titel des Mannschaftszeitfahrens in der derzeitigen Form zu gewinnen.

Danach wird es ernst für die zahlreichen Vierer-Teams, die sich für den KOTL gemeldet haben. Wer die erste Hürde - die doch recht hohe und steile Startrampe - gemeistert hat, wird von zahlreichen Zuschauern und Fans ins Rennen geschrien - ein Start wir bei einem Profirennen. Vier Fahrerinnen bilden ein Team, die Zeit des oder der Dritten zählt, eine*n Fahrer*in kann man quasi auf der Strecke “opfern”. Die Taktiken sind dabei unterschiedlich - Teams kommen zu dritt oder viert an, manche haben die Ablösungen im Vorfeld schon akribisch einstudiert, haben als Zug trainiert oder fahren einfach drauf los.

Während die Viererteams wieder Richtung Ziel kommen, bin ich gerade am Rückweg in mein Hotel in Moos (ich bin ja neben dem Fotografieren auch zum Fahren angereist). Der Litzlberger Keller (mein Hotel) liegt bei der 2-Kilometer-Marke und genau hier baut sich der letzte Schupfer auf, der zwischen den Fahrer*innen und dem Zielstrich liegt. Und genau hier ist es auch, wo Teams gesprengt werden, Kräfte am Ende sind, Anweisungen nur noch diffus durch die Gegend gerufen werden und sich bei manchen Teilnehmer*innen nur noch der Tunnelblick breitmacht.

Ich ziehe mich am Balkon meines Zimmers für mein persönliches Rennen um und beobachte dabei das Spektakel auf der Uferstraße unter mir. Es ist eine Prozession von Erlösung Suchenden - in Auflösung befindliche Viererteams, durcheinander gewürfelte Windstaffeln, Grüppchen von verlorenen gegangenen Teammitgliedern und die ersten Einzelfahrer, die mit einem Wummern von der montierten Vollkarbon-Scheibe durch das Feld pflügen. Die leicht chaotische Szenerie passt so gar nicht zur idyllischen Seenlandschaft an diesem ruhigen und sonnigen Samstagnachmittag.

Zwanzig Minuten vor meiner Startzeit - die Einzelfahrer starten in 15-Sekunden-Intervallen - stehe ich im Startbereich in der Schlange zur Startrampe, lächelnd, freudig wartend auf mein Startsignal, dass mir mit Sicherheit Schmerzen verursachen wird. Aber irgendwie scheint sich auch jede*r um mich herum darauf zu freuen, sich quälen zu dürfen. Es ist eines der Mysterien der Menschheit und des Sports, warum wir uns das immer wieder antun… - aber es ist nicht genug Zeit, sich jetzt darüber Gedanken zu machen. Auf die Rampe, die Sekunden laufen herunter und schon geht es los.

Ein kleiner Hügel direkt nach dem Start sorgt für den ersten Peak in der Leistungs- und Herzfrequenzkurve, danach rollt es am Ostufer des Sees erstmal “gemütlich” dahin. Eines der Rezepte für einen erfolgreichen KOTL ist, sich in der ersten Hälfte etwas aufzusparen. Wie das genau funktionieren soll oder ob man auch schafft, das umzusetzen, steht auf einem anderen Blatt Papier. Man wird überholt und fühlt sich dann natürlich doch jedesmal etwas im Stolz verletzt, man durchfährt Fanzonen und will sich gerade dort natürlich keine Blöße geben, und so weiter - so viel zum Thema “ruhig angehen”.

Die Zwischensteigungen entlang des Südufers dürfte ich letztes Jahr verschlafen haben, jedenfalls bin ich überrascht, als ich auf den ersten Anstieg zufahre, den hatte ich jedenfalls nicht eingeplant. Den Anstieg bei Unterach kurz vor der Wende habe ich mir allerdings vom Vorjahr gemerkt. Bei der Halbzeit geht es hier ordentlich bergauf, die meisten Rennradfahrer tun sich hier sichtlich leichter als viele auf ihren Zeitfahrern.

Ich bin 2018 mit dem Rennrad unterwegs,. Wer meinen Blogbeitrag vom Vorjahr noch in Erinnerung hat (oder ihn hier kurz nachlesen möchte), weiß, dass ich 2017 meine Premiere auf dem Zeitfahrrad gefeiert habe, wobei mir die Sitzposition, mangelnde Nacken- und Rückenmuskulatur und zuwenig Vorbereitung auf dem Zeitfahrer (drei “Versuchsfahrten”) einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Für 2018 habe ich mir daher als Ziel genommen, auf dem Rennrad die Zeit vom Vorjahr einzustellen oder zu unterbieten. Nach meinen Rückenproblemen im Frühjahr war der Zeitfahrer für dieses Jahr keine wirkliche Option.

Auf der Westseite des Sees wird es dann spannend. Insgesamt sind es drei oder vier kleinere Hügel - die genauen Ausmaße und Dimensionen sind schwer zu beschreiben bzw. würden sie lächerlich wirken wenn man sich frisch und ausgeruht auf die Straße stellt und locker die paar Meter hinauffährt. Im Rennmodus des KOTL - bis obenhin voll mit Adrenalin, Laktat und “Will-nicht-mehr” - werden diese kleinen Hügel allerdings zu Bergen monumentalen Ausmaßes. Die Wahl pendelt zwischen “Drübertreten” - und dem Risiko, sich totzufahren und das Laktat bis zum Ziel nicht mehr aus den Beinen zu bekommen - oder aber langsam hinaufkurbeln und sich gleichsam im Anstieg verenden sehen. Zu allem Überfluss ist im steilsten Abschnitt auch noch eine Fanzone des Race Around Austria aufgebaut (siehe oben - “Familie”), da muss man irgendwie ohne Gesichtsverlust durchkommen.

1500 Meter vor dem Ziel ist aber auch der letzte “Gipfel” bezwungen, es geht flott bergab zurück Richtung Ziel. Vor der Agerbrücke wartet noch eine 90-Grad Kurve, danach kann man getrost nochmal alles aus den Beinen rausholen, die Ziellinie ist in Sicht und damit unendlicher Ruhm und Genugtuung. Ob auf der Anzeigetafel 1:05 steht (in diesem Fall tiefe Verneigung) oder 1:21 (wie in meinem Fall) ist völlig nebensächlich - sage ich, dem es in erster Linie um den Sieg über den inneren Schweinehund geht. Wer hier im Ziel ausrollt, nach Luft schnappt und Krämpfe zu vermeiden versucht, kann stolz sein - stolz auf das, was in den letzten Minuten passiert ist, was man geleistet hat, wie man gesiegt hat.

Während ich über mein Oberrohr gebeugt im Zielkanal schnaufe, wird im Hintergrund der Start von Georg Preidler angekündigt. Er hat 2017 - als amtierender Zeitfahrer-Staatsmeister - eine Fabelzeit und einen neuen Streckenrekord von 55 Minuten in den Asphalt der Attersee-Uferstraße gebrannt. Eine knappe Stunde später wird Georg mit einem neuerlichen (und unfassbaren) Rekord von 53 Minuten wieder im Ziel sein. Das ist mir im Moment aber egal, die eingangs erwähnten Freunde und Familienmitglieder stehen bei mir, man trifft sich wieder, gratuliert sich, fragt nach dem Erlebten, tauscht sich aus. Und auch die eigene Freude ist noch einmal intensiver, wenn man sie mit jemandem teilen kann.

Für Georg Preidler freue ich mich übrigens sehr, er ist einer der nettesten und bodenständigsten Fahrer im Zirkus. Am Morgen des Renntags waren wir gemeinsam mit seiner Freundin “einfahren” - während er eine lockere Runde um den ganzen See gefahren ist, war das für mich schon die erste Belastung des Tages ;) Ich bin jedenfalls gespannt, welche Leistung Preidi im Zeitfahren der WM bringen kann und freue mich schon, auch dort dabei sein zu können.

Gratulation an Marcus Baranski (den King of the Lake), Adelheid Schütz (die Queen), Babsi Mayer, Christoph Strasser, alle, die neue Bestzeiten erzielt haben, sich aus der Komfortzone bewegt haben, ins Ziel gekommen sind oder einfach Spaß hatten. Dank und Glückwünsche auch an Erwin Mayer und das ganze Team der Atterbiker, die wiederum eine großartige Veranstaltung auf die Beine gestellt und abgewickelt haben. Ich freue mich auf 2019!

Meine Teilnahme am Rennen und die Übernachtung am Attersee erfolgten auf Einladung des Veranstalters. Fotos wurden selbstgemacht oder vom Sportograf.

Race Around Austria 2018

Zehn Mal Race Around Austria - die Geschichte des Rennens war in Sankt Georgen allgegenwärtig. Auf dem riesigen Screen im Startbereich waren die Meilensteine der bisherigen Historie zu sehen - die Erstbefahrung von Manfred Guthardt, die Jungfernfahrt des Rennens in der heutigen Form von Christoph Strasser vor zehn Jahren und die Sieger*innen der letzten Austragungen. Das Geburtstagsgeschenk machte man sich schließlich selbst - Österreichische Meisterschaften auf der Langstrecke und damit Meistertrikots, auf die viele der Teilnehmer hofften.

Die Veranstaltung selbst ist mittlerweile großartig eingespielt. Die Impressionen und Eindrücke, die ich beim RAA 2017 sammeln konnte, haben sich dieses Jahr bestätigt bzw. noch einmal verstärkt. Eine professionelle Organisation, die auch gleichzeitig eine der nettesten und sympathischsten im Veranstaltungskalender ist, entspannte und geerdete Teilnehmer, eine Gemeinde, die das RAA mit Haut und Haar mitträgt und damit insgesamt eine positive Stimmung, die sich auf alle Beteiligten überträgt - egal ob man die 2.200 Kilometer lange Extrem-Strecke fährt, entlang der Strecke fotografiert oder als Zuschauer das Spektakel genießt.

Ich habe mein RAA 2018 anders organisiert als im Vorjahr. War ich 2017 noch alleine mit dem Auto unterwegs - immer "auf der Jagd" nach Fahrern, um diese an möglichst spektakulären Orten abzulichten - war das Motto für dieses Jahr "Weniger ist Mehr". Weniger Kilometer im Auto, weniger Stress, weniger unterschiedliche Locations - mehr Überblick, mehr Kontrolle, mehr produktive Zeit. Die daraus entstandenen Fotos und Geschichten können daher immer nur Momentaufnahmen sein, Kurzberichte vom Start, von unterwegs und aus dem Ziel, fragmentarisch, punktuell aufgenommen aber dennoch (hoffentlich) einen recht umfassenden Eindruck des Race Around Austria vermittelnd.

Die Extrem-Strecke

Die Extrem-Strecke verläuft über eine Distanz von rund 2.200 Kilometern entlang der Grenzen Österreichs, dabei werden ganz nebenbei auch noch rund 30.000 Höhenmeter abgespult. Keine einfache Herausforderung - dementsprechend sind hier die Könner des Ultracycling-Fachs versammelt und all jene, die schon eine erkleckliche Anzahl an Kilometern in ihrem Radler-Leben gesammelt haben, um diese Herausforderung absolvieren zu können. Das Jahr 2018 war klimatisch und wettertechnisch deutlich besser als das Vorjahr - 2017 war das Rennen noch von Hitze, Unwettern, Hagel, Sturm, Regen und Schnee geprägt. Entsprechend schneller waren die Teilnehmer diesmal unterwegs, die erbrachten Leistungen damit allerdings um keine Deut geringer!

Anna Bachmann

Als Rookie am Start sprintete Anna geradezu vom Start weg auf die lange Strecke. Die erste Nacht wurde noch bei starkem Regen absolviert, das tat dem spannende Zweikampf mit Isabel Pulver allerdings keinen Abbruch. Wenn man das Tracking am Computer oder auf dem Smartphone verfolgte, so lagen die zwei Punkte der Fahrerinnen fast immer neben- oder sogar übereinander. Am Ende konnte sich Anna aber doch deutlich durchsetzen und rollte mit neuem Streckenrekord bei den Damen ins Ziel zurück in Sankt Georgen.

Markus Hager

Markus konnte im Vorjahr das Rennen für sich entscheiden und war dementsprechend mit der Startnummer "1" am Start in Sankt Georgen. Ich hatte das Glück, Markus im Sommer besser kennenzulernen und fieberte daher mit ihm mit, als er die Startrampe herunterrollte und auch jedes Mal, wenn ich ihm und seinem Team auf der Strecke begegnete. Seinen Vorjahressieg konnte er 2018 trotz besserer Fahrzeit nicht verteidigen. Der Zeitgewinn ist übrigens auch zu einem guten Teil auf den Umstand zurückzuführen, dass Markus (nach bereits atemberaubenden 40 Minuten im Vorjahr) dieses Mal "0" (in Worten: "NULL") Minuten geschlafen hat - in mehr als drei Tagen!  

Patric Grüner

Patric begleitete der Nimbus des ewigen Zweiten beim Race Around Austria, finishte er doch 2014, 2015 und 2016 jeweils "nur" auf dem zweithöchsten Treppchen. Auch bei der Ausgabe 2018 sah es längere Zeit nach einem guten aber eben nicht ersten Platz aus, sogar eine Beendigung des Rennens stand im Raum. Dann sah Patric den bis dahin Führenden - Rainer Steinberger - am Straßenrand stehen und aufgeben, sagte sich "Gegen den Markus Hager verliere ich nicht noch einmal" und riskierte. In einem Höllentempo durchquerte er sein Heimatland Tirol und machte sich als Führender auf in Richtung Ziel. Der Fluch des Zweiten war also gebrochen, Patric überglücklicher Sieger des Race Around Austria 2018. 2019 steht beim ihm das Race Across America am Programm - mit einem RAA-Titel in der Tasche macht die Vorbreitung darauf sicher noch mehr Spaß!

Philipp Reiterits

Immer wieder denke ich gerne an das Kennenlernen mit Philipp zurück, als Jan und ich im Mai 2016 am Glockner auf einen Radler mit RAA-Kapperl gestoßen sind. Seitdem durfte ich letztes Jahr seine Premiere auf der 1.500er-Strecke bewundern, ihn besser kennenlernen und auch seine Vorbereitungen auf den diesjährigen Start auf der Extrem-Strecke mitverfolgen. Philipp hat das Rennen stark gestartet, musste in Vorarlberg jedoch aufgrund eines sogenannten "Shermers Neck" absteigen. Dabei ermüdet die Nackenmuskulatur dermaßen, dass man den Kopf nicht mehr hochhalten kann. Philipp hat allerdings bereits nach wenigen Tagen seinen Start beim RAA 2019 angekündigt - ich freue mich schon jetzt, ihn wieder auf der Startrampe und auf der Strecke zu treffen.

4er-Teams

Die Viererteams waren 2018 zahlreich vertreten, war dies doch eine der Kategorien, in denen ein Meistertrikot zu gewinnen war. Glamour erhielt die Startbühne durch den Start des "Hill Racing Teams", sportlich konkurrierte dieses das ganze Rennen über mit dem Team "CLR Sauwald Cofain 699" - letzteres konnte am Ende den Bewerb für sich entscheiden.

Die Challenge

Die 560 Kilometer rund um Oberösterreich gelten als "Einstiegsdroge" in den Ultra-Radsport und bieten eine gute Gelegenheit, das Ganze einmal auszuprobieren. Dementsprechend ist viel los auf der "kurzen" Strecke und es tummeln sich zahlreiche - auch bekannte - Gesichter auf der Startrampe. Zu allem Überfluss dürfte ich Michi Nussbaumer - dem Veranstalter des RAA höchstpersönlich - meine Teilnahme im nächsten Jahr zugesagt haben - so sehr lässt man sich von der tollen Stimmung am Start mitreissen.

Christoph Strasser

Über "Straps" braucht man nicht mehr allzu viele Worte verlieren - er ist der Großmeister des "Weitradlfoarns" (wie es einer seiner Hashtags ausdrückt). Mit nach eigenen Angaben noch etwas müden Beinen ist er von seinem fünften Race Across America-Sieg nach Oberösterreich gekommen, um das Staatsmeistertrikot auf der Langdistanz zu gewinnen. Fragen nach Sieg und auch Streckenrekord spielte Christoph zu Beginn noch herunter - tatsächlich kann auf der kurzen Strecke der Challenge schon ein falsches Abbiegen oder ein technischer Defekt über den Sieg entscheiden. Am Ende war es dann der erwartete Sieg auf der Challenge mit einer fabelhaften neuen Rekordzeit, die wohl in den nächsten Jahren keiner knacken wird können. Und jedes Mal, wenn ich Christoph treffe, bin ich wieder positiv überrascht, wie normal, geerdet und sympathisch er ist - trotz oder gerade wegen seiner Erfolge. In Kürze wird es übrigens auf 169k mehr von Christoph und seiner gerade erschienenen Biographie "Der Weg ist weiter als das Ziel" zu lesen geben.

Barbara Mayer

Im Palmarés von Babsi leuchtet 2018 alles bronze, silber und golden - egal ob Staatsmeisterschaften Straße, Zeitfahren, Mountainbike, Salzkammergut-Trophy... Alles was Barbara angeht, endet erfolgreich - und die WM im September kommt ja erst noch. In fabelhafter Rekordzeit umrundete sie Oberösterreich und sicherte sich damit das Staatsmeistertrikot. Und dabei war immer ein Lächeln auf ihren Lippen zu sehen - so vermittelt man Freude am Sport und an der Leistung! Meine tiefe Verneigung!

geradeaus.at

Tina und Andy bloggen gemeinsam als geradeaus.at über ihre Erlebnisse, denen sie mit der RAA-Challenge im Jahr 2018 ein großes Kapitel hinzugefügt haben. Das ganze Jahr über konnte man auf ihrem Blog alles über Training, Equipment, Vorfreude aber auch die Schattenseiten der Rennvorbereitung lesen. Am Tag X lieferten die beiden dann eine großartige Leistung ab und bewiesen am meisten sich selbst, was alles möglich ist. Ein erster emotionaler Rückblick ist auf der Seite geradeaus.at nachzulesen.

Team Chase

2017 waren sie noch als Team Chase gemeinsam am Challenge-Start, für 2018 hatte man sich ein Rennen Mann gegen Mann - Felix gegen Berni - zurechtgelegt. Die Vorbereitung verlief jedoch nicht ganz so (gleichmäßig) wie geplant, dementsprechend wurde es nicht das Rennen gegeneinander sondern "nur" gegen die Zeit und die anderen Teilnehmer. Felix konnte sich - mit einer Zielankunft an seinem Geburtstag - zudem den großartigen vierten Platz sichern. 

Die 1500er

Die mittlere Runde führt über 1.500 Kilometer entlang der Grenzen des Landes, spart aber den Westteil Österreichs aus. Logistisch und vom Timing her war das Fotografieren der 1.500er eine Herausforderung, vor die Linse bekam ich großteils nur das Führungsduo Franz Scharler und Christian Gammer. Letzterer konnte das Rennen für sich entscheiden und wurde in Sankt Georgen als Sieger gefeiert.

Lesachtal

Großglockner

Exkurs: Rennradfahren rund um Sankt Georgen

Wer so wie ich etwas früher Richtung Attersee reist, kommt außerdem noch in den Genuss großartiger Rennradstrecken. Entlang der wunderschönen Seeufer (Atter-, Mond-, Wolfgang- und Fuschlsee) ist der Verkehr zugegebenermaßen ein kleiner bis mittelgroßer Spaßhemmer, wer sich aber "eine Reihe nach hinten" begibt, kommt in den Genuss menschen- und autoleerer Güterwege, pittoresker Landschaften und herausfordernder Höhenmeter. Als Abschluss hier ein paar Bilder zur Inspiration - Oberösterreich, Attergau, Race Around Austria, wir sehen uns spätestens im August 2019!

Race Around Austria 2018 - I

Das Race Around Austria geht 2018 in sein zehntes Jahr, wiederum stehen Mitte August zwei Strecken zur Auswahl. Die „Extrem“-Route, die - nomen est omen - auf einer Strecke von gut 2.200 Kilometern einmal rund um Österreich führt, immer die Grenze entlang. Als „Einstiegsdroge“ in den Ultra-Radsport bietet sich außerdem wieder die RAA-Challenge an: einmal rund um Oberösterreich, auch hier sind stolze 560 Kilometer zu bewältigen.

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Race Around Austria 2017

Rennrad fahren - schön und gut. Die 50k-Morgenrunde ist nett, das 100k-Rennen herausfordernd, die 250k-Radetappenreise malerisch. Wir alle bewegen uns und unser Rad auf unterschiedlichen Distanzen durch die Welt, auf unterschiedlichen Leistungsniveaus, mit verschiedenen Ambitionen und variierenden Ehrgeiz-Levels. Und dann gibt es da noch Ultra-Cycling!

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