Dabei ist es ja nicht so, dass der Bahnradsport kein Zuschauermagnet wäre. Die Six Days-Serie, die seit Jahren erfolgreich durch Europa tourt und dort eine Halle nach der anderen füllt, macht es vor. Kompaktes und kurzweiliges Renngeschehen, alles an einem Ort, gutes Entertainment (auch wenn man vielleicht mal nicht alles vom Rennen mitbekommt) und gute Show von tollen Rennfahrerinnen und Rennfahrern.
Andi Graf und Andi Müller (die "Andis") sowie Stefan Matzner und Stefan Mastaller (die "Stefans") haben auch gezeigt, dass österreichische Fahrer vorne mitfahren können. Starke Einzelleistungen gibt es außerdem nach wie vor am laufenden Band - von Verena Eberhardt, Felix Ritzinger, Daniel Auer, Alex Hajek und Tim Wafler, der mittlerweile schon mehr Staatsmeistertitel auf der Bahn als Lenze zählen kann!
ÖRV-LRV-WSB
Der Radsportverband hat das nie ummünzen oder verwerten können (oder wollen). Den Schuldigen zu suchen, wenn es jetzt an den Abriss des Dusikas und damit um den Wegfall der einzigen Radbahn Österreichs geht, ist natürlich einfach und im Nachhinein immer leicht gesagt.
Tatsache ist, dass die Konstellation von Österreichischem Radsportverband, Wiener Landesradsportverband und Wiener Sportstätten Betriebsgesellschaft eine komplizierte ist und in der Qualität der Kommunikation untereinander eher an eine tragische Daily Soap aus den 80ern erinnert als an ein professionelles Sportstättenmanagement. Dass man sich in heiklen Fragen immer aufeinander ausreden konnte, war und ist nach wie vor ein genehmes Mittel, um die Verantwortung abzuwälzen. Es ist nicht opportun, mit dem Finger auf "den einen" Schuldigen zu zeigen, den gibt es wohl auch gar nicht. Vielmehr haben alle Beteiligten über Jahrzehnte versäumt, ihren Beitrag zu leisten, damit der (Bahn)Radsport am Leben bleibt oder sogar - Gott bewahre! - tatsächlich gefördert wird. Einzelne Akteure haben da sehr wohl ihre Zeit und Ressourcen in den Dienst der Sache gestellt und in ihrer Freizeit Kinder trainiert, sich auf eigene Kosten in Abenteuer gestürzt oder sich in der öffentlichen Diskussion exponiert, in der Hoffnung etwas bewegen zu können. Nur sind derartige private Initiativen zwar schön und gut, lösen aber in den seltensten Fällen grundlegende strukturelle Probleme - vor allem wenn "das Darüber" kein wirkliches Interesse an der Lösung der Probleme hat.