Bei der Tour of Austria am Sonntagberg

Nach 3 Jahren Abstinenz hat 2023 endlich wieder eine Tour of Austria stattgefunden. Die fünf österreichischen Continental-Teams habe die Führung und Organisation übernommen, um nicht einer ihrer wichtigsten Bühnen beraubt zu werden und ihre Fahrer weiter präsentieren zu können. Schön also, dass es wieder eine Österreich-Rundfahrt gibt und Gratulation an die Organisation für die gute Abwicklung! Daniel und ich haben uns an einem Donnerstag (!) zum Finale am Sonntagberg aufgemacht und am Weg zum Ziel noch etwas von der wunderschönen Landschaft drumherum einfangen können - perfekt asphaltierte Güterwege, wenig Verkehr, viel Varaitionsmöglichkeiten und - wenn man es möchte... ;) - ein ständiges Auf und Ab!

VeloRun 2019

Die Sonne steht schon früh am Himmel aber knackige 10 Grad verheißen ein baldiges Ende des (Spät)-Sommers. Die Teilnehmer*innen des Velorun, die sich am Ortsende von Baden und gleichzeitig am Beginn des Helenentals an der Startlinie versammelt haben, sind jedenfalls auf unterschiedliche Weise gegen die morgendliche Kälte gewappnet – so wie auch im Alltag erkennt man die Kälteresistenz (oder vielerorts nicht vorhandenes, kuschelig wärmendes Körperfett) an der Menge der Lagen, der Dicke der Westen, an Kopfbedeckungen und teilweise sogar Handschuhen. Oder man nimmt – so wie ich – noch möglichst viel Bettwärme mit zur Startlinie, entledigt sich kurz vor dem Startschuss schnell des Gilets und hofft – in kurz-kurz – auf schleunig steigende Temperaturen.

Vor wenigen Jahren hätte ich das mit der Bettwärme noch besser hinbekommen, habe ich damals doch in Baden gewohnt. Ich habe am Rande des Wienerwalds meine Kindheit und Jugend verbracht, bin (später) viele Male mit dem Rennrad in den nahen Wäldern unterwegs gewesen und sehe daher den Velorun trotz mittlerweile Wohnsitz in Wien als Heimrennen an. Die Straßen, die der Velorun befährt sind mir gut bekannt, allerdings durchwegs in einem gemütlicheren Tempo und meistens in anderer Konstellation – die Kombinationsmöglichkeiten sind im Wienerwald schier endlos. Auf der anderen Seite habe ich schon damals versucht, das Helenental und den dort doch recht regen Verkehr möglichst zu meiden. Nur wenige wissen, dass die Bundesstraße ins Helenental ursprünglich als Autobahn A21 konzipiert bzw. im Gespräch war. Die zuerst vier- dann zweispurige Umfahrung von Baden zeugt noch heute von der beginnenden Realisierung dieses Plans. Widerstände im Bereich des Stifts Heiligenkreuz haben das Projekt damals übrigens endgültig zu Fall gebracht. Lange Rede, kurzer Sinn: Auch wenn das Helenental keine Autobahn geworden ist, die Bundesstraße erinnert doch noch manchmal daran, wenn große Mengen Autofahrer, Busse und NÖM-LKWs auf den engen Straßen unterwegs sind und Radfahrer*innen wie leider üblich versuchen müssen, auf den Restflächen zu überleben. Während des Veloruns ist das Helenental bis Mayerling gesperrt! – ein riesiger Pluspunkt für die Veranstaltung, der die ohnehin immer stressigen und unfallträchtigen Kilometer eines Radrennens zumindest vom Faktor Straßenverkehr befreit. Der Veranstalter hat außerdem dazugelernt und auf eine Teilung der Fahrbahn für die darauffolgenden Läufer (mittels Verkehrshütchen) verzichtet.

„Laufen“ ist ein wichtiges Stichwort, wenn es um den Velorun geht, steckt der Begriff doch schon im Namen der Veranstaltung. Es hat auch einiges an Erklärungsarbeit gebraucht, immer wieder darauf hinzuweisen, dass es sich beim Velorun nicht um einen Duathlon handelt, sondern um einen vielseitigen Strauß an Wettbewerben. Diese zeitlich, räumlich und organisatorisch unter einen Hut zu bringen, gelingt den Veranstaltern seit der ersten Austragung hervorragend. Auch wenn die Berührungspunkte zwischen Radler- und Läufer*innen nicht die größten sein mögen, es versammeln sich am Start unzählige Sportler*innen, denen die Freude an der Bewegung und dem Wettkampf gemein ist, die Veranstaltung genießen und eine gute Zeit verbringen wollen. Im Zeitplan schaut es stressig aus, in der Realität verläuft alles ganz geschmeidig: Um 8:30 starten die Radler*innen des Marathons über 85 Kilometer, um 8:35 die Teilnehmer*innen des gemütlicheren Radausflugs, weitere fünf Minuten später die Läuferinnen und Läufer über 10 Kilometer sowie jene des Halbmarathons. Die Konzentration mehrerer Bewerbe und Sportarten auf engem Raum schafft einen tolle Atmosphäre, die Zuschauer feuern natürlich alle Bewerbe an, ganz zu schweigen von Vorteilen in der Logistik!

Mein Rennen ist trotz Streckenkenntnissen eine Premiere, bin ich doch zum ersten Mal im flotteren Tempo auf der Strecke unterwegs. Den Velorun habe ich zwar in meiner Liste von absolvierten Rennen stehen, allerdings war es die Premierenaustragung auf der damals noch kürzeren Strecke über knapp 40 Kilometer. Im Jahr danach war ich verkühlt und konnte nur als Fotograf und Zaungast dabei sein, im letzten Jahr dann eine Terminkollision mit dem King of the Lake.

Schon vor dem Rennen die schwierige Frage nach der Zielzeit, die Startblöcke sind nach Zielzeiten unter bzw. über 2:30 getrennt. Es fällt mir schwer, eine realistische Zielzeit abzuschätzen, obwohl ich das Terrain ganz gut kenne. Der Fitnesslevel und – gerade am Anfang der Strecke im Helenental – das Fahren im Pulk machen eine Hochrechnung schwierig. Ich entscheide mich für das ambitioniertere Ziel „unter 2:30“, die Aussicht auf eine flotte Gruppe aus dem ersten Block auf den ersten flachen Kilometern bis Klausen-Leopoldsdorf klingt zu verlockend.

Die Nähe zu Wien und die schönen Eckdaten des Rennens sind außerdem ein Garant, dass man in Baden alle möglichen Freunde, Kollegen und (wer solche hat) auch Konkurrenten trifft. Die einen nützen das, um die tolle und familiäre Stimmung zu genießen, andere können sich endlich schwarz auf weiß mit anderen messen. Am Start treffe ich daher wenig überraschend viel bekannte Gesichter – so in einen Radmarathon zu starten, macht mich grundsätzlich froh, ab da kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Na gut, auch die Aussicht auf ein Mittagessen bei meiner Mutter in Baden nach dem Rennen hilft. ;)

Nach dem Startschuss geht es für wenige Kilometer neutralisiert aus Baden hinaus, wie üblich merkt man ohnehin recht wenig von der Neutralisation – Tempo 45 und Hektik gehören halt zu einem Radrennen dazu. Der Urtelstein – ein kurzer Tunnel oder Durchbruch nach der Ortstafel von Baden – markiert den Beginn des Rennens und die Einfahrt ins für den Verkehr gesperrte Helenental. Wo früher Kurgäste ihre Spaziergänge absolvierten, surren nun Fahrradketten und pfeifen Hochprofilfelgen die Schwechat entlang. Unterbrochen bzw. getrübt wird diese Harmonie nur von aufwimmernden Bremsgeräuschen, jedes Mal wenn vorne im Pulk einer ausschert, es knapp hergeht oder – leider – dann doch einmal jemand zu Sturz kommt. Jeder kennt das Lied vom „Kleinen Wegerl im Helenental“, dieses ist dem Liedtext zufolge „für alte Ehepaare viel zu schmal“ – die Straße im Helenental wird offenbar trotz Totalsperre für manche Radler zu schmal. Es ist immer einfach, in solchen Situationen zu schimpfen - man hört dann Dinge wie „es geht doch um nichts“, „reißts euch zam“ und „sowas unnötiges“. Ich verstehe das natürlich und auch ich ärgere mich, wenn ich in riskante Bremsmanöver gezwungen werde oder nur knapp einer brenzligen Situation entgehen kann und wenn jemand so eine Situation bewusst oder grob fahrlässig herbeiführt, dann regt mich das auch gehörig auf. Auf der anderen Seite bemerke ich aber auch, dass derartige Situationen sehr schnell entstehen können und – wie es mir später im Rennen dann noch selbst widerfahren soll – wird man auch schnell einmal zum potentiellen Auslöser. Das soll jetzt weder dramatisieren noch relativieren sondern nur bedeuten, dass ein gegenseitiges Aufpassen eminent wichtig ist, auf allen Seiten, immer!

Es geht flott durch Sattelbach und Mayerling, wo ein besonders geschickt abgestelltes Polizeiauto nicht nur den Gegenverkehr aufhält sondern auch das Feld zur quasi Vollbremsung zwingt. Durch Alland geht es flott, bis Klausen-Leopoldsdorf noch so gut wie flach, auch wenn man bis dahin – eigentlich ohne es zu merken – schon gut 150 Höhenmeter gesammelt hat. Ab Klausen-Leopoldsdorf beginnt es langsam anzusteigen Richtung Forsthof, wobei die Steigung stetig zunimmt, „es schmiert“, wie man so schön sagt – aus 2 Prozent werden 3, dann 5 und kurz vor Forsthof dann noch ein wenig mehr. In solchen Abschnitten ist es ganz praktisch, kurz die Streckenbeschaffenheit mit der derzeitigen Fitness auf Übereinstimmung zu kontrollieren und dann – und das ist der wesentliche Punkt! – zu urteilen, ob man mit einer flotten Gruppe weiterfahren (und sich eventuell schon frühzeitig vernichten) soll oder doch lieber sein eigenes Tempo wählt. Auch wenn die Anstiege des Velorun nicht die längsten und steilsten sind, sie sind da und dort schon etwas gemein und summieren sich über den Verlauf des Rennens zu einem Gesamtpaket, das man nicht unterschätzen sollte.

Hinter Forsthof geht es hinunter nach Brand-Laaben, von dort wieder „schmierend“ bergauf Richtung Klammhöhe. Vor zwei Monaten war ich genau dort mit der Österreich Rundfahrt unterwegs und den Profis ging es – auf einem völlig anderen Niveau natürlich – genauso. Wer mit einer zu schnellen Gruppe unterwegs war und über seine Verhältnisse fuhr, wurde recht rasch entsprechend bestraft. Die Abfahrt von Klammhöhe hinunter Richtung Triestingtal habe ich in bester Erinnerung, eine kurvige, wellige, geschmeiduge Abfahrt, in der man auch schon Mal in einen Flow kommen kann. Unterbrochen wird dieser Glückszustand von einem gemeinen Stich nach Sankt Corona am Schöpfl - nach den wenigen aber gemein steilen Metern bietet sich normalerweise eine kurze Kaffeepause beim Seniorenheim St. Corona an, aber nicht heute. Es geht flott bergab Richtung Altenmarkt, ein paar hundert Meter auf der Bundesstraße entlang der Triesting und dann hinauf zur Wallfahrtskirche Hafnerberg. Bis dahin kann ich in einer kompakten und flotten Gruppe mitfahren, am Anfang des Hafnerbergs fährt plötzlich Rene Haselbacher neben mir, es ist sein Geburtstag! Der Geburtstag ist für einige Momente wichtiger als das Rennen, man muss immerhin Prioritäten setzen! Den Hafnerberg hinauf – mit seiner schönen Kehre in der Mitte des Anstiegs – fahren wir gemeinsam, Leo Hillinger gesellt sich zu uns, kurz fühlt es sich eher nach einem Coffee Ride an. Aber die beiden sind Vollprofis, beide legen den Turbo ein und wir fliegen geradezu Richtung Neuhaus. Man kann von Leo Hillinger denken was man will, mit seiner ihm eigenen Art mag er da oder dort polarisieren. Was allerdings außer Frage steht, ist, dass dieser Mann am Rad eine Maschine ist! Mit 55 km/h fährt Leo vor mir in der Ebene bzw. leicht bergauf einen dicken Gang, ich kann mit Müh’ und Not im Windschatten mitfahren, die vorhin „vertrödelten“ Minuten holen wir auf diese Weise aber schnell wieder auf.

Der letzte Anstieg ist meiner Meinung nach der gemeinste. Von Neuhaus nach Schwarzensee geht es auf gut einem Kilometer mit 10 Prozent bergan, nach 60 Kilometern spürt man jedes Prozent doppelt. Oben angekommen heißt es noch, einige verwinkelte Kurven in der Abfahrt zu meistern und danach flach durchs Helenental wieder Richtung Baden zu radeln. Als wir zu einer der gefinkelten Kurven kommen, liegen dort bereits mehrere Fahrer am Boden, es ist in der Sekunde nicht ganz klar, ob das gerade erst passiert, jemand verletzt und gegebenenfalls die Rettungskette schon in Gang gesetzt worden ist. Wir bremsen ab, auf den ersten Blick schaut es danach aus, als wären die Gestürzten zumindest nicht schwerer verletzt und – am wichtigsten – es stehen schon Helfer an der Seite. Im Nachgang und auf Strava findet man später Gerüchte über ein gebrochenes Schlüsselbein. Leo Hillinger dürfte kurz stehengeblieben sein, offenbar hat er während dieser Momente aber genug Kraft getankt, um nun im Alleingang unsere Gruppe wieder nach Baden zurückzuziehen. Der Schnitt ist wieder hoch, das Rollen etwas weiter hinten in der Gruppe vergleichsweise entspannt. Noch einmal durch den Urtelstein – diesmal von der anderen Seite – und nach 85 Kilometern und 1.100 Höhenmetern geht es über die Ziellinie des Velorun 2019.

Mit meiner Zeit von 2:31 bin ich zufrieden, auch wenn ich den angestrebten 169. Platz (so wie bei jedem Rennen übrigens) nicht erreichen konnte. Im Ziel trifft man sich ohnehin wieder - alle die vor einem gestartet sind, alle die man auf der Strecke getroffen hat und all jene, die etwas später über die Linie rollen. Gut versorgt mit Speis und Trank und bei mittlerweile sommerlichen Temperaturen kann man gemeinsam über das Erlebte sinnieren, Manöverkritiken besprechen und Pläne für die kommenden Monate oder die nächste Velorun-Austragung schmieden.

Die Organisation des Velorun verdient in meinen Augen volles Lob, die Absicherung der Strecke gelingt sehr gut, das Konzept der unterschiedlichen Bewerbe geht auf und „stört“ die einzelnen Disziplinen in keinster Weise. Alles Gute zum Geburtstag, Rene! Alles Gute zur gelungenen Durchführung des Velorun 2019 an das Organisationsteam! Ich freue mich auf die kommenden Austragungen – nächstes Jahr dann unter 2:30 ;)

Strava: https://www.strava.com/activities/2710089514

Alle Fotos: Sportshot.de

Wachauer Radtage 2019

Traditionen wollen hochgehalten werden! Zum Beispiel die Tradition, dass ich bei der Österreich Rundfahrt mit der Kamera dabei sein kann, dass man Mitte Juli bei den Wachauer Radtagen am Start steht oder auch dass man sein Leistungslevel über- und die Strecke unterschätzt… Nach einer guten mittleren Distanz 2018 – in der Nomenklatur der Radtage nennt sich das „Raiffeisen Power Radmarathon“ – fiel die Wahl 2019 auf die lange Distanz, den „Krone Champions Radmarathon“. Ehrlicherweise hab ich mich im Vorfeld nicht wirklich mit der Strecke und den dahinterliegenden Daten befasst - 150 irgendwas Kilometer und die üblichen Höhenmeter. Ich habe mir angewöhnt, im Hinterkopf immer den Faktor 10 auf die Kilometerzahl draufzulegen, um auf die Höhenmeter zu kommen – solange dieses Verhältnis halbwegs eingehalten wird, ist es schaffbar. Auf den Jauerling war ich bis zu dem Zeitpunkt auch noch nicht unterwegs, aber ein höchster Punkt von knapp 800 Meter über Null wird wohl kein allzu großes Hindernis darstellen, oder?

Die Woche vor den Wachauer Radtagen ist für mich die Woche der Österreich Rundfahrt. In diesem Jahr war ich dort mit Kamera und Telefon bewaffnet unterwegs, um Schnappschüsse zu machen und die Social Media-Kanäle der Rundfahrt zu befüllen. Die zweite Etappe von Zwettl nach Wiener Neustadt führte übrigens durch die Wachau, den Seiberer hinunter, die Donau entlang über die Brücke bei Mautern und dann weiter Richtung Stift Göttweig. Während dieser Etappe war ich im Auto vom Team Hrinkow unterwegs und gemeinsam stellten wir fest, dass speziell die Abfahrt vom Seiberer ein Traum ist, dass man sich das wohl außerhalb der Tour mal in Ruhe anschauen sollte. Dass ich hier ein paar Tage später rauffahren muss, war mir zu dem Zeitpunkt nicht klar - Vorbereitung 1A… Die Ö-Tour endet am Freitag auf dem Kitzbüheler Horn, ich verbringe noch eine Nacht bei der Familie in Lienz und bin Samstag spätabends wieder in Wien. Essen herrichten, Gewand herrichten, Rad checken, sporadisch die Beine rasieren – ich möchte zumindest stilvoll langsam fahren ;)

Los gehts!

Sonntag, 7:30 in Mautern und alle sind da. Schon auf den ersten Metern freut man sich, bekannte Gesichter zu treffen. Meine Nachbarn sind da, Vereinskollegen vom PBIKE.AT Racing Team, viele VICC-Trikots. Max Kuen vom Team Vorarlberg Santic, der leider krankheitsbedingt kurzfristig die Teilnahme an der Österreich Rundfahrt hatte absagen müssen, fährt wieder mit seiner Freundin - außerdem einige Gesichter, die mit mir die letzte Woche bei der Ö-Tour verbracht haben, allen voran Martin Böckle, der mit Alpentour-TV mittlerweile dafür sorgt, dass fast jeder Marathon seine (Live-)Übertragung und damit entsprechende Präsenz bekommt. Die Startunterlagen sind schnell geholt, Nummern montiert und Trinkflaschen gefüllt. Ich bin früher dran als in den Vorjahren, erkennbar daran, dass ich diesmal einen Platz innerhalb des Startblocks finde und nicht außerhalb auf den Planken, die hinauf zur Straße führen. Der Blick nach vorne zeigt auch, dass das Starterfeld auf der langen Distanz vergleichsweise kompakt ist – die meisten Starter sind auf den beiden kürzeren Distanzen zu finden. Die Laune ist gut, die Stimmung fast familiär, man kennt sich mittlerweile untereinander doch schon recht gut – so macht das Ganze gleich noch mehr Spaß. Und letztendlich spielt auch das Wetter mit, die vorhergesagten Regenschauer sind erst für den späteren Nachmittag angesagt.

Am Start noch ein Lächeln übrig … ;)

Bei Sonnenschein fällt also um 9:00 der Startschuss, die beiden längeren Strecken starten gemeinsam - vorne weg der Champions Marathon über 159 Kilometer, gleich dahinter der Power Marathon über 92 Kilometer. Von der angekündigten Neutralisierung auf den ersten Kilometern ist weiter hinten im Feld nicht viel zu spüren. Ehrlicherweise ist es bei Radmarathons mit vielen Starten aber auch immer ein Balanceakt – „zu schnell“ macht die Neutralisation obsolet, „zu langsam“ erzeugt Staus und brenzlige Situationen weiter hinten. Die ersten elf Kilometer führt die Strecke entlang des nördlichen Donauufers Richtung Weißenkirchen, erst an dieser Stelle erfolgt die Feld-Teilung zwischen langer und mittlerer Strecke. Die Straße ist zwar in unserer Fahrtrichtung für den Verkehr gesperrt, vereinzelt tauchen aber auf der Gegenfahrbahn Autos auf. Diese weichen zwar – höflich bis leicht verängstigt – der Radlermeute an den Straßenrand aus, aufgrund der Masse an Radlern wird es allerdings trotzdem stellenweise recht eng. Die Spitze der mittleren Distanz möchte zur Spitze der langen Distanz, die zuvor gestartet ist, nach vor wollen sowieso alle, es vermischen sich schnellere mit langsameren Fahrer*innen, das wird dann mitunter schon recht viel auf einmal. Im Grunde ist es ähnlich wie bei allen Startphasen von Marathons, bei denen die Starter*innenzahlen in die höheren Hunderterbereiche gehen. Übermotivierte wird man immer finden, weniger talentierte womöglich auch, oft ist es aber einfach Pech, wenn etwas passiert. Die Kalamitäten in der Wachau halten sich absolut in Grenzen, es sind eher abrupte Bremsmanöver der Gruppe, die den Puls in die Höhe schnellen lassen. Auf Nachfrage erfährt man vom Veranstalter, dass eine Genehmigung des Rennens nur unter der Voraussetzung erfolgen kann, dass die betreffende Bundesstraße 3 für den Verkehr offen bleibt. Dass praktisch eh kein einziges Auto ungehindert durch- oder vorbeifahren kann, macht diese Behördenvorgabe zu einem Feigenblatt, erhöht aber massiv mein Verständnis gegenüber dem Veranstalter, der hier schlicht und ergreifend nicht aus kann.

Ins Waldviertel

In Weißenkirchen ist das alles kein Thema mehr, die lange Strecke biegt nach Norden ab, lässt die Donau hinter sich, taucht in malerische Weinberge ein und Fahrer nach Fahrer beginnt den Anstieg auf den Seiberer. Schlagartig geht es gemütlicher zu, das Tempo ist unten, der verfügbare Platz um Potenzen gesteigert. Die Sonne brennt vom Himmel und der Schweiß tropft auf Oberrohr und Asphalt – schon nach wenigen Kilometern habe ich ein Deja-Vu meines mäßig erfolgreichen Anstiegs zum Plöckenpass im Rahmen des Super Giro Dolomiti. Ganz so schlimm ist es glücklicherweise nicht, aber bei einer Steigung von 7% auf einer Länge von fünf Kilometern kann man schon einen ersten zarten Eindruck davon bekommen, wie der weitere Tag verlaufen könnte. Meine Oberschenkel gehen auf, ich spüre die vergangene Woche im Auto und ohne Bewegung, die Erkenntnis, dass dies wohl ein längerer Tag werden wird, setzt sich nach und nach in meinem Kopf fest. Da ich sowieso nicht auf irgendein Ergebnis fahre, stellt diese Erkenntnis kein Problem dar, ich lasse meine PBIKE-Kollegen ziehen und trete vor mich hin Richtung Waldviertel.

Es folgt ein knapp 50 Kilometer langes Auf und Ab durch das Waldviertel, es ist selten flach, die Anstiege sind tendenziell immer etwas zu steil, um halbwegs souverän „drüberdrücken“ zu können. Gefühlt kommt nach jedem Anstieg eine viel zu kurze Abfahrt bevor es gleich wieder in den nächsten Hügel hineingeht. Bergauf, bergauf, bergauf! Das Feld ist recht zerfetzt, es finden sich immer wieder Gruppen aus maximal 3-6 Fahrer*innen, die ein Stück des Weges gemeinsam bestreiten. Hier sollte man – neben guten Oberschenkeln – auch im Kopf halbwegs fit sein. Bzw. wie in meinem Fall, wenn man in den Oberschenkeln nicht fit ist, kann man sich mit einem fitten Kopf noch mit etwas Würde über die Anstiege retten. Es ist jener Teil der Strecke, den ich mir im Vorfeld überhaupt nicht angeschaut und daher am meisten unterschätzt habe und nun dafür entsprechend büßen muss. Es kommt etwas Wind dazu, Wolken haben sich mittlerweile vor die Sonne geschoben, dafür sind die Temperaturen angenehm frisch.

Kilometer 80 markiert die Hälfte der Strecke, das Ende des hügeligen Waldviertels, den Fuße des Jauerling und – glücklicherweise – auch jene Stelle an der Nachbar Gerald mit frischem Proviant auf seine Freundin und Vereinskollegin Patrizia wartet und dankenswerterweise auch für mich ein Musette mit frischen Flaschen und Gels bereithält. Ich nütze diese Gelegenheit für eine kurze Pause, einen Plausch über das bisher Erlebte, und dafür, den recht zwickenden Rücken etwas durchzustrecken. Die Hälfte eines Rennens oder einer Strecke ist für mich grundsätzlich immer etwas Besonderes, fährt man ab diesem Zeitpunkt ja „nur noch zurück“ oder „ab jetzt nach Hause“.

“J-aua!-ling”

Es geht also auf den Jauerling, jene Unbekannte für mich, von der ich zwar schon viel gehört habe, selbst aber noch nie einen Tritt des Anstiegs gefahren bin. Die Zahlen verheißen nichts Gutes, auf dem Display meines Wahoo baut sich im Höhenprofil eine Wand auf, die so schnell wohl nicht mehr enden wird. Später lese ich auf Strava 9% auf sieben Kilometern Strecke, die ersten vier Kilometer haben überhaupt eine Steigung von durchschnittlich zehn Prozent. Ab in den ersten Gang und hinaufkurbeln, aber nach dem Auf und Ab des Waldviertels und den doch schon 80 Kilometern in den Beinen, fällt auch das nicht mehr so einfach. In solchen Fällen schalte ich in meinen Not-Modus, blende fast alles rund um mich aus, konzentriere mich auf jeden einzelnen Tritt, leide innerlich, was gleichbedeutend ist mit „man muss da jetzt durchkämpfen, um diesen Anstieg oder Berg zu bezwingen“ – diesen Kampf, den ich mir da einrede, gewinne ich meistens, das Konzept geht also auf! ;) Ich treffe auf bekannte Gesichter – Patrizia zieht an mir vorbei (sie wird am Ende des Rennens den 8. Platz der Damen belegen!), Jean und Vejko rollen von hinten auf mich auf, mit vertrauten Gesichtern und Stimmen ist es auch gleich wieder etwas anderes. Der Jauerling ist ein harter Gegner – da wo der Anstieg vermeintlich zu Ende ist, durchfährt man eine kleine Ansiedelung, die gleich in den nächsten Anstieg mündet, fährt um eine Kurve, die wieder eine weitere Rampe verborgen hat. Und auch dort, wo der Berg tatsächlich einmal ein Ende genommen hat, ist die Freude der Abfahrt nur kurz – der Anstieg nach Nonnersdorf zieht auf 140 Höhenmetern noch einmal heraus, was in den Oberschenkeln eventuell noch vorhanden war.

Nach der Labe bei Kilometer 100 bin ich plötzlich alleine. Es geht endlich leicht bergab Richtung „Am Schuss“, einem Ortsnamen, der sich bei mir schon in den letzten Jahren der Wachauer Radtage eingeprägt hat. Die Strecke ist hier bis zur Donau hinunter identisch mit den Vorjahren, endlich etwas kalkulierbares auf dieser Strecke! Ich rolle mit knapp 35 Km/h Richtung Donau, schaue mich immer wieder nach Fahrer*innen um, die von hinten auf mich auffahren könnten – alleine möchte ich dieses Rennen nicht zu Ende fahren. Kurz vor Schloss Leiben sind wir dann zu fünft – mit dabei Alejo im VICC-Trikot, wie schon zuvor hilft es mir, auf bekannte Gesichter zu treffen. In der Gruppe geht es gleich einfacher und entsprechend flott nach Emmersdorf zur Donaubrücke. 40 Kilometer sind noch ausständig, zwei Anstiege kommen noch – nicht vergleichbar mit dem Jauerling aber in meinem aktuellen Zustand und mit doch recht schweren Beinen werden auch diese noch zur Herausforderung. Dementsprechend lasse ich mein Gruppe ziehen, sobald die Straße auch nur geringfügig ansteigt – hier jetzt mitzufahren, wäre keine gute Idee. Der Hügel bei Mauer bei Melk bzw. Umbach ist schnell bewältigt, es folgt noch eine Abfahrt Richtung Aggsbach, bevor es zum letzten Anstieg nach Maria Langegg geht. Die Abfahrt verbringe ich großteils im Stehen, mein Rücken wehrt sich dagegen, auf dem Rad weiter eingespannt zu sein – Autofahren als Vorbereitung für ein Radrennen scheint nicht optimal zu sein… Ich treffe wieder auf Jean, gefühlt zum fünften oder sechsten Mal – lustig, wie man im Verlauf eines Rennens mit Pausen, Laben und anderen Zwischenhalten immer wieder zusammenkommt, getrennt wird und sich dann wieder trifft. Hinauf nach Maria Langegg geht es auf drei Kilometern mit 8 % Steigung – langsam und gemächlich, die Tanks sind leer, die Ambitionen beschränken sich darauf, das Ziel erreichen zu wollen. Oben eine Labe, dann noch ein paar kleinere Wellen – die hab ich noch vom Vorjahr in Erinnerung.

Nass und fertig

Unvermittelt formen sich neben meinem Rad auf dem Asphalt handtellergroße Flecken – platsch, zuerst einer, dann mehrere. Es ist dieser Moment, in dem man weiß, was hier gleich losbrechen wird - Blitz und Donner und prasselnder Regen. Ich werfe mir mein Gilet über, stehenbleiben oder gar warten ist keine Option so kurz vor dem Ziel. Es ist 15 Uhr, jener Zeitpunkt, für den der Regen vorhergesagt war – nur wollte ich zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon im Ziel sein. Die Abfahrt zurück zur Donau wird im Schneckentempo bestritten, es wäre dumm und unnötig, jetzt auf regennasser Fahrbahn noch einen Sturz zu provozieren. Die Abzweigung auf die B33 ist für mich so etwas wie meine persönliche Ziellinie – vorbei mit Bergen, Abfahrt, Anstiegen, Kurven. Ab diesem Zeitpunkt geht es nur noch flach auf einer Länge von knapp fünf Kilometern Richtung Ziellinie.

Jean hängt sich an einen überholenden Fahrer an, mir fehlt die Kraft, diesen kurzen Antritt mitzugehen. Weniger später ist mein Rennen aber auch offiziell beendet – ich rolle zufrieden aber sehr, sehr erschöpft über die Ziellinie, hinein in den Zielbereich, der leider vom durchziehenden Regenschauer fast komplett leergeräumt wurde. Schnitzelsemmel, Kuchen und anerkennende Ansprache im Ziel hilft mir, wieder zu Kräften zu kommen. 2.901 Höhenmeter auf meinem Wahoo belegen, dass es heute keine Kaffeefahrt war. Nass und kalt geht es zurück zum Auto, hinein in die trockene Trainingshose und ab nach Hause, next Stop: Badewanne!

Der Erkenntnisgewinn dieses Renntages ist massiv: Bestätigt fühle ich mich in meiner Meinung von den Wachauer Radtagen – die Veranstaltung ist hervorragend organisiert. Als Fahrer, der dann doch eher weiter hinten im Gesamtfeld unterwegs war, kam ich in den Genuss, bei JEDER Kreuzung oder Kreisverkehr Ordner oder Polizisten vorzufinden, die einem den Weg weisen und den Verkehr kurz aufhalten, damit man ungehindert passieren kann. Ebenfalls bestätigt wurde die landschaftliche Schönheit der Wachau und des südlichen Waldviertels, wobei das Hinterland auf mich hier einen größeren Reiz ausübt, als die „klassische“ Wachau direkt an der Donau. Wobei wenn man den Seiberer herunterkommt und zum ersten Mal das Panorama der Donau erblickt, wird man schon kurz andächtig.

Wundenlecken

Die andere Erkenntnis betrifft mich und meine Leistungen. In den letzten Jahren habe ich viele Dinge „einfach gemacht“ und dabei hat fast alles immer so funktioniert, wie ich mir das vorgestellt habe. Dieses Jahr – und der „Jungvater“ soll hier jedenfalls nicht als Ausrede dienen! – muss ich mit meine Kräften und meinen Ressourcen haushalten. Bis in die letzten Ecken meines Kopfes hat sich das aber noch nicht durchgesetzt, mit dem Ergebnis, dass ich momentan dazu neige, meine Leistungsfähigkeit zu über- und gleichzeitig die sportlichen Herausforderungen zu unterschätzen. 160 Kilometer am Rad sind 2019 einfach etwas anderes für mich als 2018 oder gar 2017. Das mindert natürlich weder meinen Spaß am Radfahren noch an meinen Plänen oder Projekten, aber spätestens jetzt habe ich verstanden, dass ich die Dinge vielleicht etwas anders angehen muss. Eine Entscheidung ist allerdings vor diesem Hintergrund schon gefallen: Meine Teilnahme an der Race Around Austria Challenge werde ich vorerst einmal auf 2020 verschieben.

Aus der Wachau komme ich mit positiven Eindrücken zurück. Und die Schmerzen in Rücken, Knien und Oberschenkeln sind nach einem ausgiebigen Vollbad schon fast wieder vergessen, das Fluchen und innerliche Weinen der mühsamen Kilometer verdrängt und das Anmeldeformular für das nächste Jahr quasi schon wieder ausgefüllt. Danke Wachauer Radtage, bis nächstes Jahr!

Disclaimer

Die Teilnahme am Rennen erfolgte auf Einladung des Veranstalters. Alle Fotos: Sportograf.

Fotos // Österreich Rundfahrt 2019

Eine Woche Österreich Rundfahrt, sieben Etappen, spannende Rennen, viele unterschiedliche Fahrer, die sich die Wertungstrikots überstreifen konnten. Hier der Versuch eines etwas anderen Blickwinkels auf die Ereignisse - so wie ich das ja immer versuche, unsortiert, ohne Reihenfolge und Wertung. Dieses Mal testweise mit der “kleinen” Fuji-Kamera fotografiert…

Fotos // In Velo Veritas 2019

Manchmal wäre es vergebene Liebesmühe, einen Text zu verfassen - zum Beispiel, wenn es einen Bericht von “NoMan” auf Bikeboard gibt, der an Virtuosität und Leidenschaft eigentlich nicht mehr zu übertreffen ist. Der großartige Nachbericht ist unter diesem Link zu finden!

Darüberhinaus alle Infos, Berichte zur In Velo Veritas 2019 in und rund um Poysdorf und noch einen Haufen mehr Fotos hier!

Österreichische Staatsmeisterschaften 2018

Zum ersten Mal seit über 30 Jahren wurden in Wien Österreichische Staatsmeisterschaften auf der Straße ausgetragen. Trotz relativ später Bekanntmachung war der Andrang der Fans groß, wenn sich quasi vor der eigenen Haustüre die Stars der österreichischen Radsportszene auf den Sattel schwingen, um das begehrte Meistertrikot zu ergattern. 

Strecke

Die Höhenstraße ist bekannt für ihr Kopfsteinpflaster - kein Pavé wie in Roubaix, aber auf Dauer trotzdem hart, vor allem wenn der bei Ausbesserungen aufgetragene Asphalt noch ruppiger ist, als das Stöckelpflaster selbst... Dafür ist der Blick über ganz Wien allgegenwärtig und inklusive!

Damenrennen

Gut zwanzig Damen stehen am Start des Rennens über fünf Runden und 100 Kilometer. Das Feld wird früh in die Länge gezogen und zerreißt bereits in der Startphase. Fahrerinnen werden nacheinander aus dem Rennen genommen, wenn der Rückstand auf das Hauptfeld zu groß wird.

Sarah Rijkes

Eine Vierergruppe bestreitet den Großteil des Rennens vor einem immer kleiner werdenden Hauptfeld, es ist klar - die Siegerin wird aus dieser Gruppe kommen. Die Vorhersage ist schwierig, die Stärken der Fahrerinnen unterschiedlich. Sarah Rijkes setzt sich - im Ziel wirkt es so, als wäre auch sie überrascht - gegen Barbara Mayer, Angelika Tazreiter und die Favoritin Martina Ritter durch.

Herrenrennen

Gut 80 Fahrer rittern um das rot-weiß-rote Meistertrikot auf neun Runden auf der Wiener Höhenstraße. Die 180 Kilometer und massig Höhenmeter sind eine gute Einstimmung auf die nächste Woche startende Österreich-Rundfahrt und natürlich auch die im September stattfindende Straßen-Weltmeisterschaft in Innsbruck.

Auch hier bildet sich recht bald eine Spitzengruppe, die den längsten Teil des Rennens vorne unterwegs ist. Das letzte Renndrittel wird dann nochmal spannend, die Favoriten versuchen, das Rennen noch einmal zu öffnen - auf der anderen Seite fordert der selektive Kurs seine Opfer und das Feld wird Runde um Runde dezimiert.

#pöstipower

Lukas Pöstlberger ist seit Beginn bei den Ausreißern bzw. der Führungsgruppe dabei. Georg Preidler Stephan Rabitsch versuchen noch einen letzten Versuch, den Anschluss zu finden, während sich Felix Großschartner mittragen lässt. Auch Riccardo Zoidl wirft alles in den Topf und holt sich dabei den KOM auf der Steigung hinauf auf den Kahlenberg. Am Ende trägt jedoch die Attacke von Lukas Pöstlberger Früchte, seine Attacke sitzt, der Vorsprung recht sogar noch für einen schnellen Radwechsel nach einem technischen Defekt kurz vor der Einfahrt zur Steigung auf den Kahlenberg.

Podium

Hinter Lukas Pöstlberger kommen Felix Großschartner, Georg Preidler und Riccardo Zoidl ins Ziel - geschlagen.

Fans

Die wachsende Wiener Rennrad-Community hat sich gesammelt am Kahlenberg eingefunden - große Gruppen, kleine Gruppen, Ausfahrt mit der ÖSTM als Ziel, Ausflügler, Fanzonen, Alt & Jung. Es war großartig, den Kahlenberg mit Radler*innen und Fans bevölkert zu sehen und weckt die Hoffnung, dass derartige Veranstaltungen in Wien doch nicht die Ausnahme darstellen.

10 Pro-Tipps für den Ötztaler

In knapp vier Wochen ist es soweit - die nächste Ausgabe des Ötztaler Radmarathons geht über die Bühne. Rund 25.000 Radlerinnen und Radler melden sich jedes Jahr zur Verlosung der Startplätze an, 5.000 davon bekommen dann auch wirklich die Chance mitzufahren. 

Über das Rennen selbst muss man eigentlich nicht mehr allzu viele Worte verlieren, zu oft schon sind die Eckdaten der Strecke und die emotions-, mythen- und schmerzbehafteten Berge genannt worden. Kühtai, Brenner, Jaufenpass, Timmelsjoch - 238 Kilometer und 5.500 Höhenmeter!

Die Herangehensweise an ein derartiges Event kann unterschiedlicher nicht sein. Wer vorne dabei sein will, bereitet sich wahrscheinlich schon die ganze Saison darauf vor. Wer solide mitfahren will, wird ein paar spezifische Einheiten einstreuen in den Wochen vor dem Event. Wer einfach durchkommen möchte, wird auch dafür entsprechende Strategien entwickeln.

Ich bin eher zufällig zu meinem Startplatz gekommen, bin ja grundsätzlich nicht der ultra-ehrgeizige Racer und gehe eher gelassen an derartige Herausforderungen heran. Doch beim Ötztaler überkommt mich doch ab und zu ein respektvolles Schaudern, zu viele Geschichten hab ich schon gehört. Sorgen mache ich mir trotzdem keine, irgendwie bin ich noch überall durch- und angekommen. Beim Gedanken an 5.500 Höhenmeter wird mir zwar etwas schwindlig, auch meine Körpermasse im Ausmaß von gefühlt knapp zwei Nairo Quintanas trägt dazu auch nicht gerade bei...

Foto: Jan

Ich werde mich also mit dem, was an Fitnesszustand vorhanden ist, auf die Reise begeben. Ohne mich bis jetzt großartig mit Marschtabellen, Durchgangszeiten und potentiellen Leistungen und Zeiten beschäftigt zu haben - eine Zeit unter zehn Stunden sollte - denke ich - möglich sein. Aber ich werde mal schauen, was da auf mich zukommt und bin in erster Linie auf ein schönes Event mit vielen netten und bekannten Mitstreitern gespannt. Dabei sein ist alles!

Am oberen Ende der Nahrungskette hingegen ist Lukas Bauernberger unterwegs - seines Zeichens ehemaliger Läufer und Leichtathlet, derzeit Geschäftsführer des besten Laufshops Wiens RunInc. und Sieger der diesjährigen Austria Top Tour. Lukas startet dieses Jahr zum vierten Mal beim Ötzi, seine Bestzeit aus dem Vorjahr liegt bei 7 Stunden und 51 Minuten. >Meine Verneigung an dieser Stelle<

Lukas hat mir im Gespräch einige Tipps mit auf den Weg gegeben - manche naheliegend, manche vermeintlich nicht so wichtig, manche erst auf den zweiten Blick wertvoll, andere kann man nicht oft genug hören. Hier sind sie also, zehn Hinweise und Ratschläge rund um den Ötztaler Radmarathon von Lukas himself:

  1. Früh zum Start! Wer einen halbwegs guten Startplatz ergattern möchte, sollte sich mit dem Gedanken anfreunden, eine Stunde vor dem Startschuss im Startblock Aufstellung zu nehmen. Je später man kommt, desto weiter hinten steht man. Angesichts der langen Abfahrt gleich nach dem Start ist eine gute Gruppe durchaus sinnvoll. Außerdem fährt es sich vorne sicherer als hinten, wo das Gedränge größer ist. Außerdem lohnt es sich, den Zugang zum Startblock vorher einmal anzuschauen - so vermeidet man, dass in der Früh plötzlich der Zugang auf der anderen Seite der Straße oder aber am Ende des Feldes liegt.
  2. Bekleidungstechnisch sollte man beim Ötztaler seine stilistischen Ansprüche hintanstellen. Bei der Radhose ist jene zu wählen, die am bequemsten ist. Es sind viele Stunden, die man beim Ötzi im Sattel verbringt, da geht Funktion vor Aussehen. Je nach Wetter muss auch an zusätzliche Ausrüstung gedacht werden. Ärmlinge für die lange Abfahrt in der Früh, nachdem man auch in hochalpinem Gelände unterwegs ist, auch entsprechende Jacken, Gilets oder dergleichen.
  3. Im Idealfall hat man Unterstützer und/oder Freunde, die entlang der Strecke für Verpflegung sorgen können. Auf diese Art lassen sich die vom Veranstalter organisierten großen Laben auslassen - so kann mitunter viel Zeit gespart werden (sofern man denn auf Zeit fährt). Bei den großen Laben ist bei der Masse an Teilnehmern recht viel los, hier kann es schon einige Minuten dauern, bis man wieder im Sattel sitzt.
  4. Vor dem Rennen sollte man sich unbedingt einen Ernährungsplan zurechtlegen. Keine Experimente bei der Verpflegung, nichts Neues ausprobieren und vor allem sehr großzügig kalkulieren. Verpflegung ist alles!
  5. Was für feste Nahrung gilt, ist für Flüssigkeit ebenso wichtig. Der Tipp von Lukas lautet daher "Trinken, Trinken, Trinken". Wenn es heiß ist, helfen Salztabletten im Getränk - vor allem wenn man zu Krämpfen neigt.
  6. Ob man zu einem Rennen einen Ersatzschlauch und Werkzeug mitbringt, ist eine Glaubensfrage, die grundsätzlich jeder Racer für sich selbst beantworten muss. Bei einer Distanz wie der des Ötztalers, wo fremde Hilfe mitunter weit entfernt ist, wäre es schade, wegen eines "Patschens" das Rennen oder zumindest viel Zeit zu verlieren. Daher ruhig  Werkzeug und einen Ersatzschlauch mitnehmen - auch wenn eigentlich jedes Gramm zählt.
  7. Gleich nach dem Start geht es für rund 40 Kilometer flott bergab. Je weiter vorne man diese Abfahrt bestreitet, desto sorgenfreier kann man diese mitunter angehen. Im Pulk weiter hinten ist entsprechend mehr Vorsicht geboten.  
  8. Das Um und Auf über den Brenner ist eine gute und flotte Gruppe. Der Brenner ist der "Leichteste" der vier Berge, die beim Ötzi zu überwinden sind, in den flacheren Passagen fällt dies im Windschatten einiger Kollegen bedeutend leichter. Gleichzeitig ist aber die Gefahr nicht zu unterschätzen, dass man mit einer zu schnellen Gruppe seine Körner zu früh verbrennt. 
  9. Vorsicht bei der Abfahrt vom Jaufenpass - der Asphalt ist stellenweise nicht mehr der beste. 
  10. "Am Timmelsjoch geht es niemandem gut - es tut jedem weh" sagt Lukas. Um das Leiden allerdings in erträglichen Grenzen zu halten, darf man nicht auf den Gegenanstieg in der Abfahrt vom Timmelsjoch vergessen. Bis zur Mautstation sind hier noch einmal rund 200 Höhenmeter zu absolvieren.

Na gut, die Tipps werde ich mir zu Herzen nehmen. In einem Monat werde ich jetzt nicht mehr zur Ötzi-Topform auflaufen, stattdessen werde ich versuchen, ein paar lange Ausfahrten in meinem Terminkalender unterzubringen, mit ein paar Anstiegen garniert. Je länger die Anstiege im Training desto besser - es geht darum, ein Gefühl für lange Anstiege zu bekommen und das Tempo, mit dem man persönlich am besten in einen derartigen Berg hineinfährt. Das Credo lautet Gleichmäßigkeit! Mal schauen, was da auf uns alle zukommt. 

VICC Race Days // ghisallo Cup

Die jahrelang bekannte und gut etablierte Rennserie im Cyclodrom auf der Wiener Donauinsel läuft dieses Jahr unter der tollen Organisation des Vienna International Cycling Club sowie mit dem Radladen "ghisallo" als Hauptsponsor. Bisher haben vier Rennen stattgefunden, Michael Kröll und die guten Frauen und Mannen des VICC sorgen für einen reibungslosen Ablauf und gute Stimmung, der ÖRV - der österreichische Radsportverband - hält die offizielle Hand darüber und übernimmt die Rennleitung.

Das Starterfeld wächst nach und nach, das Cyclodrom bietet mit dem 1 Kilometer langen Rundkurs natürlich auch die idealen Rahmenbedingungen für intensive und spannende Rennen.

Wer bis jetzt noch nichts über die Rennen gehört hat oder sich das Ganze noch anschauen möchte, am 22. und 27. August finden die letzten beiden Rennen dieser Saison statt. Natürlich ist auch jede und jeder eingeladen, sich die beiden Startnummern auf den Rücken zu pinnen und sich mitten ins Geschehen zu begeben! ;)

19. Wachauer Radtage - Rennbericht

Suboptimaler Start - 15 Minuten vor dem Startschuss ist der Startblock voll, hinten anstellen die einzige Option, gewertet wird die Bruttozeit! Blöd, wenn ich auf Platzierung oder Zeit fahren würde ;) Aber in meinem Leistungsbereich ist es mir im Grunde egal, ob ich 165. oder 227. oder 112. werde. Für mich zählt das sportliche Erlebnis, die Stimmung und natürlich, mich zu fordern. Mein Gegner bin ich selbst - naja ein paar andere finden sich meistens auf der Strecke schon noch... :)

Vor mir liegen 99 Kilometer und rund 1.000 Höhenmeter. Die Strecke sind wir eine Woche davor schon einmal abgefahren - praktisch, denn die Anstiege sind nicht ganz eindeutig und oft weiß man nicht so genau, was auf einen zukommt. (Die Streckenfotos sind übrigens bei diesem "Recon-Ride" entstanden).

Vom Start in Mautern staut sich das Feld über die erste Donauquerung. Wenn man das Feld der Radler 300 Meter vor sich schon über die Brücke rollen sieht während man selbst noch nicht einmal losgefahren ist, dann wird man schon etwas nervös und überlegt sich, das nächste Mal doch etwas früher Aufstellung zu nehmen. Auf der Schnellstraße nach Krems sortieren sich die ersten Dinge gleich einmal, mit ein paar flotten Kollegen holt man hier einiges wieder auf. Das Gleiche gilt für die Bundesstraße von Krems Richtung Senftenberg - nicht dass hier schon die allergrößten Herausforderungen warten würden, aber hier zieht sich das Fahrerfeld schon in die Länge, Gruppen mit ähnlichem Tempo finden sich.

Gruppenbildung ist aber insofern obsolet, da ab Senftenberg die ersten Anstiege beginnen, in denen ohnehin jeder mehr oder weniger auf sich allein gestellt ist. Die Teilung der Strecken nach Senftenberg (156k-Runde geradeaus, 99k nach links) ist übrigens rechtzeitig und sehr gut gekennzeichnet und sollte keine Rätsel aufgeben (auch wenn das offenbar bei einigen trotzdem der Fall war, wie ich gehört habe...). Von Senftenberg bis hinauf nach Nöhagen kämpft man sich durch den Wald hinauf Richtung Waldviertel, hinauf in eine tolle und wunderschöne Landschaft. Genau diese Landschaft hat es aber auch in sich, die Anstiege sind teilweise giftiger als sie aussehen, hinter der Kuppe geht es kurz bergab und dann meistens gleich wieder bergan und auch der Wind (meistens aus Westen) spielt einem hier nicht wirklich in die Karten.

Das Wetter ist aber im Grunde ideal für ein Radrennen, nicht zu warm, bedeckt - kein Vergleich zu unserer Streckenbesichtigung, bei der wir mit 35 Grad zu kämpfen hatten. Das wirkt sich bei mir auch positiv auf meine Verpflegungsstrategie aus. Bei der ersten Labe kurz nach einem Wasser greifen - gut ist. 

Von Nöhagen geht es Richtung Jauerling - auch wenn wir diesen auslassen, dieser ist den Teilnehmern des Champions Marathon über 156 Kilometer vorbehalten. Die flotte Abfahrt Richtung Mühldorf wird relativ entspannt abgehandelt, die engen und gefährlichen Kurven in Mühldorf ebenso - die Strecke ist hier gut abgesichert und zahlreiche Ordner sorgen dafür, dass man die Gefahrenstellen eigentlich nicht übersehen kann.

Einmal noch wellig dahin und der letzte Hügel bei Zeining kurz vor der zweiten Labe, ab diesem Punkt geht es im Grunde nur noch eben bzw. bergab Richtung Donau und dann zurück nach Mautern. Nach der zweiten Labe - ich habe mir wieder eine der rausgestreckten Wasserflaschen gekrallt - bin ich plötzlich alleine, alle Gruppen sind weg, keine Ahnung wohin. Die Fahrer hinter mir sind keine Option, die haben beim Überholen gerade nicht den fittesten Eindruck gemacht, nach vorne nur ein Einzelkämpfer und nochmal 300 Meter davor die nächste größere Gruppe. Alleine fahren macht an dieser Stelle jetzt aber weder Sinn noch Spaß, also runter mit dem Oberkörper und Vollgas. :) Drei Kilometer dauert es, bis ich meinen Vordermann eingeholt habe, einen weiteren Kilometer später fahren wir alle wieder in einer Gruppe. 

An dieser Stelle beginnt allerdings das altbekannte Geplänkel, keiner will vorne fahren. Ellbogenwackeln, Herum-Gedeute, Schwenk nach links, Schwenk nach rechts... Kurze Aufmunterungsrufe - zuerst nett, später dann ungeduldigere Aufforderungen, doch auch endlich mal vorne zu fahren. Fünf Kilometer am nördlichen Donauufer bevor es über die Brücke auf die Südseite nach Melk zurück geht. Ein paar Leute finden sich dann doch, mit denen man sich in der Führungsarbeit abwechselt. Leute werden eingeholt, während die Gruppe mit einem satten Tempo durch das Weltkulturerbe Wachau rollt. Vorbei an Marillenverkaufsständen und Heurigen, durch enge, pittoreske Ortschaften, vorbei an Schlössern und immer entlang der Donau. Die Zeit vergeht schnell, die Kilometer bis zum Ziel schmelzen nur so dahin. 

Von hinten ist eine weitere Gruppe herangefahren, offenbar sind wir jetzt genug Fahrer, dass wir Mottorradbegleitung haben. Praktisch und sicher, haben wir doch so etwas mehr Spielraum bei den Ortsdurchfahrten und bei Gegenverkehr. (Grundsätzliches Lob hier an den Veranstalter - obwohl hier Straßen nicht gesperrt sind, gab es keinerlei brenzlige Situationen, die Absicherung der Kreuzungen usw. hat hervorragend funktioniert, der Streckenverlauf war immer eindeutig!). 

Zehn Kilometer vor dem Ziel steigt das Tempo noch einmal an, es macht sich so etwas wie eine Sprintvorbereitung bemerkbar, das lässt das Adrenalin noch einmal ansteigen. Dass wir hier vermutlich um die Plätze 200-220 "kämpfen", blenden alle geflissentlich aus. Der Zielbogen erscheint am Horizont, ich warte darauf, dass irgendjemand lossprintet aber es passiert irgendwie nichts... Manche nehmen raus, einige werden schneller, ein paar gehen dann doch noch kurz aus dem Sattel. Aber im Sinne der Sicherheit und weil es ja außerdem um Nichts geht, ist es wohl eh gescheiter, sich hier nicht komplett zu verausgaben. Ein relativ heftiger Sturz bei der Zieleinfahrt ein paar Minuten nach meiner Ankunft bestätigt das leider entsprechend...

Isotonisches Getränk im Zielbereich und ein Dank an die Organisation und alle Freunde, Bekannten und Mitstreiter! Es war sehr schön, wir sehen uns nächstes Jahr wieder!

Ach ja: Rang 166 ist es geworden, bei 744 Startern auf der 99 km-Strecke. Liest sich jetzt nicht so berauschend wie es sich angefühlt hat, aber das ist ja gleichzeitig das Schöne an der ganzen Sache! Nichts geht über das Gefühl einer großen Gruppe, die gut und flott dahinrollt, die latente Nervosität an neuralgischen Punkten der Strecke, das Adrenalin, wenn man richtig gefordert ist! Die 246 Watt Durchschnittsleistung werden in der Badewanne wieder abgewaschen, die Freude am Radsport und das Erlebnis in der Gruppe bleiben!

Wachauer Radtage: https://wachauer-radtage.at/de/

Strava-File: https://www.strava.com/activities/1085992175/overview

Look Gran Fondo Marmotte Hochkönig

Ein Erlebnisbericht; "Chronologie des Grauens" wäre dann doch etwas zu dick aufgetragen...

Rund um den Jahreswechsel bin ich vor dem Computer gesessen, habe über das abgelaufene Jahr sinniert und neue Pläne geschmiedet. Dabei bin ich über das Look Marmotte Hochkönig gestolpert, mit der Premierenaustragung im Jahr 2017 - die anderen Rennen der Marmotte-Serie in den französischen Alpen und den Pyrenäen haben mittlerweile Kultstatus und werden von teilnehmenden Massen geradezu überrannt.

Vorspulen zum 16. Juni. Ich trete aus dem Hotel Alpenrose im Zentrum von Mühlbach am Hochkönig, die Wolken sind für einen kurzen Moment nicht mehr tiefschwarz, der Asphalt ist vom letzten Regenguss gerade wieder aufgetrocknet. Am Plan steht eine kurze - wie der Profi sagt - "Reconnaissance" oder wie der Profi unter den Profis sagt "Recon", also ein kurzes Kennenlernen der Strecke, bevor es richtig zur Sache geht. Ich rolle also gemütlich auf der Hauptstraße, vorbei am Startbereich des Gran Fondo und direkt in den Anstieg zum Dientner Sattel. Schnell wird mir klar, was da morgen auf die Rennteilnehmer zukommt... Rund 2.500 Meter nach dem Start meines kurzen Rendevouz mit der Strecke stehen 12% Steigung auf meinem Wahoo. Ernsthaft?? Ich sehe ein paar Tropfen auf meinem Display, stelle fest, dass rund um mich herum die Wolken wieder auf Weltuntergang umgeschaltet haben und drehe erleichtert mitten im Anstieg wieder um. Kurz die Bremsen loslassen und mit 80 km/h den Berg runter, zurück nach Mühlbach - das reicht fürs Erste.

Nochmal einen Schritt zurück... im Frühjahr war für mich bald klar, dass ich beim Look Marmotte Hochkönig mitfahre. Anfang Mai dann noch das zusätzliche Ziel 2017 - Ötztaler! Während ich jedoch seit der Ötzi-Anmeldung ein Damokles-Schwert des Trainings und der Vorbereitung über mir schweben spüre, war das beim Marmotte Hochkönig irgendwie nicht der Fall - warum weiß ich nicht so genau. Ich habe über das Rennen gebloggt, hab mit vielen Leuten darüber gesprochen, hab das Gewinnspiel für die Startplätze gemacht - mich also vielfältig damit beschäftigt. Offenbar habe ich dabei allerdings aus den Augen verloren, dass ich auch selbst am Start stehen werde und 170km und 3.400 Höhenmeter abspulen werde. Nicht so viele wie beim Ötztaler aber auch nicht gerade wenig... Aber reicht ja, wenn man das 12 Stunden vor dem Start des Rennens realisiert... ;)

17. Juni 2017, 7:30 Start! Rund 400 Teilnehmer haben sich zur ersten Austragung des Look Gran Fondo Marmotte Hochkönig eingefunden. Man spricht in erster Linie holländisch - offenbar war die Anziehungskraft der Marke "Marmotte" für die "Stammklientel" sehr anziehend. Leider sind nicht allzu viele Österreicher am Start - ich führe das auf den üppig bestückten Rennkalender in (Ost-)Österreich zurück und vielleicht auch auf die Tatsache, dass man sich ja gerne mal anschaut, "wie das denn beim ersten Mal so läuft" und erst einsteigt, wenn eine Veranstaltung etwas etablierter ist.

Was nach dem Startschuss folgt, ist der leiseste und langsamste Start eines Rennens, den ich je erlebt habe - 550 Höhenmetern auf den ersten sechs Kilometern. Die Kolonne wälzt sich hinauf auf den Dientner Sattel, der mit seinen 1.370 Metern Höhe nominell eigentlich kein Schwergewicht darstellt. Einige bleiben stehen, einer fällt um, weil er beim Losfahren nicht in die Pedale kommt, Pulsuhren piepsen! Knappe 30 Minuten dauert diese erste Probe, knapp 300 Watt stehen am Tacho - neuer FTP-Wert, danke!

Schnelle Abfahrt hinunter nach Dienten, bevor es gleich in den nächsten Anstieg geht, den Filzensattel. Diesmal nur 200 Höhenmeter auf zwei Kilometern, allerdings muss jetzt eine Gruppe her, denn danach geht es für knapp 100 Kilometer flacher dahin - alleine kämpft man dort auf verlorenem Posten. Mit Ach und Krach hole ich am Ende des zweiten Anstiegs drei Niederländer ein, die in der Folge recht motiviert erscheinen, die größere Gruppe vor uns einholen zu wollen. Wir einigen uns relativ schnell auf eine konstruktive Zusammenarbeit, was folgt, ist der erste wirklich funktionierende belgische Kreisel meiner Radsportkarriere (mit drei Niederländern wohlgemerkt).

Durch Saalfelden und Lofer geht es nach Tirol, das Tempo ist hoch, seit wir die Gruppe vor uns eingeholt haben. Auf den Bundesstraßen ist genug Platz, einziger Wermutstropfen ist der doch recht dichte Verkehr. Die Bundesstraßen im Salzburger Land als auch in Tirol sind nun mal die verkehrlichen Hauptachsen. Diese für mehrere Stunden abzusperren wäre vermutlich im Rahmen einer derartigen Veranstaltung nicht möglich bzw. würde das Rennen sonst nicht stattfinden.

Die 200 Höhenmeter des Griesen"passes" werden weggedrückt, jetzt den Anschluss zur Gruppe zu verlieren wäre fatal! Das Gleiche hab ich mir ja auch schon gedacht, als wir samt und sonders an der ersten Labe vorbeigerauscht sind. (Ob das intelligent war, dazu kommen wir noch...). An Hochfilzen vorbei, zurück nach Saalfelden, noch immer bei hohem Durchschnittstempo - ich hänge eher schon hinten an der Gruppe dran, wie das die Typen da vorne im Wind machen, ist mir schleierhaft.

Bei der zweiten Labe (bei KM 107) schwenkt zu meiner großen Freude und Beruhigung die gesamte Gruppe zur Seite. Die Laben sind so organisiert, dass man absteigt, sich verpflegt, nachfüllt und dann weiterfährt - im Gegensatz zu Verpflegungsständen, wo Getränke in die Straße hinausgehalten werden. Für mich ist die Verpflegung hier essentiell, sowohl Flaschen als auch die mitgebrachten Riegel und Gels waren längst verbraucht.

Mit einer etwas kleiner gewordenen Gruppe rollen wir weiter durch Zell am See und auf der Bundesstraße Richtung Taxenbach. Plötzlich geht es allerdings recht unvermittelt rechts von der Bundesstraße ab, ich sehe gerade noch aus dem Augenwinkel ein Schild des Veranstalters mit den Daten des Anstiegs, erkenne aber nicht, wie lange und wie steil die Geschichte werden wird. Embach heißt das gute Stück, 8% auf knapp drei Kilometern, genug für mich, um den Anschluss zu meiner Gruppe zu verlieren. Hier spüre ich jetzt auch recht deutlich, dass meine Speicher und Beine leer sind. Dazu kommt die Sonne, die jetzt recht unmittelbar herunterknallt, im Vergleich zu den 8 Grad am Start fühlen sich diese 25 Grad jetzt an wie in der Sauna.

KM 140 - Ein Blick auf die Höhenmeter offenbart das Ausmaß des Dramas. 30 Kilometer noch bis ins Ziel und es fehlen noch 1.800 Höhenmeter auf die angegebenen 3.400. Ich kämpfe mich den Dientenbach entlang hinauf nach Dienten zur dritten und letzten Labe. Langsam aber mit gleichmäßigem Tritt, Hirn möglichst abschalten. Bei der Labe nehme ich "Einmal Alles", die 10 Minuten Pause sind gut investiert.

Was danach folgt ist der Dientner Sattel - noch einmal! Diesmal von der anderen Seite und nicht so schlimm wie bei der Hinfahrt. Danke dem Sportograf-Kollegen auf der Kuppe des Sattels für die Möglichkeit, mir kurz Rotz, Schweiß und Tränen aus dem Gesicht zu wischen, bevor er abdrückt. Es folgt eine extrem schnelle Abfahrt hinunter nach Mühlbach, an meinem Hotel an der Hauptstraße vorbei (ich hab mehr als einmal überlegt, dort einfach stehenzubleiben und mich ins Hotelbett zu legen...) und noch ein Stück weiter zur Abzweigung zum Arthurhaus.

Ein Markenzeichen der Marmotte-Rennen und ein tatsächliches Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Veranstaltungen ist die Bergankunft. Spannend, so etwas beim Giro oder der Tour anzusehen, aber selber beim einem Rennen? Es geht also rauf zum Arthurhaus, 7,6 Kilometer, 654 Höhenmeter, 8% durschnittliche Steigung laut Strava. Was folgt, ist eine der längsten Stunden meines Lebens. Meine Gefühlsregungen, Gedanken, Flüche, Tränen und meinen Ärger möchte ich nicht im Detail schildern... Der letzte Kilometer mit einer Steigung von 12% war eine der härtesten Angelegenheiten ever. Und genau dort Kindergruppen zum Anfeuern hinzustellen, ist natürlich auch fies, da MUSS man ja weiterkämpfen. Der Zehnjährige, der mir die Faust hingehalten hat, mit dem Befehl "Ghettofaust!", hat mich aber zumindest über 100 Meter hinweggetragen.

Über die Ziellinie vor dem Arthurhaus auf knapp 1.500 Metern Höhe. Zufrieden, aber sehr sehr erschöpft. Für die letzten 30 Kilometer als Einzelkämpfer habe ich knapp zwei Stunden gebraucht, hinauf zum Arturhaus genau eine. Die Tanks leer, zu wenig und zu spät gegessen, aber glücklich, mich durchgewurschtelt zu haben!

Oben im Zielbereich treffe ich nach und nach auf meine lieben Mitstreiter Sebastién, Markus, Elisabeth, Nora und Siggi. Alle haben tolle Leistungen erbracht: Elisabeth gewinnt ihre Altersklasse und wird Gesamtzweite, Markus und Sebastién werden Dritter bzw. Vierter in ihren Altersklassen (Gesamt 14. bzw. 20.) - Wahnsinns-Ergebnisse! Und sie sind damit auch für die UCI Gran Fondo Weltmeisterschaft im August in Albi (Frankreich) qualifiziert!

Zum Abschluss noch ein paar Eckdaten:
173 km // 3.140 Höhemeter (laut Wahoo)
Normalized Power 234 Watt, Training Stress Score 476,6 :)
Temparatur von 8 Grad in der Früh bis zu 30 Grad zu Mittag
Zeit im Sattel 6:51 h

Strava: GF Marmotte Hochkönig

Velo/Run 2017 - Fotos

Die zweite Ausgabe des Velo/Run ist geschlagen! Ich war leider verkühlungsbedingt nicht am Start, dafür war umso mehr Zeit da, um Fotos zu machen ;)

Marmotte Hochkönig 2017 (mit Gewinnspiel!)

Der Rennkalender für 2017 füllt sich stetig, die freien Wochenenden werden langsam knapp, die Trainingsplanung wird schon auf bestimmte Ereignisse hin optimiert.

Neben den klassischen großen und bekannten Veranstaltungen ist es immer wieder eine Freude, wenn etwas Neues am Horizont erscheint - etwas Originelles, etwas Besonderes, etwas (noch) Unbekanntes. Manche Konzepte haben sich in anderen Ländern herauskristallisiert und derart etabliert, dass sie zur "Grundausstattung" des Rennkalenders gehören. Eine derartige "Schablone" stellt die Marmotte Granfondo-Serie dar.

Die Rennen der Marmotte Granfondo-Serie gibt es bereits seit mehreren Jahren in den französischen Alpen und den Pyrenäen. Besonders werden diese Veranstaltungen aufgrund der anspruchsvollen und langen Strecken, ziemlich einzigartig ist hingegen, dass jede Strecke mit einer Bergankunft endet. Zumindest mir ist in Österreich keine andere Veranstaltung in dieser Größe bekannt, die am Gipfel ihr Ziel hat. Was in den beeindruckenden Pyrenäen und in den französischen Alpen hervorragend funktioniert, sollte doch auch in den österreichischen Bergen machbar sein, oder? Genau diese Frage haben sich auch die Veranstalter der Marmotte-Serie gestellt, den Globus zur Hand genommen, einmal gedreht und den Finger zielgenau auf das schöne Salzburgerland gelegt. Ein Rennen um und auf den Hochkönig also!

Die Berge hier sind noch nicht so mythenbeladen, wie an den beiden anderen Austragungsorten - zugegebenermaßen ist es auch schwer mit einem Alpe d´Huez und einem Col du Tourmalet mitzuhalten. Aber Österreich und Salzburg muss sich hier keineswegs verstecken!

Und so geht´s am 17. Juni 2017 los:
Start in Mühlbach am Hochkönig und zu Beginn gleich mal über den Dientner Sattel und als Draufgabe auch gleich den Filzensattel - durch Saalfelden am Steinernen Meer weiter nach Lofer - ein kurzer Abstecher nach Tirol, genauer Pillersee und Hochfilzen - über den Griessenpass zurück nach Salzburg - über Leogang weiter nach Saalfelden - vorbei am Zeller See nach Bruck an der Großglocknerstraße - Taxenbach und Lend werden durchfahren - nochmal über den Dientner Sattel (diesmal schon mit ein paar mehr Kilometer in den Beinen) - und als Abschluss vom Startort Mühlbach noch hinauf zum Ziel beim Arthurhaus am Hochkönig! Wenn das keine Herausforderung ist...

Hat man den Schlussanstieg mit im Schnitt 8,5 Prozent Steigung auf einer Länge von knapp neun Kilometern hinterisch gebracht, dann stehen im Ziel 167 Kilometer und 3462 Höhenmeter auf der Uhr!

Wer jetzt schon - so wie ich - Lust bekommen hat, die Radhosen anzuziehen, die Schuhe zu schnüren und sich auf den Sattel zu wuchten, der kann hier und jetzt seine Daten eintragen und mit etwas Glück einen Startplatz für das Marmotte Granfondo Hochkönig gewinnen!

Wer sich das Ganze noch etwas überlegen möchte oder mehr Informationen braucht, der kann in der Zwischenzeit auf der Homepage des Organisators weiterschmökern.

Die zur Verlosung gelangenden Startplätze werden vom Rennveranstalter GOLAZO Sports zur Verfügung gestellt. Aus einer Teilnahme am Gewinnspiel entsteht kein Rechtsanspruch auf eine Teilnahme, es ist keine Barablöse von Gewinnen möglich. Für etwaige …

Die zur Verlosung gelangenden Startplätze werden vom Rennveranstalter GOLAZO Sports zur Verfügung gestellt. Aus einer Teilnahme am Gewinnspiel entsteht kein Rechtsanspruch auf eine Teilnahme, es ist keine Barablöse von Gewinnen möglich. Für etwaige Änderungen in der Organisation (Strecke, Termin, usw.) wird seitens 169k.net nicht gehaftet - auch daraus entstehen keinerlei Rechtsansprüche!

Wiener Bahnorama VI

Mit einem Grande Finale ging vergangenen Freitag die Rennserie des Wiener Bahnorama im Wiener Dusika-Stadion zu Ende! Im Rückblick ist es bewundernswert, welche Entwicklung die Veranstaltungen von Mal zu Mal genommen haben - Gabriel, Lukas und Josh haben hier ganze Arbeit geleistet, ein großes Kompliment und eine tiefe Verneigung an dieser Stelle!

Die sechste Ausgabe des Bahnorama war eine spektakuläre, inklusive spannender Rennen und auch einiger brenzliger Situationen, die allerdings allesamt glimpflich verlaufen sind (bis auf so manches Laufrad...).

Ich bin dankbar, dass ich mit meiner Kamera dabei sein durfte und freue mich jetzt schon auf den Herbst, wo die Serie hoffentlich eine erfolgreiche Fortsetzung finden wird. #gofastturnleft

Wiener Bahnorama V

Fotos von der fünften Ausgabe des Wiener Bahnorama! Am 3. März um 16:30 findet das Grande Finale im Dusika-Stadion in Wien statt!

Letzte Chance: Vorbeikommen, Zuschauen, Jubeln oder noch besser: Mitfahren!

VELO/RUN 2017 (mit Gewinnspiel!)

Pläne für 2017?

Vor wenigen Wochen hab ich versucht, einige meiner Ziele und Vorhaben für 2017 niederzuschreiben. Diese Zusammenstellung enthielt einige Wünsche, den einen oder anderen Traum aber natürlich auch fixe und konkret terminisierte Ziele! Wirft man einen Blick auf den Kalender der Radveranstaltungen 2017 so kann einem schon schwindlig werden. Nahezu jedes Wochenende hat man theoretisch die Möglichkeit, sich sein schnittigstes Trikot anzuziehen, ein Gel in die Trinkflasche zu drücken und an einer Startlinie in die Pedale einzuklicken. Fast schon zu groß ist die Auswahl – Mountainbike, Rennrad, Zeitfahren… Berge, Flachstrecken… 24h-Rennen, Kriterien… Traditionelles und Neues!

Wir haben keinen richtigen Einblick, was bei einem Event – egal wie groß es sein mag – hinter den Kulissen passiert, welchen Aufwand die Organisation bedeutet, welche Behörden mitreden, wie ein Termin zustande kommt. Aber zumindest bei mir hat sich über die letzten Jahre der Eindruck verfestigt, dass die Organisation eines derartigen Events eine große und schwierige Aufgabe darstellt und ich dementsprechend dankbar bin, dass es trotzdem einige Menschen gibt, die sich eben genau das Alles antun, damit wir unsere Rennen und „Radtouristikfahrten“ (wie es so schön heißt) genießen können. Diejenigen, die „sich spielen“, schlecht oder nicht mit dem Zielpublikum kommunizieren und aufs schnelle Geld aus sind, verschwinden meist ohnehin schnell wieder von der Bildfläche.

Foto: Reinhard Hauer

Foto: Reinhard Hauer

Reden wir aber lieber von jenen Events, die gut funktionieren und die sich über Jahre einen Platz in unseren Radlerherzen erarbeitet haben oder eben gerade dabei sind, das zu tun! ;)

Baden und das Helenental

Ich komme ursprünglich aus Baden. Meine „Hausrunden“ – sofern man das so nennen kann – führen mich regelmäßig durchs Helenental, nach Maria Raisenmarkt, nach Bad Vöslau oder etwas weiter in den Wienerwald hinein nach Gaaden, Heiligenkreuz, Alland und Klausen-Leopoldsdorf. Schon etwas seltener bekommen mich der Schöpfl, Forsthof, Laaben, die Klammhöhe und der Hafnerberg zu Gesicht – zum Einen ist die Anfahrt schon etwas länger und je weiter man sich Richtung Westen bewegt, umso „wilder“ wird es. „Wild“ im Sinne der Landschaft – weg von den domestizierten Wiener Ausflugshügeln a la Anninger – und wild im Sinne der Anstrengung! Was habe ich schon geflucht am Anstieg zur Klammhöhe - die beginnenden Voralpen können manchmal auch ihre Zähne zeigen!

Foto: Velo/Run

Foto: Velo/Run

Velo/Run

Vor gut einem Jahr gelangte dann eine frohe Botschaft an mein Ohr! Ein Radrennen vor meiner Haustüre, auf meinen Hausstrecken, dort, wo ich so oft mit meinen Freunden durchgeradelt bin. Wobei „Radrennen“ ja eigentlich zu kurz gegriffen ist... Der Velo/Run ist insofern recht einzigartig, als hier vier Veranstaltungen auf einmal stattfinden, und diese nicht einmal in der gleichen Sportart. Innerhalb von wenigen Minuten fallen beim Velo/Run nämlich Startschüsse für ein Radrennen, eine Radrundfahrt, einen 10km-Lauf sowie einen Halbmarathon. Alle Bewerbe führen auf der gleichen bzw. auf parallel verlaufenden Streckenteilen durch das wunderschöne Helenental (ohne den üblichen verkehr natürlich!). Die einzelnen Bewerbe kommen sich dabei nicht in die Quere und auch die Zielankünfte sind wieder entsprechend zeit- und ortsversetzt, aber die Tatsache, dass eine große Anzahl unterschiedlicher Sportler zeitgleich an einer gemeinsamen großen Veranstaltung teilnimmt, gibt dem Ganzen ein besonderes Flair.

Foto: Velo/Run

Foto: Velo/Run

2016 feierte der Velo/Run seine Premiere und aufgrund des logistisch und organisatorisch herausfordernden Konzepts war es aus meiner Sicht absolut legitim, mit dem Radrennen nicht gleich alle Superlative aufbieten zu wollen. Die Strecke im Jahr 2016 führte daher über relativ überschaubare 38 Kilometer durchs Helenental nach Mayerling, hinauf nach Maria Raisenmarkt und über Schwarzensee wieder hinunter Richtung Großau, durch Gainfarn und Bad Vöslau und über die Weinbergstraße wieder zurück nach Baden zum Zielbereich beim Strandbad.

Mein Rennen 2016

Rund 170 Starter waren dabei, das Tempo hoch, der Puls ebenso – keine Zeit für langwierige Vorbereitungen und Taktieren in der Gruppe, grundsätzliches All-Out!

Nach einer kurzen neutralisierten Phase ging es zuerst in der flotten Gruppe an der Spitze durchs Helenental, die Ruhe war aber spätestens in Mayerling vorbei; hinauf nach Maria Raisenmarkt waren bald nur noch kleine Gruppen oder aufgefädelte Radler zu finden, hier hat einfach jeder versucht, so schnell wie möglich diesen kurzen Anstieg hinter sich zu bringen. Für die Abfahrt Richtung Großau war es wiederum wichtig, eine halbwegs flotte Gruppe zu finden, alleine sind dort keine Meter zu machen. Wie der Zufall es so wollte, lief ich am Ende des Anstiegs auf einen „halbwegs flotten“ Fahrer auf – Bernhard Kohl fuhr in einer Gruppe mit einigen seiner Kunden. An diese Gruppe angehängt fuhren wir mit Maximalspeed hinunter Richtung Großau und Gainfarn – auf der Jagd nach der Spitzengruppe! Ein letzter Schwenk auf die Weinbergstraße und noch knappe 3-4 Kilometer Strecke bis zum Ziel, als ich plötzlich das Hinterrad meines Vordermannes verlor und eine Lücke aufging, die ich nicht mehr schließen konnte. Im Ziel mit knappen 4 Minuten Rückstand auf den Sieger – der benötigte für die knappen 38 Kilometer gerade einmal 58:39 Minuten! Platz 28 gesamt für mich, 9. in meiner Altersklasse und eine Reihe von „Personal Records“ auf Strava! Danach zufrieden und erschöpft noch durchs Zielgelände schlendern und ein Gefühl wie Zuhause – bekannte Gesichter, langjährige Freunde… Großartig, wenn es so familiär zugeht bei einem großen Sportevent.

Foto: Reinhard Hauer

Foto: Reinhard Hauer

Dieses Jahr schaut die Sache anders aus! Am Veranstalter mit seinem Team, am Enthusiasmus, am schönen Helenental und dem kombinierten Veranstaltungskonzept hat sich nichts verändert. Aber man hat dazugelernt, Erfahrungen gesammelt und dementsprechend geht das Radrennen im Jahr 2017 einen beachtlichen Schritt weiter! 85 Kilometer, 1434 Höhenmeter – das ist schon eine Ansage! Und das alles wieder auf meiner erweiterten Hausrunde! ;)

Strecke 2017

Strecke Velo/Run Radrennen

Strecke Velo/Run Radrennen

Der Start wurde ein Stück Richtung Westen verschoben, noch immer im Stadtgebiet von Baden aber mit etwas mehr Bewegungsfreiheit und mehr Möglichkeiten bei der Streckenführung. Zuerst geht es wieder durchs Helenental hinaus, diesmal allerdings weiter über Alland bis nach Klausen-Leopoldsdorf. Mit dem Auto ist dort jeder von uns vermutlich schon mehrere Male gefahren, schließlich ist die Strecke eine beliebte „Abkürzung" von der West- bzw. Außenringautobahn kommend. Was man im Auto allerdings nicht spürt, sind die rund 250 Höhenmeter, die alleine schon bis Klausen-Leopoldsdorf am Tacho stehen – kein allzu gemütliches Dahinrollen also. Der Schöpfl bleibt uns beim Velo/Run (vorerst?) noch erspart, es geht gerade hinauf nach Forsthof – eine stetige aber flott zu fahrende Steigung. Nach einer rasanten Abfahrt (wer leiden möchte, soll diesen Abschnitt einmal aus der anderen Richtung hinauffahren!) biegt die Strecke in Laaben links ab und es folgt ein knackiger Anstieg hinauf zur Klammhöhe. Nominell ist auch hier die Herausforderung bewältigbar, die Frage ist immer welches Tempo man anschlägt oder ob man beispielsweise an einer Gruppe dranbleiben möchte. Spätestens hier wird sich das Feld zersplittert haben, für Spitzenplätze muss man hier noch an den Schnellsten dran sein. Hinunter Richtung Neuwald und dann nochmal links hinauf Richtung St. Corona am Schöpfl. Direkt vor der Ortseinfahrt von St. Corona heißt es noch einmal kräftig in die Pedale treten, der kurze Anstieg knapp vor dem Seniorenheim ist berüchtigt – wer hier nicht mehr mag könnte beim Seniorenheim gleich aussteigen ;) Von St. Corona geht es rasant hinunter nach Altenmarkt, kurz auf der Triestingstal-Bundesstraße durch den Ort und dann zur Wallfahrtskirche Hafnerberg. Pittoresk liegt die Kirche auf der kleinen Kuppe und pittoresk ist auch die 180-Grad-Kehre kurz davor – aber auch auf diesen knapp 1.300 Metern berghoch gilt es, die Zähne kräftig zusammenzubeissen. Von Nöstach geht es wellig bis Neuhaus, etwas Regeneration sollte man auf diesem Streckenabschnitt durchaus noch einplanen, bevor es in den letzten nennenswerten Anstieg geht. Für die 1.100 Meter mit duchschnittlich knapp über 9 Prozent sollte man sich noch ein kleines bisschen Energie aufbehalten haben! Wer es dann allerdings über diese letzte Kuppe in Schwarzensee geschafft hat, der muss „nur“ noch nach Hause fahren. Idealerweise findet man dort noch ein paar Mitstreiter, mit denen man als flotte Gruppe hinunter nach Mayerling und durchs Helenental Richtung Ziel radeln kann. Mit einer guten Gruppe und etwas Rest-Energie kann man dort noch Einiges rausholen.

Foto: Velo/Run

Foto: Velo/Run

Alles in allem ist die Strecke des Velo/Run Radrennens 2017 eine tolle Herausforderung, die Anzahl der Höhenmeter verteilt sich auf mehrere kürzere und längere Abschnitte, zwischendurch kann man sich auch wieder etwas erholen. Landschaftlich ist alles dabei, vom sanften Wienerwald bis zu den schroffen Voralpen, zum Termin Mitte Mai ist es üblicherweise wunderschön in dieser Gegend!

Radrundfahrt

Wer nicht an seine Leistungsgrenzen gehen will, das Ganze etwas ruhiger angehen oder einfach auch die Veranstaltung und den wunderschönen Austragungsort genießen möchte, der wird auch dafür Gleichgesinnte finden. Die Reize der Landschaft, das gemeinsame sportliche Erlebnis und die körperliche Herausforderung bieten sich definitiv auch in einem etwas entspannteren Tempo! Wer es noch ruhiger angehen will, für den bietet der Velo/Run außerdem noch eine entspannte Radrundfahrt durch das Helenental ohne Zeitnehmung an.

Foto: Velo/Run

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Infos

Weitere Details zum Radrennen (Zeitnehmung, Alterklassen, Verpflegung) findet ihr auf der Velo/Run-Homepage www.velorun.at

Das Startgeld ist mit derzeit 35 Euro angenehm günstig und angesichts der enthaltenen Leistungen sehr angemessen. Gerade beim Startgeld hat es bei manchen anderen Veranstaltungen in den letzten Jahren unerklärliche bis unverschämte Auswüchse gegeben…

Wer zusätzlich noch Inspiration oder sportlichen Ehrgeiz sucht, wird vielleicht auch bei den Bildern bzw. Ergebnissen des Vorjahres fündig

Foto: Velo/Run

Foto: Velo/Run

Foto: Velo/Run

Foto: Velo/Run

Gewinnspiel

Damit ihr die gleichen tollen Erfahrungen wie ich beim Velo/Run sammeln könnt, werden unter den Lesern des 169k-Radblogs acht Startplätze für das Velo/Run Radrennen am 21.05.2017 verlost. Gebt im Formular unten eure Daten ein und sichert euch die Chance auf einen der Startplätze!

Der Einsendeschluss ist am 14. Februar 2017, die Gewinner werden am 15. Februar auf der Facebook-Seite des Blogs bekanntgegeben.

Die zur Verlosung gelangenden Startplätze wurden freundlicherweise vom Veranstalter des Velo/Run 2017 zur Verfügung gestellt.

Foto: Velo/Run

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