BMC Urs im Test

Nachdem ich im Sommer diesen Jahres philosophiert und endlich - für mich selbst und nach langem Überlegen - rausgefunden habe, was "Gravel" eigentlich bedeutet, welche Möglichkeiten damit verbunden sind und wohin die Reise gehen könnte, geht es nun um das Material an sich. Dass ich mit den Versuchen, meinen Crosser umzubauen gescheitert bin, lasse ich hinter mir. Vor mir liegen hingegen einige Ideen und Projekte, bei deren Realisierung ich mich gerne eines tatsächlichen Gravel-Bikes bedienen würde - wo nämlich weder Rennrad, Crosser noch MTB-Hardtail 100% hineinpassen. Die Rede ist von längeren Touren, Bikepacking und einem Vordringen in die Berge, ohne dabei größere Kompromisse eingehen zu müssen und gleichzeitig sowohl auf Asphalt als auch auf Schotter- und Waldwegen gleichsam gut vorwärts zu kommen.

Auf die Unterschiede zwischen den Radkategorien bin ich schon an anderer Stelle eingegangen, ebenso auf die Frage ob man unbedingt ein weiteres (spezifisches) Rad braucht (grundsätzlich Nein) oder ob man das nicht auch mit dem Crosser fahren könnte (grundsätzlich Ja). Belassen wir es dabei, dass Präferenzen und Vorlieben unterschiedlich sind, jede und jeder ohnehin für sich selbst entscheiden sollte, was sie oder er braucht und will. Am besten probiert man diese Dinge auch selbst aus, so wie ich das in Osttirol mit meinem Crossbike versucht habe und erst dort - im direkten Einsatz - draufgekommen bin, was ich "brauche" und welches Material dafür am besten geeignet ist.

Apropos selbst versuchen... Während meines Selbstversuchs im Sommer war das neue BMC Gravelbike gerade erst ein paar Wochen vorgestellt. Das Konzept war damals schon vielversprechend und ehrlicherweise hatte ich das Rad schon zu diesem Zeitpunkt ein bisschen in meinem Hinterkopf. Nun konnte ich „URS“ für einige Ausfahrten testen und dabei genau jene Punkte abklopfen, die ich auf meiner geistigen To-Do-Liste gespeichert hatte. Um das, was ich mir vorab zusammengesponnen hatte, zu verifizieren oder mich eines besseren belehren zu lassen.

URS

Urs ist zweifellos Schweizer, sein Name bezieht sich allerdings nicht auf den Bären (Ursus) sondern ist ein Buchstabenwort aus "Unrestricted" und damit der Verweis auf das "Anything goes" und die übergreifenden Disziplinen, die das Rad abdecken soll.

Was unterscheidet jetzt aber URS von den bisherigen - und von mir eher kritisch gesehenen - Gravelbikes, bei denen tendenziell nur breitere Reifen in einen bestehenden Rennradrahmen gehängt wurden?

Am wichtigsten ist wohl die spezielle Geometrie und diese spielt sich in erster Linie an der Front ab. Der Lenkwinkel ist sehr flach, um mehr Laufruhe und eine gute Basis im Gelände zu haben. Die dadurch entstehende Schwerfälligkeit in der Lenkung verhindert BMC durch einen kurzen Vorbau, der die entsprechende Reaktionsfähigkeit des Vorderrads sicherstellt. Im Großen und Ganzen kennt man das von modernen Mountainbike-Geometrien (nicht nur bei BMC), den eigentlichen Ursprung hat der Trend bei den Enduro-Bikes.

Der Rahmen ist eine Neu-Entwicklung und kein adaptierter Rennradrahmen. Die serienmäßig montierten 42mm WTB-Reifen belegen die enorme Reifenfreiheit. Wie auch einige andere Hersteller verbaut BMC ein Federungssystem am Hinterbau, um den Komfort im Sattel noch weiter zu erhöhen. Dabei kommt - wie auch schon bei den Teamelite MTB-Modellen von BMC - ein Elastomer-Element zum Einsatz, dass zwischen Sitzstreben und Sitzrohr unliebsame Schläge abfedern soll. Der Rahmen weist außerdem noch einige gravel- oder geländespezifische Merkmale auf, die das Leben einfacher und sicherer machen sollen: Protektoren für den Rahmen, zusätzliche Ösen und Schrauben für Taschen und Zubehör, eine Kabelführung in der Gabel für einen möglichen Nabendynamo und vieles mehr.

Je nach Ausstattungsvariante kommen noch weitere Goodies dazu: Carbon-Felgen fürs Gelände von DT-Swiss, offroad-spezifische Schaltgruppen, und und und. Ebenfalls abhängig von Modell und Ausstattung ist das Gewicht, das Topmodell fühlt sich mit seinen etwas über 8 Kilogramm beim ersten Mal Anheben erstaunlich leicht an, was natürlich auch der Performance während der Fahrt zugute kommt.

Die Varianten des URS

URS startet bei 2.999 Euro für das Modell "Four" und gipfelt mit 8.999 Euro bei URS "One".

Die Antriebe sind durchwegs als "1x" spezifiziert, je nach Gruppe bekommt man damit 11 oder 12 Gänge. Die Kompatibilität von Cross-, Rennrad und MTB-Gruppen ermöglicht es heutzutage ohne weiteres, einzelne Komponenten unterschiedlicher Gruppen zu kombinieren und dabei auch elektronische Schaltungen einzusetzen (beim URS One und Two). Bei der Übersetzung überrascht, dass nur das Topmodell eine größere Bandbreite bietet, 38x50 ermöglicht auch in steileren Gefilden noch eher ein Fortkommen als 40x42. Die Farben sind grundsätzlich Geschmackssache, gefallen - mir persönlich - aber in ihrer Schlichtheit sehr gut. Die Kontrastfarben an den Gabelholmen sorgen für etwas Abwechslung. Neben Rahmen und Gabel teilen sich auch alle Modelle die gleichen Reifen von WTB mit einer Breite von 42mm.

Meine Eindrücke - URS in Aktion!

Schon nach wenigen Metern merkt man, dass man sich nicht auf einem "verkleideten" Rennrad befindet. Nahe am Crosser aber dennoch anders in der Geometrie, der Straßenlage, Laufruhe und Charakteristik. Auch wenn man vermeintlich nicht geglaubt hat, dass zwischen Rennrad und Crosser noch Platz ist, der URS füllt hier definitiv eine Lücke. Und dass es sich dabei um keine rein marketing-kreierte Lücke handelt merkt man, wenn man mit URS ins Gelände abbiegt. Zugegebenermaßen sind es Feinheiten, aber je länger man im Sattel sitzt und je vielseitiger die Einsatzbereiche sind, umso mehr fallen diese Kleinigkeiten ins Gewicht.

Der Rahmen ist sehr steif und gibt gutes Feedback. Alleine schon der Blick auf den massiven Tretlagerbereich gibt Auskunft über Stabilität und Steifigkeit bei kurzen Antritten als auch bei längerem Krafteinsatz. Verwindungen sind vom Rahmen her keine zu spüren, die Direktheit endet hier (naturgemäß) eher bei den breiten Reifen.

Die Geometrie ist speziell - wie oben schon erwähnt, wird durch den flachen Lenkwinkel der Vorbau kürzer, dadurch wiederum das Oberrohr länger. Wer mit der Anschaffung eines URS liebäugelt, sollte daher aus meiner Sicht vorher den Händler aufsuchen und dort gemeinsam die Maße besprechen. Blindlings die gleiche Größe wie bei anderen Rädern zu nehmen, kann unter Umständen problematisch werden. Mit meinen 1,94 m Körpergröße und einem langen Oberkörper stellt die Wahl der richtigen Größe bei mir grundsätzlich und fast immer eine Herausforderung dar - ich sitze meistens zwischen den beiden Stühlen "Large" und "X-Large". Die Geschichte mit dem flachen Lenkwinkel kenne ich schon von meinem MTB, daher weiß ich halbwegs, wie ich die veränderten Werte in der Geometrie zu interpretieren habe und was diese für die Position auf dem Rad bedeuten. Das "XL" wäre mir in der Praxis oben etwas zu lang und damit würde ich gefühlt einiges an Wendigkeit verlieren, das "L" ist mir oben fast schon etwas zu kurz, dafür fühlt es sich wendig und agil an. (Zum Glück hat PBike einen schlauen Computer mit meinen Körperdaten, um mir bei der Größenwahl zu helfen!)

Um noch kurz beim Rahmen zu bleiben, dieser hat im Tretlagerbereich viel Bodenfreiheit und bietet damit entsprechend viel Spielraum, um über Dinge drüberzufahren oder sich zumindest nicht das Kettenblatt an Mauern, Steinen oder Wurzeln zu beleidigen.

Die Flaschenhalter im Rahmendreieck sind tief positioniert, damit entsteht viel Raum, der zum Beispiel für eine Rahmentasche genützt werden kann. Und - speaking of Bikepacking - URS macht natürlich auch eine hervorragende Figur im Adventure Modus, wenn man außerdem noch Sattel- und Lenkertasche dazumontiert. Zwei Gewinde im vorderen Bereich des Oberrohrs erlauben außerdem noch, dort eine kleine Zusatztasche mitzuführen. So kann der Mehrtagestrip kommen!

Damit eine Lenkertasche oder -Rolle zwischen den Drops Platz hat, werden von BMC Lenker mit "Flare" verbaut, bei denen also die Lenkerenden nach außen gebogen sind. Weiterer Benefit dieser Lösung ist eine bessere Kontrolle über das Rad in schnellen Offroad-Passagen. Lenker mit Flare sind allerdings auch Geschmackssache, so bin ich beispielsweise kein Fan davon und würde bei meinem URS einen konventionellen Lenker draufschrauben. Mich irritiert die Griffposition eher, als dass ich einen wirklichen Nutzen erkennen könnte. Außerdem bin ich bestimmte Griffpositionen vom Rennrad gewöhnt, die ich so auch auf einem URS beibehalten wollte. Und letztlich sind in Unterlenkerposition auch die Schalthebel nicht mehr so gut erreichbar, da diese ebenfalls entsprechend nach außen geneigt sind.

Ansonsten gibt es allerdings am Cockpit absolut nichts auszusetzen: volle Integration aller Leitungen und Kabel, ein aufgeräumtes Erscheinungsbild und die schöne Halterung für Wahoos, Gopros, Garmins und sonstiges Zubehör, die bei integrierten BMC-Vorbauten ohnehin immer dabei ist.

Auf den ersten Blick fällt natürlich das Federelement im Hinterbau auf. BMC hat schon einiges an Erfahrung mit dieser Technologie bei seinen Mountainbikes gesammelt. Es gibt keine offiziellen Angaben über den Federweg oder dergleichen, in der Praxis sieht man das Element jedoch in Bewegung und ein paar Millimeter weit wird da jedenfalls gearbeitet. Die tatsächlichen Federeigenschaften zu beurteilen ist aus meiner Sicht nicht wirklich möglich, da ein weitaus größerer Anteil des Komforts im Sattel aus der ewig langen Sattelstütze und den breiten Reifen kommt, wobei man bei letzteren ja zusätzlich auch noch kräftig am Luftdruck schrauben kann. Insgesamt federt der Hinterbau Schläge und Unebenheiten sehr gut ab, auch Roubaix-artige Kopfsteinpflaster-Passagen fühlen sich so etwas weniger schlimm an. Die Tatsache, dass dem Elastomer im Hinterbau keine Dämpfung gegenübersteht, bedeutet, dass es mitunter zu einem minimalen "Hoppeln" kommen kann, vor allem wenn man in einem leichten Gang unterwegs ist und recht dynamisch mit dem Körper mitarbeitet. Verdirbt nicht den Spaß und kommt auch nur in besonderen Konstellationen vor, Abhilfe kann ein anderes Elastomer-Element schaffen, diese sind nämlich in drei unterschiedlichen Härtegraden erhältlich.

Die WTB-Reifen weisen eine Breite von 42 Millimetern auf, während Crosser traditionell (und regelbedingt) meistens "nur" auf 33ern anrollen. Ich persönlich hätte nicht für möglich gehalten, welchen Unterschied diese zusätzlichen 9 Millimeter ausmachen, sowohl was Komfort als auch Grip angeht. Man kann den Luftdruck noch einmal etwas senken, hat damit in geradezu allen möglichen und unmöglichen Situationen ausreichend Haftung und kann auf diese Weise durch Sandfelder, über groben Schotter und alles andere pflügen, was sich einem in den Weg stellt. Aber auch der Speed auf Asphalt war für diese Reifenbreite eine positive Überraschung und bestärkt mich darin, das Rad als Allzweckgerät für alle Untergründe zu sehen. 

Einige Gravelbikes am Markt bieten die Möglichkeit, 650B-Laufräder zu montieren, um die Vielseitigkeit noch weiter zu erhöhen. Beim URS ist das nicht der Fall, allerdings sehe ich dafür eigentlich auch keinen wirklichen Grund. Auf etwas Unverständnis stößt bei mir, dass BMC zum einen das Schraubenmaß der Steckachsen von 5mm auf 6mm (Inbus) erhöht hat und gleichzeitig keinen Adapter bzw. Hebel zum Lösen der Schraube mehr beilegt. Für den Reifenwechsel während einer meiner Testfahrten war daher die Einkehr in ein Lagerhaus notwendig, um den entsprechenden Inbus auszuborgen, mein Multitool endet - wie viele andere übrigens auch! - bei einem 5er-Inbus. Bei der Gelegenheit - und hier bin ich tatsächlich zu 100% selbst schuld - möchte ich auch noch erwähnen, dass man auch die entsprechenden Schläuche für 42mm-Reifen mitführen sollte. Die Rückfahrt auf einem 28mm-Schlauch war wenig erbaulich... 

Die Schaltung an dem von mir getesteten Topmodell (SRAM XX Eagle AXS Schaltwerk hinten und Red ETAP AXS Schalthebel vorne) funktioniert im Gravel-Einsatz hervorragend. Die Schalthebel von SRAM bieten - im Gegensatz zu Shimano - eine weitaus größere Fläche, sodass man auch mit Handschuhen oder "in der Hitze des Gefechts" einfacher schalten kann. Die zur Verfügung stehenden zwölf Gänge bieten eine große Übersetzungsbandbreite, vor allem das 50er-Ritzel hinten dient entweder als Rettungsring oder als Ermöglicher hoch hinausführender Abenteuer. Wie bei allen 1x-Antrieben sind die Gangsprünge teilweise merklich groß, sodass man ab und zu in die Situation kommt, dass weder der höhere noch der niedrigere Gang so richtig passt. Wer hochalpine Ausflüge oder Reisen mit viel Gepäck im Sinn hat, kann vorne auf ein kleineres Kettenblatt wechseln, damit erhöht sich die Kletterfähigkeit weiter. Schade finde ich, dass nur das Topmodell ab Werk eine größere Übersetzung mitbringt, die höhere Flexibilität würde sicher auch den anderen Modellen zugute kommen.

Als Abschluss sei noch erwähnt, dass URS ein richtiger Eyecatcher ist! Das ist einerseits seiner speziellen Form geschuldet - jeder der genauer hinsieht und vielleicht das Federelement erspäht, erkennt das Spezielle und Ungewohnte an diesem Rad. Ein anderer Faktor ist, dass auf dem gesamten Rad nur ein einziger, zwei Zentimeter großer BMC-Schriftzug angebracht ist, nämlich vorne am Steuerrohr. Keine Logos, keine Schriftzüge und Sticker erzeugen Neugier und Interesse, außerdem bekommt das Rad dadurch ein elegantes und schlichtes Auftreten. Lob an BMC auch für das Selbstvertrauen, nicht das komplette Rad mit Aufschriften zuzukleistern. 

Fazit!

In meinen Augen und nach einigen Ausfahrten auf unterschiedlichem Terrain hat BMC hier tatsächlich etwas Neues geschaffen. URS füllt eine Lücke, die man in der Regel zwar erst finden muss, die in meinem persönlichen Radleben allerdings prominent aufklafft und bis jetzt weder durch Crosser, Rennrad oder Hardtail gefüllt werden konnte.

Auf losem und groben Schotter, auf Waldwegen und Fortstraßen spielt URS seine Stärken aus. Viel Grip kommt von den Reifen, der Komfort aus Federung und Sattelstütze verschont den Fahrer und die Fahrerin und die Geometrie lädt tatsächlich zum Spielen ein - diese Böschung hinauf, hier in den Graben hinunter, warum nicht da drüber... Spaß und Radfahren sind in meinen Augen untrennbar verbunden, mit diesem Rad erweitert man die potentiellen Freundenquellen.

Bei größeren Steinen, Wurzeln und Felsen merkt man die Grenzen des Rades, die Wege bleiben natürlich fahrbar aber man ist langsamer unterwegs als mit einem MTB, muss sich gut um die Linienwahl kümmern und die Muskulatur ermüdet schneller. Auf der Straße hingegen - und mit anderen Reifen sowieso - kann URS auch für einen flotte Rennradrunde herhalten.

Foto: Nora Freitag

Was also fahren mit dem URS? Am besten alles, gleichzeitg und abwechselnd, in einem Urlaub, wo man gerne ein Rad für alles mithaben möchte, auf der Langstrecke, mit Gepäck und Satteltaschen, auf dem Weg zum Nachtlager der Dreitages-Tour, auf Forststraßen und Waldwegen, in den Bergen, wo sanfte Schotterwege dominieren, beim Crossrennen, bei der Gruppenausfahrt am Wochenende auf der Straße. "Unrestricted" hat natürlich auch seine Grenzen aber URS lotet sie auf sympathische Weise aus.

Der Preis für URS ist ein beträchtlicher, 3.000 Euro für ein Rad sind viel Geld. Wer schon fünf Räder in seiner Wohnnug stehen hat, wird sich eventuell schwer tun, noch die richtige Nische zu finden. Wer allerdings nach einem Rad sucht, mit dem man im wesentlichen alles machen kann - und zwar alles konkurrenzfähig - der sollte sich URS näher ansehen. Mir haben die Tage mit URS (außer einem kaputten Schlauch) viel Freude bereitet und ich weiß jetzt, mit welchem Rad ich einige meiner Projekte 2020 in Angriff nehmen möchte ;)

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BMC
PBike

VeloRun 2019

Die Sonne steht schon früh am Himmel aber knackige 10 Grad verheißen ein baldiges Ende des (Spät)-Sommers. Die Teilnehmer*innen des Velorun, die sich am Ortsende von Baden und gleichzeitig am Beginn des Helenentals an der Startlinie versammelt haben, sind jedenfalls auf unterschiedliche Weise gegen die morgendliche Kälte gewappnet – so wie auch im Alltag erkennt man die Kälteresistenz (oder vielerorts nicht vorhandenes, kuschelig wärmendes Körperfett) an der Menge der Lagen, der Dicke der Westen, an Kopfbedeckungen und teilweise sogar Handschuhen. Oder man nimmt – so wie ich – noch möglichst viel Bettwärme mit zur Startlinie, entledigt sich kurz vor dem Startschuss schnell des Gilets und hofft – in kurz-kurz – auf schleunig steigende Temperaturen.

Vor wenigen Jahren hätte ich das mit der Bettwärme noch besser hinbekommen, habe ich damals doch in Baden gewohnt. Ich habe am Rande des Wienerwalds meine Kindheit und Jugend verbracht, bin (später) viele Male mit dem Rennrad in den nahen Wäldern unterwegs gewesen und sehe daher den Velorun trotz mittlerweile Wohnsitz in Wien als Heimrennen an. Die Straßen, die der Velorun befährt sind mir gut bekannt, allerdings durchwegs in einem gemütlicheren Tempo und meistens in anderer Konstellation – die Kombinationsmöglichkeiten sind im Wienerwald schier endlos. Auf der anderen Seite habe ich schon damals versucht, das Helenental und den dort doch recht regen Verkehr möglichst zu meiden. Nur wenige wissen, dass die Bundesstraße ins Helenental ursprünglich als Autobahn A21 konzipiert bzw. im Gespräch war. Die zuerst vier- dann zweispurige Umfahrung von Baden zeugt noch heute von der beginnenden Realisierung dieses Plans. Widerstände im Bereich des Stifts Heiligenkreuz haben das Projekt damals übrigens endgültig zu Fall gebracht. Lange Rede, kurzer Sinn: Auch wenn das Helenental keine Autobahn geworden ist, die Bundesstraße erinnert doch noch manchmal daran, wenn große Mengen Autofahrer, Busse und NÖM-LKWs auf den engen Straßen unterwegs sind und Radfahrer*innen wie leider üblich versuchen müssen, auf den Restflächen zu überleben. Während des Veloruns ist das Helenental bis Mayerling gesperrt! – ein riesiger Pluspunkt für die Veranstaltung, der die ohnehin immer stressigen und unfallträchtigen Kilometer eines Radrennens zumindest vom Faktor Straßenverkehr befreit. Der Veranstalter hat außerdem dazugelernt und auf eine Teilung der Fahrbahn für die darauffolgenden Läufer (mittels Verkehrshütchen) verzichtet.

„Laufen“ ist ein wichtiges Stichwort, wenn es um den Velorun geht, steckt der Begriff doch schon im Namen der Veranstaltung. Es hat auch einiges an Erklärungsarbeit gebraucht, immer wieder darauf hinzuweisen, dass es sich beim Velorun nicht um einen Duathlon handelt, sondern um einen vielseitigen Strauß an Wettbewerben. Diese zeitlich, räumlich und organisatorisch unter einen Hut zu bringen, gelingt den Veranstaltern seit der ersten Austragung hervorragend. Auch wenn die Berührungspunkte zwischen Radler- und Läufer*innen nicht die größten sein mögen, es versammeln sich am Start unzählige Sportler*innen, denen die Freude an der Bewegung und dem Wettkampf gemein ist, die Veranstaltung genießen und eine gute Zeit verbringen wollen. Im Zeitplan schaut es stressig aus, in der Realität verläuft alles ganz geschmeidig: Um 8:30 starten die Radler*innen des Marathons über 85 Kilometer, um 8:35 die Teilnehmer*innen des gemütlicheren Radausflugs, weitere fünf Minuten später die Läuferinnen und Läufer über 10 Kilometer sowie jene des Halbmarathons. Die Konzentration mehrerer Bewerbe und Sportarten auf engem Raum schafft einen tolle Atmosphäre, die Zuschauer feuern natürlich alle Bewerbe an, ganz zu schweigen von Vorteilen in der Logistik!

Mein Rennen ist trotz Streckenkenntnissen eine Premiere, bin ich doch zum ersten Mal im flotteren Tempo auf der Strecke unterwegs. Den Velorun habe ich zwar in meiner Liste von absolvierten Rennen stehen, allerdings war es die Premierenaustragung auf der damals noch kürzeren Strecke über knapp 40 Kilometer. Im Jahr danach war ich verkühlt und konnte nur als Fotograf und Zaungast dabei sein, im letzten Jahr dann eine Terminkollision mit dem King of the Lake.

Schon vor dem Rennen die schwierige Frage nach der Zielzeit, die Startblöcke sind nach Zielzeiten unter bzw. über 2:30 getrennt. Es fällt mir schwer, eine realistische Zielzeit abzuschätzen, obwohl ich das Terrain ganz gut kenne. Der Fitnesslevel und – gerade am Anfang der Strecke im Helenental – das Fahren im Pulk machen eine Hochrechnung schwierig. Ich entscheide mich für das ambitioniertere Ziel „unter 2:30“, die Aussicht auf eine flotte Gruppe aus dem ersten Block auf den ersten flachen Kilometern bis Klausen-Leopoldsdorf klingt zu verlockend.

Die Nähe zu Wien und die schönen Eckdaten des Rennens sind außerdem ein Garant, dass man in Baden alle möglichen Freunde, Kollegen und (wer solche hat) auch Konkurrenten trifft. Die einen nützen das, um die tolle und familiäre Stimmung zu genießen, andere können sich endlich schwarz auf weiß mit anderen messen. Am Start treffe ich daher wenig überraschend viel bekannte Gesichter – so in einen Radmarathon zu starten, macht mich grundsätzlich froh, ab da kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Na gut, auch die Aussicht auf ein Mittagessen bei meiner Mutter in Baden nach dem Rennen hilft. ;)

Nach dem Startschuss geht es für wenige Kilometer neutralisiert aus Baden hinaus, wie üblich merkt man ohnehin recht wenig von der Neutralisation – Tempo 45 und Hektik gehören halt zu einem Radrennen dazu. Der Urtelstein – ein kurzer Tunnel oder Durchbruch nach der Ortstafel von Baden – markiert den Beginn des Rennens und die Einfahrt ins für den Verkehr gesperrte Helenental. Wo früher Kurgäste ihre Spaziergänge absolvierten, surren nun Fahrradketten und pfeifen Hochprofilfelgen die Schwechat entlang. Unterbrochen bzw. getrübt wird diese Harmonie nur von aufwimmernden Bremsgeräuschen, jedes Mal wenn vorne im Pulk einer ausschert, es knapp hergeht oder – leider – dann doch einmal jemand zu Sturz kommt. Jeder kennt das Lied vom „Kleinen Wegerl im Helenental“, dieses ist dem Liedtext zufolge „für alte Ehepaare viel zu schmal“ – die Straße im Helenental wird offenbar trotz Totalsperre für manche Radler zu schmal. Es ist immer einfach, in solchen Situationen zu schimpfen - man hört dann Dinge wie „es geht doch um nichts“, „reißts euch zam“ und „sowas unnötiges“. Ich verstehe das natürlich und auch ich ärgere mich, wenn ich in riskante Bremsmanöver gezwungen werde oder nur knapp einer brenzligen Situation entgehen kann und wenn jemand so eine Situation bewusst oder grob fahrlässig herbeiführt, dann regt mich das auch gehörig auf. Auf der anderen Seite bemerke ich aber auch, dass derartige Situationen sehr schnell entstehen können und – wie es mir später im Rennen dann noch selbst widerfahren soll – wird man auch schnell einmal zum potentiellen Auslöser. Das soll jetzt weder dramatisieren noch relativieren sondern nur bedeuten, dass ein gegenseitiges Aufpassen eminent wichtig ist, auf allen Seiten, immer!

Es geht flott durch Sattelbach und Mayerling, wo ein besonders geschickt abgestelltes Polizeiauto nicht nur den Gegenverkehr aufhält sondern auch das Feld zur quasi Vollbremsung zwingt. Durch Alland geht es flott, bis Klausen-Leopoldsdorf noch so gut wie flach, auch wenn man bis dahin – eigentlich ohne es zu merken – schon gut 150 Höhenmeter gesammelt hat. Ab Klausen-Leopoldsdorf beginnt es langsam anzusteigen Richtung Forsthof, wobei die Steigung stetig zunimmt, „es schmiert“, wie man so schön sagt – aus 2 Prozent werden 3, dann 5 und kurz vor Forsthof dann noch ein wenig mehr. In solchen Abschnitten ist es ganz praktisch, kurz die Streckenbeschaffenheit mit der derzeitigen Fitness auf Übereinstimmung zu kontrollieren und dann – und das ist der wesentliche Punkt! – zu urteilen, ob man mit einer flotten Gruppe weiterfahren (und sich eventuell schon frühzeitig vernichten) soll oder doch lieber sein eigenes Tempo wählt. Auch wenn die Anstiege des Velorun nicht die längsten und steilsten sind, sie sind da und dort schon etwas gemein und summieren sich über den Verlauf des Rennens zu einem Gesamtpaket, das man nicht unterschätzen sollte.

Hinter Forsthof geht es hinunter nach Brand-Laaben, von dort wieder „schmierend“ bergauf Richtung Klammhöhe. Vor zwei Monaten war ich genau dort mit der Österreich Rundfahrt unterwegs und den Profis ging es – auf einem völlig anderen Niveau natürlich – genauso. Wer mit einer zu schnellen Gruppe unterwegs war und über seine Verhältnisse fuhr, wurde recht rasch entsprechend bestraft. Die Abfahrt von Klammhöhe hinunter Richtung Triestingtal habe ich in bester Erinnerung, eine kurvige, wellige, geschmeiduge Abfahrt, in der man auch schon Mal in einen Flow kommen kann. Unterbrochen wird dieser Glückszustand von einem gemeinen Stich nach Sankt Corona am Schöpfl - nach den wenigen aber gemein steilen Metern bietet sich normalerweise eine kurze Kaffeepause beim Seniorenheim St. Corona an, aber nicht heute. Es geht flott bergab Richtung Altenmarkt, ein paar hundert Meter auf der Bundesstraße entlang der Triesting und dann hinauf zur Wallfahrtskirche Hafnerberg. Bis dahin kann ich in einer kompakten und flotten Gruppe mitfahren, am Anfang des Hafnerbergs fährt plötzlich Rene Haselbacher neben mir, es ist sein Geburtstag! Der Geburtstag ist für einige Momente wichtiger als das Rennen, man muss immerhin Prioritäten setzen! Den Hafnerberg hinauf – mit seiner schönen Kehre in der Mitte des Anstiegs – fahren wir gemeinsam, Leo Hillinger gesellt sich zu uns, kurz fühlt es sich eher nach einem Coffee Ride an. Aber die beiden sind Vollprofis, beide legen den Turbo ein und wir fliegen geradezu Richtung Neuhaus. Man kann von Leo Hillinger denken was man will, mit seiner ihm eigenen Art mag er da oder dort polarisieren. Was allerdings außer Frage steht, ist, dass dieser Mann am Rad eine Maschine ist! Mit 55 km/h fährt Leo vor mir in der Ebene bzw. leicht bergauf einen dicken Gang, ich kann mit Müh’ und Not im Windschatten mitfahren, die vorhin „vertrödelten“ Minuten holen wir auf diese Weise aber schnell wieder auf.

Der letzte Anstieg ist meiner Meinung nach der gemeinste. Von Neuhaus nach Schwarzensee geht es auf gut einem Kilometer mit 10 Prozent bergan, nach 60 Kilometern spürt man jedes Prozent doppelt. Oben angekommen heißt es noch, einige verwinkelte Kurven in der Abfahrt zu meistern und danach flach durchs Helenental wieder Richtung Baden zu radeln. Als wir zu einer der gefinkelten Kurven kommen, liegen dort bereits mehrere Fahrer am Boden, es ist in der Sekunde nicht ganz klar, ob das gerade erst passiert, jemand verletzt und gegebenenfalls die Rettungskette schon in Gang gesetzt worden ist. Wir bremsen ab, auf den ersten Blick schaut es danach aus, als wären die Gestürzten zumindest nicht schwerer verletzt und – am wichtigsten – es stehen schon Helfer an der Seite. Im Nachgang und auf Strava findet man später Gerüchte über ein gebrochenes Schlüsselbein. Leo Hillinger dürfte kurz stehengeblieben sein, offenbar hat er während dieser Momente aber genug Kraft getankt, um nun im Alleingang unsere Gruppe wieder nach Baden zurückzuziehen. Der Schnitt ist wieder hoch, das Rollen etwas weiter hinten in der Gruppe vergleichsweise entspannt. Noch einmal durch den Urtelstein – diesmal von der anderen Seite – und nach 85 Kilometern und 1.100 Höhenmetern geht es über die Ziellinie des Velorun 2019.

Mit meiner Zeit von 2:31 bin ich zufrieden, auch wenn ich den angestrebten 169. Platz (so wie bei jedem Rennen übrigens) nicht erreichen konnte. Im Ziel trifft man sich ohnehin wieder - alle die vor einem gestartet sind, alle die man auf der Strecke getroffen hat und all jene, die etwas später über die Linie rollen. Gut versorgt mit Speis und Trank und bei mittlerweile sommerlichen Temperaturen kann man gemeinsam über das Erlebte sinnieren, Manöverkritiken besprechen und Pläne für die kommenden Monate oder die nächste Velorun-Austragung schmieden.

Die Organisation des Velorun verdient in meinen Augen volles Lob, die Absicherung der Strecke gelingt sehr gut, das Konzept der unterschiedlichen Bewerbe geht auf und „stört“ die einzelnen Disziplinen in keinster Weise. Alles Gute zum Geburtstag, Rene! Alles Gute zur gelungenen Durchführung des Velorun 2019 an das Organisationsteam! Ich freue mich auf die kommenden Austragungen – nächstes Jahr dann unter 2:30 ;)

Strava: https://www.strava.com/activities/2710089514

Alle Fotos: Sportshot.de

The Glory of Early Birds

getting up early

Der Wecker läutet - blitzschnell wandert die Hand auf den "Aus"-Knopf, damit keiner außer mir aufwacht. Kaffee brauch ich keinen, gegessen wird am Weg. Ins Bad, Zähne putzen, Gesicht waschen und alles Anziehen und Einstecken, was ich mir am Vorabend hergerichtet habe. 05:30, die Haustüre geht hinter mir zu und ich stehe noch etwas schlaftrunken mit meinem Rad auf dem Gehsteig und die wenigen Leute, die außer mir unterwegs sind, schauen mich eher verwundert an. 

Es ist still, die Stadt schläft noch, die ersten Sonnenstrahlen kündigen sich an, der Himmel ist in die schönsten Farben gehüllt. Auch im Sommer ist es mitunter noch etwas frisch - ein kurzer Schauer rennt über Arme und Rücken. Rauf aufs Rad, das Einklinken in die Pedale ist das lauteste Geräusch des bisherigen Tages. Zwei, drei kräftige Tritte in die Pedale und es rollt, der Fahrtwind unterstützt den denkbar schönsten Weg, aufzuwachen.

"Early Birds" lautet das Credo. Früh aufstehe und alleine, mit Freunden oder in der Gruppe eine Runde mit dem Rad drehen, während die Stadt erst langsam in die Gänge kommt. Die Motive, warum man freiwillig um diese Uhrzeit radeln geht, könnten vielfältiger nicht sein. Manche davon sind romantisch, einige idealistisch, wenige auch etwas egoistisch, viele einfach nur pragmatisch.

Warum ich das mache?

Ich hab grundsätzlich kein Problem, früh aufzustehen. Egal ob am Rad oder nicht, ich mag die Stadt, kurz bevor sie aufwacht. Das Licht, die Geräusche, manch verirrte Gestalt, ein geheimnisvolles Gefühl des "Eingeweiht-Seins". Die Stadt teilt ihre Geheimnisse mit mir, lässt hinter die Kulissen blicken. Und außerhalb der Stadt der Natur beim Aufwachen zuzusehen, hat sowieso etwas Mystisches. Etwas pragmatischer ist da schon, das Gefühl etwas getan zu haben - während andere sich mühsam ins Büro schleppen, hat man um 8 Uhr schon eine 60 Kilometer-Runde in den Beinen und startet so ganz anders in den restlichen Tag. Von diesem Gefühl zehrt man bis zum Abend!

Warum die Anderen das machen?

Die Early Bird-Runden sind für mich ein wahres Lebenselixier!
Ganz abgesehen davon, dass ich es aufgrund meiner Jobzeiten wochentags am Abend meist nicht mehr aufs Rennrad schaffe...
Draußen zu sein, wenn die Sonne aufgeht, macht einfach glücklich! Egal, wie nervig und anstrengend der vorige Tag auch war, was auch immer mir durch den Kopf geht oder am anbrechenden Tag noch auf dem Programm steht – nach dem Early Bird wird alles gut. Dabei kommt es nicht unbedingt darauf an, möglichst viele Kilometer abzuspulen – es sind die netten Mitfahrer, das gemeinsame Erlebnis und die Morgenstimmung rund um die Wienerwaldhügel, die mich süchtig machen nach den morgendlichen Ausfahrten – jetzt im Hochsommer gerne auch schon um 5.00 morgens. Bevor ich voriges Frühjahr nach Wien umgesiedelt bin, konnte ich mir nicht vorstellen, regelmäßig zum Radfahren so früh aufzustehen. Doch all die anderen mitflatternden Early Birds machen jede Runde besonders und besonders schön!
Mir graut’s schon wieder vor dem Winter, wenn’s morgens glatt ist, die Vernunft siegt und das Rennrad kaum noch vor die Tür kommt...
— Su

Sus Fotos:

Das Wetter, die Luft im Speziellen, fühlt sich früh am Morgen einfach viel besser an. Vor allem im Hochsommer, wenn sich 30 oder mehr Grad ankündigen, ist eine kühle Brise am Morgen etwas herrliches.
Die ersten Trainingskilometer sind schon abgespult bevor der Tag startet.
Besonders im Winter, wenn es scheint als ob alle noch schlafen würde, ist es ein besonderes Gefühl sich in der Dunkelheit rauszuschleichen und das Erwachen der Stadt zu erleben.
An allen Tagen, an denen ich es geschafft habe eine Morgenrunde zu fahren, war ich besser gelaunt und konnte mich besser auf die Aufgaben des Tages konzentrieren. Außer der “Einbruch” am Nachmittag fühlt sich an diesen Tagen etwas stärker an ;-)
— Jan
In der Früh sind bei mir die Speicher voll, aber der Kopf noch leer. Aufstehen, anziehen, wegfahren, ohne sich um irgendetwas anders kümmern zu müssen. Nach ferngesteuerten Anfangskilometern wache ich so richtig auf und kann die Umgebung einfach genießen. Dass ich dabei in die Arbeite fahre ist natürlich die beste Motivation, sonst wäre die warme Bettdecke verlockender.
— Bernhard
Was du morgens wegradelst, kann dir keiner mehr nehmen. Für mich der Hauptgrund ist das Gefühl, dass der ganze folgende Tag auf alle Fälle gerettet ist. Da kann gar nichts mehr schief gehen. Da geht’s mir bis abends gut, egal was passiert.
— Martin

Martins Fotos:

Wenn mir jemand während des Studiums erklärt hätte, dass ich freiwillig um 5 Uhr aufstehe um Radlfahren zu gehen, ich hätte denjenigen für verrückt erklärt. Mittlerweile wurde aus einer organisatorischen Notwendigkeit (Arbeit, Kids, Hitze) ein nicht mehr wegzudenkender Event.
— Oliver
Whether Early Birds or Showdowns it’s great having a community of bikers you know who are just as a freak as I am that you can text and ask if there up for a ride. All my training has to be before work & family.
Aside from training purposes both groups are filled with the nicest of people and helped me fit into a cycling community that I’m trying now to pay forward. Overcoming the hardest of moments, i.e., creepin’ while everyone is sleeping builds mental strength to the point it eventually becomes a habit.
— Greg

Gregs Fotos:

Ich fahr sehr gerne sehr früh. Hauptgrund: Ich bin im Wald alleine, die Trails gehören mir, niemand stört. Auch auf der Straße ists in der Früh angenehmer. Und am Wochenende besorgt man gleich die Semmerln fürs Frühstück.
— Martin
Mit tollen Menschen dem Sonnenaufgang entspannt entgegenfahren - es gibt nur wenig Schöneres um diese Uhrzeit - und das obwohl das Aufstehen immer wieder Überwindung kostet, vor allem wenn es noch dunkel ist wenn man aus den Federn hüpft. Aber das Gefühl im Anschluss im Büro zu sitzen und zu wissen dass man bereits jede Menge Sauerstoff getankt und tolle Gespräche gehabt hat ist einfach unbezahlbar. Einmal Early Bird, immer Early Bird.
— Mathias

Mathias´ Fotos:

Ich bin ein totaler Morgenmensch, es geht sich teilweise vor der Arbeit nicht anders aus und es ist - vor allem im Sommer - natürlich auch eine Temperatur-Sache! Ich kann mich am Abend ausserdem schlechter zum Radfahren oder Laufen aufraffen, ich mag auch das Feeling, alles in der Früh, quasi vor dem Frühstück, erledigt zu haben! Ich liebe es zu wissen - wenn viele erst aufstehen - sportlich schon alles “gemacht” zu haben!
— Lena

Ausfahrt mit Isadore-Gründer Peter Velits und Nora Sports

Auf Einladung von Nora Sports war Isadore-Mitbegründer und Ideengeber Peter Velits - nebenbei ja auch noch ehemaliger Profi-Rennfahrer und Tour de France-Finisher - in Wien zu Gast. Bei einer gemütlichen Runde durch den angrenzenden Wienerwald gab es zahlreiche Gelegenheiten, mit Peter Velits zu plaudern, sich Tipps zu holen oder auch das eine oder andere Foto zu schießen.

DIE EINE Radrunde

Wenn du nur einen Versuch hättest?

Ich bekomme Besuch aus Kärnten - rennradfahrenden Besuch! Zwar sind wir gemeinsam noch nicht allzu viele Runden gefahren (dafür ist meistens ein Urlaub notwendig), aber die bisherigen Erlebnisse waren allesamt sehr besonders!

Ich wurde perfekt und auf tollen Nebenstraßen durch den Großraum Klagenfurt geführt, zwischen den östlichen Karawankenausläufern durchgeleitet (Koschuta, Schaidasattel) und auf der anderen Seite im Windschatten bis nach Osttirol gezogen. Über die Landschaft in Kärnten und Osttirol lässt sich nicht streiten, es ist dort einfach wunderschön - mit ortskundiger Begleitung umso mehr!

Diesmal gehts aber in die andere Richtung - der Gastgeber wird zum Besucher und ich freu mich darauf, den Rennrad-Guide für Wien zu spielen. Womit ich schon im Dilemma stecke... Welche Strecke nimmt man dafür her? Ich hab mich das auch bei Rennrad-Magazinen schon öfters gefragt. Irgendjemand sucht mehr oder weniger willkürlich Strecken aus und diese gelten dann stellvertretend für eine ganze Region oder Stadt - große Verantwortung! Auf der anderen Seite hab ich auch schon mal den Fehler gemacht, einem Freund ALLE Schönheiten und Strecken einer Gegend auf einmal zeigen zu wollen - der Spaß ist ob der großen Anstrengung dann etwas auf der Strecke geblieben.

Lösungsansätze?

Eine der schönsten Spielereien von Strava sind die sogenannten Heatmaps. Diese sind normalerweise Premium-Mitgliedern vorbehalten, zeigen aber sehr anschaulich wo man selbst wie oft gefahren ist (nett anzusehen beispielsweise als Jahresrückblick) und wo alle anderen Strava-User sich üblicherweise herumtreiben (ideal für die Routenplanung). Im Sinne einer Leistungsschau veröffentlicht Strava aber in regelmäßigen Abständen eine frei zugängliche "Global Heat Map" - eine kartographische Darstellung ALLER auf Strava hochgeladenen Aktivitäten - ein Traum für Kartenfreunde wie mich!

Wiener Ausschnitt aus der Global Heat Map von Strava (Link siehe oben)

Wiener Ausschnitt aus der Global Heat Map von Strava (Link siehe oben)

Holt man sich den Wiener Raum näher heran, wird klar, DIE Wiener Radrunde ist Greifenstein und zurück! Unbefriedigend, ist das doch nicht gerade die attraktivste Ecke unserer Stadt! Beim näheren Hinsehen wird aber klar, welche Segmente auf "dieser einen" Radrunde liegen müssen: Exelberg, Sophienalpe, Steinriegl, Dopplerhütte, Tulbingerkogel - die üblichen Verdächtigen! Die Wiener Rennradlerinnen und Rennradler haben einen guten Geschmack - und auch der "Vienna International Cycle Club" hat auf seinen Trikots das Best-of des Wienerwalds verewigt!

Wobei es muss ja nicht zwangsläufig der Wienerwald sein - jemandem die "Berge" zu zeigen, der sie zuhause vom Küchenfenster aus jeden Tag sieht? Weinviertel - im Winter kalt und windig. Lobau und Auen - eher Crosser-Territorium. Richtung Süden - Richtung Mödling und Baden viel Verkehr auf den Straßen. Oder gleich eine größere Runde draus machen und weiter in den Wienerwald vorstoßen?

Mit der Bereitschaft, ein paar Kilometer mehr unter die Räder zu nehmen, erhöht sich die Vielfalt enorm. Und man dringt in einen tieferen, "wilderen", urigeren Wienerwald vor. Die Hügel werden zu echten Bergen, die Landschaft ist nicht mehr so weichgespült, die Mienen der Menschen am Straßenrand signalisieren Unverständnis für alles, was nicht körperliche Arbeit ist - Radfahren... Pfff...

Die Belohnung für diese extra 20 Kilometer besteht in einem physischen und psychischen Abkoppeln vom Großraum Wien - man ist "am Land", man ist wie auf Urlaub, in einer anderen Gegend & Landschaft! Aber dazu ein anderes Mal mehr - für den Moment muss ich mir eine Route über Sophienalpe, Tulbinger Kogel und Dopplerhütte zurechtzimmern!