Ab auf die Bahn!
Vor knapp einem Jahr habe ich meine erste Runde im Wiener Ferry-Dusika-Stadion gedreht. Beim ersten Anblick der Steilkurve sind mir damals noch ein paar nervöse Schweißperlen auf die Stirn getreten, die ersten paar Runden waren ein langsames Herantasten an die physikalischen Grundgesetze, die man zwar schon Jahre zuvor im Gymnasium gelernt, deren praktische Umsetzung man jedoch nie ausprobiert hat. Nur nicht lächerlich machen vor den anderen, nichts anmerken lassen...
Nach einigen wenigen Runden hat es der Kopf abgespeichert! Ja, das Rad hält in der Steilkurve. Nein, man rutscht nicht hinunter. Ja, es macht Spaß! Hat der Geist einmal sein Einverständnis gegeben, fragt man sich nur noch, was denn vor wenigen Minuten noch das große Problem war. Runde für Runde fliegt man förmlich durch das Oval, 250 Meter, nochmal 250 Meter, fast kann einem schwindlig werden.
Strukturiertes Schnuppern
Damit man dieses erste Kennenlernen etwas strukturierter angehen kann, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten des "Bahnschnupperns", so zum Beispiel bei Florian Posch von posh cycling. Wozu das Ganze? Nun ja, da wären einmal der Zugang zum Stadion und die Geschichte mit der Lizenz.
Zugang
Um das Dusika-Stadion betreten zu können, braucht man eine Zutrittskarte. Natürlich kann man jemanden am Sportlereingang abpassen, aber die elegante Variante ist das sicher nicht. Außerdem braucht man dann auch jemanden zum Rausgehen. Seltsame Situationen sind da schon zustande gekommen, bezüglich Geduld und Toleranz des Hallenwarts habe ich bis dato noch keine Regelmäßigkeit und/oder Vorhersehbarkeit feststellen können. Beim Bahnschnuppern fällt diese Hürde weg, der Zugang erfolgt als Gruppe gemeinsam.
Lizenz
Schwerwiegender ist das Thema Lizenz. Um auf dem Holz des Dusika seine Runden drehen zu dürfen, ist eine Bahn-Trainingslizenz notwendig. Wer eine Straßen-Amateurlizenz besitzt, erspart sich diese Trainingslizenz übrigens. Wer sich nicht sicher ist, ob er/sie eine Lizenz braucht, wendet sich am besten direkt an den Österreichischen Radsportverband - dort erhält man alle notwendigen Informationen. Die Zugangskarte zum Dusika gibt es übrigens auch dort. Die Teilnehmer des Bahnschnupperns erhalten eine Tageslizenz und sind damit völlig legal und regulär und mit dem entsprechenden Versicherungsschutz unterwegs.
Rad
Für die Dauer des Bahnschnupperns werden die im Dusika vorhandenen Trainingsräder verwendet. Diese werden sonst für andere Trainingszwecke wie zum Beispiel den Bahn-Nachwuchs herangezogen. Für ein erstes Schnuppern reichen diese Räder völlig aus - wie auf der Bahn grundsätzlich keine so hohen Ansprüche an das Rad zu stellen sind, wie vielleicht draußen auf der Straße. Natürlich gibt es auch auf der Bahn kein Limit, was man in sein Rad und das entsprechende Zubehör investieren kann, die Bahn ist hier aber grundsätzlich etwas "demokratischer".
Regeln
Last aber ganz sicher nicht least beinhaltet ein Bahnschnuppern eine Einweisung in die Regeln des Bahnradfahrens, die Etikette in der Halle und sämtliche Richtlinien für ein friedliches und verletzungsfreies Auskommen im Holzoval. Seien es die Bedeutungen der unterschiedlichen Linien am Holz, der Verzicht auf Kopfhörer, sich diverser Körperflüssigkeiten NICHT auf der Bahn zu entledigen, zu schauen bevor man raus/rauffährt und vieles mehr. Manche Dinge sollten vermeintlich Grundbestandteil eines halbwegs normal ausgeprägten Hausverstands sein, dennoch lohnt es sich immer wieder, auf gewisse Dinge hinzuweisen. Ich nehme mich hier auch gerne selbst bei der Nase und lade an dieser Stelle auch jede und jeden dazu ein, die eigenen Gewohnheiten laufend zu überprüfen. Mein "Lieblingsfehler" ist das Überqueren der Laufbahn, ohne vorher richtig zu schauen, ob Läufer dahergeschossen kommen - Sorry an dieser Stelle an meine Lauf-Freunde!
Los gehts!
Florian Posch führt die Teilnehmer in die Halle, gibt ihnen ein Rad, erklärt die Regeln und dann geht es auf die Bahn. Zuerst am inneren Kreis - noch ohne Neigung der Bahn. Dann langsam in die Zentrifuge, zuerst am unteren Rand, dann immer höher. Jeder Kursteilnehmer hat sein eigenes Tempo, das wird entsprechend berücksichtigt. Es macht keinen Sinn, jemanden hinauf auf die Bahn zu zwingen, vielmehr geht es darum, dass der Kopf versteht, dass es funktioniert - der Rest passiert von alleine. Jene, die es gleich verstanden haben, erkennt man am höher werdenden Tempo und am Lächeln auf den Lippen. Jene, die etwas länger brauchen, bekommen Unterstützung von Florian - und wenig später lächeln auch sie!