Christi Himmelfahrtskommando

Ich stehe auf der Liste für ein Unsupported Ultra-Event im Juli. Dass man bei so einer Veranstaltung weit fahren muss und mehrere Tage in Folge, war mir immer klar und eine gewisse Grundfitness sollte ich haben. Gleichzeitig bin ich mit einer recht großen Portion Optimismus ausgestattet und gehe eher unehrgeizig an Dinge heran und beim Radfahren habe ich mir in den letzten Jahren angewöhnt, das Erlebnis in den Mittelpunkt zu stellen und Leistung und Geschwindigkeit ein Stück weit bewusst in den Hintergrund zu drängen. Dazu hat vielleicht auch mein Familienleben beigetragen – mit zwei Kindern ist die Einteilung der Zeit ohnehin schon eine Challenge, sich dann auch noch in der verbleibenden Zeit selbst zu stressen, ist in meinen Augen nicht erstrebenswert.

Auf jeden Fall habe ich die letzten Wochen und Monate immer gerne mit der Routenplanung und Equipmentsuche für das Event im Juli verbracht und auf ein zielgerichtetes Training dabei aber eher verzichtet. Bis zu dem Zeitpunkt als ich mir vor ein paar Wochen eine Art Marschtabelle zusammengebastelt habe und dort plötzlich stand, dass ich zum Erreichen der Karenzzeit mindestens 238km und knapp 3.700 Höhenmeter fahren müsste – und das zehn Tage in Folge! Die Wochenenden im Mai und Juni mit Fenstertagen und Feiertagen und die steigenden Temperaturen legten eine kleine Testfahrt nahe, um Mensch und Material an diesen Anforderungen zu messen – und so wurde aus Christi Himmelfahrt kurzerhand das „Christi Himmelfahrtskommando“!

Tourenplanung

Als Startpunkt war schnell Lienz in Osttirol festgelegt, wenn die Familie dort gleichzeitig Urlaub machen kann, ist mein schlechtes Gewissen etwas kleiner, drei Tage nur mit Radeln zu verbringen. Zuerst war eine Tour nach Slowenien zu meinen Sehnsuchtsbergen Vrsic und Mangart und ein Besuch beim Giro d´Italia geplant. Mit einer miserablen Wettervorhersage wurde es im zweiten Versuch eine Tour zu einer anderen Giro-Etappe, diesmal rund um Belluno mit einer Befahrung eines anderen Sehnsuchtsbergs, des Monte Grappa. Aber auch da zogen tags darauf dicke Regenwolken über die Vorhersagekarte und so wurde abermals umgeplant – auf eine Runde durch Österreich und Südtirol. Glücklicherweise gibt es ja einen Haufen Möglichkeiten.

Equipment

Bei der Ausrüstung wollte ich jenes Equipment mitnehmen und testen, das auch für Juli vorgesehen war: die BMC Roadmachine, die dank Gravellenker mit Flare, Aufliegern und gemütlicher Sitzposition nur mehr bedingt etwas mit einem sportlichen Rennrad zu tun hat. Mein Gepäcksystem von Tailfin, das Schlaf-Equipment mit Biwaksack, Matte und Schlafsack und ein paar andere Dinge noch zusätzlich – aber dazu wird es noch eine gesonderte Geschichte geben…

Christi Himmelfahrtskommando

Etappe 1: auf den Spuren des Race Around Austria

Lienz, 6:30 morgens. Dicke Nebelwolken hängen im Tal und die Bergspitzen haben sich versteckt. Während man bei einem solchen Anblick normalerweise die Decke noch einmal über die Nasenspitze zieht und sich gemütlich umdreht, habe ich eine Mission zu erfüllen und einen Zeitplan. Außerdem habe ich mich gefühlte hundert Mal vergewissert, dass es nicht regnen wird und über den niedrig hängenden Wolken auch der eine oder andere Sonnenstrahl auf mich warten sollte. Regenjacke an, Schuhe an, Flaschen füllen und los. Ich mag das Losfahren am Morgen, wenn Körper und Geist eigentlich noch im Bett sind und man wie automatisiert vor sich hin tritt. Tempo soll in den nächsten Tagen sowieso nicht die maßgebliche Größe sein, es geht ums Weiterkommen, um stetiges In-Bewegung-Bleiben, daher brauche ich mich nicht zu stressen.

Aus Lienz geht’s über den Iselsberg, mit einem an sich wunderbaren Ausblick auf die Lienzer Dolomiten (die allerdings hier gerade im Nebel versinken), aber mit einer grauslichen Steigung und langen und breiten Geraden, die das Fortkommen noch langsamer erscheinen lassen. Glücklicherweise ist der Verkehr an einem Feiertag um 7:00 früh vernachlässigbar – hier habe ich aber auch schon bei 30 Grad in der Sonne und mit massivem Urlaubsverkehr mit jedem Meter Steigung gekämpft. Es nieselt kurz aus dem Nebel aber man merkt, dass es Ende Mai glücklicherweise schon eine gewisse Grundtemperatur hat. Hinunter nach Winklern, hinein ins Mölltal, ab Richtung Großglockner. Die Anfahrt zum Glockner erarbeitet man sich nach und nach, man gewinnt langsam an Höhe, sieht die Berge am Talschluss immer weiter wachsen – Mörtschach, Großkirchheim, Rojach. Ab Pockhorn beginnt die eigentliche Kletterei und hinter der ersten Kurve erblickt man die ikonische Kirche von Heiligenblut, hinter der man die Spitze des Großglockners erkennen kann, sofern sich nicht – wie so oft – in einem Wölkchen versteckt ist.

Die Strecke und auch die Herausforderungen bis zum Hochtor auf knapp über 2.500 Metern sind bekannt – knackiger Anstieg direkt aus Heiligenblut hinaus, kurze Ruhepause vor der Mautstation, gleich danach herausfordernde Rampen bis zum Kasereck, kurze Zwischenabfahrt bis zum Kreisverkehr (wo man zur Franz-Josefs-Höhe abbiegen kann), danach böse Steigungsprozente eigentlich durchgehend bis zum Hochtor. Ich habe mir am Vortag der Tour bei PBike noch ein 36er-Ritzel montieren lassen – ein Glücksgriff, wie ich bereits auf den ersten Metern erkennen darf. Denn zusätzlich zu meinem – durchaus noch optimierbaren – Körpergewicht schleppe ich knappe 6 Kilo an Equipment mit mir auf den Berg. Auch wenn ich im Vorfeld versucht habe, Dinge zu optimieren, den einen oder anderen Spontankauf getätigt habe und auch immer wieder Dinge wieder ausgepackt habe – auch die kleinen Dinge summieren sich zu einem signifikanten Gesamtgewicht, mit dem man dann Meter für Meter hadert.

Es geht dafür erstaunlich gut bergauf - die großartige Glockner-Landschaft, die im Sonnenschein schon den Atem raubt, offenbart bei wechselnden Bedingungen, Nebel und Wolken erst ihre spannenden Seiten. Das durfte ich auch schon bei diversen Race Around Austrias als Fotograf am Glockner miterleben. Am Hochtor ein schnelles Foto vom „Pass-Schild“ gemacht, im Hintergrund nur Nebel und Wolken, dann hinein in den eiskalten Tunnel und hinunter zum Mankei-Wirt, dort (vermutlich) ins Radar gefahren (mea maxima culpa!), und hinauf zum Fuschertörl. Bis zum Hochtor war ich quasi alleine am Glockner, hier ist plötzlich Völkerwanderung und auch ganze Heerscharen und Gruppen von Radlerinnen und Radlern bevölkern plötzlich die Straßen. Der Exkurs zur Edelweißspitze über den vermutlich höchstgelegenen Secteur Pavé der Welt gestaltet sich dementsprechend kurz – Fotos machen, Jacke anziehen und los! Die Abfahrt ist natürlich ein Traum - man kann es laufen lassen, muss aber nicht, kann die Ausblicke genießen, muss seine Bremsen managen (vor allem wenn man so viel Gewicht mit sich herumschleppt) und absolviert in 10 Minuten den gleichen Höhenunterschied, für den man auf der anderen Seite bergauf gut 2 Stunden gebraucht hat. Ferleiten, Fusch, Bruck – kommt und geht alles sehr schnell und hinterlässt – bei mir zumindest – wie immer keinen bleibenden Eindruck.

In Bruck an der Glocknerstraße geht es nach links und für die nächsten Kilometer ist die Salzach mein Begleiter. Und diese Kilometer haben etwas versöhnendes, hatte ich doch bis dato immer ein bisschen ein Problem mit der Gegend. Zu oft bin ich hier schon mit dem Auto durchgefahren, vor allem im Sommer (wiederum auch für das Race Around Austria um zu fotografieren) und immer war es eine Qual auf der Bundesstraße zwischen „zu viel los“, wahnsinnigen Urlaubsautofahrern und Staus rund um Zell am See. Und aus dem Auto nimmt man zwar eine gewisse Schönheit der Natur rechts und links an den Berghängen wahr, aber das wars dann auch schon. Auf dem Rad und vor allem auf dem wunderbar ruhigen Radweg, der größtenteils weit abseits der berüchtigten Bundesstraße verläuft, wird man aber eben versöhnt, bekommt neue Perspektiven präsentiert, ist in eine passenden Geschwindigkeit unterwegs, um die Landschaft, die Orte und die Menschen zu sehen und zu „erfahren“. Apropos Race Around Austria: Erst hier, Stunden nach meinem Start dämmert mir, dass ich – tatsächlich ungeplanterweise – auf der Route des langen Race Around Austria unterwegs bin und noch länger sein werde. Diese befährt natürlich andere Straßen und direktere Wege, aber die Grundrichtung ist die gleiche und auch die Berge und Pässe sind es.

Ab Mittersill (Tankstelle für Verpflegung!) verlässt mich die Lieblichkeit, das Tal wird enger, schroffer, wilder und irgendwann vor Krimml auch steiler. Links lässt sich der Großvenediger mit seinem Massiv erahnen – da wartet dieses Jahr noch ein anderes Projekt auf mich! In Wald im Pinzgau könnte man den „Shortcut“ Richtung Gerlos nehmen, ich entscheide mich für die Auffahrt über Krimml, vorbei an den berühmten Wasserfällen. Der Anstieg ist länger und anstrengender als gedacht, auch wenn man den bereits absolvierten Glockner aus den Beinen „rausrechnet“. Vorbei an Stausee, Gerlos und Gmünd geht es Richtung Zillertal, über eine tolle Flow-Abfahrt geht es hinunter nach Zell am Ziller und es tut sich nicht nur landschaftlich sondern auch abschnittstechnisch ein neues Kapitel auf. Das tolle an langen Ausfahrten von A nach B sind ja die Bereiche und Abschnitte, die man zurücklegt und durchwandert, die unterschiedlichen Charakteristika, die sich am Weg auftun, die Wechsel und Übergänge, die man hautnah erlebt.

Auch das Zillertal ist so ein Kandidat – kennt man vermutlich von der (teils fürchterlichen) Bundesstraße im Urlaubsverkehr, bietet rechts und links davon allerdings wunderbare Ein- und Ausblicke, ruhige Wiesen, sanfte Wellen und versteckte Kleinode. Die schönste Variante soll dem Vernehmen nach ja die Zillertaler Höhenstraße sein, aber dafür fehlen mir Zeit und Kraft – ein andermal dann! Bei Fügen habe ich die 200 Kilometer geknackt, das war das Tagesziel, alles was weiter geht, spare ich mir an den nächsten Tagen. Die Beine können und wollen noch weiter, also hole ich mir in Jenbach eine Pizza, esse eine Hälfte davon gleich, die andere ein paar Kilometer weiter am Innufer in Schwaz. Und dank Koffein und guter Lampe am Rad geht es noch bis knapp 22:00 weiter, entlang des Inns und daneben auf Begleitwegen der Inntal-Eisenbahnstrecke bis es an die Suche eines geeigneten Schlafplatzes geht. Für mich war (und ist) das immer eine der größten Herausforderungen – draußen schlafen, biwakieren, sich aussetzen (der Natur und anderen potentiellen „Gefahren“). In der Kantine des Fußballplatzes in Baumkirchen gehen gerade die Lichter aus, ich interpretiere das als Angebot, um die Ecke am Rand des Spielfeldes – geschützt durch ein großzügiges Vordach – mein Lager aufzuschlagen. Ende Mai können die Nächste noch kalt sein, am Ende wird es drei Grad haben, als ich um 5:00 aus dem Schlafsack krieche. Aber dazwischen liegen ein paar Stunden guten Schlafs – warm dank Daunenjacke und trotz Bahnstrecke in 100 Metern Entfernung.

Etappe 2: Tschüss RAA – Hallo Ötztaler!

5:30 im Tiroler Inntal, die Sonne wärmt meinen Rücken, die Tankstellencafes öffnen erst um 6:00. Durch Hall in Tirol geht es Richtung Innsbruck, dort ist das Kaffee- und Croissant-Angebot größer. Sowohl Podio, der neue Radstore in innsbruck als auch der Cycling Hub des KTM Tirol Cycling Teams sind noch geschlossen, diesen Besuch muss ich also auf ein andermal verschieben. Sonne und Temperaturen versprechen einen schöne Tag, bei der Ausfahrt aus Innsbruck am (gut ausgebauten) Innradweg dröhnt noch ein startendes Verkehrsflugzeug über meinen Kopf, ich unterquere die Inntalautobahn und habe innerhalb von wenigen Metern wieder meine Ruhe.

Von Völs geht es über Schleichwege Richtung Kematen, die Beine bewegen sich gut, der Körper hat die Anstrengungen des Vortags erstaunlich gut weggesteckt. Ich schreibe mit Lukas Pöstlberger, der heute mit Anton Palzer die Strecke des Ötztaler Radmarathons fahren wird, wir werden uns im Laufe des Tages wohl irgendwo über den Weg laufen. In Kematen steigt die Straße an Richtung Sellrain, ich bin meine letzten Meter auf der Strecke des langen Race Around Austria und gleichzeitig auf jeder des Ötztalers – wenn auch in falscher Richtung (wobei der Ötzi in den 90er ein paar Mal auch in die andere Richtung gefahren wurde). Der Weg aufs Kühtai ist für mich Neuland – wie alles andere auch ab hier. Für mich ist dieser Umstand aufregend und erfreulich zugleich, habe ich doch in den letzten Jahren ein Faible für mir noch unbekannte Straßen und „neue Kilometer“ entwickelt. Bis Gries im Sellrain plätschert alles so vor sich hin und ich finde mich schon im Glauben, dass man aufs Kühtai mehr oder weniger locker raufkurbeln kann. Ab Gries im Sellrain werde ich aber eines besseren belehrt, die Steigung nimmt zu, die Temperaturen auch und das Gewicht meines Rads inklusive Gepäck ist noch nicht weniger geworden. Die beiden Bora-Profis donnern an mir vorbei, mir gibt das einen Motivationsschub – zumindest für ein paar hundert Meter! Flaschen auffüllen in Sankt Sigmund und hinein in die letzten Kilometer, die berühmten Tunnelgallerien erscheinen, die sich allerdings länger hinziehen als gedacht, über einige Weideroste und die letzten Meter hinauf bis zum Übergang am Kühtai. Was im Winter sicher schön aussieht, bietet – wie so viele Wintersportorte – im Sommer ein trauriges Bild, auch wenn die umliegenden Berge und Gipfel beeindrucken. Fotos vor dem Pass-Schild, Jacke an und ab in die Abfahrt – das Prozedere kennen wir ja schon.

Eine tolle und schnelle Abfahrt später finde ich mich am Kreisverkehr in Ötz wieder und donnern Auto- und LKW-Kolonnen an mir vorbei, wie es im Juli oder August nicht schlimmer sein könnte (ist es aber wahrscheinlich trotzdem…). Ich fasse den Entschluss, mich über den Radweg Richtung Sölden zu arbeiten – immerhin sind es rund 30 Kilometer und gut 600 Höhenmeter und die möchte ich nicht im Verkehr und im Schneckentempo mit Gepäck absolvieren. Nachteil dieser Entscheidung ist, dass der Radweg nicht der schnellen Linie folgt, sondern mehr oder weniger erratisch rechts, links, rauf, runter geht – landschaftlich zwar schön aber ich habe das Gefühl, nicht vom Fleck zu kommen. Die Zeit rennt und gleichzeitig scheine ich nur Meter für Meter voranzukommen und Sölden und mein heutiges Tagesziel im Passeiertal scheint immer weiter in die Ferne zu rücken. Doch ein Blick auf die Uhr zeigt, dass es eigentlich erst 13:30 ist, ich bin nur schon seit acht Stunden unterwegs, langsam schlägt also doch die Müdigkeit durch.

Pausen und deren Management sind ein riesiges Thema bei Ultra-Events. Wie viele macht man, wann macht man sie am besten, was kann man alles auf dem Rad erledigen statt im Stehen? Ich bin was das betrifft jedenfalls gnadenlos untalentiert und unkoordiniert: ich mache Pause aus Müdigkeit und setze mich in eine Busstation, fahre weiter nur um einen Kilometer weiter ein Kaffeehaus zu finden, das ich für eine Stärkung nütze. Wieder im Sattel komme ich drauf, dass ich eigentlich aufs Klo muss, bleibe also wieder stehen, obwohl ich das in einem Aufwasch mit dem Kaffee erledigen hätte können. Und so geht es dahin und die Pausenzeit wird mehr und mehr und umso weniger Zeit verbringt man rollend und Kilometer machend.

War der Anblick des Winterorts Kühtai im Sommer schon bescheiden, möchte ich über Sölden hier lieber keine Worte verlieren. Die Verschandelung und Verhüttelung der Landschaft kann nicht der Gipfel der Errungenschaften der Zivilisation sein (was allerdings ein paar Kilometer in Hochgurgl ohnehin noch einmal getoppt werden wird), und etwas unterirdisch zu bauen statt an der Oberfläche Dinge zuzubetonieren, ist auch sicher keine Lösung. Also schnell durchfahren durch Sölden, hinein in den Anstieg aufs Timmelsjoch. Beim Ötztaler ist das Timmelsjoch der Henker und die letzte Prüfung für all jene, die das Ziel erreichen wollen, bei mir ist es die ultimative Prüfung bevor ich mein Tagwerk vollbracht habe (aber genauso ein Henker). Sobald man Sölden verlässt, sieht man links über sich die Straße aufs Timmelsjoch – dort muss man hin und die Straße liegt gefühlt ein paar Kilometer höher als man jetzt ist, das muss man im Kopf erstmal verdauen. Langsam kämpfe ich mich Meter für Meter nach oben – Lukas Pöstlberger und Anton Palzer kommen mir zu zweiten Mal an diesem Tag entgegen. Es ist kein sinnvoller Vergleich aber sie fahren den Ötztaler in jener Zeit, die ich für 1,5 Pässe der Strecke gebraucht habe (und viele, viele Pausen…!). In meiner Agonie bin ich noch dazu umringt von Horden an Motorradfahrern. Ich bin normalerweise ein sehr geduldiger Mensch, lasse mich von Autos und Motorrädern weder einschüchtern, noch ärgern, noch stressen. Aber an diesem Tage ist es die schiere Masse an Bikes, die lautstark an mir vorbeibeschleunigen, die mich grantig werden lassen. Ich bin wütend - auf die Veschandelung der Natur, den Lärm und die ganze Welt. Bringt nichts, ich kann die Wut auch nicht in Vortrieb umsetzen oder so. Und ich erinnere mich an den (meiner Meinung nach) Skandal des Timmelsjoch-Straßenbetreibers letztes Jahr, wo darum gebeten wurde, dass Radfahrer dem Timmelsjoch fernbleiben sollten, damit (Maut bezahlende?) Motorräder und Autos beim Überholen der Radfahrenden nicht gefährdet werden. So viele Facepalm- und Mittelfinger-Emojis kann meine Tastatur gar nicht haben, wie ich hier schreiben möchte…

Erstaunlicherweise ist ab der Mautstation absolute Ruhe und Stille eingekehrt, die Straße macht einen Schwenk weg aus dem Ötztal, es folgt die bekannte kurze Zwischenabfahrt und dann ein einsamer Kampf gegen die letzten Höhenmeter. Die Straße geht gerade aus, man sieht in der Ferne und recht weit oben eine kleine Hütte, die den Übergang markiert, außer zwei weiteren Radlern und einer Handvoll Autos ist man hier plötzlich alleine. Ich fühle in mich hinein, meine Beine sind müde, mein Kopf nach einem langen, heißen, mühsamen Tag auch. Auf dem Wahoo werden die Meter bis zur Passhöhe langsam weniger, das kann man auch noch irgendwie runterbiegen. Und sobald man nicht mehr allzu viel darüber nachdenkt, vergehen die Meter wieder und Kehre für Kehre mäandert man sich nach oben. Und dann steht man plötzlich vor dem Pass-Schild - kein Willkommens-Komitee, keine Blaskapelle, keine Fans, aber eine tiefe und manifeste Befriedigung, dass man etwas geschafft hat. Extrovertierte können hier von mir aus einen Jauchzer loslassen und auf ein Echo hoffen, ich begnüge mich in solchen Situationen damit, zufrieden in mich hinein zu lächeln!

Das Lächeln kommt aber ohnehin spätestens auf den ersten Metern der Abfahrt! Hintunter von Passo del Rombo (wir sind ab hier in Italien) geht es über zahlreiche Kehren hinunter Richtung Passeiertal. Die Abfahrt ist großartig, schnell, Kehren, Geraden, enge Kurven, langgezogene Kurven, Tunnels und immer wieder großartige Ausblicke in die umliegenden Berge. Der Blick zurück Richtung Passhöhe lässt erahnen, welche Qual dieser Anblick bei den Teilnehmer*innen des Ötztalers hervorrufen muss – auch hier sieht man bereits von weit unten den ganze Weg, der noch vor einem liegt. Aber das ist mir heute egal. In Moos im Passeier zücke ich mein Telefon, erkenne, dass die Nachttemperaturen heute wohl wieder Richtung „sehr kalt“ gehen werden und checke mir via booking.com ein Zimmer in der nächsten Ortschaft St. Leonhard in Passeier. Bis dorthin geht es nur noch bergab, ich kann also zufrieden den Tag ausklingen lassen. Radgewand im Waschbecken waschen, mich selbst duschen und herrichten, Flaschen richtig auswaschen, Powerbank und Geräte aufladen. Gute Nacht!

Etappe 3: Radwege, Radwege, Radwege

Nimmt man meine ursprünglich geplante Route her, hätte mich diese über den Jaufenpass nach Sterzing geführt und dann in Südtirol noch über Würzjoch und Furkelpass. Als ich aber in der Früh in meinem Bett aufwache, kann ich mir zwar vorstellen, mich aufs Rad zu setzen, für 4.600 Höhenmeter reicht meine Vorstellungskraft allerdings nicht aus. Ich disponiere um und suche mir eine flachere Route zurück nach Lienz, die Minimalvariante für diesen Tag hat auf 200 Kilometern dann allerdings eh noch immer knapp 2.000 Höhenmeter.

Die nette Dame an der Rezeption möchte mir etwas von meinem Nächtigungspreis zurückgeben, weil ich vor dem Frühstück abreise, kann das aber nicht, weil ja über booking.com gebucht… Stattdessen bereitet sie mir ein Lunchpaket vor, ich könne doch nicht ohne Essen weiterfahren. Mit einem kleinen Abstecher zur örtlichen Bäckerei und die Seitentaschen vollgefüllt mit Marmeladecroissants geht es die ersten gut 20 Kilometer bergab Richtung Meran. Ich drehe eine kleine Runde durch die Stadt, Meran ist ein Traum und die wenigen Mal, die ich hier war, fand ich es immer wunderschön! Nochmal rund 30 Kilometer entlang des wunderbar ausgebauten Etsch-Radwegs und man gelangt nach Bozen – eher die Industrie- bzw. Provinzhauptstadt und nicht mit riesigem Charme ausgestattet. Umso mehr Charme haben die vereinzelten und gruppenweise entgegenkommenden italienischen Radlerinnen und Radler, die merklich anders unterwegs sind als Kolleginnen und Kollege hierzulande.

Aus Bozen hinaus wird es dann plötzlich wieder laut und etwas stressig. Ich bin im Eisack-Tal gelandet, einem engen Einschnitt, in dem sich Bundesstraße, Eisenbahnlinie und Brenner-Autobahn ein intensives Match um den wenig vorhandenen Platz liefern. Dass ein Radweg hier in der Hackordnung noch eine Stufe darunter rangiert, ist klar… Richtiges Kopfzerbrechen bereitet allerdings der massive Gegenwind, der im Tal pfeift und der wohl bis Brixen – immerhin rund 50 Kilometer – nicht allzu schwächer oder besser werden wird. Es geht also zäh dahin, es ist laut, eng, der Radweg geht wiederum bergauf und bergab. Die entgegenkommenden Radlerinnen und Radler scheinen gar nicht zu bemerken, welch Privileg in Form von Rückenwind ihnen gerade zuteil wird. In Klausen besorge ich mir etwas zu trinken, dazu muss man extra in die Stadt reinfahren – erstaunlicherweise tendieren die Radwege hier, einen an der Stadt vorbei- und nicht durchzuführen. Aus touristischer Sicht kann ich das nur schwer nachvollziehen. Kurz vor Brixen darf ich einen Gastauftritt im Livestream des Race Around Niederösterreich absolvieren, ich werden von meinem 600 Kilometer-Trip zugeschaltet, während die Teilnehmer*innen des RAN gerade ihren eigenen 600 Kilometer-Trip absolvieren – wenn auch unter etwas anderen Vorzeichen.

Brixen hat eine nette Altstadt, lädt aber nicht unbedingt zum Verweilen ein, über die Bundesstraße kämpft man sich Richtung Pustertal bevor man ab Mühlbach wieder in Ruhe auf dem Radweg fahren kann. Die Pustertal-Bundesstraße ist die Hauptverbindung Sterzing – Bruneck – Innichen – Osttirol und zieht damit entsprechend viel Verkehr an – fahren auf der Bundesstraße sollte man daher eher meiden oder aber zumindest von der Tageszeit abhängig machen! Umso schöner und ruhiger wird es dafür auf dem Radweg – auf einsamen Wegen über Wiesen und Felder geht es an Niedervintl und Ehrenburg vorbei, man durchfährt Sankt Lorenzen und gelangt schließlich nach Bruneck. Hier geht es noch einmal bergauf und bergab und bergauf und bergab und nochmal bergauf. Hier hat man allerdings gar nicht die Wahl ob Radweg oder Bundesstraße, auf letzterer ist nämlich in vielen Bereichen (aufgrund von Tunnels) das Radfahren verboten. Bei Olang schlägt der Radweg dann außerdem noch einmal eine Schleife gen Berg ein, man hat ein wunderbares Panorama der beginnende Dolomiten, aber die extra-Höhenmeter brauche ich an diesem Tag nicht unbedingt. Den Stausee Olang kann man am schönsten auf rund 2 Kilometern Schotter umfahren, das bringt zumindest Abwehcslung in den Tag, der an dieser Stelle schon recht lange dauert. Und während der Gegenwind des Eisacktals schon fast vergessen war, frischt neuer Wind von vorne auf und wird mich bis zum Ziel in Lienz auf stürmische Art und Weise begleiten. Für Beruhigung sorgt hingegen, dass ich die Strecke ab hier schon oft gefahren bin und gut kenne - Toblach, Innichen, österreichische Grenze, gut ausgebauter und abschüssiger Drauradweg!

Die letzten Kilometer geben mir die Möglichkeit wieder auf meinen Körper zu achten. Viel „hineinhören“ muss ich nicht mehr, schreit es doch seit einigen Stunden eh von selbst. Die Hände schmerzen, obwohl ich sehr dankbar bin, mit dem Gravellenker und vor allem den Aufliegern zusätzliche Griffpositionen zu haben. Hintern und Nacken haben auch schon bessere Zeiten erlebt und freuen sich schon aufs Absteigen. Eine WhatsApp-Nachricht von meinem Ziel in Lienz stellt mir Palatschinken mit Marmelade (in beliebiger Anzahl) in Aussicht und während ich mich in diesem Gedanken verliere, knalle ich mit dem Hinterrad gegen die Metallkante einer Brückenauffahrt und in der Sekunden merke ich, dass der Reifen die Luft verloren hat. Und so stehe ich zwei Kilometer vom Ziel entfernt mit einem platten Hinterrad da – müde, hungrig und dann doch etwas verzweifelt… Ich schieße eine Patrone in den Tubeless-Reifen, um zu sehen, ob auf schnellem Wege etwas zu holen ist, fahre ein paar Meter und rolle bald wieder auf der Felge. Auf Reifen wechseln und Tubeless-Milch-Kleckerei habe ich jetzt keine Lust mehr. Abholen lasse ich mich auch nicht – ich wollte und will jedenfalls mit Muskelkraft wieder zum Ausgangspunt meiner Tour – da hätte ich ja auch vor vielen Kilometern schon in den Zug steigen können, der mich auch nach Lienz gebracht hätte. Also schiebe ich die letzten Meter, habe dabei noch einmal die Möglichkeit, ein paar Gedanken zu sortieren und stehe dann schließlich nach 607 Kilometern und 9.230 Höhenmetern wieder vor dem Haus meiner Schwiegereltern. Mission accomplished- alles tut weh!

Epilog

Man sagt, dass sich der Körper am dritten Tag an die Belastung gewöhnt. Das mag zum Teil stimmen, obgleich der Körper ohnehin ein Wunderwerk ist, so schnell und effektiv wie dieser Belastungen wegstecken und sich auf Situationen einstellen kann. Dennoch hat sich mein Körper nach drei Tagen im Sattel nicht so angefühlt, wie ich mir das vorstelle. Und ich habe auch ein weiteres „Referenzgefühl“ von meiner Race Around Austria Challenge 2020, wo ich mich noch ganz gut erinnern kann, was mir nach 26 Stunden im Sattel (am Stück) wie und wo weh getan hat.

Ich LIEBE die Art und Weise, wie man mit dem Rad unterwegs ist, in der richtigen Geschwindigkeit vorankommt, um Meter zu machen, gleichzeitig aber genug von der Welt rundherum mitzubekommen. Ich LIEBE die Art und Weise, wie man Strecken zurücklegen kann, wenn man den ganzen Tag nichts anderes zu tun hat, als Radzufahren, rechts und links zu treten. Ich LIEBE außerdem das tiefe Zufriedenheitsgefühl, das man verspürt, wenn man eine derartige Herausforderung geschafft hat – wobei das nicht 600 Kilometer sein müssen, das geht auch mit weitaus kleineren oder anderen Dingen!

Dennoch ist bei mir schon während des dritten Tages der Gedanke gereift, dass ich das nicht an zehn Tagen hintereinander schaffe. Wobei, schaffen würde ich es schon, aber ich will es nicht. Es würden nämlich genau diese Aspekte darunter leiden, weshalb ich solche Trips mache: stehenbleiben, fotografieren, mit Menschen reden, Dinge anschauen, Routen erforschen, die schöne Straße nehmen statt der schnellen und meinen Körper nicht zu zerstören. Wobei letzteres würde mit mehr Training und den entsprechenden Kilometern im Sattel ziemlich sicher besser und einfacher werden, aber da sind wir dann wieder bei einem anderen Punkt. Da gibt es dann wieder meine Familie und zu viele andere Dinge, die ich sehen und machen möchte (mit dem Rad und ohne), als dass ich jeden Tag trainiere. Das mögen manche als inkonsequent bezeichnen, ich nenne das mein Leben und ich möchte es genießen!

Ich werde daher im Juli alle Freunde und Bekannte anfeuern, die sich in Schönbrunn an die Startlinie des Three Peaks Bike Race stellen, danach werde ich allerdings wieder nach Hause fahren, und dann auf Urlaub mit meiner Familie und dann radeln gehen – zum Beispiel wieder auf so eine Drei-Tages-Tour durch eine Ecke des Landes, die ich vorher noch nie gesehen habe!


Die drei Etappen gesammelt in einer Collection auf Komoot:

Rennradfahren in Bad Waltersdorf

Die Geschichte beginnt genau genommen im Juli 2021. Da war ich bei der Ultra-Radchallenge in Kaindorf im Einsatz, zuerst im dreistündigen Rennen im Sattel und dann - nach rund 4 Stunden Schlaf - als Fotograf während des 24-Stunden-Rennens. Übrigens das bis dato einzige Mal, dass mir mein Whoop-Armband eine Recovery von atemberaubenden 1% ausgespuckt hat…

Dementsprechend hatte ich am Tag nach dem Rennen nur noch wenig Energie, um mir die kleinen Wege und Straßen zwischen Pöllauberg, Hartberg, Riegersburg und Bad Waltersdorf näher anzuschauen. Damit war dann auch schnell klar, dass ich zu einem anderen Zeitpunkt zurückkehren muss - idealerweise in einem etwas entspannteren Setting, zum Beispiel in der Kombination aus Radfahren und Therme! Aber bevor wir uns alledem im Detail widmen, muss ich noch etwas loswerden - keine Angst, ist eh auch Teil der Storyline :)

Nicht nur im Radsport, Radtourismus oder der Rad-Industrie sondern eigentlich überall sind Menschen am Werk. Und das was oft als eher verächtlich „Humankapital“ oder Ressource bezeichnet wird, ist eigentlich das Wichtigste, was eine Marke und ein Unternehmen haben kann. Und oft hängt es an einzelnen Personen, die mit großem Engagement und Antrieb Dinge bewegen oder erst zustande bringen. Und nachdem es derartige Geschichten nur selten an die Öffentlichkeit schaffen, möchte ich an dieser Stelle Anja erwähnen, die nicht nur maßgeblich für den reibungslosen Ablauf des 24h-Rennens in Kaindorf verantwortlich ist, sondern auch Tourismusverbände und Betriebe in der Region mit ihrem Enthusiasmus und der Leidenschaft fürs Radfahren angesteckt hat - Danke an dieser Stelle!

Anja!

Sonst wäre zwar die Oststeiermark nach wie vor so wunderschön wie sie es nunmal ist, aber eben vielleicht nicht so sehr bekannt fürs Rennradfahren. Denn um genau das zu forcieren, haben sich sowohl Tourismusverband als auch Betriebe vor Ort auf Radler*innen eingestellt - allen voran die Therme Bad Waltersdorf. Wer an dieser Stelle einwendet, „OK, Therme ist aber wohl eher zum herumliegen und sich verwöhnen lassen…!“, dem sei entgegnet, dass sich Erholung und sportliche Betätigung keineswegs im Wege stehen, sich vielmehr ergänzen und eine wohltuende Massage vermutlich noch um einiges wohltuender ist, wenn man zuvor ein paar Kilometer gestrampelt ist.

Oststeiermark

Die Region ist auf den ersten Blick vielleicht etwas schwierig zu fassen. Durch Zusammenlegungen von politischen Bezirken, Tourismusverbänden und Marken war es teilweise auch schwierig, den Überblick zu behalten. Aber auch geografisch ist es auf den ersten Blick nicht einfach - spielen sich doch auf recht kleinem Raum erstaunlich viele Übergänge von Landschaften, Regionen und Charakteristika ab. Das hügelige „Alpenvorland“ im Nordwesten Richtung Pöllauberg und weiter Richtung Rosseggers Waldheimat, die beginnenden Weinberge Richtung Burgenland, Landwirtschaft in den welligen Bereichen, eine Landschaft geprägt von (ehemaligen) Vulkanen Richtung Süden - auf einem sitzt nun die prominente Riegersburg.

Im Sattel sind diese Wechsel spannend und im Rennradtempo optimal erlebbar. Auf einer 50 Kilometer langen Schleife rund um Bad Waltersdorf lassen sich beispielsweise alle diese Landschaften in einer Tour vereinen. Eines ist jedoch allgegenwärtig - und ein kurzer Blick auf die Karte der Region schafft hier schnell Klarheit: HartBERG, MitterBERG, PöllauBERG, MasenBERG, StubenBERG, VockenBERG, BuchBERG, ReigersBERG… Ich denke, man weiß was gemeint ist. Aber keine Angst, man ist hier nicht automatisch in einer Höhenmeterorgie gefangen - durch gute Routenwahl kann man sehr gut steuern, was und wie man seine Runden ziehen möchte. Grundsätzlich sind in der gesamten Region auch die Landesstraßen gut mit dem Rennrad befahrbar - entweder direkt auf der Fahrbahn oder teilweise auch auf den begleitenden Radwegen. Vor dem Verkehr muss man hier keine Angst haben, hier sind einzig die großen Bundesstraßen (z.B. B54 Wechsel-Bundesstraße) zu meiden. Wer sich aber auf ein paar Höhenmeter mehr einlassen möchte (oder kann), der findet in unzähligen Nebenstraßen und Güterwegen wahre Erfüllung. Der Kurs des 24h-Rennens rund um Kaindorf ist dahingehend so etwas wie das Kondensat der Region. Wer hier einmal die 17 Kilometer abgespult hat, bekommt einen guten Eindruck über die Möglichkeiten der Region: ein kurzer Abschnitt auf der flachen Landesstraße, sanft-wellige Nebenstraßen zwischen Feldern, knackige und kurze Stiche in Waldstücken, gut Höhenmeter, perfekt abgelenkt durch eine wunderbare Landschaft. Willkommen in der Oststeiermark. Wer also etwas Kraft in den Beinen hat und sich etwas mehr Zeit nehmen möchte, dem sind jedenfalls und unbedingt die kleinen Güterwege und Nebenstraßen ans Herz gelegt!

Routen

Neben der gerade erwähnten Strecke der Ultraradchallenge habe ich noch drei weitere Routen befahren, die ich an dieser Stelle gerne teilen und kurz beschreiben möchte.

Pöllauberg

Von Hartberg aus geht es auf kleinen Wegen in stetigem Auf und Ab (gefühlt eher Auf… 😉 ) Richtung Pöllauberg, vorbei an St. Anna, Muggental und Oberneuberg. Schon von weitem sieht man, woran man sich annähert: die imposante Wallfahrtskirche Maria Pöllauberg. Ein kurzer Abstecher hinein nach Pöllauberg zahlt sich jedenfalls aus: egal wohin man sich dreht, entweder man schaut auf die Kirche oder ins Tal Richtung Südosten - beides sehenswert! Nach der flotten Abfahrt hinunter nach Pöllau dreht man im Ort am besten eine Runde um das Stift (da und dort auch als „Schloss“ bezeichnet) und holt sich Kaffee und/oder Eis als Wegzehrung für die weitere Runde. Nach ein paar Kilometern auf der Hauptstraße biegt man kurz vor Winzendorf vor dem Kreisverkehr rechts ab und befindet sich gleich wieder auf den genial einsamen Nebenstraßen und fährt zwischen Feldern, kleinen Höfen und unbehelligt von jeglichem Verkehr dahin. Bei Kaindorf fährt man zuerst am Start- und Zielgelände des 24h-Rennens vorbei und dann auch die ersten Kilometer der Strecke bis Ebersdorf. Während die Strecke des Rennens dort rechts in die Hügel abbiegt, führt diese Route weiter auf der Hauptstraße bis Sebersdorf und dann parallel zur Südautobahn wieder zurück nach Hartberg. 

Auf den Masenberg

Startpunkt ist das Thermenhotel Bad Waltersdorf. Von dort geht es zuerst auf ruhigen Straßen nach Hartberg, doch dort geht es dann gleich richtig los. Mit knapp 900 Höhenmetern auf rund 14 Kilometern Länge ist der Masenberg so etwas wie die größte Bergwertung der Region und der Anstieg sollte nicht unterschätzt werden - zum einen aufgrund der Länge, zum anderen aufgrund des Gradienten, der zwar nicht sonderlich steil ist, aber stetig „dahinschmiert“. Gleich aus Hartberg hinaus gilt es aber zuerst einmal den „Ring“ zu bewältigen, mit bis zu 17 Prozent Steigung gewinnt man direkt aus der Stadt hinaus gleich einmal ordentlich an Höhenmetern. Autos sucht man hier eher vergeblich, außer an schönen Tagen, wo sich hier einige Ausflügler tummeln. Es bleibt beschaulich, man radelt zwischen Weilern, Feldern und Wäldern hindurch, einige Male kann man linkerhand in der Ferne die imposante Kirche von Pöllauberg erkennen. Oben auf dem Masenberg gibt es Aussicht und Bewirtung und im Anschluss eine sehr flotte und flowige Abfahrt Richtung Pöllauberg. Dort kann man einen kleinen Abstecher zur Kirche machen (500 flache Meter hin und 500 Meter auf der gleichen Straße wieder retour - siehe vorherige Tour). Danach geht es wieder flott bergab mit wunderbar langgezogenen Kurven bis nach Pöllau. Auf der Hauptstraße zuerst mit etwas mehr Verkehr, danach mit etwas weniger bis Kaindorf, ein paar hundert Meter am Radweg neben(!) der Bundesstraße entlang und dann wieder auf schmalen Straßen nach Stubenberg. Wer bis dahin keine Pause eingelegt hat, wird spätestens mit dem Stubenberg-See eine Gelegenheit finden, die Beine kurz hochzulagern (oder eben ins kühle Nass des Sees zu befördern!). Entlang der Feistritz geht es auf der Hauptstraße bis nach Hainersdorf - hier lassen sich gut die oben bereits angesprochenen Radwege nützen, die oft parallel zu den Landes-/Bundesstraßen verlaufen. Über einen wunderschönen Nebenweg führt die Tour dann über Hohenbrugg zurück nach Bad Waltersdorf. Die letzten Höhenmeter zum Thermenhotel hinauf verlieren jedenfalls jeden Schrecken, wenn man an die regenerierende Sauna oder Massage denkt! ;)

Riegersburg-Runde

Vom Quellenhotel Bad Waltersdorf geht es auf der Hauptstraße zuerst nach Fürstenfeld - neben Hartberg dem zweiten regionalen Zentrum. Im Gegensatz zu den vorherigen Touren, wo die Anstiege noch länger waren, ändert sich hier die Charakteristik etwas. Die Anstieg werden kürzer und steiler - dafür sind die Höhendifferenzen, die es zu überwältigen gibt, insgesamt etwas geringer. Von Übersbach bis Hatzendorf überwindet man die erste Kuppe der Tour, danach nähert man sich auch schon dem wahren Highlight der Tour: der Riegersburg! Besiedelungen gab es dort angeblich schon vor über 6.000 Jahren, eine Burg wurde bereits im 12. Jahrhundert dokumentiert. Wer mit dem Rad nur auf der Durchreise ist, kann den imposanten Anblick genießen, wer mehr Zeit mitbringt, dem bieten sich Einkehren in den umliegenden Buschenschanken an, ein Besuch der Burg oder aber man nascht sich durch die Verkostungsräume des Schokoladenherstellers Zotter. Über zwei weitere kleine Anstiege geht es dann mit dem Rad zurück ins Ilztal, ab dort geht es flach dahin, kurz ins benachbarte Burgenland und abschließend über einen letzten kleinen Hügel zurück nach Bad Waltersdorf.

Die Fotos können leider Saharastaub-bedingt nicht die volle Schönheit der Region wiedergeben.

Stützpunkt Bad Waltersdorf

Viele Landschaftsübergänge und ehemalige Vulkane bedeuten geologische Verwerfungen, diese wiederum bringen oft Thermalwasser und Quellen mit sich - Willkommen also im Thermenland. Schon auf der Autobahn oder beim schnellen Blick durch den Tourismus-Prospekt fallen die vielen Thermen auf, die da und dort vermerkt und angeschrieben sind. Kinder- und Familienthermen, Tagesthermen, Hotels - das Angebot ist vielfältig und maßgeschneidert. Die Heilherme in Bad Waltersdorf mit Quellenhotel, hoteleigener und öffentlicher Therme ist dabei quasi die erste Adresse. Und das Quellenhotel Bad Waltersdorf ist es eben auch, das sich den Rennradsport und das Radfahren im Allgemeinen auf die Fahnen geschrieben hat. Abschließbarer Fahrradraum, Werkstatt, Reinigungsmöglichkeit und (Notfall-)Shuttle sind mittlerweile fast die Mindestausstattung für (Renn)Rad-Reisende und Einschlägige Hotels. Den Unterschied machen in meinen Augen die Angebote, die man eben nicht ohnehin überall im Internet findet und damit einen entsprechenden Mehrwert bieten: Routenempfehlungen, die tatsächliche Strecken sind und keine reinen Planspiele, Menschen, die auch abseits des Offensichtlichen ein paar Tipps geben können und echtes Engagement, wie es sich beispielsweise auch in den Rennradcamps im Quellenhotel Bad Waltersdorf manifestiert.

TSM statt FTP

Einem Körper, dem man beim Radfahren Leistung abverlangt, kann man auch etwas zurückgeben :) Belebendes Thermalwasser zum Beispiel, wohltuende Behandlungen und Massagen oder die Lektüre eines guten Buchs, während man in einer Liege am Außenteich entspannt. Klingt nach Werbeveranstaltung? Ist es auch! :) Wer rein auf der Suche nach mehr Leistung ist (Stichwort „FTP“), der wird sich wohl eher für ein sportliches Trainingslager entscheiden oder sich auf die Kilometerleistung konzentrieren. Wer jedoch ein ausgewogenes Paket sucht, vielleicht Partnerin oder Partner mitnehmen möchte und im gesamtkörperlichen Wohl seine Erfüllung sucht, der kann sich guten Gewissens für einen Aufenthalt in der Heiltherme entscheiden.

Und was bedeutet nun „TSM“? Das ist die „Traditionelle Steirische Medizin“ in Anlehnung an TCM. Und wer dahinter pseudowissenschaftlichen Firlefanz und Marketing-Gags vermutet, wird eines anderen überzeugt werden. Es gab in vergangenen Jahrhunderten und gibt noch immer viel regionales Wissen über Wohlbefinden, einen gesunden Lebensstil und das Lindern von kleinen Wehwehchen (die sogenannten “Kräuterhexen” zum Beispiel). Dieses Wissen aus der Region wurde unter dem Titel „TSM“ zusammengetragen und findet im Quellenhotel Eingang in die Behandlungen, Massagen und vor allem auch die kulinarische Menüplanung. Und spätestens da kann man glauben, was man möchte: Frühstück und Abendessen im Hotel suchen ihresgleichen und auch wenn es unter Umständen nicht die optimale Trainingsnahrung ist, schmeckt es hervorragend und ist gesund. Dafür ist auch entsprechend durch regionale und wertvolle Inhaltsstoffe und Zutaten gesorgt. Ich habe mir einige der Zulieferer des Hotels auf meine Radrouten gelegt und mich davon vergewissert, woher zum Beispiel das Brot beim Frühstücksbuffet stammt. Und da fügt sich dann viel Schönes zusammen, wenn man auf einer fordernden Radrunde am Betrieb vorbeischaut, der gerade das Brot bäckt, das man am nächsten Tag beim Frühstück essen wird!

Rennradcamps

Zum Abschluss noch einmal Radfahren! Von 5.-8. Mai 2022 findet bereits zum wiederholten Male das SPORTaktiv Rennradcamp statt und bietet die Möglichkeit, das eben genannte Verwöhnpaket der Heiltherme mit einem spannenden Rennradurlaub mit geführten Touren zu verbinden. Als Guides fungieren dabei Ultra-Radler Thomas Mauerhofer und die eingangs dieses Blogbeitrags erwähnte Anja Gleichweit - bessere Anleitung für die Region werden wenige bieten können! Und auch das letztes Jahr erstmalig durchgeführte Ladies-Only-Radcamp im Thermenhotel soll dieses Jahr eine neue Auflage erfahren. Alle Infos dazu gibts auf einen Blick auf der Homepage des Thermenhotels

Die Dolomiten - Eine Liebesgeschichte

Um 7:30 morgens am Passo Valparola überkommt es mich! Die Schönheit der Landschaft übermannt mich, ich stelle das Auto ab, steige aus und genieße die noch menschenleere Passhöhe, die Steintürme ringsherum und den Ausblick auf den gegenüberliegenden Gebirgsstock. Und ich denke an den Schweizer Architekten Le Corbusier, der einmal gesagt hat: “Die Dolomiten sind die schönste Architektur der Welt!” Die Tatsache, dass ich mit dem Auto hier bin und nicht mit dem Rad ist wohl ein klassischer Anfängerfehler oder mangelnde Vorbereitung. Ich bin nämlich zum ersten Mal hier - und dass man beim ersten Mal nicht gleich alle Highlights mitnehmen kann oder einem das Eine oder Andere durch die Finger schlüpft, ist entschuldbar. Sprechen wir aber besser über jene Dinge, die ich geschafft habe!

Dolomiten

Als klassische Einleitung würden hier nun Ausführungen über die Namensgebung (der französische Geologe de Dolomieu), die räumliche Ausdehnung (Pustertal - Sextental - Piave - Valsugana - Etsch - Eisack), die Geologie (markante Riffe aus Kalkstein und Dolomit) und das Klima (angenehm von April bis Oktober) der Dolomiten stehen. Das kann ich aber gut und gerne überspringen, sind die Dolomiten doch einer jener klassischen “Sehnsuchtsorte”, die jede Radlerin und jeder Radler aus Magazinen, Zeitschriften, Filmen und von den großen Rundfahrten kennt.

Regelmäßige Leser*innen meines Blogs wissen, dass ich einen Gutteil meiner Urlaubs- und Ferienzeit in Osttirol verbringe und genau dort lag bisher - wenn man so will - das “Problem”. Die Lienzer Dolomiten sind so etwas wie ein Vorgarten der “richtigen” Dolomiten, bieten aber schon so viel Spektakuläres und Spannendes, dass man dort schon wochen- und monatelang unterwegs sein könnte. Dazu kommt noch, dass man sich ja selten eine Unterkunft in 100 Kilometern Entfernung von “Zuhause” bucht, das Urlaubsziel also quasi “zu nahe” ist… Dass diese Denkweise ein großer Fehler ist, zeigt sich grundsätzlich schon an den vielen Bildern, die man alljährlich vom Giro d´Italia sieht, den Berichten in Rennradmagazinen und auch den vielen Timelines auf Instagram und Facebook. Wie Schuppen von den Augen fällt es einem jedoch, wenn man in die Pedale einklickt, den Radcomputer startet und der Blick nach oben schweift und sich vor den Augen die Gipfel der Dolomiten auftun - höchstpersönlich und real. In diesem Moment ist sofort klar, dass hier mehr passiert als nur Radfahren.

Homebase Cortina

Die Dolomiten umfassen ein großes Gebiet und am liebsten würde man mit einigen wenigen Ausfahrten und Touren die ganze Gegend abdecken. Klickt man sich durch die einschlägigen Routenportale kommt man schnell zu der Erkenntnis, dass das so wohl nicht möglich sein wird - zu schnell überschreiten die Höhenmeterzahlen Dimensionen, die den Oberschenkeln nicht mehr zuträglich wären. Die Gegend rund um Innichen, Toblach und Bruneck kenne ich bereits, im Sinne eines sukzessiven Vorarbeitens bietet sich daher ein Start in Cortina an. Dass diese Reise nicht die letzte sein wird ist ohnehin klar - andere Ort werden daher sowieso noch folgen.

Als James Bond-Fan ist mir Cortina vor allem durch Roger Moore, die Bobbahn und das Eis-Stadion in Erinnerung (“For Your Eyes Only” wurde 1981 teilweise in Cortina gedreht). Länger zurück und definitiv (noch weiter) vor meiner Zeit waren die Olympischen Winterspiele 1956, die stark zum besonderen Status von Cortina beigetragen haben und der Stadt eine Aura verliehen haben, die sie mit anderen klassischen Wintersportorten wie St. Moritz verbindet. Und nicht zuletzt thront direkt über der Stadt die Tofana, die mit dem gleichnamigen “Tofana-Schuss” ein Highlight der alljährlich stattfindenden Herren Ski-Abfahrt bildet. Genau an dieser Stelle werden im Februar 2021 auch die alpinen Ski-Weltmeisterschaften stattfinden, auf die sich die Stadt jetzt schon sichtlich vorbereitet. Während einer Gondelfahrt auf die Tofana kann man bereits jetzt die unterschiedlichen Maßnahmen begutachten - von Sicherheitszäunen über Modernisierungen bis hin zur Revision der Gondelbahnen. Ich persönlich war auf Skiern immer recht wackelig unterwegs und das Gefälle der Abfahrtspiste kann einem den Angstschweiß auf die Stirn treiben - bei aller Schönheit des Winters und des Wintersports bleibe ich also vorerst doch lieber beim Radfahren.

Touren

Wie schon eingangs erwähnt, ist die Routenauswahl nicht gerade einfach. Hinter jeder Ecke lauert ein Highlight, dies und jenes “muss” man eigentlich mitnehmen, wenn man schon in der Gegend ist - das Gebiet ist riesig, die Möglichkeiten ebenso. Für meinen Einstieg in die Dolomiten habe ich drei Touren ausgewählt: eine vor der Haustüre von Cortina, den Klassiker “Sella Ronda” und - meiner neuen Leidenschaft Gravel Rechnung tragend - eine tolle Runde auf Schotter.

Giau & Falzarego

Von Cortina d´Ampezzo klettert man erst einmal einige Höhenmeter hinauf in den kleinen Ort Pocol, wo sich die Abzweigung zu Passo Giau und Falzarego befindet. Als Dolomiten-Neuling erhöht sich er Herzschlag bereits, wenn man die Straßen- und Pass-Schilder zum ersten Mal in den Blick bekommt. Ich entscheide mich für den Uhrzeigersinn - meine Recherchen haben ergeben, dass das offenbar die schönere Richtung sein soll. In der Anfahrt zum Passo Giau geht es zuerst etwas überraschend - bergab. Ich weiß nicht warum, aber in meiner Vorstellung oder Erinnerung war und ist der Passo Giau einer der Schwierigeren der Dolomiten - immer wieder einmal Teil des Giro d´Italia und für Hobbyfahrer eine ernsthafte Prüfung. Umso überraschender finde ich, dass man bei 8-9 Prozent durch pittoreske Kehren und mit wunderbaren Ausblicken Meter für Meter recht gemütlich nach oben kurbeln kann. Wenn man den Wald verlässt, steigt auch der Gradient, mehr als 13% zeigt der Wahoo allerdings nie an. Und knapp 9 Kilometer und 800 Höhenmeter später hat man auch schon die Passhöhe erreicht. Ein Espresso und eine kurze Pause bieten sich - wie eigentlich auf jeder Passhöhe - an, man sollte jedoch nicht außer Acht lassen, dass es auch im Sommer frisch werden kann auf 2.200 Metern Höhe. Und frisch wird es spätestens bei der grandiosen Abfahrt hinunter Richtung Caprile! Durch fast 30 Kehren arbeitet man sich zurück ins Tal, der Straßenbelag ist gut und die Kurven sind außen leicht erhöht - das ist wohl das, was man eine Flow-Abfahrt nennt! Und jetzt dämmert mir auch, dass der schwierige Anstieg auf den Giau wohl auf dieser Seite hier liegt, die Steigungsprozent im oberen Teil sind doch bedeutend höher als auf der Seite, die ich für die Auffahrt gewählt habe.

Die Straßenschilder im Tal wecken Sehnsüchte. Über Selva die Cadore, Caprile und den Passo Fedaia könnte man hier - vorbei an der Marmolada - Richtung Canazei radeln, aber das wäre zu viel für den Anfang. Hängt man an den Passo Giau noch den Falzarego dran, kann man sich den Weg ganz hinunter ins Tal sparen und am Berghang bis Cernadoi entlangradeln.

Von dort sind es rund 8 Kilometer und 700 Höhenmeter bis zum Falzarego. Über dessen Geschichte und die dazugehörige Sage vom Reich der Fanes bin ich schon vor Jahren einmal gestolpert und ich finde sie so schön, dass es geradezu fahrlässig wäre, sie hier nicht kurz zu erwähnen.

Die Fanessage schildert den Konflikt zwischen den aggressiven männlichen Angehörigen des Königshauses und den friedlichen weiblichen. Erstere sind im Bündnis mit dem Volk der Adler, letztere mit dem Volk der Murmeltiere. Die Könige der Fanes können mit ihrer Kriegspolitik das Reich der Fanes immer weiter ausdehnen. Doch dadurch entsteht ein Gegenbündnis von immer mehr Nachbarvölkern. Auf der Seite der Gegner kämpft auch der Zauberer Spina de Mul. Die Fanesleute haben als Kriegshelden Dolasilla, die Königstochter, und Ey de Net (Nachtauge). Letzterer will Dolasilla heiraten und wird daraufhin vom König verstoßen. Dolasilla hat eine Anzahl unfehlbarer Pfeile und einen weißen Panzer. Ihr wurde geweissagt, dass sie nicht in die Schlacht ziehen dürfe, sollte sich der Panzer einmal schwarz verfärben, weil sie sonst sterben müsse.

Die Entscheidungsschlacht rückt immer näher. Durch eine List kann Spina de Mul Dolasilla ihre unfehlbaren Pfeile abnehmen, die er dann an Schützen des Gegenbündnisses verteilt. Am Morgen vor der Schlacht sieht Dolasilla, dass sich ihr Panzer schwarz verfärbt hat. Doch die verzweifelten Fanesleute bedrängen sie, in die Schlacht zu ziehen. Zunächst können in der Schlacht die feindlichen Bogenschützen Dolasilla nicht finden, weil sie nach einem weißen Panzer suchen und nicht wissen, dass sich dieser schwarz verfärbt hat. Doch schließlich erkennen sie Dolasilla, schießen die unfehlbaren Pfeile auf sie ab und töten sie. Damit ist die Schlacht für die Fanesleute verloren. Mit knapper Not kann sich die Königin mit einer kleinen Schar mit Hilfe der Murmeltiere in die unterirdischen Gänge der Fanes zurückziehen. Der König aber, der verräterisch Sache mit den Feinden gemacht hat, wird zu Stein und ist seitdem als falscher König (altlad. falza rego) am Falzaregopass zu sehen.
— Sage vom Reich der Fanes (Wikipedia)

Der Schweiß tropft auf das Oberrohr, auch wenn die Steigung niemals über 10 Prozent klettert. Zuerst arbeitet man sich über lange Kehren durch den Wald hinauf, recht abrupt wechselt die Charakteristik dann auf alpin und man sieht vor sich einige Kehren und Gallerien, die man auf dem Weg zur Passhöhe noch zu bewältigen hat. Spätestens hier erscheint erstmals der “falsche König”, eine der markanten Steinspitzen, die die unverwechselbare Optik der Dolomiten ausmachen. Auf der Passhöhe gibt es neben Espresso und Panini auch eine Gondelbahn zum Lagazuoi und ein Freiluftmuseum, das den Ersten Weltkrieg zum Thema hat. Man bewegt sich hier immerhin auf historischem Boden und hier am Falzarego im Speziellen, haben doch die österreichischen Truppen Stellungen am Berg angelegt, die von den italienischen Soldaten im Fels untergraben und dann gesprengt wurden. Die Spuren der Dolomitenfront des Ersten Weltkriegs begleiten einen übrigens - sofern man sich für Geschichte interessiert - vielerorts.

Die Abfahrt vom Falzarego zurück nach Cortina ist flott und recht geradlinig, fährt man doch auf der “Dolomiten-Bundesstraße”, die eine Hauptverkehrsroute in Ost-West-Richtung darstellt. Abhängig von Jahreszeit und Wochentag ist der Verkehr hier dicht und auch der eine oder andere Linienbus verkehrt hier. Generell muss man hier etwas umdenken, wenn man es gewöhnt ist, dass Pässe und Bergstraßen sonst eher als Touristenattraktion oder Mautstraßen ausgeführt sind.

“Dolomiti Gravel”

Gravel ist mittlerweile mehr als nur ein Trend, das habe auch ich diesen Sommer sukzessive erkannt. Egal wo man unterwegs ist, ein Gravelbike eröffnet vielfältige neue Möglichkeiten und kann da, wo das Rennrad eventuell an seine Grenzen stößt, noch weitere Horizonte erschließen. Abseits der Straßen tun sich dann auch neue Welten auf, man trifft andere Menschen, ist vielleicht “leiser” unterwegs, spürt die Natur unmittelbarer und findet auch den einen oder anderen Weg, der noch nicht so oft befahren worden ist.

Damit werden auch die weitläufigen Radweg-Netze nutzbar, die sich durch alle Gegenden der Welt schlängeln und meistens auch noch gut organisiert und beschildert sind. Im Falle der Dolomiten bietet sich dafür die aufgelassene Eisenbahn-Trasse von Cortina bis Toblach an. Gleich vom alten Bahnhofsgebäude weg fährt man - getrennt von jeglichem Verkehr - in Ruhe und mit sehr moderater Steigung aus Cortina hinaus. Während einem anfangs noch andere Radler, Spaziergänger oder Läufer entgegenkommen, ist man spätestens nach drei Kilometern ganz alleine und bei sich und hat genügend Zeit und Muße, sich die Ruhe und Schönheit der Gegend anzuschauen. Bahntrassen haben ja systembedingt an sich, dass sie nur geringe Steigungen aufweisen, so rollt man entspannt am Hang auf der Schotterpiste entlang und genießt den Ausblick auf die umliegenden Berge, während unten auf der Bundesstraße der Verkehr rollt. Die Straße ist außerdem nicht im allerbesten Zustand, hier erspart man sich also doppelt etwas. Allerdings kommt man nur mit einem Gravelbike in den Genuss dieses Weges, für ein Rennrad ist der Schotter an vielen Stellen zu grob oder tief. Es geht durch ehemalige Tunnel, eine Holzbrücke überquert eine Schlucht, die Zeit vergeht wie im Flug, wenn man die Augen öffnet und die Landschaft in sich aufsaugt. Nach einigen Kilometern erreicht man den Passo Cimabanche, der mit 1.530 Metern und den wenigen Höhenmetern bis dorthin den Namen “Pass” fast gar nicht verdient. Aber hier treffen die Verkehrswege aufeinander, der weitere Radweg bis Toblach, die Straße zu den drei Zinnen, die Bundesstraße Toblach-Cortina und auch die alte Schotterstraße zur Plätzwiese nimmt dort ihren Beginn.

Auf rund sieben Kilometern sind hier gut 500 Höhenmeter zurückzulegen und man kann sich schwer vorstellen, wie hier im Ersten Weltkrieg Unmengen von Nachschub hinaufgekarrt wurden. Die Steigung ist eher unregelmäßig, ebenso ist es der Untergrund. Erstere ist unten eher flach, zieht aber stellenweise auf bis zu 15% an während über der Baumgrenze konstante 9-10% anstehen. An manchen Stellen finden sich Reste einer Art Fahrbahnoberfläche, darauf folgen grobe Schotterabschnitte durchsetzt mit felsigen Brocken, über die man eher mit breiteren Reifen rollen möchte. Ein Gravelbike mit einer kleinen Übersetzung bekommt man hier gut den Berg hinauf, das Gros der Mitfahrer und Überholten sitzt allerdings auf Mountainbikes - die fahren dann in der Regel aber auch noch weiter in die Berge hinauf…

Unter dem Blick des beeindruckenden Monte Cristallo erreicht man das Dürrensteinhaus und das Sperrwerk Plätzwiese - ein weiteres Relikt aus dem Ersten Weltkrieg. Ich bin bei Gott kein Kriegs- oder Geschichtsfan, aber wenn man sich gedanklich etwas darauf einlässt, werden einem schon die Umstände und Rahmenbedingungen bewusst, unter denen hier vor gut 100 Jahren aufs Ärgste miteinander gekämpft wurde. Und so hautnah und eingebettet hat man tatsächlich selten die Gelegenheit, sich mit solchen Dingen zu beschäftigen. Hier oben auf der pittoresken Alm, auf der man gerade steht und den Frieden und die Ruhe genießt, haben österreichischen Truppen 1915 einfach ein eigenes Dorf komplett niedergeschossen, nur um freie Schussbahn auf den damaligen Feind zu haben - absurd und unvorstellbar.

Apropos Frieden und Ruhe: Die Plätzwiese hier auf knapp 2.000 Metern Höhe ist einer der schönsten Orte, an denen ich in meinem bisherigen Leben war. Allerdings finden das auch sehr, sehr viele andere Menschen und so empfiehlt es sich, eher in den früheren Stunden des Tages hier aufzuschlagen. Und wer wie ich über Schluderbach und die Südseite hier herauf kommt, hat auch noch die ruhigere Variante gewählt. Die Nordseite ist nämlich teilweise mit dem Auto befahrbar und diese Auffahrt ist auch asphaltiert - dementsprechend wälzen sich dort die Horden gen Berg. Ich fahre nach der Schotterpiste, die über die Alm führt, über ebenjene Straße hinunter, habe dabei keine Zeit für Fotos, bin nämlich viel zu sehr damit beschäftigt, die Kehren und Ausblicke der Flow-Abfahrt zu genießen, gleichsam froh, von den Menschenmassen wieder etwas Abstand zu gewinnen.

Ein menschenleerer Pragser Wildsee im Mai 2019

Menschenmassen sind (leider) auch ein Thema, wenn man sich mit dem benachbarten Pragser Wildsee befassen möchte. Dieser ist - ob seiner “Instagramability” - zu einem heißbegehrten Motiv und Besuchsort geworden, dementsprechend ist dieses Juwel leider überlaufen. Wer dorthin möchte, muss früh dran sein - ab einer gewissen Besucherzahl sperrt die Polizei bereits beim Kreisverkehr im Tal die Zufahrt. Im Pustertal angekommenen geht es etwas entspannter zu, auf dem Radweg parallel zur Bundesstraße radelt es sich angenehm bis nach Toblach. Birkenkofel und dahinter die Dreischusterspitze bieten die perfekte Kulisse für eine Kaffeepause in der Innenstadt, bevor es wieder in die Berge geht.

Zurück auf der aufgelassenen Bahnstrecke steigt die Strecke langsam wieder an Richtung Passo Cimabanche - dort waren wir am Beginn dieses Tages schon einmal. Man rollte am Toblacher See vorbei, passiert den Dürrensee und muss sich spätestens dort entscheiden, welches Bergpanorama imposanter ist: jenes der Drei Zinnen, des Monte Cristallo oder das des Monte Piana. Der Radweg führt über feinen Schotter und ist mit dem Gravelbike hervorragend und flott zu fahren - vorausgesetzt man achtet auf die anderen Radwegbenützer, die dort bei schönem Wetter recht zahlreich unterwegs sind. Wer möchte, kann hier auf Schotter wieder nach Cortina zurückrollen.

Als Highlight bietet sich jedoch noch eine kleine Zusatzschleife zu einer der Ikonen der Dolomiten an - den Drei Zinnen. Sanft ansteigend geht es dabei Richtung Col Sant´Angelo, nur auf den letzten Metern stellt sich hier der Berg etwas steiler auf. Am Misurina-See durchtaucht man kurz einen touristischen Hotspot - von der kurzen Rast über Souvenir-Shops bis zu einem Picknick auf einer der zahlreichen Bänke ist hier alles dabei und möglich. Hartgesottene zweigen auf die Straße zum Rifugio Auronzo ab, einer Hütte, die direkt unter den Drei Zinnen liegt. Der großartige Name der Straße - “Superstrada Panoramica” - bedeutet “super” im Sinne von Super-Aussicht aber auch super-steil und -anstrengend!

Auf der Rückfahrt nach Cortina überquert man schließlich noch den Passo Tre Croci, der an sich nicht sonderlich spektakulär oder anspruchsvoll zu fahren ist, einzig der Ausblick auf den imposanten Monte Cristallo, den man hier quasi umrundet, beeindruckt doch sehr. Flott geht es zurück hinunter nach Cortina und unter die wohlverdiente Dusche. Das Gravelbike ermöglicht in diesem Fall eine tolle Mischung aus asphaltierten und losen Oberflächen und es bleibt der Eindruck, dass es da wohl noch unzählige spannende und schöne Wege gibt, die man abseits der befestigten Straßen finden kann.

Sella Ronda

Die Runde um den Sella-Stock ist mehr oder weniger die Benchmark für eine Dolomiten-Radtour. Der große Maratona dles Dolomites nimmt die berühmten vier Pässe unter die Räder und besonders reizvoll ist der autofreie Sellaronda Bike Day, bei dem die knapp 60 Kilometer lange Runde ganz alleine den Radler*innen und Familien gehört. Wo man die Tour beginnt ist eigentlich egal, auch die vier zu überwindenden Pässe bleiben immer gleich: Grödner Joch, Sellajoch, Passo Pordoi und Passo di Campolongo.

In Corvara beginnt der Anstieg aufs Grödner Joch und im Vergleich zu Cortina geht es hier emsiger und wuseliger zur Sache - Touristen ziehen auf E-Bikes und Tourenrädern Richtung Berge, Wanderer warten auf einen der vielen Linienbusse, Motorrad-Gruppen wollen die gleichen Kurven genießen wie die Radfahrer*innen und allzu viel Platz bieten die vorhandenen Straßen nicht. Daher gilt auch hier im Wesentlichen, früh zu kommen, die Randzeiten zu nützen (da ist eh auch das Licht am Schönsten) und den August (Ferragosto!) eher zu meiden. Die Steigung aufs Grödner Joch ist sehr moderat und es kurbelt sich locker hinauf - zuerst über lange Kehren, dann über engere, gestapelte.

Vom Grödner Joch fließt die Abfahrt durch schön zu fahrende Kehren hinunter bis zur Abzweigung zum Sellajoch. Während auf der linken Seite der Sellastock mit seinem höchsten Gipfel Piz Boè residiert, liegt vor einem der monolithische Langkofel, ein Steinblock wie aus dem Bilderbuch! Die Steigung liegt meistens zwischen 5 und 10 Prozent, aber man ist ohnehin eher mit Schauen und Staunen beschäftigt, so beeindruckend ist die Landschaft rundherum. Spätestens hier wird mir klar, dass ich mein Herz an die Dolomiten verloren habe und ärgere mich fast ein bisschen, dass es so lange gedauert hat, bis ich zum ersten Mal hierher gekommen bin.

Meine Euphorie erfährt allerdings einen jähen Dämpfer, als sich unter schauerlichem Geknirsche meine rechte Pedalplatte löst, ich noch zwei Schrauben davonpurzeln höre und meine persönliche Sella Ronda am Sellajoch zu einem jähen Ende kommt. Es ist natürlich ärgerlich, wenn ein derartiger Defekt passiert. Besonders ärglich ist es allerdings, wenn man sich gerade exakt bei der Hälfte einer Runde befindet… Ich entscheide mich fürs Zurückfahren übers Grödnerjoch, weiß ich dort doch immerhin was mich erwartet und dort sollte ich auch weidwund mit einer Pedalplatte drüber kommen. Den Passo Pordoi - den höchsten Dolomitenpass - hebe ich mir einfach fürs nächste Mal auf, den möchte ich voll und ganz genießen können. Und das Auslassen des Campolongo sollte ebenso vorerst verkraftbar sein, ist dieser vierte Pass der Sella-Runde doch eher einer, den man zum “Fertigmachen” der Tour braucht.

Trotz Verkürzung meiner Sella Ronda bleiben massig Eindrücke zurück - so geballt ist alles hier versammelt. Die Berge, die Gipfel, die Straßen mit ihren unzähligen Kehren, die Menschen, die Orte und die Landschaft - nicht zuletzt treffen am Gipfel des Piz Boè drei italienischen Regionen aufeinander (Südtirol, Veneto und Trentino), wie wenn alle Linien auf diesen einen Punkt zulaufen würden. Ich fahre jedenfalls noch einmal um den Sellastock - entweder entspannt beim Bike Day oder vielleicht auch etwas ambitionierter beim Maratona!

Tipps und Erfahrungen

Ich wurde von den Dolomiten in ihren Bann gezogen! Es ist ein riesiges Gebiet, das es hier zu erkunden gilt und das an vielen Ecken ganz unterschiedliche und variantenreiche Gesichter offenbart. Unzählige Möglichkeiten habe ich hier nicht einmal ansatzweise erwähnt - Bikeparks in Cortina oder am Kronplatz, E-Bike-Touren, Langlaufen und Skifahren im Winter, Wandern, Geschichte, Kultur, Vielfältigkeit der Regionen, alte Sagen und Legenden, vergessene Völker, mythenbeladene Täler, Bademöglichkeiten oder sich einfach auf eine Bank oder Wiese zu setzen und die Landschaft auf sich wirken zu lassen. Genug, um mehrere Urlaube zu füllen und einen Haufen guter Geschichten für Zuhause mitbringen zu können.

Den August als Reisezeit - so wie ich es hier gemacht habe - würde ich in Zukunft eher meiden, während Ferragosto “gehört” das Land der eigenen Bevölkerung und der verbleibende Platz eignet sich nur bedingt zum Radfahren. Durch das milde Klima (bei aller alpiner Rauheit natürlich!) bietet sich aber bereits der frühe Mai aber auch der späte September oder sogar Oktober noch für einen Abstecher an - dort hat man dann jedenfalls mehr Platz auf den Straßen und auf den berühmten Gipfeln der Dolomiten.

Anreisetechnisch kann man sich entweder über die Südautobahn und dann über Tolmezzo und entlang des Tagliamento durch die karnischen Alpen heranarbeiten und wird dort wilde und ruhigere Gefilde vorfinden. Kommt man - so wie ich - über Osttirol und das Pustertal in die Dolomiten, findet man sich gleich im Herz der schroffen Steingebilde wieder und alle Möglichkeiten und Berge stehen einem offen. Die dritte Variante ist eine Anfahrt über die Brennerautobahn und Sterzing, wo man mit Rosengarten und Plose noch einmal eine etwas andere Charakteristik vorfindet.

Bis bald und ci vediamo! Wir sehen uns definitiv bald wieder!

Disclaimer

Die Reise fand in Zusammenarbeit und auf Einladung der Italienischen Zentrale für Tourismus in Österreich - ENIT statt.

Ortlieb Bikepacking Taschen

Was haben meine Festive 500, die Bikepacking-Tour durch Österreich und die Race Around Austria Challenge Unsupported miteinander zu tun? Ja - lange Distanzen, Anstrengung und eine kleine Portion Masochismus. Aber auch die Bikepacking-Taschen von Ortlieb.

Begonnen hat es damit, dass ich für die Festive 500 im Winter ein "Notfallpaket" mit dabei haben wollte, das die Kapazitäten meiner Trikottaschen jedenfalls gesprengt hätte. Bei Pbike - dem Shop meines Vertrauens - war schnell eine Ortlieb Framebag besorgt und schon nach der ersten Ausfahrt war ich in das Teil verliebt - einfach anzubringen, wasserfest, robust und praktisch. In der Eiseskälte Osttirols waren im Frame-Pack immer Ersatzkleidung, Essen und Werkzeug dabei. Ich, der ich normalerweise ohne Taschen am Rad auskomme und über mehrere Jahre eine ausgeklügelte Raumaufteilungsstrategie für meine Trikottaschen entwickelt habe, war überrascht über die neue Freiheit, nichts am Rücken tragen zu müssen, alles dabei haben zu können und dabei auf nichts zu verzichten.

Mit der Umplanung des Jahres 2020 infolge der Corona-Pandemie ist bei mir dann - wie bei so vielen anderen auch - Bikepacking als wunderbare Alternative aufgekommen. Es war schon lange auf meiner To-Do-Liste aber Wochenenden während des Sommers waren schon in den vergangenen Jahren meistens immer für Events, Rundfahrten oder Marathons "blockiert". Für meinen Bikepacking-Ausflug hat die Ortlieb-Rahmentasche dann auch entsprechend Zuwachs bekommen - eine Satteltasche, die Lenkerrolle plus zusätzlicher Add-On-Tasche und die kleine Oberrohr-Tasche. Vollgepackt war ich damit durch Österreich unterwegs - während ich wetterbedingt nicht meine ganze Ausrüstung zum Einsatz bringen konnte (und damit wohl auf einiges an Gepäck verzichten hätte können...), so war der Regen zumindest dafür gut, die Wetterbeständigkeit der Taschen zu erproben!

Und letztendlich noch die Race Around Austria Challenge, bei der ich ebenfalls mit Rahmen- und Oberrohrtasche unterwegs war. Nach langem Hin- und Herüberlegen war das für mich die ideale Kombination. 

Foto: Race Around Austria

Die Ortlieb Taschen im Detail

Frame-Pack Toptube

Für mich das Herzstück des Setups ist die Rahmentasche. Diese wird unter dem Oberrohr ins Rahmendreieck gespannt, steht damit nicht im Wind und stört auch sonst in keinerlei Weise. Das Volumen gibt Ortlieb mit vier Litern an, tatsächlich passt recht viel hinein: Werkzeug, Schlauch, Regenjacke, Baselayer, Riegel und Gels, Wertsachen-Beutel oder aber auch sechs Flaschen Ensure-Flüssignahrung! ;)

Zu beachten ist, wie man die Tasche packt bzw. was man wohin steckt. Die Tasche besitzt keine Innenaufteilung oder innenliegende Fächer. Wirft man daher alles nur wahllos hinein, besteht die Gefahr von Klumpenbildung und die wiederum kann die Tasche so ausbeulen, dass man im schlimmsten Fall mit den Oberschenkeln daran streift. Aber es ist keine Wissenschaft… - einfach die Dinge zusammenrollen, überlegt verstauen und etwas Tetris-Skills anwenden, dann passt das alles gut!

Der Reissverschluss ist - zumnidest bei meinem Modell - schwergängig, ein irrtümliches Öffnen ist ausgeschlossen. Umgekehrt empfiehlt es sich jedenfalls stehenzubleiben, wenn man etwas aus der Tasche braucht - eine Bedienung während der Fahrt habe ich ausprobiert, empfehlen kann ich sie aber nur bedingt.

Die Befestigung im Rahmendreieck erfolgt einfach mittels Klettverschlüssen - drei am Oberrohr, jeweils ein zusätzlicher nach vorne zum Steuerrohr und einer nach hinten. Damit kann man alles auf so gut wie jeden Rahmen einstellen, einzig der vordere Klettverschluss wird etwas kurz, wenn - wie bei modernen Karbonrahmen mittlerweile üblich - ein sehr dickes Steuerrohr verbaut ist. Genauer hinsehen sollte man bei kleineren Rahmen. Hier kann es sein, dass sich bei montierter Rahmentasche keine oder nur noch eine Trinkflasche ausgeht. Kalkuliert man das von Beginn an ein, lohnt sich vielleicht eher ein alternatives Trinksystem - dann kann man auch gleich zur Rahmentasche greifen, die das gesamte Rahmendreieck ausfüllt.

Wie für alle anderen Produkte aus der Ortlieb-Bikepacking-Serie gilt, dass die Tasche wasserdicht ist - die Nähte sind versiegelt, das Außenmaterial abweisend. Schlaues Detail ist ein kleines Loch am Ende des Reissverschlusses, durch das man beispielsweise das Kabel des Lampen-Akkus stecken kann. Und der Griff des Reissverschlusses wird in einer passenden Lasche verstaut, so baumelt dieser während der Fahrt nicht herum oder kommt dem Oberschenkel in die Quere.

Handlebar-Pack

Die Lenkerrolle gibt es mit 9 oder 15 Litern Volumen. Wer mit dem Rennrad oder Gravel-Bike unterwegs ist, wird sich für die kleinere entscheiden (müssen), denn nur diese passt zwischen einen Rennrad- oder Gravellenker. Auch hier geht die Montage leicht von der Hand. Klett- und zusätzliche Klick-Verschlüsse werden am Oberlenker angebracht, für extra Halt sorgt ein Band um das Steuerrohr. Im Lieferumfang enthalten ist außerdem ein kleiner Spacer aus Schaumstoff, der die Tasche vom Steuerrohr fernhält und so Kontaktpunkte und Reibung mit dem Rahmen reduziert. Befestigt man Lenkerrolle und Rahmentasche gleichzeitig, muss man darauf achten, dass sich die beiden Bänder ums Steuerrohr nicht in die Quere kommen bzw. überlegen, welche Tasche man unterwegs eventuell vom Rad abnehmen möchte, sodass man nicht jedesmal von Neuem die Befestigungen übereinander schlichten oder auseinander dividieren muss :)

Die neun Liter Volumen reichen für eine kompakte Isomatte und einen Schlafsack, die man eingerollt leicht in der Tasche unterbringen kann. Alternativ kann man natürlich auch Gewand dort unterbringen, alles was gut “stopfbar” ist. Beim Packen und Verschließen sollte man darauf achten, dass man zum Unterlenker hin noch etwas Platz lässt, damit man dort auch den Lenker gut greifen kann. Bei (Gravel-)Lenkern mit Flare ist das weniger ein Thema. Dort funktioniert auch das Aus- und Einpacken der Tasche besser wenn diese noch am Rad montiert ist. Bei einem konventionellen Rennradlenker muss man die Tasche in der Regel abnehmen um sie auszuräumen, da man die seitlichen Verschlüsse sonst nicht ausrollen kann.

Auch hier ist die Tasche absolut wasserdicht, die Roll-Verschlüsse an beiden Seiten sind abgedichtet und alles was in der Tasche ist, bleibt gut geschützt. Wer mit einer Lenkerrolle unterwegs ist, muss sich natürlich darüber im Klaren sein, dass diese “im Wind steht”, und zwar richtig. Der Luftwiderstand des Systems wird merklich erhöht.

Accessory-Pack

Wem der Luftwiderstand eh schon egal ist und noch zusätzlichen Stauraum benötigt, kann an der Lenkerrolle noch eine Zusatztasche anbringen. Diese ist mit den integrierten Ösen und Haken kinderleicht und schnell montiert (und unterwegs auch wieder abgenommen). Die Zusatztasche eignet sich daher sehr gut für jene Dinge, die man eher schneller zur Hand oder immer bei sich haben möchte.

Der Verschluss der Tasche erfolgt mit einem zentralen Gurt in der Mitte der Tasche. Das ist einfach in der Handhabung, erfodert aber viel Sorgfalt beim Einrollen des Obermaterials - bei mir waren fast immer unschöne Ecken vorhanden, die dann nach oben wegstehen. Ehrlicherweise habe ich das aber bis dato nur im Stehen ausprobiert - für meine Touren war die Tasche bis jetzt noch nicht im Einsatz, weil ich den zusätzlichen Stauraum nicht gebraucht habe.

Seat-Pack

Die klassische Satteltasche gibt es ebenfalls in zwei Größen: 11 oder 16,5 Liter, wobei die größere zwei (statt einem) Befestigungsgurte hat und zusätzlich elastische Gummizüge an der Oberseite, um zum Beispiel leichte Schlapfen oder Flip-Flops zu befestigen. Ich persönlich bin ja kein Freund von allzu großen und weit ausladenden Satteltaschen, weil diese beim Fahren und vor allem im Wiegetritt zum Schwanken neigen. Für mich reicht daher das kleinere Modell mit elf Litern aus, wobei das schon eine beträchtliche Menge ist und die Tasche mit den diversen Gurten sehr gut anpassbar ist auf die jeweilige Beladung. Benötigt man nur den halben Stauraum, zurrt man die Tasche einfach auf die halbe Größe zusammen. Besonders schlau finde ich den verschließbaren Luftauslass an der Oberseite - diesen öffnet man vor dem Packen, dann räumt man seine Habseligkeiten in die Tasche, verschließt sie, drückt noch einmal alles fest zusammen und hört zu, wie die Luft aus dem Ventil entweicht. Auf diese Weise erhält man eine kompakte Satteltasche, die eben möglichst klein baut und dadurch nicht unnötig Schwungmasse aufbauen kann.

Der Verschluss wird eingerollt und zugeklippt, dadurch ist auch dieses System wasserdicht. Reflektoren an der Rückseite bieten zusätzliche Sicherheit und an den Schlaufen an der Rückseite lässt sich ein Licht montieren.

Cockpit-Pack

Am vielseitigsten und alltagstauglichsten wäre prinzipiell die kleine Oberrohrtasche namens “Cockpit-Pack”, leider ist diese aber auch der schwächste Teil der Serie (ausgehend von einem hohen Niveau allerdings). Zwei Dinge stören mich an der kleinen Tasche, die an sich ein perfekter Begleiter wäre - wasserdicht, kompakt und griffbereit. Zum einen ist da die Befestigung, die nicht so optimal funktioniert wie bei den anderen Taschen. Ein Klettverschluss um das Oberrohr sowie ein weiterer um das Lenkrohr bzw. die Spacer unterm Vorbau sollen die Oberrohrtasche an ihrem Platz halten. In der Praxis war der feste Halt allerdings nicht immer gewährleistet - nicht dass die Tasche runterfallen würde sondern dass sie leicht schief stand oder etwas zur Seite kippte. Das ist dann auch tatsächlich deswegen ein Problem (und das ist der zweite Punkt). weil die Tasche durch ihre Form sehr breit ist und bei einer leichten Schrägstellung dann die Oberschenkel die Tasche berühren. Das kann beim Fahren stören - bei meiner Österreich-Runde war das beispielsweise im Wiegetritt der Fall, weil ich dabei das Rad seitlich hin und her bewege. Was die Befestigung betrifft, so hätte mein Gravel-Bike am Oberrohr sogar zwei Schrauben, an denen man noch Zubehör montieren könnte, aber offenbar gibt es hier in der Industrie noch keine Verständigung auf eine gemeinsame Vorgehensweise - vielleicht werden wir hier für bestimmte Segmente in naher Zukunft einen Standard sehen.

Die Tasche selbst ist in Bezug auf Qualität und Verarbeitung einwandfrei - wasserdicht, mit einer hohen Gummilippe am Verschluss und einem Reissverschluss, der auch während der Fahrt bedient werden kann. Ein iPhone passt mit Ach und Krach gerade noch hinein, Riegel, Gels und Kreditkartenetui und dergleichen aber jedenfalls sehr gut. Bei meinen Erkundungen waren dort außerdem diverse kleine Kabel und Adapter verstaut, die ich gegebenenfalls schnell bei der Hand haben wollte und die ich nicht endlos in den Untiefen der größeren Taschen suchen wollte.

Einen Vielseitigkeits-Sonderpreis verdient das Cockpit-Pack für die Möglichkeit, auch als Satteltasche verwendet werden zu können. Bei einem Mountainbike-Urlaub in Osttirol hatte ich keinen Flaschenhalter am Rad (nicht fragen warum…), die Flasche wandete kurzerhand in die Trikottasche, das Werkzeug und die Jacke von ebendort direkt in die unter dem Sattel montierte Oberrohrtasche. Michael von Starbike ist mit diesem Setup sogar sein Race Around Austria so angegangen.

Meine Erfahrungen und was ich wofür verwende

Jede*r packt anders und das ist auch gut so, ist es doch auch eine recht individuelle Sache. Ich für meinen Teil richte mich natürlich nach der Herausforderung und dem Projekt. Als erstes schnalle ich die Rahmentasche aufs Rad, danach zusätzlich die Oberrohrtasche. Das ist für mich ein Setup, das das Verhalten meines Rades nicht bis wenig beeinflusst. und dabei kann man trotzdem das Wichtigste mit sich führen. Schließlich bin ich so auch meine Race Around Austria Challenge gefahren. Danach schnalle ich die Rahmentasche auf die Sattelstütze, diese bietet viel zusätzlichen Stauraum und durch die flexibel Größe auch eine gute Variabilität. Erst wenn die Satteltasche voll oder zu schwer wird, würde ich zur Lenkerrolle greifen. Bei der Lenkertasche ist der zusätzliche Luftwiderstand doch so spürbar, dass ich diese erst als “last resort” verwenden würde.

Was man wo hineinpackt, auch darüber lässt sich vortrefflich diskutieren und es wird auch hier individuelle Vorlieben geben. Eine gemeinsame Sichtweise ist aber insoweit vorhanden, als man üblicherweise schwere(re) Dinge in die Rahmentasche packt, Schlafsack und Isomatte in die Lenkerrolle und Gewand in die Satteltasche. Wertsachen sind üblicherweise in einer Oberrohr- oder Zusatztasche gut aufgehoben.

Bei meinen Touren mit den Ortlieb-Taschen war das Wetter jeweils recht “bescheiden”, von daher kann ich jedenfalls die Wasserfestigkeit der Produkte bescheinigen. Bei der Oberrohrtasche bürge ich auch für eine Wasserdichtheit, wobei diese weniger vom Wetter selbst auf die Probe gestellt wurde sondern eher durch sturzbachartige Schweißströme von meinem Kopf und Oberkörper.

Die Qualität ist hervorragend und die Verarbeitung einwandfrei. Nichts ist unsauber vernäht, nichts steht weg oder ist im Weg. Die Montage ist eigentlich selbsterklärend, bei jedem Gurt und Klettverschluss ist klar, was dieser zu tun hat und wo dieser hingehört. Hängt man sich allerdings alle Taschen zugleich ans Rad, kann es schon einmal recht eng werden - da sollte man sich kurz Gedanken machen, in welcher Reihenfolge man was montiert und wo jeder Gurt am Ende liegen wird. Besondern rund ums Steuerrohr sammeln sich dann eine Vielzahl von Gurten und Verschlüssen. Auch die Positionierung von Radcomputer und Lichtern will überlegt sein - so ist logischerweise die Lenkerrolle jeder Lichthalterung unter dem Vorbau oder unter dem Computer-Mount im Weg.

Recht viele Gurte und Klettverschlüsse :)

Ortlieb liefert zu den Taschen auch diverse Ersatz- und Zusatzgurte mit. So kann man notfalls auch eine improvisierte Halterung oder Befestigung basteln. Umgekehrt sind die vorhandenen Gurte (vor allem an Lenkerrolle und Satteltasche) teilweise recht lang, sodass stellenweise nicht mehr ganz klar ist wo diese hingehören oder verstaut werden sollen. Das letzte was man möchte, sind schlackernde Gurte oder am Ende sogar Dinge, die sich in den Laufrädern verfangen können.

Ebenfalls ein Thema sind empfindliche Karbonrahmen, die eventuell durch die Befestigungsgurte der Taschen abgenützt oder sogar beschädigt werden könnten. Ortlieb selbst gibt an, dass die eigenen Produkte auch für Karbonrahmen und -sattelstützen geeignet sind. Ich selbst konnte an meinen Rädern keinerlei Abnützung oder Spuren entdecken. Die Klettverschlüsse und Gurte haben in der Regel eine “weiche” Seite, im Normalfall wendet man diese dem Rahmen zu und nicht den aufgerauhten Klettverschluss. Wer hier auf Nummer sicher gehen möchte, kann unter den Befestigungen noch transparente Kleber anbringen, dann kommt der Rahmen gar nicht mehr mit den Taschen in Berührung.

Im “täglichen” Gebrauch wird vor allem die Rahmentasche für mich eine tolle Erweiterung bleiben, sobald das mitgeführte Gepäck die Kapazität der Trikottaschen übersteigt. Satteltasche und Lenkerrolle werden mich hingegen nur auf ausgedehnten Touren begleiten. Und von denen hab ich noch einige vor - bin ich doch gerade erst auf den Geschmack gekommen… ;)

Disclaimer

Handlebar-Pack, Accessory-Pack, Seat-Pack und Cockpit-Pack wurden mir von Ortlieb für diesen Test zur Verfügung gestellt.

Radfahren im Murtal

Die Autotür öffnet sich und vom Kindersitz ist ein Aufschrei zu hören - ein Aufschrei der Begeisterung, befinden sich doch in Sichtweite immerhin Kühe und Traktoren. Um die Unterhaltung des Nachwuchses muss man sich also während der kommenden Tage keine Sorgen mehr machen … Doch es wäre natürlich unfair den Attraktionen und der Schönheit des Murtals gegenüber, die Sache darauf zu reduzieren. 

Fangen wir von vorne an. Das Murtal kennt man in der Regel vom Durchfahren - wer mit dem Auto von Wien Richtung Süden oder Südwesten fährt, hat neben Südautobahn und Neumarkter Sattel auch die Option, durch das Murtal zu fahren. Dementsprechend prominent liegt die B97 im Tal und führt - wie so viele Autobahnen, Schnellstraßen und Umfahrungen heutzutage - an den wesentlichen Dingen vorbei. Moderne Verkehrsachsen sind dem französischen Philosophen Marc Augé zufolge „Nicht-Orte“ - hinter Lärmschutzwänden und auf Umfahrungen nimmt man nur noch anhand der Schilder und Verkehrszeichen wahr, welche Attraktionen sich neben den Straßen verbergen und fährt - in der Regel - einfach daran vorbei. Bevor ich zu weit abschweife … Ich bin froh, dass ich von der B97 abgefahren bin und fühle mich in meiner Theorie bestätigt, dass man ab und zu einfach mal von der Autobahn abfahren sollte und mit aufmerksamen Sinnen und geöffneten Augen neue Gegenden kennenlernen soll. Bewegt man sich erstmal etwas weg von den Hauptachsen und hin zu den Rändern und versteckten Ecken, offenbaren sich die wahren Schätze.

Den Kreischberg kennt man vor allem vom Wintersport, im Speziellen vom Snowboard. Auch ohne Schnee zeugen die angelegten Rampen und Halfpipes am Berghang davon, dass man einer der ersten Orte war, der entsprechende Infrastrukturen errichtet hat. 2015 fanden hier die Snowboard-Weltmeisterschaften statt, der Weltcup gastiert nach wie vor alljährlich am Kreischberg. Abseits dessen bietet das Schigebiet moderate Pisten und ein auf Familien ausgerichtetes Programm. Und Familien stehen auch im Vordergrund, wenn es darum geht, entsprechende Angebote in den Sommermonaten zu bieten. Was liegt näher, als vorhandene Kapazitäten und Infrastrukturen, die von der Wintersaison fraglos ausreichend vorhanden sind, auch im Sommer sinnvoll zu nützen. Viel erfinden braucht man dazu eigentlich auch nicht - die Berge, Flüsse, Täler und Dörfer des Murtals bieten vielfältige Möglichkeiten, Wandern und Radfahren sind am naheliegendsten.

Club Hotel am Kreischberg

Das Club Hotel am Kreischberg wurde vor wenigen Jahren neu übernommen, das ehemalige Appartement-Hotel wird sukzessive in ein Komplettangebot umgewandelt. Das Areal umfasst mittlerweile fünf Häuser, die - bis auf eines - alle mit Korridoren miteinander verbunden sind. Die Tafel vor dem Hotel sagt „Vier Sterne“, das Niveau - egal ob Einrichtung, Ausstattung oder Service - wird dieser Ansage jedenfalls gerecht. Infrastrukturen sind durchwegs vorhanden: Wellness-Bereich mit Infrarot, Dampfbad und Sauna, Indoor-Spielplatz, „Wuzzler“, Massageraum, Fitnessraum, Werkstatt, Ski- und Radräume und vieles mehr. Und wenn es nach dem Hoteldirektor geht, kommt da in den nächsten Monaten noch einiges dazu.

Meine Anwesenheit am Kreischberg hat nämlich mehrere Gründe. Natürlich geht es darum, die Region Murtal und die Freizeitangebote vor allem am Rad kennenzulernen. Die Verantwortlichen des Club Hotels haben aber auch ein brennendes Interesse daran, ihr Radangebot noch besser auf die Zielgruppe auszurichten. Und nachdem ich nun doch schon einige Destinationen mit dem Rad besuchen durfte, besteht mein kleiner bescheidener Beitrag darin, meine Erfahrungen mit dem Club Hotel zu teilen, Wünsche zu formulieren, die ich als Radfahrer an ein Hotel habe und einige Dinge auch gleich in der Praxis auszuprobieren.

Konkret manifestiert sich das zum Beispiel in dem Projekt „Rad-Servicestation“, das in den kommenden Monaten umgesetzt werden soll. Radfahrer sind - wenig überraschend - eine wesentliche Zielgruppe im Sommertourismus. Wer hier als Hotel oder Anbieter auf die Bedürfnisse der Radfahrenden eingeht, erarbeitet sich auf diese Weise einen Vorsprung. Es geht hier aber nicht um eiskaltes und wirtschaftliches Kalkül sondern vielmehr um ein ehrliches Bestreben, Radfahrenden einen umfassenden und entspannten Urlaub bieten zu können. 

Die geplante Rad-Station soll eine Unterbringungsmöglichkeit für Räder umfassen, wobei auch auf etwaige Sonderwünsche (Einzelaufbewahrung) und besonders heikle Räder Rücksicht genommen werden kann. Ein Service-Point stellt sicher, dass kleinere Reparaturen schnell und vor Ort erledigt werden können, geläufige Ersatzteile wie Schläuche sind dort lagernd verfügbar, auch eine kurze Radpflege oder -reinigung soll möglich sein. Touren und Tracks kann man beim Hoteldirektor selbst erfragen, der mit dem Mountainbike schon so gut wie jeden Meter des Murtals unter die Reifen genommen hat. Und wer erschöpft von der Tour zurück kommt, soll auch gleich die Möglichkeit bekommen, sich selbst aufzutanken (im angeschlossenen Restaurant) oder gleich den Weg in den Wellness-Bereich anzutreten.

Wenn wir schon bei der Verpflegung sind - neben den Einrichtungen des Hotels selbst, bieten zahlreiche Restaurants in und um die Gemeinde Sankt Georgen am Kreischberg Gelegenheit zur Einkehr. Typisch steirisch ist man mit einem Backhendlsalat in „Ottl´s Wirtshaus“ bedient, das Kreischberg-Eck bietet Hausmannskost, wie man sie nach einem aktivitätsreichen Tag vertragen kann. Wer hingegen Gusto auf eine Forelle aus der benachbarten Mur hat, der findet im Restaurant Schafferwirt in Kaindorf seine Erfüllung.

Ausflüge & Aktivitäten

Bevor wir zum Radfahren und den möglichen Touren in der Umgebung des Kreischbergs kommen, kurz noch etwas zu Murau, der nächsten größeren Stadt, die rund sechs Kilometer entfernt Richtung Osten liegt. Auch hier stoßen wir auf das schon oben erwähnte Phänomen, dass man auf der Bundesstraße an der Stadt vorbeifährt und einem in der Regel das charmante Ortszentrum entgeht. Das Murtal ist - wenn man die letzten Jahrzehnte betrachtet - jedenfalls mit Fragen der Abwanderung, dem Älterwerden der Bevölkerung und der überschaubaren Anzahl an qualifizierten Arbeitsplätzen konfrontiert. Aufmerksame Beobachter wissen, wie sich das strukturell und irgendwann später auch optisch und stimmungsmäßig auswirken kann.

Die Brauerei Murauer scheint prominent im Stadtbild auf, wer gerne Bier trinkt, kann sich einer der zahlreichen bier-bezogenen Veranstaltungen hingeben. Die Altstadt ist pittoresk, die alte Bausubstanz ist durchwegs recht gut erhalten und lässt erahnen, wie es hier zu früheren Zeiten ausgesehen hat. Über Murau thront das Schloss Liechtenstein - wer sich für Geschichte interessiert, findet hier interessante Anekdoten und Intrigen und mit Anna Neumann eine äußerst spannende Persönlichkeit, die drei Ehemänner überlebte und so in den Besitz des Schlosses gelangte. Den Gegensatz zum Schlossberg stellt die Mur-Promenade dar, bei der sich die „Rückseite“ der Stadt erleben lässt und wo auch noch die Urgewalt jenes Flusses erkennbar ist, der Stadt und Tal ihren Namen gegeben hat.

Wer mit Familie unterwegs ist, kennt die permanente Suche nach Unterhaltungsmöglichkeiten für den Nachwuchs. Ist dieser aus dem Alter draußen, wo Traktoren und Weiderind noch für Begeisterungsstürme ausreichen, bietet das Murtal dennoch zahlreiche Optionen:

Holzmuseum St. Ruprecht

Das Murtal steht samt und sonders unter dem Motto „Holz“. Allseits ist die Auseinandersetzung mit dem Naturmaterial erkennbar - egal ob Brücken, Häuser oder Denkmäler. Optisch macht das einiges her und gelingt mit „Holz“ weitaus besser, als das bei anderen Regionen mit anderen Themen der Fall ist. Häuser scheinen in einer ähnlichen Fassadengestaltung auf, Holzbrücken über die Mur sind stolze Beweise handwerklicher Baukunst und das Holzmuseum in Sankt Ruprecht bietet einen Überblick über diese Gesamtheit an Maßnahmen und einen Einblick in die handwerklichen Geheimnisse, die das Murtal zur vermeintlichen Heimat des „Holzes“ gemacht haben. Am Weg zum Club Hotel am Kreischberg überquert man übrigens die derzeit größte freitragende Holzbrücke Europas.

Dampfzug Murtalbahn

Die Steiermärkischen Landesbahnen betreiben eine Schmalspurbahn durch das Murtal - von Tamsweg bis Unzmarkt. Diese ist im tagtäglichen Einsatz mit regulärem Wagenmaterial, wer für einen Ausflug mit dem Zug allerdings etwas Besonderes haben will, wählt den „Dampfbummelzug“.

Günstner Wasserfall

Der Günstner Wasserfall ist zwar schon „ein Tal weiter“, taugt aber trotzdem als gutes Ausflugsziel vom Kreischberg oder von Murau aus. Mit 65 Metern Fallhöhe ist es der höchste Wasserfall der Steiermark. Und wem das noch nicht beeindruckend genug ist: Es gibt unten beim Wasserfall einen Streichelzoo! ;) Und wenn wir schon dabei sind: Direkt beim Kreischberg bietet ein wunderschöner Golfplatz die Möglichkeit, ein paar Bälle zu schlagen (sind Golfspieler unter den 169k-Lesern??) - und auch hier: gleich hinter dem Golfplatz gibt es einen Streichelzoo. Urlaub gerettet!

Gäste Card

Wer sich übrigens Attraktion für Attraktion durch die Region arbeiten will, ist mit der Murtal Gäste-Card sehr gut bedient, erhält man damit doch Rabatte bei so gut wie allen Ausflugszielen und -einrichtungen der Region.

Auf dem Rad

Am Ende des Tages bin ich aber doch hauptsächlich zum Radfahren gekommen - um die Möglichkeiten der Region kennenzulernen, die ausgeschilderten Routen auszuprobieren, eventuell auch neue Routen zu finden. Die Frage vor dem Aufenthalt am Kreischberg war: „Welches Rad soll ich mitnehmen?“ Am liebsten hätte ich ja Mountainbike, Rennrad und Kinderanhänger mitgenommen, alleine der Platz im Auto ist limitiert. Ich habe daher das Mountainbike eingepackt, meine zuhause gebastelten Rennradrouten auf einen späteren Zeitpunkt verschoben und für den Familienausflug auf dem Murradweg lassen sich vor Ort hervorragend Räder ausborgen.

Murradweg

Der Murradweg ist allgegenwärtig, zieht er sich doch durch die gesamte Region, wirkt wie ein verbindendes Element. Die Mur entspringt in der Nähe von Tamsweg - also rund 40 Kilometer vor Murau - und fließt bis nach Slowenien. Die ganze Länge des Flusses ist mit dem Rad erfahrbar und offenbart eine Vielzahl an Landschaften und Regionen, die alle ihren eigenen Charakter mitbringen. Ideal wäre daher eigentlich, die gut 400 Kilometer des Murradwegs am Stück zu fahren, um das komplette Erlebnis der „Tour de Mur“ zu haben. Wer es lieber etappenweise angehen möchte - zum Beispiel mit der Familie -, der ist besser bedient, einen Ausgangspunkt entlang des Radwegs zu wählen und von diesem aus Teile des Murradwegs zu befahren.

Tour 1: Mur Radweg Murau

Vom Startpunkt am Kreischberg/Sankt Georgen am Kreischberg führt der Radweg vom Bahnhof weg durch den Ort Richtung Osten. Man durchfährt den Golfplatz auf Nebenstraßen, rechts und links wird abgeschlagen, gechipt und geputtet - vor tieffliegenden Golfbällen muss man sich dennoch nicht fürchten. Der Radweg führt weiter entlang der Bahnstrecke und ist auf der gesamten Länge asphaltiert. Man quert die Bahn einige Male, durchfährt Wiesen und kleinere Ansiedelungen und nähert sich langsam Murau. Zwischen den Bergen kommt das Schloss Liechtenstein in Murau in den Blick, man überquert noch ein letztes Mal die Mur und fährt - auf einer abgetrennten Fahrbahn - neben der Bundesstraße Richtung Ortszentrum. Die Einfahrt nach Murau muss man schließlich nicht lange suchen, der Radweg führt direkt ins Zentrum und kommt - für den Versorgungsnotfall - auch direkt am Murauer Brauhaus vorbei.

15,5 Kilometer, 150 Höhenmeter, GPX-File

Tour 2: Mur Radweg Stadl an der Mur

Start ist wiederum in Sankt Georgen am Kreischberg, diesmal geht es Richtung Westen - gegen den Strom quasi. Die ersten Kilometer des Radwegs sind noch asphaltiert und verlaufen flach neben der Mur. Ein kurzer Anstieg der Herzfrequenz stellt sich ein, wenn die Staustufe der Murkraftwerke überwunden werden will, hier sind auf kurzer Strecke einige steile Höhenmeter zu überwinden. Danach quert man die Murtalbahn und fährt ab diesem Zeitpunkt am Waldrand entlang. Hier wird der Radweg wellig, man fährt auf mehr oder weniger feinem Schotter, taucht mitunter für einige hundert Meter tief in den Wald ein. Ein gewisses Grundmaß an Fahrtechnik kann hier nicht schaden, je nachdem mit welchem Rad man unterwegs ist, kann der Schotter stellenweise schon etwas tückisch werden. 

Das Tal wird enger, die Berge am Horizont höher, die Ausblicke schöner und schöner. Man fährt gefühlt tiefer in die Landschaft hinein, entfernt sich von der Zivilisation, ist mehr alleine und bei sich selbst. Das ist definitiv die Genießerseite des Radwegs. Man passiert Sankt Ruprecht oder wechselt kurz auf die andere Seite der Mur, um das dort liegende Holzmuseum zu besuchen. Ziel der Runde ist Stadl an der Mur, von dort geht es wieder zurück zum Kreischberg. 

Normalerweise sind Routen zu bevorzugen, die nicht auf der gleichen Strecke wieder zurückführen, manchmal offenbaren sich beim Zurückfahren aber auch ganz andere Ein- und Ausblicke als bei der Hinfahrt. Wer fit genug ist oder etwas weiter fahren möchte, kann über Stadl an der Mur hinaus weiter Richtung Tamsweg fahren, dort warten noch einige Kilometer Radweg darauf, erfahren zu werden - diese allerdings nochmal etwas anspruchsvoller.

21,1 Kilometer, 250 Höhenmeter, GPX-File

Tour 3: Hauserersee

Direkt am Fuße des Kreischbergs startet die Tour zum Hauserersee, eine der offiziellen Radrouten der Region. Entlang des Lorenzer Bachs fährt man die ersten Kilometer auf Asphalt leicht ansteigend durch lichten Wald, dort wo dieser dichter wird endet auch der feste Straßenbelag und das Mountainbike beginnt, Sinn zu machen. Der Weg wird steiler und steiler, der Radcomputer zeigt zwischenzeitlich >20% an, die kleinsten Gänge werden bemüht. Wie auch bei anderen Routen offenbart sich hier ein Spezifikum, das erst auf den zweiten Blick seine volle Tragweite zeigt: man sieht oft recht weit nach vorne, wohin der Weg führt und wie steil dieser ansteigt. Wer beispielsweise müde Beine hat oder mit der Steigung nicht allzu glücklich ist, kann etwas zermürbt werden, wenn sichtbar ist, was einem die nächsten hunderten Meter bevorsteht. 

Die Route steigt weiter an und wird etwas wilder, bis bei einem Schranken plötzlich die offizielle Radroute endet - leider vor dem namensgebenden Hauserersee. An dieser Stelle ist anzumerken, dass sich das Netz der offiziellen Radstrecken auch im Murtal erst im Aufbau befindet, einige der bestehenden Routen oft eher wie ein Feigenblatt wirken. Auch hier geht es um Haftungs- und Eigentumsfragen der entsprechenden Grundstücke und Forststraßen - der Tourismusverband ist sich der Thematik bewusst, Besserung laut aller Beteiligten in Aussicht.

14,5 Kilometer, 560 Höhenmeter, GPX-File

Tour 4: Allgau

Der Murradweg bzw. das Holzmuseum in St. Ruprecht bildet den Startpunkt für den Stich hinauf nach Allgau. Vorab ist die Grundsatzentscheidung zu treffen, Straße hinauf und Waldweg hinunter oder umgekehrt? Ich habe mir das im Vorfeld nicht gut genug angeschaut und bin die Asphaltstraße hinaufgefahren. Die Steigung auf den rund fünf Kilometern Anstieg ist knackig, unter 10 Steigungsprozent ist man selten unterwegs. Die Landschaft ist lieblich, Kühe rechts und links der Straße sind stetige Begleiter - Autos oder dergleichen sucht man hier vergeblich. Die Route endet auf einer Anhöhe, im Hintergrund tun sich die Gipfel der rund 1.300 Meter hohen Bergkette auf, die das Murtal vom nächsten trennen. 

Leider gibt es keine Passage, die eine Überquerung mit dem Rad ermöglicht und aus der kleinen Runde eine größere Rundfahrt machen würde. Während die Straße sich in Kurven und Serpentinen am Hang nach oben gearbeitet hat, geht es auf dem Schotterweg nahezu in Falllinie nach unten. Man fährt ohne Aussicht in der Senke des Taleinschnitts, das Tempo ist hoch - der Untergrund legt den Einsatz eines vollgefederten Rads nahe, wenn man es hier laufen lassen will. Bergauf stelle ich es mir hier um einiges schwieriger vor. Nach einer kurzen aber sehr kurzweiligen Abfahrt landet man wieder entlang der Bundesstraße und damit auch gleichzeitig wieder auf dem Murradweg.

7,8 Kilometer, 310 Höhenmeter, GPX-File

Tour 5: Stolzalpe

Nicht unbedingt ein Mountainbike benötigt man für die Runde zur Stolzalpe. Von Murau geht es zuerst neben der B96 entlang des Rantenbachs Richtung Norden, bald zweigt der Begleitweg neben der Straße ab und verläuft in einen gesonderten Radweg, der sich durch den nahen Wald windet. Rund 10 Kilometer spult man auf diese Weise ab, bis man bei Rottenmann rechts abbiegt und die ersten Schilder Richtung Sölkpass deuten. Bevor jedoch Zweifel an dem Vorhaben aufkommen können - der Sölkpass ist wohl ein eigenes Kaliber -, biegt man gleich noch einmal rechts ab und findet sich auf einer einsamen schmalen Straße nach Rinegg.

Der asphaltierte Weg steigt stetig an, man durchfährt wunderschöne Nadelwälder, passiert einzelne Häuser, erreicht schließlich ein Hochplateau. Man befindet sich auf rund 1.100 bis 1.200 Metern Seehöhe, es warten noch drei kleine aber knackige Anstiege, bevor man sich mit einem atemberaubenden Panorama wieder Murau annähert. Man erreicht die Stolzalpe, einen mittlerweile mit Murau zusammengelegten Ortsteil, der vor allem durch seine Heilstätte hoch am Berg Bekanntheit erlangt hat. Und an genau dieser Stelle offenbart sich auch die beste Aussicht - Richtung Nordwesten durch das Tal des Rantenbachs und in das Murtal bis zum Kreischberg, hier zahlt es sich aus, eine kurze Pause einzulegen. Hinunter geht es auf der Straße vom Krankenhaus direkt nach Murau, von wo aus man mit dem Rad oder dem Zug den weiteren Heimweg antreten kann. Die Strecke ist zwar durchgehend asphaltiert, wie so oft deutet aber spätestens das Schild „Ende der Ausbaustrecke“ darauf hin, dass man mit breiteren Reifen eventuell besser bedient ist.

24,6 Kilometer, 560 Höhenmeter, GPX-File

Rennradtouren

Ich habe auf meinem Computer noch einige Touren für mein Rennrad vorbereitet gehabt. Mit der Turracher Höhe, dem Sölkpass und der Nockalmstraße sind in unmittelbarer Nähe des Murtals einige große Namen vertreten. Diese in Angriff zu nehmen, bedarf vorab einiger Planung, geht es doch in recht hohe Gefilde. Inwiefern sich mit diesen Tourenzielen noch gute Runden (im Sinne von „nicht auf der gleichen Strecke zurückfahren“) umsetzen lassen, weiß ich nicht genau. Die Möglichkeiten, wieder in die richtigen Täler zurückzukommen, sind begrenzt - im Zweifelsfall würde ich hier die gleiche Strecke wieder zurückfahren. 

Ein anderes anfängliches Bedenken lässt sich hingegen recht einfach zerstreuen. Die teilweise doch recht stark befahrenen Bundesstraßen lassen sich insofern ganz gut vermeiden, als viele davon begleitende Radweg aufweisen, die man ohne weiteres auch mit dem Rennrad benützen kann.

Disclaimer

Der Aufenthalt im Club Hotel am Kreischberg fand auf Einladung des Hotels statt.