King of the Lake 2025

Am Vorabend des King of the Lake bekomme ich beim gemeinsamen Abendessen ein Mikro vors Gesicht gehalten und der Interviewer leitet ein mit: „du bist ja prädestiniert für eine Teilnahme beim KOTL...“ und in meinem Gehirn beginnt es zu rattern und ehrlicherweise: Ich könnte nicht mehr am falschen Platz sein als hier! Mein Offenbarungseid ist, dass ich de facto hier einen der heißbegehrten Startplätze schlicht und ergreifend blockiere. Ich, der gerne gemütlich fährt, wenig Ehrgeiz besitzt, gerne stehenbleibt um Fotos zu machen und sich nicht um Ergebnislisten schert. Auf der anderen Seite rund 5.000 Leute, die fleissig trainieren, schnell fahren wollen und unbedingt mal in den Genuss kommen wollen, beim größten Zeitfahren Europas auf gesperrter Straße einmal um den wunderschönen Attersee zu düsen.

Ich gebe an dieser Stelle zu, dass ich mitunter auch schon etwas ratlos war, worüber ich beim King of the Lake eigentlich noch berichten soll. Ich bin mit dem Rennrad mitgefahren, habe mit dem Zeitfahrrad teilgenommen, war alleine und im Vierer-Team unterwegs, bei Regen und Sonne, habe darüber geschrieben und Videos gemacht. Und da sich 5.000 Leute um 1.400 Startplätze streiten, ist auch nicht mehr allerdringendst notwendig, groß die Werbetrommel zu rühren. Und wer den KOTL in den letzten Jahren mitverfolgt hat, bemerkt eine stellenweise fast schon beängstigende Leistungsgesellschaft, wo Räder um 15.000+€ keine Seltenheit sind, der Kampf um das letzte Watt nicht nur so dahingesagt ist und wer sich nach der Zieleinfahrt nicht vor Erschöpfung auf den Boden legen muss, der hat was falsch gemacht. Na gut, so schlimm ist es auch wieder nicht, aber so wie ich einfach nur mitfahren zu wollen - des Events, des Radfahrens oder der Leute wegen - das grenzt stellenweise schon an schlechtes Gewissen. Aber genau darin habe ich dann wieder den Sinn gefunden mitzufahren und darüber zu berichten. Und dass es dem Baranski am Ende irgendwie ähnlich gegangen ist, freut mich insbesondere - aber dazu später noch mehr.

Die gleiche Person, die mir das eingangs erwähnte Mikro unter die Nase gehalten hat, fragte mich zwei Wochen vor dem KOTL ob man mir eine Kamera für den Livestream auf das Rad schnallen könnte. Solche Anfragen klingen interessant und werden von mir daher grundsätzlich bejaht. Als es dann noch geheißen hat, meine Startzeit wird dann irgendwo „bei den Guten“ sein und je langsamer ich fahre desto besser, denn dann sind die schnellen Fahrerinnen länger im Bild, war für mich alles klar. Ich hatte die perfekte Ausrede, das eigentliche Rennen irgendwie auszublenden und hatte einen Auftrag - flott (aber irgendwie nicht zu schnell?) um den See fahren und einen Beitrag leisten.

Dass dabei dann Ressourcen übrig bleiben, um sich auf andere Dinge zu konzentrieren - großartig! Links schauen auf die Landschaft, rechts schauen auf den See, beobachten wer überholt und wen man überholt, Kilometer zählen, den Fotografen zuwinken, die Fanzonen mal genauer anschauen, mit den Motorradfahrern kommunizieren, die die Strecke begleitend absichern. Nicht falsch verstehen - das soll kein Appell sein, nur noch spazieren zu fahren, das wäre im Kontext des KOTL Blödsinn. Am Ende ist es ein Rennen und erwartet ein gewisses Maß an Leiden und Leidenschaft. Genau diese Leidenschaft können aber auch Leute aufbringen, die eben nicht den S-Works-Zeitfahrer mit Lightweight-Vollscheibe und Ceramic Speed Oversized Pulleys aus dem Auto zaubern. Und auch jene, deren FTP unter 300 liegt. Und auch jene, die einfach nur die gesperrte Strecke erleben wollen. Und und und und...

Den Baranski ordnet man als ehemaligen King of the Lake und damit Gewinner dieser ganzen Geschichte jetzt eher nicht auf der Seite jener ein, die den Attersee unbedingt aus Genuss umrunden. Seine Expertise und die Produkten aus seinem Shop ermöglichen ja vielen auch erst, die volle Leistung auszuschöpfen - letztes Watt und so. Aber genau dieser Baranski hatte lustigerweise dieses Jahr auch eine Art Epiphanie, die am Ende auch ein paar der Punkte wiederholt, die ich oben versucht habe niederzuschreiben. Am besten liest man dazu den Blogbeitrag, den Marcus zum diesjährigen KOTL geschrieben hat - ich freu mich beim Lesen irgendwie über diese Erlebnisse mit! Und die gemeinsame Zieleinfahrt hatte schon fast romantische Züge…

Baranski hat Zeit zum Winken!

Was ist jetzt die Message dieses Blogpost? Was bleibt nun nach dem King of the Lake 2025?

Ich glaube es ist eine Art Plädoyer für eine unbelastete Herangehensweise an den KOTL. Lassen wir die, die unbedingt unter einer Stunde um dem See fahren wollen, trainieren, leiden und performen. Der King of the Lake soll aber bei aller Leistungsdichte auch weiterhin ein Forum sein für Leute, die gerne an Veranstaltungen teilnehmen, die gesperrte Strecke genießen wollen und die sich fordern wollen, ohne sich direkt im Ziel anspeiben zu müssen.

Wer sich ein Bild von der Runde machen und 1 Stunde und 24 Minuten seines Lebens darauf verbrauchen will, den Vorbau meines BMCs anzustarren, dem sei mein Streckenvideo nahegelegt - ich habe nämlich die Kamera auf meinem Brustgurt laufen lassen. Ansonsten wird mir der Teenager in Erinnerung bleiben, der mir in der 13%-Steigung in Buchberg trocken ins Gesicht gerufen hat „Beweg dich!“ - Danke für Nichts... Ich freu mich jetzt schon aufs nächste Jahr!

Race Around Austria 2025 - Fotos

Ich war beim Race Around Austria - schon wieder! Zum mittlerweile neunten Mal! Es ist immer wieder eine Art von Nach-Hause-Kommen, wenn ich in der RAA-Woche nach Sankt Georgen komme und auf dem Kreisverkehr bei der Ortseinfahrt das große RAA-Logo prangt. Ich genieße die Woche im Attergau, das Fotografieren, das Radfahren zwischen den Starts und Zielankünften, ich fiebere mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit, freue mich über jede Rückkehr auf der Zielrampe, leide mit jedem und jeder, der oder die es aus unterschiedlichen Gründen nicht zurück ins Ziel schafft. Es sind Freundschaften entstanden und es kommen immer neue dazu. Fotos können nicht wiedergeben, welche Emotionen hier im Spiel sind. Aber Fotos sind das Einzige, was ich an dieser Stelle als Berichterstattung anbieten kann - hier also eine kleine Auswahl, unsortiert und unkommentiert…!

Salzkammergut Trophy "gravel.two"

ABCDEFG - nein, hier handelt es sich nicht um eine Übung meines Sohnes aus der ersten Klasse sondern um den größten Mountainbike-Marathon des Landes, Europas (?) und vielleicht sogar der ganzen Welt (??). Mit Buchstaben werden nämlich die unterschiedlichen Strecken der Salzkammergut-Trophy bezeichnet von A wie absurd bis G wie gemütlich. Natürlich nur Spaß, auch wenn man für die A-Strecke mit ihren 210 km und 7000 Höhenmetern in meinen Augen etwas übermenschliche Kräfte benötigt. Die Buchstaben darunter bezeichnen kürzere Strecken oder solche, die für spezielle Kategorien gedacht sind. Und auch die Startorte, Distanzen und Höhenmeter unterscheiden sich von Route zu Route. Dabei ist eigentlich für jeden Gusto und jede Leistungsstufe etwas passendes dabei. Und so wird aus der Region Dachstein-Bad Goisern-Gosau-Obertraun-Bad Ischl am Trophy-Wochenende ein enges Netz aus Strecken und Treckenteilen, überall wuseln Radfahrer und Radfahrerinnen durch die Gegend und man hat das (tolle) Gefühl, als „gehöre“ die Region an diesem Tag alleine den Radfahrenden.

Und obwohl auf den Plakaten der Trophy ganz groß „Mountainbike“ draufsteht, möchten die Organisatoren natürlich auch dem immer weiter wachsenden Segment Gravel die Möglichkeit bieten, an der Veranstaltung teilzunehmen. Dazu wurden in den letzten Jahren schon einzelne Gravel Strecken angeboten - diese werden nun mit jedem Jahr zahlreicher, differenzierter und auch besser besucht.

Meine Geschichte mit der Trophy umfasst nun schon die B, C & G Strecke. Das schönste Erlebnis dabei war sicherlich die 120 km lange B-Strecke, auch wenn der Salzberg ein richtiger Henker ist und die Strecke einem so gut wie alles abverlangt. So gerne ich auf dem Mountainbike sitze, so sehr wollte ich aber auch einmal eine Gravel-Strecke ausprobieren. Und so war ich dieses Jahr für die Strecke „gravel.two“ angemeldet, die mittlere der mittlerweile drei angebotenen Gravelrouten.

Und weil das schöne Salzkammergut mehr als „nur“ einen Ausflug zur Radveranstaltung verdient, ist aus der Trophy-Teilnahme dieses Jahr auch wieder ein Familienurlaub für ein (sehr) verlängertes Wochenende geworden. Die Region um Hallstätter-, Altausseer- und Grundlsee und sowohl Bad Aussee, Ischl und Goisern bieten einige Möglichkeiten, Erwachsene und auch Nachwuchs zu unterhalten. Meine Kinder sind mit Bootfahren am Grundlsee, Planschen im (kalten!) Altausseer See, Murmeltiere schauen auf der Blaa-Alm und Besuch der Dachsteinhöhlen ausreichend ausgepowert, dass die Eltern am Abend noch in Ruhe anstoßen können - natürlich nicht übermäßig, schließlich gibt es noch ein Radrennen zu fahren...

Auch wieder auf Familienbedürfnisse und maximale Flexibilität war die Unterbringung ausgelegt. Die Hagan Lodges unterhalb des Losers bieten den Komfort eines Apartments und die Kinder können so laut schreien, wie sie wollen - die nächste Hütte ist weit genug entfernt, sodass sich keiner darüber aufregt! Sehr praktisch. Und weil die eigenen lärmenden Kinder nicht ausreichen, haben wir uns dieses Jahr auch noch mit Nora zusammengetan - geteiltes Leid, doppelte Freude oder so...

Mit Nora gemeinsam war es dann aber auch endlich Zeit für die eigentliche Aufgabe - Gravel-Two. Ziel alles Strecken ist in Bad Goisern, die Starts sind jedoch etwas verteilt - auch um das ganze Event etwas zu entzerren. Zum Gravel.two-Start in Bad Ischl geht es aber gemütlich und unkompliziert mit dem Rad entlang des Radwegs - 20 Minuten und fertig, und das Einrollen und Aufwärmen ist auch gleich erledigt. Mit dem richtigen Timing hatten wir auch nicht allzu lange zu warten und mit einem kurzen Countdown und dem Startschuss war das Feld schon in Bewegung. Durch die Fußgängerzone von Bad Ischl, vorbei an der Bäckerei Zauner am Fluss, kurz an ein paar Wohnhäusern vorbei und nach keinen fünf Minuten baut sich die erste Rampe auf - hinaus aus der Stadt, hinein in den Wald.

Wir stehen gemeinsam mit einer anderen Strecke am Start, hier vermischen sich Gravel- und Mountainbikes. Die Mountainbiker und Mountainbikerinnen werden sich nach einem Drittel der Strecke verabschieden und auf „ihre“ Strecke abzweigen während die Gravelbikes auf technisch etwas leichteren Wegen weiterfahren werden. Spannend ist das Zusammenspiel von Gravel und MTB auf jeden Fall. Während im ersten steilen Stich die MTBs in den kleinsten Gang schalten und das „klassische“ gemütliche MTB-Strampeln im leichten ersten Gang einsetzt, haben die meisten Gravelbikes nicht einen so leichten Gang - entweder sinkt die Trittfrequenz auf kniebelastende Frequenzen oder aber die Gravelbiker versuchen, die MTB zu überholen. So 100%ig passen die beiden Kategorien nicht überall zusammen. In der darauffolgenden Abfahrt auf einem breiten Schotterweg wendet sich das Blatt. Die Mountainbikes rollen gemütlich und ohne Anstrengung auf breiten Reifen über die Steine, die Gravelbikes haben da schon sichtlich mehr Schwierigkeiten - vor allem wenn man sich so wie ich und einige andere an der Geschwindigkeit der MTBs orientiert. Sagen wir so: wir sind in einer enger werdenden Kurve zu dritt mit abgespreizten Beinen und sturzbereit ins Gestrüpp gefahren, weil sich die Reifen Grip verloren haben,´. Keine Sorge - ist nichts passiert. Die MTBs neben uns sind ganz locker durch die Kurve gerollt. Aber so ist es halt - zwei Welten, die so ähnlich aber dann doch wieder anders sind. Aber das sind nur zwei ganz kurze Momentaufnahmen dieser ersten Minuten der Trophy, bald haben sich die Dinge sortiert - jene, die schnell fahren woll(t)en, sind sowieso schon vorne weggefahren, hinten kehrt Ruhe ein.

Ruhe ist auch das Stichwort für den ersten längeren Anstieg, hinein ins Weißenbachtal. Auf feinem, weißen Schotter geht es hinein in das wunderschöne Tal, man kurbelt in Ruhe die Höhenmeter runter. Technisch stellen sich weder auf- noch abwärts größere Probleme ein - perfektes Gravelterrain!

Nach einer kurzen Zwischenabfahrt geht es plötzlich nochmal gröber bergauf - ich hatte an dieser Stelle schon den gemütlichen „Überstellungsteil“ im Tal erwartet. Aber langweilig wird es ohnehin nicht, kommt doch von links ein weiterer Streckenteil der Trophy dazu. Man weiß nicht genau, welche Strecke, welche Leistungsgruppe oder wer da wie weit vorne oder hinten ist - eigentlich auch egal. Es ist eine tolle Mischung an Leuten, Leistungsstufen und Stimmungen und macht das Ganze sehr unterhaltsam! Als dann noch Einräder auftauchen - ja, es gibt auch eine Einrad-Strecke - wird das ganze endgültig spannend. Ich fahre eine zeit lang neben zwei Einradfahrerinnen und komme aus dem Staunen nicht heraus, wie die beiden sich den Berg hinaufarbeiten bei Steigungen um die 10%. Ich kann mir aber beim besten Willen auch nicht vorstellen, wie das Ganze dann erst bergab funktionieren soll. Meinen größten Respekt an dieser Stelle für die Einradfahrer und Einradfahrerinnen auch wenn ich ausschließen kann, das einmal selbst ausprobieren zu wollen.

Am Beginn der Abfahrt dann die einzige brenzlige Situation des an sich entspannten Tages: wieder trennt sich die Gravelstrecke von jener der MTBs, die an sich einwandfreie und flächendeckende Beschilderung weist an dieser Stelle allerdings eine minimale Lücke auf und einige Gravelbikes fahren in die ersten Meter der MTB-Strecke. Der verpasste Abzweig ist schnell erkannt, 10 Meter zurück und wir sind alle wieder auf dem richtigen Weg.

Richtung Goisern und an sich schon Richtung Ziel geht es flott mit etwas Gefälle über technisch durchaus anspruchsvolle Wege, die mit Steinen und Wurzeln versetzt sind. Die wahren Herausforderung ist allerdings, dass von hinten immer wieder Fahrer und Fahrerinnen von anderen Strecken kommen, die sich da gerade schon in der Zielanfahrt befinden und es dementsprechend etwas eiliger haben. Kurz ausweichen und signalisieren auf welcher Seite Platz gemacht wird, die Schnellen vorbeilassen und entspannt weiterfahren - ist zumindest mein Motto, ich fahre ja nicht um einen Spitzenplatz...

Und dann fährt man Richtung Hauptplatz Goisern - gelernte Trophy-Teilnehmerinnen und Teilnehmer wissen, dass das eigentlich schon die Zielgerade ist - die gravel-two Strecke biegt aber hier noch einmal ab. Es wartet noch einmal ein ordentlicher Brocken an Anstieg, immerhin um die 500 Höhenmeter. Die Aufregung, der Lärm und die anderen Teilnehmenden sind plötzlich verschwunden, man kurbelt alleine noch einmal hinauf. Einzelne Fans und Fangruppen stehen vor Häusern und feuern auch uns noch an - einige klatschen, jubeln, läuten und klingeln hier vermutlich schon seit Stunden. Bei einer etwas „spezielleren“ Fanzone wird mir eine Bierflasche hingehalten, ich nehme einen Schluck - Iso ist Iso :) Dass mir dieser Schluck Bier die nächsten 15 Minuten lang aufstoßen wird, lass ich mal so stehen... Im Wald wird es nochmal einsamer, es beginnt zu nieseln, dann zu regnen. Kurz könnte man glauben, man ist nicht mehr in einem Rennen. Oben wird er Weg noch einmal zur Challenge - der schmale Hohlweg ist ausgewaschen vom Regen der Vortage, die Wurzeln und Steine vom Regen, der jetzt gerade fällt, nass und glitschig. Absteigen und ein paar Meter schieben, dann wieder in den Sattel und auf der schönen Forststraße nun aber wirklich Richtung Ziel. Die Abfahrt Richtung Bad Goisern auf Asphalt ist auch nicht ohne, es dürfte doch stärker geregnet haben, als man es im Wald gemerkt hat - die Straße ist nass und (wahrscheinlich) rutschig und jetzt noch etwas zu riskieren, zahlt sich auch nicht aus. Im Gegenteil, wer an dieser Stelle noch einmal etwas rausnimmt und en Kopf hebt, sieht hinunter auf das Tal, die Berge rundherum und wird auf beeindruckende Art und Weise daran erinnert, wie schön es hier ist. Einziges „Makel“; es fehlt der grandiose Blick auf den Dachsteingletscher, den man auf manchen der anderen Strecken bekommt - hier seien B und C empfohlen, wenn man hinten zu den Gosau-Seen hinunterfährt!

Die Ankunft in bad Goisern ist wie immer schön - viele Zuschauerinnen, Fahrerinnen von allen möglichen Strecken (von heroisch auf der A bis downhill-lastig auf der Enduro-Strecke und allem zwischendrin), man trifft sofort bekannte Gesichter (und würde wohl auch neue kennenlernen sofern man keine bekannten Gesichter hat) - ich warte kurz auf Noras Ankunft und kann währenddessen auch noch die Ankunft der schnellsten Teilnehmerin auf der A-Strecke bejubeln. Auch hier zum Ende sammelt und konzentriert sich der ganze Trophy-Wahnsinn (im positiven Sinn!) also noch einmal. Alle Strecken, Teilnehmerinnen und Geschichten finden im Ziel in Bad Goisern zusammen.

Zurück zur Hagan Lodge, zurück zur Familie und es wird wie immer nur den einen Tag dauern, bis man auch schon daran denkt, was man denn im nächsten Jahr machen könnte... Andere Strecke probieren? Anderes Rad probieren? Gleiche Strecke aber schneller? Wieder auf den Salzberg hinauf? Ich hätte mit der B-Strecke noch eine Rechnung offen...

Gravelei

Die Legende erzählt von einer unerfüllbaren Liebe hier auf der Remschnigg-Alm - er auf der österreichischen, sie auf der slowenischen Seite, getrennt durch einen schwer zu überbrückenden Grenzzaun. Mit dem Fall der Grenzen Anfang der 90er-Jahre war die Barriere verschwunden, die Liebe war möglich und es kam zusammen, was zusammengehörte. Sprung in die Gegenwart, das Verhackertbrot bei der Labe auf der Remschniggalm auf „der Wüdn“ - der mittleren Streckenvariante der Gravelei, mundet ausgezeichnet, dreht man sich nach rechts breitet sich unter einem die herrliche Südsteiermark aus, auf der linken Seite die ebenso wunderschöne slowenische Blaupause. Die Gedanken schwelgen und man sortiert beim Blick in die Ferne gerade seine Gedanken und überlegt, ob auch bei der Südsteiermark und der Gravelei hier endlich ein Pärchen zusammengefunden hat, das schon immer zusammengehört hat. Bis ein plötzliches „Foah Weida!“ freundlich aber bestimmt daran erinnert, dass man ja auch noch in die Pedale zu treten hat. Also das Verhackertbrot fertig gegessen, das Getränk mit dem passenden Namen „Rote Rakete“ ge-ext, zurück in den Sattel und weiter über die großartige Strecke der Gravelei. Es geht vorbei an den in einer langen Reihe geparkten Autos mit den Kennzeichen von Graz und Graz Umgebung – wir sind also hier nicht die Einzigen, die die landschaftlichen Reize genießen wollen. Es ist ganz schön viel los hier und die Schlange der Autos ist beträchtlich, dennoch wollen wir nicht von Overtourism sprechen - am Ende verträgt sich dieser Begriff auch nur bedingt mit dem lokalen Dialekt.

Speaking of Tourism... für wen die Südsteiermark und Radfahren bis jetzt kein adäquates Pärchen waren, der soll an dieser Stelle eines Besseren belehrt werden. Über Jahre schon kommt man hier her, um den großartigen Weißwein, Kastanien, Kürbiskernaufstrich und die Landschaft zu genießen, mit dem Radfahren assoziiert man die hügelige Gegend aber nur bedingt. Und wenn dann trifft man eher den Typ E-Bike-Fahrer an - vorzugsweise pärchenweise und in fortgeschrittenem Alter. (Was an dieser Stelle natürlich keine Wertung darstellen soll). Es mehren sich allerdings die Initiativen rund ums sportliche Radfahren - verantwortlich dafür ist mitunter auch der Weinlandhof in Gamlitz und in Person der umtriebige Thomas Pichler als radbegeisterter Hotel-Chef. Hier gibt's im Frühjahr mit dem sogenannten Woamfoahn einen Rennrad-Saisonauftakt mit für April schon akzeptablen Temperaturen und großartigen geführten Routen, das Pendant dazu im Herbst ist die Gravel-Extravaganza, bei der die Südsteiermark abseits der befestigten Straßen erkundet werden kann. Und hier sind wir schon wieder beim Thema und auf den gleichen Strecken unterwegs wie hier und jetzt bei der Gravelei. Es geht durchaus anspruchsvoll auf und ab, hinter Kurven plötzlich in den Wald hinein, über Forstwege und Single Trails, durch Höfe durch, an Buschenschanken vorbei - wenn wir bei der Gravelei nicht doch ein wenig flotter fahren würden, böte sich hier natürlich eine kurze Einkehr an... – und die wichtigste Charakteristik der Südsteiermark: es geht immer auf und ab, auf und ab, auf und ab, auf und ab. Max als einer der Verantwortlichen für die Gravelei sagt nicht umsonst: „einen gewissen Haxn musst schon mitbringen“.

Und wenn wir schon von Organisation reden: es war durchaus keine leichte Aufgabe, das Projekt Gravelei auf die Welt zu bringen. Österreich ist generell kein einfaches Pflaster was das Veranstalten von Rad-Events angeht – behördliche Auflagen und Vorgaben, Abstimmungen mit unterschiedlichen Stellen, das alles sind Herausforderungen, die für kleine Organisationen oder Vereine mitunter schwer zu stemmen sind und ganze Veranstaltungen vor „sein oder nicht-sein“ stellen kann. Auch der Gravelei ist es nicht anders ergangen und nach einigem Hin und Her, Brainstorming und Durchdenken von unterschiedlichen Varianten hat es ein ganzes Jahr gedauert, bis das Format in der gewünschten Form umgesetzt werden konnte.

Und es ist durchaus gelungen was man hier auf die Beine stellen konnte. Ein kommodes Begleitprogramm, lokale und begeisterte Betriebe, die das Vorhaben unterstützen, regionale Sponsoren, die tatsächliches Interesse daran haben, Radsport und Veranstaltungen zu fördern und nicht zuletzt Personen mit Handschlag-Qualität und „hands-on“-Mentalität, die dafür sorgen das Ding auch auf den Boden zu bekommen. All diese Dinge gehen einem glücklicherweise NICHT durch den Kopf, während man mit dem Gravelbike über Schotterstraßen und Waldwege pflügt, denn darum kümmern sich die Organisatoren - das ist das Angenehme, wenn man gar nicht mitbekommt, was im Hintergrund alles notwendig ist um Dinge zum Laufen zu bekommen. Besser konzentriert man sich auch auf den Untergrund, denn es sind durchaus Passagen dabei bei denen man die Gedanken nicht schweifen lassen und nicht den großartigen Ausblick genießen sollte sondern Kontrolle übers Rad behalten muss, um flüssig und flott über Wurzeln, Steine und Schotter zu fliegen. In einem früheren Stadium der Projektplanung war einmal vorgesehen, die Gravelei als „echtes“ Rennen zu fahren, angesichts der anspruchsvollen Strecken ist es aber vielleicht sogar besser das ganze als Ausfahrt oder Genussfahrt oder Gruppen-Event durchzuführen. Wäre doch schade, wenn man im Rennmodus die besonders schönen Ecken einfach übersieht...

Die drei Strecken (Gstört, Wüd und Gmiatlich) vereinen sich an manchen Punkten, verabschieden sich dann wieder voneinander nur um vor der nächsten Labe wieder kurz zusammen zu kommen. So ergibt sich ein ständiges Verabschieden und Wiedersehen – spätestens bei der nächsten Labe sieht man sich aber wieder. Hier gibt es kühle Getränke - absichtlich keinen Alkohol auch wenn wir in einer wunderbaren Weinbaugegend sind – mit einem Glas Wein anstoßen können wir auch am Abend nach dem Event. Während die Weingläser in Promille gerechnet werden beschäftigen wir uns mit den Steigungen, die in Prozent gerechnet werden. Und davon gibt's hier ausreichend und durchaus knackig.

Die Vielfalt der Gegend spiegelt sich in den Strecken der Gravelei wieder. Vom Startpunkt in Gamlitz aus gesehen ergeben sich je nach Himmelsrichtung unterschiedliche Landschaften und unterschiedliche Möglichkeiten für Radrouten. Nach Norden Richtung Leibnitz wirds eher flach und man kann ein paar Meter rollen, nach Westen hin wird es sanft hügelig, spätestens bis man Richtung Heb- und Koralm kommt - dort sind die langen Anstiege versteckt. Und Richtung Süden und zur Grenze zu Slowenien hin ergibt sich ein Meer aus endlosen Hügeln – wunderschön anzuschauen, mitunter aber herausfordernd drüber zu radeln.

Man endet dort wo man begonnen hat – im Motorik Park in Gamlitz, wo es neben einem kühlen Eis oder Getränk nach dem Rennen auch die Möglichkeit gibt, kurzerhand in den Badesee zu springen. Wichtig ist nur rechtzeitig wieder aus dem Wasser zu steigen, um für die finnische Party bereit zu sein.

Was bleibt vom Wochenende in der Südsteiermark und der Gravelei? Auf jeden Fall ein tolles Event dass sich einen noch größeren Rahmen verdient hat, bei dem man durchwegs auf entspannte, sympathische, fröhliche und nette Menschen stößt, der „vibe“ passt genau. Oder sollte ich nicht darüber reden, damit das Event nicht zu überlaufen wird und so gemütlich bleibt wie jetzt? Foah weida!

Fotos: Max Hofstätter und Oliver Andorfer / Gravelei

Jahresrückblick 2024

Ich hab schon lange keinen Jahresrückblick mehr geschrieben, früher war das fast eine Regelmäßigkeit. Irgendwie kippt man dann ja oft schnell in eine Art Nostalgie und das ist meistens wenig zielführend. Auf der anderen Seite ist immer die Frage, was es überhaupt zu berichten gibt und auf was man im abgelaufenen Jahr zurückblicken kann. Blogbeiträge wie diese arten bei mir immer in eine etwas gefühlsduselige Selbstreflexion aus - Achtung also an dieser Stelle: es könnte derartiger Content folgen... (wobei ich mit meinem erratischen Schreibstil an dieser Stelle des Textes noch nicht genau weiß, wohin die Reise führt!)

Das Sportliche

Fangen wir mir den Hard Facts an: 4.068,4 Kilometer gibt mit Strava als Jahreskilometerzahl für 2024 an. Weit entfernt von den magischen 10.000 Kilometern, die vor einigen Jahren mal eine Art Heiliger Gral gewesen sind. Wobei mir diese geschriebenen und ungeschriebenen Regeln mittlerweile nicht gleichgültiger sein könnten. War es vor einiger Zeit nach lustig, sich über die „Rules of Cycling“ zu unterhalten und auf deren Einhaltung zu pochen (Sockenlänge, Beine rasieren, Harden the fuck up, was auch immer da alles stand), klingen die meisten dieser Regeln heute irgendwie outdated und haben schon leichten Staub von Dad Jokes. Die Corona-Pandemie und alle damit verbundenen Folgen hat hier etwas in Bewegung gebracht. Es ging plötzlich ums RADFAHREN - egal mit welchem Rad, egal mit welchem Gewand, egal mit welchen Leuten, egal auf welchem Untergrund. Sofern man nicht ganz eng in seiner bestehenden sportlichen Rennradwelt verhaftet war, sah man sich plötzlich mit einem herrlich egalisierenden, befreienden und relativ zwanglosen Schwung konfrontiert, wo es plötzlich um andere Dinge ging als Tempo, Durchschnitt und Kilometer. Mir persönlich hat hier die Wiener Schotteria mit ihren Gravel-Ausfahrten die Augen geöffnet. Was ich von dort übernommen habe - und mein Eindruck ist, dass das viele andere auch getan haben - ist eine Loslösung von den alten Parametern hin zu neuen Faktoren, die zählen. Komoot hat das ganz gut auf den Punkt gebracht, indem in einem „Jahreszusammenfassungsmail“ von ihnen sinngemäß drinnen gestanden ist: „Du hast im Jahr xy so und so viele Abenteuer und gute Momente gesammelt“ - anstelle von plumpen Kilometerzahlen.

Und wenn wir schon bei den berühmt-berüchtigten Jahresrückblicken aller möglichen Plattformen sind: Gefühlt haben dieses Jahr 1. viel weniger Leute ihre Strava-Recaps gepostet und 2. viel spannender war, dass mit Stolz auch „geringere“ Kilometerzahlen geteilt wurden. Das klingt vielleicht etwas blöd oder auch überheblich, immerhin sind auch 3.000 Kilometer „viele“ Kilometer. Aber man merkt, dass durch Gravel und Bikepacking einfach andere Dinge wichtiger werden, die sich jetzt nicht mehr 1:1 in Kilometerzahlen widerspiegeln und nacherzählen lassen. In diesem Sinne fühle ich mich überhaupt nicht alleine mit meiner Einstellung, dass die Jahreskilometer eigentlich unerheblich sind und andere Dinge zählen. Zurück aber zu meinen 4.000 Kilometer im Jahr 2024. Es geht also nicht darum, ob ich damit zufrieden bin oder nicht - das sind die falschen Kategorien. Richtig muss es heißen: Ich wäre gerne mehr Rad gefahren, hätte noch die eine oder andere Tour gemacht und diese oder jene Region erkundet.

Das Medizinische

„Ein Lipom ist ein gutartiger Tumor der Fettgewebszellen (Adipozyten)“ sagt Wikipedia und es beschreibt, was an meinem Hals die letzten Jahre herangewachsen ist. Tumor klingt immer gleich sehr dramatisch aber es ist im Endeffekt ein Klumpen Fett, der subkutan, also unterhalb der Haut - vor sich hin wächst. Medizinisch leicht abzuklären und an sich auch einfach zu entfernen. Bei mir war das Ding aber am Hals und zumindest räumlich in der Nähe zu ein paar wichtigen Organen und Verbindungen, von daher war die Entfernung nicht die alleeleichteste Übung sondern mit Operation und Krankenhausaufenthalt verbunden. Und ich hab das Ganze eh lange genug vor mir her geschoben, aber 2024 wollte ich das Ding dann doch mal weghaben. Ein Termin im Winter (Off-Season) wäre natürlich am praktischsten gewesen, aber nachdem OP-Termine mitunter nicht so einfach zu bekommen sind, hab ich den im Juni genommen. Verbunden mit der Gewissheit, zwei Monate feinen Radfahrsommer ohne Radfahren verbringen zu müssen. Ich habe zuerst gedacht, dass ich unter dem Entzug massiv leiden werde, am Ende war es aber eigentlich nicht so schlimm, weil - eine OP ist eine OP - ich gar nicht wirklich in der Verfassung war, aufs Rad zu steigen und eigentlich auch nicht wirklich Lust darauf hatte.

Der ehrgeizige Kilometerzähler wird daher in meiner Strava-Statistik ein Loch von zwei Monaten finden, in denen eben exakt null Kilometer zu Buche stehen. Auch das Comeback war langsam und eher vorsichtig und auch etwas schaumgebremst - ich wollte es nicht übertreiben und habe eher auf Qualität statt Masse gesetzt. Medizinisch möchte ich noch kurz nachschießen: Bitte geht regelmäßig zum Arzt, hört auf eure Körper, achtet auf Signale, verschleppt Dinge nicht, die erledigt gehören und reiht die Gesundheit höher ein als irgendeine Statistik, dieses eine Event oder diese eine Ausfahrt mehr.

Auf der Habenseite

Ganz im komoot’schen Sinne habe ich aber eben trotzdem einige Erinnerungen gesammelt und auch ein paar Dinge von meiner Bucket List abgehakt. Meine Teilnahme am Unknown Race ist ja im Schatten eines epochal katastrophalen Wintereinbruchs eher kurz ausgefallen (DNF nach Tag 1) - wobei auch das natürlich eine Geschichte ist, die durchaus erzählenswert ist... Aber in der Vorbereitung zum „TURNo2“ waren viele schöne Dinge dabei.

Und hier sind wir auch bei einem der wichtigsten Punkte angelangt, nämlich meiner Erkenntnis, was mir am Radfahren im Moment am meisten Spaß macht. Und das ist dann wohl das flottere Reisen mit dem Rad in Form von 2-4 tägigen Bikepacking-Trips. In den letzten Jahren waren es eigentlich IMMER diese Touren und Kurztrips, die am meisten und die intensivsten Erinnerungen und Eindrücke erzeugt haben, die mich am meisten beeindruckt und geprägt haben und die am lustigsten waren. Begonnen mit Fahrten zu Freunden in Schladming und Ferlach im Jahr 2015 hab ich eigentlich in fast jedem Jahr irgendeine Art von Trip untergebracht. Mit Hotelübernachtungen oder draußen, um Freunde zu besuchen, neue Regionen kennenzulernen oder aber einfach ins Blaue hinein als eine Art Selbsterfahrung... ich habe es noch nie bereut! Im Frühjahr 2024 war ich mit dem Rad in Ungarn/Kroatien/Slowenien und dann auch nochmal von Kärnten Richtung Wien unterwegs und auch heir waren es wieder die schönsten Momente. Wenn man mich jetzt nach den prägendsten Erinnerungen des Jahres fragt, waren das fix Szene von diesen Touren. Die wunderschöne Pack-Überquerung, der geniale Schotterweg über den Griffener Berg, die Weinberge südlich von Murska Sobota, und und und. Es ist also aufgelegt, was ich auch in den nächsten Jahren gerne machen möchte...!

Abgesehen davon? 

Ich verbringe viel Zeit auf Komoot und klicke mich durch Österreich und Europa auf der Suche nach highlights und Routen. Ich überlagere die Komoot-Karten mit meinen Wandrer-Daten und suche so Wege, auf denen ich noch nicht unterwegs war. Ich könnte Stunden damit verbringen, auf Komoot im Geiste zu reisen... Aber dazu gibt es in Kürze eine eigene kurze Geschichte hier am Blog.

Was den fahrbaren Untersatz betrifft, hab ich mich wohl auf das Gravelbike auf „first choice“ festgelegt. Zu vielseitig, komfortabel und flexibel ist es, jederzeit das Terrain wechseln zu können, sich keine Gedanken über den Untergrund zu machen und einfach drauf los zu fahren. Ich liebe Gravelbikes so sehr, dass ich - manche mögen eine Art Midlife Crisis vermuten - mir noch ein zweites zugelegt habe, das BMC Kaius.

Das am zweitmeisten benutzte Rad ist dann wohl mein Brompton Faltrad, das in der Stadt fast täglich zum Einsatz kommt und auch auf Dienstreisen mitkommt. Immer dabei, flexibel, klein und immer für eine kurze Tour zu haben. Und auch wenn mein Sohn in Folge von zu viel verfügbarer Energie ausgelüftet werden muss, ist das Brompton mit seinem Rad schnell eingepackt und man fährt schon auf irgendeinem Radweg dahin. (Teach them young!)

Und mit diesem zukunftsträchtigen Slogan schließe ich am besten jetzt auch den Blogbeitrag. Keine Ahnung, was ich jetzt genau geschrieben habe, ich werde es nicht noch einmal durchlesen. Danke fürs Beiwohnen meiner ganz persönlichen Seelenhygiene, ich freue mich, euch auf Komoot, in Zwift oder aber am besten draußen in der Natur zu sehen. Winkt und sagt Hallo, lasst uns 2025 neue Erinnerungen sammeln!

Steiermark - Grundsätzliches

In den letzten Jahren war ich überproportional oft und viel in Oberösterreich unterwegs. Zum Beispiel bei der Race Around Austria Challenge entlang der oberösterreichischen Grenzen, wobei - und das wissen nicht alle - die RAA Challenge rund um OBERösterreich auch kurz nach NIEDERösterreich und auch nach Salzburg führt). Ich war unzählige Mal am Attersee bei King of the Lake. Und auch wenn es in und rund um das Salzkammergut immer wieder territoriale Unklarheiten gibt, ordne ich die Salzkammergut-Trophy jetzt einfach mal Oberösterreich zu. Und auch ohne Rad...: Fotografieren bei der Oberösterreich-Rundfahrt, Begleitung des RAA200, Promo-Tour bei Löffler in Ried, Micro-Escape auf der Mühlviertler Alm, und und und. All diese Aktivitäten und Veranstaltungen haben mir nicht nur viele schöne Kilometer am Rad beschert sondern auch die Gesellschaft, Bekanntschaft und da und dort sogar Freundschaft mit vielen netten Menschen - Danke dafür an dieser Stelle, you know who you are...

Und dann war da plötzlich die Steiermark!

November 2023, Oliver und Claudia theatern mich spontan in einen Ausflug in die Südsteiermark, eine „Gravel Extravaganza“ stünde auf dem Programm. Ich bin nicht ganz fit und außerdem wäre es mein Geburtstagswochenende und ich hätte schon Pläne... Aber spontane Dinge sind oft die besten und im Nachhinein betrachtet war dieses Wochenende wohl der Startschuss für meine „Steiermark-Phase“. Nicht falsch verstehen: Ich bevorzuge kein Bundesland gegenüber einem anderen, hege keinen Gram gegen das eine oder das andere und habe (mit dem Rad und abseits) schon in jedem Winkel dieses Landes (und darüberhinaus) große und kleine Schätze gefunden. Sogar in jenen Ecken, von denen man üblicherweise nicht in den höchsten Tönen spricht. Das Rad und die Art und Weise und das Tempo, mit dem Rad zu reisen, machen es möglich. 

Steiermark also, und es ist irgendwie passiert. Zuvor war die Steiermark auf meiner Rad-Landkarte ein erstaunlich weißer Fleck - keine Ahnung warum, es hat sich wohl bis dahin noch nie so richtig ergeben. Und dann eben die Gravel Extravaganza im November 2023. In der Südsteiermark rund um Gamlitz und Leutschach war ich schon oft - mit der Familie, mit Freunden - in erster Linie zum Wandern, Essen und Wein Trinken. Ich liebe die fruchtigen und spritzigen Weine der sogenannten Steirischen Klassik. Die Wein-Wissenden werden jetzt mit dem Finger auf mich zeigen, ist doch die Steirische Klassik der Wein für die Masse - eher gefällig und leicht zugänglich, quasi der Prolet aus dem Stahltank im erlauchten Kreis der Lagenweine, die gemütlich und ohne jeglichen Stress in Holzfässern vor sich hin schlummern, um ihre komplizierten Aromanoten zu entwickeln. Aber reden wir nicht über den Wein - mittlerweile nehme ich ohnehin eher Traubensaft für die Kinder mit in den 6er-Kartons im Kofferraum.

Weinlandhof Gamlitz

In Gamlitz steht der Weinlandhof, ein großes Hotel, dem man sein feines Gespür für Radfahren, Geselligkeit und „the good life“ auf den ersten Blick vielleicht gar nicht so ansieht. Man muss aber nur reingehen und mit Thomas und Chrissi plaudern und schon wird man in eine neue, schöne Welt hineingesogen. Die beiden waren und sind es dann auch, die das Spektrum der Besucher erweitern woll(t)en - idealerweise zuerst einmal an den ruhigeren Saisonrändern. Radfahren und Kulinarik ist eine Kombination, die immer geht und wer sich mit beidem auskennt, hat schon mal ein gutes Paket an der Hand. Die Gravel-Extravaganza (im Oktober/November) ist quasi der Newcomer, währenddessen der Gegenpart im Frühling - das sogenannte „Woamfoahn“ - schon auf eine kurze aber eindrucksvolle Tradition zurückblicken kann. Einmal ist man auf Schotter unterwegs, beim Woamfoahn auf der Straße mit Rennrädern - die Grundcharakteristik ist aber ähnlich: Gesamtpaket vom Weinlandhof, Wellness, kulinarische Köstlichkeiten (von Rosi), Buschenschankbesuche, geführte Touren (mit tollen und kundigen Guides), Rahmenprogramm und - sorry für meinen Bias ;) - die letzten Male gabs immer auch brandneue und edle BMC-Bikes zum Testen!

Ich könnte an dieser Stelle noch recht lange weiter schwärmen von der Südsteiermark, den Routen, den Ausblicken, dem Wein, der Gastfreundlichkeit... ich war sogar im Sommer mit meiner Familie im Weinlandhof auf Urlaub - ohne Rad :)

Uncharted Territory (for me)

Aber wie gesagt, die Gravel Extravaganza im November 2023 war irgendwie nur der Anfang einer längeren Steiermark-Geschichte. Irgendwie hat es mich dann noch ein paar Mal ins grünste Bundesland verschlagen.

Zu Allererst ist hier meine „Stammstrecke“ zu erwähnen - Wohnort Wien - Schwiegereltern Osttirol. Keine andere Strecke hab ich auf Komoot öfter geplant, ich habe mittlerweile eine eigene Collection nur mit Variationen dieser einen Relation - Schotter, Straße, lang, kurz, mit Umwegen, flotter, Tourist-Mode, you name it! Aber leider ergibt sich dann nur sehr selten eine tatsächliche Möglichkeit, die Strecke auch in Angriff zu nehmen, das Verhältnis „Reise mit dem Finger auf der Karte“ vs. „Wirklich in die Pedale treten“ steht irgendwo bei 100:1 ... Und auch leistungsmäßig is so eine Strecke von doch immerhin knapp 500 Kilometern vernünftig einzuordnen. Und da ich meine jeweils aktuelle Leistungsfähigkeit mittlerweile ganz gut einschätzen kann - man lernt halt Kinder, Krankheiten und so halbwegs zu quantifizieren -, habe ich mich im Frühjahr 2024 für eine gekürzte Variante Villach - Wr. Neustadt entschieden. (Den Radweg im Drautal kenne ich schon auswendig und auf der anderen Seite habe ich auch schon die meisten Reize des Wiener Beckens erschöpfend kennengelernt). 

Lange Rede kurzer Sinn: Aus dem schnellen Blick in die Karte ergibt sich schon, dass eine südliche Verbindung Osttirol-Wien einer Steiermark-Durchquerung gleichkommt. Und während die Gravel Extravaganza oder das Woamfoahn ja eher eine punktuelle oder regionale Angelegenheit sind (in deren Fall: Südsteiermark), bin ich ja ein Riesen-Fan von „Durchquerungen“, das inkludiert ja meistens ein richtige Kennenlernen einer Region, das Annehmen von Eindrücken, das Wahrnehmen von Veränderungen von Landstrichen, lokalen Kulturen, Geografien, Topologie und Menschen. Und da war die „Heimattour“ Richtung Wien eine steirische Offenbarung. Beginnend mit kleinen Nebenstraßen über die Pack, die mir Komoot kredenzt hat - anspruchsvoll steile aber verkehrsfreie und aussichtsreiche Wege zum Packer Stausee, um die Süd-Autobahn mäandrierend also genau diese Wege, die ich aus dem Auto immer sehnsuchtsvoll ins Auge gefasst habe. 

Dann das lautmalerische Örtchen Edelschrott schon am Rande der Pack mit einem weiten Blick Richtung Grazer Becken und danach eine lange und flowige Abfahrt Richtung Krottendorf (Gößnitzstraße!) um vom bergigen ins hügelige überzugehen. Wer mit den ganzen Ortsbezeichnungen wenig anfangen kann, schaut übrigens idealerweise bei meinem Komoot-Account vorbei, dort gibts sowieso alle meine Touren! Dann eine Übernachtung Nahe Hitzendorf (kennt man vom gleichnamigen 24h-Rennen), ein Schupfer über den Plabutschtunnel (unten rauscht man mit dem Auto durch, oben zwitschern die Vögel) und ein Pflicht-Stop für großartigen Kaffee und gute Laune bei Evas „Coffee Ride“ am Franziskanerplatz (Achtung: offiziell Radfahrverbot!).

Ein paar kurze Sätze hier zu Graz an sich: Ich war zu selten da (Schande über mich) und noch viel seltener mit dem Fahrrad (noch mehr Schande über mich) - ich kann daher nicht viel mehr sagen, als das immer schon viele Radlerinnen und Radler in der Stadt unterwegs waren und mit „Veloblitz“ wohl der Rad-Botendienst mit den meisten Race Across America-Teilnahmen (und Siegen) in Graz beheimatet ist. Was ich aber in kurzer Zeit gelernt habe: Man ist schnell aus der Stadt draußen, man kann Richtung Norden den Murradweg entlangfahren oder auf die Teichalm kraxeln, Richtung Süden flach wobei sich als Tagestour locker ein Besuch in Maribor ausgeht, nach Westen hin ist es hügelig, nach Osten hin auch. Eigentlich also supervariables und vielseitiges Terrain mit unzähligen Trainingsmöglichkeiten. In der Praxis werde ich in nächster Zeit versuchen, ein paar dieser Dinge auch zu erproben. Zurück aber zu meiner Tour, denn die hat auch auf den letzten Kilometern Steiermark einiges zu bieten - vor allem nämlich einiges an Höhenmetern. Über Laßnitzhöhe geht es noch gemütlich bis nach Gleisdorf, den industrialisierten Schlurf zwischen Weiz und Gleisdorf habe ich bewusst auslassen - mit der Gegend kann ich (noch) nicht so viel anfangen. Aber dann geht der Höhenmeterzähler in die Höhe... Von Gleisdorf bis zum Wechsel ist man in einem permanenten Auf und Ab unterwegs, kreuzt jedes einzelne Tal, fährt kurz den Hügel runter, gegenüber wieder hinauf. Wer die 24h-Radchallenge von Kaindorf kennt, weiß was gemeint ist. Stetige Höhenmeter, mal schmierig, sodass man sie gar nicht richtig merkt, oft aber auch gemein und steil, wenn auch nur recht kurz. Und dort, wo sich dann Steiermark, Burgenland und Niederösterreich zu mischen beginnen, gibt es auch noch einige Schmankerl, aber dazu ein andermal mehr!

Štajerska

Eine andere mir bis dahin unbekannte Steiermark habe ich dann auch noch im Rahmen eines kurzen Bikepacking-Trips nach Slowenien und Kroatien gefunden. Von Ilz aus bin ich an der Riegersburg vorbeigeschrammt und dann über Feldbach und Jennersdorf (schon Burgenland!) nach Ungarn, Slowenien und in einem weiten Bogen über Kroatien wieder zurück Richtung Österreich gefahren. Auch da gibts einige Geschichten für ein paar andere Blogposts, aber es geht ja um die Steiermark - also bei Mureck zurück über die slowenisch-österreichische Grenze und dann gerade Richtung Norden zurück zum Startpunkt nach Ilz. Auch dort eine „neue“ Steiermark, viel Gegend, eine völlig andere Charakteristik als in der „klassischen“ Südsteiermark rund um Gamlitz oder in der neueren, fancy Süd-Ost-Steiermark rund um Klöch. (Hier und da hört man, dass die Südsteiermark touristisch gesättigt ist und der Schwarm von Wochenendgrazern und Touristen jetzt tendenziell die Weinberge und Kellerstöckln der Südoststeiermark ansteuern). Ich bin dazwischen durchgefahren - keine gschmackigen Buschenschanken sondern eher „Zwischenland“. Aber dennoch eine spannende Erfahrung (im wahrsten Sinne des Wortes), das von mir so oft beschworene und heissgeliebte Erkunden von Regionen!

Into the Unknown

Ein Kapitel hätt ich noch...! Im April war ich ja beim Unknown Race am Start. Ihr wisst schon, die Geschichte wo man unsupported rund 1.000 Kilometer in vier Tagen absolvieren soll, wobei der erste Checkpoint erst eine Stunde vor Start bekanntgegeben wird und die Koordinaten des zweiten Checkpoints stehen am ersten, und so weiter... Also war alles recht „Unknown“, als einziges halbwegs gesichert war die Wetterprognose, nämlich mit einem tiefen Wintereinbruch. Der kam dann auch so, weshalb ich das Rennen noch am ersten Abend abgebrochen habe, mehr oder weniger gestrandet in einer eher räudigen Pension in Hieflau. Von Hieflau zum nächsten Zug bei Schnee und Null Grad war eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera (und dem Fahrplan der ÖBB) - die Wahl fiel auf die „nur“ 800 Höhenmeter von Hieflau nach Leoben. Die wunderbar symmetrische Pyramide am Höhenprofil hab ich geflissentlich ausgeblendet, irgendwie musste ich ja aus dem tiefsten Gesäuse wieder rauskommen. Den „Präbichl“, den Gipfel dieser Pyramide hasse ich seither - ob es zu einem späteren Zeitpunkt eine Versöhnung geben wird, ist noch offen. Aber auch hier - Achtung Business-Bullshitting: „jede Challenge ist auch eine Chance“ - war am Ende etwas Positives rauszuholen. Bei aller Grauslichkeit des Moments - man schaue sich auf Komoot die grauenhafte Straße von Eisenerz zum Präbichl hinauf an, plus Schneefall, plus Minusgrade, plus Gepäck am Rad - hatte es aber doch auch etwas Schönes. Die Kipper des Erzbergs mit ihren Riesenmulden sind mit mir simultan die Höhenmeter hinaufgekrochen, die Bergbau-Baracken strahlen einen spannenden Lost Places-Vibe aus, ich habe mich tatsächlich gefreut (und mache das immer!), auf Straßen unterwegs zu sein, wo ich vorher noch nie gefahren bin und rein psychohygienisch habe ich diesen kleinen Gipfelsieg auch gebraucht, um das DNF des Unknown Race zu verarbeiten.

Was kommt noch?

So genug geschwafelt, wo geht die Reise hin? Was ich eigentlich sagen möchte - auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: ich liebe es, neue Wege zu befahren. Meistens sind sie schön, manchmal weniger. Das Rad bietet ein einmaliges Tempo - langsam genug, um Eindrücke aufsammeln zu können und gleichzeitig schnell genug, um auch weiterzukommen. Durch Zufall haben mich meine Wege dieses Jahr eben öfters in die Steiermark geführt und ich habe das Gefühl, als ob ich dort noch einiges zu entdecken hätte. Das wird bei vielen anderen Orten und Bundesländern auch der Fall sein, aber jetzt eben mal Steiermark. Konkreter? Mit dem Weinlandhof in Gamlitz hab ich nicht nur eine tolle Location für die Events Woamfoahn und Gravel Extravaganza gefunden, ich möchte das Hotel auch als Basis für weitere Geschichten nutzen. Die „Weinland Radtour“ führt quasi am Weinlandhof vorbei (Namensähnlichkeiten in diesem Fall übrigens zufällig!), das ist die offizielle Steiermark Radroute, wenn man sich die Vielfältigkeit der südlicheren Steiermark aus dem Sattel aus anschauen möchte. Da schwebt mir ein 3-Tages-Bikepacking Trip vor im Frühjahr. Außerdem - nochmal vom Weinlandhof - ist es nur ein Katzensprung nach Slowenien. Slowenien ist nicht Steiermark und wird auch selbst noch Teil vieler künftiger Geschichten sein, aber hey - sLOVEnia. Das Land muss man ja quasi lieben!

Und auch sonst gibts noch ganz viele vermeintliche Kleinigkeiten, die ich mir auf eine lange Liste geschrieben habe: Gesäuse mit dem Gravel- oder Mountainbike, zum „Gaberl“, um dort Gabriel in einer Story zu markieren (Gaberl kommt nämlich von Gabriel), ich möchte einen Weg über den Speikkogel und die Koralpe finden, ich möchte die Südoststeiermark näher kennenlernen - dort gibts mit Gravel 33+ auch ein spannendes Event mit - für Gravel - langer Tradition und auch wenn wir letztes Jahr schon am Großen Jogl unterwegs waren, alles gesehen habe ich dort bei weitem nicht!

Und wer es bis hierhin zum Schluss geschafft hat (Danke fürs Lesen!), dem und der sei gesagt, dass es in Zukunft wieder mehr Geschriebenes auf 169k geben wird und genau genommen sind das ja 10 Blogposts in einem... Es gibt einfach so viel zu erzählen und berichten! 

Das Urban Arrow Family-Lastenrad nach 3 Jahren Nutzung

Seit drei Jahren gibt es in unserem Haushalt ein Lastenrad - genauer: ein Urban Arrow Family. Und es war eine der besten Anschaffungen der letzten Jahre! Sei es als anfängliches Corona-Lockdown-Kinderunterhaltungsvehikel, als tatsächliches Transportgerät oder als fast schon Auto-Ersatz vom Einkauf bis zum Wochenendausflug. Beim Kauf und bei der Auswahl des Rades habe ich sehr viel recherchiert - immerhin gibt es unterschiedliche Bauformen, Fabrikate und Hersteller, und da gibt es jeweils Eigenheiten und Spezialitäten, die es zu beachten gilt. Ebenfalls nach drei Jahren ist nunmehr die Behaltefrist des Rads abgelaufen, die sich aus der Förderung ergibt, die ich bei der Anschaffung lukrieren konnte. Zeit also auch für ein Fazit, wie sich das Rad in drei Jahren intensiver Nutzung geschlagen hat.

Ultra-Radchallenge Kaindorf 2023 (3h Sprint-Rennen und als Fotograf beim 6/12/24h-Rennen)

Die Ultra-Radchallenge in Kaindorf bei Hartberg ist jedes Jahr wieder ein tolles Event - ein spannendes Rennformat, Distanzen für jeden Geschmack und ein großes Klassentreffen mit alten und neuen Bekannten! Auch der anfängliche Regen hat uns dieses Jahr nicht die Laune verderben können. Ich war mit Valentin und Michael in der #FastestFriends-Wertung als Dreier-Team unterwegs obwohl ich das Rennen diesmal ehrlicherweise nicht sehr competitive angelegt habe - war ich doch die drei Tage davor mit dem Gravelbike auf einer anspruchsvollen Tour im steirischen Joglland unterwegs..

Der Link zum Blogbeitrag übers Rennradfahren in der Oststeiermark: https://www.169k.net/blog/rennradfahr...

Bei der Tour of Austria am Sonntagberg

Nach 3 Jahren Abstinenz hat 2023 endlich wieder eine Tour of Austria stattgefunden. Die fünf österreichischen Continental-Teams habe die Führung und Organisation übernommen, um nicht einer ihrer wichtigsten Bühnen beraubt zu werden und ihre Fahrer weiter präsentieren zu können. Schön also, dass es wieder eine Österreich-Rundfahrt gibt und Gratulation an die Organisation für die gute Abwicklung! Daniel und ich haben uns an einem Donnerstag (!) zum Finale am Sonntagberg aufgemacht und am Weg zum Ziel noch etwas von der wunderschönen Landschaft drumherum einfangen können - perfekt asphaltierte Güterwege, wenig Verkehr, viel Varaitionsmöglichkeiten und - wenn man es möchte... ;) - ein ständiges Auf und Ab!

Durch die kürzeste Nacht des Jahres! (mit ein paar Tipps für Nachtfahrten)

Am 21.6. - dem längsten Tag des Jahres - habe ich schon einige Male eine Fahrt in den Sonnenuntergang organisiert, um die Sommersonnenwende zu feiern. Diesmal aber geht es um die kürzeste Nacht! Naja gut, ich habe geschummelt und bin erst am Wochenende darauf gefahren - man möchte ja nicht unter der Woche völlig fertig und übernachten im Büro hängen. From Dusk till Dawn also - von Sonnenuntergang bus Sonnenaufgang. Konkret sind das gut 7,5 Stunden, von kurz nach 21:00 bis knapp vor 5:00. Ich habe mir eine ruhige und verkehrsarme Route ausgesucht, meine Vorräte aufgefüllt, die Lampen montiert und schon geht es alleine durch die Nacht. Und das ist etwas besonderes, wirkt in der Dunkelheit doch alles irgendwie anders - die Geräusche, die man hört, die Kurven, die man geglaubt hat zu kennen und alles, was so im eigenen Kopf vorgeht.

#169krides - die monatliche Gravelroute rund um Wien

#169krides sind mir eine Herzensangelegenheit! Jedes Monat gibt es eine neue Gravelroute rund um Wien, mit Liebe kuratiert und ausgewählt, mit versteckten Schätzen und Geheimtipps garniert und auf Komoot geteilt - immerhin sollen die Routen nachgefahren werden. Wie das funktioniert, wo die Routen zu finden sind und ein paar schöne Eindrücke von der Mai-Route seht ihr in diesem Video. Viel Spaß beim Anschauen und Nachfahren!

https://www.komoot.de/collection/1814201/-169k-rides

Mit dem Gravelbike beim Giro d´Italia (Roadtrip, Bikepacking, Gravelbike) - Teil 2

Der Giro d´Italia wird in der letzten Woche traditionell in den Dolomiten entschieden - was ist da naheliegender, als einen Bikepacking- und Campingtrip zu verbinden, die Orte des Giros zu besuchen und die Stimmung des großartigen Rennens hautnah einzufangen...! Im zweiten Teil des Videos feuern wir die Giro-Teilnehmer am Monte Lussari an, bei einem brutalen Einzel-Bergzeitfahren nahe Tarvis. Nach einer kurzen Überstellungsfahrt knapp hinter die slowenische Grenze mit hunderten Roglic-Fans und einer erholsamen Nacht in einer Pension in Podkoren geht es am vierten und letzten tag der Tour noch einmal zur Sache. Ich hake zwei Dinge von meiner Bucket-List ab, die dort schon recht lange draufstehen: den wunderschönen See in Bled, den ich aber aufgrund von Menschenmassen zu Pfingsten schnell wieder verlasse und die etwas sagenumwobene alte Straße über den Loiblpass, die zum Abschluss der Tour noch einmal eine richtige Härteprobe darstellt.

Mit dem Gravelbike beim Giro d´Italia (Roadtrip, Bikepacking, Gravelbike) - Teil 1

Der Giro d´Italia wird in der letzten Woche traditionell in den Dolomiten entschieden - was ist da naheliegender, als einen Bikepacking- und Campingtrip zu verbinden, die Orte des Giros zu besuchen und die Stimmung des großartigen Rennens hautnah einzufangen...! Im ersten Teil des Videos fahre ich mit Gepäck am Gravelbike von Klagenfurt nach Villach, gemeinsam mit Oliver geht es dann zu den Drei Zinnen, wo die 19. Giro-Etappe bei der Auronzohütte zu Ende geht. Am Weg dorthin gibt es zahlreiche tolle Landschaften, imposante Bergwelten, knackige Schotterstraßen, einige Höhenmeter und viel gute Stimmung! Aber seht selbst... :)

Mein neues Licht- und Powersetup fürs Bikepacking (SON-Nabendynamo, Sinewave Beacon-Frontlicht)

Wer beim Bikepacking auch in die Nacht fahren will und bei der Stromversorgung etwas unabhängiger von Steckdosen und Powerbanks werden möchte, kommt früher oder später nicht an einem Laufrad mit Nabendynamo und dazugehörigem Licht vorbei. Ich habe mit von Sorins kundigen Händen bei PBIKE ein Laufrad mit SON-Nabendynamo einspeichen lassen, hatte nach langer Recherche (und noch viel längerer Wartezeit) ein Vorderlicht von Sinewave in Händen und wiederum Sorin hat sich um die fachmännische Installation gekümmert. (Bei all den Steckern, Kabeln, Verlängerungen, Adaptern, Lötstellen und Zugführungen wollte ich nicht hineinfunken!). Aber seht selbst...!

Gravelbike Love - wie ein Rad mein Leben verändern konnte!

Ich hatte ein Rennrad und einen Crosser und ich dachte, Gravelbikes wären ein vermeintlicher Marketing-Gag, der nur dazu dienen sollte, uns Kundinnen und Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen. Und tatsächlich war mir zu Beginn der Einsatzbereich nicht 100%ig klar - ich wollte mit meinem Crosser - der ja wie wir wissen eine etwas andere Geometrie besitzt - alles abdecken von Cross über Gravel bis hin zu leichten MTB-Touren. Das war aber mittelfristig eine Sackgasse und so bin ich eines Tages dann doch auf einem Gravelbike gesessen und hatte eine Erleuchtung... :)

Am Ende des Tages geht es um Freiheit. Freiheit ist da nicht zwingned als das Gegenteil von Leistung zu verstehen - wir neigen ja leider allzu oft dazu, etwas in einen Topf zu werfen und rechts und links davon ist dann kein Millimeter mehr Platz. Natürlich kann man mit dem Rennrad schnell fahren, mit dem MTB die Freiheit genießen oder in welcher Kombination auch immer was auch immer machen. Aber was Freiheit für mich im Zusammenhang mit einem Gravelbike bedeutet ist: sich nicht unbedingt festlegen zu müssen, die Wahlfreiheit zu haben, Neues ausprobieren zu können, vielseitig zu sein. Nicht falsch verstehen: das geht auch mit jedem anderen Rad, aber die größte Vielseitigkeit alle diese Dinge zu vereinen, bietet das Gravelbike.

Wahoo RGT vs. Zwift in 10 kurzen Kapiteln

Im Winter und bei Schlechtwetter ist es mittlerweile fast Usus, Zeit auf der Rolle zu verbringen. Als Familienvater ist es außerdem eine Möglichkeit auch dann aufs Rad zu steigen, wenn für eine Ausfahrt draußen nicht genug Zeit bleibt. Grund genug also, sich dafür geeignete Partner zu suchen - und da gibt es softwareseitig mittlerweile ein großes und gutes Angebot.

Zwift ist der Platzhirsch, besticht mit vielen Routen und Variationsmöglichkeiten und vor allem einer immensen Userzahl, mit der man auf der Plattform bei Rennen, Events oder im Chat interagieren kann.

Wahoo RGT (vormals Road Grand Tours) möchte hingegen etwas weg vom Videospielcharakter und bietet dementsprechend bessere Grafik und einen insgesamt besseren Fahreindruck (von REALITÄTsgrad möchte ich bei beiden nicht sprechen - das wäre zu viel des Guten...). Die fehlenden Mitfahrenden macht Wahoo RGT mit berühmten Strecken (u.a. Stelvio, Cap Formentor) wieder gut und auch eigene GPX-Files kann man einfach zu RGT-Strecken transformieren.

Bei den meisten anderen Aspekten (Training, Interface, usw.) unterscheiden sich die beiden Plattformen nicht stark, am Ende des Tages ist es wohl eine Frage der persönlichen Vorliebe. Es lohnt sich aber jedenfalls, beides (gratis) auszuprobieren, bevor man sich entscheidet.

Licht am Ende des Tunnels?

Die letzten Monate waren irgendwie seltsam - wenig Zeit, wenig Energie, mehrere Verkühlungen, grippale Infekte und was man sonst noch so aus dem Kindergarten bekommt. Und dann natürlich winterbedingt auch noch kalt, nass und dunkel!

Für mich haben daher die ersten Kilometer, die ich 2023 draußen abspulen kann, eine besondere Bedeutung und ich genieße den Wind, die Sonne und die frische Luft. Und zu einem gewissen Grad hab ich im Zuge dessen auch überdacht und neu festgelegt, was Radfahren für mich bedeutet und worauf ich in nächster Zeit meinen Fokus legen möchte.

Optische Radbrillen - Technik, Optik, Modelle und Alternativen

Das Thema Optische Sportbrillen mag nicht das Riesenthema sein, mit dem man die Massen begeistern kann. Aber jene, die es betrifft, wissen davon ein Lied zu singen, wie schwierig es sein kann, die richtige Lösung fürs Radfahren zu finden. Alltagsbrillen eignen sich nur beschränkt für die Radtour, Kontaktlinsen können in der Handhabung etwas tricky sein (zumindest für mich), Lasern ist keine Option und bei optischen Brillen für den Sport gibt es unzählige Systeme, Technologien und Dinge, die man beachten muss.

Ich habe in den letzten Jahren viele Dinge ausprobieren und getestet und möchte nun meine Erfahrungen mit euch teilen. Was hat gut funktioniert, was weniger gut, wo bin ich gescheitert und wo bin ich am Ende des Tages gelandet. Ich versuche euch die unterschiedlichen Systeme an Sportbrillen zu erklären (Clip-In, Adapterverglasung und Direktverglasung), gehe auf die Werte ein, die man vor der Bestellung einer solchen bRillen wissen sollte und zeige euch ein paar jener Modelle, mit denen ich derzeit auf dem Rad (und auch abseits) unterwegs bin.

Link zu Evil Eye:

https://www.evileye.com/at/

Link zu den Optikern meines Vertrauens:

https://roland-bischel.at
http://www.rusteroptik.stadtausstellu...

1x1 - Auflieger und Aero-Bars

Beim Race Around Austria Mitte August hab ich mit einigen Leuten über meine Challenge-Teilnahme 2020 geplaudert und wurde unter anderem gefragt, was ich an meinem Setup zu damals ändern würde. Schnelle Antwort: Auflieger! Und es klingt heute fast etwas merkwürdig, aber irgendwie waren Auflieger vor zwei Jahren noch kein so großes Thema. Es gab Zeitfahrer und Rennräder und nur die wenigsten haben sich auf ihren Renner Aero Bars montiert. Erst mit dem Boom von (soften) Ultra-Events, dem Aufkommen von Gravel-Endurance-Events und Bikepacking auf langen Strecken sind Auflieger in der Masse angekommen. Und heute wird man entlang der Donau nicht (oder zumindest seltener) schief angeschaut, wenn man am Rennradlenker noch extra Fühler montiert hat. Und sogar am Gravelbike sind Auflieger angekommen, auch wenn dort der Einsatzbereich noch etwas spezifischer ist.

Wozu das Ganze?

Klar, vom Zeitfahrer kommend geht es um Geschwindigkeit und geringen Luftwiderstand. Auflieger bringen den Oberkörper nach unten, die Arme nach vorne und die Schultern zusammen – die Angriffsfläche für den fiesen Wind von vorne wird geringer, die Geschwindigkeit steigt. Wer schon einmal auf einem Zeitfahrer gesessen ist, wird wissen wie toll es sich anfühlt, wenn man ohne viel Anstrengung mit 35 oder 40 km/h dahingleitet. Zur besseren Aerodynamik kommt allerdings noch ein zweiter ganz wesentlicher Effekt hinzu, der für mich persönlich noch weit wertvoller ist, als die Aero-Geschichte: die zusätzliche (Griff)Position. Besonders auf langen oder mehrtägigen Touren ist es Gold wert, eine zusätzliche Position am Rad zur Verfügung zu haben, um die Belastung für Körper und Gelenke zu reduzieren oder besser zu verteilen.

Wie funktionierts?

Wer sich auf die Suche nach Extensions macht, wird im Internet als erstes überwältigt von einer schwer überschaubaren Menge an Bauformen, Längen und Biegungen. Am einfachsten sind drei Hauptgruppen zu unterscheiden:

  1. „klassische“ Auflieger, wo zwei voneinander getrennte Rohre nach vorne zeigen,

  2. Aero-Bars, die auf irgendeine Art miteinander verbunden sind, ein „U“ oder Viereck bilden und mindestens die gleichen Positionen erlauben wie klassische Auflieger und

  3. Sonderformen wie die Aero Bars von „Ride Farr“, die eher nur eine Erweiterung der Griffpositionen am Lenker sind und nicht den vollen Funktionsumfang von Aufliegern bieten.

Säumen wir das Pferd von hinten auf: Die dritte Gruppe - kleine Aero Bars oder Aufsätze – bieten im Normalfall eine oder mehrere zusätzliche Griffpositionen. Hände und Oberkörper gehen dadurch nicht so weit nach vorne bzw. unten – damit ist der aerodynamische Vorteil nicht so groß. Gruppe 2 („nicht-klassische“ Auflieger) sind auf den ersten Blick manchmal etwas einschüchternd, weiß man doch oft nicht, wo hinten und vorne, oben und unten ist. Die Holme sind dabei oft speziell geformt, sodass sich rein aus der Optik der Modelle nicht immer ergibt, welche Eigenschaften und Vorteile die Auflieger genau mitbringen. Kern ist in meinen Augen die Frage, wie lange die Holme nach vorne gehen und damit eine Auflieger-Position erreicht werden kann. Auf Nummer Sicher geht man hingegen mit der ersten Gruppe, den klassischen Aufliegern mit zwei parallelen Holmen, wie man sie im Endeffekt vom Zeitfahrer kennt. Aber auch hier steckt der Teufel im Detail, findet man doch alles von „I“-Form über „J“-Form und diversen „S“-Biegungen. Die Buchstaben beschreiben dabei einfach die Form der Holme und geben damit einen Hinweis auf die mögliche Position am Rad. Ein „I“-förmiger Holm wird dabei den Körper am weitesten nach vorne zwingen, ein „J“ oder „L“ hingegen erlaubt etwas mehr Komfort. Mehrfach Biegungen erlauben außerdem unterschiedliche Griffpositionen. Vom Anschauen im Internet wird man hier leider nur selten richtig schlau und Ausprobieren im Fahrradgeschäft geht auch nicht auf die Schnelle. Wer seinen Körper und seine Möglichkeiten (und Limits!) kennt, ist hier jedenfalls im Vorteil, ansonsten muss man sich tatsächlich einfach herantasten. Oder natürlich Freunde fragen, ob man sich die Auflieger schnell mal für eine Proberunde ausborgen kann.

Die verfügbaren Modelle unterscheiden sich außerdem nach ihren Verstell- und Individualisierungsmöglichkeiten. Dies betrifft vor allem die Einstellung der Arm-Pads. Diese sind insofern sehr wichtig, als sie das Hauptgewicht der Last tragen und einen entsprechenden Komfort in der richtigen Position bieten sollen. Dazu kann man diese in der Regel sowohl seitlich als auch der Länge nach mittels Schrauben verschieben. Bessere Modelle bieten hier meistens einen größeren Einstell-Bereich.

Die nächste Hürde ist die Montage am Lenker. Auch hier lohnt sich ein genauer Blick auf das Modell und den Lieferumfang. Positionen auf dem Rad sind eine individuelle Angelegenheit und auch - oder gerade mit – Aufliegern sei auch hier auf die Sinnhaftigkeit eines Bikefittings hingewiesen. Auflieger am Rennrad sind jedoch was anderes als Auflieger am Zeitfahrer. Am TT-Bike ist die Sitzposition eine andere und die Hüfte ist offener, wodurch man mit dem Oberkörper und den Armen eine tiefere Position fahren kann. Auf dem Rennrad ist der Sattel weiter hinten, die Hüfte damit mehr gebeugt und eine allzu tiefe Montage der Extensions wird den Hüftbeuger an seine Grenzen bringen. Praktisch daher, wenn bei den gekauften Extensions Spacer dabei sind, mit deren Hilfe man das ganze Setup etwas nach oben bringen kann, ohne sich gleich den ganzen Lenker umdrehen zu müssen. Und wer längere Touren unternehmen möchte, wird ohnehin nicht die ultra-sportliche Position als oberste Prämisse haben.

Der Blick auf die Produktliste ausgewählter Auflieger zeigt außerdem ein großes Preisgefälle zwischen Aluminium- oder Carbon-Extensions. Erstere bewegen sich irgendwo rund um die 100-150 Euro, während der Kohlenstoff einen weitaus tieferen Griff in die Geldbörse bedingt (ab 250 Euro – nach oben offen; Custom 3D-Drucke kommen bei 2-3000 Euro zu liegen). Es kann sein, dass ich ein unschlagbares Argument FÜR Carbon übersehe, ansonsten sehe ich allerdings keinen Grund, warum man nicht zu einem Alu-Modell greifen sollte. Der Gewichtsunterschied ist in meinen Augen vernachlässigbar.

Bei der Montage am Lenker sind neben den Fitting-Aspekten auch technische und „logistische“ zu beachten. Zum Beispiel sollte man bei Carbon-Lenkern tunlichst das maximal zulässige Drehmoment beachten. Mich persönlich ärgert oder verwundert etwas, dass durch den Einsatz von integrierten Vorbau-Lenker-Kombinationen bei vielen Herstellern keine Extensions montiert werden können. Die dabei verbauten Teile sind fast immer oval oder abgeflacht und erlauben daher keine Montage von klassischen Aufliegern. Ebenso sollte man sich darüber in Klaren sein, wie man sein Cockpit organisieren möchte. Ein Radcomputer mit klassischem Front-Mount geht sich mit Auflieger eventuell nicht mehr aus. In diesem Fall muss in den meisten Fällen eine neue Halterung für die Montage direkt an den Extensions her. Und wer an längere Touren und Bikepacking denkt, muss sich auch im Klaren sein, dass sich die Schlaufen von Lenkertaschen meistens genau an jener Position des Lenkers befinden, wo jetzt die Extensions angeschraubt sind. (Hier gibt es auf der anderen Seite aber sehr praktische und funktionale Taschen, die an den Extensions montiert werden – zB von Cyclite).

Oben ist es schon einmal erwähnt, hier kommt es nochmal – weil es wichtig ist. ;) Gerade wenn man länger oder schneller fahren möchte, lohnt es sich, mit einem Profi gemeinsam die Sitzposition und mögliche Einstellungen im Rahmen eines Bikefittings zu diskutieren. Wie bei allen Einstellungen wird sich auch bei Extensions erst nach einigen Kilometern herauskristallisieren, was gut oder weniger gut funktioniert. Aber eine vernünftige Ausgangsposition lässt sich mit einem Fitting jedenfalls definieren.

Ebenfalls erst an die Position gewöhnen müssen, wird sich der Körper. Wer – wie ich (mea maxima culpa, ich weiß… ) – wenig bis kein Augenmerk auf die Oberkörper- und Nackenmuskulatur legt, wird dies mit Extensions doppelt und dreifach spüren. Die Position auf den Aufliegern spricht nun einmal andere Muskelpartien an, und diese zu trainieren und bei Laune zu halten, fördert nachhaltig die Freude am Radfahren. Bringt ja nichts, in der Aero-Position 5 Watt zu sparen, wenn man diese Position dann nur 2 Minuten halten kann…

Bremsen und Schalten sind Dinge, die mit Extensions etwas Umdenken und Aufmerksamkeit erfordern. Technisch gesehen hat die oder der einen Vorteil, die oder der eine elektronische Schaltung am Rad montiert hat, die sich mit sogenannten „Blips“ oder zuschaltbaren Fernsteuerungen ergänzen lässt. Mit solchen an den Enden der Extensions kann man auch in der geduckten Position frisch und fröhlich drauf los schalten. Ale anderen müssen zum Schalten umgreifen auf die Hoods. Gleiches gilt – unabhängig vom Schaltsystem – für die Bremsen! Und da für das Reagieren, Umgreifen auf die Hoods und Betätigen der Bremsen etwas Zeit notwendig ist, sind Extensions in Gruppenfahrten oder auf bestimmten Streckenabschnitten nicht allzu empfehlenswert. Denn mit einem Sturz ist zweifellos jeder Aerodynamik- oder Komfortgewinn obsolet.

Fazit

Auflieger oder Extensions sind als aerodynamische Optimierung und als Komfortgewinn eine sinnvolle Anschaffung, wenn man denn einen Einsatzbereich für sich sieht. Ich habe die Auflieger sowohl am Gravelbike als auch am (Komfort)Rennrad als angenehmes Extra schätzen gelernt – mehr als Komfortgewinn und zusätzliche Griffposition denn als Optimierung der Aerodynamik. Ich gerate bei zu niedriger Montage an meine muskuläre Grenze und habe daher die Überhöhung meines Lenkers stark reduziert. Wichtig ist, die richtige Form für die eigenen Bedürfnisse zu finden – leider ist ein Ausprobieren von unterschiedlichen Modellen de facto nicht möglich. Ich bin am Ende bei Zipp-Aluminium-Extension gelandet, die auch etwas höher bauen und damit ein Greifen des Oberlenkers ohne Einschränkungen erlauben. Und am Wichtigsten: Man kann einen Pizza-Karton drauflegen!

Fotos // VICC Race Day 04.09.2022

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