#169krides - 05/23 - Wiener Becken

Ich bin im Süden von Wien aufgewachsen, zur Schule gegangen und meine ersten Kilometer mit dem Rad gefahren. Die Vielfalt ist groß, der Verkehr erträglich (bzw. gibt es genug Seiten- und Nebenstraßen) und man kann sich Tag für Tag neu entscheiden, ob man gegen Höhenmeter oder den allgegenwärtigen Wind kämpfen möchte (Pro-Tipp: meistens Westwind). Mit dem Rennrad bin ich rund um Mödling, Baden und Bad Vöslau so gut wie jeden Meter abgefahren. Wenn ich heute in der Gegend unterwegs bin, dann denke ich mir jedes Mal: „Ach hätte ich damals doch schon ein Gravelbike gehabt…“ Zwischen den Feldern eröffnen sich unzählige Varianten, entlang der Kanäle und Flüsse (Schwechat, Piesting, Triesting, usw.) führen Radwege und ruhige Wege entlang, Richtung Westen kann man an jeder beliebigen Stelle sofort einige Höhenmeter sammeln, Weinberge, Felder, Auen, Wälder, Dörfer und Städte – das alles ist hier recht kompakt und konzentriert vorzufinden, das Mischungsverhältnis kann man selbst bestimmen! Ab also ins Wiener Becken.

Die Mai-Route besteht aus zwei Teilen, einer „a“-Route und einer „b“-Route. Zur Auswahl stehen 65 oder 115 Kilometer, in Baden kommen alle Wege zusammen, dort kann man (am Bahnhof) einsteigen, aussteigen oder sonst wie die Fahrt variieren. Generell sind die Routen eher anspruchsvoll, die zu fahrenden Höhenmeter konzentrieren sich in kürzeren aber recht knackigen Anstiegen, auch eine kleine Portion Fahrtechnik kann nicht schaden, wenn es da und dort ein paar Meter auf Waldwegen dahingeht. Im Wienerwald sieht es leider mit den Wegerechten nicht ganz so rosig aus und vielfach wird einem das Weiterkommen durch Zäune oder Fahrverbote verwehrt, mit Stand Anfang Mai 2023 sollten aber alle Teile der Route befahrbar sein, vielfach handelt es sich auch um ausgeschilderte (MTB-)Strecken.

Variante 8a – „Lang“ 115 Kilometer

Vom Bahnhof Liesing aus geht es kurz auf dem Radweg die Breitenfurter Straße hinaus, dann links entlang des großartigen Aquädukts der Wiener Hochquellwasserleitung und schon nach wenigen Metern hat man die Stadtgrenze überquert und befindet sich in Niederösterreich. Die ersten Kilometer führen durch den dicken Speckgürtel Wiens – Perchtoldsdorf, Tirolerhofsiedlung, Gießhübl, Hinterbrühl. Während man durch die Straßen am Rand der Ortschaften fährt, kann man beinahe Mitleid für jene empfinden, die sich hier „nur“ einen BMX X5 in die Einfahrt stellen können – dabei wäre es mit dem Rad doch um so vieles schöner.

Direkt an der Burg Perchtoldsdorf vorbei geht es durch den „Haidberg“ genannten „Park“ die ersten Höhenmeter hinauf, weiter zwischen Weinbergen zum Waldrand und dann hat man bei KM 5 der Tour schon zum ersten Mal einen grandiosen Ausblick über den Süden Wiens. Durchschnaufen und den Blick genießen schadet hier auch nicht, geht es doch die nächsten Kilometer noch ähnlich herausfordernd weiter. Nämlich gleich auf einem technischen Waldweg in die Tirolerhofsiedlung, durch Gießhübl und dann in den Wald hinein. Dass man hier trotz Wald nicht so richtig Ruhe findet, liegt vermutlich an der A21 Außenringautobahn, die nur wenige Meter weiter durch den Wienerwald schneidet. Nach einer recht flotten Abfahrt (Achtung auf den losen Schotter kurz vor der Autobahnunterführung) landet man in Hinterbrühl, dort bleibt einem leider keine Alternative zu ein paar Metern entlang bzw. auf der Bundesstraße – trotz ausgiebiger Suche haben sich hier keine legal befahrbaren Wege gefunden, um hier abzukürzen oder anders zu fahren). Aber es bleibt nur bei wenigen Straßenkilometern, es geht gleich wieder auf Schotter und Erde weiter, hinter Gaaden vorbei, dann auf dem steilsten Abschnitt der Tour wieder hinein in den ruhigen Wald und hinunter nach Siegenfeld (Achtung teilweise etwas matschig, auch wenn es vorher nicht geregnet hat) und nach wenigen Metern durch Siegenfeld noch einmal durch den Wald und über den Berg ins benachbarte Helenental. Auf diesen Metern durch Wald und Wiesen bekommt man einen tollen Eindruck vom Wienerwald – der Ruhe, der Landschaft und der Schönheit.

Die letzten Meter hinunter ins Helenental sind etwas ruppig und steinig, dafür kann man sich für die nächsten Kilometer auf dem Helenentalradweg nach Baden hinein wieder erholen und Kräfte tanken. Am Bahnhof vorbei (Einstiegs-, Ausstiegsmöglichkeit!) geht es durch die Stadt, dann entlang der Badener Bahn Richtung Pfaffstätten und von dort hinaus ins Freie. In die Schwechat-Auen bei Wienersdorf, vorbei an den zahlreichen Schotterteichen bei Oeynhausen, die Triesting entlang durch Teesdorf, weiter nach Leobersdorf und schließlich nach Enzesfeld und Lindabrunn, wo man vor sich schon erahnen kann, dass nun ein paar Höhenmeter folgen werden – aber keine Angst, keine unlösbaren Aufgaben! :)

Tatsächlich hält sich die Herausforderung in Grenzen, vielmehr ist es eine kurze und spannende Exkursion in noch einmal eine andere Welt – hier kommt man sich stellenweise eher vor wie in einem italienischen Pinienwald als ganz profan im Bezirk Wiener Neustadt. Mitunter kann es hier etwas matschig sein, im Wesentlichen ist man aber hier auf guten Feld- und Waldwegen unterwegs. Einzige Ausnahme: ein kurzes Stück hinunter nach Hirtenberg – hier muss man aus meiner Sicht vom Rad runter und ein paar Meter schieben.

Als Übergang bergig zu flach bieten sich die folgenden Kilometer an, da rollte es noch einmal sanft Richtung Gainfarn, durch Bad Vöslau und dann am Waldrand an Sooß vorbei zurück nach Baden. Auf dem Radweg entlang der Südbahn geht es dann wieder aus Baden hinaus, etwas tricky durch eine Unterführung auf die Südseite und ab in die Weinberge bei Pfaffstätten. Dort schlängelt sich die Route um die Südbahn, zwischen Reben und Wiesen vorbei, hinauf zu einer kleinen Kapelle, von der man (hineingehen!) einen tollen Ausblick bis zum Schneeberg hat. Hier fährt die Südbahn unter einem durch – der Legende zufolge wollte der Kaiser auch auf seiner kurzen Bahnfahrt von Wien nach Baden unbedingt einen Tunnel haben – das hier ist er! Wir schlängeln uns weiter durch die Weinberge, durch Gumpoldskirchen, am Freigut Thallern vorbei, über den Bahnsteig der Haltestelle Guntramsdorf (im Zweifelsfall kurz absteigen) und dann auf kleinen Wegen durch Sträucher und Wiesen bis man unten zur Bundesstraße B17 gelangt. Die Challenges der Strecke sind an diesem Punkt im Wesentlichen geschafft!

Durch eine kleine und enge Schikane gelangt man über die Bundesstraße und die Gleise der Badener Bahn. Ab jetzt sind wir im flachen Industrieviertel, das aber durchaus auch seine Reize hat. Kurz geht es entlang des Wiener Neustädter Kanals, dann elegant um die Autobahnabfahrt und dann wiederum eine Eisenbahn entlang Richtung Wien. Man vermutet sich nicht zwischen Südautobahn, Zugstrecken und Industriegebieten, so ruhig ist es hier. Bei der Shopping City Süd bietet sich ein wunderbar seltsamer Kontrast aus weiten leeren Feldern und Konsumtempeln im Hintergrund. Die Route führt an den ersten beiden Windrädern Österreichs vorbei, damals was ganz Besonderes, heute schauen sie im Größenvergleich mit aktuellen Windrädern tatsächlich mickrig klein aus.

Auf der Schönbrunner Allee kommt man wieder um ein paar Meter auf der Hauptstraße leider nicht umher, dafür wird es gleich darauf noch einmal schön einsam – führt doch gleich hinter der Lärmschutzwand der riesigen Autobahn ein kleiner Wiesenpfad entlang. Dann ist es aber vorbei mit Einsamkeit und man ist zurück in Wien. Die Richard-Strauß-Straße bietet Radwege rechts und links, durch den Drasche Park gelangt man zum Liesingbachradweg, dem man nun im Wesentlichen bis zurück zum Bahnhof Liesing folgen kann. Besonders an Wochenenden kann hier etwas mehr los sein, seine sportlichen Ambitionen sollte man an dieser Stelle schon erledigt haben…

Variante 8b – „Kurz“ 65 Kilometer

Vom Bahnhof Liesing aus geht es kurz auf dem Radweg die Breitenfurter Straße hinaus, dann links entlang des großartigen Aquädukts der Wiener Hochquellwasserleitung und schon nach wenigen Metern hat man die Stadtgrenze überquert und befindet sich in Niederösterreich. Die ersten Kilometer führen durch den dicken Speckgürtel Wiens – Perchtoldsdorf, Tirolerhofsiedlung, Gießhübl, Hinterbrühl. Während man durch die Straßen am Rand der Ortschaften fährt, kann man beinahe Mitleid für jene empfinden, die sich hier „nur“ einen BMX X5 in die Einfahrt stellen können – dabei wäre es mit dem Rad doch um so vieles schöner.

Direkt an der Burg Perchtoldsdorf vorbei geht es durch den „Haidberg“ genannten „Park“ die ersten Höhenmeter hinauf, weiter zwischen Weinbergen zum Waldrand und dann hat man bei KM 5 der Tour schon zum ersten Mal einen grandiosen Ausblick über den Süden Wiens. Durchschnaufen und den Blick genießen schadet hier auch nicht, geht es doch die nächsten Kilometer noch ähnlich herausfordernd weiter. Nämlich gleich auf einem technischen Waldweg in die Tirolerhofsiedlung, durch Gießhübl und dann in den Wald hinein. Dass man hier trotz Wald nicht so richtig Ruhe findet, liegt vermutlich an der A21 Außenringautobahn, die nur wenige Meter weiter durch den Wienerwald schneidet. Nach einer recht flotten Abfahrt (Achtung auf den losen Schotter kurz vor der Autobahnunterführung) landet man in Hinterbrühl, dort bleibt einem leider keine Alternative zu ein paar Metern entlang bzw. auf der Bundesstraße – trotz ausgiebiger Suche haben sich hier keine legal befahrbaren Wege gefunden, um hier abzukürzen oder anders zu fahren). Aber es bleibt nur bei wenigen Straßenkilometern, es geht gleich wieder auf Schotter und Erde weiter, hinter Gaaden vorbei, dann auf dem steilsten Abschnitt der Tour wieder hinein in den ruhigen Wald und hinunter nach Siegenfeld (Achtung teilweise etwas matschig, auch wenn es vorher nicht geregnet hat) und nach wenigen Metern durch Siegenfeld noch einmal durch den Wald und über den Berg ins benachbarte Helenental. Auf diesen Metern durch Wald und Wiesen bekommt man einen tollen Eindruck vom Wienerwald – der Ruhe, der Landschaft und der Schönheit.

Die letzten Meter hinunter ins Helenental sind etwas ruppig und steinig, dafür kann man sich für die nächsten Kilometer auf dem Helenentalradweg nach Baden hinein wieder erholen und Kräfte tanken. Am Bahnhof vorbei (Einstiegs-, Ausstiegsmöglichkeit!) geht es auf dem Radweg entlang der Südbahn wieder aus Baden hinaus, etwas tricky durch eine Unterführung auf die Südseite und ab in die Weinberge bei Pfaffstätten. Dort schlängelt sich die Route um die Südbahn, zwischen Reben und Wiesen vorbei, hinauf zu einer kleinen Kapelle, von der man (hineingehen!) einen tollen Ausblick bis zum Schneeberg hat. Hier fährt die Südbahn unter einem durch – der Legende zufolge wollte der Kaiser auch auf seiner kurzen Bahnfahrt von Wien nach Baden unbedingt einen Tunnel haben – das hier ist er! Wir schlängeln uns weiter durch die Weinberge, durch Gumpoldskirchen, am Freigut Thallern vorbei, über den Bahnsteig der Haltestelle Guntramsdorf (im Zweifelsfall kurz absteigen) und dann auf kleinen Wegen durch Sträucher und Wiesen bis man unten zur Bundesstraße B17 gelangt. Die Challenges der Strecke sind an diesem Punkt im Wesentlichen geschafft!

Durch eine kleine und enge Schikane gelangt man über die Bundesstraße und die Gleise der Badener Bahn. Ab jetzt sind wir im flachen Industrieviertel, das aber durchaus auch seine Reize hat. Kurz geht es entlang des Wiener Neustädter Kanals, dann elegant um die Autobahnabfahrt und dann wiederum eine Eisenbahn entlang Richtung Wien. Man vermutet sich nicht zwischen Südautobahn, Zugstrecken und Industriegebieten, so ruhig ist es hier. Bei der Shopping City Süd bietet sich ein wunderbar seltsamer Kontrast aus weiten leeren Feldern und Konsumtempeln im Hintergrund. Die Route führt an den ersten beiden Windrädern Österreichs vorbei, damals was ganz Besonderes, heute schauen sie im Größenvergleich mit aktuellen Windrädern tatsächlich mickrig klein aus.

Auf der Schönbrunner Allee kommt man wieder um ein paar Meter auf der Hauptstraße leider nicht umher, dafür wird es gleich darauf noch einmal schön einsam – führt doch gleich hinter der Lärmschutzwand der riesigen Autobahn ein kleiner Wiesenpfad entlang. Dann ist es aber vorbei mit Einsamkeit und man ist zurück in Wien. Die Richard-Strauß-Straße bietet Radwege rechts und links, durch den Drasche Park gelangt man zum Liesingbachradweg, dem man nun im Wesentlichen bis zurück zum Bahnhof Liesing folgen kann. Besonders an Wochenenden kann hier etwas mehr los sein, seine sportlichen Ambitionen sollte man an dieser Stelle schon erledigt haben…

#169krides

Fotos “KURZ”

Fotos von der langen Südschleife

Route “LANG” auf Komoot

Route “KURZ” auf Komoot

169krides-Collection auf Komoot