#169krides - 06/23 - Heidentor

Rechtzeitig zum Dirty Kanza Rennen (oder jetzt "Unbound Gravel") gibt es im Juni eine Strecke, die einiges an "Kansas" zu bieten hat - endlose Schotterpisten, lange geradeaus, viel Landschaft :)

Los gehts im Prater, unter der Autobahn aufs Nordufer und dann hinter dem Kraftwerk Donaustadt vorbei an den Rand der Lobau. Die Lobau lassen wir allerdings großteils beiseite - da kommen noch genug Offroad-Passagen...

Groß-Enzersdorf mit seinem (überraschenden) alten Ortskern, der so gar nichts von Marchfeld-Tristesse und Landwirtschaft ausstrahlt, ist der letzte Außenposte Zivilisation, bevor es in die Weiten des Ostens geht. Einmal noch um den sogenannten "DOK" herum, den einst geplanten aber nie realisierten Donau-Oder-Kanal, von dem es heute noch vier Überreste gibt, die als Bade- und Siedlungsteiche Verwendung finden.

Und dann wird es weit! Der Radcomputer zeigt dann nur noch geradeaus und "in 2,5 Kilometern abbiegen", nur um daraufhin gleich wieder "1,3 Kilometer geradeaus" anzuzeigen. Es lässt sich hier hervorragend strampeln, manche meinen sich in einer Zwift-Einheit wiederzufinden. Und auch für den Kopf ist es eine spannende Angelegenheit: Hat man einmal akzeptiert, dass es flach und weit und ringsherum nicht allzu viel Zivilisation zu finden ist, dann kann sich der Geist auf andere Dinge konzentrieren. Und so kann man sich dann auch schon mal in einer Art Flow-Zustand finden, wenn man sich darauf einlässt. Wer schwache Nerven hat, nimmt aber idealerweise eine Begleitung mit auf diese Runde :)

Die knapp 5 geraden Kilometer auf das Schloss Eckartsau zu sind dann auch der ultimative Test, bevor man inmitten dieses Nirgendwos plötzlich vor besagtem Schloss steht und im ersten Moment vielleicht nicht genau versteht, warum man so etwas ausgerechnet hier her baut. Der Park ist in der Regel offen und man kommt bis zum Schloss hin. Essen, Trinken oder andere Verpflegung sucht man hier allerdings erfolglos - sich für diese Tour entsprechend auszustatten ist daher dringend empfohlen!

Bis Stopfenreuth sind es dann noch ein paar Kilometer durch die Felder, am Damm angelangt kann man das (auf dem Damm angezeigte) Fahrverbot umgehen, indem man den links davon gelegenen Feldweg nimmt - ist stellenweise etwas ruppig aber durchaus fahrbar. Dann noch 1,5 Kilometer auf dem berühmt-berüchtigten schnurgeraden Donauradweg und schon kann man über den Radweg entlang der Brücke die Donau queren und der östlichste Punkt der Tour ist erreicht.

An der prachtvollen katholischen Kirche von Bad-Deutsch Altenbrug geht es hinunter ins Ortszentrum, dort bieten einige wenige Geschäfte die Möglichkeit, die Reserven aufzufüllen. Vorbei an den Ausgrabungsstätten von Carnuntum und dem gleichnamigen Freilichtmuseum geht es durch Siedlungsränder und Feldwege auf ausgeschilderten Radwegen Richtung Heidentor. Dort lohnt sich ein kleiner Stopp, die Schautafeln direkt neben dem Tor bieten einen guten Eindruck davon, wie das früher ausgeschaut haben könnte.

Südlich der Donau ist es jetzt nciht mehr so flach wie nördlich, dementsprechend geht es ab jetzt leicht bergauf und bergab - nichts dramatisches. Und es geht eh zuerst einmal bergab, Richtung Höflein nämlich. Dort schlingelt man sich um die weithin sichtbare Kirche, schummelt sich unter der Ostautobahn durch und gelangt auf einem schönen Schotterweg nach Bruck an der Leitha. Wer hier keine Lust oder Kraft mehr hat, kann am Bahnhof den Zug nach Wien besteigen.

Für alle anderen geht es zuerst durch das "Zentrum" von Bruck, ein (leider!) gutes Anschauungsbeispiel für jene Wirkung, die in Ortskernen eintritt, wenn man am Ortsrand oder bei der Autobahnabfahrt ein Fachmarktzentrum neben dem anderen aufstellt. Aus Bruck an der Leitha geht es durch eine spannende Mischung aus Industrie, Landwirtschaft, Vorstadt und Bundesheer (gleich über die Leitha hinweg befindet sich der riesige Truppenübungsplatz Kaisersteinbruch). 

Die nächsten Kilometer bieten wiederum ausreichen Ruam für geistige Einkehr - wird man doch nur durch langgezogene Schotterstraßen, Windräder und das eine oder andere landende Flugzeug begleitet. Bei KM 89,5 glaubt der Track sich im Off zu finden, aber keine Angst - über den Graben ist ein kleiner Metallsteg gelegt! 

Kurz nach Gallbrunn geht es kurz über einen Hügel, der "oben" angekommen spannende Perspektiven Richtung Wien bietet, nach einer flotten Abfahrt (Achtung auf die Linkskurve unten!) quert man nochmals die Ostautobahn, springt dann noch über die Bundesstraße und fährt dann in den malerischen Donauauen Richtung Wien zurück.

Die letzten Meter zurück Richtung Prater sollten keine Rätsel aufgeben, auch der Radweg bei Mannswörth sollte zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Textes (Ende Mai 2023) schon fertig und befahrbar sein!

Viel Spaß beim Fahren und immer schön den Hashtag #169krides verwenden ;)

Fotos

Route auf Komoot

169krides-Collection auf Komoot