Der sogenannte Teufelslappen markiert den Beginn der letzten 1.000 Meter zur Ziellinie eines Radrennens und der Titel des Buches lässt vermuten, dass die Protagonisten über genau diesen letzten Kilometer erzählen.
Tatsächlich führen einen die Anekdoten, Erzählungen und Interviews jedoch viel tiefer in die Persönlichkeiten und geben einen Einblick in Karrieren, Schicksale und einschneidenden Erlebnisse, die sich bei weitem nicht auf 1.000 Metern unterbringen lassen.
Fabian Cancellara, Robert Millar a.k.a. Phillipa York, Alexander Winokurow oder Robert Förster plaudern aus dem Nähkästchen. Die kurzen Kapitel sind Mischungen aus Rückblenden, Wortmeldungen und Nacherzählungen zugleich - je nachdem, welche Form gerade am besten passt. So entsteht ein stellenweise etwas unrhythmisches aber doch sehr stimmiges und atmosphärisch dichtes Bild, bei dem man in der Regel dein Eindruck hat, “sehr nah dran zu sein”.
Wenn beispielsweise Evaldas Siskevicius bei Paris - Roubaix in hoffnungsloser Position und nur um das Zeitlimit zu schaffen, auf einen Abschleppwagen am Ende der Wagenkolonne springt, um sich ein Ersatzrad von jenem Teamfahrzeug zu holen, welches wiederum selbst gerade der Brutalität des Kopfsteinpflasters erlegen ist, der Besenwagen zu diesem Zweck auf Siskevicius wartet und der Ordner des Velodroms in Roubaix ihm noch einmal das Zauntor öffnet, damit er ins Oval einfahren kann - dann lebt man diesen Moment mit!
Die Episoden sind eher etwas für eingefleischte Radsportfans, obwohl man auch ohne großes Hintergrundwissen sehr viel Spaß an diesem Buch hat. Ebenso benötigt man nicht zwingend ein umfassendes Wissen über Fahrer, Teams und Hintergründe, wie das vielleicht Karsten Migels und Jean-Claude Leclercq haben. Unnützes Wissen hatte selten eine unterhaltsamere Darbringungsform. Lesenswert!
Erschienen im Covadonga-Verlag.