Bahn frei!

#gofastturnleft

Meine Facebook-Timeline ist ohnehin immer voll mit Rad-Content, aber zu Radfotos, Cyclocross-Rennen und Produkttests haben sich in letzter Zeit ganz stark Bahn-Inhalte gesellt! In "unseren" Facebook-Gruppen fährt gefühlt jeder Zweite gerne im Kreis, die Strava-Aktivitäten meiner Freunde weisen keine Routen mehr auf sondern nur noch eine Kilometeranzahl, die teils mit einem wahnsinnigen Durchschnitts-Tempo durchmessen werden.

Irre, was für eine Dynamik unser Lieblingssport in den letzten Jahren bekommen hat. Cyclocross war vor einigen Jahren einer quasi geheimen und abgeschlossenen Gruppe von "Irren" vorbehalten, die sich auch im Winter bei Matsch und Kälte ins Gelände bewegt haben. Wird heute eine Crosser-Ausfahrt ausgeschrieben, kann jeder mitfahren! Jeder hat einen Crosser, es ist wunderbar, dass wir unsere Gruppenfahrten unabhängig von Material und Terrain machen können! (Und die Radgeschäfte freut das auch) ;) Ähnlich verhält es sich im Moment scheinbar mit dem Bahnradsport. Jahrelang ein Dasein als Mauerblümchen gefristet und jetzt zu voller Blüte erstrahlend! 

Wer überhaupt nicht weiß, wo man beginnen soll, findet Hilfe - so hab ich es am Beginn auch getan - in einer der zahlreichen Facebook-Gruppen zum Thema Bahnradsport. Und da ist noch nicht die Rede von Madison-Regeln, Linienfarben und der Cote d´Azur, sondern eher von elementaren Fragen wie "Wo ist die Eingangstür des Dusika-Stadions?".

Nächste Anlaufstelle ist der Österreichische Radsportverband - Trainingslizenz und Zugangskarte! Eigentlich wollte ich ja ein Schnuppertraining absolvieren, bevor ich mich dafür entscheide, ein Rad zu kaufen und das ganze Bahn-Projekt so richtig zu starten. Bernhard Kohl und Florian Posch (posh cycling) bieten derartige Events in regelmäßigen Abständen an. Aber - und da sind wir wieder beim Boom, der da im Moment passiert - diese Kurse sind heiß begehrt und die Startplätze knapp. Nachdem ich terminlich nichts Passendes für mich gefunden habe, und mir Lukas, der Racer meines Vertrauens, mitgeteilt hat "Das ist super!", waren für mich keine Argumente und Schnupperstunden mehr notwendig!

Was fehlt noch? Ach, ja! Ein Bahnrad! Das Internet hat es mir nicht leicht gemacht, einen Überblick über vorhandene Modelle zu bekommen. Zu tief sind die Bahnräder teilweise in irgendwelchen Untermenüs versteckt, oft auch den "normalen" Rennrädern zugeordnet, von anderen Marken hab ich vorher noch nie gehört. Ich entscheide mich für ein Fuji Track Pro! Ein Blick in die Garderoben bestätigt, hier habe ich offenbar nicht allzu viel falsch gemacht. Die Herausforderung wird in Zukunft eher sein, das eigene Rad zwischen den vielen gleichen Modellen wiederzufinden!

Also rauf auf die Bahn! Die starre Übersetzung stellt mich vor keine großen Herausforderungen. Mein diesbezügliches Lehrgeld hab ich vor einigen Jahren schon auf Wiens Straßen bezahlt, da hab ich mir eingebildet, mit dem Fixie durch die Stadt fahren zu müssen. Die Steilkurven sind schon eher tricky - zumindest die ersten paar Runden. Ich war ja schon einige Male als Zuschauer in der Halle, aber aus der Fahrerperspektive schaut das dann doch alles etwas anders - und vor allem steiler  - aus. Es trägt mich in den ersten Kurven Richtung Innenfeld hinunter, es dauert ein paar Runden, bis das Vertrauen in die "Schrägfahrt" und die Haftung der Reifen da ist. Ein kleiner Schlenker beim Kurvenausgang, wo es wieder gerade wird. 

Ich rolle gemütlich meine ersten Runden durchs Stadion, werde rechts in der Kurve überholt - ein spannendes Gefühl, wenn der überholende Fahrer plötzlich einen halben Meter rechts über der Schulter erscheint. Die ersten Eindrücke sind spannend - ich genieße sie. Man wird ja sehr schnell routinierter und vergisst ohnehin immer viel zu schnell, wie sich etwas beim ersten Mal angefühlt hat.

Im Windschatten gehts mit einer kleineren Gruppe ein paar Mal im Kreis, diesmal wird das Tempo erhöht. Ich hab keinen Tacho oder Garmin am Rad - um den Geschwindigkeitssensor hab ich mich nicht mehr rechtzeitig gekümmert. Nach dem Ausrollen sagt man mir, dass wir mit über 40 km/h durchs Oval gezogen sind - ist das viel oder wenig? Angefühlt hat es sich gut und flott. In der warmen Luft im Stadion kommt man schon ordentlich ins Schwitzen, die Trockenheit der Luft ist auch nicht ohne. 

Ausrollen auf der Innenbahn, Ausklicken, Rad in den Hänger stellen und hinsetzen. Der soziale Faktor des Bahnradfahrens war mir bisher nicht bewusst. Zeit, kurz mit den Anderen zu plaudern, am Rad herumzubasteln, etwas zu trinken. Achtung nur, dass die Zeit am Rad noch größer ist, als die Zeit, in der man plaudert!

Ich bin definitiv auf den Geschmack gekommen, freu mich jetzt schon auf meine nächste "Ausfahrt" - wie nennt man das denn eigentlich? In der nächsten Zeit möchte ich herausfinden, was und wie man auf der Bahn am Besten trainiert, wie das mit dem Gruppenfahren funktioniert - mich fasziniert die Dynamik, die bei einem Bahnrennen herrscht und den Überblick, den man braucht, um das Geschehen halbwegs überblicken zu können - und mich auch mit meinen Mitradlern austauschen und lernen!

Bahn-ÖM im September

Bahn-ÖM im September

Und als langfristigeres Projekt oder Ziel werde ich mich am 16.12.2016 von der 3. Auflage des Wiener Bahn-O-Rama inspirieren lassen - einer Initiative, die dem wachsenden Interesse am Bahnradsport in Wien auf beeindruckende Weise Rechnung trägt - der Ansturm an Teilnehmenden gibt den Veranstaltern recht!

Ich freue mich, euch auf der Bahn zu treffen! In diesem Sinne #gofastturnleft

Martin GranadiaComment