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Rennradfahren in Istrien

Es war irgendwann rund um den Jahreswechsel, als ich zum ersten Mal gefragt wurde, ob ich Interesse an einer Pressereise nach Istrien habe. Klassischerweise plant man da gerade seine Frühjahrsaktivitäten, ebenfalls klassischerweise bucht man da gerade den unvermeidlichen Trip nach Mallorca. Was von Deutschland aus - mit entsprechend billigen Flügen, Pauschalangeboten und auch Radtransport-Möglichkeiten - zu einem respektablen Industriezweig gewachsen ist, steckt in Österreich noch ein paar Schritte weiter hinten (in den Kinderschuhen). Aber muss es denn immer und unbedingt Mallorca sein? Auch andere Meere haben schöne Inseln - wie ich vor gut zwei Jahren auf Lanzarote feststellen konnte. Ich bin allerdings ein Verfechter des "das Gute liegt so nah", insofern war der Blick nach Istrien ein sehr reizvoller und die Pressereise schnell vereinbart.

Ab ins Auto und Richtung Süden, je nach Destination auf der Halbinsel steht man nach fünf bis sechs Stunden am Meer - zu viel Fahrzeit für ein verlängertes Wochenende, jedenfalls aber in Ordnung für eine Woche Aufenthalt oder mehr. Und außerdem kein Stress mit dem Radtransport, Sperrgütern oder schlechtgelaunten "Gepäckschupfern". Die Valamar-Gruppe hat zu diesem Besuch geladen, ihrerseits der größte Hotelanbieter in Istrien und bei dem was sie machen sehr erfolgreich. Die Hauptsaison im Sommer ist sehr gut ausgelastet mit Strandliegern, Wasserplantschern und klassischen Sommertouristen. Die Vor- und Nachsaison hingegen hat laut Valamar noch Potential - Potential, das man allerdings nicht blindlings verpulvern möchte. Vielmehr hat Valamar einen Plan, nämlich vermehrt Radfahrer und Läufer anzusprechen. Dazu müssen sie im Übrigen nicht allzu viel Neues schaffen - die Hotelkapazitäten sind da, die Infrastrukturen (Werkstätten, Leihräder und Guides) ebenfalls, die Schönheit von Istrien natürlich auch. Bleibt nur darauf hinzuweisen, was ich persönlich zum Beispiel auch überhaupt nicht wusste: Dass es im Winter hier in Istrien fünf oder sogar zehn Grad hat - PLUS!. Warum also in die Ferne schweifen, wenn man in Istrien die perfekten Bedingungen zum Saisonaufbau vorfindet? Der Reihe nach...

Foto: Merlo de Graia

Valamar Hotels

Hotels der Valamar-Gruppe sind über ganz Istrien verstreut. Meistens findet man sie in den schönen Buchten, auf pittoresken, vorgelagerten Inseln oder aber in malerischen Pinienwäldern. Doch bei aller Romantik muss klar sein, dass hier nicht von kleinen Bed and Breakfast-Pensionen die Rede ist! Der Markt für Sommertourismus ist ein Massenmarkt, dementsprechend fahren auch die Valamar-Hotels eine gewisse Größe und Masse auf - vom Frühstücksbuffet über die Zimmeranzahl bis zur Infrastruktur. Hier geht unvermeidlich etwas Charme verloren, im Endeffekt muss man von Fall zu Fall entscheiden, was einem im Urlaub wichtiger ist. 

Porec an der Westküste Istriens ist ein bekanntes Tourismusziel. Eine kleine und feine Altstadt, großzügiger Zugang zum Meer und eine liebliche Landschaft bieten schon in der Vorsaison eine gelungene Kulisse für einen Sporturlaub. Auch zahlreiche Events sind früher oder später auf diesen Umstand aufmerksam geworden. Sehr früh im Jahr findet ein geradezu monumentales Trailrunning-Event statt, die "100 Miles of Istria", gerüchtehalber ist außerdem zu vernehmen, dass es ein Ironman-Event in und um Porec geben soll. An der Radfront gibt es bereits jetzt spezialisierte Angebote. In einem der Valamar-Hotels in Porec hat sich Barbara Tesar mit ihrer Firma "Istriabike" einquartiert. Die Kooperation mit der Hotelgruppe läuft sehr gut, es werden Trainingswochen für Triathlon und Rennrad angeboten, geführt, angeleitet, mit Radservice, Radverleih und unterschiedlichen Leistungsgruppen. Eigentlich muss man sich hier nur noch aufs Rad setzen und treten.

Demgegenüber (nämlich tatsächlich gegenüber - an der Ostküste Istriens) liegt Rabac, ein weiterer Standort der Valamar-Gruppe. Hier ist man - wenn auch sehr malerisch - topographisch etwas eingeengt, verbunden mit den Bergen an der Küste ergibt sich ein Paradies für Trailrunner und Mountainbiker. Hier steht das "Bike Center Rabac" kurz vor der Eröffnung, ein recht ganzheitliches Angebot von Radverleih über Service bis hin zu geführten Touren und einem Parcours zum Lernen und Üben. Wer sich von der Schönheit von Rabac (und ganz Istriens) vorab ein Bild machen möchte, die in wenigen Tagen startende Tour of Croatia fährt durch die Halbinsel Richtung Rabac!

Istrien

Ich war zuvor noch nie in Istrien. Ich habe mich letztes Jahr in Piran verliebt, aber dieses liegt gerade mal ein paar Meter auf der Halbinsel und ist außerdem noch in Slowenien. Triest ist schon länger eine meiner Lieblingsstädte, die Mischung aus Italien, Slowenien und "Kakanien" ist hier noch deutlich zu sehen und zu spüren. Auf der anderen (geografischen) Seite kann ich einen Aufenthalt in Opatija verbuchen, allerdings war mir das - trotz des zweifellos Charmes der kaiserlichen Sommerfrische - dann doch etwas zu "alt". Jetzt also Istrien.

Die Küstenstreifen Istriens erinnern eben an Triest oder Piran, die Buchten sind klein und lieblich, die Strände steinig oder mit Kies bedeckt, die Landschaft hügelig. Abseits des Meeres offenbart sich die wahre Schönheit (wie so oft) im Landesinneren - dort wo die Straßen schmäler werden, die Hügel höher und die Vegetation etwas wilder. Und plötzlich findet man sich in der Toskana wieder - überall Hügel mit kleinen Häuseransammlungen darauf und einem Kirchturm, der weithin sichtbar ist. Zypressen fehlen natürlich auch nicht, dann wieder ein paar venezianische Fassaden gefolgt von mittelalterlichen Festungen. Die in südlicheren Gefilden essentiellen Einfamilienhaus-Dauerbaustellen oder Industriebauten sind gut in den Tälern versteckt, unbemerkt vom touristischen Blick :)

Radfahren in Istrien

Wie immer ist das Rad eine großartige Möglichkeit, eine Gegend zu erkunden. Langsam genug, dass man Gerüche, Temperatur und Umgebung ausgiebig wahrnehmen kann, schnell genug, um trotzdem von A nach B zu kommen. Istrien ist von einigen Hauptstraßen durchzogen, auf denen der Gutteil des Verkehrs stattfindet. Schafft man es, diese wenigen Achsen zu meiden, sieht man sich in einem eng verzweigten Netz aus kleinen bis sehr kleinen Straßen wieder, auf denen man großteils ungestört dahinrollen kann. Achtung allerdings vor den ganz kleinen Strichen auf der Karte - hier wartet meist Schotter auf die sensiblen Rennradreifen. Der gelegentliche Autofahrer ist im Allgemeinen tolerant und lässt genug Platz, das Hupen ist durchaus auch als Gruß zu verstehen (und nicht immer nur als Beschwerde oder Drohung - wie das in Österreich der Fall zu sein scheint).

Foto: Merlo de Graia

Wo die Straßen kleiner werden, lässt auch die Qualität des Belags nach. Aufmerksamkeit ist gefragt, um nicht in eines der mitunter recht ausgeprägten Schlaglöcher zu donnern, in der Gruppe sind Handzeichen und deren Weitergabe wichtig. 

Wichtigste Information zum Radeln in Istrien ist aber das hügelige Terrain. Zu den oben erwähnten Dörfern führen kleine aber steile Stiche, oftmals 2-3 Kilometer mit 5-8 Prozent Steigung. Diese kurzen Kletterpartien sind vorhersehbar und kalkulierbar. Überraschender sind die Höhenmeter, die man so im Vorbeigehen sammelt. Das ständig rollende Auf und Ab bringt den Wahoo ins Schwitzen und die Höhenmeterangabe steigt so stetig wie der Puls. Die Faustregel im Landesinneren waren zwischen 100-200 Höhenmeter auf zehn Kilometer. Eine gewisse Grundkondition sollte man also schon mitbringen, bevor man "locker" durch Istrien rollen will.

Foto: Merlo de Graia

Besondere Erwähnung verdient noch der höchste Berg Istriens, der Ucka. An der Ostküste türmt er sich auf und bietet eine verkehrsberuhigte Auffahrt und einen großartigen Ausblick auf beide Küsten der Halbinsel.

Routen

Die Strava-Files zu den vier Ausfahrten während der Pressereise sind hier verlinkt:

Besonders zu empfehlen sind die Ecken rund um Motovun und Groznan, mehr Toskana geht nicht! Der Limski-Fjord ist eigentlich kein Fjord sondern eher ein Kanal, hier hat sich auf einer Länge von zehn Kilometern das Wasser in den Fels gegraben - sehenswert und über eine tolle Straße erreichbar.

Wir hatten während unseres Aufenthalts den absoluten Luxus, von Cycle Croatia mit zwei Mercedes-Bussen zu unterschiedlichen Start- und Zielorten geshuttelt zu werden. Auf diese Weise war es möglich, in kurzer Zeit möglichst viel von Istrien zu sehen und zu erkunden. Wer immer vom gleichen Ort aus auf möglichst viele unterschiedliche Routen starten möchte, der ist vermutlich in Porec am besten aufgehoben - die Ortsausfahrt ist schnell erledigt und man ist flott im Landesinneren. 

Foto: Merlo de Graia

Links und Informationen

Meine Mitreisenden und Freunde - dort gibt es jeweils auch einen anderen Blick auf die Reise zu lesen ;) :

Foto: Merlo de Graia

Disclaimer

Die Pressereise fand auf Einladung der Valamar Gruppe statt.