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Rennradfahren in Bad Waltersdorf

Die Geschichte beginnt genau genommen im Juli 2021. Da war ich bei der Ultra-Radchallenge in Kaindorf im Einsatz, zuerst im dreistündigen Rennen im Sattel und dann - nach rund 4 Stunden Schlaf - als Fotograf während des 24-Stunden-Rennens. Übrigens das bis dato einzige Mal, dass mir mein Whoop-Armband eine Recovery von atemberaubenden 1% ausgespuckt hat…

Dementsprechend hatte ich am Tag nach dem Rennen nur noch wenig Energie, um mir die kleinen Wege und Straßen zwischen Pöllauberg, Hartberg, Riegersburg und Bad Waltersdorf näher anzuschauen. Damit war dann auch schnell klar, dass ich zu einem anderen Zeitpunkt zurückkehren muss - idealerweise in einem etwas entspannteren Setting, zum Beispiel in der Kombination aus Radfahren und Therme! Aber bevor wir uns alledem im Detail widmen, muss ich noch etwas loswerden - keine Angst, ist eh auch Teil der Storyline :)

Nicht nur im Radsport, Radtourismus oder der Rad-Industrie sondern eigentlich überall sind Menschen am Werk. Und das was oft als eher verächtlich „Humankapital“ oder Ressource bezeichnet wird, ist eigentlich das Wichtigste, was eine Marke und ein Unternehmen haben kann. Und oft hängt es an einzelnen Personen, die mit großem Engagement und Antrieb Dinge bewegen oder erst zustande bringen. Und nachdem es derartige Geschichten nur selten an die Öffentlichkeit schaffen, möchte ich an dieser Stelle Anja erwähnen, die nicht nur maßgeblich für den reibungslosen Ablauf des 24h-Rennens in Kaindorf verantwortlich ist, sondern auch Tourismusverbände und Betriebe in der Region mit ihrem Enthusiasmus und der Leidenschaft fürs Radfahren angesteckt hat - Danke an dieser Stelle!

Anja!

Sonst wäre zwar die Oststeiermark nach wie vor so wunderschön wie sie es nunmal ist, aber eben vielleicht nicht so sehr bekannt fürs Rennradfahren. Denn um genau das zu forcieren, haben sich sowohl Tourismusverband als auch Betriebe vor Ort auf Radler*innen eingestellt - allen voran die Therme Bad Waltersdorf. Wer an dieser Stelle einwendet, „OK, Therme ist aber wohl eher zum herumliegen und sich verwöhnen lassen…!“, dem sei entgegnet, dass sich Erholung und sportliche Betätigung keineswegs im Wege stehen, sich vielmehr ergänzen und eine wohltuende Massage vermutlich noch um einiges wohltuender ist, wenn man zuvor ein paar Kilometer gestrampelt ist.

Oststeiermark

Die Region ist auf den ersten Blick vielleicht etwas schwierig zu fassen. Durch Zusammenlegungen von politischen Bezirken, Tourismusverbänden und Marken war es teilweise auch schwierig, den Überblick zu behalten. Aber auch geografisch ist es auf den ersten Blick nicht einfach - spielen sich doch auf recht kleinem Raum erstaunlich viele Übergänge von Landschaften, Regionen und Charakteristika ab. Das hügelige „Alpenvorland“ im Nordwesten Richtung Pöllauberg und weiter Richtung Rosseggers Waldheimat, die beginnenden Weinberge Richtung Burgenland, Landwirtschaft in den welligen Bereichen, eine Landschaft geprägt von (ehemaligen) Vulkanen Richtung Süden - auf einem sitzt nun die prominente Riegersburg.

Im Sattel sind diese Wechsel spannend und im Rennradtempo optimal erlebbar. Auf einer 50 Kilometer langen Schleife rund um Bad Waltersdorf lassen sich beispielsweise alle diese Landschaften in einer Tour vereinen. Eines ist jedoch allgegenwärtig - und ein kurzer Blick auf die Karte der Region schafft hier schnell Klarheit: HartBERG, MitterBERG, PöllauBERG, MasenBERG, StubenBERG, VockenBERG, BuchBERG, ReigersBERG… Ich denke, man weiß was gemeint ist. Aber keine Angst, man ist hier nicht automatisch in einer Höhenmeterorgie gefangen - durch gute Routenwahl kann man sehr gut steuern, was und wie man seine Runden ziehen möchte. Grundsätzlich sind in der gesamten Region auch die Landesstraßen gut mit dem Rennrad befahrbar - entweder direkt auf der Fahrbahn oder teilweise auch auf den begleitenden Radwegen. Vor dem Verkehr muss man hier keine Angst haben, hier sind einzig die großen Bundesstraßen (z.B. B54 Wechsel-Bundesstraße) zu meiden. Wer sich aber auf ein paar Höhenmeter mehr einlassen möchte (oder kann), der findet in unzähligen Nebenstraßen und Güterwegen wahre Erfüllung. Der Kurs des 24h-Rennens rund um Kaindorf ist dahingehend so etwas wie das Kondensat der Region. Wer hier einmal die 17 Kilometer abgespult hat, bekommt einen guten Eindruck über die Möglichkeiten der Region: ein kurzer Abschnitt auf der flachen Landesstraße, sanft-wellige Nebenstraßen zwischen Feldern, knackige und kurze Stiche in Waldstücken, gut Höhenmeter, perfekt abgelenkt durch eine wunderbare Landschaft. Willkommen in der Oststeiermark. Wer also etwas Kraft in den Beinen hat und sich etwas mehr Zeit nehmen möchte, dem sind jedenfalls und unbedingt die kleinen Güterwege und Nebenstraßen ans Herz gelegt!

Routen

Neben der gerade erwähnten Strecke der Ultraradchallenge habe ich noch drei weitere Routen befahren, die ich an dieser Stelle gerne teilen und kurz beschreiben möchte.

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Pöllauberg

Von Hartberg aus geht es auf kleinen Wegen in stetigem Auf und Ab (gefühlt eher Auf… 😉 ) Richtung Pöllauberg, vorbei an St. Anna, Muggental und Oberneuberg. Schon von weitem sieht man, woran man sich annähert: die imposante Wallfahrtskirche Maria Pöllauberg. Ein kurzer Abstecher hinein nach Pöllauberg zahlt sich jedenfalls aus: egal wohin man sich dreht, entweder man schaut auf die Kirche oder ins Tal Richtung Südosten - beides sehenswert! Nach der flotten Abfahrt hinunter nach Pöllau dreht man im Ort am besten eine Runde um das Stift (da und dort auch als „Schloss“ bezeichnet) und holt sich Kaffee und/oder Eis als Wegzehrung für die weitere Runde. Nach ein paar Kilometern auf der Hauptstraße biegt man kurz vor Winzendorf vor dem Kreisverkehr rechts ab und befindet sich gleich wieder auf den genial einsamen Nebenstraßen und fährt zwischen Feldern, kleinen Höfen und unbehelligt von jeglichem Verkehr dahin. Bei Kaindorf fährt man zuerst am Start- und Zielgelände des 24h-Rennens vorbei und dann auch die ersten Kilometer der Strecke bis Ebersdorf. Während die Strecke des Rennens dort rechts in die Hügel abbiegt, führt diese Route weiter auf der Hauptstraße bis Sebersdorf und dann parallel zur Südautobahn wieder zurück nach Hartberg. 

Auf den Masenberg

Startpunkt ist das Thermenhotel Bad Waltersdorf. Von dort geht es zuerst auf ruhigen Straßen nach Hartberg, doch dort geht es dann gleich richtig los. Mit knapp 900 Höhenmetern auf rund 14 Kilometern Länge ist der Masenberg so etwas wie die größte Bergwertung der Region und der Anstieg sollte nicht unterschätzt werden - zum einen aufgrund der Länge, zum anderen aufgrund des Gradienten, der zwar nicht sonderlich steil ist, aber stetig „dahinschmiert“. Gleich aus Hartberg hinaus gilt es aber zuerst einmal den „Ring“ zu bewältigen, mit bis zu 17 Prozent Steigung gewinnt man direkt aus der Stadt hinaus gleich einmal ordentlich an Höhenmetern. Autos sucht man hier eher vergeblich, außer an schönen Tagen, wo sich hier einige Ausflügler tummeln. Es bleibt beschaulich, man radelt zwischen Weilern, Feldern und Wäldern hindurch, einige Male kann man linkerhand in der Ferne die imposante Kirche von Pöllauberg erkennen. Oben auf dem Masenberg gibt es Aussicht und Bewirtung und im Anschluss eine sehr flotte und flowige Abfahrt Richtung Pöllauberg. Dort kann man einen kleinen Abstecher zur Kirche machen (500 flache Meter hin und 500 Meter auf der gleichen Straße wieder retour - siehe vorherige Tour). Danach geht es wieder flott bergab mit wunderbar langgezogenen Kurven bis nach Pöllau. Auf der Hauptstraße zuerst mit etwas mehr Verkehr, danach mit etwas weniger bis Kaindorf, ein paar hundert Meter am Radweg neben(!) der Bundesstraße entlang und dann wieder auf schmalen Straßen nach Stubenberg. Wer bis dahin keine Pause eingelegt hat, wird spätestens mit dem Stubenberg-See eine Gelegenheit finden, die Beine kurz hochzulagern (oder eben ins kühle Nass des Sees zu befördern!). Entlang der Feistritz geht es auf der Hauptstraße bis nach Hainersdorf - hier lassen sich gut die oben bereits angesprochenen Radwege nützen, die oft parallel zu den Landes-/Bundesstraßen verlaufen. Über einen wunderschönen Nebenweg führt die Tour dann über Hohenbrugg zurück nach Bad Waltersdorf. Die letzten Höhenmeter zum Thermenhotel hinauf verlieren jedenfalls jeden Schrecken, wenn man an die regenerierende Sauna oder Massage denkt! ;)

Riegersburg-Runde

Vom Quellenhotel Bad Waltersdorf geht es auf der Hauptstraße zuerst nach Fürstenfeld - neben Hartberg dem zweiten regionalen Zentrum. Im Gegensatz zu den vorherigen Touren, wo die Anstiege noch länger waren, ändert sich hier die Charakteristik etwas. Die Anstieg werden kürzer und steiler - dafür sind die Höhendifferenzen, die es zu überwältigen gibt, insgesamt etwas geringer. Von Übersbach bis Hatzendorf überwindet man die erste Kuppe der Tour, danach nähert man sich auch schon dem wahren Highlight der Tour: der Riegersburg! Besiedelungen gab es dort angeblich schon vor über 6.000 Jahren, eine Burg wurde bereits im 12. Jahrhundert dokumentiert. Wer mit dem Rad nur auf der Durchreise ist, kann den imposanten Anblick genießen, wer mehr Zeit mitbringt, dem bieten sich Einkehren in den umliegenden Buschenschanken an, ein Besuch der Burg oder aber man nascht sich durch die Verkostungsräume des Schokoladenherstellers Zotter. Über zwei weitere kleine Anstiege geht es dann mit dem Rad zurück ins Ilztal, ab dort geht es flach dahin, kurz ins benachbarte Burgenland und abschließend über einen letzten kleinen Hügel zurück nach Bad Waltersdorf.

Die Fotos können leider Saharastaub-bedingt nicht die volle Schönheit der Region wiedergeben.

Stützpunkt Bad Waltersdorf

Viele Landschaftsübergänge und ehemalige Vulkane bedeuten geologische Verwerfungen, diese wiederum bringen oft Thermalwasser und Quellen mit sich - Willkommen also im Thermenland. Schon auf der Autobahn oder beim schnellen Blick durch den Tourismus-Prospekt fallen die vielen Thermen auf, die da und dort vermerkt und angeschrieben sind. Kinder- und Familienthermen, Tagesthermen, Hotels - das Angebot ist vielfältig und maßgeschneidert. Die Heilherme in Bad Waltersdorf mit Quellenhotel, hoteleigener und öffentlicher Therme ist dabei quasi die erste Adresse. Und das Quellenhotel Bad Waltersdorf ist es eben auch, das sich den Rennradsport und das Radfahren im Allgemeinen auf die Fahnen geschrieben hat. Abschließbarer Fahrradraum, Werkstatt, Reinigungsmöglichkeit und (Notfall-)Shuttle sind mittlerweile fast die Mindestausstattung für (Renn)Rad-Reisende und Einschlägige Hotels. Den Unterschied machen in meinen Augen die Angebote, die man eben nicht ohnehin überall im Internet findet und damit einen entsprechenden Mehrwert bieten: Routenempfehlungen, die tatsächliche Strecken sind und keine reinen Planspiele, Menschen, die auch abseits des Offensichtlichen ein paar Tipps geben können und echtes Engagement, wie es sich beispielsweise auch in den Rennradcamps im Quellenhotel Bad Waltersdorf manifestiert.

TSM statt FTP

Einem Körper, dem man beim Radfahren Leistung abverlangt, kann man auch etwas zurückgeben :) Belebendes Thermalwasser zum Beispiel, wohltuende Behandlungen und Massagen oder die Lektüre eines guten Buchs, während man in einer Liege am Außenteich entspannt. Klingt nach Werbeveranstaltung? Ist es auch! :) Wer rein auf der Suche nach mehr Leistung ist (Stichwort „FTP“), der wird sich wohl eher für ein sportliches Trainingslager entscheiden oder sich auf die Kilometerleistung konzentrieren. Wer jedoch ein ausgewogenes Paket sucht, vielleicht Partnerin oder Partner mitnehmen möchte und im gesamtkörperlichen Wohl seine Erfüllung sucht, der kann sich guten Gewissens für einen Aufenthalt in der Heiltherme entscheiden.

Und was bedeutet nun „TSM“? Das ist die „Traditionelle Steirische Medizin“ in Anlehnung an TCM. Und wer dahinter pseudowissenschaftlichen Firlefanz und Marketing-Gags vermutet, wird eines anderen überzeugt werden. Es gab in vergangenen Jahrhunderten und gibt noch immer viel regionales Wissen über Wohlbefinden, einen gesunden Lebensstil und das Lindern von kleinen Wehwehchen (die sogenannten “Kräuterhexen” zum Beispiel). Dieses Wissen aus der Region wurde unter dem Titel „TSM“ zusammengetragen und findet im Quellenhotel Eingang in die Behandlungen, Massagen und vor allem auch die kulinarische Menüplanung. Und spätestens da kann man glauben, was man möchte: Frühstück und Abendessen im Hotel suchen ihresgleichen und auch wenn es unter Umständen nicht die optimale Trainingsnahrung ist, schmeckt es hervorragend und ist gesund. Dafür ist auch entsprechend durch regionale und wertvolle Inhaltsstoffe und Zutaten gesorgt. Ich habe mir einige der Zulieferer des Hotels auf meine Radrouten gelegt und mich davon vergewissert, woher zum Beispiel das Brot beim Frühstücksbuffet stammt. Und da fügt sich dann viel Schönes zusammen, wenn man auf einer fordernden Radrunde am Betrieb vorbeischaut, der gerade das Brot bäckt, das man am nächsten Tag beim Frühstück essen wird!

Rennradcamps

Zum Abschluss noch einmal Radfahren! Von 5.-8. Mai 2022 findet bereits zum wiederholten Male das SPORTaktiv Rennradcamp statt und bietet die Möglichkeit, das eben genannte Verwöhnpaket der Heiltherme mit einem spannenden Rennradurlaub mit geführten Touren zu verbinden. Als Guides fungieren dabei Ultra-Radler Thomas Mauerhofer und die eingangs dieses Blogbeitrags erwähnte Anja Gleichweit - bessere Anleitung für die Region werden wenige bieten können! Und auch das letztes Jahr erstmalig durchgeführte Ladies-Only-Radcamp im Thermenhotel soll dieses Jahr eine neue Auflage erfahren. Alle Infos dazu gibts auf einen Blick auf der Homepage des Thermenhotels